Dynamic Assessment: Prozess und Potential in der Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen
Von Hanna Ehlert
()
Über dieses E-Book
In dieser Publikation wird Dynamic Assessment erstmalig im deutschsprachigen Raum zur Sprachdiagnostik mehrsprachiger Kinder im Kindergartenalter in einer Studie pilotiert. Dynamic Assessment ist eine alternative diagnostische Vorgehensweise im Bereich Kindersprache. Sie hat Potential, die tatsächlichen sprachlichen Kompetenzen bisher schwer zu diagnostizierenden Zielgruppen, wie mehrsprachige Kinder, zu erfassen. Durch ihren Fokus auf die situativen sprachlichen Lernfähigkeiten unterscheidet sie sich mit einem in die Zukunft gerichteten Blick von klassischen Diagnostikansätzen, welche lediglich den Status Quo sprachlicher Leistungen erfassen.
Ähnlich wie Dynamic Assessment
Ähnliche E-Books
Verbalisieren. Zur Sprache kommen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPhonetische und phonologische Störungen bei Kindern: Aussprachetherapie in Bewegung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprache und Wissenserwerb: Ein interdisziplinärer und interkultureller Zugang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergleich in der Weltgesellschaft: Zur Funktion nationaler Grenzen für die Globalisierung von Wissenschaft und Politik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBausteine für Babylon: Sprache, Kultur, Unterricht: Festschrift zum 60. Geburtstag von Hans Barkowski Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprachen lehren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOral History in der Hochschullehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie lehrt man interkulturelle Kompetenz?: Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsch als Zweitsprache: Sprachdidaktik für mehrsprachige Klassen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFranzösische Sprachwissenschaft: Eine Einführung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprachkritik in der Schule: Theoretische Grundlagen und ihre praktische Relevanz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft: Jg. 7, Heft 2/2021 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInterkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesundheitswissen in der Schule: Schulhygiene in der deutschsprachigen Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVererbte Regionen: Aneignungen und Nutzungen von regionalem Heritage im Wendland und in der Lausitz im Vergleich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngewandte Kulturwissenschaften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeologismen: Ein Studienbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie souveräne Expertin – 77 Tipps für die verbale Wissenschaftskommunikation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsch als Zweitsprache in der Schule: Grundlagen - Diagnose - Förderung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeterogenität in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Rede von Bildung: Tradition, Praxis, Geltung - Beobachtungen aus der Distanz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCybersicherheit in Innen- und Außenpolitik: Deutsche und britische Policies im Vergleich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreiben im Widerspruch: Nicht-/Zugehörigkeit bei Herta Müller und Ilma Rakusa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSemantisch-lexikalische Störungen bei Kindern: Sprachentwicklung: Blickrichtung Wortschatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWörterbuch der sozialen Arbeit: Deutsch - Ukrainisch / Ukrainisch - Deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSozialwissenschaften und Gesellschaft: Neue Verortungen von Wissenstransfer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEuropäische Erinnerungspolitik: Der Europarat und die Erinnerung an den Holocaust Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Frühkindliche Erziehung für Sie
Bildermaus - Mit der Polizei auf Spurensuche: Mit Bildern lesen lernen - Ideal für die Vorschule und Leseanfänger ab 5 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiele zur Wahrnehmungsförderung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine schönsten Stuhlkreislieder: Das Lieder-, Spiel- und Ideenbuch für aufgeweckte Kinder in Kita, Kindergruppen und Familie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 50 besten Spiele für Deutsch als Zweitsprache -eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen42 starke Kinderlieder für eine bessere Welt: Das Liederbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 50 besten Spiele im Winter - eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder brauchen Regeln: Schluss mit den Dauerkonflikten im Familienalltag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbuch Sprachförderung durch Bewegung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPhonologische Bewusstheit - Grundlagen und mehr als 80 Spiele - eBook: Don Bosco Spieleschatz Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Umgang mit aggressivem Verhalten von Kindern: Praxiskompetenz für Kitas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine kleine Ballgrammatik: Spielerische Zugänge zur Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprachförderung - Grundlagen und mehr als 80 Spiele - eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundlagen der Entwicklungspsychologie: Die ersten 10 Lebensjahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSozial-emotionale Entwicklung fördern: Wie Kinder in Gemeinschaft stark werden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 50 besten Spiele für Krippenkinder - eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMontessori von Anfang an: Ein Praxishandbuch für die ersten drei Jahre des Kindes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHengstenberg Spiel- und Bewegungspädagogik: Pädagogische Ansätze auf einen Blick Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Hoch wie ein Flummi - Neue Spiellieder für die Kleinsten: Das Liederbuch mit allen Texten, Noten und Gitarrengriffen zum Mitsingen und Mitspielen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeobachten und Dokumentieren im pädagogischen Alltag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBildermaus - Meermädchengeschichten: Mit Bildern lesen lernen - Ideal für die Vorschule und Leseanfänger ab 5 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreative Sprachförderung nach Maria Montessori Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprache erleben in der Krippe: Spielen ist lernen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine König macht Ordnung: 4 Bildergeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleinkinder fördern mit Maria Montessori Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder psychisch kranker Eltern in der Kita: erkennen - verstehen - stärken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 50 besten Spiele für Theater und Improvisation -eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 50 besten Spiele zur alltagsintergrierten Sprachbildung - eBook Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Dynamic Assessment
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Dynamic Assessment - Hanna Ehlert
Book cover of Dynamic Assessment
Diversität in Kommunikation und Sprache / Diversity in Communication and Language
Reihe herausgegeben von
Ulrike M. Lüdtke
Institute for Special Education, Leibniz University Hannover, Hannover, Deutschland
Die zunehmende nationale und internationale gesellschaftliche Heterogenität bringt entscheidende Herausforderungen für die Sprachpädagogik, Sprachtherapie und Sprachdidaktik mit sich, die sich in vielfältigen Forschungsfragen zur kommunikativen und sprachlichen Diversität von Personen in der gesamten Lebensspanne widerspiegeln. In der Reihe „Diversität in Kommunikation und Sprache" werden hierzu bereits bestehende theoretische und empirische Zugänge durch innovative und interdisziplinäre Forschungsperspektiven erweitert. Dabei werden beispielsweise Fragestellungen des Erwerbs, der Beeinträchtigung und des Verlustes der Sprach- und Kommunikationskompetenz sowie Aspekte ihrer institutionellen Förderung im Kontext verschiedenster Professionen beleuchtet und durch international vergleichende Studien ergänzt. Mit Arbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie Studien, Monografien und Sammelbänden etablierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wird die Reihe mit Veröffentlichungen in deutscher und englischer Sprache einen wichtigen und zukunftsweisenden Beitrag zur Weiterentwicklung dieser vielfältigen und spannenden Forschungslandschaft leisten.
