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Schauinsland - unverhofft verliebt
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Schauinsland - unverhofft verliebt
eBook351 Seiten3 Stunden

Schauinsland - unverhofft verliebt

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Über dieses E-Book

Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, will die Fotografin Elena bei ihrer besten Freundin im Westerwald ein neues Leben anfangen. Ihr Entschluss, sich eine Auszeit von der Liebe und ganz besonders von Beziehungen zu nehmen, gerät jedoch ins Wanken, als sie die Geschäftsfrau Silvia kennenlernt. Beide fühlen sich vom ersten Moment an zueinander hingezogen. Doch Elena ist sehr verunsichert. Noch nie hat sie so für eine Frau empfunden, und dann ist Silvia auch noch verheiratet. Elena ist hin und hergerissen zwischen der Vernunft und ihren Gefühlen. Will sie sich wirklich auf eine verheiratete Frau einlassen? Und: Hat eine solche Verbindung überhaupt Zukunft, oder wird Elena nur noch mehr verletzt?
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum13. Sept. 2022
ISBN9783959496100
Schauinsland - unverhofft verliebt

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    Buchvorschau

    Schauinsland - unverhofft verliebt - Kathrin Paul-Hanisch

    Kathrin Paul-Hanisch

    E-Book, erschienen 2022

    ISBN: 978-3-95949-610-0

    1. Auflage

    Copyright © 2022 MAIN Verlag,

    Eutiner Straße 24,

    18109 Rostock

    www.main-verlag.de

    www.facebook.com/MAIN.Verlag

    order@main-verlag.de

    Text © Kathrin Paul-Hanisch

    Umschlaggestaltung: © Marta Jakubowska, MAIN Verlag

    Umschlagmotiv: © shutterstock 1410777197 / 1302294157 / 1976150891 / 535176532

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

    http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Die Handlung, die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten

    dieses Buchs sind frei erfunden.

    Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, ebenso wie ihre Handlungen sind rein fiktiv,

    nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

    Wer ein E-Book kauft, erwirbt nicht das Buch an sich, sondern nur ein zeitlich unbegrenztes Nutzungsrecht an dem Text, der als Datei auf dem E-Book-Reader landet.

    Mit anderen Worten: Verlag und/oder Autor erlauben Ihnen, den Text gegen eine Gebühr auf einen E-Book-Reader zu laden und dort zu lesen. Das Nutzungsrecht lässt sich durch Verkaufen, Tauschen oder Verschenken nicht an Dritte übertragen.

    ©MAIN Verlag

    Alle Rechte vorbehalten

    www.main-verlag.de

    Der MAIN Verlag ist ein Imprint des Förderkreises Literatur e.V.

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    logo_xinxii

    Das Buch

    Nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat, will die Fotografin Elena bei ihrer besten Freundin im Westerwald ein neues Leben anfangen. Ihr Entschluss, sich eine Auszeit von der Liebe und ganz besonders von Beziehungen zu nehmen, gerät jedoch ins Wanken, als sie die Geschäftsfrau Silvia kennenlernt. Beide fühlen sich vom ersten Moment an zueinander hingezogen. Doch Elena ist sehr verunsichert. Noch nie hat sie so für eine Frau empfunden, und dann ist Silvia auch noch verheiratet. Elena ist hin und hergerissen zwischen der Vernunft und ihren Gefühlen. Will sie sich wirklich auf eine verheiratete Frau einlassen? Und: Hat eine solche Verbindung überhaupt Zukunft, oder wird Elena nur noch mehr verletzt?

    Inhalt

    Kapitel 1

    Elena

    Kapitel 2

    Elena

    Kapitel 3

    Silvia

    Elena

    Kapitel 4

    Elena

    Kapitel 5

    Silvia

    Elena

    Kapitel 6

    Elena

    Silvia

    Kapitel 7

    Elena

    Kapitel 8

    Elena

    Kapitel 9

    Silvia

    Elena

    Kapitel 10

    Elena

    Kapitel 11

    Silvia

    Elena

    Kapitel 12

    Elena

    Silvia

    Elena

    Kapitel 13

    Elena

    Kapitel 14

    Elena

    Kapitel 15

    Elena

    Silvia

    Elena

    Silvia

    Kapitel 16

    Elena

    Silvia

    Kapitel 17

    Elena

    Kapitel 18

    Silvia

    Elena

    Kapitel 19

    Silvia

    Elena

    Silvia

    Kapitel 20

    Elena

    Silvia

    Elena

    Kapitel 21

    Silvia

    Elena

    Silvia

    Elena

    Epilog

    Elena

    Anmerkung der Autorin

    Kapitel 1

    Elena

    »Na, das wurde auch Zeit«, sagte ich missgelaunt zu mir selbst, als ich nach über sechs Stunden auf der Autobahn endlich im Westerwald angekommen war.

