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Meine Scientology-Geschichte: Die wahre Geschichte einer ex-Scientologin
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eBook406 Seiten5 Stunden

Meine Scientology-Geschichte: Die wahre Geschichte einer ex-Scientologin

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Über dieses E-Book

Die drei häufigsten gestellten Fragen über Scientology lauten: Wie kann jemand mit gesundem Menschenverstand an all das glauben und in diese sehr dilettantisch aussehende Falle tappen? Was daran lässt es so wertvoll erscheinen, dass Menschen ihre ganze Energie, ihre Zeit und ihr Geld für dieses System opfern, das schon auf den ersten Blick verdächtig erscheint? Und wie kann ein so primitiv anmutender Betrug nach fast 70 Jahren immer noch existieren?


Das Buch wurde in Ungarn am 21. März 2019 gedruckt, und nach den bisherigen Rückmeldungen zu urteilen, hat es sich schnell zu einem Verkaufsschlager entwickelt; viele Leser haben sich von dem inspirieren lassen. Das Buch erzählt nicht nur eine herzzerreißende Geschichte, sondern gibt den Lesern auch einen detaillierten und genauen Einblick in das Alltagsleben der Scientologen. Ein Kritiker des Buches drückte sich wie folgt aus: „Die wunderbare, energische, mutige und eigenwillige Persönlichkeit der Autorin und ihr individueller Erzählstil durchdringen den gesamten Roman und machen es fast unmöglich, ihn aus der Hand zu legen".


In ihrem direkten und ehrlichen Stil schildert die Autorin in allen Einzelheiten, wie sie in all das hineingeraten ist und wie diese schreckliche Organisation ihr trotz all ihrer Bemühungen und guten Absichten fast alles weggenommen hat.


Sie erzählt uns auch genau, was während ihrer so genannten Reise durch die Brücke geschah, und wie die verschiedenen Kurse, Audits und Verfahren aussahen. Nie zuvor wurde dies in ungarischer Sprache so detailliert dargestellt - und wir bekommen sogar einen Einblick in das Leben der Mitarbeiter!


Sehr empfehlenswerte Lektüre für alle, die besser verstehen wollen, wie diese "Kirche" funktioniert.


Vor allem jedoch für diejenigen, die sich mit dieser ausgeklügelten, gründlichen und von Bosheit durchdrungenen Vorgehensweise gerade auseinandersetzen müssen. Es gibt nur wenige Waffen, die wirksam gegen sie eingesetzt werden können. Die eine davon ist Wissen - eine gründliche Kenntnis des Monsters, mit dem wir es zu tun haben.

SpracheDeutsch
HerausgeberDiana Dudas
Erscheinungsdatum28. Nov. 2022
ISBN9786158175234
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    Buchvorschau

    Meine Scientology-Geschichte - Diana Dudas

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    Diana Dudas

    MEINE

    SCIENTOLOGY

    GESCHICHTE

    Meiner Großmutter gewidmet

    Die Übersetzung und Veröffentlichung dieses Buches wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Regierung von Ungarns.

    Diana Dudas

    MEINE SCIENTOLOGY-GESCHICHTE

    ISBN 978-615-81752-3-4

    Aus dem Ungarischen von Judit Haubner

    Muttersprachliches Lektorat: Katharina Kellig

    Herausgegeben von der Stiftung Clarus Animus.

    Verantwortlicher Herausgeber: Peter Bonyai,

    Vertreter der Stiftung

    © Stiftung Clarus Animus, 2022

    Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes, ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Wichtiger Hinweis des Herausgebers

    Die in diesem Buch verwendeten Scientology-Begriffe werden in Fußnoten erklärt, die zum schnellen Nachschlagen auch in einem Glossar zusammengestellt wurden. Wenn Sie beim Lesen des Textes auf ein unbekanntes Wort stoßen, schlagen Sie bitte dort nach.

    Die Etappen Der Geschichte

    Vorwort

    Vorwort des Herausgebers

    Vorwort der Autorin

    Kapitel Eins – Die Anfänge

    Kapitel Zwei – Der Reinigungs-Rundown

    Kapitel Drei – Ich werde Mitarbeiterin

    Kapitel Vier – Ziel: Die Vereinigten Staaten – Die Sea Org wartet!

    Kapitel Fünf – Die Geächtete

    Kapitel Sechs – Das große Comeback

    Kapitel Sieben – Volldampf voraus. Oder doch zurück?

    Kapitel Acht – Die Bestrafungen

    Kapitel Neun – Am Rande des Zusammenbruchs

    Kapitel Zehn – Die Party ist vorbei

    Kapitel Elf – Die dunkelsten Monate

    Kapitel Zwölf – Wie ging es weiter?

    Das Nachwort

    Glossar

    Vorwort

    Die private Scientology-Geschichte von Diana Dudas zeigt, was ihr in ihrem Leben widerfahren ist. Ihre Geschichte bestätigt in vielerlei Hinsicht die Berichte, auf die ich selbst bei meinen offiziellen Untersuchungen über Scientology immer wieder gestoßen bin.

