Im Tal der Erdmänner 3: Das Abkommen. Naturgeister fordert man nicht heraus.
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Buchvorschau
Im Tal der Erdmänner 3 - Hannelore Deinert
Hannelore Deinert
Im Tal der Erdmänner 3
Das Abkommen. Naturgeister fordert man nicht heraus.
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VerlagslogoInhaltsverzeichnis
Titel
Im Tal der Erdmänner 3
Impressum neobooks
Im Tal der Erdmänner 3
5. Teil Naturgeister fordert man nicht heraus!
Es war September geworden. Wir, die Schüler der Klasse 5a, verließen wie jeden Freitagmittag die Gesamtschule von Gadernheim mit dem echt guten Gefühl, sie für zwei Tage vergessen zu dürfen.
Das folgende Wochenende allerdings sollte ich nie mehr vergessen.
Bevor Paul und ich uns von Egon trennten, berieten wir uns noch, wann wir mit dem Wiederaufbau unseres Verstecks, dem Adlerhorst, beginnen können, es sollte schöner und größer werden, versteht sich, oder ob es sinnvoller wäre, einen anderen Standort dafür zu suchen, denn ein Versteck, das entdeckt und ausgeplündert worden war, ergibt ja keinen Sinn mehr. Egon konnte dieses Wochenende nicht, er musste seine Oma besuchen, sie hatte Geburtstag, und Paul hatte Besuch aus Bayern, also verabredeten wir uns für nächste Woche. Egon schlenderte davon und wir liefen wie gewohnt zum Ortsende, wo Paul mit seiner Mutter in einem kleinen Häuschen wohnte.
Vor dem Vorgärtchen parkte heute ein Auto auf dem Bürgersteig, was sag‘ ich, eine Luxuskarosse. Sowas sah man nicht alle Tage in dieser bescheidenen Gegend.
„Ein grünmetallener Audi-Kombi, erklärte Paul großspurig, so als wäre es sein Wagen. „Er gehört Anton, einem Jugendfreund von Mama. Wir haben ihn zufällig im Urlaub getroffen und viele Ausflüge mit ihm und seiner Familie gemacht.
„Mit so etwas würde ich auch gern einmal herumkutschieren", meinte ich bewundernd und strich mit der Hand über den glänzenden Lack der Motorhaube.
„Wo soll‘s denn hingehen, meine Herren?"
Ein dunkelhaariger, lässiger Typ in Jeans und einem dunklen T-Shirt kam mit Frau Gruber aus der Haustür. „Warum bringst du Frederik nicht nach Hause, Anton", schlug sie vor und zwinkerte mir dabei verschwörerisch zu.
„Herzlich gern, meine Herren! Darf ich bitten!" Anton kam und öffnete einladend eine Hintertür seines Audis.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, Ruck, Zuck saßen wir auf den Rücksitzen und schnallten uns an.
„Anton hat zwei Kinder, erklärte Paul nebenbei, „einen Jungen, ungefähr so alt wie wir, und ein Mädchen.
Aton nahm auf dem Fahrersitz Platz, wir winkten Frau Gruber noch einmal zu, dann glitten wir sanft davon. Ich dachte etwas abfällig an Papas blauen VW Kombi, der nicht ohne Gurgeln und Stottern ansprang, aber Papa war der Meinung, er sei zuverlässig und böte für alles und jeden genug Platz.
Anton fuhr bis nach Ober-Ramstadt, dort wendete er, fuhr zurück, bog in den Kiesweg zu unserem Bauernhaus ein und hielt an.
Ich bedankte mich für die Superfahrt und stieg aus.
„Tschüss, Paul! Bis Montag!
„Tschüss, Fred. Bis dann!"
Anton wendete und ich schaute dem Audi nach, wie er mit leise knirschenden Reifen auf die Landstraße hinausfuhr und dann summend Richtung Gadernheim entschwand.