    Meine Klamotten klebten an mir und mein Schädel brummte. Warum musste auch ausgerechnet in einem Jahrhundertsommer die beschissene Klimaanlage ausfallen?

    Der Weg von Hannover bis hierher war der krönende Abschluss meines alten Lebens – zumindest der letzten zehn Jahre. Unzählige Baustellen, Staus und idiotische Rentner in ihren Proletenwagen, die einem das zügige Fahren verwehrten, sowie schleichende Traktoren kurz vor dem Ziel passten gut zu meiner Stimmung. Mein Leben stockte.

    Ich bog in die staubige Auffahrt zum Haus meiner Freundin Susan ein und parkte neben einer halbverdorrten Hecke. Hier hatte es wochenlang nicht geregnet.

    Im Rückspiegel checkte ich, ob ich genauso schlimm aussah, wie ich mich fühlte – und ob ich das tat. Die Haare fielen mir strähnig ins Gesicht und ich glänzte überall vor Schweiß. Das Make-up um die Augen war so verlaufen, dass ich mit einem Panda konkurrieren konnte.

    Susan würde mir direkt ansehen, in welchem desolaten Zustand ich mich befand. Dem Himmel sei Dank für unsere Freundschaft und die kurzfristige Möglichkeit, bei Ihr unterzukommen.

    Ich schloss die Augen und sog schwer die Luft ein, um meine Tränen zu unterdrücken. Schließlich quälte ich mich aus dem Wagen und strich meine Hose glatt. Zu meiner Überraschung wehte trotz der heißen Augustsonne ein frisches Lüftchen.

    »Hey du Ausreißerin, da bist du ja endlich«, ertönte es vom Balkon.

    Während ich versuchte, gegen die Sonne etwas zu erkennen und dabei angestrengt die Augen zukniff, winkte Susan mir begeistert zu. Dabei quälte ich mir ein Lächeln auf die Lippen. Schließlich war ich nicht ausgerissen, sondern befand mich auf der Flucht.

    »Bin sofort bei dir!«, rief sie und war auch schon verschwunden.

    Wenige Augenblicke später stand sie mit weit aufgerissenen Augen vor mir. Ihre haselnussbraunen, langen Haare trug sie offen und in dem knielangen Blümchenkleid sah sie immer noch aus wie neunzehn. Beneidenswert, die letzten zehn Jahre waren fast spurlos an ihr vorüber gegangen. Sie hatte nicht ein Gramm zu viel auf den Hüften. Ihre glänzenden blaugrauen Augen brachten früher schon jeden Mann um den Verstand. Kein Wunder, dass sie schon verheiratet war.

    »Mensch Elena, du siehst ja furchtbar aus!« Susan schlug sich die Hände vors Gesicht. Sie zögerte sichtlich, mich wie sonst überschwänglich in die Arme zu nehmen.

    »Ich weiß, was dir fehlt meine Süße.« Susan riss mich nun doch kurz an sich und hielt mich danach an den Schultern eine Armlänge von sich weg. Sie grinste schelmisch.

    »Ein ordentliches Glas Wein des Vergessens. Erik ist nichts mehr als das wert. Schließlich ist er der Grund, warum du wegläufst.«

    Allein die Erinnerung an Erik reichte schon aus, damit sich ein dicker Kloß in meinem Hals ausbreitete. Ich lächelte zaghaft und schwankte zur Rückseite des Autos. Meine Beine waren noch etwas taub von der langen Autofahrt. Ich zuckte lediglich mit den Schultern und öffnete den Kofferraum, um mich vor einer erneuten Umarmung zu drücken.