    Es gibt nur wenige Fälle, die mich in meiner Laufbahn so sehr begleitet haben wie die Datenverarbeitung durch die Scientology-Kirche Ungarns (im Folgenden: die Kirche). Nachdem ich bereits im Jahr 2004 Beschwerden von Betroffenen erhalten hatte, habe ich zum ersten Mal in meiner Funktion als Datenschutzbeauftragter davon erfahren, dass die Datenverarbeitung dieser Kirche eine grobe Verletzung der Privatsphäre und des Schutzes personenbezogener Daten darstellt. Gegenstand der gemeinsamen Untersuchung mit dem stellvertretenden allgemeinen Bürgerbeauftragten im Jahr 2005 waren das an einen Lügendetektor erinnernde Gerät („die Verwendung des religiösen Objekts hilft dem Auditor und einem Preclear, die Bereiche des spirituellen Schmerzes und Leidens zu finden") und die Praktiken, die bei der Verarbeitung der Antworten von Hilfesuchenden auf die Fragen (unter besonderer Berücksichtigung sexueller und anderer Ausprägungen), der Antworten auf andere Fragebögen und der damit verbundenen persönlichen und sensiblen Daten angewandt wurden. Die Ergebnisse der Untersuchung gaben Anlass zu besonderer Besorgnis. Darüber hinaus stellte die Kirche sogar in Frage, ob ich als Datenschutzbeauftragter befugt sei, ihre Datenverarbeitung zu untersuchen. Bei solchen Fällen muss man immer bedenken, dass die Religionsfreiheit in Ungarn ein verfassungsmäßiges Grundrecht ist, das die freie und autonome Betätigung der Kirchen einschließt. Dennoch muss das in der Verfassung verankerte Grundrecht auf den Schutz personenbezogener Daten von jedem für die Datenverarbeitung Verantwortlichen respektiert werden, auch von religiösen Organisationen, und die in der Verfassung vorgesehene Aufsichtsbehörde hat das Recht und die Pflicht, dies zu überwachen.

    Im Jahr 2006 leitete die Kirche eine öffentliche Datenanforderungsklage gegen mich ein und verlangte die Offenlegung des von der Kriminalabteilung des Landeskriminalamtes erstellten Gutachtens über das E-Meter. Das Gericht lehnte den Antrag mangels rechtlicher Grundlage ab. Dennoch übergaben wir das Gutachten an den Vertreter der Kirche, da sich herausstellte, dass die Kirche nicht bereit war, die Empfehlungen des Datenschutzbeauftragten in Bezug auf diesen Rechtsstreit zu akzeptieren.

    Als Vorsitzenden der Ungarischen Nationalen Behörde für Datenschutz und Informationsfreiheit erreichten mich weiterhin schwere und ernsthafte Beschwerden von Bürgern, die von dieser Angelegenheit betroffen waren, so dass ich 2016 eine Untersuchung einleitete, um zu klären, wie die Daten von Gläubigen, von Nutzern der verschiedenen von der Kirche angebotenen Dienstleistungen und von Mitarbeitern verarbeitet wurden. Dieses Mal nutzten wir die Mittel und Methoden der Behörde, einschließlich der Inspektion vor Ort und der Beschlagnahme von Dokumenten, Ordnern und IT-Geräten, um zu untersuchen, welche Art von persönlichen oder sensiblen Daten die betroffenen Personen bereitstellen mussten (über sich selbst oder sogar über andere), und unter welchen Umständen, und was mit diesen Daten später geschehen würde. Wir sind auf einige unglaubliche Fälle gestoßen... In zwei davon endeten unsere Verfahren mit der Verhängung von Bußgeldern in Höhe von 20 Millionen Forint (dem damals höchstmöglichen Betrag), mit der Begründung, dass die Datenverarbeitung durch die Kirche schwerwiegend gegen die Rechte auf den Schutz personenbezogener Daten verstoßen hatte (insbesondere gegen die Pflicht zur vorherigen Information, den Grundsatz der zweckgebundenen Verarbeitung, den Grundsatz der Verarbeitung nach Treu und Glauben, das Erfordernis der Datensicherheit. Es wurde sogar eine Datenverarbeitung ohne Rechtsgrundlage durchgeführt. Außerdem handelte es sich bei den betroffenen Personen um Minderjährige und es wurden sogar Daten ins Ausland übermittelt). Der beauftragte Sachverständige für klinische Psychologie stellte zweifelsfrei fest, dass die im Rahmen der „Auditierung" (von der Kirche als Erforschung seelischer Probleme und deren Behandlung sowie der Persönlichkeitsentwicklung bezeichnet) angewandten Methoden weitgehend eine Bewusstseinsveränderung herbeiführten und damit praktisch als Hypnotherapie angesehen werden konnten, während die anderen angewandten Methoden zu einer Verengung des Bewusstseins und der sozialen Unterwerfung des Betroffenen führten. Es gab keine professionelle medizinische Kontrolle über ihre Verfahren, obwohl sie oft mit Krankheiten in Verbindung gebracht und als Therapie eingestuft wurden, so dass sie zu keinem Zeitpunkt den professionellen Erwartungen und Anforderungen der Gesundheitsfürsorge entsprachen.

