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Der Führer und die Maus: Roman
Der Führer und die Maus: Roman
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eBook246 Seiten2 Stunden

Der Führer und die Maus: Roman

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Über dieses E-Book

Der Künstleragent Max Horwitz stellt einen Zeichner, einen Schauspieler und einen Musiker ein, mit denen er ins aufstrebende Zeichentrickfilm-Geschäft einsteigen will. Anfangs läuft alles gut. Als dann aber die Arbeitsproben des jüdischen Zeichners konfisziert werden und schließlich im Propagandaministerium landen, gerät die Gruppe ins Visier der Nazis. Die Dinge werden kompliziert. Denn die Machthaber sind auf Anhieb begeistert, wollen sich die Zeichentrickfilm-Idee zunutze machen, schmieden große Pläne.
Schaffen es Horwitz und seine Leute, sich aus der Propaganda-Umarmung wieder zu befreien?

Ein Roman über Mut und Moral in schwerer Zeit - und über Hitlers geheime Liebe zum amerikanischen Zeichentrickfilm.
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum9. März 2022
ISBN9783839270684
Der Führer und die Maus: Roman

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    Buchvorschau

    Der Führer und die Maus - Marc Hecht

    Zum Buch

    Berlin 1935: Der resolute und brillante Berliner Künstleragent Max Horwitz stellt 1935 einen Zeichner, einen Schauspieler und einen Musiker ein, mit denen er ins aufstrebende Zeichentrickfilm-Geschäft einsteigen will. Anfangs entwickeln sich die Dinge prächtig, alles geht gut voran. Als dann jedoch bei einer SA-Aktion die Arbeitsproben seines jüdischen Zeichners konfisziert werden, gerät die Gruppe ins Fadenkreuz der Nationalsozialisten. Die Entwürfe landen im Propagandaministerium. Dort erkennt man ihren Wert, Goebbels ist begeistert. Der Halbjude Horwitz wird von einem ehrgeizigen Abteilungsleiter unter Druck gesetzt. Es wird immer schwerer, sich aus der heftigen Propaganda-Umarmung des Ministeriums wieder zu befreien – und schließlich bleibt Horwitz mit seinen Leuten nur noch eine abenteuerliche Flucht aus Deutschland. Trotzdem führt er die Machthaber am Ende noch einmal gehörig vor – mit Hilfe damals neuer Medien.

    Marc Hecht, in Hamburg geboren, hat nach einem Studium zum Diplom-Politologen an der Uni Hamburg ein Volontariat zum Redakteur an der Axel-Springer-Akademie absolviert, war danach sechs Jahre bei der BILD-Zeitung, später Redakteur, Ressortleiter, Textchef und Chefredakteur bei diversen Zeitungen und Magazinen. Kurzgeschichten von ihm sind in mehreren Literaturzeitschriften erschienen. Heute lebt er, nach vielen Jahren in Berlin, wieder als freier Autor in seiner Geburtsstadt Hamburg.

    Impressum

    Personen und Handlung sind frei erfunden.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

    sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Immer informiert

    Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie

    regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.

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    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

    Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

    ISBN 978-3-8392-7068-4

    1. Kapitel

    1

    Er war spät dran. Vom Hackeschen Markt eilte er hinunter zur Friedrichstraße, vorbei am Schloss Monbijou.

    Es war Anfang Mai. In diesem Frühjahr 1935 hatte es noch einmal Nachtfrost gegeben, auf dem schattigen Rasen vor dem Schloss lag Raureif. Nur dort, wo die frühe Sonne bereits hinfiel, glitzerten Tautropfen im Morgenlicht.

    Ein kühler Windzug schlug ihm entgegen, als er in die Friedrichstraße einbog. Die großstädtischen Häuser warfen ihre Schatten.

    Seine Schritte wurden langsamer, er musterte die Hausnummern, suchend trat er dann durch einen Torbogen in den dahinterliegenden Hof, besah aufmerksam das graue Mietshaus.

