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Burnout: Burnout in der sozialen Arbeit
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eBook410 Seiten3 Stunden

Burnout: Burnout in der sozialen Arbeit

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Über dieses E-Book

Das Phänomen des "Ausbrennens" ist bei Menschen, die langjährig in der sozialen Arbeit tätig sind, häufig gut bekannt. Dies müsste nach Meinung der Autoren nicht sein. Sie setzen sich mit dem "Ausbrennen" (Burnout) in der sozialen Arbeit auseinander, versuchen das Phänomen zu erklären und zeigen Bewältigungsstrategien auf.Nach Meinung der Autoren ist soziale Arbeit ein Handlungsfeld, das zufriedene, motivierte und engagierte MitarbeiterInnen benötigt und verdient. Dieses Buch soll dazu beitragen, dass Idealismus und Engagement erhalten bleiben!
SpracheDeutsch
HerausgeberZIEL Verlag
Erscheinungsdatum11. Dez. 2009
ISBN9783965570795
Burnout: Burnout in der sozialen Arbeit

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    Buchvorschau

    Burnout - Sindy Röhrig

    1. Was ist Burnout?

    „Wer je ein ausgebranntes Gebäude gesehen hat, der weiß, wie verheerend so etwas aussieht. Ein Bauwerk, eben noch von pulsierendem Leben erfüllt, ist nun verwüstet. Wo früher Geschäftstätigkeit herrschte, finden sich jetzt nur noch die verkohlten Überreste von Kraft und Leben. Ein paar Ziegel und Zementbrocken mögen stehengeblieben sein, ein paar leere Fensterrahmen. Vielleicht ist sogar die äußere Hülle des Gebäudes noch erhalten. Wer sich jedoch hineinwagt in die Ruine, wird erschüttert vor dem Werk der Vernichtung stehen" (Freudenberger 1981, S. 13).

    Als „Erfinder von Burnout stellt Herbert Freudenberger einen Vergleich dar, dass Menschen wie Gebäude ausbrennen können, „selbst wenn die äußere Hülle noch mehr oder weniger unversehrt erscheinen mag. (…) dass (diese Menschen) leiden, läßt sich nicht leugnen. Ihr Leben scheint seinen Sinn verloren zu haben (a.a.O., S. 13).

    So suchten Menschen, die oft nicht mehr in der Lage waren, mit ihrer Familie, Freunden und Mitarbeitern zurechtzukommen, seine Praxis auf. Sie waren müde, frustriert und nur unter erhöhtem Energieaufwand in der Lage, den einmal eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.Die doch oft unterschiedlichen Menschen fingen mit hohen Erwartungen an, um bestimmte Ziele zu erreichen. Fast ihr ganzes Leben lang waren sie energiegeladen, enthusiastisch und optimistisch.

    Diese Fälle sind nicht neu. Bereits in Thomas Manns Roman Buddenbrooks weist die Figur des Senators Thomas Buddenbrook zahlreiche Burnout- Züge auf. „Die phantasievolle Schwungkraft, der muntere Idealismus seiner Jugend waren dahin, (er) fühlte sich unaussprechlich müde und verdrossen (…) jedes Wort, jede Bewegung, jede geringste Aktion unter Menschen (waren) zu einer anstrengenden und aufreibenden Schauspielerei (geworden)" (Mann, 1963, S. 633).

    Aber Ausbrennen muss nicht immer nur Verzweiflung signalisieren. Wird es erst einmal, mit einem ehrlichen Blick auf sich selbst, erkannt und berücksichtigt, kann aus Verzweiflung Hoffnung werden. „Bei jedem Brand stieben die Funken (…) mit Funken läßt sich ein Feuer von neuem entfachen!" (Freudenberger, 1981, S. 20).

    1.1 Begriffsgeschichte in den USA und Deutschland

    Der Burnout-Begriff selbst wurde aus der Alltagssprache entnommen. Um die Bildhaftigkeit begreiflich zu machen, ist es lohnenswert, seine Zusatzbedeutung näher zu betrachten. In deutscher Übersetzung bedeutet Burnout („to burn out) auf den technischen Bereich bezogen, soviel wie: das Erlöschen, Ausgehen von Kerzen oder eines Feuers, das Durchbrennen von Brennstoffelementen bei Überhitzung, das Ausbrennen einer Antriebsstufe einer Rakete oder das Abbrennen von Häusern. Auf den Menschen bezogen bedeutet „feel burned out, sich erschöpft fühlen bzw. „burn oneself out" sich kaputtzumachen, sich völlig zu verausgaben (Brockhaus, 1995 und 1996, Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 1992).

