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Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte
Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte
Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte
eBook504 Seiten6 Stunden

Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte

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Über dieses E-Book

Im harten Leben des Wilden Westens prallen Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Es ist eine Zeit, in der alles möglich scheint: eine ruhmreiche Zukunft und unermesslicher Reichtum. Es ist aber auch eine Zeit, die Männer hervorbringt, die das Gesetz nicht achten und mit den Stiefeln treten, die alles zunichtemachen, was andere sich in harter Arbeit erschaffen haben und dafür sogar Menschen töten.

 

Wenn es keine Männer geben würde, Marshals und Sheriffs, die den Pionieren folgen, die unter Einsatz ihres Lebens für ein Gleichgewicht zwischen beiden Seiten sorgen, was wäre das Leben dann noch wert? – Keinen Cent!

 

Von solchen Männern erzählen diese spannenden Geschichten unserer Top-Autoren. – Weitere Anthologien werden folgen.

 

Das Buch enthält folgende ausgewählte Western-Romane und eine neue Erzählung:

Glenn Stirling – Der Henker wartet

Pat Urban – Auf den Spuren eines Mörders

John F. Beck – Shannon und der Coltmarshal

sowie die Erzählung von Tomos Forrest – Was ich nach meiner Hinrichtung erlebte

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Jan. 2022
ISBN9783755404279
Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte

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    Buchvorschau

    Mörder, vom Gesetz gejagt – Western-Sonderedition - Tomos Forrest

    Impressum

    Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

    Cover: © by Steve Mayer mit Kerstin Peschel, 2022

    Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten

    Inhaltsverzeichnis

    Impressum

    Das Buch

    Der Henker wartet

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    17. Kapitel

    18. Kapitel

    19. Kapitel

    20. Kapitel

    21. Kapitel

    22. Kapitel

    23. Kapitel

    24. Kapitel

    25. Kapitel

    Shannon und der Coltmarshal

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    Was ich nach meiner Hinrichtung erlebte

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    Auf den Spuren eines Mörders

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    17. Kapitel

    18. Kapitel

    19. Kapitel

    20. Kapitel

    21. Kapitel

    22. Kapitel

    23. Kapitel

    24. Kapitel

    25. Kapitel

    26. Kapitel

    27. Kapitel

    28. Kapitel

    29. Kapitel

    30. Kapitel

    31. Kapitel

    32. Kapitel

    33. Kapitel

    34. Kapitel

    35. Kapitel

    36. Kapitel

    37. Kapitel

    38. Kapitel

    39. Kapitel

    40. Kapitel

    41. Kapitel

    42. Kapitel

    43. Kapitel

    44. Kapitel

    45. Kapitel

    46. Kapitel

    47. Kapitel

    48. Kapitel

    49. Kapitel

    50. Kapitel

    51. Kapitel

    52. Kapitel

    53. Kapitel

    54. Kapitel

    55. Kapitel

    56. Kapitel

    57. Kapitel

    58. Kapitel

    59. Kapitel

    60. Kapitel

    61. Kapitel

    62. Kapitel

    63. Kapitel

    64. Kapitel

    Über die Autoren

    Das Buch

    Im harten Leben des Wilden Westens prallen Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Es ist eine Zeit, in der alles möglich scheint: eine ruhmreiche Zukunft und unermesslicher Reichtum. Es ist aber auch eine Zeit, die Männer hervorbringt, die das Gesetz nicht achten und mit den Stiefeln treten, die alles zunichtemachen, was andere sich in harter Arbeit erschaffen haben und dafür sogar Menschen töten.

    Wenn es keine Männer geben würde, Marshals und Sheriffs, die den Pionieren folgen, die unter Einsatz ihres Lebens für ein Gleichgewicht zwischen beiden Seiten sorgen, was wäre das Leben dann noch wert? – Keinen Cent!

    Von solchen Männern erzählen diese spannenden Geschichten unserer Top-Autoren. – Weitere Anthologien werden folgen.

    Das Buch enthält folgende ausgewählte Western-Romane und eine neue Erzählung:

    Glenn Stirling – Der Henker wartet

    Pat Urban – Auf den Spuren eines Mörders

    John F. Beck – Shannon und der Coltmarshal

    sowie die Erzählung von Tomos Forrest – Was ich nach meiner Hinrichtung erlebte

    ***

    Der Henker wartet

    von Glenn Stirling

    1. Kapitel

    Entsetzt blickte der alte Halbindianer auf die vier Reiter.

    Wie gelähmt saß der Alte auf seinem zweirädrigen Karren, der mit Trödlerwaren beladen war.

    Die drei Cowboys hatten sich vor das Maultier am Karren aufgebaut.

    Ihr Anführer, ein untersetzter Mann von etwa zweiundzwanzig Jahren mit dunklem Haar, ritt ein Stück weiter, sodass er jetzt mit dem Alten auf gleicher Höhe war.

    »Ich hatte dir vor drei Wochen verboten, über das Gebiet der Broken-C-Ranch zu fahren, weil wir hier keine verdammten Zigeuner wie dich haben wollen!« Der Alte zitterte.

    Sein welkes Gesicht erschlaffte noch mehr. Er, der seiner gemischten Abstammung wegen schon immer verspottet, vertrieben und wie der letzte Dreck behandelt worden war, wagte nichts.