    »Max Horwitz. Künstleragentur, 2. Stock. Bitte 2x klingeln«, stand dort, auf einem schmalen Werbeschild an der Hauswand. Er zog seine Uhr aus der Westentasche. Beruhigt sah er aufs Ziffernblatt, steckte sie wieder ein und kramte nach dem Zigarettenetui.

    Eine Weile ging er rauchend im Hinterhof hin und her. Und als er gerade die Zigarette austreten und hinaufsteigen wollte, sah er zwei junge Männer durch den Torbogen eilen. Ein ungleiches Paar, einer groß und blond, der andere einen ganzen Kopf kleiner, braunhaarig, mit Nickelbrille. Beide waren ähnlich wie er gekleidet, trugen Hüte, weiße Hemden, Anzug und Krawatte. Sie kamen auf ihn zu, beachteten ihn aber nicht, sondern blickten auf das Schild an der Hauswand.

    »Hier ist es«, sagte der Größere. Erst dann sahen die beiden auf: »Wollen Sie auch zu Horwitz?«, fragte der Kleinere.

    »Ja.«

    Nacheinander stiegen sie also die knarrende Holztreppe hinauf in den zweiten Stock. Sie klingelten zweimal, hörten Schritte. Die Tür wurde geöffnet, ein Mann stand vor ihnen. Um die fünfzig, mit Halbglatze und ziemlich dick. Ohne Jackett, die Krawatte saß recht locker. Am auffälligsten waren aber die übermäßig breiten Hosenträger über dem weißen Hemd.

    Erstaunt sah er auf die drei Besucher. »Alle auf einmal!«, rief er. »Na, dann kommen Sie mal rein.«

    Er schloss die Tür und ging voraus, den Flur entlang, in sein Büro. Dort setzte er sich hinter seinen Schreibtisch, auf dem nur ein schwarzes Telefon und ein großer Aschenbecher standen. An der Wand gab es noch ein braunes Sofa. Gegenüber war ein altes Klavier.

    »Nehmen Sie Platz.«

    Der Künstleragent griff einen bereits angerauchten Stumpen aus dem Aschenbecher, paffte ihn wieder an und lehnte sich zurück.

    »Schön, dass Sie kommen konnten, meine Herren«, begann er. »Um es kurz zu machen, es geht um Folgendes: Wir suchen …«, er unterbrach sich. »Ist jemand von Ihnen Jude oder Parteimitglied?«

    Die drei blickten sich überrascht an.

    »Ja«, sagte der Kleinere dann resigniert, »ich bin ein Jude.« Niedergeschlagen senkte er dabei den Kopf und starrte auf den Boden. Offenbar verabschiedete er sich in dieser Sekunde von der Vorstellung, hier eine Arbeit zu bekommen.

    Dann aber, zu seiner großen Freude, erklärte der Künstleragent: »Verstehen Sie das bitte nicht falsch, meine Herren! Ich habe nichts gegen Juden. Ich selbst bin das, was man neuerdings einen Halbjuden nennt. Und auch meine Auftraggeber sind Juden.« Empört sah er auf: »Aber man kann sich ja in Deutschland allmählich um Kopf und Kragen reden!«

    Der Kleinere war erleichtert, eine Weile herrschte verlegenes Schweigen.

    Verschwörerisch sah Horwitz die drei auf dem Sofa an: »Tja, es ist nun einmal so, dass dieser Herr Hitler allmählich nervtötend wird, mit seiner Bagage.« Er paffte ein paar Wolken in den Raum, nahm den Stumpen zwischen die Finger und wedelte mit der Hand durch die Luft. »Jedenfalls ist es alles ziemlich schwierig geworden. Allein Goebbels will noch bestimmen, was in die Kinos kommt.« Er fuchtelte mit seinem Stumpen: »›Sieg des Glaubens, Triumph des Willens‹ …, für solche Filmchen gibt es heutzutage Geld! Der ganze Parteitagsscheiß! Die kleine Riefenstahl, kennen Sie die? Die soll nächstes Jahr zur Olympiade ein ganz großes Ding drehen! Da soll Geld dann überhaupt keine Rolle mehr spielen.«

    Die Besucher, alle drei den Hut vor sich auf dem Schoß, saßen schweigend da und hörten zu.

