Von mir zu dir - und zurück: Gedichte
Von Andreas Netzler
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Über dieses E-Book
Andreas Netzler
Andreas Netzler (geboren 1953, verheiratet, drei Kinder) lebt in Augsburg und Oberammergau. Neben seiner langjährigen Tätigkeit u. a. als Referatsleiter in einem Sozialministerium (volkswirtschaftliche Analysen) und diversen fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Sozial- und Familienpolitik sowie Rechtsphilosophie (promoviert, Zusatzstudium Sozialrecht und Rechtsphilosophie) sind Gedichte ein Schwerpunkt seiner Veröffentlichungen. Sein derzeit aktuellster Band (»Wann kommst du zu Hause an«) erzählt in Gedichtform Kurzgeschichten darüber - was die Liebessuche und deren Erfüllung mit uns macht, - wie wir den Alltag mit gegenseitiger Achtung - oder Gleichgültigkeit bewältigen und wie - wir uns Abschied und Tod stellen. Diese Themen werden in rund 200 Gedichten mit ernstem wie auch humoristischem Unterton betrachtet. In weiteren sechs Bänden veröffentlichte der Autor neben bereits Gedichte zur Liebe und Lust („Liebe und Lust – durch sie will ich dich erkennen“), Vergänglichkeit und Endlichkeit („Vergänglichkeit - durch sie werden wir uns erkennen“), zur Würde und Gerechtigkeit („Würde – daran will ich dich erkennen“), zum Alltag („Sieg und Niederlage – so gibst du dich zu erkennen“), zur Weihnachtszeit („Weihnachten – daran kann ich dich erkennen“) sowie „Von mir zu dir – und zurück“.
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Buchvorschau
Von mir zu dir - und zurück - Andreas Netzler
Alltägliches
Vom Rand zur Mitte und zurück
Vom Rand zu einer Mitte und zurück:
So wechseln Erfüllung, Enttäuschung und Glück
und täglich geht es etwas vor und zurück
selten mit einem Sprung, oft nur ein kleines Stück
mal auf neuen, dann wieder auf ausgetretenen oder fast verlorenen Wegen
die klein beginnen, bisweilen groß werden und erst ganz zuletzt enden
gepflastert mit Wünschen, Sorgen und Plänen
Mühen, Entbehrungen, Lachen und Tränen
und mit mancher Rast in kalten Kellern oder vor Himmelstüren
wohin uns die oft überraschenden und unabwendbaren Wege führen
immer wieder von einem Rand zu einer Mitte und zurück
und stets dabei: Ein flatteriges Glück.
Ändert nichts
Mit den Jahren
offenbaren
sich Verschleiß und Schaden
die zuvor noch nicht sichtbar oder da waren
und darüber mag eine Seele sich grämen
doch ist zu erwähnen
dass solches nichts ändert oder behebt
- weswegen man besser ohne Gram mit Humor seiner Wege geht.
Krisen – ganz normal
Dass sich ein Leben ohne Krise
leben ließe
hofft man gerne
- doch leider kümmert das weder Erde noch Sterne
und so bleibt von unserem Wünschen und Wollen
oft nur ein träumendes schlendern, rennen oder herumtollen
und die Krisen kommen und gehen erst dann von dannen
wenn wir zu den Würmern in der Erde gelangen.
Im Wesentlichen
Wie wäre es doch nett
wenn ich sie immer hätt’
voller Genuss
vom Anfang bis zum Schluss
bei Tag und Nacht
bis zum seligen Gefühl: Es ist vollbracht
voll schwelgender Geborgenheit
leicht und befreit?
Was ich meine? Liebe, Wein, Musik, gute Gedanken und nettes Essen
- von allem anderen kann ich die Finger lassen.
Am großen Strom
Am großen Strom des Lebens
warten viele vergebens
dass ein Boot mit einem besseren Leben anlege
und sich nicht nur in einem Strudel falscher Versprechen drehe
während die Wartenden Träume hinausschicken
damit sie nicht an ihrem Warten ersticken
mit Hoffnungen und Träumen reich beladen
voller Ahnung über herrlichen Ideen und Gaben
- doch am Ufer des großen Stromes des Lebens
sitzen viele ein Leben lang und warten vergebens.