    Auch nicht gegen diesen jungen Burschen, der sich wunder was einbildete, nur weil sein Vater eine große Ranch besaß.

    »Indianer-Joe, wir müssen dir zeigen, dass du nicht tun kannst, was wir dir verboten haben«, sagte der Schwarzhaarige. Er wandte sich seinen drei Cowboys zu, die erwartungsfroh grinsten. Sie alle waren so jung wie ihr Anführer, und das, was jetzt kommen würde, machte ihnen höllischen Spaß.

    Indianer-Joe ahnte das Schlimmste. »Mr. Catlyn, bitte, lassen Sie mich!«, flehte er. »Ich bin ein alter Mann, ich lebe davon, meine Ware zu verkaufen. Es ist doch mein Brot…«

    Der Schwarzhaarige lachte heiser. Dann rief er seinen Cowboys zu: »Werft ihm den Plunder vom Wagen. Werft ihn weit in die Runde, damit er das nächste Mal einen Bogen um das Gebiet der Broken-C macht. Los, Jungs!«

    Er selbst zog den Revolver und richtete ihn auf den Alten, der hilflos wie ein altes Weib auf dem Bock saß und dem Heulen nahe war. Die Cowboys aber ritten beiderseits an den Wagen und rissen die Körbe, Kästen und Flaschen herunter, schlugen kaputt, was nicht widerstand, warfen es weit verstreut auf die Erde und amüsierten sich wie auf einem Rodeo.

    Der alte Indianer-Joe schrie, zeterte und lamentierte, aber es feuerte sie nur noch mehr an. Binnen weniger Minuten war der Wagen abgeräumt, und die Habseligkeiten des Alten lagen mehr oder weniger ramponiert im Kreis um das wackelige Fahrzeug herum.

    Dann schrie der Rancherssohn: »Sage es ruhig, wenn dich einer fragt, dass dir Perry Catlyn den Wagen abgeräumt hat. Sag es, damit sie etwas zu lachen haben. Und jetzt hast du zwei Stunden Zeit, denn wenn wir aus Concho zurückkommen, will ich dich hier nicht mehr sehen. Das nächste Mal brennen wir deinen Mist an und lassen dich barfuß am Schwanze deines Esels laufen, du verdammter Bastard!«

    Der Alte sah fassungslos auf seine Waren, und im Geiste überschlug er den Verlust. Es würde Monate dauern, ehe er wieder mit einem winzigen Gewinn arbeiten konnte. Und viel hatte Indianer-Joe nie verdient.

    Perry Catlyn lachte, als er das verdatterte Gesicht des Alten sah, der wie versteinert auf seinem Karren saß. Dann brüllte er: »Kommt, Jungs, erst reiten wir noch zu Ballard, dann in die Stadt!«

    Sie schossen ihre Revolver in die Luft, dass es dem mickrigen Maultier des Alten in die Glieder fuhr. Vor Schreck vor dem Geknalle machte das Maultier einen Satz, und der unvorbereitete Alte flog vom Bock hinten in den Wagenkasten.

    Die Cowboys und Perry Catlyn schrien vor Vergnügen, dann stoben sie wie die wilde Horde davon.

    Der alte Indianer-Joe aber hatte sich aufgerappelt und drohte ihnen mit der Faust nach.

    »Ich verfluche euch! Ich verfluche dich, Perry Catlyn! Sterben sollst du, sterben, du Lump!«

    Einen Augenblick lang wirkte der hutzelige alte Mann wie einer der ganz großen Häuptlinge. Jetzt sah er mehr wie ein Indianer aus, und in seinen Augen leuchtete der brennende Hass auf die Weißen.

    Es verflog schnell wieder. Als der Alte auf die Trümmer blickte, ernüchterte er und sank wieder in sich zusammen. Dann endlich kletterte er vom Wagen und begann, seine Habseligkeiten zu sammeln.

    Während er es tat, murmelte er: »Ich bete, dass ein starker Mann kommt, und dass er es dir zeigt, Catlyn, dir und dieser verdammten Pest, die du aufgezogen hast. Dir und deinen Söhnen Perry und Ernie.«

    2. Kapitel

    »Das muss Concho sein«, sagte Johnny Stone und deutete auf die Ansammlung von Häusern in der flachen Talmulde.

    Comanche, der neben ihm ritt, nickte.

    »Ja, es ist Concho. Von da noch zweihundert Meilen bis nach Hause.« Er lachte. »Du hast ja zwölfhundert Dollar für unseren Prachtbullen in Sanders bekommen. Vielleicht lässt sich da ein Drink abzweigen. Ich bin schon ausgetrocknet wie eine Aztekenmumie.«

    Der kleine, hagere Cowboy lachte rau auf und griff sich an den Hals, als wollte er demonstrieren, wie trocken es sich dort anfühlte.

    Johnny nickte zustimmend.