    Die Kirche griff diese Feststellungen vor Gericht an, aber das Budapester Gericht sah die rechtlichen Argumente der ungarischen Behörde für Datenschutz und Informationsfreiheit als richtig und begründet an.

    Scientology ist eine Organisation mit Sitz und Wurzeln in den USA, aber - soweit ich weiß - ist eines ihrer Ziele die weltweite Expansion. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass die Rechte auf Privatsphäre und Datenschutz in den USA mit einem anderen Ansatz durchgesetzt werden und nach anderen Grundsätzen gehandhabt werden als hier in Europa. Unsere Untersuchungen betrafen auch, wenn auch nicht ausführlich, die Probleme der Übermittlung personenbezogener Daten ins Ausland, für die in den Ländern der Europäischen Union strenge und rechenschaftspflichtige Vorschriften gelten.

    Zusammenfassend unterstütze ich nachdrücklich die Idee, einen möglichst breiten Gedanken- und Erfahrungsaustausch über die Aktivitäten der Kirche - von mir aus ausschließlich auf dem Gebiet der Verarbeitung personenbezogener Daten - sowohl in Ungarn als auch in Europa zu initiieren. Ein solcher Austausch erfordert jedoch Ressourcen, einschließlich „Erfahrungen aus erster Hand sowohl in ungarischer Sprache als auch in Fremdsprachen. Deshalb begrüße ich es, dass das Buch von Diana Dudas auch in englischer und deutscher Sprache erschienen ist, denn dieser unbestreitbar subjektive Bericht bietet Gelegenheit zum Dialog, zum „Lüften der Schleier, zum Stellen von Fragen und zum Geben von Antworten, was für alle Beteiligten und Betroffenen nützlich und konstruktiv sein wird.

    Budapest, den 10. Juli 2020

    Dr. Attila Peterfalvi

    Vorstand

    Ungarische Nationale Behörde für Datenschutz und Informations­freiheit

    Vorwort des Herausgebers

    Die drei häufigsten gestellten Fragen über Scientology lauten: Wie kann jemand mit gesundem Menschenverstand an all das glauben und in diese sehr dilettantisch aussehende Falle tappen? Was daran lässt es so wertvoll erscheinen, dass Menschen ihre ganze Energie, ihre Zeit und ihr Geld für dieses System opfern, das schon auf den ersten Blick verdächtig erscheint? Und wie kann ein so primitiv anmutender Betrug nach fast 70 Jahren immer noch existieren?

    Scientology verspricht seinen Anhängern völlige geistige Freiheit, die sie glücklich, ausgeglichen und gesund machen soll. Obendrein sollen sie sogar in der materiellen Welt bedeutende Erfolge erzielen können - neben spiritueller Erleuchtung ein wunderbarer Nebeneffekt.

    Was macht das Ganze so einzigartig und besonders? Nun, Scientologen behaupten, dass ihr Gründer, L. Ron Hubbard, der weithin als Autor von Science-Fiction-Büchern und Groschenromanen bekannt ist, „umfangreiche Forschungen anstellte, um die spirituelle Natur des Menschen zu untersuchen und zwar mit „wissenschaftlicher Gründlichkeit und „technischer Präzision. Als Ergebnis „jahrzehntelanger unermüdlicher Bemühungen und harter Arbeit entwarf er einen Weg, der seinen Anhängern Fähigkeiten verleiht, die sogar die Kräfte der Jedi-Ritter in den Schatten stellen sollen.

    Allein die Existenz dieses Buches und die Lebensgeschichte von Hubbard selbst beweisen, dass diese Aussagen falsch sind. Hätte er seine Ziele erreicht, dann gäbe es keine so große Zahl von Gegnern der Scientology und die Bewegung wäre nicht Gegenstand zahlreicher Dokumentarfilme und Bücher geworden, die sie in überwältigend negativer Weise beschreiben.

    Meiner Meinung nach gab es tatsächlich ein Thema, das er ausgiebig erforschte und in die Praxis umsetzte – er suchte nach verschiedenen Möglichkeiten Menschen zu manipulieren, um sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden. Er verfeinerte diese Methoden bis zu einem hohen Grad an Praktikabilität und Wirksamkeit.

    Auch wenn es nicht möglich ist, durch dieses Glaubenssystem völlige geistige Freiheit zu erlangen, gibt es, wenn sie sich einmal darauf eingelassen haben, doch eine ganze Reihe von Mitteln, um die Opfer bei der Stange zu halten und ihnen alles zu nehmen, was sie haben – ihr Geld, ihre Zeit, ihre Familien und leider manchmal auch ihr Leben.

    Die eingangs gestellten Fragen werden durch die fesselnde und schockierende Geschichte von Diana Dudas beantwortet. Der Leser wird das Warum und Wieso besser verstehen, wenn er sie auf ihrem Weg in der Scientology begleitet.

    Ich empfehle dieses Buch von ganzem Herzen jedem, der diese sogenannte Kirche besser verstehen möchte. Vor allem denjenigen, die sich gegen dieses ausgeklügelte, gut etablierte und vor Bosheit triefende System zur Wehr setzen wollen. Es gibt wenige wirksamen Waffen, um es zu bekämpfen. Eine davon ist Wissen. Lernt und versteht man das Monster, dem man gegenübersteht, kann man es auch besiegen.

