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Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen: Praxisbuch Eisenbahn  Band 3
Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen: Praxisbuch Eisenbahn  Band 3
Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen: Praxisbuch Eisenbahn  Band 3
eBook468 Seiten3 Stunden

Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen: Praxisbuch Eisenbahn Band 3

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Über dieses E-Book

Planänderungen, Qualitätsmängel und Unregelmäßigkeiten gehören zur Bahn, ob man will oder nicht. Die gute Nachricht: Es gibt häufig Möglichkeiten, vorzubeugen oder die persönliche Betroffenheit zu verringern.

Ausführlich werden alle wichtigen Themen behandelt, die sich um die Schattenseite der Bahn drehen: Verspätungen, Zugausfälle, Haltausfälle, Streckensperrungen, Anschlussverluste, Gleisänderungen, Busnotverkehr, Informationsdefizite, überfüllte Züge, umgekehrte Wagenreihung und technische Defekte verschiedenster Art. Gefährliche Situationen und die Einflüsse auf die Bahn werden in jeweils eigenen Kapiteln beschrieben, und die Fahrgastrechte spielen praktisch durchgehend eine Rolle.

Doch es bleibt nicht bei der Beschreibung alleine: Immer geht es ganz praxisnah darum, was man als Fahrgast in der jeweiligen Situation tun kann, was die Bahn tut, und - ebenso wichtig - wie man vorbeugen kann. Zahlreiche konkrete Beispiele und 65 überwiegend farbige Abbildungen verdeutlichen die Sachverhalte, die in möglichst verständlicher Sprache beschrieben sind.

Der Autor nimmt eine kritisch - konstruktive Haltung ein und wendet sich an alle Fahrgäste, die möglichst gut und gerne Bahn fahren wollen und deren Vorteile trotz mancher Unannehmlichkeiten nutzen möchten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Juli 2020
ISBN9783347043558
Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen: Praxisbuch Eisenbahn  Band 3
Autor

Frank Hole

Frank Hole, Jahrgang 1965, ist seit 1999 in unterschiedlichen, überwiegend leitenden Funktionen bei DB Regio, S-Bahn München, Omnibusverkehr Franken sowie im Verkehrsverbund VGN tätig. Als Pendler und auf Geschäfts- und Urlaubsreisen sammelte er jahrzehntelange Erfahrungen mit der Bahn in Deutschland und Europa.

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    Buchvorschau

    Bahnfahren unter erschwerten Bedingungen - Frank Hole

    Vorwort

    Unregelmäßigkeiten bei der Bahn – jeder Fahrgast ist selbst immer mal wieder davon betroffen, und alle Bundesbürger reden mit. Es gibt wohl nur wenige Themen, abgesehen von Finanzamt, Beamten und Bundesliga, über die man sich in Deutschland so gern aufregt wie über die Unfähigkeit der Bahn, ihre eigenen Pläne einzuhalten.

    Wie schlimm ist die Situation wirklich? Entspricht die Bahn ihrem miserablen Image oder ist dies nicht eher eine Folge der von Medien und dramatisch ausgeschmückten persönlichen Erzählungen geschaffenen Wahrnehmung?

    Lange habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob dieser dritte Band des „Praxisbuchs Eisenbahn" wirklich nötig ist, ob er nicht einen völlig falschen Akzent setzt und vielleicht eher abschreckt als zum Bahnfahren motiviert. Leider ist es nach meiner Einschätzung jedoch nicht möglich, die Zahl und Auswirkungen der Unregelmäßigkeiten im Bahnsystem Deutschlands zu einer vernachlässigbaren Randgröße schrumpfen zu lassen.

    Es ist allerdings möglich, damit konstruktiv umzugehen. Ein differenzierter Blick, eine nüchterne Beurteilung kann helfen, Emotionen aus den Themen herauszunehmen und das System Bahn nicht als Ganzes abzulehnen, sondern trotzdem bestmöglich zu nutzen. Mein Anliegen ist, dass Sie möglichst entspannt mit der Bahn unterwegs sein können.