    Der Begriff Burnout wurde in Amerika von dem deutschstämmigen Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger (1974) mit einem Beitrag für das Journal of Social Issues eingeführt. Der Begriff diente ihm zur Beschreibung von ursprünglich engagierten Sozialarbeitern, Psychologen und Ärzten in freien Kliniken, die oft nach kurzer Zeit Symptome von Erschöpfung und Müdigkeit zeigten. Zudem waren sie zu gereizten, misstrauischen und halsstarrigen Mitarbeitern geworden, „bei denen negative und zynische Einstellungen zur Arbeit und den KlientInnen vorherrschten (Wagner, 1993, S. 2). Nach den Worten von Freudenberger bedeutet Ausbrennen „sich entleeren. Die eigenen körperlichen und seelischen Reserven erschöpfen. Sich selbst bei dem Versuch zerstören, unter Aufbringung aller Kräfte unrealistische Erwartungen zu verwirklichen, die selbstgesetzt oder vom Wertsystem der Gesellschaft aufgezwungen sind (Freudenberger, 1981, S. 38).

    Freudenberger in New York und ab 1976 insbesondere Christina Maslach und Ayala Pines in Kalifornien reservierten diesen Begriff für helfende Berufe. Die Beanspruchung durch die Arbeit mit Klienten wurde als ursächlich angenommen. Schließlich kamen auch ganz andere Berufsgruppen und der private Lebensbereich ins Blickfeld. In einer Vielzahl von Veröffentlichungen (z.B. Maslach, 1982; Pines, 1983; Edelwich, 1984), Workshops und Forschungsprojekten wurde, zuerst in Amerika, Burnout als Thema aufgegriffen.

    1980 erschien in Deutschland die Übersetzung von Freudenberger und Richelson „Ausgebrannt, die nach kurzer Zeit bereits vergriffen war. Danach (1983) sorgten ein Vorabdruck von Aronson, Pines & Kafry in „Psychologie heute und später das Buch „Ausgebrannt – Vom Überdruss zur Selbstentfaltung" für weitere Aufmerksamkeit. Seitdem folgten erste Veröffentlichungen deutscher Autoren, die theoretische und empirische Arbeiten durchführten, z.B. die Berliner Forschungsgruppe um den Hochschullehrer und klinischen Psychologen D. Kleiber (Enzmann & Kleiber, 1989) oder die Monographie von Burisch (1990).

    Wie bereits im Vorwort erwähnt, sind seit der ersten Veröffentlichung dieses Buches (2003) viele Schriften über Burnout in die Schlagzeilen gekommen. Hauptsächlich ist dies bei der Benutzung des Internet erkennbar. Gibt man z.B. alleine das Wort „Burnout bei „Google als Suchbegriff ein, erscheinen dazu über 13 Millionen Links. Bei „Burnout in der sozialen Arbeit sind es über 100.000 Links und „Hilfen bei Burnout über 600.000 Links (Stand 09/09).

    In Deutschland vermutet das Forum Pharmazie, „dass sieben bis neun Prozent aller Arbeitstätigen Personen in Deutschland stark burn-out gefährdet sind, Tendenz steigend. In einigen Berufsgruppen sollen sogar bis zu einem Viertel der Arbeitenden an Burnout leiden." (mono, 2009)

    Trotzdem ist das Burnout-Syndrom bislang nicht als anerkannte Krankheit im Leistungskatalog der Krankenkassen verankert und somit in den Gesundheitsberichten der Kassen auch nicht gesondert aufgeführt.