    »Ich brauche dringend eine Dusche, Susan. Gerne auch einen Kaffee und ’ne Zigarette zum Herunterkommen.«

    Sie lächelte mich in ihrer mütterlichen Art an und strich mir die strähnigen Haare aus dem Gesicht.

    »Willkommen im schönen Westerwald«, sagte Susan mit sanfter Stimme und legte mir beruhigend ihre Hand auf die Schulter.

    »Danke, dass ich so schnell bei dir unterkommen kann.«

    Die aufsteigenden Tränen konnte ich nur schwer unterdrückten. Susan lächelte und zwinkerte mir aufmunternd zu. Dann half sie mir, mein Gepäck aus dem Kofferraum zu holen.

    »Jetzt erst mal rein mit dir. Peter kommt auch gleich von der Arbeit. Wir grillen später. Hast du Lust?«

    Ich nickte nur schwach.

    »Oh, ich bin so froh, dich hier zu haben! Wir haben einiges nachzuholen. Schließlich ist dein letzter Besuch nun auch schon wieder ein Jahr her. Außerdem weißt du, dass ich immer gern dein Kummerkasten bin, wenn du reden möchtest.«

    Ich schüttelte missmutig den Kopf. Zum Reden war ich noch nicht in der Lage.

    Susan hatte sich nicht verändert. Sie konnte schon früher ohne Punkt und Komma reden. Wir begannen in Hannover im selben Vier-Sterne-Hotel unsere Ausbildung zur Hotelfachfrau, als wir uns vor circa zehn Jahren kennengelernt hatten. Für Susan war es Berufung, für mich nur Mittel zum Zweck.

    Wir kamen beide aus den neuen Bundesländern – Susan aus Sachsen, ich aus Sachsen-Anhalt. Es gab nicht gerade wenige, die wie wir nach der Schule im goldenen Westen bessere Chancen sahen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum wir uns direkt von Anfang an verstanden.

    Susan und ich wohnten damals zusammen mit zwei anderen Lehrmädchen in einer spartanisch eingerichteten WG. Die Ausbildung war hart und es gab kaum Freizeit. Wir arbeiteten in der Regel zwölf bis vierzehn Stunden, auch wenn der Ausbildungsplan etwas anderes vorsah. Aus diesem Grund suchten wir Freunde und potenzielle Partner meist nur unter den Kollegen.

    Während Susan ihre Ausbildung fast schon übertrieben ernst nahm, lebte ich jede freie Minute aus. In den ersten beiden Lehrjahren versuchte ich mein Glück, vom Küchenpersonal bis hin zum Rezeptionisten.

    Das ging natürlich voll in die Hose. Don’t fuck the company, hieß danach meine Devise. Im letzten Lehrjahr tat ich dann mehr für mich.

    Ich ging in den Zoo, ins Landesmuseum oder vertrieb mir am Maschsee die Zeit. Dort lernte ich Erik kennen. Er war Fotograf und ebenfalls noch in der Ausbildung. Groß, blonde Locken mit blauen Augen und überall mit Sommersprossen bedeckt – nicht auf den ersten Blick mein Idealbild von einem Mann, aber er hatte was.

    Wir trafen uns das erste Mal an einem warmen Frühlingsnachmittag am Maschsee, als ich es mir mit einem Lehrbuch unter einem Baum gemütlich gemacht hatte. Meine Prüfungen standen bald an. Erik fiel mir auf, weil er öfter an mir vorüberging.

    Eine Weile beobachtete ich ihn. Womöglich suchte er sein nächstes Motiv zum Fotografieren. Ich schätzte ihn ungefähr auf mein Alter, höchstens Mitte zwanzig. Als sich unsere Blicke trafen, grinste er mich an.

    »Wonach suchst du denn?«, fragte ich ihn.

    »Nach der Schönheit.« Er kam mit großen, langsamen Schritten auf mich zu. »Und du?«

    »Gar nichts, ich genieße nur die Ruhe, bis meine Schicht wieder anfängt.« Eilig klappte ich das Buch zu und sah zu ihm rauf.

    Mein lieber Schwan, der Mann war ja riesig! Seine dunkle Jeans klebte an ihm wie eine zweite Haut. Darüber trug er ein enganliegendes Trägershirt und ein aufgeknöpftes kariertes Hemd.

