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Einfach glauben fällt mir schwer: Tagebuch-Notizen: als Christ im Alltag leben
Einfach glauben fällt mir schwer: Tagebuch-Notizen: als Christ im Alltag leben
Einfach glauben fällt mir schwer: Tagebuch-Notizen: als Christ im Alltag leben
eBook487 Seiten6 Stunden

Einfach glauben fällt mir schwer: Tagebuch-Notizen: als Christ im Alltag leben

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Über dieses E-Book

Als Christ unterwegs zu sein ist oft alles andere als einfach.
Davon erzählen die Tagebuch-Notizen dieses Buches.
Und sie erzählen von schönen, erstaunlichen, kostbaren Erfahrungen.
Es geht darum, in der Bandbreite des Alltags
realistisch zu werden, Vertrauen zu üben, Lieben zu lernen.
In allem zu entdecken:
Mit Jesus unterwegs zu sein und an seiner Liebe festzuhalten
lohnt sich, auch wenn es nicht immer einfach ist.

Beobachtungen. Begegnungen. Erfahrungen.
Nachdenkliches.
Zum Weiterdenken…
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Aug. 2022
ISBN9783347674127
Einfach glauben fällt mir schwer: Tagebuch-Notizen: als Christ im Alltag leben

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    Buchvorschau

    Einfach glauben fällt mir schwer - Susanne Folkers

    1. Beziehung zwischen Gott und Mensch

    27.05.2013

    Ich habe viel nachgedacht über ein alltägliches Geschehen im Gottesdienst, das mich tief beeindruckt hat. Wir (der Chor) saßen auf der Empore. Eine junge Mutter hatte ihr kleines Baby bei sich, wenige Monate alt. Der Kleine schlief die meiste Zeit. Aber manchmal öffnete er seine Augen und suchte nach den Augen seiner Mutter. Wenn ihre Augen sich trafen, war er zufrieden. Seine Mutter lächelte, schaukelte seinen Sitz ein wenig und er schlief wieder ein.

    Unmittelbar verstand ich Jesu Botschaft an mich in diesem Moment: „Sieh, so bin ich dir gegenüber!" Ein unerwarteter himmlischer Rippenstoß in einer schwierigen Lebensphase.

    Dieser liebevolle Augenkontakt ist das, was wir unbedingt brauchen in unserer Beziehung mit Jesus. Wissen, Verständnis (mein natürlicher Schwerpunkt von Natur aus) ist sehr wichtig, aber nicht das Wichtigste überhaupt. Wenn wir dort unseren Frieden zu finden versuchen, wird uns das nicht gelingen. Gewissheit, dass liebende Augen uns im Blick haben, ist das Wichtigste. Warum? Wir sind bedürftige und begrenzte Wesen, die sich danach sehnen, sicher und nicht allein zu sein. Individuelle liebevolle Kontakte/Berührungen sind Zeichen, die auf die beständige Liebe dahinter hinweisen, die gegenwärtig bleibt, selbst wenn die Berührung in einem bestimmten Moment nicht gespürt wird.

    Die Frage ist: was bedeutet Augen-Kontakt im Hinblick auf den auferstandenen und unsichtbaren Herrn? Wie ist das möglich? Wo kann er stattfinden?

    Es ist nicht etwas, das wir erzwingen können durch irgendeine Art von Technik oder Verhalten.

    Es kann geschehen während des Betens.

    Es kann geschehen, wenn uns plötzlich ein Wort von ihm nicht nur in den Sinn kommt, sondern unser Herz berührt.

    Es kann geschehen, wenn wir das Mahl des Herrn feiern und ihn in dem Moment als den wahren Gastgeber erkennen.

    Es kann im täglichen Leben geschehen (wie anfangs beim Chor).

    Und wenn es geschieht, ist es ein Hinweis auf die höchste Wirklichkeit.

    27.05.2013

    Als ich mein Tagebuch durchblätterte, stieß ich auf eine ein paar Jahre zurückliegende Notiz (warum bloß sind wir so vergessliche Leute???). Wir waren damals in einem kurzen Abendgottesdienst zusammen und dachten über den Weg Jesu ans Kreuz nach. Die Schriftlesung war aus Joh 13; Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Plötzlich hatte ich eine sehr intensive innere „Vision" (extrem außergewöhnlich für mich), wie Jesus respektvoll und zärtlich meine Füße in seine Hände nimmt. Er, der allen Respekt der ganzen Menschheit verdient, ist mir einzelnen Frau so nah; Er, der der Herr der ganzen Schöpfung ist, konzentriert sich so auf die eine Person vor ihm - unbeschreiblicher Eindruck.

    Wie gesagt - die Aufgabe bleibt, nicht auf seine Abwesenheit zurückzuschließen, wenn solche berührenden Erfahrungen ausbleiben (die ja eher die große Ausnahme sind). Stattdessen gilt es, auf die untergründige Wirklichkeit zu vertrauen, auf die diese Ausnahme-Erfahrungen verweisen: Er ist nahe und bleibt nahe - nur auf eine Weise, die meinen Sinnen verborgen bleibt, mich aber dennoch effektiv schützt und sicherstellt, dass ich nicht unter meiner Last zerbreche. Er wird mich nicht aus den Augen lassen. Das hat er mit seinem Leben und Tod besiegelt: Er, der im Gebet (Joh 17) seinem himmlischen Vater bezeugt, dass er keinen der ihm Anvertrauten verloren hat, wie es versprochen war - und wie es dem Guten Hirten entspricht. Er, der sich sogar noch in den letzten Minuten seines Lebens um die Zukunft seiner Mutter kümmerte (Joh 19,6). Und der Tag wird kommen, an dem er meine letzten Tränen wegwischen wird.