    »Klar, wir werden ein paar Stunden Rast einlegen und übernachten. Morgen früh geht es weiter. Ich bin gespannt, wie diese Stadt ist. In Concho bin ich erst einmal gewesen, auch nur sehr kurz.«

    »Wie wird sie schon sein«, meinte Comanche schulterzuckend, »Hauptsache, es gibt Whisky.«

    Es war Nachmittag. Die Sonne stand schon tiefer, die Ocotillos und der Sage warfen lange Schatten. Das in mannhohen Büscheln stehende Grammagras erschien wie funkelndes Gold. Der Himmel war klar und wolkenlos, aber im Westen hatte er eine fast violette Färbung. In der tiefstehenden Sonne glitzerten und blitzten die Scheiben der Häuser, und auf der langen Straße, die durch die kleine Ortschaft führte, gab es nur tiefe Schatten oder grelles Ocker, wo die Sonne hin schien. Je näher die beiden Reiter kamen, desto deutlicher sahen sie alles.

    Concho war eine jener Städte, wo noch viele Mexikaner in einem Ortsteil für sich wohnten, und ihre Häuser unterschieden sich schon im Baustil. Wie viele Menschen in diesen Adobegebräu den zusammen in einem Raum lebten, war Johnny schon immer wie ein Rätsel vorgekommen. Noch mehr aber wunderte es ihn, dass die Bewohner das jahrzehntelang aushielten.

    Der amerikanische Teil der Stadt lag direkt an der Straße, mit Häusern aus Holz. Viele von ihnen waren angestrichen und wiesen die Besitzer als wohlhabend aus. Andere zeigten gar keinen Anstrich und wirkten grau und verwittert. Die Kirche war das einzige Steingebäude, aber ihr mexikanischer Baustil war unverkennbar. Wie ein Bollwerk stand sie zwischen dem amerikanischen und dem mexikanischen Teil der Stadt.

    Das imposanteste Bauwerk war jedoch das Joliy-Hoke Hotel mit der Wells-Fargo-Relaisstation.

    Gegenüber befand sich der einzige Saloon des Ortes in einem abgeblätterten Holzbauwerk, dessen verblasste Aufschrift »Cattlemen’s Saloon« so alt zu sein schien wie das Haus selbst.

    An einem Haltebalken stand ein halbes Dutzend Pferde, auf dem Verandavorbau spielten Kinder und Hunde mehr oder weniger gemeinsam.

    Johnny hatte sein Pferd vor dem Hitchrack pariert und sah sich zu Comanche um, der verkniffen die Straße entlang sah. Comanches faltiges Gesicht und der bronzene Teint, der ihm zu seinem Namen verholfen hatte, wirkten im Sonnenschein wie aus Erz gegossen.

    »Du hattest eine trockene Kehle, hast du gesagt«, meinte Johnny.

    Comanche nickte und blickte wieder die Straße hinab.

    »Sieh dir diese Kerle dort an!«, sagte er.

    Johnny folgte Comanches Blickrichtung und sah ungefähr in Höhe der Kirche vier Cowboys, die hinter einer jungen Mexikanerin her ritten, ihr immer wieder den Weg zu versperren suchten, während das Mädchen wie panisch mit einem großen Tonkrug davonzulaufen suchte.

    Jetzt stolperte sie, der Tonkrug fiel ihr aus den Händen und zerbrach. Die Cowboys bogen sich vor Lachen und stoben davon.

    »Feine Gentlemen, muss man wirklich sagen«, brummte Johnny, der sah, wie das Mädchen die Schürze vors Gesicht presste und offensichtlich weinte. Zwei Jungen, anscheinend auch Mexikaner, kamen zu ihr und hoben die Bruchstücke des Kruges auf, was Johnny völlig sinnlos erschien, denn was sollte das Mädchen damit anfangen.

    Ein alter Mexikaner tauchte auf, sah die Szene und schüttelte drohend die Faust hinter den Cowboys her, die zu weit waren, um das noch zu bemerken. Dann legte er seinen Arm um die Schulter des Mädchens und führte die Weinende auf einen Adobelehmbau zu.

    Als sich Johnny umwandte, sah er den Sheriff. Er war ein älterer Mann mit einer Zigarre im Mund; die Hände über dem Bauch gefaltet, stand er mitten auf der Straße, drehte sich ruckartig um, als er sich beobachtet fühlte, und schlurfte wie ein Greis auf sein Office zu, an dem wie ein zerfetzter Lappen die Staatsfahne mit der aufgehenden Sonne hing, Symbol von Arizona.

    »Der sieht auch nur zu. Feine Stadt, wie?«, meinte Johnny. Der Sheriff musste es gehört haben, aber er drehte sich nicht einmal um.

    »Jetzt muss ich wirklich den Brandy haben«, meinte Comanche. »Dort drüben ist der Korral für die Pferde!«

    Sie brachten ihre Tiere zum Korral und übergaben sie einem Mexikanerjungen, der aussah wie ein kleiner Rebell. Seine Augen funkelten wild, und sein Gesicht war in jäher Wut gerötet.

    Johnny sah ihn an. Er hatte Kinder gern, gleich, ob sie Schwarze, Indianer oder Weiße waren.

    »Was ist mit dir, Pancho?«, fragte er und legte dem etwa Zwölfjährigen die Hand auf die Schulter.

    »Ich heiße Benito«, korrigierte ihn der Junge grimmig. »Das Futtergeld für einen Tag beträgt einen Dollar für zwei Pferde«, fügte er sachlich hinzu.

    Comanche grinste.