Höchste Lebens-Kunst
Ein Lächeln schenkt gutes Leben
und lässt Seelen-Erstarrte sich wieder bewegen
zudem kann Einfühlsamkeit Wunden heilen
und Geduld lässt Getriebene besser verweilen
dazu bringt Zartheit und Fürsorge manche Liebe zum blühen
und durch eine sanfte Umarmung können Herzen wieder glühen
weil es Erschöpften einen schützenden Mantel umlegt
dass sich auch ein Verlorener wieder geborgen bewegt
und eingeschnürte Herzen erneut wachsen
sobald sie etwas von ihrer Verzagtheit loslassen
- denn ein jedes davon ist höchste Lebens-Kunst
wobei das Hübsche ist: Du hast sie und ich stehe weit oben in deiner Gunst
auch wenn manch andere über deine Kunst hinweg gehen:
So doch nur, um deren Kunstlosigkeit nicht zu sehen.
Griff nach den Sternen
Den Griff nach den Sternen
möchte man in jungen Jahren gerne lernen
und diesen möglichst auf immer behalten
ohne die mühsame Erschöpfung der Alten
- doch bemerkt der Schlaue recht bald
also noch lange nicht alt:
Der Wille ist da, doch nicht mehr die Kraft
womit im Leben rasch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft
der man zwar mit Vergessen, Weisheit oder Scherzen begegnen kann
doch ändert das wenig – weder heute noch irgendwann.
Ziel erreicht
So mancher, der ein Ziel endlich erreicht
hofft, dass dies einem längeren Zustand der Glückseligkeit gleicht
jedoch entweicht die Glückseligkeit oft gleich hinter der Zielgeraden
womit es nur Momente der Seligkeit beim Zieleinlauf waren
weil morgen schon das nächste Verlangen an die Seelentüre hämmert
und so mancher glückliche Moment mit dem Abend dämmert
nicht, weil das Glück wie ein erwischter Dieb flieht
sondern weil die Seele unablässig von Moment zu Moment weiterzieht.
Angst-Beißer
Sie bellen hektisch, knurren und beißen
weil quälende Ängste sie sonst zerreißen
denn sie fühlen sich rasch in die Enge getrieben
können das Gefühl der Bedrohung weder abwehren noch wegschieben
und so knurren, knappen und beißen sie schnell
dass man meinen könnte, sie seien im Kopf nicht besonders hell
doch es sind Bedrohungen und Ängste, die nur sie sehen
- und wie kann man dann mit Angst-Beißern umgehen?
Wie gut kann oder will man ihre Bedrängnis verstehen?
Auch ohne eine baldige Lösung zu sehen?
Und wann sollte man Angst-Beißern ausweichen
damit sie nicht in die Enge getriebenen Tieren gleichen?
Stolzer Wein
Ein dünner Wein
wollte nicht unachtsam getrunken sein
also wurde er über die wenige Beachtung sauer
doch der ungestüme Trinker hielt sich für schlauer
und schüttete reichlich Zucker in ihn hinein
hoffend, er korrigiere damit den bescheidenen Wein
doch der blieb am Ende mit seiner Eigenart der Sieger
denn der Trinker lag am nächsten Tag mit Kopfschmerzen danieder
weshalb jener die kaum geleerte Flasche in den Kühlschrank räumte
wodurch der Wein nochmals von einem wichtigen Dasein träumte
bis er als Kochwein in eine Sauce geschüttet verdampfend verschwand
zudem mit Fett und Fleischresten in einer Backschüssel eingebrannt
zwangsläufig damit zufrieden, dass er doch noch irgendwie zu Diensten war
- auch wenn das kaum jemand außer ihm so sah.
Primitive Neigung
Hast du keine überragenden Gaben
dann hilft dir auch kein klagen
und Tage werden zu einer steten Mangel-Verwaltung
also bewahre dir stets deine Würde und pflege deine Gaben und Haltung
und bedeutet dir mal jemand, dass Sie, Er oder „man" das besser kann
verbunden mit einem „dringenden Ratschlag" dann und wann
dann tröste dich: Was dir da jemand als „besser" vor deine Nase hält
folgt oft einer primitiven Neigung, mit der jemand sich geltungsgeil gefällt
um sich selbst als wichtig in den Mittelpunkt zu stellen
- also nein, du musst nicht mit diesen „Rat-Schlägern" bellen.
Was lehrt das?
Was der Tod lehrt?
Er ist so enttäuschend wie verkehrt.
Und was uns eine unglückliche Liebe sagt?