Eine Einführung in das European Train Control System (ETCS): Das einheitliche europäische Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystem
Von Lars Schnieder
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Über dieses E-Book
Dieses Buch behandelt die wichtigsten Aspekte des European Train Control System (ETCS) als Bestandteil des European Rail Traffic Management System (ERTMS). Lars Schnieder führt, ausgehend von den rechtlichen Grundlagen, in die technischen Grundprinzipien von ETCS ein. Der Autor stellt den Aufbau- und die Wirkungsweise der unterschiedlichen Ausrüstungsstufen dar und beschreibt die einzelnen Komponenten der Fahrzeug- und Streckeneinrichtung. Mit den von ETCS unterstützten Betriebsarten wird aufgezeigt, wie ETCS in den verschiedenen Ländern in den Bahnbetrieb integriert werden kann. Durch die Darstellung grundlegender technischer Zusammenhänge und Sicherungsfunktionen wird ein Verständnis für das zukünftige einheitliche Europäische Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystem geschaffen.
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Buchvorschau
Eine Einführung in das European Train Control System (ETCS) - Lars Schnieder
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
Lars SchniederEine Einführung in das European Train Control System (ETCS)essentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26885-5_1
1. Historie und Motivation für ETCS
Lars Schnieder¹
(1)
ESE Engineering und Software-Entwicklung GmbH, Braunschweig, Deutschland
Lars Schnieder
Email: lars.schnieder@ese.de
In den letzten mehr als hundert Jahren haben sich in Europa sehr stark national geprägte Eisenbahnsysteme herausgebildet. In der Vergangenheit erschwerten technische und betriebliche Hemmnisse einen grenzüberschreitenden Bahnverkehr oder machten diesen in der Praxis gar unmöglich. Bis heute nutzen die Eisenbahninfrastruktur- und Eisenbahnverkehrsunternehmen vorwiegend eigene, nationale Systeme mit entsprechenden Außensignalen für den konventionellen Bahnverkehr oder eine Führerstandssignalisierung für den Hochgeschwindigkeitsverkehr. Teilweise werden bei einem Bahnbetreiber auch mehrere unterschiedliche Sicherungssysteme eingesetzt. Aus diesem Grund existieren heute über 20 verschiedene Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystemen. Als Beispiele seien hier Deutschland (Indusi, LZB, ZUB für Neigetechnik), Frankreich (Crocodile, KVB, TVM) und die Schweiz (SIGNUM, ZUB 121) genannt. Dies hat die folgenden Nachteile:
Mehrfachausrüstung: Die Mehrfachausrüstung von Fahrzeugen mit einer Vielzahl von Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystemen führt zu erheblichen Mehrkosten für Investitionen und die in jedem Land zu durchlaufenden Zulassungsprozesse.
Fahrzeugwechsel an der Landesgrenze: Erforderliche Wechsel des Triebfahrzeugs an der Landesgrenze führen zu längeren Betriebshaltezeiten und verlängert entsprechend die Reisezeiten. Hierdurch sinkt die Attraktivität der Bahn im verkehrsträgerübergreifenden Wettbewerb.
Fehlende Wettbewerbsfähigkeit: Aus den beiden zuvor genannten Punkten resultierte, dass der Verkehrsträger Schiene im intermodalen Wettbewerb zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig war.
Die Kommission der Europäischen Union hat die bestehenden Probleme Mitte der 90’er Jahre des letzten Jahrhunderts erkannt und ein umfangreiches Maßnahmenpaket erlassen. Dieses Maßnahmenpaket zielt neben der Verwirklichung der vier Grundfreiheiten im europäischen Binnenmarkt (Freiheit des Kapital-, Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr) auf einen qualitätsgerechten, leistungsfähigen und wirtschaftlichen Eisenbahnverkehr. Dies war Auslöser für das europäische Gemeinschaftsprojekt European Rail Traffic Management System (ERTMS). Ziel dieses Vorhabens ist die Schaffung eines einheitlichen Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystems sowie der zugehörigen Signalgebung. Mit der Einführung des ERTMS sind die folgenden Erwartungen verbunden:
Schaffung eines freien Marktzugangs: Insbesondere für den öffentlichen Sektor ist die öffentliche Ausschreibung und die transparente diskriminierungsfreie Vergabe von Lieferungen und Leistungen eine grundlegende Anforderung. In der Vergangenheit war ein Wettbewerb unterschiedlicher Anbieter wegen proprietärer signaltechnischer Systemlösungen nicht möglich. Durch harmonisierte Normen (bspw. erstellt durch die europäische Normungsorganisation CENELEC, Comité Européen de Normalisation Électrotechnique) wird die Grundlage einer Zulassung technisch einheitlicher Systeme