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Lasst den Jungen eine Chance: Warum die Jugend kämpfen muss
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Lasst den Jungen eine Chance: Warum die Jugend kämpfen muss
eBook363 Seiten4 Stunden

Lasst den Jungen eine Chance: Warum die Jugend kämpfen muss

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Über dieses E-Book

In Europa kündigen sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen an. Die politische Zukunft ist ungewiss. Die verschwenderische Lebensweise in den Industrie- und Schwellenländern, die Veränderung des Klimas, die wachsende Weltbevölkerung und der steigende Lebensstandard werden zu einer Bedrohung für das Überleben der ganzen Menschheit und ihres Lebensraums. Die Verhältnisse sind im Umbruch und warten auf Lösungen. Doch bisher geschieht fast nichts.

Das Buch bietet eine kurze Beschreibung der Gefahren. Es begründet aber auch die Hoffnung, dass wir den sich abzeichnenden Untergang doch noch vermeiden können, wenn wir den bisherigen Weg verlassen und uns neue Ziele setzen. Es werden Vorschläge gemacht, wie man diese Ziele erreichen kann. Die Jungen und jung Gebliebenen werden aufgerufen, das Steuer in die Hand zu nehmen und ihre Zukunft selbst zu gestalten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum22. Aug. 2014
ISBN9783737502894
Lasst den Jungen eine Chance: Warum die Jugend kämpfen muss

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    Buchvorschau

    Lasst den Jungen eine Chance - Peter Ratz

    Peter Ratz

    LASST DEN JUNGEN

    EINE CHANCE

    Warum die Jugend kämpfen muss

    LASST DEN JUNGEN EINE CHANCE — Warum die Jugend kämpfen muss

    Peter Ratz

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2014 Peter Ratz

    ISBN 978-3-7375-0289-4

    Gewidmet ist dieses Buch dem Andenken an

    meine geliebte Frau

    Heike,

    die durch ärztliche Unfähigkeit jäh aus dem Leben gerissen wurde,

    und an meinen Bruder

    Robert,

    der im Alter von 45 Jahren während seiner Arbeit für die Indios auf

    dem Hochland von Guatemala starb.

    Zu diesem Buch

    Das ungebremste Wachstum der Weltbevölkerung, der immer größer werdende Bedarf an Rohstoffen und die unaufhaltsame Zunahme an Abfall menschlicher Tätigkeit führen zu einer immer rascheren Zerstörung unseres Lebensraums. Das Weltklima verändert sich auf unheilvolle Weise. Tiere und Pflanzen verschwinden auf ewig in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit. Die belebte Welt gerät in Unordnung. Der Abstand zwischen Wohlhabenden und Satten zu den Ärmeren und Hungernden wird immer größer.

    Alles zusammen ergibt eine so große Bedrohung für das würdige Überleben der gesamten Menschheit, dass es selbst die Gefahren bei Weitem übertrifft, die die großen Seuchen und Hungersnöte darstellen. Wir befinden uns an einem Zeitenwandel, an einer Wegkreuzung der Entwicklung. Obwohl die Probleme und Gefahren bekannt sind, tut man nichts, um sie zu beherrschen. Die hier dargebotene kurze Bestandsaufnahme geht einher mit Vorschlägen, wie man in buchstäblich letzter Stunde den Weg zum Untergang doch noch verlassen kann.

    Denk ich an die Jugend in der Nacht,

    bin ich um den Schlaf gebracht.

    (nach Heinrich Heine)

    Zum Autor

    Jahrgang 1940. Besuch der evangelischen Volksschule in Bonn. Abitur am humanistischen Gymnasium Siegburg. Militärdienst. Studium der Medizin in Bonn und während eines Jahres in Córdoba, Argentinien. Promotion in der Gerichtsmedizin. Vier Jahre Krankenhaustätigkeit, dann Übernahme einer Landarztpraxis in Ehingen/Donau. Nach vier Jahren Rückkehr ans Krankenhaus, Anerkennung als Facharzt für Chirugie und in diesem Bereich tätig bis 1986, die letzten beiden Jahre am King Khaled Hospital in Tabuk, Saudi – Arabien. Anschließend medizinischer Gutachter für die Rentenversicherung bis zur Pensionierung 2005. Die letzten vier Jahre freigestellt vom Dienst und Tätigkeit für den hausärztlichen Notfalldienst in Celle.