The increasing national and international social heterogeneity creates crucial challenges for speech-language pedagogy, speech-language therapy, and language didactics, which reflect in numerous research questions targeting communicative and linguistic diversity throughout the lifespan. The publication series Diversity in Communication and Language
was created to extend existing theoretical and empirical approaches through innovative and interdisciplinary research perspectives. This includes, for example, questions concerning the acquisition, the impairment, and the loss of language and communication skills as well as aspects concerning their institutional support, which will take into account various professions and international comparative research. The series will include works of young researchers as well as studies, monographs and anthologies of established scholars in both, German and English, and will make important and pioneering contributions to the development of this diverse and exciting research environment.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/15194
Hanna Ehlert
Dynamic Assessment
Prozess und Potential in der Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen
1. Aufl. 2021
../images/515151_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngLogo of the publisher
Hanna Ehlert
Institut für Sonderpädagogik, Abteilung Sprach-Pädagogik und -Therapie, Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
Dissertation an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2020
ISSN 2570-1428e-ISSN 2570-1436
Diversität in Kommunikation und Sprache / Diversity in Communication and Language
ISBN 978-3-658-34551-8e-ISBN 978-3-658-34552-5
https://doi.org/10.1007/978-3-658-34552-5
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung der Verlage. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
Planung/Lektorate: Stefanie Eggert
Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Geleitwort
Lange habe ich gesucht, bis ich ein passendes Zitat für die Einleitung zu dieser herausragenden Dissertation meiner Doktorandin Hanna Ehlert gefunden habe. Woran lag das? Vielleicht daran, dass Hanna Ehlert lieber hoch konzentriert im Verborgenen arbeitet, als sich im wissenschaftlichen Rampenlicht zu sonnen. Vielleicht daran, dass sie im zuweilen eitlen Wissenschaftsbetrieb lieber anderen den Vortritt lässt, als sich selbst die Lorbeeren anzuheften. Vielleicht daran, dass sie gerne alles von der Pike auf gründlich selber macht, als sich Daten sammeln und Recherchen durchführen von anderen abnehmen zu lassen. Letztlich bin ich dann bei Wilhelm Heinse (1746–1803) dennoch fündig geworden: „Wissenschaft ist eine Sammlung vieler klarer Begriffe aus vielen lebhaften Erfahrungen über eine Sache."
Ich denke, dieser Aphorismus lässt sich sehr gut auf Hanna Ehlerts hier vorliegendes Werk übertragen: Ihre Dissertationsschrift mit dem ursprünglichen Titel „Pilotierung eines Dynamic Assessments im Graduated Prompting-Format auf der linguistischen Ebene Morphologie zur sprachtherapeutischen Diagnostik mehrsprachiger Kinder verschiedener Erstsprachen im Alter von 3 bis 7 Jahren ist Wissenschaft pur – fundiert, validiert, Erkenntnis-gewinnend. Ebenso ist sie eine Sammlung vieler klarer Begriffe – hinterfragt, präzisiert, aktualisiert und dennoch in Historie eingebettet, und darüber hinaus Zeugnis eines klaren, prägnanten Schreibstils, in dem kein Wort zu viel oder zu wenig ist. Zentral aber ist, dass die Dissertation eben auch in vielen lebhaften Erfahrungen gründet und nicht am grünen Tisch entstanden ist – und zwar zum einen in denen des dieser Arbeit zugrundeliegenden Projektes „DYNAMiK – Dynamic Assessment bei Mehrsprachigkeit im Kindesalter
, zum anderen in den vielfältigen praktischen Vorerfahrungen von Hanna Ehlert in den Arbeitsfeldern ihres Erstberufes als Logopädin. Und last but not least steht für Hanna Ehlert immer die Sache an sich im Vordergrund – hier: die Kinder in ihrem Spracherwerb –, und nicht irgendwelche gefälligen Meinungen, angesagte wissenschaftliche Strömungen, oder gar fachpolitischer Mainstream.
In diesem Sinne wird in dieser Publikation Dynamic Assessment erstmalig im deutschsprachigen Raum zur Sprachdiagnostik mehrsprachiger Kinder im Kindergartenalter in einer Studie pilotiert – ‚Dynamic Assessment‘ als eine innovative und alternative diagnostische Vorgehensweise im Bereich Kindersprache. Dieser Ansatz hat das Potential, die tatsächlichen sprachlichen Kompetenzen bisher schwer zu diagnostizierender Zielgruppen, wie mehrsprachige Kinder, zu erfassen. Durch ihren Fokus auf den situativen sprachlichen Lernfähigkeiten unterscheidet sie sich mit einem in die Zukunft gerichteten Blick von üblichen Diagnostikansätzen, welche lediglich den Status Quo der Performanz sprachlicher Leistungen erfassen.