    »Hallo, kleiner Freund, die zwei Dollar bekommst du sicher. Aber warum bist du so böse?«

    Da zuckte der kleine Benito herum und sah Comanche wütend an.

    »Soll ich mich freuen, wenn dieses Gringopack meine Schwester belästigt wie eine – eine …

    »War das Mädchen deine Schwester?«

    Der Junge nickte.

    »Und sie machen hier, was sie wollen.«

    »Wer ist denn das, wer ist 'sie'?«, fragte Johnny.

    »Diese Catlyns!«, zischte der Junge, und in der Art, wie er das sagte, lag ein abgrundtiefer Hass.

    »So? Sind das Cowboys aus der Gegend?«

    Der Junge schüttelte den Kopf.

    »Rancher. Der eine von den Vieren da unten war Perry Catlyn, der eine Sohn von Catlyn. Ein Schwein ist der, ein Lump. Er hat immer drei, vier Cowboys bei sich, und die müssen alles tun, was er sagt, sonst werden sie gefeuert. Und dann machen sie hier, was sie wollen. Der Sheriff sieht weg.«

    »Das haben wir auch gesehen. Na, vielleicht begegnen wir diesem Kerl auch noch. Er war nur zu weit weg, ich würde ihn nicht wiedererkennen. Du, Comanche?«

    Comanche schüttelte den Kopf.

    »Nein, so genau habe ich den nicht erkennen können.«

    Johnny gab dem Jungen das Geld und noch zwei Quarter Trinkgeld. Der Junge bedankte sich und rief ihnen nach: »Das beste Essen gibt es drüben im Hotel, Sefiores!«

    »Erst trinken wir einen«, meinte Comanche.

    3. Kapitel

    Der alte Rip Canning, dem dieser Saloon gehörte, stand vor einem der Spieltische, als Johnny und Comanche eintraten. Zufrieden sah der Alte auf seine bildhübsche Tochter, die gerade ein volles Tablett mit gefüllten Schnapsgläsern an einen langen Tisch trug, an dem acht Cowboys einer Ranchmannschaft saßen und nach dem Essen nun trinken wollten.

    An der Theke lehnten drei Männer aus der Stadt, unter ihnen der Schuhmacher, der aussah wie ein Fass auf Beinen, massig und groß, den unheimlichen Bauch an die Einfassung des Tresens gestemmt.

    Rip Canning humpelte auf seinem Holzbein zur Theke zurück, und seine Tochter warf einen schnellen Blick auf Johnny, der ihr zulächelte. Sie lächelte zurück und wäre um ein Haar gegen den Rücken von Tom Tumberley geprallt, der mit seiner Mannschaft hier am Tische saß.

    »Hoppla, Kate, du willst uns doch nicht mit Schnaps taufen?«, rief der hagere Rancher und nahm Kate das Tablett mit den Gläsern ab.

    »Sie ist heute zu sehr in Fahrt«, meinte einer der Cowboys, und alle lachten.

    Kate machte ein spitzbübisches Gesicht und erwiderte kokett: »Ihr glaubt doch nicht, dass euer Anblick mich so in Fahrt gebracht hat, wie?«

    Johnny war hinter der Tür stehengeblieben und starrte Kate fasziniert an. Dieses blonde Geschöpf war genau die Frau, von der er manchmal in einsamen Nächten am Lagerfeuer geträumt hatte. Sie hatte alles, was man einer Frau von Format anrechnete, und sie schien es sogar zu wissen. Als sie mit dem leeren Tablett zurück zum Tresen ging und die Männer fast alle hinter ihr dreinblickten, da schritt sie so graziös, so aufreizend weiblich, dass Johnny schlucken musste.

    Er hatte plötzlich seinen Durst vergessen. Comanche hingegen sah zwar durchaus, dass Kate eine Rassefrau war, aber der lange Ritt durch Hitze und Staub hatten seinen Durst größer werden lassen als alle Sehnsucht nach einer schönen Frau.

    Er stellte sich an den Tresen, winkte dem einbeinigen Keeper und rief dem Alten zu: »Pumaspucke für den lieben Jungen! Es darf ein großes Glas sein, Häuptling!«

    Der alte Rip Canning nickte nur und schoss Flasche und Glas vom hintersten Ende der Theke über die glatte Kupferplatte. Der Schuss war so gekonnt, dass die schlitternde Flasche direkt vor Comanche stehenblieb, während das Glas danach angerutscht kam und zwei Finger breit neben der Flasche zum Stehen kam.

    Comanche quittierte diese meisterliche Rutschpartie mit einem wohlwollenden Grunzen, dann schenkte er sich ein.

    Johnny hatte nur Augen für Kate, und sie bemerkte es nun, blickte ihn aus ihren großen, blauen Augen an und fragte: »Sie auch ein Glas, Fremder?«

    »Ich heiße Johnny«, erwiderte er und zeigte zwei Reihen perlweißer Zähne. Für einen Cowboy eine Seltenheit, und das schien auch Kate aufzufallen.

    »Der Name passt zu Ihnen, Johnny. Ich bin Kate Canning.« Sie kam näher und blieb auf der anderen Seite der Theke vor ihm stehen.

    Er bewunderte ihren Ausschnitt, der groß genug war, um viel ahnen zu lassen, zu klein, um Johnnys Neugier zu befriedigen. Sie bemerkte es und verschränkte die Arme vor der Brust.