    »Du darfst dich aber ruhig zu mir setzen, wenn es deine Suche nicht behindert.« Ich wies mit der Hand neben mich. Dankbar für diese kurze Abwechslung, legte ich mein Lehrbuch zur Seite.

    »Meine Suche ist hiermit beendet«, raunte er mir zu.

    Er schaltete seine Kamera aus, befestigte die Schutzkappe am Objektiv und setzte sich zu mir. Seine blonden Locken standen in alle Richtungen ab. Der Typ hatte einen Haarschnitt nötig. Der herbe Duft, der ihn umgab, schwebte zu mir hinüber. Gar nicht mal so übel. Ich hielt ihm meine Hand hin.

    »Ich bin Elena«, erwiderte ich nach einem Räuspern, weil es mir leicht die Stimme raubte, als sich unsere Hände berührten.

    »Erik. Freut mich Elena«, sagte er und lachte.

    »So, Erik hm? Ähm freut mich auch«, stammelte ich. »Also wie war das mit der Schönheit?« Ich versuchte, ein Gespräch zu beginnen, um von meiner Unsicherheit abzulenken.

    Er war anziehend, jedoch wollte ich aktuell nichts Festes in mein Leben lassen. Mein Fokus lag eindeutig auf das Bestehen meiner Abschlussprüfung. Er zog sein Hemd aus und ließ sich genüsslich gegen den Baumstamm fallen.

    »Weißt du«, sagte er schließlich mit geschlossenen Augen, »in der heutigen Zeit, wo alles so schnelllebig und interaktiv geworden ist, verlieren viele Menschen den Blick für das Wesentliche. Zum Beispiel für die Natur. Es gibt so viel Schönes zu entdecken und ich versuche es mit meiner Kamera einzufangen.«

    »Was ist denn genau deine Definition von Schönheit? Du hast vorhin erwähnt, dass du sie gefunden hast.«

    Lächelnd sah er mich an.

    »So etwas wie du.« Seine Stimme war leise.

    Ich schluckte und wandte wieder nervös das Gesicht von ihm ab. Er strich mir die blonden Haare von der Schulter. Seine unverblümte Vertrautheit, die er mir gegenüber an den Tag legte, missfiel mir und faszinierte mich gleichermaßen.

    »Schönheit liegt im Auge des Betrachters und mein Auge blickt nun mal durch meine Kamera. Ich habe mir vorhin erlaubt ein Bild von dir zu schießen. Willst du es sehen?« Seine Augen leuchteten wie die eines Kindes, wenn es unterm Weihnachtsbaum Geschenke auspackte.

    »Klar, sehr gerne«, erwiderte ich und rückte ein Stück näher zu ihm.

    Unsere Oberarme berührten sich und die Röte stieg in mein Gesicht. Kurz streckte ich meinen Rücken durch und wand mich ihm zu.

    Ich war tatsächlich fasziniert. Das Display der Kamera zeigte den großen Baum, unter dem ich saß. Im Hintergrund der See und einzelne Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fielen, als würden sie auf mich zeigen.

    »Wirklich schön«, sagte ich leise. Die Szene hatte was Märchenhaftes. Ich war verzaubert. Genau solche Momente wollte ich festzuhalten und mehr über die Fotografie erfahren.

    »Ja, wie du«, entgegnete Erik und sah mich direkt an.

    Seine Augen waren blau mit einem leichten Silberstich. In diese könnte ich mich verlieben. Langsam kam sein Gesicht näher und er betrachtete mich wie ein Gemälde. Es war so intensiv und unheimlich aufregend.

    »Wenn du mich jetzt küssen willst, werde ich weglaufen. Ich küsse nämlich nie beim ersten Date.«

    Er schmunzelte und drehte den Kopf zur Seite. Dann schaltete er die Kamera wieder aus.

    »Ich auch nicht, Elena. Schon gar nicht wildfremde Mädchen, die unter Bäumen hocken.«

    Der Schreck schoss mir in die Glieder. Verdammt, ich saß ja eigentlich nur hier unter dem Baum, um die Zeit vor meiner Schicht zum Lernen zu nutzen.

    »Mist, ich muss los! Die Arbeit ruft.«

    Hektisch stand ich auf und sammelte meinen Kram zusammen. Erik erhob sich ebenfalls.

    »Ich möchte dich gern wiedersehen«, sagte er und nahm meine Hand.