Als Leiterin der Abteilung Sprach-Pädagogik und –Therapie kann ich dieses Buch all denjenigen Kolleg*innen, Logopäd*innen, Sprachtherapeut*innen, pädagogischen Fachkräften und Psycholinguist*innen wärmstens empfehlen, die an national wie international relevanten Erkenntnissen zu dieser innovativen Thematik mitsamt ihrer exemplarischen Umsetzung im Bereich Morphologie interessiert sind.
Mein außerordentlicher Dank gilt neben dem Team unserer Abteilung insbesondere meinen beiden geschätzten Kolleginnen Prof. Dr. Ulla Beushausen, Hochschule Hildesheim / Holzminden / Göttingen (HAWK), und Prof. Dr. Elke Montanari, Stiftung Universität Hildesheim, die über viele Jahre diese Arbeit begleitet und unterstützt, und ihren summa cum laude Abschluss in unserer ersten Video-Promotionsprüfung im zweiten Lockdown der Corona-Pandemie ermöglicht haben. Dankeschön!
„Der Irrtum ist viel leichter zu erkennen, als die Wahrheit zu finden; jener liegt auf der Oberfläche, damit lässt sich wohl fertig werden; diese ruht in der Tiefe, danach zu forschen ist nicht jedermanns Sache. Mit diesen Worten Johann Wolfgang von Goethes (1823) möchte ich schließen. Nach der Wahrheit in der Tiefe zu forschen – das ist definitiv Hanna Ehlerts Sache. Und ich freue mich, sie als Postdoc in unserem nächsten spannenden Projekt „TALC – Tool for Analyzing Language and Communication
gemeinsam mit unseren Kolleg*innen in Südafrika und am Institut für Informationsverarbeitung/TNT im Leibniz Lab für Relational Communication Research noch ein wenig begleiten zu können. Viel Erfolg!
Prof. Dr. habil.Ulrike M. Lüdtke
Mai 2021
Danksagung
Ich möchte allen Menschen danken, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Meiner Erstprüferin Prof. Dr. habil. Ulrike Lüdtke danke ich für den Freiraum, den sie meiner Arbeit gelassen hat, aber auch für die Schärfung, welche diese in gemeinsamen Gesprächen erhalten hat. Meiner Zweitprüferin Prof. Dr. Elke Montanari danke ich für ihre treffenden Gedanken und ihre konstruktive Kritik.
Ich danke allen Menschen, die sich mit meiner Arbeit thematisch auseinandergesetzt haben und mir bei ihrer Fertigstellung geholfen haben: Meinen Kolleginnen und Kollegen Dr. Chantal Polzin, Dr. Dana Marks und Dr. Ulrich Stitzinger für wertvolle inhaltliche Hinweise; Thomas Schöttker-Königer für die engagierte Beratung bei der statistischen Auswertung der Ergebnisse meiner Studie; Kerstin Teichmann, Frauke Runge und Franziska Arens für das akribische Korrekturlesen der Arbeit.
Ich danke denjenigen, die mir bei der Übersetzung der Elterninformationen und Einverständniserklärungen geholfen haben. Weiterhin danke ich allen teilnehmenden Kitas, Kindern und Eltern meiner Studie, ohne welche die Erprobung des Dynamic Assessments nicht möglich gewesen wäre.
Meiner Familie möchte ich aus tiefstem Herzen danken für die Zeit, die sie mir geschenkt hat. Für ihre seelische Unterstützung in Form von aufbauenden Worten und Spaziergängen, für ihre praktische Unterstützung in Form von Kinderbetreuung und warmen Mahlzeiten.
Abkürzungsverzeichnis
ACIL
Adaptive Computergestützte Intelligenz-Lerntestbatterie
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
AEP
Auditory Evoked Potential
AUC
Area under the Curve
BCC
Boundary Characteristic Curves
BESOS
Bilingual English Spanish Oral Language Screener
BPVS
British Picture Vocabulary Scales
CCC
Category Characteristic Curve
CDS
Child Directed Speech
CLAN
Computerized Language Analysis
COST
European Cooperation in Science and Technology
CPM
Coloured Progressive Matrices
DA
Dynamic Assessment
DAPPLE
Dynamic Assessment of Preschoolers‘ Proficiency in Learning English
DASS
Dynamic Assessment of Sentence Structure
DATMA
Dynamic Assessment Task of Morphological Analysis
DAWL
Dynamic Assessment of Word Learning
DELV
Diagnostic Evaluation of Language Variation
DFG
Deutsche Forschungsgemeinschaft
DSPA
Dynamic Screening of Phonological Awareness
EMS
Emotional Motor System
ESGRAF 4–8
Grammatiktest für 4- bis 8-jährige Kinder
ESGRAF-MK
Evozierte Diagnostik grammatischer Fähigkeiten für mehrsprachige Kinder
fNIRS
funktioneller Nahinfrarotspektoskopie
GPCM
Generalisized Partical Credit Model
GRM
Graded Response Model
ICF
International Classification of Functioning, Disability and Health
ICF-CY
International Classification of Functioning, Disability and Health – Children and Youth
IDS
Infant Directed Speech
IIF
Item Information Function
IMF
Intrinsic Motive Formation
IRT
Item Response Theory
KTT
Klassische Testtheorie
LENA
Language Environment Analysis
LI
Language Impairment
LiSe-DaZ
Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache
LPAD
Learning Propensity Assessment Device
LR
Likelihood Ratio
LTS
