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BAUSÜDEN: Architektur und Denkmalpflege in Bayern Texte aus zwei Jahrzehnten
BAUSÜDEN: Architektur und Denkmalpflege in Bayern Texte aus zwei Jahrzehnten
BAUSÜDEN: Architektur und Denkmalpflege in Bayern Texte aus zwei Jahrzehnten
eBook307 Seiten2 Stunden

BAUSÜDEN: Architektur und Denkmalpflege in Bayern Texte aus zwei Jahrzehnten

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Über dieses E-Book

Die hier versammelten Architekturkritiken und Texte erschienen zwischen 1995 und 2013 in Fachzeitschriften und überregionalen deutschen und internationalen Tageszeitungen und Wochenzeitungen. Die ursprünglichen Texte wurden für diese Veröffentlichung nur geringfügig bearbeitet, dabei aber bewusst nicht aktualisiert. Die Architekturkritiken behandeln u.a. Projekte dieser Büros: Behnisch & Partner [Stuttgart], Stephan Braunfels Architekten [München], Architekturbüro Bruno Bruckner [Würzburg], Brückner & Brückner Architekten [Tirschenreuth, Würzburg], Diezinger & Kramer [Eichstätt], Günter Domenig [Graz], Karl Frey [Eichstätt], Herle & Herrle [Neuburg an der Donau], Herzog & de Meuron [Basel], Holzinger Eberl Architekten [Ansbach], HPP Hentrich-Petschnigg & Partner [Düsseldorf], Karl + Probst [München], Lederer, Ragnarsdóttir, Oei [Stuttgart], mayarchitekten [Würzburg], Meck Architekten [München], Karljosef Schattner [Eichstätt], Staab Architekten [Berlin].
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. März 2018
ISBN9783742745941
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    Buchvorschau

    BAUSÜDEN - RUDOLF MARIA BERGMANN

    RUDOLF MARIA BERGMANN

    BAUSÜDEN

    Architektur und Denkmalpflege in Bayern

    Texte aus zwei Jahrzehnten

    2018

    IMPRESSUM

    Bausüden

    Architektur und Denkmalpflege in Bayern. Texte aus zwei Jahrzehnten

    Von Rudolf Maria Bergmann

    Originalausgabe

    1. Auflage

    ISBN: 978-3-7427-4594-1

    © 2018 by Rudolf Maria Bergmann

    Die versammelten Texte erschienen zwischen 1995 und 2013 in Fachzeitschriften und überregionalen deutschen Tageszeitungen.

    Der Autor:

    Journalist und Publizist, schreibt über Architektur, Kunst und Reisen. Zahlreiche Veröffentlichung, u.a. in: AIT, Baumeister, Bauwelt, Bayerische Staatszeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Goethe-Institut Inter Nationes, Häuser, kompass. Soldat in Kirche und Welt, Neue Zürcher Zeitung, Rheinischer Merkur, Der Tagesspiegel, Telepolis, Der Standard, Süddeutsche Zeitung, Zeitschrift für Gottesdienst und Predigt. Verfasser von Baudokumentationen und Baumonografien, Kunstführern, kunstwissenschaftlichen Publikationen. Beiträge in Anthologien und Jahrbüchern, Sachbuchautor.

    Umschlaggestaltung, Illustration: Rudolf Maria Bergmann

    Bildnachweis/copyright: Geroldshausen: Architekturbüro Bruckner, Würzburg. München, Allianz-Arena, BuGa: Nagy / Presseamt München. München-Riem, Friedhof: Robert Dreher, Städtische Friedhöfe München. Alle übrigen Fotos: Rudolf Maria Bergmann.