    Horwitz besann sich: »Na, ich schweife ab. Also, wir wollen jedenfalls etwas vollkommen anderes machen – und deshalb sind Sie jetzt hier.«

    Er zog eine Schublade im Schreibtisch auf, nahm ein paar Papiere heraus und begann darin zu blättern.

    »Joshua Weismann?«

    »Ja, das bin ich.« Der Kleinere hob schüchtern die Hand.

    »Sehr gute Zeichnungen. Gefällt mir wirklich gut!«

    »Danke!«

    »Die entscheidende Frage ist natürlich, wie schnell Sie so etwas können.« Max Horwitz hielt ein Blatt hoch.

    »Na ja«, antwortete Josh, »dafür …«

    Doch Horwitz unterbrach ihn: »Und wer ist der Schauspieler?« Er blätterte in seinen Notizen. »Arthur Hinrichsen?«

    »Das bin ich«, antwortete der große Blonde und seine Bassstimme klang durchs Büro.

    Aufmerksam sah der Künstleragent ihn an: »Können Sie das noch einmal sagen?«

    »Noch einmal?«, Arthur blickte fragend auf seine Nebenleute.

    »Ja, sagen Sie das noch mal.«

    »Das bin ich«, wiederholte Arthur also.

    »Sehr schön.«

    Verständnislos starrten die drei auf den Agenten, ein komischer Kerl war das, sie streiften sich mit Blicken.

    Horwitz bemerkte es und erklärte: »Es geht um Animation, verstehen Sie?«

    Wieder sahen sich die drei an.

    »Animationsfilme! Zeichenfilme. Kennen Sie die Fleischer-Brüder?«

    Josh nickte eifrig, die anderen beiden schüttelten den Kopf.

    Der Agent seufzte und setzte zu einer Erklärung an. Vorher paffte er geräuschvoll an seinem fast vollkommen heruntergebrannten Stumpen. »Die Fleischers sitzen drüben in den Staaten«, erklärte er schließlich, »die Familie kommt eigentlich aus Krakau. Heute besitzen sie die Fleischer-Studios in New York und sind ziemlich erfolgreich.«

    Wieder nickte Josh: »Ja! Ich sage nur Popeye!«

    Jetzt sah auch Arthur auf: »Ach so, Popeye. Den kenne ich natürlich, den kennt doch jeder!«

    »Genau«, fuhr Horwitz fort, »Max und David Fleischer. Freunde von mir, wenn ich das sagen darf. Ziemlich erfolgreich – und in Amerika auch ziemlich berühmt.«

    Gebannt saßen die Besucher auf dem Sofa und blickten den Künstleragenten erwartungsvoll an. Die Sache hier fing an, interessant zu werden.

    Horwitz lehnte sich zurück. »Ja, die Fleischer-Brüder«, sagte er versonnen – und begann schließlich zu dozieren: »Die Ersten, wissen Sie, die mit solchen Zeichenfilmen überhaupt Erfolg hatten. Das war damals eine Revolution. Doch dann kam dieser Herr Disney aus Kalifornien, dann kam ›Steamboat Willie‹. Kennen Sie den wenigstens?«

    »Natürlich! Micky Maus!«, erklärte Josh begeistert.

    »Genau, diese Maus. Die brach buchstäblich alle Rekorde. Disney wird seitdem mit Preisen überhäuft und scheffelt die Dollars nur so. Und um die Fleischers ist es ein bisschen ruhiger geworden.«

    Josh hing jetzt an den Lippen des Künstleragenten, die beiden anderen waren ebenfalls höchst interessiert, allein der Name Disney hatte sie fasziniert. Trotzdem sah man ihnen an, dass sie nicht recht wussten, was dies alles nun mit ihnen selbst zu tun haben sollte.