Lerntestbatterie Schulssfolgerndes Denken
M
Mittelwert
MFT
Mengenfolgen Test
MLE
Mediated Learning Experience
MLO
Mediated Learning Observation
PCM
Partial Credit Model
PDSS
Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen
PET
Psycholinguistischer Entwicklungstest
PLAKKS II
Psycholinguistische Analyse kindlicher Aussprachestörungen-II
PPVT
Peabody Picture Vocabulary Test
PR
Prozentrang
QUILS
Quick Interactive Language Screener
ROC
Receiver Operating Characteristic
RSM
Rating Scale Model
RTI
Response to Intervention
SALT
Systematic Analysis of Language Transcripts
SCM
Structural Cognitive Modifiability
Screemik 2
Screening der Erstsprachfähigkeit bei Migrantenkindern, 2. Version
SD
Standardabweichung
SES
Sprachentwicklungsstörung
SETK 3–5
Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder
Skreeniks
Screening der kindlichen Sprachentwicklung
(S)LI/SLI
(Specific) Language Impairment
SÖS
Sozioökonomischer Status (engl. SES: Socio Economic Status)
SRT
Serial Reaction Task
(S)SES/SSES
(Spezifische) Sprachentwicklungsstörung
TIF
Test Information Function
TPB
Test für phonologische Bewusstheitsfähigkeiten
WHO
World Health Organization
WWT 6–10
Wortschatz- und Wortfindungstest für 6- bis 10-Jährige
ZPD
Zone of Proximal Development (Dt.: Zone der nächsten Entwicklung)
Inhaltsverzeichnis
1 Diagnostik: Den Einzelnen erkennen? 1
2 Sprachtherapeutische Diagnostik 7
2.1 Bezugsdisziplinen der sprachtherapeutischen Diagnostik 8
2.1.1 Medizin 8
2.1.2 Psychologie 9
2.1.3 (Sonder)Pädagogik 10
2.1.4 Linguistik 11
2.2 Diagnostische Bezugsnormen in der Kindersprachtherapie 12
2.3 Sprachtherapeutische Diagnostik bei kindlicher Mehrsprachigkeit 15
2.3.1 Normorientiertes Vorgehen 17
2.3.2 Kriteriumsorientiertes Vorgehen 19
2.4 Kritische Reflexion der historischen und aktuellen Praxis sprachtherapeutischer Diagnostik 21
3 Sprachliches Lernen 27
3.1 Interaktion von Kind, Bezugspersonen und Kontext im Relationalen Lernzeitraum 28
3.1.1 Das Kind: Psychobiologische Prädisposition 30
3.1.2 Die Umwelt: Kommunikative Dyade (proximaler Faktor) 37
3.1.3 Die Umwelt: Einflüsse auf die kommunikativen Dyaden (distale Faktoren) 41
3.2 Interaktion als räumliche und zeitliche Realisation sprachlichen Lernens 47
3.3 Sprachliches Lernen aus linguistischer Perspektive 50
3.3.1 Syntax/Morphologie 51
3.3.2 Semantik/Lexikon 53
3.3.3 Phonetik/Phonologie 55
3.4 Zusammenfassung und Desiderate 57
4 Operationalisierung sprachlichen Lernens zu diagnostischen Zwecken 63
4.1 Priming 64
4.2 Learning Tasks 66
4.2.1 Prozedurales oder statistisches Lernen 67
4.2.2 Fast Mapping 69
4.2.3 Linguistisches Bootstrapping 70
4.2.4 Learning Task-Studien bei mehrsprachigen Kindern 71
4.3 Zusammenfassung und Diskussion der Studienlage 73
5 Dynamic Assessment 79
5.1 Begriff, Abgrenzung und Praxis 79
5.1.1 Schnittstellen und Abgrenzung zu anderen Konzepten 83
5.1.2 Varianten der Operationalisierung in Durchführung und Bewertung 84
5.1.3 Chancen und Herausforderungen des Dynamic Assessments 89
5.2 Theoretische Basierung 91
5.2.1 Historische Bezüge: Lev S. Vygotskij und die „Zone der nächsten Entwicklung" 91
5.2.2 Historische Bezüge: Reuven Feuerstein und die „Mediated Learning"-Schule 99
5.2.3 Die theoretischen Grundlagen des Dynamic Assessment von L.S. Vygotskij und R. Feuerstein im Vergleich 108
5.3 Historische Anwendung: Beurteilung kognitiver Fähigkeiten 109
5.3.1 Feuersteins „Learning Propensity Assessment Device" (LPAD) 110
5.3.2 Budoffs Arbeiten zum „Learning Potential Assessment" 112
5.3.3 Campiones & Browns Arbeiten zu „Zone of proximal development testing procedures" 113
5.3.4 Deutschland: Guthkes „Lerntest" Konzept 114
5.4 Anwendung zur Beurteilung sprachlicher Fähigkeiten 116
5.4.1 Linguistische Ebene Morphologie 117
5.4.2 Differenzierung mehrsprachiger Kinder 121
5.5 Zusammenfassung, Diskussion und Desiderate 131
5.6 Hypothesen 141
6 Methode 143
6.1 Stichprobe 143
6.1.1 Kriterien für die Zusammenstellung der Stichprobe 144
6.1.2 Zusammensetzung der Stichprobe 146
6.2 Verfahren der Studie: Referenzstandard 148
6.3 Verfahren der Studie: Indexinstrument 150
6.3.1 Aufgaben des Dynamic Assessments 151
6.3.2 Hilfestellungshierarchie des Dynamic Assessments 154
6.3.3 Mediation im Dynamic Assessment 161
6.4 Datenerhebung 164
6.5 Datenauswertung 166
6.5.1 Maße des Referenzstandards 166
6.5.2 Maße des Dynamic Assessments 167
6.5.3 Exkurs: Item Response Theory 169
6.5.4 Datenauswertung im Hinblick auf die Hypothesen 172
7 Ergebnisse 175
7.1 Ergebnisse des Referenzstandards (deskriptiv) 175
7.1.1 Linguistische Sprachstandserhebung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (LiSe-DaZ) 177
7.1.2 Mottier Test 179
7.1.3 Anamnestische Daten 180
