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Praxis Partizipation: Voraussetzungen und Wege zu einer Kirche der Beteiligung
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Praxis Partizipation: Voraussetzungen und Wege zu einer Kirche der Beteiligung
eBook284 Seiten3 Stunden

Praxis Partizipation: Voraussetzungen und Wege zu einer Kirche der Beteiligung

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Über dieses E-Book

Was ist und wie geht Partizipation in der katholischen Kirche?

Eine Kirche, in der einige wenige für viele andere die Gestaltungshoheit haben, verliert zunehmend an Kraft. Die Erschöpfung ist spürbar. Aber wie kann ein Kirchenverständnis vor Ort wachsen, das auf der Erfahrung des Teilens, der Teilhabe an Jesus Christus und der Beteiligung aller aufbaut? "Lokale Kirchenentwicklung" ist in den vergangenen Jahren zu einem Begriff geworden, der diese kirchliche Suchbewegung zu beschreiben versucht.

Das Symposium "Praxis Partizipation" griff dieses gemeinsame Suchen und Finden von Perspektiven auf und setzte es fort. Dabei wurden sowohl intellektuelle als auch spirituelle und praxisorientierte Annäherungen unternommen, die in diesem Buch zu finden sind.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum1. Okt. 2016
ISBN9783429062965
Praxis Partizipation: Voraussetzungen und Wege zu einer Kirche der Beteiligung

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    Buchvorschau

    Praxis Partizipation - Echter Verlag

    Martin Klaedtke · Daniel Rick ·

    Jacqueline Schlesinger · Dieter Tewes

    Wie geht ein (pastorales) Symposium zu „Partizipation"?

    Wenn die Form dem Thema gerecht werden soll …

    Wir, das Vorbereitungs- und Leitungsteam des Symposiums „Praxis Partizipationund Herausgeber dieses Buches, haben schon viele Symposien und wissenschaftliche oder pastoraltheologische Kongresse erlebt – und auch schon welche vorbereitet. Viele der erlebten waren geprägt von „Input. Natürlich: Die Teilnehmenden kommen, um zu lernen, um Impulse zu bekommen, für die sich ihr Kommen, ihr Einsatz an Zeit und Geld und ihr Reiseaufwand lohnen. So reiht sich oft Vortrag an Vortrag, und auch dazugehörige „Workshops"sind meist geprägt vom Input der Workshop-Leiter – wenn auch mit Rückfragemöglichkeit.

    Andererseits : Alle, die Kongresse erlebt haben, kennen auch die Erfahrung, dass Wesentliches in den Pausen passiert. In den Pausen kann man Menschen treffen, Beziehungen knüpfen und pflegen und mit diesen Menschen in den Austausch kommen zu den Inhalten der Vorträge, zum Gehörten und zum Erlebten. Im Gespräch klärt sich manches, anderes wird fraglich und fragbar. Es entstehen Ideen für die Praxis, Umsetzungsmöglichkeiten tun sich auf oder eben gerade nicht. Lebens- und praxisbezogenes Lernen findet ganz wesentlich nicht primär über Vorträge statt, sondern in der kommunikativen Auseinandersetzung und durch eigene Erfahrung.

    Beim Symposium „Praxis Partizipation", das vom 19. bis 21. November 2015 in Wiesbaden-Naurod mit 200 Teilnehmenden stattfand, ging es uns aber nicht nur um gemeinsames Lernen hinsichtlich einer konkreten Thematik – so relevant sie auch sein mag. Wir wollten mehr.

    Das Symposium verstand sich als Fortsetzung eines Prozesses des gemeinsamen Suchens und Findens von Perspektiven dafür, wie wir heute und in Zukunft Kirche sein können. Teil dieses Wegprozesses sind zahlreiche weltkirchliche Lernerfahrungen und pastoralpraktische Versuche in einer Reihe deutschsprachiger Diözesen. Teil dieses Weges sind auch vorangegangene Symposien in Schmerlenbach 2006 („Welche Kirche überlebt vor Ort?), auf dem Wohldenberg bei Hildesheim 2008 („Kleine Christliche Gemeinschaften verstehen – Ein Weg, Kirche mit den Menschen zu sein¹), in Hildesheim 2010 („Rückkehr der Verantwortung – Kleine Christliche Gemeinschaften als Kirche in der Nähe²) und in Lingen 2012 („Kirche geht … Die Dynamik lokaler Kirchenentwicklung³). Träger der genannten und auch dieses Symposiums waren neben den jeweils gastgebenden Bistümern das „Nationalteam Kleine Christliche Gemeinschaften/ Lokale Kirchenentwicklung in Deutschlandsowie das internationale katholische Missionswerk Missio in Aachen mit dem Projekt „Spiritualität und Gemeindeentwicklung. Seine Basis ist die Kirchenvision des zweiten Vatikanums, die sich unter anderem im Bild des pilgernden Volkes Gottes ausdrückt.⁴Dankbar erwähnt werden soll an dieser Stelle auch die finanzielle Förderung der Symposien durch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken in Paderborn.