    Unsicher, ob ich das genau aus demselben Grund wollte wie er, zog ich meine Hand schnell wieder weg. Dann reichte er mir seine Visitenkarte, die er hastig aus seiner hinteren Hosentasche gefischt hatte.

    »Ruf mich einfach an, wenn du magst.« Er küsste meinen Handrücken und ging in die Richtung, aus der er gekommen war.

    Ich betrachtete die Visitenkarte. Sollte ich sie behalten? Lassen wir es darauf ankommen. Die Karte steckte ich in meine Jeans. Vielleicht war dieser Mann genau das, was ich in den letzten zwei Jahren vergeblich gesucht hatte. Außerdem wollte ich meine Neugier füttern und von ihm alles über Fotografie lernen.

    Tja, das war der Beginn meiner Beziehung mit Erik. Wir trafen uns immer öfter und hatten am Anfang eine wirklich aufregende Zeit. Es stimmte alles. Ich konnte mit ihm reden, lachen, ausgehen, auch Shopping war für ihn kein Tabuthema. Voller Stolz begleitete ich ihn manchmal zu Shootings, um ihn zu unterstützen.

    Ich lernte Erik und die Fotokunst besser kennen. Er tat mir gut. Das reichte mir.

    Nach der Ausbildung nahmen wir uns zusammen eine kleine Wohnung im Zooviertel. Erik arbeitete für eine Lokalzeitung und machte sich später als Veranstaltungsfotograf selbstständig.

    Begeistert saß ich neben Erik am PC, wenn er die Fotos bearbeitete, und lernte durch reines Zuschauen viel dazu. Zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag schenkte er mir meine erste eigene Kamera inklusive allem Zubehör. Endlich konnte ich in meiner Freizeit selbst auf die Suche nach der Schönheit gehen.

    Diese suchte ich, wie Erik, in der Natur. Meine Liebe zur Fotografie wuchs stetig. Ich fand endlich meine wahre Berufung. Liebend gern wollte ich irgendwann mit dieser Leidenschaft auch Geld verdienen.

    Nach meiner Ausbildung wurde mir im Hotel der Posten als Restaurantleiterin angeboten. Ich hatte schwierige Arbeitszeiten und sah Erik zu selten. Dadurch blieb der Alltag spannend, aber wir waren ein gutes Team.

    Nach einer Weile kehrte ich der Gastronomie den Rücken, um ebenfalls als Fotografin mein Geld zu verdienen. Damit kamen die ersten Probleme auf. Erik entpuppte sich mit den Jahren als Choleriker. Seine Meinung, seine Einstellung zum Leben und seine Fotoerfahrungen waren die Einzigen, die zählten. Ständig nörgelte er an meinen Arbeiten herum. Meine Fotos waren falsch bearbeitet oder nicht perfekt ausgeleuchtet. Er fand immer irgendwas zu Bemängeln. Ich besuchte zahlreiche Workshops, um mich weiterzubilden, aber nichts war gut genug für ihn.

    Beinahe schaffte er es, dass ich das Fotografieren wieder aufgab, so sehr verunsicherte er mich. War er etwa eifersüchtig auf meine Aufträge und Arbeiten?

    Seine ständigen Nörgeleien zogen sich irgendwann auch in unser Privatleben. Ich konnte ihm einfach nichts mehr recht machen. Mein Essen schmeckte plötzlich mies, die Wäsche war mit dem falschen Weichspüler gewaschen, die Wohnung nicht sauber genug. Es nahm einfach kein Ende.

    Als ihm in unserem neunten Jahr ab und zu mal die Hand ausrutschte, zog ich die Reißleine. Ich musste raus hier.

    Susan warf sich meinen Rucksack über den Rücken. Dann griff sie mit der einen Hand die Kosmetiktasche und zog mit der anderen Hand meinen riesigen Koffer hinter sich her zur Eingangstür.

    Typisch! So viel wie möglich mit einem Mal wegtragen, konnten nur Gastronomen.

    Susan bekam nach Ihrer Ausbildung eine Anstellung in einem Hotel im Westerwald. Sie hasste die Großstadt und hatte Bekannte in dieser Gegend.