    Seit früher Jugend interessiert an Politik und Gesellschaft. Besonderes Interesse an den Problemen der Benachteiligten und der „Dritten Welt" seit den Auslandsaufenthalten und infolge der beruflichen Tätigkeit des jüngeren Bruders Robert. Er war Ingenieur für tropische und subtropische Landwirtschaft und arbeitete bis zu seinem Tode in Süd- und Mittelamerika.

    Gott gebe mir

    die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und

    die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

    Vorwort

    Vor 40 Jahren warnte der Club of Rome vor den Folgen der sehr üppigen Lebensweise in den Industriestaaten, vor den Gefahren einer unaufhörlich wachsenden Weltbevölkerung, vor dem Schwinden der Rohstoffe und der Vermüllung der Welt. Er machte deutlich, dass menschliches Handeln zu Klimaveränderungen führt, die das Überleben von Pflanzen, Tieren und Menschen fraglich werden lassen. Was ist in der Zwischenzeit geschehen, um die Bedrohung der Menschheit abzuwenden? - Nichts! Man machte munter weiter wie bisher.

    Das Buch richtet den Blick auf den zerschundenen Körper von Menschheit und Erde. Er bemerkt die Wunden, Geschwüre und Eiterblasen. Diese Erscheinungen kurz zu beschreiben, Ideen zu ihrer Behandlung vorzustellen und die zum Wandel Fähigen zum Handeln aufzurufen, ist das erklärte Ziel. Es ist ein Buch, das sich an die Jugend richtet und an ihre Freunde.

    Die während eines doch recht langen Lebens gewonnenen Ansichten und Einsichten werden dargelegt, zur Diskussion darüber wird eingeladen und eine anschließende Entscheidung gefordert. Eines ist sicher: Die meisten Rezepte von gestern taugen wenig, um die Probleme von heute unds morgen zu lösen.

    Noch scheint in Deutschland alles ruhig und friedlich zu sein. Aber in den Ländern um diese Insel des Wohlstands herum zeigen sich die ersten Zeichen für aufkommenden Sturm. Weiter entfernt sind sie schon sehr deutlich.

    Die Alten, die Selbstsüchtigen und die Uneinsichtigen halten das Steuer fest in der Hand. Aber sie halten geradewegs auf den Abgrund zu. Die Hoffnung ruht auf den Jüngeren und den jung Gebliebenen. Sie müssen den Kurswechsel erzwingen, zu ihrem eigenen Wohl, dem der Nachfolgenden und der gesamten Schöpfung. Sie müssen rasch und kompromisslos handeln, denn es bleibt keine Zeit. Sie müssen sich über alle Grenzen hinweg zusammenschließen, denn nur gemeinsam können sie den Aufstand gegen den drohenden Untergang wagen und gewinnen.

    Monchique, am 31. Mai 2014

    Globalisierung, faires Einkommen und Hunger

    Über alle Staatsgrenzen hinweg überzieht ein Netz von Handelsbeziehungen und Produktionsstätten die Erde. Riesige Warenmengen jedweder Art sind ständig unterwegs. Dennoch zeigen sich Mängel bei der angemessenen Verteilung der Güter, so dass es immer noch Hunger und Elend auf der Welt gibt. Beides auszurotten ist ein alter Traum der Menschheit. Gewaltige Vermögen stehen bereit und können überall und jederzeit angelegt und wieder abgezogen werden. Die Wohlhabenden werden immer reicher und mächtiger. Was geschieht mit den anderen?

    HANDEL

    Die Güter dieser Erde sind ungleich auf ihr verteilt. Wüsten, Wälder, Steppen, heiße, gemäßigte und warme Zonen, Gebiete mit viel Regen und andere mit wenig davon, nichts ist gleichmäßig vorhanden. Fruchtbare und karge Böden, Süßwasser und Bodenschätze, an manchen Stellen gibt es viel davon, an anderen gar nichts. Die Menschen werden in diese Lebensräume hinein geboren und müssen ihr Leben darin einrichten. So kommt es, dass sie an manchem Überfluss haben, an anderem aber Mangel. Sie versuchen, einen Ausgleich herzustellen, indem sie Dinge, von denen sie genug haben, gegen das tauschen, was ihnen fehlt. Durch diesen Austausch verbessert sich das Leben für alle Beteiligten. Die ursprünglichen Unvollkommenheiten ließen sich in ihren Folgen durch den Handel abschwächen. Der Tausch, die Urform des Handels also, bildete eine notwendige Grundlage für ein besseres Leben.