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

    INHALT

    BAD WINDSHEIM

    Privates Glück in Serie

    Ein Fertighaus der Nachkriegszeit im Fränkischen Freilandmuseum

    BIRKENFELD – NEUSTADT/AISCH

    Geschichte und Denkmal pflegen

    Zur Instandsetzung der ehemaligen Klosterkirche Birkenfeld

    COBURG

    Transparente Veste

    Neues Verwaltungsgebäude der HUK-Coburg

    Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner, Düsseldorf

    EICHSTÄTT

    Im Kleinen groß

    Zu einem neuen Atelierhaus in einer alten Stadt

    Architekten: Diezinger & Kramer, Eichstätt

    EICHSTÄTT

    Eichstätt baut aus Tradition modern

    BDA-Preis Bayern 1997 für Diözesanbaumeister Karl Frey

    EICHSTÄTT

    Gratwanderungen. Bauen im historischen Bestand einer barocken Residenzstadt

    Zum 80. Geburtstag des Architekten Karljosef Schattner

    EICHSTÄTT

    Umhegte Weite. Schneeräume

    Ein einzigartiger Ort in diesen Wintertagen: der Eichstätter Residenzplatz

    FRÄNKISCHE LANDSYNAGOGEN

    Erinnerung, Geschichte, Gegenwart

    Schicksale von Synagogen in der Provinz seit 1945

    FÜSSEN

    Der nächste Schwan kommt um halb acht

    In Füssen entsteht das „König-Ludwig-Musical-Theater"

    GEREUTH - UNTERMERZBACH

    Einstürzende Altbauten

    In den Haßbergen verfällt ein bedeutendes Renaissanceschloss

    GEROLDSHAUSEN

    Lakonie im Ländlichen

    Über ein ungewöhnliches Bauernhaus des Architekten Bruno Bruckner

    Architekten: Architekturbüro Bruno Bruckner, Würzburg

    HOHENSCHWANGAU

    Neues Schloss für Hohenschwangau

    Der Wittelsbacher Ausgleichsfond erzählt im eigenen Museum seine Geschichte der Dynastie

    Architekten: Staab Architekten, Berlin

    ILLESHEIM

    Vom Traumschloss zum Albtraum

    Schwierige Instandsetzung von Schloss Illesheim im Aischgrund

    INGOLSTADT

    Neues Lern- und Ausbildungszentrum der Lebenshilfe Werkstätten

    Architekten: Diezinger & Kramer, Eichstätt

    INGOLSTADT

    Umbau und Erweiterung des ehemaligen Jesuitenkollegs

    Architekten: Karl Frey, Diözesanbauamt Eichstätt

    INGOLSTADT

    Pionier in Ingolstadt

    Neubau einer Sporthalle am gotischen Liebfrauenmünster

    Architekten: Karl Frey, Diözesanbauamt Eichstätt

    KÖSCHING

    Für das Leben lernen

    Anmerkungen zur neuen Staatlichen Realschule Kösching

    Architekten: Herle & Herrle, Neuburg an der Donau

    MÜNCHEN

    Betörende Lichträume, fanatische Geometrie

    In München wird am 16. September die Pinakothek der Moderne eröffnet

    Architekten: Stephan Braunfels Architekten, München

    MÜNCHEN

    „Kurz alles, nur keine Architektur"

    Hans Döllgast und seine Rettung der Alten Pinakothek. Zur Wiedereröffnung vor vierzig Jahren

    MÜNCHEN - RIEM

    Eden in Riem

    Bundesgartenschau, Messestadt und das Wohnen im Grünen

    Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

    MÜNCHEN - FRÖTTMANING

    Die Welt zu Gast und unter Generalverdacht

    Offene Fragen um die Überwachungstechnik in Münchens neuer Fußballarena

    MÜNCHEN - RIEM

    Der Bau, der Architekt, die Partei und ihr Kreuz

    Neue Aussegnungshalle am Friedhof Riem

    Architekten: Meck Architekten, München

    NEUBURG AN DER DONAU

    Passagen in unvertrauter Bescheidenheit

    Neue Promenade am Donauufer in Neuburg

    Architekten: Herle & Herrle, Neuburg an der Donau

    NÜRNBERG

    Stadt der Reichsparteitage und Menschenrechte

    Zur Eröffnung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände

    Architekten: Günter Domenig, Graz

    NÜRNBERG

    Moderne im Lebkuchenland

    Das neue „Staatliche Museum für Kunst und Design in Nürnberg"

    Architekten: Staab Architekten, Berlin

    NÜRNBERG

    Aus für Gottes Haus

    Der Kreuzkirche im Stadtteil Schweinau droht der Abriss

    OCHSENFURT

    Neues Pfarrzentrum in Ochsenfurt

    Die katholische Kirchenstiftung hat sich für ein mutiges Projekt entschieden

    Architekten: Lederer, Ragnarsdóttir, Oei, Stuttgart

    PASSAU

    Bauszenen aus Niederbayern

    Der Varieteekünstler André Heller als Architekt in Passau

    POTTENSTEIN

    Geht ein Baudenkmal baden?