7.1.4 Coloured Progressive Matrices (Board Form) 181
7.1.5 Dropouts 182
7.2 Ergebnisse des Indexinstruments (deskriptiv) 182
7.3 Testanalyse mittels Item Response Theory und Klassischer Testtheorie 186
7.3.1 Bewertungsübereinstimmung: Interrater-Reliabilität (KTT) 186
7.3.2 Prüfung der Modellpassung (IRT) 186
7.3.3 Theta als Maß der latenten Variable (IRT) 187
7.3.4 Kategoriewahrscheinlichkeiten (IRT) 188
7.3.5 Item Discrimination (IRT) 191
7.3.6 Item Difficulty (IRT) 192
7.3.7 Interne Konsistenz (KTT) 194
7.4 Hypothese 1: Diagnostische Eignung des Dynamic Assessments 196
7.4.1 Gruppenunterschiede bei Kindern mit typischer und divergenter Sprachentwicklung 196
7.4.2 Einflüsse auf Theta 197
7.4.3 Item und Test Information Function 201
7.4.4 Maße der Klassifikationsfähigkeit an T1 202
7.5 Hypothese 2: Prognostische Validität des Dynamic Assessments 205
7.6 Hypothese 3: Situatives Lernen im Dynamic Assessment 206
7.6.1 Hilfestufen im Testverlauf 207
7.6.2 Schwierigkeit der Items im Testverlauf 208
8 Diskussion 209
8.1 Hypothese 1: Diagnostische Eignung des Dynamic Assessments 209
8.2 Hypothese 2: Prognostische Validität des Dynamic Assessments 215
8.3 Hypothese 3: Situatives Lernen im Dynamic Assessment 217
8.4 Diskussion des Dynamic Assessment Verfahrens der Studie 220
8.5 Reflexion der Limitationen der Studie 226
9 Diagnostik: Den Einzelnen erkennen! 229
References 239
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 3.1 Modell sprachlichen Lernens als „Relationaler Lernzeitraum" 29
Abbildung 3.2 Ausschnitt: Developmental contextual model of person-context interaction (Lerner, 1991, S. 30) 42
Abbildung 3.3 An ecobehavioral model of language development (Ford et al., 2020, S. 248) 43
Abbildung 3.4 Spracherwerbskreis der Mutter-Kind-Dyade im Kontext der Lebenslage (Bansner, 2017, S. 57) 44
Abbildung 3.5 The Multifaceted Nature of Language Learning and Teaching (Douglas Fir Group, 2016, S. 25) 45
Abbildung 3.6 Modell sprachlichen Lernens: Erschwerte Manifestierung relationaler sprachlicher Lernsituationen als Ursache für eine divergente Sprachentwicklung 59
Abbildung 5.1 Dynamic Assessment im „Test-Teach-Retest"-Format 85
Abbildung 5.2 Dynamic Assessment im Graduated Prompting-Format 86
Abbildung 5.3 Das Konzept der „Zone der nächsten Entwicklung" in Bezug zu Vygotskijs Gesamtverständnis kindlicher Entwicklung 92
Abbildung 5.4 2 Modalitäten des Stimuluskontakts in Lernsituationen (in Anlehnung an: Tzuriel, 2013, S. 60) 102
Abbildung 5.5 Distal and Proximal Determinants of Differential Cognitive Development (Feuerstein & Feuerstein, 1999, S. 153) 103
Abbildung 5.6 Unterteilung von Verfahren der Lerndiagnostik 133
Abbildung 6.1 Komponenten der Entwicklung des Dynamic Assessments der Studie 151
Abbildung 7.1 Häufigkeitsverteilung der benötigten Hilfestufen im DA (Kinder mit typischer Sprachentwicklung) 183
Abbildung 7.2 Häufigkeitsverteilung der benötigten Hilfestufen im DA (Kinder mit divergenter Sprachentwicklung) 184
Abbildung 7.3 Häufigkeitsverteilung des Modifiability Index-Score bei den teilnehmenden Kindern mit typischer Sprachentwicklung 185
Abbildung 7.4 Häufigkeitsverteilung des Modifiability Index-Score bei den teilnehmenden Kindern mit divergenter Sprachentwicklung 185
Abbildung 7.5 Box Plot Gruppenvergleich der T-Werte des Dynamic Assessments 188
Abbildung 7.6 Category Characteristic Curves der Items des Dynamic Assessments mit geordneten Kategorien 189
Abbildung 7.7 Category Characteristic Curves der Items des Dynamic Assessments mit ungeordneten Kategorien 190
Abbildung 7.8 Category Characteristic Curves der Hilfestufe 0 für alle Items 191
Abbildung 7.9 Category Characteristic Curves der Hilfestufe 1 für alle Items 192
Abbildung 7.10 Category Characteristic Curves der Hilfestufe 2 für alle Items 193
Abbildung 7.11 Category Characteristic Curves der Hilfestufe 3 für alle Items 194
Abbildung 7.12 Category Characteristic Curves der Hilfestufe 4 für die relevanten Items 195
Abbildung 7.13 Zusammenhang von Theta und Modifiability Index 199
Abbildung 7.14 Kausaler Zusammenhang von Theta und Modifiability Index mit dem Referenzstandard 200
Abbildung 7.15 Test Information Function für das Dynamic Assessment der Studie 202
Abbildung 7.16 Item Information Functions der Items des Dynamic Assessment 203
Abbildung 7.17 ROC-Analyse mit den verschiedenen Differenzierungsvariablen an T1 205
Abbildung 7.18 Box Plots der Häufigkeitsstatistik der Hilfen pro Item bei den teilnehmenden Kinder mit typischer und divergenter Sprachentwicklung 207
Abbildung 9.1 Verhältnis von Lernarten und linguistischen Ebenen 233
Abbildung 9.2 Relevante Bereiche der sprachtherapeutischen Diagnostik und zugeordnete Erhebungsinhalte 237
Tabellenverzeichnis