    Ich möchte Ihnen in diesem Band 3 alle Informationen geben, die Ihnen helfen werden, trotz der unbestreitbar vorhandenen Unregelmäßigkeiten wie Zugausfälle, Verspätungen und Qualitätsmängel möglichst gut klarzukommen. Noch besser: Sie können oft sogar vorbeugen und bestimmte Situationen vermeiden. Dazu gehört ein Verständnis über deren Ursachen, Folgen und vor allem ihrer Zusammenhänge. Es gehört auch dazu, die Unregelmäßigkeiten in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen.

    Dieses Buch ist für Sie geschrieben, wenn Sie sich als Fahrgast dem Bahnsystem ausgeliefert fühlen, überwiegend negative Erfahrungen machen, sich oft darüber ärgern und keine Abhilfe wissen –daran aber nach Möglichkeit etwas ändern wollen. Es ist auch für alle geschrieben, die vom Auto oder Flugzeug auf die Bahn umsteigen und Unannehmlichkeiten von vornherein vermeiden wollen. Ich verzichte deswegen weitgehend auf Fremdwörter, Bahnjargon und Abkürzungen. Zahlreiche Praxisbeispiele und Abbildungen verdeutlichen meine Aussagen und machen sie nachvollziehbar.

    Nach meinem Verständnis gibt es kein perfektes Verkehrsmittel. Im Straßenverkehr haben Sie es mit im Vergleich zur Bahn extremen Umwelt- und Sicherheitsproblemen zu tun, von Staus, Parkplatzsuche, dem hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand, dem Stress und der verlorenen Lebenszeit ganz zu schweigen. Bei der Bahn fallen viele dieser negativen Dinge weg, Sie haben es stattdessen mit anderen Themen zu tun. Wenn Sie sich jedoch mit diesen etwas auseinandersetzen, können Sie die Bahn in vielen Situationen deutlich einfacher, besser und entspannter nutzen und die Qualität Ihrer Mobilität stark verbessern.

    Einleitung

    Bahnfahren kann so schön sein!

    In den Zug setzen, die Gedanken ziehen lassen, die Landschaft oder ein gutes Buch genießen, in Ruhe arbeiten und am Ziel entspannt aussteigen.

    Das ist die Hoffnung vieler Fahrgäste, und in vielen Fällen klappt das sehr gut. Doch es gibt auch zahlreiche Beispiele, bei denen es anders läuft. Und hört man die Erzählungen mancher Pendler oder liest die Berichte in den Zeitungen, so sind Störungen nicht nur an der Tagesordnung, sondern ist Chaos der Regelzustand.

    Als Ursachen werden, je nach Wissensstand und Einstellung, die Unfähigkeit des Bahnvorstands, die verfehlte Verkehrspolitik, die EU-Gesetzgebung oder die Unwilligkeit der Lokführerinnen und Lokführer benannt, die nur Dienst nach Vorschrift schieben.

    Das mögen alles Ansätze sein, sie helfen als wirkliche Erklärung im konkreten Fall allerdings nicht weiter. Und schon gar nicht nützen sie dabei, an einer misslichen Situation etwas zu verändern, in der sich der einzelne Fahrgast möglicherweise befindet. Sie helfen auch nicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    Die Wahrnehmung der Bahn ist sehr stark davon abhängig, wie oft, auf welchen Strecken und zu welchen Zeiten Sie unterwegs sind. Wenn Ihre Erfahrungen überwiegend negativ sind, dann haben Sie diese gemacht und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Wie Sie diese jedoch bewerten und was Sie daraus machen, ist ein eigenes Thema. Umgekehrt gibt es auch Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag einen Sitzplatz finden und fast immer pünktlich ankommen, von zwei oder drei Ausnahmen im Jahr abgesehen.

    Woran das liegt, das ist Thema dieses Buchs. Was dann jeder Fahrgast konkret in der jeweiligen Situation tun kann, das ist ebenfalls Schwerpunkt in diesem Band, und es geht auch darum, welche Maßnahmen die Bahn ergreift, um störende Einflüsse und deren Folgen zu minimieren.