    Peter Bonyai

    Treuhänder, Clarus-Animus-Stiftung

    Vorwort der Autorin

    Ich hoffe aufrichtig, dass ich in der Lage war, die grausame Natur dieses geschlossenen Systems in seiner tatsächlichen Realität zu zeigen und dass Sie, lieber Leser, liebe Leserin, niemals den Fehler machen werden, den ich bezüglich Scientology gemacht habe.

    Schließlich hoffe ich, dass meine Geschichte nützlich war und ich dazu beitragen konnte, Sie von Scientology fernzuhalten oder Sie davon zu befreien.

    Mit freundlichen Grüßen

    Diana Dudas

    Kapitel Eins

    Die Anfänge

    Ich kann mich heute noch deutlich erinnern daran, wie meine Suche nach einem spirituellen Weg begann, der mich letztlich in die schwerste Zeit meines Lebens – aber auch zu mir selbst – führte. Eine besonders unsichere Zeit war in meinem Leben gekommen – eine Kombination von persönlichen Lebenssituationen, die den Menschen Tür und Tor öffnen, die andere ausnutzen wollen. Scientology tat genau das. Um ehrlich zu sein, öffneten die Umstände, in denen ich mich befand, zwar nur ein Fenster, dennoch nutzten diese Seelenräuber die Gelegenheit, vollkommen in mein Leben einzudringen.

    Ich war neunundzwanzig Jahre alt, voller ehrgeiziger Pläne und weltverändernder Gedanken, in einer Beziehung, die alles andere als ideal war und lebte in einem Dorf am Plattensee. Obwohl meine Familie weit weg wohnte, unterhielt ich engen Kontakt zu meiner Großmutter. Seit meinem Studienabschluss waren einige Jahre vergangen und wie viele andere Menschen in meinem Alter suchte auch ich immer noch nach meinem Platz in der Welt und versuchte gleichzeitig, mein Glück zu finden.

    Zu meiner Vorstellung von Glück gehörte definitiv nicht die völlige Abhängigkeit von einem Mann – ich hatte das Gefühl, dass ich zu mehr fähig bin. Ich wollte immer wissen, wer ich wirklich war, wo ich in dieser Welt hingehörte und wie ich mich verbessern konnte. Ich strebte nach etwas, das mir das Gefühl gab, auf eigenen Füßen stehen zu können und so trat ich einem MLM¹-Netzwerk bei, das Nahrungsergänzungsmittel und Schönheitspflegeprodukte verkaufte. Bei einer der Veranstaltungen kam ich mit meinem Vorgesetzten Zoltan ins Gespräch und das Thema Selbstverbesserung kam auf. Er gab mir nicht nur einige Ratschläge, sondern empfahl meinem damaligen Lebensgefährten, der mich zu der Veranstaltung begleitet hatte, eine Online-Umfrage mit 200 Fragen. Dieser war jedoch nicht wirklich an den Behauptungen der Befragung interessiert, bzw. daran, „seine Persönlichkeit zu verbessern, sich zu helfen, sich selbst zu erkennen und das Beste aus seinen angeborenen Fähigkeiten herauszuholen" und verzichtete daher darauf. Mein Interesse war jedoch geweckt, so dass ich Zoltan bat, mir den Link zu geben. Ich füllte den Fragebogen aus und erhielt in kürzester Zeit die Nachricht, dass meine Antworten ausgewertet worden waren und ich nach Budapest reisen müsse, um die Ergebnisse zu erfahren – wegen der vertraulichen Natur dieser Auswertung müsse es ein persönliches Treffen sein, hieß es. Ich vereinbarte einen Termin und ein paar Stunden später stieg ich in mein Auto und fuhr in die Hauptstadt.

    Die Adresse, die ich erhielt, war eine Wohnung im IX. Bezirk, wo ich von Sam, einem Mann in den Vierzigern, freundlich und herzlich empfangen wurde. Er führte mich in ein durchschnittlich aussehendes, einfaches Wohnzimmer mit einem Schreibtisch, zwei Stühlen, einer Couch und einem Bücherregal voller seltsamer, bunter Bücher. Mein frisch gebackener Testauswerter-Freund bat mich, am Schreibtisch Platz zu nehmen und nach einem kurzen, lockeren Gespräch präsentierte er mir das Ergebnis, das im Wesentlichen eine einfache Tabelle war. Auf den ersten Blick schien mir das Resultat nicht besonders schlecht zu sein, aber Sam sagte, dass einer der Punkte Aufmerksamkeit erforderte, da bei diesem die Punktzahl ziemlich niedrig lag. Ich fragte ihn, was ich tun sollte, um diesen einen Punkt zu verbessern. In dem folgenden Gespräch kamen wir auch auf mein Privatleben zu sprechen. Sam riet mir, über meine derzeitige Beziehung nachzudenken.