    (Wir leben weder nur von Erfahrungen noch nur vom Wort - wir brauchen beides, und beides steht in Wechselwirkung zueinander).

    Paulus’ Erfahrung des Schiffbruchs (Apg 27,22) passt hierher - er bekommt das Versprechen, aus dem Schiffbruch gerettet zu werden, aber das entspricht nicht dem menschlichen Ideal, dass Gott doch lieber gleich einfach den Schiffbruch verhindern würde und all die Panik und den Schmerz, die damit verbunden sind.

    Ich lasse mich immer noch oft verleiten zu denken, ich bräuchte mehr Wissen. Um so dringlicher nochmals: Oft ist Gewissheit aber viel wichtiger (ohne das andere einfach dagegen auszuspielen); Gewissheit über Jesu Charakter, Gegenwart, Zusagen, Handlungsweisen – weil diese Gewissheit zu Gelassenheit und Flexibilität und aus falschen Fixierungen führt. Und sie entsteht durch sein Wort, Zeit mit ihm, Hören auf andere Zeugen und Sehen auf seine Spuren der Treue und Fürsorge in ihrem Leben.

    Ps 131,2

    Ja, ich ließ meine Seele still und ruhig werden; wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.

    29.06.2013

    Mir geht eine Begegnung immer noch sehr nach. Ich traf ein sehr liebes altes Ehepaar unserer Gemeinde vor einem Supermarkt, sie schoben gemeinsam ganz langsam ihren Einkaufswagen vor sich her. Ihr einziger Sohn ist im Alter von 40 Jahren an Krebs gestorben. Sie haben seine Hand gehalten bis zum Ende. Nun sehen sie selbst ihrem letzten Wegabschnitt entgegen, ziehen Kraft aus dem Gebet, aber das hält natürlich nicht den Prozess zunehmender Schwäche auf. Sehr wahrscheinlich werden sie diese Welt nicht zusammen gleichzeitig verlassen. Und sie fragen sich: „Wenn ich der letzte bin - wer wird meine Hand halten?"

    Der letzten Einsamkeit ins Auge zu sehen, verdient Respekt; es ist völlig realistisch, aber geht auch sehr unter die Haut. Wie gesegnet ist der, der aus Erfahrung weiß, dass Jesus immer in der Lage sein wird, sein Versprechen treuer Liebe zu halten und an unserer Seite zu bleiben; dass er Wege finden wird, uns seine Gegenwart spürbar zu machen selbst da, wo menschliche Liebe an ihre Grenzen stößt. Er hat das selbst durchgemacht, er weiß, wie sich Sterben anfühlt.

    Ja, das ist es, was letztlich zählt. Mir ist wieder Ps 131 in den Sinn gekommen. Diese Liebe zählt:

    „Von David, ein Wallfahrtslied. Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind. Ja, ich ließ meine Seele still und ruhig werden; wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir. Israel, hoffe auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!"

    22.08.2013

    Zum Stichwort „Erste Liebe verlassen" Offb 2 und 3 gelesen.

    Erschreckend. Man kann so viel Richtiges tun - und doch dabei das Zentrum verlieren: die erste Liebe. Die ist das Herzstück von allem.

    Vgl. Jer 2,2 „So spricht der Herr: Ich gedenke der Treue deiner Jugend und der Liebe deiner Brautzeit, wie du mir folgtest in der Wüste, im Lande, da man nicht sät. Jer 2,8 ergänzt das mit einer tiefgründigen Beschreibung: Die Priester fragten nicht: Wo ist der Herr?. Das „wissen sie wohl schon – die fraglose Selbstverständlichkeit, mit der sie leben, wird bewertet als „sie leben die Beziehung nicht". Routine ist der Tod jeder Beziehung.

    Vgl. Joh 21: Petrus wird nicht gefragt, ob er jetzt endlich die Schriftbeweise zu Jesus als Messias kapiert und akzeptiert hat, sondern ob er seinen Herrn liebt.