Tabelle 2.1 Einflüsse der Bezugsdisziplinen auf die Theorie und Praxis der sprachtherapeutischen Diagnostik 13
Tabelle 2.2 Verfahren zur Feststellung einer divergenten Sprachentwicklung bei mehrsprachigen Kindern in der sprachtherapeutischen Praxis in Deutschland 16
Tabelle 3.1 Angenommene Beispiele für N- und C-Induktionslernen in der menschlichen Entwicklung (Chater & Christiansen, 2010, S. 1139) 48
Tabelle 4.1 Learning Task-Studien mit mehrsprachigen Kindern 71
Tabelle 5.1 Unterschiede traditioneller und dynamischer Diagnostik (in Anlehung an: Gutiérrez-Clellen, 2000; Hasson & Joffe, 2007) 81
Tabelle 5.2 „Learning Strategies Checklist" (Peña, 2000, S. 97) 88
Tabelle 5.3 Die drei Hauptparameter der MLE (Feuerstein & Feuerstein, 1999, S. 17 ff.; eigene Beispiele) 105
Tabelle 5.4 Die neun optionalen Parameter der MLE (Feuerstein & Feuerstein, 1999, S. 28 ff.) 106
Tabelle 5.5 Dynamic Assessment-Studien für mündliche Sprachfähigkeiten ein- und mehrsprachiger Kinder im Kita- und Grundschulalter sortiert nach linguistischer Ebene (& Erzählfähigkeit) seit 1990 118
Tabelle 5.6 Hilfenhierarchie zur morphologischen Analyse (Larsen & Nippold, 2007, S. 204) 121
Tabelle 5.7 Überprüfte sprachliche Fähigkeiten in Dynamic Assessment-Studien mit mehrsprachigen Kindern (seit 2000) 122
Tabelle 6.1 Alter und Kontaktmonate der Kinder in der Stichprobe aufgeschlüsselt 147
Tabelle 6.2 Erstsprachen der Kinder in der Stichprobe 147
Tabelle 6.3 Sortierung der Zielverben im Dynamic Assessment nach Frequenz (Wortschatz-Portal der Universität Leipzig, 2005) 153
Tabelle 6.4 Hilfestellungshierarchie der Studie 156
Tabelle 6.5 Intervention strategies in dynamic assessment by axis of intervention (Haywood & Lidz, 2007, S. 12) 159
Tabelle 6.6 Hilfenhierarchie in Bain & Olswang (1995, S. 84) 160
Tabelle 6.7 Hilfestellungshierarchie von Hasson, Dodd & Botting (2012, S. 290) 161
Tabelle 6.8 Datenerhebung und verwendete Testinstrumente (T1 & T2) 164
Tabelle 6.9 Weitere Kriterien für das Vorliegen einer divergenten Sprachentwicklung 167
Tabelle 6.10 Zusammenfassung der Leistungsbewertung im DA-Prozedere 168
Tabelle 6.11 Beispielhafte Verhaltensweisen der Kinder an den Polen des Modifiability Index-Scores 169
Tabelle 7.1 Diagnose einer divergenten Sprachentwicklung von Referenzstandard (T1) und LiSe-DaZ (T1 & T2) im Vergleich 176
Tabelle 7.2 Überblick über das durchschnittliche Abschneiden der Kinder mit typischer und divergenter Sprachentwicklung in den Maßen des Referenzstandards an T1 177
Tabelle 7.3 Deskriptive Werte der Kinder mit typischer Sprachentwicklung in der LiSe-DaZ (T1) (n = 29) 177
Tabelle 7.4 Deskriptive Werte der Kinder mit typischer Sprachentwicklung in der LiSe-DaZ (T2) (n = 27) 178
Tabelle 7.5 Deskriptive Werte der Kinder mit divergenter Sprachentwicklung in der LiSe-DaZ (T1) (n = 13) 178
Tabelle 7.6 Deskriptive Werte der Kinder mit divergenter Sprachentwicklung in der LiSe-DaZ (T2) (n = 13) 178
Tabelle 7.7 Ergebnisse der Stichprobe im Mottier-Test (Prozentränge an T1) 179
Tabelle 7.8 Deskriptive Auswertung der anamnestischen Kriterien des Referenzstandards für die Kinder mit typischer Sprachentwicklung (n = 29) 180
Tabelle 7.9 Deskriptive Auswertung der anamnestischen Kriterien des Referenzstandards für die Kinder mit divergenter Sprachentwicklung (n = 13) 180
Tabelle 7.10 Ergebnisse der Stichprobe in der CPM (Prozentränge an T1) 181
Tabelle 7.11 Deskriptive Statistik des Summenscores des Dynamic Assessments nach Gruppe 182
Tabelle 7.12 Ergebnisse des Modellgeltungstests 187
Tabelle 7.13 Mittelwerte der T-Werte des Dynamic Assessments der teilnehmenden Kinder mit typischer und divergenter Sprachentwicklung 187
Tabelle 7.14 Verbale Bewertung der Diskrimination nach Baker (2001, S. 34) 195
Tabelle 7.15 Mittelwerte der Thetawerte des Dynamic Assessments der teilnehmenden Kinder mit typischer und divergenter Sprachentwicklung 197
Tabelle 7.16 Signifikanzen und Regressionskoeffizienten der Prädiktorvariablen der multiplen linearen Regression mit Theta als abhängige Variable 198
Tabelle 7.17 AIC und BIC für eine ein- und zweidimensionale Modelllösung der Daten 201
Tabelle 7.18 Kennwerte der Klassifikationsfähigkeit der DA Maße an T1 204
Tabelle 7.19 Ergebnisse der logistischen Regressionen mit dem Ergebnis der LiSe-DaZ an T2 als abhängige Variable 206
Tabelle 8.1 Charakterisierung der Kinder mit typischer und sprachtherapiebedürftiger divergenter Sprachentwicklung anhand der Outcomemaße des Dynamic Assessments 219
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021
H. EhlertDynamic AssessmentDiversität in Kommunikation und Sprache / Diversity in Communication and Languagehttps://doi.org/10.1007/978-3-658-34552-5_1