    Interessant wird es, wenn es darum geht, die Wurzeln der Unregelmäßigkeiten zu verstehen und dann anzupacken. Diese Themen sind in der Regel vielschichtig und hochkomplex.

    Es ist zum Beispiel illusorisch, zu glauben, man könne der Bahn anordnen, dass sie pünktlicher fahren soll, und dass dies dann innerhalb von ein paar Wochen möglich wäre. Oder dass in den Hauptverkehrszeiten einfach zusätzliche Züge verkehren sollen, um mehr Platz zur Verfügung zu stellen.

    Grundsätzliche Änderungen brauchen im Bahnsystem Jahre bis Jahrzehnte, bis sie geplant, beschlossen, finanziert und umgesetzt sind.¹ Um an die Ursachen der tatsächlichen, gefühlten oder zumindest durch die Medien beschworenen Unzuverlässigkeit zu kommen, sind nach dem jahrzehntelangen Abbau der Bahn umfangreiche Investitionsmaßnahmen nötig. Und dazu wiederum benötigt man einen Konsens in der Bevölkerung, dass die Bahn wichtig und Teil einer Lösung der großen Umwelt- und Verkehrsprobleme ist. Und dann brauchen die jeweiligen Regierungen den entsprechenden Auftrag.

    Bis diese langfristig umzusetzenden Maßnahmen angepackt werden und Wirkung zeigen, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass all die zahlreichen Menschen, die die Bahn nutzen, sich mit der heutigen Situation bestmöglich arrangieren müssen. Dazu gibt es glücklicherweise einige vielversprechende Möglichkeiten. Und die lernen Sie nun kennen, ergänzt um viele Hintergrundinformationen und praktische Beispiele.

    Ziel ist es, dass Sie möglichst souverän und selbstbestimmt mobil sind. Dazu gehört es, Planabweichungen und Störungen im Betriebsablauf idealerweise bereits vorab zu erkennen und zu vermeiden. Und wenn Sie sich doch in einer derartigen, unangenehmen Situation befinden sollten, dass Sie sich über Ihre Handlungsmöglichkeiten im Klaren sind und eine eigene Entscheidung treffen können.

    Es geht um nichts weniger, als dass Sie immer möglichst gut unterwegs sind!

    1 „… trifft zehn Minuten

    verspätet ein …"

    Zugverspätungen kennen alle Fahrgäste. „Pünktlich wie die Eisenbahn" – dieser Spruch gilt nur bedingt. Leider müssen Sie die Möglichkeit von Verspätungen bei Ihrer Reiseplanung berücksichtigen, auch wenn – insgesamt betrachtet – die meisten Züge pünktlich ankommen.

    In diesem Kapitel geht es darum, was jeder Fahrgast selbst tun kann, um diese Erfahrungen entweder möglichst selten zu machen oder deren Auswirkungen auf sich selbst zu verringern. Thema ist auch der übergeordnete Blick: Wie lassen sich die Fahrplanabweichungen in das gesamte Bahngeschehen einordnen? Wer die zahlreichen Ursachen für Verspätungen verstehen will, findet in Kapitel 13.1 bis 13.8 die wichtigsten Zusammenhänge.

    1.1 Was Sie als Fahrgast bei Verspätungen tun können

    1.1.1 Maßnahmen vor der Fahrt

    Schon bei der Reiseplanung empfiehlt es sich, dass Sie sich im Klaren darüber sind, wie WICHTIG die Pünktlichkeit für Sie im Allgemeinen und speziell bei der nächsten Fahrt ist. Wer wirklich richtig pünktlich sein muss, sei es zu einem geschäftlichen Termin, zum Beginn eines einzigartigen Konzerts mit Ihrer Partnerin oder einem entscheidenden Bundesligaspiel, sollte deutliche Spielräume einplanen und keinesfalls glauben, dass eine perfekte minutengenaue Planung funktioniert. Eine Planung ohne Spielräume kann klappen und wird in vielen Fällen auch aufgehen, sie muss aber nicht. Und für Pendlerinnen und Pendler kann ein Zug früher eine große Entspannung bewirken – alternativ die Vereinbarung von Gleitzeit bei der Arbeit.