    Immer wieder geht es ums Herz, um Liebe, Beziehung, Leidenschaft. Alles andere dient dem nur bzw. sollte Ausdruck davon sein/ergibt sich daraus. Eigentlich. Machen wir uns das genügend klar? Und unserer Gemeinde? Von Vertrauen ist viel die Rede, und darin kann ja auch Liebe stecken. Aber wer würde spontan auf die Frage: „Worum geht es beim Christsein? antworten: „Um die Wiederherstellung und das Leben einer Liebesbeziehung mit unserem unsichtbaren, aber gegenwärtigen Schöpfer und Herrn!??? Vielleicht würde aber das häufige bewusste Formulieren dieses Zentrums zu einer Bewusstseinsänderung unter uns führen können, zu einer Suche nach geistlichem Leben, das mehr ist als das Hüten von Traditionen und Werten; wenn wir das sozusagen als Lernziel „einzuhämmern versuchen würden!? Als Christ leben lernen heißt doch, die Sprache Jesu mehr und mehr hören und verstehen lernen und einander dabei zu helfen versuchen!? Zu fragen: „Was macht Jesus liebenswert? würde „ganz nebenbei auch den Blick weglenken von unseren vermeintlichen oder wirklichen Bedürfnissen erst einmal auf die Person Jesu und so den Glauben aus der Falle der Zweckorientiertheit holen („was bringt mir das?). Liebe braucht das Staunen.

    Vor vielen Jahren habe ich mal den großen Schein „Liebe Gottes" in kleine Münzen zu wechseln versucht, um die Dinge konkreter zu bekommen. Daraus ist ein Denk-Zettel für den Kühlschrank entstanden. Die Übersicht immer mal wieder aufzufüllen mit passenden Bibelstellen ist eine gute Übung, aus der Freude und Staunen erwachsen können:

    Gottes Liebe ist Grund zum Feiern, zur Anbetung.

    Sie äußert sich

    - in Seinem Denken über uns

    • Gedanken des Friedens

    • Wie eine Mutter vergisst Er uns nie

    - in Seinem Fühlen für uns

    - in Seinem Tun:

    • Erlösung, Vergebung

    • Auf dieser Grundlage ist jeder Tag ein neuer Anfang

    • Schutz

    • Fürsorge

    • Durchtragen

    • Führung

    • Trost

    • Hoffnung

    • ethische Orientierung

    • Sinnvolle Aufgaben

    • Heilung

    Wenn die Beziehung zu Jesus unsere wichtigste Sorge sein, den wichtigsten Platz in unserem Denken, Fühlen, Wollen, Tun einnehmen soll - welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es? Skizziert:

    Beziehungen werden gepflegt durch:

    24.08.2013

    Jesus (wieder) lieben lernen - wie kann das aussehen? John Eldridge¹ weist in die Richtung: alles Erleben mit Jesus in Verbindung bringen; ich nehme den Faden auf:

    Alles Schöne (jetzt im Urlaub z.B.: von der italienischen Bettwäsche über blumengeschmückte Häuser bis zu einem hübschen Schmetterling) kommt letztlich von ihm.

    Alles, woran ich mich freue, kommt von ihm.

    Alle Freundschaft unter Menschen, alle Liebe, alles Verstehen, alle Versöhnung, alle Zärtlichkeit, alle Romantik kommt von ihm.

    Alles, worüber ich staune, kommt von ihm, ist seine Erfindung, spiegelt seine Herrlichkeit und Phantasie wider.

    Alle Arbeit, die gelingt, alles Mühen, das zu einem guten Ergebnis führt, kommt letztlich von ihm.

    Alle kleinen und großen Siege über Böses kommen von ihm.

    Er hat mir Sinne gegeben, dies alles wahrzunehmen und einen Geist, der dies alles als Hinweis auf ihn verstehen kann.

    Und sollte.

    Aber das nicht automatisch tut.

    Und es genau deshalb bewusst einüben muss.

    Und dann den Schritt vom (eher distanzierten) Nachdenken zum (herzlichen) Aussprechen im Gebet gehen „muss".

    Die Kleinigkeiten des Alltags erscheinen oft so unscheinbar, so selbstverständlich - und damit entgehen sie uns als geschenkte Gegengewichte, liebevolle himmlische Fingerzeige gegen das, was sich als erdrückend negativ in den Vordergrund drängen oder gar als die eigentliche Wirklichkeit zu präsentieren versucht.

    Lieben lernen also eigentlich „ganz einfach: im Alltag beten lernen. Eindrücke auch wieder ausdrücken in Freude, Staunen, Bitten usw. „Nachdenken über ergänzen durch „Reden mit"…

    Nichts Neues, natürlich nicht. Ich muss es nur tun statt nur darüber nachzudenken - ohne den Gedanken, mir damit etwas einzureden, sondern mit dem Gedanken, etwas Wahres auszudrücken und damit anzuerkennen (und zu hoffen, dass dieses Ausdrücken vergewissernd wirkt).

    14.01.2014

    Nachtgedanken, unsortiert aufgeschrieben, ausgehend von der Frage, was Glück bedeutet.

    Glücksempfinden:

    Wo ich selbstvergessen bin, mit mir eins, in der Gegenwart lebe, hineingenommen bin in ein Größeres, Staunen „bin - da spüre ich einen Hauch Ewigkeit. (Goethes Faust: „Augenblick, verweile doch, du bist so schön!)

    Ist das vielleicht ein Merkmal des Lebens, das Zukunft hat - das Eigentliche?

    Glück, Gott nahe zu sein (Jahreslosung):

    Es gibt ja in Dogmatik und Kirchengeschichte immer wieder diese steilen Thesen, man müsse Gott um seiner selbst willen lieben. Das hört sich zunächst mal auch sehr edel an, aber im nächsten Moment auch frustrierend, weil die Umsetzungsmöglichkeit offensichtlich fehlt. Dieses Fehlen wird dann als Hinweis auf die Sünde in uns gesehen. Aber ich frage mich: ist da nicht vielleicht ein Denkfehler im Spiel?