    Über lange Zeit hinweg erfolgte der Handel so, dass die Gegenstände und Waren direkt gegen einander ausgetauscht wurden. Einer brachte ein Messer mit und tauschte es gegen Getreide, um ein Beispiel zu geben. Das ertauschte Stück konnte zur Bezahlung weiterer Waren eingesetzt werden. Das Messer also für Leder, um bei dem Beispiel zu bleiben. Auf diese Weise konnten Gegenstände von ihrem Herstellungsort aus große Entfernungen zurücklegen.

    Die Qualität des Handels änderte sich grundlegend, als man Seltenes als Maßstab dafür einführte, welchen Wert man einer Sache gab. Seltene, wertvolle Metalle, Muscheln, Steine, Perlen und vieles andere wurden zu „Währungen". Dieser Wertmaßstab wurde per Übereinkunft festgelegt oder entwickelte sich allmählich. Mit dem festen Maßstab dieser „Geldformen" ließ sich der Wert verschiedener Dinge im Verhältnis zu einander viel besser vergleichen als früher. Durch die Einführung des Geldes vollzog sich eine gewisse Abstraktion der Wertbeurteilung. Man schuf Wertentsprechungen. Die neuen Geldformen hatten den großen Vorteil, dass man sie leicht transportieren konnte. Außerdem beanspruchten sie nur wenig Platz. Der Handel wurde dadurch sehr viel leichter gemacht und ausgeweitet. Die Währungen galten oft nur in einem kleinen Gebiet. Deshalb brauchte man Umschlags- und Sammelplätze für das Geld. Banken entstanden. Sie machten ihren Verdienst damit, dass sie für ihre Dienste Gebühren erhoben. Auch beteiligten sie sich direkt am Handel. Das damals erfundene Prinzip ist auch heute noch die Grundlage allen Handels. Der Geldhandel hat den Tauschhandel allerdings bis heute nicht völlig abgelöst.

    Die Erfindung des Geldes hat es leicht gemacht, große Mengen an Wert zu erwerben und anzuhäufen. Der Handel bot die besten Möglichkeiten, rasch reich zu werden. Er hatte natürlich auch seine Risiken. Unvorhersehbare Unbilden des Wetters setzten der Schiffahrt zu, Piraten ebenfalls. Auch auf dem Lande war man vor Überfällen nicht sicher, ebenso wenig vor betrügerischen Geschäftspartnern. Flüsse, Überschwemmungen, Brände und sonstige höhere Gewalt führten immer wieder zum Verlust der Waren. Dem gegenüber stand die Aussicht auf den Gewinn. Denn die Ware weiterzureichen, oft über lange und gefährliche Transportwege, war immer verbunden mit einem Aufschlag auf den Preis, zu dem man selbst etwas erwarb.

    Der Verkaufspreis war und ist außerdem, vielleicht auch überwiegend, abhängig davon, welche Erwartungen der mögliche Käufer mit dem angebotenen Produkt verbindet. Der in der Vorstellung angenommene Wert bestimmt den Preis, der für ein Produkt erzielt werden kann. Dabei können geradezu phantastische Missverhältnisse zwischen wirklichem und eingebildetem Wert auftreten. Es sei an das Tauschgeschäft erinnert, bei dem Indianer wertvolle Pelze gegen nahezu wertlose Glaskugeln eintauschten, ein Produkt, das gefiel und das sie nicht kannten. Ist das heute anders? Es sei an das Wort eines der ganz Großen aus der kosmetischen Industrie wiedergegeben. War es Yves Laurent? Er sagte: „Wie verkaufen nicht das Produkt, wir verkaufen die Illusion."