    In der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD 10 – Version 2009) ist Burnout in das Kapitel „Personen, die das Gesundheitswesen aus sonstigen Gründen in Anspruch nehmen, in die Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten der Lebensbewältigung eingeordnet (ICD 10, Z 73). In diese Klassifikation zählen z.B. auch „Stress – anderenorts nicht klassifiziert, „Mangel an Entspannung oder Freizeit oder auch „unzulängliche soziale Fähigkeiten – anderenorts nicht klassifiziert". (DIMDI, 2009)

    1.2 Definitions- und Abgrenzungsproblematik

    Bereits Wagner hat 1993 geschrieben, dass „der Burnout-Begriff selbst (…), ganz im Widerspruch zu seiner intuitiven Verständlichkeit und (vor-)schnellen Popularisierung, bisher wenig geklärt (ist)". Das ist bis heute noch gültig.

    Diese begriffliche Ungenauigkeit führt bis in die heutige Zeit zu einer immensen Definitions- und Abgrenzungsproblematik und zieht sich wie ein roter Faden durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung. So ist noch nicht geklärt, „ob ‚Burnout‘ tatsächlich eine spezifische und für bestimmte Berufe typische Befindensbeeinträchtigung darstellt" (a.a.O., S. 2). Obwohl Maslach (1982) und Pines (1983) den Begriff für helfende Berufe reservierten, gibt es Anzeichen dafür, dass ähnliche Phänomene auch bei anderen Berufs- und Personengruppen anzutreffen sind.

    So faßte Gusy (1995) die im Zusammenhang mit Burnout stehenden untersuchten (Berufs-) Gruppen in einer Tabelle zusammen. Dazu zählen neben den psychosozialen Arbeitsfeldern der Sozialarbeiter, Lehrer, Psychologen und Ärzte auch Yuppies, Bibliothekare oder Ehepartner. Gusy (1995) schreibt weiter: „Nicht also die helfende Interaktion, sondern die Beanspruchung durch den arbeitsbedingten Kontakt zu anderen Menschen wird somit zum Kernstück von Burnout. Was allerdings das Charakterische an helfenden Interaktionen ist und ob und wie sich diese von anderen Interaktionen unterscheiden, ist nicht genauer herausgearbeitet" (Gusy, 1995, S. 23).

    Bereits Farber (1983) beschrieb das stetig wachsende Interesse und die Versuche, Burnout mit immer vielfältigeren Problemen und immer mehr Personen- und Berufsgruppen in Verbindung zu bringen, besonders zutreffend: „it some times appears as if each week the media identifies another group of workers as ‚burned out‘" (Farber, 1983, S. 1).

    Durch diese Entwicklungen kam es zu ganz unterschiedlichen Bewertungen. Einerseits gab es die Reaktion von Maslach (1982), dass die Verwendung des Begriffs als Modeerscheinung oder als abschreckendes Beispiel einer Pop-Psychologie mit bloßem Oberflächenglanz und ohne Substanz anzusehen oder seine spontane Verständlichkeit als Gefahr zu betrachten sei, andererseits die Einschätzung nach Farber (1983), wonach Burnout ein ernstzunehmender Gegenstand ist, der das Wohlergehen nicht nur von Millionen Angehöriger sozialer Berufe, sondern genauso das ihrer Millionen Klienten betrifft. „It is a serious issue that affects the welfare of not only millions of human service workers but of their tens of millions of clients as well" (Farber, 1983, S. 1).

    1.3 Symptome

    Um sich weiter dem Begriff „Burnout" zu nähern, besteht die Möglichkeit der Betrachtung der Symptome. In einer Reihe von Studien werden die beobachteten Symptome bei Helfern als Ausgangspunkt genommen. Dazu zählen laut Gusy (1995) die Autoren: Cherniss, 1980; Freudenberger 1974; Enzmann & Kleiber, 1989 und Schaufeli, 1992. Diese berichten, dass die Symptome sehr vielschichtig und zum Teil gegensätzlich sind. So reichen die Beschreibungen von Konzentrationsstörungen über häufiges Fehlen am Arbeitsplatz bis hin zu verminderter Empathie.

    Besonders anschaulich ist der Versuch, diese Phänomene zu systematisieren, bei Gusy (1995) zu finden. Obwohl er letztendlich diese Symptomliste als ungeeignet befindet, „(es) bleibt offen, welche Symptome obligat und welche fakultativ sind" (Gusy, 1995, S. 26), übernahm er die Klassifikation (Abb. 1) von Schaufeli (1992).

