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Hilfe, Erziehung!: Kann "Heimerziehung" gelingen?
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eBook185 Seiten1 Stunde

Hilfe, Erziehung!: Kann "Heimerziehung" gelingen?

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Über dieses E-Book

Welche Gelingensfaktoren gibt es in der stationären Jugendhilfe aus Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich Studierende der Fachhochschule Potsdam im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit. Die Teilnehmer*innen des Real-Labors "Hilfen zur Erziehung" stellten sich die Frage, ob ihre Vorstellungen von einer gelingenden stationären Kinder- und Jugendhilfe, die sie sich durch Wissensaneignung angenommen haben, auch mit den Vorstellungen der Betroffenen, in diesem Fall den Kindern und Jugendlichen, die in stationärer Jugendhilfe leben oder gelebt haben, korrespondieren.

In sechs Kapiteln werden verschiedenen Bereiche der Hilfen zur Erziehung betrachtet und dabei der Blickwinkel der Kinder und Jugendlichen mit einbezogen. Ein Ergebnis war dabei, dass die Kinder und Jugendlichen durchaus in der Lage sind, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren und diese keineswegs überzogen oder unverschämt sind. Den Kindern und Jugendlichen zuzuhören, scheint ein Schlüssel für gelingende Heimerziehung zu sein.

An der Fachhochschule Potsdam im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften hat das Projektstudium eine große Bedeutung. In Real-Laboren werden spezifische Themen entweder arbeitsfeldbezogen oder auch adressatenbezogen im Rahmen von kooperativen und forschenden Lernarrangements angeboten. Real-Labore sichern einen reflektierten, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden und mit der Praxis gemeinsam erarbeiteten Transfer, der sowohl für die Praxis als auch für die Fachhochschule von Mehrwert bestimmt ist.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Okt. 2019
ISBN9783749747610
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    Buchvorschau

    Hilfe, Erziehung! - Matthias Schreckenbach

    I.

    Indikation – Hilfe zur Erziehung

    Sara Charif & Jemila Herbst

    1. Einleitung

    Unser gesellschaftliches Bild verbindet mit Kindern gerne Unbeschwertheit, Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Gefühle oder Zustände wie Unsicherheit, Verzweiflung oder sogar Arbeits- und Lernstörungen, Depressionen, Ängste und Suchtkrankheiten werden bei Kindern und Jugendlichen eher nicht erwartet oder auch gar nicht gesehen. Doch auch schon Kinder und Jugendliche können durchaus aus verschiedenen Gründen massive Störungsbilder ausweisen oder Anzeichen für Auffälligkeiten haben. Im Rahmen des Studiums wurden differenzierte Perspektiven und auch Ursachen sowie Möglichkeiten der Intervention aufgezeigt, die in die folgenden Überlegungen einbezogen wurden.

    Kinder haben eine Entwicklung mit dicht gedrängten Entwicklungsaufgaben zu bewältigen, die mit krisenhaften Zuständen verbunden sein können. Gerade Kinder und Jugendliche sind leicht anfällig, da sie in besonderem Maße die Unterstützung und den Schutz von Erwachsenen benötigen. Bei der Vielzahl von Entwicklungsaufgaben, die zu bewältigen sind, können sich schnell Schwierigkeiten einstellen, die negativen Einfluss auf Beziehungsgestaltung oder soziales Verhalten insgesamt haben können.

    Die Vorstellung einer „Heilmaßnahme", ein Begriff der in der Literatur häufig im Kontext der Befassung mit Indikation auftritt, lässt sich bedingt und nur reflektiert auf die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Arbeit des Jugendamtes übertragen. Dennoch geht es natürlich um die Idee, einen Prozess einzuleiten, der sowohl dem Kind oder Jugendlichen, als auch der Familie insgesamt, die Möglichkeit gibt, auftretende Schwierigkeiten selbst lösen zu können und somit für eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder und Jugendlichen sorgen zu können.

    Die Familie bzw. „der Fall ist hier die zentrale Welt, von der alles ausgeht. Aus psychologischer Sichtweise wird versucht, mit einer durchdachten und reflektierten Indikation einen Lösungsprozess einzuleiten und die richtigen Maßnahmen für ihre Adressaten*innen zu finden, um einen „Heilungsprozess gewährleisten zu können.