    »Wussten Sie, Kate, dass ich Sie seit Jahren kenne, ohne Sie je vorher wirklich gesehen zu haben?«, fragte Johnny.

    Comanche, der solche Einleitungen Johnnys schon mehrfach gehört hatte, wandte sich gelangweilt ab und begann ein Gespräch mit dem dicken Schuhmacher.

    Für Kate war diese Einleitung neu. Sie lächelte und fragte naiv: »Aber wie denn? Entweder haben Sie mich schon gesehen oder …«

    »Ihr Bild stand vor mir schon tausendfach als Traum meiner schlaflosen Nächte. Ich träumte …«

    Sie lachte glockenhell auf, beugte den Kopf zurück, und ihr langes Blondhaar fiel wie goldene Seide auf ihren Rücken. Der hellhäutige Hals verlockte Johnny, diese samtweiche Haut anzufassen.

    Sie sah ihn wieder an, und ihre Blicke begegneten sich. Eine Weile waren sie beide ernst.

    In diesem Augenblick erzählte Tom Tumberley, der Rancher der Cross Ranch, einen Witz. Alle, bis auf Kate und Johnny, hörten zu. Comanche wieherte wie ein alter Gaul. Dann erzählte Rip Canning einen neuen Witz. Niemand achtete noch auf Johnny oder Kate.

    Die beiden sahen sich nur an. Sie mussten sich wie auf einer Insel Vorkommen, denn keiner der beiden hatte Augen für das, was um ihn geschah.

    »Du gefällst mir, Cowboy«, sagte Kate leise, und es klang, als würde sie Johnny schon ein Menschenleben lang kennen.

    »Wie lange hast du noch hier zu tun, Kate?«, fragte Johnny und spürte ein immer stärker werdendes Verlangen, dieses Mädchen in die Arme zu nehmen. Er legte ihr die Hand auf den Arm und zog sie etwas näher heran. Sie widerstrebte nicht, und als im Raum wieder eine Lachsalve losbrach, sagte Kate: »In zehn Minuten werde ich hinten am Stall sein.«

    Johnny hatte noch immer die Hand auf Kates Arm, und sie ließ es geschehen.

    Plötzlich war es totenstill im Raum. In diese Stille hinein sagte eine barsche Stimme: »Nimm die Pfoten von Kate!«

    Johnny sah, wie Kate mit einem Mal steif wurde, wie ihr Gesicht erbleichte.

    Er wandte sich zur Seite und sah einen großen Burschen in Cowboykleidung, mit der Hand am Revolvergriff. Der Mann war noch jung, knapp über die Zwanzig, und sein Gesicht hatte sich im Zorn dunkel verfärbt. Eine Strähne seines schwarzen Haares hing ihm wirr in die Stirn; der Hut saß schief.

    Niemand im Saloon sagte etwas. Alle starrten auf den Mann hinter der Tür, der hasserfüllt auf Johnny blickte.

    »Nimm die Pfote von ihr!«, schnarrte der Dunkelhaarige erneut, und seine Hand zog den Revolver ein Stück aus dem Holster.

    Johnny ließ Kate los und drehte sich dem anderen zu.

    »Perry, es – es war doch nichts. Ich – ich …« Kate brachte keinen vernünftigen Satz heraus. Die Angst vor dem, was kommen könnte, schnürte ihr die Kehle zu.

    »Reg dich nicht auf, Kleines«, sagte Johnny beschwichtigend, ohne diesen Perry dabei aus den Augen zu lassen.

    »Ich gebe dir drei Sekunden«, keuchte dieser Perry, »und dann bist du auf dem Weg zu deinem Gaul und reitest aus der Stadt. Eins …«

    Johnny lächelte kalt. Es wäre das erste Mal, dass er sich so einem Burschen beugen würde. Und er sah dazu nicht den geringsten Grund.

    Perry, der sich offenbar überlegen fühlte und sich dazu vielleicht für einen schnellen Schützen hielt, zumal er den Revolver bereits in der Hand hatte, wollte es wissen.

    »Zwei.«

    Johnny stand lässig, und niemand sah ihm die Spannung an, die in ihm war. Dass dieser Perry den Revolver herausreißen und schießen würde, war ihm klar. Das stand in den Augen dieses Burschen geschrieben. Aber er wollte nicht einen Schritt zurückgehen. Was fiel diesem aufgeblasenen Kerl ein, sich wie ein betrogener Ehemann aufzuspielen?

    »Drei.«

    Perry riss den Revolver heraus, hob ihn hoch, drückte ab. Der Schuss raste genau dorthin, wo Johnny eben noch gestanden hatte. Aber Johnny war nicht mehr da. Während das Blei aus Perrys Revolver die Theke in Bauchhöhe aufmeißelte, war Johnny schon mit einem Satz zur Seite gesprungen, hatte im Sprung den Revolver gezogen und abgedrückt.

    Perry hatte, als Johnny sprang, noch dessen Bewegung folgen wollen und war herumgewirbelt. Aber diese Bewegung wurde ihm zum Verhängnis. Johnnys auf die Schulter gezielter Schuss traf ihn genau in die Brust, warf ihn bis zur Pendeltür zurück und ließ ihn dort zu Boden schlagen. Zwei Sekunden später war er tot.