    Abb. 1:   Tabelle nach Schaufeli (1992) in (Gusy, 1995, S. 25)

    Schaufeli differenziert die Symptome in fünf Kategorien; psychisch, physisch, verhaltensbezogen, sozial und einstellungsbezogen.

    Die psychischen Symptome beinhalten emotionale (z.B. Frustration), kognitive (z.B. Konzentrationsstörungen) und motorische (z.B. Verspannungen) Beeinträchtigungen. Die physischen Symptome unterteilt Schaufeli in psychosomatische Beschwerden (z.B. sexuelle Probleme), Erkrankungen (z.B. häufige Kopfschmerzen) und physiologische Reaktionen (z.B. erhöhter Cholesterinspiegel). Verhaltensbezogene Symptome äußern sich individuell (z.B. durch exzessiven Drogengebrauch) oder beim Verhalten in der Arbeit (z.B. durch häufiges Fehlen). Hauptsächlich negative Veränderungen im Umgang mit Klienten (z.B. Verlust von positiven Gefühlen gegenüber den Klienten), Kollegen (z.B. Isolierung und Rückzug) und in der familiären Umgebung kennzeichnen die sozialen Symptome. Bei ausgebrannten Personen kommt es auch häufig zu problematischen Einstellungen sowohl im direkten Kontakt mit Klienten (z.B. Zynismus) bzw. in der Einrichtung selbst (z.B. negative Arbeitseinstellung).

    Anhand dieser Symptome läßt sich erkennen, dass nicht nur das Berufsleben von Burnout erfaßt wird, „sondern Ausstrahlungseffekte lassen sich auch im Privatleben feststellen" (Gusy, 1995, S. 26). So kann Burnout zu gravierenden Veränderungen im Leben des Helfers führen, die sowohl die Gefühle, Einstellungen, Motive und das Verhalten bei einer Person betreffen können.

    1.4 Der Prozess des Burnout

    In der Fachwelt besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass Burnout ein schleichend einsetzender und langwieriger Prozess ist. Allerdings gibt es noch keinen Konsens über die mögliche Dauer des Prozesses. So schreibt Gusy (1995). Schwarz und Will (1953) geben aufgrund ihrer Beobachtungen einen Prozess von ca. 5 Wochen an. Maslach und Schaufeli (1992) dagegen gehen von „einem lang andauernden, kumulativen Prozess aus, der sich über mehrere Jahre erstreckt" (Gusy, 1995, S. 26).

    Burnoutprozesse können, so Gusy, mehrmals im Leben durchlaufen werden. So wechselt, außer im letzten Prozessstadium (wo es den ausgebrannten Helfern häufig an Ausdauer und Energie fehlt), ein gewisser Prozentsatz der Betroffenen den Arbeitsplatz oder gar den Beruf. „Die Vermutung, dass dann an anderem Orte ein erneuter Burnout-Prozess beginnt, ist zwar nirgends belegt, aber oft geäußert worden" (Burisch, 1990, S. 18).

    Auf der Grundlage einer Literatursichtung unternahm Burisch (1990) selbst den Versuch, die „mehr oder weniger alle häufig genannten" (Burisch, 1990, S. 11) Symptome in sieben Oberkategorien einzuordnen, um den Burnout-Prozess zu beschreiben (Abb. 2). Nicht alle Kategorien müssen nacheinander durchlaufen werden, eine andere Abfolge ist ebenso möglich. „Und schließlich: Durch innere oder äußere Veränderungen kann der Prozess auch zu jedem Zeitpunkt gestoppt werden, nicht immer ohne bleibende Narben" (a.a.O., S. 11).

    Die erste Kategorie bezeichnet er als „Warnsymptome der Anfangsphase (a.a.O., S. 13), die durch Überengagement und unrealistische Ziele gekennzeichnet ist. „Ob die Ziele durch vermehrten Einsatz aufrecht erhalten werden oder direkt zur Überlastung führen, bleibt ungeklärt (Gusy, 1995, S. 28).

    Die zweite Kategorie, überschrieben mit „reduziertem Engagement (Burisch, 1990, S. 13), beschreibt die Rückzugstendenzen gegenüber Klienten, Kollegen, Freunden und Bekannten. Besonders bei helfenden Berufen seien viele Techniken der Selbstdistanzierung beschrieben worden, z.B. werden die Klienten in viel höheren Grade für ihre Probleme selbst verantwortlich gemacht („verdienen nichts anderes). Parallel dazu entwickelt sich ein ausgeprägter Überdruss an der Arbeit und in Folge auch an anderen Lebensbereichen.