    Er meinte, ich lebe höchstwahrscheinlich unterdrückt und dies sei für mich langfristig nicht gut. Er stellte mir die Frage, ob ich meine Beziehung reparieren oder beenden wolle; denn seiner Meinung nach hatte ich keine anderen Möglichkeiten. Ich antwortete ihm prompt, dass ich gerade beschlossen hatte, mich von meinem Partner zu trennen. Daraufhin versicherte er mir, dass ich mich jederzeit an ihn wenden könne, wenn ich Hilfe bräuchte.

    Zu dieser Zeit wusste ich nicht, dass Sam ein Außendienstmitarbeiter (ein sogenanntes „Field Staff Member" - FSM) von Scientology war. Später betreute er mich, als ich in der Scientology vorankam und kassierte die 10- oder 15-prozentige Provision (je nach Art der Dienstleistung, die ich in Anspruch nahm) auf alle Gelder, die ich an die Kirche zahlte.

    Die Beurteilung dauerte etwa 30-40 Minuten. Nachdem wir damit fertig waren, bedankte ich mich bei ihm für seine Zeit und fragte, wie viel ich ihm schulde. Zu meiner völligen Überraschung sagte er, dass keine Zahlung erforderlich sei. Er wäre jedoch bereit, mir ein paar Bücher zur Verbesserung des eigenen Lebens zu leihen (wenn ich das wollte). Ich war ziemlich überrascht, dass in dieser Welt etwas tatsächlich kostenlos ist. Im Nachhinein weiß ich natürlich, dass ich einen viel höheren Preis zahlte, als ich jemals für möglich gehalten hätte.

    Ich machte mich auf den Weg zurück zum Plattensee und mir kreisten verschiedene Gedanken durch den Kopf. Wer ist dieser Typ – er kennt mich nicht einmal, aber er gibt mir kostenlos Ratschläge? Wie sehr sollte ich einem Fremden vertrauen? Warum will er mir so sehr helfen? Was, wenn er Recht hat? Schließlich beschloss ich, offen für Neues zu sein. Dabei würde ich aber die Erfahrungen berücksichtigen, die ich bisher in meinem Leben gemacht hatte und ich würde die Situation mit gesundem Menschenverstand betrachten. Ich würde sehen, wie sich die Dinge entwickelten.

    Aufgrund der Entscheidung, die ich während der Testauswertung getroffen hatte, wartete ich auf den richtigen Moment und verabschiedete mich von der Person, mit der ich ursprünglich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich wollte nur keinen Stress haben. Ich dachte, es wäre möglich, die Dinge relativ friedlich zu regeln, aber leider war dem nicht so. Nach meiner Ankündigung gab es viel Streit und Geschrei, gepaart mit Drohungen, die ich kaum ertragen konnte. Ängstlich und ahnungslos wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte, wenn ich eines Tages unsere gemeinsame Wohnung verlassen würde. Mein Elternhaus lag weit weg im Nordosten des Landes, in einer kleinen Stadt im Komitat Borsod und ich hatte nicht die Absicht dorthin zurückzukehren. So blieb mir nur Budapest als einzige Möglichkeit übrig.

    Ein paar Wochen später, an einem Nachmittag, packte ich meine Sachen ins Auto und fuhr an einen Ort, der „Ich habe keine Ahnung, wohin ich fahre" hieß. Unterwegs erhielt ich einen Anruf von einem alten Bekannten. Er fragte mich, wie es mir ging, was mit mir los sei usw. Ich erzählte ihm kurz, wie es mir geht und erwähnte, dass ich auf der Suche nach einer Unterkunft sei, da ich nicht wüsste, wo ich in dieser Nacht schlafen solle. Er beruhigte mich in diesem Moment sehr. Ich solle mir keine Sorgen machen und könne in einer seiner Wohnungen übernachten, die zu diesem Zeitpunkt gerade frei war. Es versteht sich von selbst, dass mich sein Angebot sehr glücklich machte und ich dankte ihm von ganzem Herzen. Meine Gebete waren erhört worden.

    Ich war sehr dankbar, als ich an der Adresse ankam, die er mir genannt hatte. Mein Bekannter versicherte mir, dass ich bleiben könnte, bis ich eine Arbeit und eine Wohnung in der Hauptstadt gefunden hätte. In dieser Nacht schlief ich zum ersten Mal seit Wochen wieder gut und schon am nächsten Tag begann ich mit der Arbeitssuche. Von einem plötzlichen Impuls getrieben, nahm ich einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch im Büro eines Immobilienmaklers wahr und glücklicherweise wurde ich auch prompt eingestellt. Ich konnte sofort am nächsten Tag anfangen zu arbeiten. Diese Tätigkeit war relativ einfach. Ich musste lediglich Hauseigentümer telefonisch kontaktieren (dazu erhielt ich eine Liste) und sie davon überzeugen, ihr zum Verkauf stehendes Haus über unser Büro zu inserieren. Damit verdiente ich etwa 60.000 Forint (ca. 170 €) pro Monat. Ich wusste, dass mir das nicht reichen würde, aber es war immer noch besser als nichts. Ich hatte außerdem ein paar Hunderttausend Forint zur Seite gelegt, so dass meine finanzielle Situation für die nächsten Monate gesichert war.