Als ich in den Flur unseres Bauernhauses kam und den Ranzen abstellte, hörte ich Stimmengewirr aus dem Wohnzimmer. Komisch, gewöhnlich führte Papa seine Geschäftsgespräche wegen des Computers in seinem Arbeitszimmer, ansonsten kannten wir kaum jemand in Gadernheim, wir waren ja erst im März hierher gezogen, wie ihr bestimmt noch wisst.
Im Wohnzimmer saßen auf einem der Sofas eine rundliche, nett aussehende, ältere Frau und zwei Jungs, die sich verblüffend ähnelten, beide hatten einen rotblonden Bürstenhaarschnitt und ein rundes Gesicht mit großen, blauen Augen, ich konnte mich nicht erinnern, sie je gesehen zu haben. Meine Eltern saßen ihnen gegenüber und meine Schwester Lina kniete auf dem Teppich und spielte mit unseren zwei großen Katzen, Miez und Maunz.
„Du glaubst nicht, Frederik, wer gekommen ist", begrüßte mich Mama. Stimmt, ich hatte wirklich keinen Schimmer.
„Du kannst dich bestimmt noch an Frau Fink erinnert, nicht wahr?, half mir Mama auf die Sprünge. „Sie und ihr Mann, Bauer Fink, waren früher die Besitzer unseres Bauernhauses. Und das sind ihre Söhne, Markus und Moritz, sie sind eineiige Zwillinge, wie man unschwer sehen kann.
Oh ja, Mann, wie hätte ich den Schrecken je vergessen können, den ich bekam, als ich das Skelett im Schuppen fand. Damals munkelte man, die Finks seien, nachdem sie ihre Landwirtschaft aufgegeben und aus Habgier einen ganzen Wald hatten abholzen lassen, ganz plötzlich mit dem erwirtschafteten Geld nach Amerika ausgewandert. Aber nicht Bauer Fink, denn sein Skelett habe ausgerechnet ich zehn Jahre später, kurz nachdem wir hier eingezogen waren, im Schuppen gefunden, so als hätte es die ganze Zeit auf mich gewartet. Die Polizei hatte angenommen, dass Frau Fink mit dem Tod ihres Mannes etwas zu tun haben musste oder sogar seine Mörderin sei und hat die Fahndung nach ihr eingeleitet. Aber man konnte sie nicht finden, bis heute nicht, und nun saß die gesuchte Mörderin auf unserem Sofa und plauderte mit meinen Eltern.
Während mir die Gedanken durch den Kopf schwirrten, hörte ich Papa sagen: „Frau Fink ist mit ihren Söhnen von Illinois, einem Land in Nordamerika, nach Gadernheim gekommen, um endlich die sterblichen Überreste ihres Mannes zur letzten Ruhe betten zu lassen."
„Aber man konnte sie doch nicht finden, murmelte ich. Merkten meine Eltern eigentlich nicht, wer da auf unserem Sofa saß?
„Nun, das war auch nicht gut möglich, Frederik, erklärte Papa total gelassen, „denn Frau Fink hat vor einem Jahr wieder geheiratet und heißt jetzt wie ihr jetziger Mann, nämlich Anderson. Nach einer Frau Anderson hat natürlich keiner gesucht.
Oh, Mann, das war natürlich die perfekte Tarnung.
„Und warum ist sie jetzt trotzdem da?", fragte ich und wunderte mich über meine total unbefangenen Eltern.
„Ja, das ist eigenartig, nicht wahr?", ergriff nun Frau Fink, alias Frau Anderson mit stark amerikanischem Akzent das Wort. „Das kommt daher, weil ich im Frühjahr einen anonymen Brief aus Gadernheim bekommen habe, er enthielt ohne ein einziges erklärendes Wort einen Zeitungsausschnitt, in dem groß und breit von einem Skelettfund in einem abgelegenen Bauernhaus im Modautal berichtet wurde. Zuerst dachte ich an einen schlechten Scherz, aber dann ging mir mein verschollener Mann nicht aus dem Sinn. Ich rief die Polizei in Gadernheim an und sie bestätigte mir, dass es sich bei dem Skelettfund