    Entsetzen lähmte alle Menschen im Raum. Johnny, der Linkshänder, stieß eine neue Patrone in die Kammer und schob mit seiner Linken den Revolver wieder in das Holster.

    Kate hatte die Hände vors Gesicht gepresst und schluchzte. Big Canning war der Erste, der den Bann der Erstarrung brach. Er kam auf seinem Holzbein angehumpelt, beugte sich über den toten Perry, hob den Kopf und sah Johnny an, der mit unbewegtem Gesicht dastand.

    »Junge«, sagte der Alte, »jetzt solltest du verflucht schnell reiten. Er ist tot. Perry Catlyn ist tot!«

    Unbeeindruckt meinte Johnny: »Hätte ich mich von diesem Narren umbringen lassen sollen?«

    Der Alte richtete sich auf und trat vor Johnny.

    »Der Narr war der Verlobte meiner Tochter. Und er war auch Jeff Catlyns Sohn. Catlyn gehört die größte Ranch hier. Der hat mehr Macht in diesem County als der Sheriff und wir alle zusammen. – Du solltest reiten, Junge, sehr schnell und sehr weit! Wenn du es überhaupt noch schaffst…«

    Der Rancher Tom Tumberley war aufgestanden und stellte sich neben den Alten. Er sah Johnny an und meinte väterlich: »Er hat recht, Cowboy. Es mag tausendmal Notwehr sein, und die war es ja auch, aber für Jeff Catlyn bestehen andere Gesetze. Reite, und tu es sehr schnell!«

    »Es wird ja wohl einen Sheriff hier geben«, meinte Comanche, der nun endlich auch einmal zu Worte kam.

    Die Männer drehten sich zu ihm um.

    »Ja«, sagte Tumberley, »den gibt es. »Aber ebenso gut kannst du den Stern einem von Catlyns Cowboys geben; es kommt aufs selbe heraus.«

    In diesem Augenblick betrat der Mann den Saloon, von dem eben die Rede gewesen war: Sheriff McGhee, gefolgt von einem baumlangen Mann, der etwas vorgeneigt ging und dem man die Neigung zur Brutalität, aber auch die Feigheit offen in den Kojotenaugen ablesen konnte.

    Der untersetzte, spitzbäuchige Sheriff sah den Toten, nahm den Hut ab, und sein weißes Haar leuchtete im Abendsonnenschein, der durch den freien Raum über der Tür in den Saloon fiel.

    Nach kurzer Zeit hob McGhee den Kopf und blickte in die Runde. Sein Blick heftete sich auf Johnny, und er fragte knapp: »Sie?«

    »Notwehr«, entgegnete Johnny. »Er zog und schoss lange vor mir.«

    Johnny sah es dem Sheriff an, dass der die Tatsache der Notwehr zwar nicht bestritt, sie aber in diesem Fall absolut nicht als Freispruch für den Schuss wertete.

    »Ich muss Sie verhaften. Wie heißen Sie?«

    »Stone, Johnny Stone«, erwiderte Johnny gelassen. »Es gibt gar keinen Grund für eine Verhaftung.«

    »Das wäre ja noch schöner!«, rief Comanche. »Dieser Kerl kommt herein und …«

    Der Sheriff wandte sich dem baumlangen Mann zu, der hinter ihm stand, und jetzt sah auch Johnny den Deputy-Stern an dessen Brust.

    »Phil, entwaffne ihn!«

    Der Lange blickte Johnny ausdruckslos an wie eine Bulldogge. Dann schob er sich näher. Als er vor Johnny stand, den er um mehr als Haupteslänge überragte, wollte er nach Johnnys Revolver greifen.

    »Bleib mir von der Figur«, fuhr ihn Johnny an, und der Lange stierte verblüfft, blieb mit ausgestrecktem Arm wie paralysiert stehen und sah sich dann hilflos nach McGhee um.

    »Stone, Sie sind verhaftet, leisten Sie keinen Widerstand!«, rief der Sheriff.

    »Sie können den Mann nicht wegen Notwehr einsperren!«, protestierte Comanche.

    »Es war wirklich Notwehr«, sagte auch Rip Canning.

    McGhee wurde unsicher. Johnny war es, als lausche der Sheriff zur Straße hin, als schien er von dort jemanden zu erwarten. Dann aber trat er auf Johnny zu und sagte scharf: »Stone, Sie lassen sich jetzt entwaffnen und festnehmen, oder Sie verstoßen gegen das Gesetz. Dann müsste ich Gewalt anwenden!«

    »Reite, Junge, reite schnell!«, raunte Rip Canning. »Hau ab!«

    Johnny musterte den Sheriff. Der würde ihn nicht aufhalten. Und die Männer im Saloon, vor allem jene um Tom Tumberley, würden gar nicht erst den Versuch machen. Der lange Deputy bildete auch kaum ein Hindernis.

    Dennoch wollte Johnny nicht fliehen. Es kam ihm unwürdig und lächerlich vor. Wer war denn dieser Jeff Catlyn, dass ein Mann vor ihm fliehen musste, wenn er in Notwehr gehandelt hatte? Nein, sagte sich Johnny, ich bleibe. Ich will doch mal sehen, wo hier Recht und Gesetz ist.

