Vier Führungsprinzipien der Bibel: Dienst, Macht, Verantwortung und Vergebung
Von Volker Kessler
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Über dieses E-Book
"Darf ich überhaupt Macht einsetzen?"
"Als Christ soll ich lieben und vergeben - wie passt dies zu meiner Führungsaufgabe?"
Wer andere Menschen führt, wird sich immer wieder diese und ähnliche Fragen stellen.
Volker Kessler rät, sich dabei am wichtigsten Gebot zu orientieren: Gott von ganzem Herzen unf mit ganzer Hingabe zu lieben, und seinen Mitmenschen wie sich selbst.
Er enfaltet das Wesen christlicher Führung in vier Facetten: Dienst, Macht, Verantwortung und Vergebung. Dabei geht es mehr um die innere Einstellung als um Handlungsanweisungen, denn wenn die innere Haltung nicht passt, nützen alle Tipps der Managementliteratur nichts.
Damit diejenigen, die wirklich das Potenzial zu leiten haben, es auch tun, und nicht immer nur die Falschen bereit sind, zu führen.
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Rezensionen für Vier Führungsprinzipien der Bibel
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Buchvorschau
Vier Führungsprinzipien der Bibel - Volker Kessler
1. Führen als Christ: Das Doppelgebot der Liebe
Manche werden (fast) als Führungskräfte geboren. Schon sehr früh zeichnet sich ab: Menschen folgen ihnen. Anderen geht es vielleicht wie Forrest Gump in dem gleichnamigen Film: Er läuft einfach los – und wundert sich darüber, dass andere ihm folgen. Egal, ob Sie nun eine „geborene" Führungskraft sind oder ob Sie selbst darüber staunen, dass Sie jetzt auf einmal führen. Dieses Buch ist geschrieben für beide Arten von Führungskräften. Das Buch ist auch geschrieben für Menschen, die selbst keine Führungskräfte sind, aber den Wunsch haben, in einer Umgebung zu arbeiten, deren Führungskultur vom Geist Christi geprägt ist.
Wer andere führt, fragt sich vielleicht: „Wie gehe ich mit der Verantwortung um? „Darf ich überhaupt Macht einsetzen – und wenn ja, gibt es Kriterien für einen guten Umgang mit Macht?
„Als Christ soll ich lieben und vergeben – wie passt dies zu meiner Führungsaufgabe?"
Die Bibel enthält viele Gebote und Ratschläge für ein Leben, das Gott gefällt. Welche Weisung ist davon am wichtigsten? Jesus selbst erklärt, was das wichtigste und größte Gebot ist:
„Das wichtigste Gebot ist: ‚Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der alleinige Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft.‘ An zweiter Stelle steht das Gebot: ‚Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‘ Kein Gebot ist wichtiger als diese beiden."
(Markus 12,29-31)
Jesus kombiniert hier zwei Gebote aus dem Alten Testament: Das erste bezieht sich auf Gott, das zweite auf die Mitmenschen. Man nennt dies deshalb das „Doppelgebot der Liebe". Es hat eine vertikale Dimension (Gott) und eine horizontale Dimension (die Mitmenschen).
Abbildung 1: Doppelgebot der Liebe
Manchmal wird diese Stelle so interpretiert, als ob hier drei Gebote ständen: erstens Gott lieben, zweitens die Mitmenschen lieben und drittens sich selbst lieben. Damit will man der Erkenntnis Rechnung tragen, dass nur der seine Mitmenschen lieben, annehmen kann, der sich auch selbst lieben, annehmen kann. Dieser Zusammenhang ist zwar plausibel – aber davon findet sich nichts in diesem Text. Der Bibeltext formuliert kein Gebot, sich selbst zu lieben, sondern setzt einfach voraus, dass man sich selbst liebt. Er geht von dem Normalfall des psychisch Gesunden aus, der sich annimmt, wie er ist, und sich selbst Gutes tut. Dieses Gute soll er auch seinem Mitmenschen tun.
Wenn das Doppelgebot der Liebe das wichtigste Gebot für alle Menschen ist, so gilt dies natürlich auch für christliche Führungskräfte – und für sie vielleicht ganz besonders, weil Führungskräfte immer auch Vorbildfunktion haben.
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen darüber, was eine Führungskraft ist.¹ Ich verwende das Wort „Führungskraft oder „Führer
² in einem sehr weiten Sinne: „Ein Führer ist eine Person, der andere folgen.³ Diese weit gefasste Definition beinhaltet ein großes Spektrum: vom Personalverantwortlichen in einer Firma mit hoher formaler Macht bis zur ehrenamtlichen Gemeindeleitung mit wenig formaler Macht; vom Lehrer an einer Bildungseinrichtung bis hin zu einer Rednerin oder Autorin, die als „geistige Führerin
Ideen entfaltet, denen andere folgen.
„Ein Führer ist eine Person,
der andere folgen."
Unter einer christlichen Führungskraft verstehe ich eine Führungskraft, die bewusst Christus nachfolgt. Eine christliche Führungskraft kann eine Führungskraft in einer christlich orientierten Organisation wie zum Beispiel Kirche oder Diakonie sein. Es kann aber auch ein Christ sein, der Führungsverantwortung in einer säkularen Organisation hat.
Fragt man danach, wie sich eine christliche Führungskraft verhalten soll, so lautet die erste Antwort: Orientiere dich an dem Doppelgebot der Liebe!
Die Bedeutung des ersten Teils des Doppelgebots leuchtet sofort ein: Wer sich nicht an das Gebot halten will, den Gott zu lieben, der sich in Christus offenbart hat, sollte sich auch nicht als Christ bezeichnen.
Aber auch der zweite Teil ist wichtig. Nur der sollte Menschen führen, der sie auch liebt. Das erlebt man oft anders: Chefs schimpfen darüber, wie faul ihre Mitarbeiter sind; Lehrer jammern darüber, wie dumm ihre Schüler sind, und Gemeindeleiter beklagen sich darüber, wie ungeistlich und träge ihre Gemeindeglieder sind. Man kann Verständnis dafür haben, wenn ein Leiter gelegentlich frustriert über seine Leute ist – so wie es auch häufig vorkommt, dass Mitarbeiter über ihren Chef frustriert sind. Problematisch ist es, wenn diese negative Haltung zur Grundhaltung der Führungskraft wird. Das Bild, das sie im Kopf hat, wird ihren Führungsstil prägen. Sie wird vorzugsweise mit Druck führen oder mit „Zuckerbrot und Peitsche" – und bald sind beide Seiten frustriert: die Führungskraft und die Mitarbeiter/innen. Wer die Menschen, die er/sie führen soll, nicht annehmen kann, sollte auch die Führungsaufgabe nicht annehmen. Genauso gilt: Man sollte einer Person niemals eine Führungsaufgabe anvertrauen, wenn sie die Menschen, die sie führen soll, nicht liebt.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Führungskraft über die Fehler der Mitarbeiter die Augen verschließt oder Dinge gutheißt, die nicht akzeptabel sind. Aber es ist eben zu unterscheiden zwischen der Tat und dem Täter. Schon Benedikt von Nursia (480–547) weist in seiner Regel den Abt an: „Er hasse die Fehler, er liebe die Brüder" (Regel des Benedikt 64,11).
Der 1. Johannesbrief im Neuen Testament zeigt auf, wie das Gebot der Gottesliebe und