    Dem Felsenfreibad Pottenstein droht der Abriss

    ROTHENBURG OB DER TAUBER

    Die Natur verachtet das Unnötige

    Zu Bauten von Günter Behnisch in Rothenburg ob der Tauber

    Architekten: Behnisch & Partner, Stuttgart

    RUFFENHOFEN

    Spirale in die Vergangenheit

    Neues Limes-Museum im mittelfränkischen Ruffenhofen

    Architekten: Karl + Probst, München

    SCHWEINFURT

    Schweinfurt? Schweinfurt!

    Das „Museum Georg Schäfer" eröffnet am 23. September

    Architekten: Staab Architekten, Berlin

    SCHWEINFURT

    Weg mit der Moderne

    In Schweinfurt wird ein bedeutender Bau der Neuen Sachlichkeit abgerissen

    THALMÄSSING

    Baukunstwerk für die Diaspora

    Fertigstellung eines Pfarr- und Jugendheims in Thalmässing

    Architekten: Meck Architekten, München

    UFFENHEIM

    Uffenheim ist überall

    Der Umgang mit einer barocken Vorstadt entsetzt Denkmalschützer – ist aber kein Einzelfall

    WASSERTRÜDINGEN

    Alles fließt

    Neues Museum „Fluvius"

    Architekten: Holzinger Eberl Architekten, Ansbach

    WEISSENBURG

    Instandsetzung der Wülzburg

    Abschluss eines fünfjährigen Sanierungsprogramms der Renaissancefestung

    WEMDING

    Architektur als Signatur der Existenz

    Zum Weiterbau des Karmels „Maria, Mutter des Erlösers"

    Architekten: Karl Frey, Diözesanbauamt Eichstätt

    WÜRZBURG

    Katholisch bauen

    Umstrittene Pläne des kirchlichen Bauträgers SBW in Würzburg

    WÜRZBURG

    Einmal Fensterputzen für 350.000 Euro

    Erhebliche Planungsmängel am Kulturspeicher in Würzburg

    Architekten: Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth, Würzburg

    WÜRZBURG

    Würzburg ganz oben

    Neues Bauen im weltberühmten Steinberg

    Architekten: mayarchitekten, Würzburg

    BAD WINDSHEIM

    Privates Glück in Serie

    Ein Fertighaus der Nachkriegszeit im Fränkischen Freilandmuseum

    Grafik1

    Zu den linken Architekturträumen der Moderne gehört das massenhaft produzierte Heim vom Fließband fürs gemeine Volk. In der musealen Gesellschaft von regional ganz unterschiedlichen und individuell gestalteten Häusern rechnet man damit am wenigsten. Allerdings wurde das Fertighaus aus Stahl der Firma M.A.N. im Jahr 1949 nicht etwa in der Stadt, sondern in einem Weiler im Nürnberger Reichswald aufgestellt.

    Nach dem Krieg musste der Rüstungsbetrieb neue Geschäftsbereiche erschließen und setzte wegen des erheblichen Mangels an Wohnraum auf eine Fertighausproduktion, gedacht für die Vorstädte und die ländliche Peripherie. Insofern ist das kompakte Stahlhaus aus Nerreth (Lkr. Roth), als Prototyp produziert von 1946 bis 1948, ein Dokument für den Beginn der Veränderung des ländlichen Raums: Pendler erfüllen sich den Traum vom Wohnen im Grünen in Häusern von der Stange. Gleichzeitig ist das ursprünglich voll unterkellerte Haus, bei dem Wand- und Dachelemente aus Stahl vorgefertigt und vor Ort miteinander verschraubt wurden, ein Stück Architekturgeschichte. Die M.A.N. griff dabei auf ihre Fertighausproduktion der zwanziger Jahre zurück. Damals hatte die Bauweise Hochkonjunktur.