    Immer schon hat der Mensch sich in Gruppen organisiert. So lange er sein Leben durch Sammeln und Jagen fristete, konnte er wegen der Nahrungsmittelversorgung nur kleinere Trupps bilden. Aber mit Beginn des Ackerbaus entstanden die Voraussetzungen, die größere Menschenansammlungen entstehen ließen. Der Anbau von Feldfrüchten und die Haltung von Nutzvieh schufen eine verlässliche Lebensgrundlage. Man musste nicht mehr umherziehen. Bei den Wanderungen konnte man immer nur das wirklich Notwendige an Gerätschaften bei sich führen. Die sesshafte Lebensweise aber machte es möglich, mehr zu haben als man transportieren konnte. Waren bisher nur Zeichen- und Schnitzarbeiten als Ergebnis kulturellen Ausdrucks möglich, entwickelte der Sesshafte im Laufe der Zeit die vielfältigsten Formen kulturellen Schaffens und Lebens. Man brauchte mehr und verschiedenartigere Waren als früher, ein Anreiz für Produktion und Handel. Die einzelnen Siedlungsräume waren oft weit von einander entfernt, misst man die dazwischen liegenden Strecken in Tagesmärschen. Die Transportmittel waren langsam, der Transport selbst beschwerlich. Deshalb lebten die Menschen trotz der Handelsbeziehung abgeschieden von einander mit der Folge, dass sie ihre jeweils eigenen Kulturen entwickeln konnten. Die Gleichartigkeit innerhalb des eigenen Kulturraums und die Feststellung, dass man sich selbst von anderen abhob, rief ein Zusammengehörigkeitsgefühl hervor, das die Menschen zu einer Schicksalsgemeinschaft formte. Die Völker schlossen sich zu Staaten unterschiedlicher Form zusammen. Sie pflegten ihre kulturelle, politische und wirtschaftliche Eigenständigkeit.

    Dienen die beschriebenen Entwicklungen einer Abgrenzung gegen andere, so ist der Handel darauf ausgerichtet, Grenzen zu überschreiten auf der Suche nach Waren und Kunden. Die Grenzen eigenen Handelns werden immer weiter hinaus geschoben, bis sich die wirtschaftlichen Beziehungen über den ganzen Erdball spannen. Auf dieser Suche nach neuen Waren und Kunden führt der Weg immer weiter hinein in den Lebensraum anderer Völker. Der Ausdehnungsdrang ist ein Teil des Wesens von jeder Art des Handels. Er führte schon im Altertum zu Handelswegen, die kaum vorstellbare Ausdehnungen erreichten. Waren gelangten von Europa bis nach China. Heute errreichen sie die entlegensten Winkel der Erde. Kein Volk bleibt davon ausgenommen. Die Verkehrswege, über die Handelsware transportiert wird, sind so dicht wie noch niemals zuvor. Die Transportmittel können jeden Punkt der Erde erreichen. Die heutigen niedrigen Transportkosten führen denn auch dazu, dass wir in den industrialisierten Ländern Waren aus allen Teilen der Welt zu unserer Verfügung haben. Ein Einkauf alltäglicher Lebensmittel in einem Supermarkt ergab ein erstaunliches Ergebnis. Die Transportwege für die Lebensmittel summierten sich zu einer Gesamtstrecke von 20.000 Kilometern! Man hatte Kiwis aus Neuseeland, Fleisch aus Argentinien, Fisch aus Vietnam und Äpfel aus Südafrika mit im Korb.

    Die niedrigen Transportkosten führen nicht nur zu einer gewaltigen Fülle des Angebots. Sie haben es auch den Produzenten möglich gemacht, dort ihre Waren herstellen zu lassen, wo sie am wenigsten dafür bezahlen müssen. So wird ihr Gewinn am größten. Die weltweite Vernetzung von Rohstoffgewinnung, Produktion und Handelsbeziehungen heißt Globalisierung.

    Soweit Handel und Geldgeschäfte innerhalb nationaler Grenzen abgewickelt werden, bleibt alles für die entsprechenden Behörden und Regierungen kontrollier- und steuerbar. Große Firmen und große Geldanleger, die an vielen Stellen der Erde tätig sind, lassen sich von nationalen Einrichtungen nicht in die Karten schauen. Diese weltweiten Spieler (nichts anderes heißt „ Global Players) nutzen die Unterschiede der Gesetze in den verschiedenen Ländern zu ihrem Vorteil. Sie kennen auch die Rivalitäten der einzelnen Regierungen, heizen sie an und nutzen sie aus. Teile und herrsche, der Spruch der alten Römer hat nichts von seiner Geltung verloren. Die Anstrengung einsichtiger Europäer, das Handeln der Großen in Produktion und Finanzen gültigen Gesetzen zu unterwerfen, hat bisher wenig Früchte gebracht. Viele der Parlamentsmitglieder sind kurzsichtig und/oder den Finanzstarken verpflichtet.