    Es geht um Liebe, Liebe geht um Beziehung - wie kann Gott für uns etwas bedeuten abgesehen von seiner Beziehung zu uns? Ist das nicht völlig abstrakt? Er ist unser Schöpfer, unser Retter usw. - wie sollen wir das wegdenken? (Selbst wenn es gelänge - was bliebe???) Da ist immer etwas „Egoistisches drin. Aber trifft „egoistisch die Sache wirklich?

    In dem Moment, wo ich von einem anderen etwas erwarte, kann ich ihn damit auch ehren, seine Fürsorge ernst nehmen, seine Gaben anerkennen, mein Vertrauen beweisen. Sonst spielt sich Liebe doch im luftleeren Raum ab!?

    Weiterer Gedanke zu Gottes Art von Liebe.

    Menschliche Liebe freut sich an der Freude des anderen, leidet mit an seiner Traurigkeit, trauert über seine Gleichgültigkeit oder Ablehnung, sehnt sich nach Zusammensein. Wäre es nicht so, wäre der andere einem gleichgültig. Also ist Liebe eigentlich immer mit „Bedarf, mit Sehnsucht, mit potentiellen „Defiziten verbunden. Sollte das bei Gott - der doch der „Erfinder von Liebe und Beziehung ist und den wir jedenfalls widerspiegeln sollen - anders sein? (ggf.: Könnten wir den Begriff dann aber überhaupt noch füllen?) Die Philosophen und alten Theologen werden ja nicht müde zu betonen, dass wir Gottes Liebe nicht verdient haben und er aus absoluter Freiheit heraus beschenkt usw. Klar, es hört sich auch irgendwie falsch an zu sagen, dass dem Gott etwas fehlt, der der Inbegriff von Fülle und Glück und Vollkommenheit in Person ist. Aber irgendwie hört es sich genauso falsch an zu betonen, dass er unabhängig von uns glücklich ist. Man möchte seine Souveränität erhalten und verhindern, dass Gott zu einer Karikatur wird, einem hilflosen Opa oder so, und das Anliegen ist sicher berechtigt. Aber ist das nicht das falsche Extrem? Ist es nicht gerade ein Zeichen von Stärke, z.B. Ablehnung „ohnmächtig zu ertragen ohne den anderen zu unterdrücken, zu zwingen usw.? Die Calvinisten versuchen ja die Gründe der Erwählung von allem reinzuhalten, was in uns einen Anhaltspunkt hat aus lauter Sorge vor Stolz, Verharmlosung unseres Sünderseins usw.; aber macht man damit nicht eigentlich – entgegen den positiven Absichten dabei - den Schöpfer schlecht? Angemessene Sprache ist eine schwierige Sache.

    06.02.2014

    Joh 13 ff. angefangen zu lesen.

    Seine Liebe - bis zum Ende, spiegelt den himmlischen Vater wider.

    Wenn er mit Augen der Liebe, der Achtung, des Erbarmens Leute im Schatten, in Not ansah, dann gilt das auch heute noch, das ist ja sein Wesen.

    Warum hilft er dann nicht auch deutlicher?

    Er hilft durch Nähe, Bewahrung, Stärkung, ob wir es wahrnehmen oder nicht; er ist bei uns, sein Blick ruht auf uns. Wie der von Eltern am Kinderbett, die den Kleinen vieles noch nicht erklären oder ersparen können.

    Aus solcher Vergegenwärtigung kann Gegenliebe von uns wachsen.

    Und Hoffnung, dass wahr wird (Ps 34,6): „Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden."

    03.03.2014

    Um dem auf die Spur zu kommen, was elementar, grundlegend wichtig ist, lohnt sich zu fragen:

    Was ändert sich, wenn jemand Christ wird?

    Versuch einer griffigen Antwort:

    Es gibt eine neue Beziehung im Leben und man beginnt, die große Geschichte hinter den vielen kleinen Lebensgeschichten zu ahnen, die Dinge in neuem Licht zu sehen. Die Alltäglichkeiten werden transparent im Hinblick auf den Autor.

    Oder mit einem anderen Bild gesagt:

    Es gibt einen Reiseleiter, einen Sinn, eine Zukunft.

    02.04.2014

    Es gibt eine größere Wahrheit, die all unsere kleinen Leben umgreift.

    Wir sollen und können in ihr leben lernen.

    IHN erleben, in dem die unermesslich große Wahrheit menschlich anschaulich wird.

    Jesus redet.

    Er will die Beziehung mit uns.

    Jesus erleben - was kann damit gemeint sein?

    Wenn er mir lebendig wie den Jüngern erscheinen würde, ginge es um:

    Sehen, Hören, Fühlen; gemeinsames Erleben; seine Reaktionen mitbekommen auf das, was geschieht.

    Da er jetzt unsichtbar ist:

    - Sehen fällt weg

    - Hören: auf den verschiedenen „Kanälen" (biblisches Wort, auch vermittelt durch Menschen, Träume u.a.)