    Zur Planung gehört auch, die WAHRSCHEINLICHKEIT VON VERSPÄTUNGEN einzuschätzen. Zur Hauptverkehrszeit sind Verspätungen wahrscheinlicher, und wenn Baustellen auf Ihrer Strecke liegen, ebenfalls. Dicht befahrene Strecken mit Mischverkehr und solche mit knapp bemessenen Umläufen sind ebenfalls anfälliger.

    Es gibt auch eine Datenquelle, die wertvolle Hinweise liefert: die PÜNKTLICHKEITSSTATISTIK vieler Fernverkehrszüge. Zum Beispiel steht dort, dass der IC 2024 Passau–Hamburg über Mainz im Durchschnitt der letzten zwei Jahre auf jeder Fahrt 22 Minuten Verspätung einfuhr, der ICE 1553 Leipzig–Dresden hingegen mit durchschnittlich 1 Minute Verspätung ein sehr pünktlicher und zuverlässiger Zug ist.²

    Ebenfalls sind, wo immer möglich und sinnvoll, DIREKTVERBINDUNGEN günstiger. Damit entfallen Anschlussverluste automatisch, die oft eine Stunde Zeitverlust bedeuten. Alternativ sind auch STABILE UMSTEIGEVERBINDUNGEN empfehlenswert, bei denen es nicht um ein oder zwei Minuten Umsteigezeit geht, sondern eher um 10 bis 15 Minuten bei kleineren Knotenbahnhöfen und 20 bis 30 Minuten bei großen Hauptbahnhöfen.

    Mit größeren Spielräumen zu planen heißt auch, die dann häufiger auftretenden Aufenthaltszeiten mit positiv besetzten Aktivitäten zu füllen: einen Spaziergang unternehmen oder in Ruhe zu Mittag essen, telefonieren, in der Buchhandlung stöbern – hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

    Wenn GRAVIERENDE WETTEREREIGNISSE wie ein Orkan über Norddeutschland oder massive Schneefälle mit Sturm und Blitzeis in Sachsen angekündigt sind, sind solche Wetterwarnungen durchaus ernst zu nehmen, zusätzlich ist es wahrscheinlich, dass in beiden Fällen spürbare Verspätungen und Ausfälle von Fernverkehrszügen auch im restlichen Deutschland vorkommen.

    GROßVERANSTALTUNGEN (bekannte Publikumsmessen, Bundesliga-Fußballspiele, Kölner Karneval, Oktoberfest, Papstbesuch) sorgen nicht nur für volle Züge, sondern auch für spürbare Verspätungen. Das bedeutet konkret, entweder die betroffenen Strecken und Ziele vollständig zu vermeiden oder früher zu fahren.

    1.1.2 Informieren

    Sie werden im Internet, in Ihrer App, per Durchsage im Zug oder auf dem Bahnsteig und im Bahnhof mittels Durchsage und/oder Monitore über die Verspätung informiert. Reisende sollten deswegen, wie in Band 2 in den Kapiteln 18 und 19 bereits erarbeitet, alle auf die eigene Situation zugeschnittenen, geeigneten INFORMATIONSQUELLEN kennen und griffbereit haben. Wer beispielsweise die Fahrt mit der DB-Fahrplanauskunft geplant hat, kann im Rahmen der Verbindungssuche den VERSPÄTUNGSALARM aktivieren oder mit der APP „DB STRECKENAGENT" Verkehrsmeldungen zur jeweiligen Strecke abonnieren.³ Auch die Abfahrten von Bahnhöfen und Haltestellen sind einfach abrufbar.⁴ Derartige Tools gibt es teilweise auch bei anderen EisenbahnVerkehrs-Unternehmen und in Verkehrsverbünden.⁵ Es sind sogar vereinzelt recht komfortable und aussagekräftige kartografische Informationsmedien auf dem Markt, die die Position der Züge in Echtzeit in einer Karte darstellen.⁶

    1.1.3 Informationen einordnen

    Gehen Sie allerdings davon aus, dass die Angabe über die aktuelle Verspätung zwar exakt sein kann, aber die Prognose immer nur eine ungefähre EINSCHÄTZUNG ist. Denn die Einflussfaktoren und Wechselwirkungen sind beim Bahnbetrieb zu groß, als dass es immer eine wirklich sichere, minutengenaue Vorhersage geben kann.