    Ich kannte mich in Budapest nicht so gut aus, aber zum Glück wohnte Rebecca, eine Freundin aus Studienzeiten, in der Nähe, so dass ich in der großen Stadt nicht ganz allein war. Es war ein gutes Gefühl, mit jemandem über die Dinge sprechen zu können, die ich zurückgelassen hatte und darüber, wie es weitergehen sollte.

    Eines Tages war ich gerade auf dem Weg zur Arbeit, als Zoltan vom MLM-Netzwerk anrief. Nachdem wir die „Wie geht es dir?- und „Was gibt es Neues?-Phase beendet hatten, erzählte er mir, dass er von einem super „Reinigungsprogramm" wüsste, das durch den Einsatz von Saunas und Vitaminen im menschlichen Körper Wunder bewirken würde. Es würde nicht nur die Giftstoffe auf zellulärer Ebene aus meinem Körper entfernen, sondern auch mein Immunsystem erheblich stärken, so dass ich in Zukunft fast nie mehr krank werden würde. Er wusste, dass ich an allem interessiert wäre, was mein Leben verbessern könnte, denn die Produkte, die wir verkauften, dienten demselben Zweck.

    Das klang wie ein Märchen. Ich hatte zuerst kurz Bedenken, weil er aber das Programm bereits hinter sich hatte und sich großartig fühlte, dachte ich: Selbst, wenn nur die Hälfte der Behauptungen stimmte, schien es sich bestimmt zu lohnen. Da das Programm rund 130.000 Forint (ca. 360 €) kostete und ich nicht wirklich viel Einkommen hatte, beschloss ich, die Sache vorerst zu vergessen. Ein paar Tage später rief er mich erneut an. Er brachte das Thema nochmals zur Sprache und bat mich, ihn in der Zentrale zu treffen, wo dieses Reinigungsprogramm angeboten würde. Er versicherte mir, dass er mich dort lediglich herumführen würde, damit ich mir ein Bild davon machen und mir selbst eine Meinung bilden könnte.

    Am nächsten Tag, als ich aus meinem Auto in der Paulay-Ede-Straße ausstieg, spürte ich die kalte Dezemberluft auf meiner Haut. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass es gar keine so schlechte Idee war, sich einer solchen „Wellness-Entschlackung" zu unterziehen, um dann ein paar Tage in einer heißen Sauna zu verbringen.

    Das Gebäude befand sich in einer kurzen, schmalen Straße. Ich erinnere mich noch genau daran, als ich das Gebäude zum ersten Mal betrat – es fühlte sich an wie in einer Filmkulisse oder an einem seltsamen und fremden Ort. An den Wänden hingen bunte Plakate. Auf einem war ein Vulkan abgebildet, auf einem anderen waren fröhlich aussehende Menschen zu sehen. Überall hingen seltsame Zeichen und Schriftzüge. Der ganze Ort sah ein wenig schäbig aus, aber trotz der abgenutzten Möbel und Geräte hatte diese seltsame Mischung etwas, das ihn wirklich interessant erscheinen ließ.

    Als ich an der Rezeption ankam, begrüßte mich ein netter Mann mit Schnauzbart. Er fragte mich ruhig und mit einem netten Lächeln nach meinem Namen und ich antwortete ihm mit demselben Lächeln. Zoltan erzählte ihm, dass wir zum „Purif (das ist der verkürzte Name des englischen Begriffes „Purification Rundown, d. h. für Reinigungsprogramm) gehen würden. Wir überquerten einen kleinen Innenhof und erreichten durch eine knarrende Tür einen anderen Teil des Gebäudes. Als ich den Raum betrat, stieg mir ein völlig fremder Geruch in die Nase. Die warme Saunaluft vermischte sich mit dem Geruch der Vitamine und (wie ich später erfuhr) des Cal-Mag (ein Getränk aus einer Mischung aus Kalzium und Magnesium), das sie zubereitet hatten. Es waren nur drei oder vier Personen und die Empfangsdame drinnen, deren gezwungenes und übermäßig süßes Lächeln schon von weitem auffiel. Letztere hatte uns bereits erwartet und war nun bereit, uns eine Führung zu geben.

    Wir stellten uns vor. Es stellte sich heraus, dass Maria eine „Purif I/C" (Purification Rundown In-Charge, also eine Verantwortliche für den Reinigungs-Rundown) war, deren Aufgabe es war, den Neuankömmlingen zu erklären, worum es bei dem Programm eigentlich ging. Sie holte ein großes Bilderbuch hervor und erklärte das ganze Verfahren Seite für Seite: wie sich Giftstoffe und Drogen im Körper ansammeln, welche Schäden sie anrichten, was dieses Programm bewirkt und warum es gut für mich wäre, es so schnell wie möglich durchzuführen.

    Ich stand an der Theke und hörte ihr schweigend zu – ich war fassungslos. Von Zeit zu Zeit warf ich einen Blick auf Zoltan, um von ihm eine Bestätigung für den Wahrheitsgehalt der Behauptungen zu erhalten. Es überraschte mich nicht, dass er lächelte und zustimmend nickte. Ein paar Minuten später, während Maria noch erklärte, überlegte ich bereits, wie ich es nur schaffen könnte, die geforderten 4-5 Stunden pro Tag in der Sauna zu verbringen und wie ich das Ganze in mein Leben einbauen könnte.