    LOBBYISMUS

    Eine nicht enden wollende Debatte beschäftigt sich mit den Beziehungen von „Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung zur Welt der Wirtschaft und Finanzen. Weite Teile der Bevölkerung sind davon überzeugt, dass sehr viele Politiker der Versuchung nicht widerstehen können, auf einträgliche Angebote einzugehen und dafür ihren Einfluss in der von außen gewünschten Weise einzusetzen. Die Kontakte von der Wirtschaft zur Politik werden über Lobbyisten hergestellt. Das sind Frauen und Männer, die im Auftrage der Wirtschaft und der Interessenverbände versuchen, Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung dazu zu bewegen, die Interessen ihrer Auftraggeber zu unterstützen. Die bei diesen Bemühungen eingeschlagenen Wege sind zahlreich. Wie intensiv die Bearbeitung ist, kann man daran ermessen, dass alleine in Brüssel etwa 15000 (fünfzehntausend) Interessenvertreter tätig sind. Auf deren Rolle wird in dem Kapitel „Demokratie und Politik näher eingegangen. Aber soviel sei hier schon angemerkt: der Einfluss großer Wirtschaftsverbände auf politische Entscheidungen ist gewaltig. Gesetze werden oft von Unternehmen gestaltet, Beschlüsse von ihnen bestimmt. Das macht es für aufrichtige Politiker und Verwaltungsbeamte so schwer, für die Kleinen und Mittleren einzutreten und für Ausgewogenheit zu sorgen, sowie die ausufernden Forderungen der Grossen einzudämmen.

    INVESTITIONSSCHUTZABKOMMEN

    In der Sendung der Fernsehdokumentationsreihe MONITOR 2013/0606 wird offen gelegt, auf welch undurchsichtige Weise Ansprüche ausländischer Investoren, die sie gegen die Bundesrepublik Deutschland erheben, geregelt werden. Die Ansprüche werden nicht, wie sonst verpflichtend, von regulären Gerichten beurteilt und entschieden. Ein Parallelrecht wurde eingerichtet, nach dem Zahlungen in Milliardenhöhe auf eine Art und Weise geregelt werden, die weniger an Rechtspflege als an Schiebereien denken lassen. Es macht nachdenklich, dass die Politiker alles so geschehen lassen. Auch unsere höchsten Gerichte nehmen an so weit außerhalb normaler Rechtspflege liegenden Verfahren keinen Anstoß. Es stört sie auch nicht, dass in der EU wie in Deutschland Gesetze gelten, die eine ungeheuere Benachteiligung inländischer Unternehmen gegenüber ausländischen Investoren darstellen.

    Worum geht es? Ein in Deutschland investierendes ausländisches Unternehmen erhält einen Sonderschutz für seine Investitionen. Wenn ein Parlament Entscheidungen trifft, die auf demokratische und rechtlich einwandfreie Verfahren zurückgehen, aber die Interessen der Unternehmen eventuell nachteilig betreffen, lassen sich diese Entscheidungen juristisch anfechten. Deutsche Unternehmen werden auf den normalen Rechtsweg verwiesen. Ausländische Unternehmen aber können das Verfahren abkürzen und geheim machen. Ihr Verfahren läuft vor einem Schiedsgericht, das aus drei Personen besteht. Dazu kann jede Partei einen Schiedsrichter benennen. Ein Widerspruch gegen das in diesem kleinen Kreis getroffene Urteil ist nicht möglich. Bei diesen Milliardenverfahren zur Entschädigungszahlung zeigt sich, dass der Kreis der Schiedsrichter sehr klein ist. „Nur 15 Schiedsrichter weltweit entscheiden 55 Prozent aller Verfahren. Und sie wechseln dabei noch ständig die Seiten. In einem Fall vertritt ein Anwalt noch den beklagten Staat, im nächsten ist er Schiedsrichter, im dritten Verfahren vertritt er das klagende Unternehmen. Zumeist siegen die Firmen. Die jüngste UN-Statistik zeigt, im Jahr 2012 wurden 70 Prozent aller Fälle für die Unternehmen entschieden." – So weit der erwähnte Monitor – Beitrag.