    - Fühlen: mehrdeutig, passiert aber gelegentlich (aber anders als damals in Israel natürlich)

    - Gemeinsam erleben: das ist eine Frage, wie bewusst mir sein Wort ist: er sagt mir seine Gegenwart zu. D.h.:

    Der Erfinder der Freude freut sich mit mir.

    Er hat Mitgefühl mit mir.

    Er teilt meine Traurigkeit über Unglauben, Unverständnis, Gleichgültigkeit, Hartherzigkeit - er kennt das aus eigener Erfahrung. In dieser Hinsicht haben wir Anteil an seinem Leiden in solchen Momenten.

    Er lässt mich nicht fallen, wenn die eben beschriebenen Haltungen bei mir selbst durchschlagen.

    Er teilt meinen Schmerz bei Krankheit usw. - er ist ja als Arzt im umfassenden Sinn, als Heiland gekommen.

    08.04.2014

    „Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege." Lk 9,57ff.)

    Jesus bietet - zumindest hier - diesen Nachfolge-Willigen nichts an - außer sich selbst, seine Nähe. Keine „Bestechung. D.h. - auch wenn das nur eine Weise seiner Einladung ist (er lädt ja auch die „Durstigen usw. ein, die ihr Bedürfnis empfinden und Befriedigung von ihm in Aussicht gestellt bekommen):

    Er führt nicht zu einem Ziel (in erster Linie), er ist das Ziel - bzw. die Gemeinschaft mit ihm; in seiner Nähe dann die Vielfalt des Lebens zu erleben und zu erleiden und zu bestehen. Nur wenn die konkreten Dinge des Lebens untergeordnet sind unter die Beziehung zu ihm und eingeordnet in sein größeres Drehbuch, haben sie ihren richtigen Platz (den sie ja vom Schöpfer her ohne Frage im Prinzip haben sollen). Es geht (erst einmal) nicht um Dinge/Menschen/Träume haben, nicht darum, „etwas" zu bekommen, zu behalten, sondern darum, etwas zu sein bzw. wieder zu werden - in sein Ebenbild verwandelt zu werden. Deshalb: immer wieder loslassen. Er gab alles für uns, Phil 2,5ff., für uns gilt umgekehrt das Gleiche, 1.Gebot.

    Wir neigen allerdings dazu, seine Liebe zu uns doch immer wieder eher an unserem guten Ergehen festzumachen (und uns damit zu vergewissern) als am Kreuzes-Geschehen, seiner Hingabe für uns.

    Noch ein wichtiger Gedanke in diesem Zusammenhang:

    Die an sich richtige Konzentration auf das Wesensmerkmal der Liebe Gottes kann uns verleiten, den Anteil an bleibender Fremdartigkeit darin zu übersehen. Die Welt dreht sich aber nicht um uns - obwohl wir ihm so wichtig sind, dass er mit uns und für uns lebt und stirbt. Das scheint widersprüchlich; aber sich bewusst in diese Spannung hineinzudenken verhilft uns zu dem größeren Rahmen, den wir brauchen, damit wir nicht Erwartungshaltungen wie kleine Babies aufbauen, deren Denken nur um ihre Bedürfniserfüllung kreist.

    10.04.2014

    • Wenn unsere Kirche Christsein anders präsentiert als es das Leben in der Nachfolge biblisch gesehen beinhaltet (und als es auch in der weltweiten Christenheit noch überwiegend gesehen und gelebt wird),

    • wenn sie wichtige Elemente vorenthält, reduziert, umdeutet, entleert,

    • dann läuft das praktisch darauf hinaus, dass Leuten schon mangels Information bzw. dank Fehl-Information die Möglichkeit der Erfahrung der Wirklichkeit Gottes vorenthalten bleibt.

    Denn: ihnen fehlt die Landkarte, die Ausrüstung, die Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit oder was immer man für Bilder nehmen will. Erfahrungen mit Gott/Jesus beruhen in der Regel auf Erlebnissen, die als Begegnungsräume wahrgenommen und von Gottes Wort/Selbstoffenbarung her gedeutet werden müssen. D.h. ohne Teilnahme an dieser Seh-/Hörschule sehe/höre ich nichts. Stattdessen wird den Leuten aber meistens nur noch gesagt, dass sie – einfach per Taufe - von Gott angenommen sind, dass er sie liebt. Aber sie merken in ihrem Alltag nichts davon. Und wenn dann Schlimmes passiert, fragen sie sich: warum Gott das denn zulässt, wenn er einen doch angeblich liebt… Die Zusage der Liebe Gottes ohne die verbindliche Nachfolge ist billige Gnade. Liberalismus produziert auf diese Weise Enttäuschung.

    19.04.2014

    Jesu Einsamkeit am Kreuz spiegelt sich in der volkskirchlichen Realität wider. Die Karfreitags-Gottesdienste werden nur noch von wenigen besucht, Tendenz seit Jahren abnehmend.