1. Diagnostik: Den Einzelnen erkennen?
Hanna Ehlert¹
(1)
Institut für Sonderpädagogik, Abteilung Sprach-Pädagogik und -Therapie, Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
Hanna Ehlert
Email: hanna.ehlert@ifs.uni-hannover.de
Die Diagnostik ist ein Handlungsfeld der Sprachtherapie und Kernelement des Therapie- bzw. Interventionsprozesses. Aus ihr speist sich, unter Hinzunahme weiterer Informationen, wie z. B. der Bedürfnisse der sich in therapeutischer Behandlung befindenden Menschen, die therapeutische Entscheidungsfindung (Beushausen, 2013, S. 40 f.; Pindzola, Plexico, & Haynes, 2016). Diagnostik soll dabei mehrere Funktionen erfüllen:
Beschreiben: z. B. Sprachliche Performanz auf den einzelnen linguistischen Ebenen
Erklären: z. B. Hypothesen zur Ätiologie der sprachlichen Auffälligkeiten
Vorhersagen: z. B. Hypothesen zum Verlauf und zur Dauer der Intervention
Planen: z. B. Therapieziele, Therapieinhalte, Therapiemethoden
Evaluieren: z. B. Lernzuwachs durch Therapie, Interventionsoutcome (Pindzola et al., 2016, S. 2 ff.)
Die ersten beiden Funktionen „Beschreiben und „Erklären
beziehen sich auf die Feststellung eines Zustandes, der Unterstützungsbedarf hervorruft. Neben anderen ist dies für die Sprachtherapie im Kindesalter das Vorliegen einer divergenten Sprachentwicklung. Die sprachtherapeutische Diagnostik steht dabei vor dem Dilemma die Kinder testen zu müssen: „[…] in the very input modality in which they are most handicapped (Hasson & Joffe, 2007, S. 11). Eine sprachtherapeutisch relevante divergente Sprachentwicklung kann sich primär in der sprachlichen Performanz äußern oder gemeinsam mit tiefergreifenden Entwicklungsbeeinträchtigungen auftreten (Lüdtke & Stitzinger, 2015). Die Ausführungen in dieser Arbeit beziehen sich ausschließlich auf die Gruppe der Kinder mit einer nach aktuell verbreitetem Gebrauch „Spezifischen Sprachentwicklungsstörung (SSES)
. Terminologisch wird in der Arbeit jedoch der Begriff „divergente Sprachentwicklung" verwendet, um aktuelle Forschungserkenntnisse zu begleitenden Beeinträchtigungen bei SSES aufzugreifen und gleichzeitig die in der Arbeit angenommene theoretische Basierung sprachlicher Lernprozesse (s. Kapitel 3) zu verdeutlichen (Bishop, Snowling, Thompson, & Greenhalgh, 2016, 2017; Kauschke & Vogt, 2019; Scharff Rethfeldt & Ebbels, 2019). Der Begriff „divergente Sprachentwicklung" umfasst sowohl die neutrale Feststellung heterogener Sprachentwicklungsverläufe in ihrer gesamten Varianz (Lüdtke, 2012a) als auch einen pädagogischen und/oder therapeutischen Handlungsbedarf hervorrufenden Verlauf¹.
Leitet sich aus einer divergenten Sprachentwicklung pädagogischer und/oder therapeutischer Handlungsbedarf ab, ist die sprachliche Performanz solcher Kinder mit verschiedenen Merkmalen assoziiert (u. a. Dyck, Piek, & Partick, 2011; H. J. Hsu, Tomblin, & Christiansen, 2014; Ullman & Pierpont, 2005). Diese sind sprachenabhängig (z. B. unterschiedlich bei morphologisch komplexen oder morphologisch einfachen Sprachen) und inhomogen in Bezug auf linguistische Ebene, expressiven und rezeptiven Modus (Kany & Schöler, 2014, S. 96). Eine divergente Entwicklung in anderen (verbalen und non-verbalen) Bereichen kann sie begleiten. Beispielhaft seien Sprechmotorik (Saletta, Goffman, Ward, & Oleson, 2018), Arbeitsgedächtnis (Gray et al., 2019), Aufmerksamkeit (Ebert & Kohnert, 2011), Exekutivfunktionen (Kapa & Erikson, 2019) oder motorische Fähigkeiten (Sanjeevan & Mainela-Arnold, 2019) genannt. Des Weiteren äußert sich eine solche divergente Sprachentwicklung im Verlauf oberflächlich auf verschiedenen linguistischen Ebenen. Bei jüngeren Kinder (> 3 Jahre) liegt der Schwerpunkt im Bereich Semantik/Lexikon, im Kindergartenalter auf den Ebenen Morphologie/Syntax und Phonetik/Phonologie (Kany & Schöler, 2014, S. 96). Auch gibt es Schnittmengen bzw. gehäuft gemeinsames Auftreten mit einem divergenten Schriftspracherwerb. Begründet wird dies entweder über die eben genannte Manifestationshypothese oder über unterschiedliche Kombinationen derselben zugrundeliegenden Prozesse (Bishop, 2014b, S. 389).