    »Hau ab!«, zischte Comanche, der dicht neben Johnny getreten war. »Ich decke die Flucht.

    Der Sheriff schien wohl auch zu hoffen, dass Johnny fliehen würde. Er war etwas zur Seite getreten und zog auch den langen Deputy am Ärmel ein Stück aus dem Weg. Deputy Phil Anderson begriff diesen plötzlichen Gesinnungswechsel nicht und sah seinen spitzbäuchigen Chef ein wenig ratlos und einfältig an.

    Es war die Chance, und Johnny zögerte. Ja, er wollte sie wirklich nicht nutzen, und das verblüffte den Sheriff eigentlich noch mehr als alles andere. Er schien fest mit einer Flucht gerechnet zu haben, fand diesen Ausweg sogar als die beste Lösung, weil er die Catlyns kannte, aber auch den Text des Gesetzes noch in Erinnerung hatte.

    Plötzlich erschienen drei Cowboys an der Tür. Rip Canning sah sie zuerst und murmelte: »Catlyns Cowboys, sie waren vorhin noch mit Perry zusammen …«

    Die drei blickten über die Tür hinweg in den Saloon. Wie gebannt starrten sie auf den Toten. Einer von den dreien machte sofort kehrt und verschwand.

    »Jetzt hast du noch zwei Stunden Zeit, Junge«, zischte Rip Canning Johnny zu. »Dann ist Catlyn mit seiner ganzen Mannschaft hier.«

    4. Kapitel

    Mit dem Auftauchen der beiden Catlyn Cowboys schlug im Saloon die Stimmung blitzartig um. Mit einem Mal nahmen auch Tumberley und seine Mannschaft eine drohende Haltung gegen Johnny ein. Sie kreisten ihn ein, und die beiden Männer von Catlyn traten nun in den Saloon. Der eine war ein blonder Bursche mit einem Jungengesicht, der andere wirkte verkniffen und aggressiv. Er war klein und hatte etwas von einem Kobold an sich.

    Kaum war er im Saloon, rief er mit einem giftigen Unterton: »Wer war der Skunk, der Perry …«

    Johnny hörte den »Skunk« und flog nach vorn. Aber jetzt hatte sich alles verändert, und er schien es nicht gemerkt zu haben. Als Johnny auf den kleinen Cowboy losgehen wollte, warf sich Deputy Anderson mit seiner ganzen Länge dazwischen, und von hinten schlug Tumberley mit dem Revolverkolben zu.

    Comanche, der das alles hatte verhindern wollen, bekam plötzlich die gemeinsame Front der Cowboys zu spüren, die vorhin noch mit ihm wie alte Freunde geplaudert hatten. Jetzt warfen sie sich auf ihn und schlugen ihn nieder. Er hatte nicht die mindeste Chance, gegen acht Männer anzukommen. So entging ihm, dass Johnny bewusstlos zusammengebrochen war, ihm von Anderson Handschellen angelegt wurden und ihn dann Deputy und Sheriff wie ein erlegtes Stück Wild aus dem Saloon über die Straße schleiften.

    Als Comanche wieder klar denken und sehen konnte, lag er im Schuppen von Rip Cannings Hof. Der Alte stand vor ihm, seine Tochter kühlte Comanches Stirn.

    »Junge«, sagte der Alte, »ich habe dich mit Kate hierhergebracht, da bist du sicher. – In dieser Stadt hat dein Freund keine Chancen. Gar keine. Niemand wird sich euretwegen mit Catlyn anlegen. Ihr hättet beizeiten fliehen müssen. Nun ist es zu spät – viel zu spät. Sie werden deinen Partner aufhängen.«

    »Es war Notwehr«, erwiderte Comanche.

    »Ja, das war es, aber das wird Catlyn nicht interessieren. Er ist hier das Gesetz, und was er sagt, das gilt. Dein Partner hat Catlyns Sohn erschossen. Dafür wird sich Catlyn rächen.«

    Comanche begriff schlagartig, dass er allein nicht helfen konnte.

    »Und der Sheriff?«

    Rip Canning stampfte mit dem Holzbein auf.

    »McGhee ist ein Niemand. Er hat gute Eigenschaften, aber er wagt nichts, was gegen Catlyn geht. Nichts, Cowboy.«

    »Wo bekomme ich Hilfe?«, fragte Comanche.

    Der alte Rip Canning lachte grimmig.

    »Hilfe? Hier? Nirgendwo. Catlyn hat sie alle in der Tasche. Ich muss sehen, dass ich Kate wegbringe. Er wird glauben, dass sie es war, die deinem Partner Mut gemacht hat. Catlyn glaubt, er hätte sie gepachtet für seinen Sohn. Kate hat Perry nie haben wollen, aber eines Tages ist Perry gekommen, hat den Alten mitgebracht und mir gesagt, dass er sich mit Kate verloben wolle. Was sollte ich machen? Sie hätten mir das Haus über dem Kopf angezündet und mich zuvor halbtot geschlagen, wenn ich nein gesagt hätte. Ja, Junge, sieh zu, dass du wegkommst, bevor sie dich auch mit einlochen. Bis jetzt haben sie dich vergessen. Aber vielleicht erinnern sie sich noch.«

    Comanche richtete sich auf, wischte sich über die Augen und sagte heiser: »Ich werde Hilfe holen. Ich werde unsere Mannschaft herbringen, vielleicht schaffe ich das noch. Wann werden sie Johnny verurteilen? Ist ein Richter in der Stadt?«

    Der alte Rip Canning schüttelte den Kopf.