    Aber Jesus wusste das von vorneherein und hat sich davon nicht abhalten lassen zu tun, was getan werden „musste. Und was (zumindest im Sinne der objektiven Schwächung des Bösen) selbst denen zugutekommen würde, die - aus welchen Gründen auch immer - dem ganzen Geschehen gegenüber ignorant bleiben würden. Selbstlose, schenkende Liebe. Ohne Vorbehalte. Ganze Hingabe - nicht: „Dienst nach Vorschrift, weil die meisten es ja doch nicht wertschätzen/kapieren würden.

    Und: Wenn wir von einem Sterbenden Abschied nehmen, versuchen wir ihn zu vergewissern, dass wir uns kümmern werden um die, die zurückbleiben. Auf Golgatha ist es anders herum: Jesus kümmert sich noch im Todeskampf um seine Mutter und vertraut sie Johannes an. Herr des Geschehens bis zuletzt. Und Liebe in Person. Noch einmal: wie weit entfernt sind wir Menschen davon…

    06.10.2014

    Beobachtungen, wie sich Jesu Liebe ausdrückt und wie nicht.

    „Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide." (Luk 22,15)

    Jesus sehnt sich nach der Gemeinschaft mit seinen Leuten; dass sie bisher kaum Durchblick haben, um was es eigentlich geht und was alles kommt, all ihre menschliche und geistliche Schwäche ist kein Hindernis. Es sind seine Leute. Er liebt sie. Deshalb sehnt er sich nach Zusammensein.

    Diese Mitteilung ist ein Unterpfand dafür, dass die Liebe des Herrn etwas Reales ist, auch wenn sie für uns nach der Auferstehung wieder unanschaulicher geworden ist. Aber das Wesen unseres Herrn ändert sich ja nicht.

    Kap 22,31f.:

    „Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre."

    Jesus hat nicht gebetet, dass der Prozess des Siebens ausfällt, sondern dass der durchzustehen ist.

    Vgl. Apg 27,22 – Paulus macht die entsprechende Erfahrung beim Schiffbruch.

    05.11.2014

    Was macht unseren Wert aus? Wir sind originelle Kinder des Schöpfers, er ist für uns gestorben, so viel bedeuten wir ihm – das bleibt aber z.B. für unsere Konfirmanden meist blutleer, viel zu weit weg. Nun fiel mir ein – wenn auch noch holpriges – Beispiel ein. Ein großer Hollywoodstar (z.B. Clooney) ist anlässlich einer Werbe-Kampagne mit Teenagern auf einem Boot; ein Teenager fällt ins Wasser, Clooney springt ins Wasser und rettet ihn. Was würde das für den Jugendlichen bedeuten: „Das hat der für mich getan!"!? Was Jesus tat, war ja noch viel mehr – aber viel weniger anschaulich. Wenn es uns irgendwie gelänge, das zu vermitteln, dass für uns das genauso wirklich ist wie die Clooney-Geschichte (sein könnte), dann wären wir einen Schritt weiter!?

    Fundsache zum Thema „Christ werden heißt Umdenken lernen: „Geistliches Sehen ist ein eingeübtes Bevorzugen biblischer Sichtweisen.²

    15.11.2014

    Gestern kam in einem Kreis kurz die Frage nach Erwählung und Willensfreiheit auf.

    Einerseits heißt es: letztlich tut Gott alles – andererseits tun doch auch wir etwas. Das ist paradox.

    Paradox heißt:

    Nicht das eine ist Schein, das andere Wirklichkeit, sondern beides ist Wirklichkeit; auch wenn wir uns das angesichts des hierarchischen Gefälles zwischen Gott und Mensch nicht wirklich vorstellen können.

    Gottes Wirken schaltet unsere Person, unsere Individualität nicht aus, sondern ein; wir denken dann zwar spontan sofort an Fremdbestimmung, der Vergleich mit Robotern kommt uns in den Sinn, oder als ob wir „gekapert werden (wie im Roman „Seelen, wo Außerirdische in menschliche Körper eindringen und die Steuerung übernehmen); aber das trifft es nicht. Das wäre teuflische Art von Herrschaft, denn die will uns reduzieren zu bloßen Werkzeugen. Göttliche Herrschaft dagegen will uns entfalten zu eigenen Persönlichkeiten. Uns fehlen die treffenden Worte und Konzepte dafür; Freiheit ist zu groß, Unfreiheit irgendwie zu klein.

    13.04.2015

    Gestern Nacht wurde ich wach und es kam mir Joh 13,1 in den Sinn, und spontan zogen parallel dazu Stationen der Passionsgeschichte an mir vorbei, in so eindrücklicher Weise, das ich es unmittelbar aufschreiben konnte.

    „Er liebte sie bis zum Ende" (nach Joh 13,1)

    SIE würden die tiefen Bedeutungen der Fußwaschung noch nicht begreifen. Aber ER liebte sie bis zum Ende.

    SIE würden seine Bereitwilligkeit zu sterben noch nicht verstehen (trotz Jahren enger Gemeinschaft und Unterweisung).

    Aber ER liebte sie bis zum Ende.

    SIE würden nicht in der Lage sein, wach zu bleiben und in seinem letzten Kampf mit ihm zu beten.

    Aber ER liebte sie bis zum Ende.

    Sie versanken in Verzweiflung, indem sie seine Worte und Perspektive der Hoffnung außer Betracht ließen.

    Aber ER liebte sie bis zum Ende.