    Hier findet ein nicht-öffentliches, geheimes Verfahren statt, in dem über Milliarden Euro Steuergelder entschieden wird. Gegen das Urteil gibt es keinen Widerspruch. Solche Zustände kann man auf vielerlei Weise bezeichnen, doch mit Sicherheit nicht als demokratisch und rechtlich einwandfrei. Durch dieses Gesetz macht die Regierung sich erpressbar. Für die ausländischen Unternehmen ist es eine Art Aufforderung zur Selbstbedienung. Das Investitionsschutzabkommen riecht nach Korruption. Es gehört in der bestehenden Form umgehend abgeschafft. Ausländische Unternehmen müssen den inländischen gleich gestellt werden.

    Ausserdem kann es nicht angehen, dass erwartete Gewinne, deren Höhe die klagenden Unternehmen ausrechnen, die Grundlage für Schadenersatzforderungen sein dürfen. Schadenersatz kann doch, wie schon das Wort sagt, nur einen Schaden ausgleichen, der auch eingetreten ist. Was nachgewiesen werden muss. Es gibt durchaus Politiker, die dieses Parallelrecht abschaffen wollen. Aber Deutschland legt sich bei einem solchen Versuch quer, heisst es. Für die Unternehmen ist das eine grandiose Möglichkeit, ihre Interessen mit geringem Aufwand durchzusetzen. Man fürchtet, dass US-amerikanische Unternehmen auf diese Weise erzwingen wollen, dass Fracking trotz gegenteiliger Vorstellungen der Menschen und parlamentarischer Beschlüsse in Deutschland möglich gemacht werden kann.

    Man dürfte kaum schief liegen in der Annahme, dass diese kleine Gruppe von Menschen, die im Geheimen Abmachungen trifft, befangen ist. Sie haben von Anfang an ein ganz bestimmtes Ergebnis als Ziel ihrer „Schiedstätigkeit" im Auge.

    Die Frage ist dabei: „Warum sind die Vertreter Deutschlands Fürsprecher dieser undemokratischen, oft extrem teuren Regelung?" Es ist allen klar, dass der Steuerzahler, also wir alle, die Milliarden Euro aufbringen muss, die über das Investitionsschutzabkommen verzockt werden. Es gibt so viel Sinnvolleres, was man mit dem Geld machen kann und sollte. Auf keinen Fall aber sollte man es den unersättlichen Großunternehmen in den Rachen werfen.

    Bei den Investitionsschutzabkommen vermissst man hinsichtlich der geforderten Höhe von Entschädigungszahlungen die Gegenrechnung. Es muss auch die Investition geschützt werden, die der Staat im Hinblick auf Standort und Betrieb der Investoren macht: Land, Infrastrukturen, Steuerverzicht, Arbeitskräfte und so fort. Weil das ebenfalls schützenswerte Investitionen sind, müsste der ausländische Investor Auflagen erfüllen, wenn er Kapital abziehen oder den Betrieb verlagern will. Aus dem bisherigen Ungleichgewicht muss ein „Deal auf Augenhöhe werden. Die Gewichtung der jeweiligen Ansprüche muss in Zukunft ein unabhängiges Gericht vornehmen. Bei der ganzen Problematik fragt man sich: „Wurden diese Bestimmungen schlecht ausgehandelt oder sind sie das Ergebnis von Gegenleistungen in Form von Parteispenden, Vorstandsposten, Zahlungen oder ähnlichem? - Wenn die Verhandlungen von Fachleuten geführt wurden, ist die erste Annahme unwahrscheinlich.

    STAATSHILFE FÜR GROSSUNTERNEHMEN

    Wie es mit der Hilfe des Staates für Großunternehmen aussieht, wurde uns am Beispiel der Euro-, besser Banken – Krise deutlich vorgeführt. Gier, verantwortungslose Spielsucht und Überheblichkeit der Bänker waren die eigentlichen Ursachen für die Bankenkrise, die 2008 begann und unter der wir noch heute leiden.