    Die Anfänge des Fertighauses liegen allerdings im 18. Jahrhundert; die Entwicklung verlief parallel zur industriellen Revolution. Die Vorfertigung, seinerzeit für Lazarette entwickelt, erlebte während der Gründerzeit den ersten Höhepunkt in den so genannten „Schweizerhäusern. Der erste Stararchitekt, der sich mit dem Bausatz-Prinzip beschäftigte, war Frank Lloyd Wright. Bis zum Ersten Weltkrieg entwarf er für eine Großtischlerei neunhundert Varianten des „American Home. Bald las sich die Liste der Baukünstler, die dem Pionier Wright folgten, wie das Who’s who der klassischen Moderne: Adolf Loos, Le Corbusier, Jean Prouvé, Charles und Ray Eames, Buckminster Fuller, Richard Neutra, Eero Saarinen, Hans Poelzig. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühten sich Hersteller, Architekten, Banken, Medien und sogar Politiker intensiv um das Fertigheim. Die Versandhäuser Quelle und Neckermann hatten es im Angebot. Im Jahr 1958 war es ein Schwerpunkt der Weltausstellung in Brüssel. Keinem Fertighaus glückte allerdings jemals die Stilbildung. Schon vom „Packaged House", das sich Konrad Wachsmann und Walter Gropius 1942 patentieren ließen, verbreitete sich nur das Modulprinzip. Das Design dagegen war ein derartiger Ladenhüter, dass der Hersteller 1952 Konkurs anmelden musste.

    Der Stahlbau-Fertighaus-Produktion der M.A.N. erging es wenig besser. Von 1946 an wurden zunächst verschiedene Prototypen hergestellt. Das Stahlhaus aus Nerreth diente dabei auch als Musterhaus. Zwischen 1949 und 1953 produzierte man etwa 230 Häuser serienmäßig und verkaufte sie hauptsächlich im Umfeld der M.A.N.-Niederlassungen in Augsburg, Nürnberg und im Ruhrgebiet, aber auch im europäischen Ausland und in Übersee.

    Die Atmosphäre des eingeschossigen Hauses mit flach geneigtem Satteldach, Grundfläche acht mal zehn Meter, ist durch und durch geprägt vom sachlichen Duktus der architektonischen Moderne. Küche und Bad liegen nebeneinander, getrennt von einer stählernen Installationswand, in der Brauch- und Abwasserleitungen verlaufen. Wandschränke bilden die übrigen Innenwände. Für die rationale Organisation der Küche diente die berühmte „Frankfurter Küche" (1926) von Margarete Schütte-Lihotzky als Vorbild. Das Raumangebot mit einem Zimmer gegenüber der Küche, Badezimmer mit Wanne, einem kombinierten Eß- und Arbeitszimmer, Schlafzimmer und dem Wohnzimmer mit Zugang zum Garten lag deutlich über dem damals übrigen Standard. Trotzdem konnten sich die Stahl-Fertighäuser nicht durchsetzen; die Serienproduktion wurde 1953 eingestellt. Sie erinnerten wohl doch zu sehr an die Baracken des amerikanischen Militärs, die tausenden deutschen Kriegsgefangenen als Unterkunft dienten und an die hölzernen Behelfsbauten für die Vertriebenen. Das Haus in Nerreth wurde 2005 abgetragen. Beim Wiederaufbau im Freilandmuseum erfolgte der teilweise Rückbau im Innern auf den baulichen Zustand von 1949. In Deutschland gibt es heute noch etwa vierzig Stahlhäuser der M.A.N. Einige stehen unter Denkmalschutz.

    [04.2012]

    BIRKENFELD – NEUSTADT/AISCH

    Geschichte und Denkmal pflegen

    Zur Instandsetzung der ehemaligen Klosterkirche Birkenfeld

    Grafik2

    Unterwegs nach Bad Windsheim kann man kurz hinter Neustadt an der Aisch den mächtigen Vierkanter im Dorf Birkenfeld nicht übersehen. Das ehemalige Zisterzienserinnenstift gehört zu den wenigen mittelalterlichen Klöstern in Bayern, die ein gewalttätiger Barock nicht überformte, weil es schon während der Reformation aufgelöst wurde. Über die Jahrhunderte erfuhren die Gebäude schwere Schäden und wechselnde Nutzungen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche aus dem 14. Jahrhundert repariert, dabei eine Trennwand eingezogen: Der östliche Teil erhielt Emporen und ist seither evangelische Pfarrkirche. Der längere westliche Teil mit einer Nonnenempore über der Unterkirche diente landwirtschaftlichen Zwecken. Dieser eindrucksvolle dreischiffige Raum musste sogar als Kuhstall herhalten.