    Worin zeigt sich seine Liebe ihnen gegenüber? Scheint das nicht ein irgendwie leeres Wort zu sein?

    Er gab ihnen nicht tiefere Einsicht und Verstehen.

    Er überwand nicht ihre Müdigkeit.

    Er trieb nicht ihre Feigheit aus.

    Er erwies sich nicht als Tröster.

    Er verkürzte nicht die Zeit der Angst, Verzweiflung und Trauer.

    Er ließ sie in ihrer quälenden Illusion von Frustration und Verlust, in dem Gefühl, in einer Sackgasse gefangen zu sein.

    Er ging einfach seinen Weg, tat sein Werk.

    Er tat, was er tat, um ihretwillen.

    Das ist der faktische, objektive „solide" Teil seiner Liebe.

    Handelte er darin wie ein gefühlloser Roboter?

    Sicher nicht:

    Er, der das Doppelgebot der Liebe als höchstes Gebot zitierte, war der erste und einzige, der es erfüllte - mit einem reinen und leidenschaftlichen Herzen. Das ist der emotionale Teil seiner Liebe - wenn auch oft vor unseren Augen verborgen.

    Ja, mit Sicherheit gibt es ein Element der Fremdheit in seiner Beziehung zu uns.

    Wir dürfen nicht vergessen: Er ist Mensch, aber nicht nur Mensch.

    Aber er wusste:

    Die Zeit würde kommen, wenn sich die Tränen der Traurigkeit in Tränen der Freude verwandeln würden, wenn die inneren Augen und Ohren seiner Nachfolger sich endlich öffnen und die Wahrheit über seine unerschütterliche intensive Liebe erfassen würden.

    Und er war entschlossen, sie zu diesem Punkt hinzutragen, ob sie es wussten oder nicht - BIS sie es erkennen würden.

    Das griechische Wort für „Ende bedeutet auch „Ziel.

    Ich denke, das kann als eine Art Paradigma gesehen werden für Zeiten der Dunkelheit in unserem Leben.

    17.06.2015

    Das Thema Erwählung/Vorherbestimmung kam wieder einmal auf, im gemeinsamen Nachdenken über die Frage, wie verantwortlich / „glaubensfähig" die Leute sind, die Amtshandlungen beantragen, obwohl sie sonst mit der Gemeinde nichts zu tun haben wollen.

    Einerseits verlasse ich mich darauf, dass Jesus nicht lügt, wenn er sagt, dass die Haare auf unserem Haupt gezählt sind und es keinen Zufall gibt; andererseits kann das aber ja nicht bedeuten, dass Gott es ist, der den Menschen grausame Gedanken, Lust am Zerstören und Quälen eingibt – oder dass Gott den Teufel böse gemacht hat. In Gott ist keine Finsternis (1 Joh 1,5). Die Dinge müssen komplexer sein als wir erfassen können; das Bild von den zwei Seiten einer Münze trifft es nicht. Und Luthers Rede vom verborgenen Gott auch nicht – denn das läuft daraus hinauf, dass der offenbare Gott nur eine Maske ist, eine Schein-Realität. Wir rutschen immer wieder in die Falle eines mechanistischen Weltbildes, wo alles letztlich auf ein einfaches Verhältnis von Ursache und Wirklichkeit zurückgeführt werden kann; aber das Verhältnis Gott-Mensch ist nicht vergleichbar z.B. mit dem Verhältnis Programmierer-Computer. Die Unterscheidung zwischen Gottes Tun und Gottes Zulassung mag wie Haarspalterei erscheinen, aber ist es nicht – sie hält das Wissen wach, dass Gottes Handeln nicht mit unseren Kategorien zu erfassen ist. Wir brauchen solche sprachlichen Behelfe. Zu denen gehört auch auszusagen, was jedenfalls nicht gemeint sein mit Gottes Allwirksamkeit. Selbst wenn sich daraus wiederum logische Probleme ergeben, ist das näher an der Wirklichkeit als eine (eben nur auf den ersten Blick scheinbar) stimmige Logik. Denn die überschreitet in dem Moment ihre Reichweite und Kompetenz, wo sie den Inbegriff des Guten letztlich zum Verursacher des Bösen und damit zum Teufel macht – und damit in einer sinnlosen Aussage endet, einer Entleerung der Begriffe „gut und „böse.