    Bei einer „freien Marktwirtschaft seien staatliche Eingriffe jedweder Art unzulässig. Die Doktrin lautet: „Der Markt regelt alles von alleine, und zwar optimal. Die Bankenrettung zeigt, dass die Akteure dem freien Spiel der Marktkräfte die angedichteten Eigenschaften nicht zutrauen. Warum sonst haben sie danach gerufen, der Staat möge sie aus den selbst gemachten Schwierigkeiten befreien? Unter liberaler Marktwirtschaft versteht man heute rücksichtsloses und zügelloses Marktgeschehen. Eine freie Marktwirtschaft aber hat ihre Grenzen, wie jede Freiheit Grenzen hat. Diese festzulegen und auf deren Einhaltung zu achten, ist Aufgabe der Politiker. Dabei haben sie versagt. Vielleicht auch deshalb, weil sie von den Dingen, über die sie entscheiden sollen, nicht viel wissen. Wir brauchen Politiker, die Fachkenntnisse haben. Und nur auf dem Gebiet ihrer besonderen Fähigkeiten sollen sie hochrangig eingesetzt werden. Sonst sind sie in Verhandlungen mit Spezialisten auf der anderen Seite zum Nachteil ihrer Völker immer unterlegen.

    STEUERVERMEIDUNG

    Die Großunternehmen versuchen, sich der Steuerpflicht zu entziehen. Sie beanspruchen zwar Hilfen von Seiten staatlicher Stellen, wollen aber ihre Gegenleistung in Form von Steuerzahlungen nicht erbringen. Es gibt eine eigene Sparte der Finanzdienstleister, die nur damit beschäftigt ist, für die Firmen Schlupflöcher zur Steuervermeidung zu finden. Sie sind darin sehr erfolgreich. Man schätzt, dass der EU durch solche Maßnahmen jährlich eintausend Milliarden Steuern entgehen. Damit ließen sich alle Probleme beseitigen, soweit sie mit Geld gelöst werden können. Allein der Deutschland durch Steuervermeidung entstehende Verlust wird auf mindestens 60 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Manche Finanzfachleute glauben, dass die Summe bis zum Doppelten betragen könnte. In Griechenland, so schätzt man, beträgt die hinterzogene Steuer rund 40 Milliarden, was einem Anteil von 15 Prozent des Bruttoinlandprodukts entspricht.

    Einige Großunternehmen und Superreiche machen den großen Gewinn. Die Normalbürger zahlen die Zeche. Die Politiker sind immer wieder angetreten mit dem Versprechen, sich zum Wohle des Volkes einzusetzen. Allzu oft aber hat man den Eindruck, dass es ihnen hauptsächlich um das eigene Wohl geht. Diese Sorte Politiker braucht niemand. Die gewählten Volksvertreter sollen sich wieder für ein langfristiges Wohlergehen des Volkes einsetzen, dem sie ihre Stellung verdanken. Die Überzeugung „Hauptsache ich!" macht sie für dieses Amt ungeeignet.

    Um es noch einmal klar zu sagen: Gewinne und Verluste müssen dort berechnet und bezahlt werden, wo sie entstehen, nirgendwo anders. Und solange Europa kein einheitlicher Staat ist, muss das auch in gleicher Weise für die einzelnen europäischen Länder gelten, und zwar für alle.

    Spekulationsgewinne werden belohnt, die Bürger mit ihren Nöten allein gelassen. Bei den Armen wird gespart, bei den Wohlhabenden wird die Steuerbelastung gesenkt. Nur in den USA und in Japan gibt es mehr Millionäre als in Deutschland.

    GEWINNMAXIMIERUNG

    Die ungezügelte Gewinnmaximierung schadet den Ländern, unserem Lebensraum, den arbeitenden Menschen und den Sparern. Sie führt zu den schon erwähnten Steuerverlusten für den Staat, die Gemeinschaft also. Will man bei der Produktion möglichst hohe Gewinne erzielen, muss man alles vermeiden, was Kosten verursacht. Auflagen zum Umweltschutz verringern den Profit. Also versucht man, die Auflagen zu umgehen. Abfälle und verseuchtes Abwasser illegal zu entsorgen ist billiger als über die vorgeschriebenen Wege. Rohstoffe werden illegal oder auf sehr fragwürdige Weise beschafft. Den arbeitenden Menschen werden die geringst möglichen Löhne gezahlt. Deshalb beschäftigt man gerne solche Menschen, die sich gegen die Praktiken der Arbeitgeber nicht wehren können. Wehrlos sind Illegale, Langzeitarbeitssuchende und Ausländer. Wehrlos sind auch alle, die Arbeit dort suchen müssen, wo sich viele Menschen in derselben Lage befinden.