    »Es gibt hier keinen Richter, Junge. Der nächste ist in Camp Bowie, und das ist verflucht weit. Außerdem ist es ein Militärrichter der Territoriums Verwaltung. Er wird erst einen Bundesrichter anfordern, und das dauert. Aber solange wartet Catlyn nicht. Er ist hier der Vigilante Chef. Da hat er sich auch das Amt des Friedensrichters unter den Nagel gerissen, obgleich es keine Behörde anerkennt. Die Leute hier aber nehmen es hin. Sie lassen sich alles gefallen, was von Catlyn kommt – müssen es sich gefallen lassen.«

    »Dieser Tumberley ist ein Kojote«, grollte Comanche. »Mit seiner Mannschaft hätte er …«

    Der alte Rip schüttelte den Kopf.

    »Nein, Junge, er ist in Ordnung, aber er kann nichts tun. Wenn er sich gegen Catlyn stellt, sperrt der ihm das Wasser. Und nur auf Catlyns Weiden sind Wasserstellen. Er duldet Tumberleys Vieh nur dort. Wenn er will, lässt er Tumberleys Rinder verdursten, und es gibt kein Gesetz, das Tumberley schützt.«

    »Eine feine Gegend ist das«, meinte Comanche.

    »Das einzige, was hier hilft, ist eine starke Ranchmannschaft. Und das müssen eisenharte Jungs sein, damit sie mit Catlyns Crew fertig werden. Catlyn hat drei Revolvermänner in seinem Haufen. Einer ist der kleine Giftpilz, dieser Hiram Sonley, mit dem dein Partner fast zusammengeraten wäre, der andere ist dir vielleicht sogar dem Namen nach bekannt: Gus Adolphe. Und der dritte ist Steff Lion, vielleicht der anständigste von allen Catlyn-Männern. Steff ist vorhin noch in die Stadt gekommen, gerade, als wir dich aus dem Saloon geschleift haben. Bald wird auch Catlyn mit der ganzen Mannschaft hier sein. Hau ab, Junge, hau ab, bevor sie dich auch einlochen!«

    Comanche sah das Mädchen an. Kate lächelte matt und nickte, aber er sah ihr an, wie groß ihre Angst war. Nichts von dem koketten, ein wenig kessen Benehmen des Mädchens war übriggeblieben. Jetzt hatte die hübsche Kate nur noch Angst vor dem Zorn Catlyns.

    »Ich bringe Kate weg«, sagte der Alte, als hätte er Comanches Gedanken erraten. »Ich bringe sie zu meinem Bruder; er hat zwanzig Meilen von hier eine Farm. Da ist sie sicher.«

    Comanche nickte dem Alten dankbar zu.

    »Gut, ich werde reiten, aber nicht, um wegzubleiben.« Er sah Kate an und lächelte hart. »Ich komme wieder, und wir holen Johnny heraus. Hoffentlich schaffe ich es. Wo bekomme ich frische Pferde?« Die Frage richtete er an Rip, und der nickte eifrig.

    »Hinten im Korral sind drei gute Pferde. Sie gehören mir. Nimm dir zwei mit, wechsele sie rechtzeitig. Wohin willst du?«

    »Nach Tombstone.«

    »Verflixt, das ist zu weit. Du schaffst es nicht. Ist eure Mannschaft groß?«

    »Jeder Mann zählt doppelt«, erwiderte Comanche.

    »Zweihundert Meilen, Junge, das ist eine lange Reise. Und wieder zurück – hmm, ich weiß nicht. Du wirst zu spät kommen, viel zu spät!«

    »Abwarten!«

    »Nimm dir die beiden Pferde und reite. Jetzt, sofort, gleich!«

    Comanche zweifelte noch immer, ob Catlyn bis zum Äußersten gehen würde.

    »Ist es sicher, dass sie Johnny hängen wollen? Das wäre doch Mord!«

    Der alte Rip lachte rau.

    »Catlyn hat andere Bezeichnungen dafür. Ja, Junge, es ist todsicher, dass sie ihn hängen, absolut sicher! Ich kenne Catlyn, und ich kenne diese Stadt. Die einzigen, die offen gegen Catlyn protestieren, sind die Mexikaner, aber sie haben auch keine Chance gegen ihn, gar keine.«

    »Gut, ich reite!«, erklärte Comanche entschlossen.

    »Gott steh dir bei, Junge«, murmelte der Alte.

    5. Kapitel

    Als Johnny zu sich kam, sah er über sich den abgefallenen Kalk einer Hausdecke. Er versuchte, den Kopf zu drehen, aber es schmerzte stechend im Hinterteil des Schädels. Er tastete danach und spürte das klebrige, gerinnende Blut einer Wunde.

    Als es ihm endlich unter Schmerzen gelang, den Oberkörper zu heben, sah er die Zelle, in der er lag. Er selbst befand sich auf

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