    Unser Abschied fiel mir schwer. Wir trafen uns meist nur einmal im Jahr für ein paar Tage. Dennoch telefonierten wir regelmäßig und es verging kaum eine Woche, in der ich ihr nicht mein Herz ausschüttete. Erik war so ein Kotzbrocken! Im Ernstfall bot Susan mir immer ein Bett an, falls ich es nicht mehr aushielt.

    Sie heiratete vor drei Jahren Peter, welcher in einem großen familiären Autohaus arbeitete. Die beiden lebten mittlerweile in einem Eigenheim in einem idyllischen Westerwälder Örtchen unweit der A3.

    »Pack deine Sachen und verlass den Idioten«, sagte sie am Telefon zu mir, als ich mal wieder total verheult anrief, um ihr mein Leid zu klagen.

    »Wie lange willst du noch leiden? Ihr könnt doch kein normales Wort mehr miteinander reden. Wenn du mal ehrlich zu dir selbst bist, das zwischen euch ist schon lange keine Liebe mehr.«

    Da konnte ich ihr nur zustimmen. Heiraten kam für Erik und mich irgendwie nie infrage. Vielleicht war es letzten Endes doch nur die Liebe zur Fotografie, die uns verband und nicht die Liebe zueinander. Also, was hatte ich zu verlieren?

    Vielleicht tat uns ja auch ein Abstand gut und es würde sich alles wieder einrenken. Oh Mann, war ich naiv! Warum hielt ich an einem Leben fest, das beruflich super lief, mir aber privat nichts mehr geben konnte? In Hannover und Umgebung hatte ich mir als Fotografin schließlich einen guten Namen gemacht. Wollte ich das alles aufgeben, und irgendwo im Niemandsland wieder neu anfangen?

    Auch eine Rückkehr nach Sachsen-Anhalt kam nicht in Frage. Was für ein Dilemma! Ich brauchte dringend eine Veränderung. Doch dafür musste ich den Ort der Grausamkeiten verlassen, um einen klaren Kopf zu bekommen.

    Ich wollte mich und mein Leben neu zu sortieren. Zum Glück hatten Susan und Peter ein Gästezimmer. So oft hatten sie mir geraten, Hannover zu verlassen und zunächst bei Ihnen unterzukommen. Jetzt ging ich endlich diesen Schritt.

    Im Hotel, in dem Susan beschäftigt war, hatte eine Stelle im Restaurant ausgeschrieben. Ausgebildete Gastronomen wurden immer gesucht. Ich schrieb eine Bewerbung und wurde prompt eingestellt, nachdem Susan noch ein gutes Wort für mich eingelegt hatte. Das war zwar keine dauerhafte Lösung, würde mir aber für den Moment finanzielle Sicherheit geben.

    Die Zeit würde mir hoffentlich Klarheit bringen, wie lange ich im Westerwald leben wollte. Jedes Mal, wenn ich Susan in den letzten Jahren besucht hatte, beeindruckte mich zwar die schöne Landschaft, jedoch war es auch sterbenslangweilig. Dafür mochte ich das Stadtleben zu sehr.

    Ich schrieb Erik einen letzten Brief, dass ich so nicht weitermachen konnte und die Zeit für eine Trennung reif war. Den Zettel legte ich auf dem Küchentisch, packte meine wertvollsten Dinge zusammen und machte mich frühmorgens auf den Weg in den Westerwald.

    Als ich auf die A2 auffuhr und der erste Stau sich anbahnte, brach ich in Tränen aus. Machte ich nicht doch einen riesigen Fehler? Es fühlte sich wie ein kleiner Tod an, so endgültig – ohne Wiederkehr. Sollte ich mit neunundzwanzig tatsächlich noch mal neu anfangen? War das wirklich der richtige Weg? Ich hoffte es inständig.

    Kapitel 2

    Elena

    Das Gästezimmer von Susan war sehr geräumig. Das riesige Fenster mit Balkontür gefiel mir schon immer. Es war hell eingerichtet mit einem Bett, Sekretär, einem alten Kleiderschrank mit handgeschnitzten Ornamenten an den Türen. Hier fand ich genügend Platz, meine Sachen unterzubringen.

    Während der ersten Tage in der Fremde gesellte ich mich nur selten zu Susan und Peter. Ich brauchte die Zeit zum Nachdenken, trauern und für mein Seelenheil. Susan ließ mich in solchen

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