    Generell ist zwischen zugbezogenen Informationen und qualitativen Störungsinformationen zu unterscheiden.

    • ZUGBEZOGENE INFORMATIONEN: Hier erhalten Sie über einen bestimmten Zug mit einer bestimmten Zugnummer konkrete Informationen über Zugziel, Laufweg, Abfahrtszeit, Gleis und Verspätung/Ausfall.

    • QUALITATIVE STÖRUNGSINFORMATIONEN: Sie bekommen Informationen über Ursache, Ort, Dauer und Auswirkung der Störung. Diese Art der Information ist in der Regel recht schnell vorhanden und häufig auch zuverlässig. Sie gibt wichtige Anhaltspunkte, wie sich die Situation darstellt und entwickelt und welche Handlungsoptionen möglicherweise existieren.

    Abbildung 1: Ein Beispiel für qualitative und nicht zugbezogene Information: Auf dem Monitor erkennen Sie auf den ersten Blick, dass wegen Bauarbeiten für rund 7 Wochen kein Zugverkehr im Regionalbahnhof des Frankfurter Flughafens möglich ist. Stattdessen fährt die S-Bahnlinie S8 über den Flughafen Fernbahnhof. Außerdem ist ein Ersatzverkehr eingerichtet, der von Rüsselsheim über Raunheim und Kelsterbach zum Terminal 1 fährt. Streng genommen sind Baustellen allerdings keine Störungen, sondern geplante Abweichungen.⁷ [Copyright Frank Hole]

    Die Rangliste der Qualität von zugbezogenen Informationen bei Fahrplanabweichungen sieht so aus:

    1. ZUVERLÄSSIG, wenn bei kleineren Störungsereignissen nur wenige Züge gering betroffen sind. Sie bekommen Informationen wie „… trifft wenige Minuten später ein oder „… hat ungefähr 5 Minuten Verspätung.

    2. EINGESCHRÄNKT ZUVERLÄSSIG, wenn auf einer Strecke ein größerer Einfluss stattfindet, der beispielsweise zu einer Streckensperrung führt und viele Züge betroffen sind oder einige relativ stark. Die Informationen können lauten „… hat ungefähr 25 bis 30 Minuten Verspätung oder „wegen Gleisbelegung im Bahnhof … verzögert sich unsere Einfahrt noch um kurze Zeit.

    3. UNZUVERLÄSSIG, wenn ein Ereignis mit größeren Folgen wie beispielsweise einer Streckensperrung sich erst vor Kurzem ereignet hat und noch keine konkreten Gegenmaßnahmen getroffen wurden, weil die Auswirkungen des Einflusses noch unbekannt sind. Oder es überlagern sich mehrere Störungsquellen. Die entsprechende Durchsage kann lauten: „Wir informieren Sie, wenn neue Informationen vorliegen." Im Internet können Sie erkennen, dass sich solche Verspätungsprognosen immer wieder ändern.

    4. NICHT MÖGLICH ODER VOLLSTÄNDIG UNZUVERLÄSSIG: Bei Großstörungen⁸, wenn mehrere Bahnstrecken oder Linien zeitgleich unterbrochen sind. Bei großen Störungsereignissen sind Dutzende oder gar Hunderte von Zügen zeitgleich betroffen, die alle in Wechselwirkung miteinander stehen. Zugbezogene Informationen sind in solchen Fällen so unpräzise oder liegen gar nicht in den Hintergrundsystemen vor, dass sich die Fahrgäste darauf nicht verlassen könnten. Deswegen wird in aller Regel völlig darauf verzichtet und Sie sehen auf Anzeigern nur noch die Information „Bitte auf Ansagen achten oder „Zugbetrieb eingestellt. Sollten bei derartigen Betriebslagen dennoch zugbezogene Informationen kommuniziert werden, so sind diese keinesfalls verlässlich. Es könnte sein, dass diese nur noch der Planzustand auf den Monitoren oder in den Onlinemedien abbilden, nicht aber die Realität.