    Heute gehört der profanierte Bereich der Stadt Neustadt. Die anderen Klostergebäude des Gevierts mit Seitenlängen von etwa 35 Metern, im Kern ebenfalls mittelalterlich, gehören Privateigentümern und erfuhren teils drastische Umbauten. Das Dormitorium hingegen, heute eine Scheune, bewahrt den überwältigenden Raumeindruck mittelalterlicher Bettelordensarchitektur, wie insgesamt die geschlossene Anlage ein Bild des Klosters aus der Gründungszeit gibt. Dabei haben sich den Mauern die Bedrängnisse der Jahrhunderte wie Sorgenfalten in ein vom Alter gegerbten Gesicht eingegraben. Allerdings verlor die heutige Kirche bei den Restaurierungen der 1970er und 1980er Jahre viel historische Substanz, indem verwitternde Schilfsandsteinblöcke der Fassaden durch fehlfarbenes neues Material ersetzt wurden.

    In den neunziger Jahren führten neu entwickelte konservierende Instandsetzungsmaßnahmen bei der Restaurierung von Südfassade und Westgiebel zu deutlich überzeugenderen Resultaten. Bei der Sanierung der Unterkirche und der Nordfassade ab 2008 wurde dann erstmals nach dem Grundsatz verfahren, alle bauhistorischen Spuren der Jahrhunderte gleichwertig zu behandeln und zu bewahren. In der Unterkirche entfernte man lediglich die Einbauten des 20. Jahrhunderts, um den kreuzrippengewölbten siebenjochigen Raum wieder erlebbar zu machen, ohne schadhafte Steine und fehlende Steinrippen zu ersetzen. Außerdem verzichtete man auf die Rekonstruktion einer einheitlichen Raumfassung, um nicht mit den Alterungsspuren den sichtbaren Gang der Zeitläufte zu übertünchen. Obwohl der Raum für Veranstaltungen genutzt wird, erhielt er statt aufwändiger technischer Installationen, die ohne Eingriffe in die Substanz nicht möglich wären, lediglich einen Stampflehmboden und winddichte Fensterverschlüsse. Mittlerweile zeigt sich, dass auch so einfache Maßnahmen ein stabiles Raumklima gewährleisten.

    Einher ging damit allerdings der Entschluss der Stadt Neustadt als Eigentümerin, auf eine intensive Nutzung der großartigen gotischen Halle zu verzichten. Für eine neoliberale Gesellschaft, in der noch das unscheinbarste Baudenkmal „in Wert gesetzt werden und „sich rechnen soll, ist das eine kluge und vorausschauende Entscheidung, weil sie auch nachfolgende Generationen einschließt. Das passt auch zu einer Sanierung, die der ganzen Geschichte des Denkmals Respekt zollt.

    Üblicherweise diagnostizieren Bauforscher ja penibel möglichst alle „Veränderungsphasen eines Gebäudes auf der Suche nach der vermeintlich ursprünglichen äußeren und inneren Gestalt und originaler Bausubstanz. Selten ist dabei aber das hypothetisch postulierte Original wirklich dingfest zu machen. Dann stellt sich bei der „denkmalgerechten Sanierung die Frage, an welchem Punkt man die Zäsur setzt und die Geschichte des Baudenkmals einfriert. Damit wird zwar ein Teil der Historie konserviert, anderes aus der Biografie geht aber verloren. Für eine einheitliche Raumfassung werden schließlich verlorene Oberflächen rekonstruiert, deren Makellosigkeit dann die Auffrischung gealterter Partien nach sich zieht, um Dissonanzen im Gesamteindruck zu vermeiden. Schließlich erlebt man alterslose Räume, die ähnlich gekünstelt wirken wie geliftete Körper.

    Im Aischgrund ist dagegen endlich einmal

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