    Ich war etwas erstaunt, als ich hörte, wie viel Schaden diese Giftstoffe auch noch nach Jahren im Körper anrichten können. Es ist jederzeit möglich, durch diese schädlichen Substanzen plötzlich krank zu werden. Es würde ausreichen, dieses Programm nur einmal im Leben durchzuführen – danach würde mein Körper alle Gifte ganz von alleine loswerden können und diese Schadstoffe würden nie wieder auf mich wirken. Ein großartiges Versprechen, nicht wahr?

    Als ihr 15-minütiger Vortrag zu Ende war, zeigte mir Maria die Dosen mit den Vitaminen und Ölen, die die Teilnehmer einnehmen sollten. Sie betonte, wie toll diese ganze Sache sei und wie viel Glück ich habe, überhaupt hier sein zu können. Die Einrichtung bestand aus zwei kleinen, alten, dunkelbraunen und fleckigen Saunas, drei verwitterten Laufbändern, zwei Duschen, zwei Badezimmern, zwei Umkleideräumen und einem kleinen Empfangstresen. Insgesamt kann sie nicht viel größer als 60 Quadratmeter gewesen sein.

    Mir gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Es gab hier etwas, das nicht sehr einladend aussah, aber das, was ich gehört hatte, klang wirklich vielversprechend. Und der Gedanke, dass ich so viel für meine Gesundheit tun konnte (auch wenn sie ohnehin ausgezeichnet war) und die Rückstände von Alkohol, Medikamenten und sogar Drogen, die ich konsumiert hatte, ausspülen konnte – das war einfach ein tolles, hoffnungsvolles Gefühl.

    In meiner Jugend habe ich viele Partys gefeiert und manchmal waren die Dinge wirklich außer Kontrolle geraten, also dachte ich, dass ich das nötig hätte; vielleicht war ich es mir sogar schuldig, diese Eskapaden zu korrigieren.

    Wir verabschiedeten uns von den Mitarbeitern, aber ich hatte ihnen noch nicht gesagt, ob ich mit dieser ganzen Sache anfangen wollte oder nicht. Ich wollte es mir noch einmal überlegen. Auf dem Weg nach draußen fragte ich Zoltan:

    „Du, das ist wirklich cool, aber was ist das hier für ein Ort? Es sieht aus wie eine Filmkulisse direkt aus Hollywood. Was hat es mit diesen ganzen Postern und Pokalen auf sich?"

    „Ja, die sind cool, nicht wahr?", antwortete Zoltan amüsiert.

    „Ja, aber wie heißt dieser Ort und worum geht es hier eigentlich?"

    „Reinigungszentrum", erwiderte er locker.

    „Gut, aber wer betreibt es oder wem gehört es? Das verstehe ich nicht ganz", gab ich trotzig zurück und verlangte endlich Antworten.

    „Nun, das hier ist Scientology. Aber das sollte dich nicht wirklich interessieren, ich selber bin auch nicht an diesem Teil interessiert. Dieses Entgiftungsprogramm ist echt fantastisch – für mich war es brutal geil. Hinterher wirst du dich fühlen, als hättest du einen neuen Körper bekommen."

    Ich weiß jetzt im Nachhinein, dass er absichtlich ausweichend war und nicht über Scientology sprechen wollte. Aber dieser Ort war tatsächlich die zentrale Einrichtung der Scientology-Kirche Ungarns, die von ihren Mitgliedern einfach „Org (eine verkürzte Form des englischen Wortes „organisation) genannt wurde.

    Es war bereits dunkel, als ich mich auf den Heimweg machte. Während der Fahrt dachte ich über all die positiven Aspekte des Programms nach und fing an, sie in meinem Kopf zusammenzuzählen, als ob ich versuchen würde, mich selbst zu überzeugen. Die Aussicht, etwas völlig Neues zu tun, reizte mich zunehmend – außerdem wäre das Ganze gut angelegtes Geld, denn ich würde es für mich, für meine Gesundheit ausgeben. Immerhin hatte ich noch Ersparnisse übrig und dieses Programm würde sogar in meinen Zeitplan passen. Das Thema Scientology berührte mich nicht sonderlich, da ich so gut wie nichts darüber wusste. Ich erinnerte mich vage aus alten Zeitungsartikeln, dass ein paar Hollywood-Namen damit in Verbindung gebracht wurden, aber das war auch schon alles. Um ehrlich zu sein, in der Zentrale war mir nichts Unheimliches begegnet und ich wusste, dass ich nur an diesem Reinigungsprogramm interessiert war und an nichts anderem.

    Ein paar Tage später riefen mich sowohl Sam als auch Zoltan an. Beide waren der festen Überzeugung, dass dieses Purif mir sehr guttun würde – und obendrein würde ich, wenn ich jetzt gleich bezahle, den nächsten Kurs umsonst machen können. Die vielen vielversprechenden Dinge, die sie mir zuvor gesagt hatten und diese neue Information ließen mich meine letzten Zweifel überwinden und ich beschloss, zuzusagen. Da jedoch Weihnachten vor der Tür stand, wollte ich bis Januar warten, um mit dem Programm zu beginnen. Ich dachte, dass ich bis dahin mit dem Anmeldeverfahren fertig sein müsste und so ging ich ein paar Tage später zur Zentrale zurück, wo man mir sagte, dass ich den Registrator² aufsuchen müsse. Ich wurde von dem freundlichen und lächelnden Zoltan (der mit dem Schnauzbart) an der Rezeption begrüßt und anschließend begleitete er mich in das Anmeldebüro im zweiten Stock.