    Was machen die Konzerne mit dem vielen Geld, das sie verdienen? Sie benutzen es, um noch mehr Geld zu bekommen, - sonst nichts. Ihnen genügt das Anhäufen von Kapital und Marktanteilen als Selbstzweck. Das ist ein letztlich sinnfreies, für viele Menschen aber schädliches Verhalten.

    Nicht nur im Ausland werden diese Menschen des öfteren um ihren kargen Lohn betrogen. Auch in Deutschland ist es in zunehmendem Maße so, dass Arbeitnehmer um den Lohn ihrer Mühen gebracht werden. Es sei nur an die Fälle erinnert, bei denen ganze Belegschaften von Firmen auf Teile ihres Lohns und auf Urlaub verzichtet haben, um die finanzielle Lage ihres Unternehmens zu bessern und ihre eigenen Arbeitsplätze zu sichern. Die Einsparungen wurden gerne angenommen, die Gegenleistung blieb aus. Die Verantwortlichen werden in aller Regel nicht belangt. Aus den Führungsetagen hört man dann immer wieder, das sei eben der Preis der Freiheit, keine Freiheit sei ohne Risiko. Diese Freiheit zum Missbrauch haben die Menschen nicht gemeint und nicht gewollt. Freiheit schließt die Achtung der Mitmenschen mit ein. Gegebene Versprechen sind bindend, auch wenn sie nicht in Schriftform vorliegen. Das Vertrauen in gegebene Zusicherungen ist die Grundlage einer jeden Geschäftsbeziehung, auch eines Arbeitsverhältnisses. Irreparable Schädigung des Vertrauens ist ein häufig angegebener Grund für die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber. Daran kann man den Wert des Vertrauens ermessen, wie ihn die Gerichte einstufen. Vertrauen ist auch eine der Grundlagen für ein demokratisches Staatsgebilde. Sein Missbrauch ist ein Verstoß, der nicht ungeahndet bleiben darf. Er ist eine Art Betrug und wie ein solcher zu behandeln.

    GLOBALISIERUNG

    Globalisierung – ein Wort, das in uns die unterschiedlichsten Gedanken wachruft. Es ist eigentlich nicht mehr als die Aussage, dass sich die verschiedensten Prozesse nicht mehr an nationale Grenzen halten, ja nicht einmal an die Grenzen der Kontinente. Sie breiten sich weltweit aus und beeinflussen unser Verhalten und unsere Lebensumstände. Sie haben Rückwirkungen auf unseren gesamten Lebensraum, die belebte und unbelebte Natur. In irgendeiner Weise wird auch das letzte Dorf davon erreicht, der letzte Winkel auf der Erde von ihr berührt. Sie hat zu dem niemals zuvor erreichten hohen Lebensstandard geführt, den wir in den industrialisierten Ländern heute beinahe als selbstverständlich ansehen.

    Die Grundlage des Wohlstands im abendländischen Kulturkreis beruht auf einigen wenigen Pfeilern. Wir verdanken den Wohlstand den importierten Rohstoffen, unseren technisch –naturwissenschaftlichen Kenntnissen, einer fleißigen und disziplinierten Bevölkerung sowie aufnahmebereiten Märkten. Der Mechanismus, nach dem alles abläuft, ist in seinen Grundzügen

    schnell erläutert. Für die umfangreiche Produktion genügen die eigenen Rohstoffe nicht. Sie werden aus anderen, häufig fernen Ländern herbei geschafft, wo sie billig abgebaut und billig erworben werden. Dann transportiert man sie an die Produktionsstätten der Industrieländer, wo sie weiter verarbeitet werden. Und von dort verkauft man sie als Industrieprodukte teuer an andere Industrieländer oder an die Rohstoffexporteure.

    Dieses System ist in der Vergangenheit auch immer wieder mit Gewalt durchgesetzt worden. Dank ihrer technischen und dadurch auch militärischen Überlegenheit haben die Industrieländer in der Vergangenheit damit immer Erfolg gehabt. Noch vor 100 Jahren waren die Rohstoffländer Kolonien, die von den Großmächten beherrscht und ausgebeutet wurden.

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