    18.06.2015

    Heute morgen beim Aufwachen zwitscherten die Vögel. Parallel kam mir das Thema Vorherbestimmung von gestern wieder in den Sinn; das Thema hat mich ja mein Leben lang intensiv umgetrieben. Der Gott, der soviel Phantasie in seine Geschöpfe investiert hat, sollte es „gut finden, genau diese Geschöpfe zu quälen, ihnen Schmerzen zuzufügen usw. durch andere Geschöpfe, denen er die Ideen dazu eingibt und ihnen keine Wahl lässt??? Das ist eine absurde Vorstellung. Als alles sehr gut war im Anfang, gab es noch keinen Hass, keine Zerstörung, keinen Schmerz, keinen Tod usw., und eines Tages soll es keine Tränen mehr geben und bis dahin werden sie gezählt – das kann nur bedeuten: nein, auch wenn „der Teufel Gottes Teufel ist und daher Gott untergeordnet ist: Gott ist kein Teufel, auch wenn uns die Beziehung der beiden darüber hinaus weitestgehend rätselhaft und unanschaulich bleibt. Ein Verfechter der Vorherbestimmung mag einwenden: Ist es nicht eben „nur menschlich gedacht, dass wir das Bedürfnis haben, Gott von der Verursachung des Bösen freizuhalten? „Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken! (vgl. Jes 55,8)? Achtung, Falle! Abgesehen vom ganz anderen Zusammenhang dieses Jesaja-Wortes: Menschlich zu denken ist nicht nur unvermeidbar und gleichzeitig unvermeidbar auch fehlerhaft, sondern – weil wir im Unterschied zu allen anderen Geschöpfen als Gegenüber Gottes geschaffen sind – das, was trotzdem der Wirklichkeit am nächsten kommt. Unser Empfinden von Gerechtigkeit, vom Zusammenhang von Verantwortlichkeit und (relativer) Freiheit, von Liebe, die das Beste des anderen sucht, ist von Gott selbst angestoßen. Es wäre absurd zu denken, dass der Gott, der absolut gut und Liebe in Person ist, Selbsthingabe als höchsten Wert darstellt und darin selbst vorangeht, es für das Beste hält, dass jemand die Ewigkeit in der Hölle zubringt, ohne dass der je eine Chance auf den Himmel hatte; oder dass dieser Gott Qual, Zerstörung, Folter, sadistische Gedanken und Machtgelüste in die Herzen der Menschen pflanzt, obendrein: um sie anschließend dafür zu bestrafen. Diese praktischen und logischen Schlussfolgerungen aus einer doppelten Prädestinationslehre zeigen die Absurdität des Unterfangens. Es läuft auf die Entleerung von Worten hin, auf eine Gottesvorstellung, die so anders ist, dass man eigentlich nichts Verlässliches und Sinnvolles mehr aussagen kann. Inwiefern das der Verherrlichung, der Ehre Gottes dienlich sein soll, bleibt mir absolut rätselhaft; „Verherrlichung" würde zu einer weiteren Worthülse, ehrlich staunende Anbetung aus tiefstem Herzen unsererseits darüber absurd und unmöglich.

    19.06.2015

    Und noch einmal Vorherbestimmung, durch Joh 15,22.24 angestoßen: „Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen nicht gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorbringen, um ihre Sünde zu entschuldigen. (…) Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie es gesehen, und doch hassen sie mich und meinen Vater."

    Den Reformatoren zufolge reicht ja zur Verantwortlichkeit, dass man die richtige Information bezeugt bekommen hat, dass die physischen Ohren und Augen damit konfrontiert worden sind – auch wenn Gott gleichzeitig die entscheidenden Ohren und Augen des Herzens verschlossen hält und damit eine positive Reaktion aktiv verhindert, während er den Menschen aber in dessen Illusion der selbstbestimmten Wahlmöglichkeit belässt. Wenn Jesu Worte aber so gemeint wären, dann müsste man das Ganze eigentlich ehrlicherweise als ein Schein-Angebot Gottes enttarnen – sein wirklicher und buchstäblich effektiver Wille steht im Widerspruch zum äußerlich bezeugten (ebenso gut könnte man ja einem Felsen predigen - der kann genauso wenig reagieren.) Im menschlichen Bereich würde man so ein Verhalten als „hinterhältig, verlogen, gespielt, vorgetäuscht, falsch, doppelzüngig, link" bezeichnen, als Reden mit gespaltener Zunge… Das ist absurd im Hinblick auf einen Gott, der die Verkörperung von Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Liebe ist. (Und Jesus selbst sagt ausdrücklich, dass nicht Lippenbekenntnisse zählen, sondern Taten – was wiederum ein Selbstwiderspruch wäre, Gott bliebe ja hinter seinem eigenen moralischen Anspruch zurück.)

    Wenn die anfangs beschriebene reformatorische Interpretation der Worte Jesu also auszuschließen ist, kann das nur bedeuten, dass Jesus hier auf eine relative Freiheit hinweist, die eröffnet wird spätestens in der Begegnung mit ihm; wie und wie groß oder klein, entzieht sich unserem Wissen. Aber prinzipiell von der Existenz eines solchen Entscheidungs-Spielraumes auszugehen macht Sinn.

    19.06.2015

    „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe. Das habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde." (Joh 15,9-11)

    Beim Nachdenken über den letzten Vers erzählte Andreas vom Taufgespräch morgens. Der Vater war gerade vom Dienst gekommen, und seine Frau reichte ihm sein drei Monate altes Mädchen – und Vater strahlte über das ganze Gesicht seine Kleine an, die das aber noch nicht erwidern konnte – noch nicht. Wenn der Moment kommt, wo sie zurücklächelt, wird seine Freude vollkommen, beider Freude – ein eindrückliches Bild!

    15.07.2015

    Warum sollte ein Mensch Christ werden?

    Wir verdanken unser Leben unserem Schöpfer.

    Auf ihn läuft unser Leben auch zu.

    Nach seinem Willen sollen wir in dieser Welt

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