Die dritte Funktion von Diagnostik „Vorhersagen, stellt die Verbindung zwischen Diagnostik und Intervention her. Der Verlauf der divergenten Entwicklung und damit die nötigen Förder- und Therapiemaßnahmen sowie deren Dauer soll abgeschätzt werden. Die letzten beiden Funktionen „Planen
und „Evaluieren" beziehen sich direkt auf die Intervention selbst. Sie sollen die individuelle Auswahl von Inhalten und Methoden informieren, sowie den Erfolg der Maßnahme(n) durch wiederholte Diagnostik belegen. In ihren Funktionen umspannt und durchdringt Diagnostik also den gesamten Interventionsprozess. Gelungene Diagnostik insgesamt ist ein interdisziplinärer und zirkulärer Prozess (Knebel, 2012; Lüdtke & Bahr, 2009; Pindzola et al., 2016).
Der Blick in dieser Arbeit wird auf eine spezifische, zur Veranlassung von Sprachtherapie aber elementare, Methode in der Diagnostik gerichtet: Den Einsatz von Testverfahren. Zum einen wird die Operationalisierung von Sprachentwicklung in Testverfahren in den Fokus genommen und zum anderen, damit verbunden, die Durchführung der Testungen.
Inhaltlich orientieren sich sprachtherapeutische Testverfahren an den linguistischen Ebenen. Für Kinder im Kitaalter wird beispielhaft die Ebene Morphologie/Syntax häufig herangezogen, weil sich eine divergente Sprachentwicklung in dieser Altersspanne oft im Bereich Grammatik äußert und Auffälligkeiten hier als charakteristisch gelten (Thelen, 2014, S. 56). Diagnostisch betrachtet werden u. a das Erreichen verschiedener Meilensteine (z. B. die Produktion von 2-Wort-Äußerungen) oder die Beherrschung grammatischer Regeln (z. B. Subjekt-Verb-Kongruenz, Pluralbildung). Methodisch wird damit der Psychometrie entlehnt zur Erfassung der Sprachentwicklung die latente Variable „Sprachfähigkeit" definiert und in der Performanz bewertet: Äußerungen werden in produktiven Testungen über die Analyse freier oder gelenkter (Spontan)sprachproben (z. B. Grammatiktest für 4- bis 8-jährige Kinder (ESGRAF 4–8): Motsch & Rietz, 2019) sowie anhand von Bildkarten oder Bildergeschichten innerhalb standardisierter, normierter Tests (z. B. Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3–5): H. Grimm, 2015; Patholinguistische Diagnostik bei Sprachentwicklungsstörungen (PDSS): Kauschke & Siegmüller, 2009) evoziert. Rezeptive Testungen werden mit Hilfe von Bildkartenauswahl realisiert (z. B. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses (TROG-D): A. Fox-Boyer, 2016).
Sprachentwicklung in der Diagnostik mit Sprachfähigkeit gleichzusetzen entspricht aber einer Ungleichung. Diese tritt bei einigen zu diagnostizierenden Populationen besonders deutlich zu Tage, nämlich immer dann, wenn die sprachliche Leistungsfähigkeit aufgrund äußerer und/oder innerer Lernbedingungen nicht dem Entwicklungspotential entsprechen (kann). Beispielsweise trifft dies zu auf mehrsprachige Kinder, die Teilnehmenden dieser Arbeit, gebrauchspragmatisch definiert als solche, die „mehr als eine Sprache verwenden, unabhängig von ihrer jeweiligen Sprachkompetenz (u. a. Scharff Rethfeldt, 2013, S. 28). Sie bilden eine stetig wachsende Gruppe in sprachtherapeutischen Praxen und stellen deutsche Sprachtherapeutinnen und -therapeuten im Bereich Diagnostik (und Therapie) vor eine große Herausforderung. Auch international zeigt sich diagnostische Unsicherheit in Bezug auf mehrsprachige Kinder (Roseberry-McKibbin & O’Hanlon, 2005, S. 179 f.). Sie führt zu zwei Konsequenzen, die in der Literatur als „missed identity
und „mistaken identity" bezeichnet werden (Paradis, 2005, S. 173): Entweder werden falsch negative Diagnosen gestellt, und die mehrsprachigen Kindern mit divergenter Sprachentwicklung nicht der notwendigen Therapie zugeführt, oder falsch positive Diagnosen, die zu unnötigen Ausgaben im Gesundheitswesen durch unökonomische Mittelallokation (teurer Sprachtherapie statt kostengünstigerer Sprachförderung in den Kindertagesstätten) führen.
Ein divergenter Spracherwerb kann die Kommunikationsfähigkeit von Kindern beeinträchtigen, was weitreichende Auswirkungen auf ihr gesamtes soziales und akademisches Leben, sprich ihre Lebensqualität und Partizipation hat: Sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit in der Schule schlechter abzuschneiden, Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen, im