    Oh mein Gott... wie dieser Ort aussah! Zwei oder drei Schreibtische (echte Relikte aus den 70er Jahren) zusammen mit ein paar Stühlen, zusammengepfercht auf engem Raum. Auf einem der Tische stand ein uralter Computer, hinter dem der Registrator saß. Er war ein hagerer, alter Mann mit einer dicken Brille, ein paar fehlenden Zähnen und einem überwältigenden Geruch von Zigaretten. Er begrüßte mich mit heiserer, nasaler Stimme. Er versuchte, nett zu sein und lud mich ein, mich zu setzen. Das tat ich und schon begann er, den Papierkram vorzubereiten, da es zuerst eine Erklärung gab, die ich unterschreiben musste. Er sagte, das sei nur eine Formalität, nichts wirklich Wichtiges. Ich warf einen Blick darauf, aber er war so entspannt, dass ich kein großes Interesse daran hatte, sie genau zu studieren.

    Ich bezahlte die Gebühr und erhielt eine Rechnung, dann reichte er mir ein sogenanntes Abfertigungsformular. Dabei handelte es sich um ein Blatt Papier mit einer nummerierten Liste von Personen, die ich vor Beginn des Programms aufsuchen müsste. Die ganze Sache war wirklich seltsam. Nach den Vorgaben dieses Formulars musste ich einige andere Mitarbeiter aufsuchen. Jeder von ihnen würde dann die genaue Uhrzeit unseres Treffens in der Zeile neben seinem Namen notieren und das Ganze per Unterschrift bestätigen. Der Vorgang bestand aus acht bis zehn Stationen und dauerte etwa zwei bis drei Stunden, wobei ich das Gebäude vollständig erkunden musste.

    Der interessanteste Teil dieses Verfahrens mit dem Abfertigungsformular war mein Besuch im Büro einer Person, die als Ethikbeauftragte³ bezeichnet wurde. Eine lächelnde Frau (etwa in meinem Alter, die sich auffallend entspannt bewegte) lud mich in ihr Büro ein, wo auf dem Schreibtisch ein seltsames Gerät, ein so genanntes E-Meter, aufgestellt war. Ich setzte mich an den Schreibtisch, ihr gegenüber. Sie sagte mir, dass sie mit mir ein Interview mithilfe dieses Messgerätes durchführen würde. Ich hatte absolut keine Ahnung, wovon sie sprach – das Lächeln in ihrem Gesicht muss eine Reaktion auf meinen Gesichtsausdruck gewesen sein. Meine Augen waren auf jeden Fall weit geöffnet. Neben dem Instrument standen zwei zylindrische Gegenstände auf dem Tisch, die wie Limodosen aussahen. Sie drückte mir die Zylinder⁴ in die Hand, stellte etwas ein und befahl mir dann, die Zylinder zu drücken, während sie die Digitalanzeige beobachtete. Ich musste dies mehrmals wiederholen, da ich die Zylinder entweder zu stark oder zu schwach zusammendrückte.

    Als sie die Höhe des ausgeübten Drucks für akzeptabel hielt, bat sie mich, tief durch die Nase ein- und durch den Mund wieder auszuatmen.

    Dies gelang mir auf Anhieb. Dann wiederholte sie ihren vorigen Satz, dass sie jetzt ein Gespräch mit mir mithilfe des E-Meters führen würde.

    Wie ich später erfuhr, funktioniert das E-Meter folgendermaßen: Während ich die zwei Zylinder halte, schließe ich einen Stromkreis mit dem Gerät. Ein sehr schwacher elektrischer Strom wird durch meinen Körper geleitet und das Gerät zeigt mithilfe dessen die Veränderungen in meinem Gehirn. Mit anderen Worten: Das E-Meter erkennt und zeigt auf dem Zifferblatt die verschiedenen Veränderungen des Stroms an, der durch meinen Körper fließt, während mir die einzelnen Fragen gestellt werden.

    Sie stellte eine Menge seltsamer Fragen. Dazu gehörte unter anderem, ob ich für die Regierung arbeite, ob ich hier bin, um sie auszuspionieren, ob ich jemals mit Elektroschocks behandelt wurde, ob ich jemals einen Psychologen aufgesucht habe, ob eines meiner Familienmitglieder oder ein naher Verwandter gegen Scientology ist, ob ich Pornos schaue und ob ich Freunde unter Journalisten habe.

    An diesem Tag musste ich auch einen Test mit 200 Fragen ausfüllen (denselben, den ich auf Empfehlung von Zoltan bei der MLM-Veranstaltung ausgefüllt hatte, der dann von Sam ausgewertet worden war). Es handelte sich um den berühmten OCA-Test (Oxford Capacity Analysis), der bis heute

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