    Die dritte Kategorie „Emotionale Reaktionen (a.a.O., S. 14), die er in Schuldzuweisung und Depression unterteilt, beinhalten die Desillusionierung und die Aufgabe zentraler Ziele und Befriedigungsquellen. Depressive Verstimmungen treten auf, wenn der Ausbrennende die Ursachen seiner Probleme in erster Linie bei sich selbst sucht. Laut Burisch (1990) „ist in diesem Stadium die Chance für erfolgreiche Problemlösungen schon gemindert (a.a.O., S. 15). Aggressionen, in Form von Launenhaftigkeit, Negativismus und Reizbarkeit, treten ebenfalls in dieser Phase auf.

    Das vierte Stadium, der „Abbau (a.a.O., S. 16) ist durch Leistungsabfälle sowie abnehmende Innovationsanstöße gekennzeichnet und kann zu einer (fünfte Kategorie) generellen „Verflachung (a.a.O., S. 16)) des emotionalen und geistigen Lebens führen.

    „Parallel schon zu den Symptomen der Anfangsphase zeigen sich (in der sechsten Kategorie) psychosomatische Symptome wie größere Häufigkeit von Infektionskrankheiten, Schlafstörungen (a.a.O., 1990, S. 16), die in der siebten Kategorie als existentielle „Verzweiflung (a.a.O., S. 16) beschrieben ist.

    Abb. 2:   Auflistung und Einteilung der Symptome in sieben Kategorien nach Burisch (1990, S. 11 –16)

    Ausgangspunkt sind bei Burisch Fallstudien bzw. klinische Beobachtungen an Helfern, die Hilfe auf Grund starker beruflicher Beanspruchung bei ihm suchten. „Insofern sind die Verlaufsbeschreibungen und Phaseneinteilungen eher exploratorischer Art" (Gusy, 1995, S. 29).

    Die von Burisch beschriebenen Symptome lassen sich auch in dem folgenden Phasenmodell finden, das aufgezeigte Dreiphasenmodell wurde von Maslach und Jackson (1981) beschrieben. In der Fachliteratur zum Thema Burnout wird dieses Phasenmodell heute häufig zitiert und aufgezeigt.

    1. Phase: Emotionale Erschöpfung

    Gefühl des Ausgebranntseins, Verlust der Fähigkeit zu regenerieren, Frustration

    2. Phase: Depersonalisation

    Gereiztheit, Gefühllosigkeit gegenüber Mitarbeitern und Klienten, Kontaktvermeidung

    3. Phase: Leistungseinschränkung

    Verlust von Selbstvertrauen, negative Selbsteinschätzung, reduzierte Produktivität, Rückzug, Kündigung (Ruhwandl, 2007, S. 37)

    1.5 Zusammenfassung

    Obwohl der Begriff „Burnout" bereits in den frühen 80er Jahren geprägt wurde und sich durch seine intuitive Verständlichkeit schnell verbreitet hat, liegen bis heute nur vorläufige Annahmen, aber keine geschlossene Theorie über

    • die Ursachen,

    • die Symptome und

    • den Verlauf vor.

    Auch führt die begriffliche Ungenauigkeit dazu, wie im nächsten Kapitel zu sehen ist, dass unterschiedliche Meßinstrumente entwickelt und eingesetzt werden, um eine Burnout-Diagnose stellen zu können.

    2. Instrumente zum Erfassen von Burnout

    Die Definitions- und Abgrenzungsproblematik wurde z.T. von ungenauen Untersuchungsmethoden mit verursacht: Um überhaupt „Aussagen über wesentliche Kodeterminanten des Burnout, seine Entstehungsbedingungen, Verlaufsstrukturen und Bewältigungsmöglichkeiten oder über die Prävalenz in verschiedenen Arbeitsfeldern psychosozialer Berufe zu machen, so Shinn (1982), benötigt man valide Meßinstrumente" (Wagner, 1993, S. 56).