    Je größer die betrieblichen Auswirkungen, desto weniger präzise die zugbezogenen Informationen und desto wichtiger werden die qualitativen Störungsinformationen.

    Wenn die Verspätungsursache bekannt ist, geht es darum, diese mittels folgender Fragen einzuordnen:

    • Ist die Ursache bereits behoben?

    • Welcher Art ist die Ursache?

    • Besteht die Ursache fort und ist sie von unbestimmter Dauer oder können Sie eine ungefähre Prognose wagen?

    • Ist Ihr Zug von der Ursache direkt betroffen oder steht er im Stau?

    • Gibt es möglicherweise Fahrtalternativen vor Fahrtantritt? Bietet sich eventuell unterwegs eine Möglichkeit?

    1.1.4 Entwicklung einschätzen

    Wer in einem verspäteten Zug sitzt oder am Bahnsteig auf diesen wartet, kann sich klarmachen, welche Entwicklung die Verspätung möglicherweise nehmen wird:

    1. SIE WIRD KLEINER. Wenn der Zug verspätet abfährt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er an Ihrem Zielbahnhof auch nicht pünktlich ist. Nach den Erfahrungen des Autors kommt es in vielleicht einem Viertel der Fälle vor, dass ein Zug eine Verspätung wieder einholt und dann ganz oder fast pünktlich ankommt. Ob ein Aufholen der Verspätung möglich ist, hängt letztlich von folgenden Faktoren ab:

    o Gibt es Spielräume im Fahrplan? Das ist nicht oft, aber immerhin manchmal der Fall. Diese Einschätzung können Sie nur durch einige Erfahrung treffen.

    o Hat ein Zug an einem Bahnhof planmäßig mehrere Minuten Aufenthalt, die ggf. verringert werden können?

    o Sind weniger Fahrgäste unterwegs, sodass die Aufenthaltszeiten an Bahnhöfen jeweils etwas verkürzt werden können? Insbesondere spätabends und nachts stehen die Chancen recht gut.

    o Liegt die Verspätungsursache räumlich gesehen hinter oder vor Ihrem Zug? Falls sie hinter Ihnen liegt, gibt es etwas bessere Chancen, dass sich die Verspätung reduziert.

    o Und natürlich geht es auch um die Größe der Verspätung im Verhältnis zur Reisedauer. Eine Viertelstunde Verspätung lässt sich auf einer achtstündigen Fahrt quer durch Deutschland eher aufholen als eine fünfminütige Verspätung einer halbstündigen S-Bahnfahrt.

    2. SIE BLEIBT UNGEFÄHR GLEICH. Das ist bei etwa der Hälfte der verspäteten Züge der Fall. Wenn der Fahrplan wenig Spielräume aufweist und die Aufenthaltszeiten an Bahnhöfen knapp bemessen sind, dann wird Ihr Zug kaum aufholen können.

    3. SIE WIRD GRÖßER. In vielleicht einem Viertel der Fälle nimmt die Verspätung unterwegs spürbar zu. Mögliche Gründe:

    o Der verspätete Zug kann in sein normales Gleis im nächsten Bahnhof nicht einfahren, weil dieses nun durch einen pünktlichen Zug belegt ist.

    o Der verspätete Zug fährt hinter einem pünktlichen, aber langsameren Zug her und kann nicht überholen.

    o Der verspätete Zug wird durch einen pünktlichen überholt.

    o Oder es kommt noch eine weitere Verspätungsursache hinzu, z. B. deutlich erhöhtes Fahrgastaufkommen aufgrund des Ausfalls des Zuges einen Takt früher.

    o Die Verspätungsursache (z. B. eingleisiger Streckenabschnitt wegen Bauarbeiten oder ein Signalausfall) liegt noch vor Ihnen.

    o Oder Sie sind zur Hauptverkehrszeit unterwegs, die Strecke ist mit Zügen dicht belegt und die Züge sind allesamt voller Fahrgäste.