    Familien, Kinder und Jugendliche kommen in der Regel in Kontakt mit dem Jugendamt, wenn das Wohl des Kindes gefährdet (§1666 BGB / §8a SGB VIII) ist oder es andere Schwierigkeiten bei der Ausübung der Erziehungsaufgaben gibt (§27ff SGB VIII). Es wäre wahrscheinlich nicht korrekt von einer „Krankheit, obwohl die terminologische Nähe zum Begriff „Heilungsprozess herleitbar wäre, zu sprechen. Wenn, dann nur im übertragenen Sinne.

    Im sozialpädagogischen Verständnis kann es eben nicht um Heilung von Krankheiten/Auffälligkeiten gehen. Komplexe Lebenssituationen und viele verschiedene Einflussfaktoren gilt es zu berücksichtigen. Burkhardt Müller spricht deshalb von einer sozialpädagogischen Diagnose und sozialpädagogischer Intervention, um genau den sozialpädagogischen Blick auf eigentlich kausale Verfahren wie Diagnose und Intervention zu richten (Müller 2017).

    Der in der Sozialen Arbeit verwendete Begriff der Indikation stützt sich also auf eine sozialpädagogische Logik und umschließt die Idee einer sozialen Diagnose, einer sozialen Intervention und dem Wissen um eine geeignete Hilfe. Wichtig und definitiv übertragbar ist der Gedanke, den Betroffenen unterstützende Angebote/Hilfe bereitzustellen, um die vorhandenen Probleme zu lindern oder zu beseitigen. Die Indikation ist im Bereich der Jugendhilfe ein wesentlicher Teil, um den richtigen Hilfeprozess und die richtigen Fachkräfte zu finden, damit sowohl Kindern und Jugendlichen als auch ihren Familien geholfen werden kann.

    2. Begriffsdefinitionen/Indikation

    Um den Begriff Indikation erst einmal verstehen zu können, ist es sinnvoll, nach der Herkunft des Wortes zu recherchieren. Laut Duden lässt sich Indikation von dem lateinischen Wort „indicare ableiten, was so viel wie „Anzeige bedeutete (Duden: Indikation, die). Wird von einem medizinischen Ursprung ausgegangen, so bedeutet Indikation übersetzt eine „therapeutische Maßnahme oder eine Art „Heiltätigkeit (Wikipedia, 2016: Indikation). Aus psychologischer Sicht bedeutet Indikation die „Begründung für die Notwendigkeit und Angemessenheit einer therapeutischen Maßnahme" (Spektrum 2000: Indikation). In diesem Bereich geht es vor allem darum, nach der Diagnose einer psychischen Störung bei Patient*innen dann auch die richtige Methode finden zu können sowie den passenden Therapeut*innen für den Heilprozess. Ziel der Indikation ist es, hier über die richtig gewählte Zuordnung von Patient*innen und Therapeut*innen erfolgreiche Behandlungsergebnisse erreichen zu können (Spektrum 2000: Indikation). Übertragbar in einen sozialpädagogischen Prozess ist also die Idee, für bestimmte Problemsituationen oder Konstellationen die richtige Hilfe, das richtige Angebot gefunden zu haben.

    3. Zielgruppe

    Für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe (HzE), mit der sich die Projektgruppe vorrangig befasst hat, gilt die gesetzliche Grundlage des §27 SGB VIII Hilfe zur Erziehung. Hilfeempfänger*innen sind zunächst die Eltern sowie sorgeberechtigten Personen (https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbviii/27.html, letzter Zugriff am 15. 03. 2019). Diese Logik ergibt sich aus der Pflicht und Verantwortung, die die Eltern gegenüber ihren Kindern und Jugendlichen haben (SGB VII §1).

    Hilfe ist selbstverständlich auch an die Kinder und Jugendlichen gerichtet, da sie ein Anrecht auf eine gesunde und entwicklungsfördernde Erziehung haben. Häufig entsteht der Eindruck, dass sich initiierte Hilfe nur an die Kinder richtet, denn sie sind meist Symptomträger für aufgetretene Probleme. Um dieser stigmatisierenden Vorstellung Abhilfe zu verschaffen, hat die Gesetzgebung die Eltern in die Pflicht genommen und betrachtet somit immer das gesamte System Familie inklusive

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