    »Also, um es kurz zu machen, ich bin in Kontakt mit den Fleischers«, verkündete Horwitz jetzt aber. »Wir möchten in Deutschland dasselbe machen: Animation, Zeichenfilme mit Ton und schöner Musik. In einem ganz kleinen Rahmen natürlich, erst einmal. Aber das kommt an bei den Leuten, das mögen alle!« Er sah seine Besucher an: »Es muss jetzt aber alles schnell gehen! Sie glauben ja gar nicht, wie viele Leute schon auf diesem Sofa gesessen haben. Und ich habe immer noch keine Mitarbeiter!« In plötzlicher Hektik fuchtelte Horwitz mit den Armen. »Man sollte doch meinen, dass es in diesen Zeiten kein Problem ist, gute Leute für gutes Geld zu finden! Aber die Realität sah bislang leider anders aus, na, wie auch immer …«

    »Jetzt sind wir ja hier«, unterbrach Arthur, ein bisschen großspurig. Trotzdem blickte Horwitz ihn dankbar an, studierte dann aber wieder geschäftig die Papiere auf seinem Schreibtisch. »Herr Hinrichsen, wir haben hier einen Dachs, ein Schwein und eine Gans, verstehen Sie?«

    »Ja …«, sagte Arthur zögernd.

    »Gut, die Stimme vom Dachs haben wir ja nun schon gehört. Ihre eigene. Schön tief. Was meinen Sie, wie spricht eine Gans?«

    Verdutzt blickte Arthur den Agenten einen Moment an. »Ich glaube, sie spricht so«, sagte er und hielt sich dabei die Nase zu.

    Überrascht sah Horwitz auf. »Ja, das ist gut. Sagen Sie das noch mal.«

    Wieder hielt Arthur sich die Nase zu: »Ich glaube, sie spricht ganz genau so und kein bisschen anders.«

    »Sehr gut. Und das Schwein?«

    Arthur überlegte einen Moment und schlug dann eine hohe, naseweise Kinderstimme an: »Also wissen Sie, das ist ja eine komische Frage! Wie soll denn ein Schwein bitte anders sprechen als so?«

    Die drei schauten gebannt auf Horwitz, der jedoch schien sich zu amüsieren: »Genau, genau«, stimmte er zu, »so machen wir es. Das wird zumindest erst mal reichen. Später hole ich mir vielleicht noch eine Frau, die das Schwein spricht. Oder ein Kind. Aber für den Moment ist das alles ganz prima.«

    Arthur nickte erleichtert, auch den beiden anderen fiel ein Stein vom Herzen.

    Kommentarlos blätterte der Künstleragent weiter in seinen Papieren.

    »Robert Mahlow?«, er wandte sich an den Dritten, der sich jetzt straffte und aufsah.

    »Ja! Das bin ich!«

    »Städtisches Konservatorium für Musik? Klavier und Komposition?«

    »Nein, nicht mehr.«

    »So?« Horwitz sah fragend auf und blickte dann in seine Papiere.

    »Das heißt, ich studiere natürlich noch dort, aber das Konservatorium wurde gerade umbenannt.«

    »Aha? Und wie heißt es jetzt?«

    »Konservatorium der Reichshauptstadt Berlin.«

    Der Agent wischte das ungeduldig weg: »Welches Semester?«

    »Viertes. Aber jetzt will ich unterbrechen und erst einmal ein bisschen Geld verdienen.«

    »Gut, kommen Sie mal ans Klavier.«

    Robert stand also auf und ging an die gegenüberliegende Wand, schlug den Klavierdeckel auf und sah Horwitz unsicher an: »Es gibt keinen Stuhl.«

    »Ach so.« Der Künstleragent erhob sich schwer, schob seinen Stuhl zu Robert und blieb neben dem Klavier stehen. »Dann spielen Sie jetzt mal Wind.«

    Robert ließ die Finger über die Tasten sausen, auf und ab, in schneller Folge.