    Mit einiger Erfahrung lässt sich leichter einordnen, in welche Kategorie der betreffende Zug fällt. Natürlich gibt es keine wirkliche Garantie dafür, da Sie normalerweise nicht alle relevanten Informationen haben, auch kennen Sie nicht die Entscheidungen der Fahrdienstleiter, der Disponenten des Eisenbahn-Verkehrs-Unternehmens oder der Netzdisponenten. Selbst bahninterne Experten können nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, wie sich eine Fahrt entwickeln wird, da die Komplexität der Wechselwirkungen insbesondere bei größeren Ereignissen zu groß ist.

    1.1.5 Persönliche Betroffenheit bewusst machen

    Eine wichtige Frage in der jeweiligen Verspätungssituation lautet: WAS BEDEUTET DIE VERSPÄTUNG FÜR MICH KONKRET? Beispielsweise:

    • Gar nichts. Wenn kein Termindruck da ist, man sich in einer Direktverbindung befindet, ohnehin eher der entspannte Reisende ist und ein gutes Buch griffbereit ist.

    • Anschlussverlust. Dadurch geht vielleicht die Platzreservierung verloren und der nächste Zug kommt erst in einer Stunde und ist dann auch noch überfüllt. Das ist sehr ärgerlich und unbequem dazu.

    • Sie verpassen Ihren Flieger nach Tokio und somit den gemeinsamen Beginn einer vierzehntägigen Studienreise oder es entgeht Ihnen ein wichtiger geschäftlicher Termin.

    • Das lang vereinbarte Treffen mit einer guten Freundin verkürzt sich.

    • Sie kommen zu spät nach Hause, das Essen verkocht und Ihre kleine Tochter müsste eigentlich längst ins Bett, will aber vorgelesen bekommen.

    • Sie können in Ruhe Ihre geschäftliche Präsentation fertigmachen, Mails durchgehen und beantworten oder WhatsApp-Nachrichten lesen, wozu Sie sonst nie gekommen wären.

    • Es ergeben sich gute Gespräche mit Menschen, denen Sie sonst nie begegnet wären, daraus entwickeln sich Bekanntschaften, neue Ideen und Sie bekommen interessanten Anregungen und Informationen.

    Es ist also alles drin – von der gefühlten persönlichen Katastrophe über Unbequemlichkeit bis hin zu positiven oder zumindest nicht unwillkommenen Aspekten. Oft ist das Ärgerlichste an einer Verspätung, dass man sich nicht selbst imstande sieht, Einfluss darauf zu nehmen und dass etwas mit einem geschieht, was man sich nicht gewünscht hat. Auch die Unklarheit, wie und wann es weitergeht und ob nach einem ungeplanten Umsteigen ein Sitzplatz zur Verfügung steht, kann deutliche Verunsicherung und Ärger hervorrufen.

    1.1.6 Entscheidung treffen

    In vielen Fällen gibt es Wahlmöglichkeiten, was Sie tun können, auch wenn diese nicht Ihren ursprünglichen Plänen entsprechen. In Ihre Entscheidung fließen folgende Aspekte ein:

    • Was ist tatsächlich MÖGLICH in der momentanen Situation?

    o Wenn der Zug auf freier Strecke für längere Zeit zum Stehen gekommen ist, können Sie nicht aussteigen und zu Fuß zum nächsten Bahnhof gehen.

    o Wenn Sie aber von Gerolstein in der Eifel kommen und mittags in Köln Hbf mit 30 Minuten Verspätung eintreffen und nach Dortmund wollen, haben Sie zahlreiche Möglichkeiten, weiterzufahren. Vielleicht sogar schneller als mit der ursprünglich geplanten Verbindung.

    • Was ist in Ihrer Situation SINNVOLL?

    Es gibt ganz grundsätzliche WAHLMÖGLICHKEITEN. Diese können auch mit der Anwendung der Fahrgastrechte zu

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