    Neben qualitativen Methoden, wie z.B. Fallanalysen stehen zur Burnoutdiagnose seit Anfang der 80-er Jahre mehrere Meßinstrumente zur Verfügung. Die wohl am häufigsten verwendeten wollen wir hier vorstellen und am Ende miteinander vergleichen:

    1. Der MBI (Maslach Burnout Inventory) von Maslach & Jackson 1981

    2. Die Überdrussskala von Aronson, Pines & Kafry 1983

    3. SBS-HP (Staff Burnout Scale for Health Professionals) von Jones 1981.

    Bei all diesen drei aufgeführten Meßinstrumenten ist gemeinsam, dass sie Burnout über Selbsteinschätzung messen, sie sind aber hinsichtlich ihrer Dimensionen und Inhalte kaum vergleichbar. „Auch in ihren Anwendungsbereichen, (unterscheiden) sie sich, da sie entweder nur für helfende Berufe geeignet sind, oder auch berufsfeldunspezifisch eingesetzt werden können" (Gusy, 1995, S. 47).

    2.1 Der MBI (Maslach Burnout Inventory) von Maslach & Jackson 1981

    Um Burnout zu messen, ist das MBI das gängigste Instrument (Enzmann & Kleiber, 1989; Gusy, 1995). Anhand von Items werden die verschiedenen Dimensionen (emotionale Erschöpfung, reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit und Depersonalisation) im Fragebogen erfasst (Anhang A). In Abb. 3 stellen die Verfasser dieser Arbeit nach Gusy (1995) diese Dimensionen und den jeweiligen Bezug mit jeweils zwei Beispielen dar.

    Abb. 3:   Die Angaben Gusys (1995, S. 50) bezogen sich auf die von Maslach & Jackson (1986) überarbeitete Version des MBI. Für seine Untersuchung verwandte er die Übersetzung der Originalskala von Enzmann & Kleiber (1989).

    Die Dimension „Involviertheit", die in der ersten Version von 1981 von Maslach & Jackson noch vorgesehen war, sowie auch das für alle Dimensionen konzipierte Belastungserleben ist in der überarbeiteten Version von 1986 nicht mehr vorhanden (Gusy, 1995, S. 51; Enzmann & Kleiber, 1989, S. 111).

    Für die 25 Items sollen die Befragten den Häufigkeitswert angeben. Die Antwortmöglichkeiten sind siebenstufig und reichen bei der Häufigkeit von nie bis täglich. Maslach & Jackson sahen aber nicht vor, einen Gesamtwert für Burnout zu berechnen, sondern drei einzelne Summenwerte für die verschiedenen Dimensionen zu bestimmen, d.h.:

    Hoher Burnoutwert:

    bedeutet hohe Werte auf den Dimensionen emotionale Erschöpfung und Depersonalisierung und ein geringer Wert auf der Skala reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit.

    Mittlerer Burnoutwert:

    ergibt sich aus den mittleren Werten auf allen drei Subskalen.

    Niedriger Burnoutwert:

    wird festgestellt durch niedrige Werte auf den Subskalen emotionaler Erschöpfung und Depersonalisierung bei gleichzeitig hohem Wert auf der Dimension reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit.

    Für die drei Dimensionen geben die Autoren amerikanische Normen an, die zwar im deutschsprachigen Raum verständlich sind und auch benutzt werden, aber deren Verwendung aufgrund fehlender Normierung letztendlich wenig aussagt (vgl. Gusy, 1995, S. 51).

    Nach Angaben von Maslach & Jackson selbst entspricht dieser Fragebogen den geforderten Gütekriterien wie Retest-Reliabilität, konvergenter und diskriminanter Validität. Die konvergente Validität wurde bestimmt durch Verhaltensbeurteilung durch Mitarbeiter oder Ehepartner in Bezug zu verschiedenen Arbeitsmerkmalen sowie durch Fremdeinschätzung. Die diskriminante Validität, d.h., der Nachweis der Spezifität des MBI, „wurde über Vergleiche mit Arbeitszufriedenheits-Inventaren überprüft und bestätigt" (Wagner, 1993, S. 58).

    2.2 Die Überdrussskala von Aronson, Pines & Kafry 1983

    Aronson, Pines & Kafry (1983) definieren Burnout (und Überdruss) als „Zustände körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung" (Aronson et al., 1983, S.

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