    »Gut. Und nun Traurigkeit.«

    Robert überlegte. Er spielte eine Tonleiter in Dur herunter und schlug ein paar Töne aus dem Adagio von Brahms’ erstem Klavierkonzert an, aber Horwitz unterbrach ihn bereits: »Gut, ja, das müsste irgendwie hinhauen, vielen Dank, nehmen Sie wieder Platz.«

    Horwitz nahm den Stuhl dann nicht zurück zu seinem Schreibtisch, sondern dozierte im Stehen weiter: »Herr Weismann«, der Agent ging einen Schritt zurück und hob erneut ein Papier mit Zeichnungen hoch. »Wie gesagt, das ist gut. Aber Sie müssen dabei eben auch schnell sein.«

    »Wie schnell?«, fragte Josh.

    »Tja, also bei Disney gab es mal einen Kerl, der Ub Iwerks heißt, komischer Name, was? Jedenfalls, von dem wird erzählt, dass er mehr als sechshundert Zeichnungen am Tag schafft.«

    Josh sah erschrocken auf. »Wie soll das denn gehen? Also, so schnell bin ich auf keinen Fall«, erklärte er. Fasste sich dann aber und fügte hinzu: »Jedenfalls noch nicht.«

    »Keine Angst, wir machen Ihnen die Arbeit leicht. Wir bekommen ein Rotoskop, das haben die Fleischers erfunden. Vereinfacht die Sache ganz ungemein, na, Sie werden ja sehen. Ihre Zeichnungen sind jedenfalls gut. Das Beste zumindest, was mir hier an Bewerbungskram so auf den Schreibtisch gelegt wurde.«

    Josh dankte schüchtern und hielt dabei wieder verlegen seinen Hut auf dem Schoß.

    Doch Horwitz fixierte ihn: »Aber wissen Sie, Zeichenfilme sind recht aufwendig, alles dauert seine Zeit. Ich muss Ihnen deshalb die Frage stellen: Tragen Sie sich mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen?«

    Josh schwieg einen Moment und senkte den Blick. »Wir haben darüber bereits nachgedacht«, erwiderte er ehrlich.

    »Und?« Der Agent sah ihn gespannt an.

    »Wir haben uns vorerst dagegen entschieden.«

    »So? Glauben Sie, dass dieser Spuk in unserem Land bald wieder verschwindet?«

    »Ja«, entgegnete Josh fest, »das glaube ich.« Und dann, verächtlich: »Diese Spinner werden sich nicht lange halten.«

    Der Künstleragent nickte bedächtig. »Ihr Wort in Gottes Ohr, junger Mann. Aber falls die Nazis nun doch länger an der Macht bleiben … was dann?«

    »Um ehrlich zu sein – ich habe keine Ahnung! Wir haben das Thema in der Familie jedenfalls erst mal vertagt bis nach den Olympischen Spielen im nächsten Jahr. Im Moment scheinen die sich etwas zurückzuhalten, weil die Welt auf Berlin blickt.«

    Horwitz nickte. »Gut«, sagte er schließlich.

    Es entstand ein fragendes Schweigen.

    Der Künstleragent räusperte sich und erklärte: »Vierzig Mark die Woche, für jeden. Morgen geht’s los, ausgezahlt wird wöchentlich, Vorschuss gibt es nicht.«

    Wieder streiften sich die drei mit Blicken, wollten möglichst unbeteiligt wirken, denn das Angebot war gut, unverhofft gut.

    »Ja …«, Arthur nickte übertrieben nachdenklich, »das klingt akzeptabel, im Großen und Ganzen …«

    »Akzeptabel?« Horwitz, der sich den Stuhl zurück vor den Schreibtisch geschoben hatte und sich schwer auf den Sitz fallen ließ, donnerte seine Faust auf den Tisch. »Das ist nicht akzeptabel, das ist königlich! Kaiserlich!« Er funkelte die drei auf dem Sofa an. »Und ich gehe damit ein Risiko ein!

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