    Deutlich wird uns im Rückblick auf diesen Suchprozess, dass der zukünftige Weg der Kirche nur ein spiritueller Weg sein kann. Nicht die Amtsträger, die Pastoral- und Kirchen-„Profis und auch nicht „die Gemeinden können die zukünftige Kirche bauen, sondern nur Christus – mit uns, den Getauften, und durch uns, die wir an ihm Anteil haben, wie es Paulus sagt. Damit kommt die Frage nach Partizipation, nach Teil-Habe anders in den Blick: Wie kann ein Kirchenverständnis wachsen, das auf der Erfahrung des Teilens, der Teilhabe an Jesus Christus und der Beteiligung aller aufbaut? Für die Tagungsplanung des Symposiums „Praxis Partizipation hieß das: Wie können wir ein Sym-posium gestalten, das wirklich Zusammen-kunft wird, in der wir auch und vor allem mit Christus zusammenkommen, der sich uns mitteilt im gemeinschaftlichen Sprechen und Denken, im anderen, im miteinander geteilten Wort Gottes und im geteilten – auch eucharistischen – Brot? Wie kann die „Veranstaltung für die Teil-Nehmenden zu einer (zumindest anfanghaften) Erfahrung dessen werden, was wir suchen und woran wir arbeiten: Kirche Jesu Christi zu sein?

    Um das zu ermöglichen, war uns wichtig, das gesamte Symposium als einen Prozess mit geistlichen Elementen zu gestalten und für die Teilnehmenden wahrnehmbar zu machen. Wir wollten einerseits, dass alle sich zum gemeinschaftlichen und persönlichen Mitvollzug eines geistlich geprägten Weges eingeladen fühlten und dass dies auch niederschwellig möglich war. Dabei sollte jede/-r selbst entscheiden, ob und wie er ein geistliches Element mitvollziehen wollte.

    Die folgenden spirituellen Elemente hatten wir dafür geplant und umgesetzt:

    – Nach der Anmoderation des Symposiums mit Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und der Selbstvorstellung des Vorbereitungs- und Leitungsteams haben wir dazu eingeladen, sich der Gegenwart Gottes bewusst zu werden. Nach Mt 18,29 (Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind …) können wir uns auf die Zusage verlassen, dass Jesus Christus mitten unter uns ist. Wir arbeiten, denken, sprechen also in seiner Gegenwart, verbunden durch seinen Geist. Zum Zeichen seiner Gegenwart wurde ein Lied gesungen, das dies zum Ausdruck brachte. Währenddessen haben Teilnehmende feierlich die Bibel auf ein mit Blumen geschmücktes Pult gelegt, „inthronisiert", und eine Kerze entzündet. Danach haben wir in einem Gebet unseren Dank für Jesu Gegenwart zum Ausdruck gebracht und um seinen Segen und um seinen Geist für unser gemeinsames Tun gebeten. Mit dem erneuten Singen des Eingangsliedes haben wir diesen ersten Teil abgeschlossen.

    – Die Bibel blieb während der gesamten Zeit des Symposiums sichtbar auf dem Pult präsent und die Kerze brannte immer dann, wenn wir im Plenum zusammen waren.

    – Am Ende des Symposiums haben wir in einer kleinen Abschlussliturgie erneut für die Gegenwart Gottes und für seine Hilfe gedankt. Das Evangelium des Abschlusstages wurde noch einmal im Plenum vorgelesen, nachdem es schon beim morgendlichen Bibel-Teilen in den Kleingruppen vorgelesen worden war. Während des Singens eines Liedes wurde zum Schluss die Bibel vom Pult genommen und die Kerze ausgeblasen.

    – Wenn wir vor den Mahlzeiten im Plenum versammelt waren, haben wir dort miteinander ein Tischgebet gesprochen oder gesungen.

    – Das Programm des ersten Abends endete mit einem Nachtgebet, bei dem gemeinsam gesungen und das Tagesevangelium gelesen wurde. Jede/-r Teilnehmende war danach eingeladen, ein oder zwei Worte oder einen kurzen Satz aus dem Schrifttext laut zu wiederholen und so dem Wort der Schrift seine eigene Stimme und seinen eigenen Klang zu geben.

    – Beide Vormittage des Symposiums begannen nach dem Frühstück mit der Feier des Bibel-Teilens zum jeweiligen Tagesevangelium in 15 Kleingruppen. Dafür waren vor der Tagung 15 erfahrene Teilnehmende angesprochen und gebeten worden, an beiden Tagen auf unterschiedliche Weise eine Feier des Bibel-Teilens anzuleiten. Zur Kleingruppenfindung waren die Namensschilder vorher nach dem Zufallsprinzip mit Buchstaben versehen worden, durch die die Gruppeneinteilung erfolgte. An beiden Tagen blieben die Gruppen dieselben.

    – Der zweite Nachmittag (20. November) endete um 18:00 Uhr mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier im großen Saal des Tagungshauses. Für die 200 Teilnehmenden war die Kapelle des Wilhelm-Kempf-Hauses zu klein. Die Bestuhlung des Saales war während der davor laufenden Workshopphase zu einer Ellipse umgestellt worden. Der eine Brennpunkt der Ellipse wurde vom Ambo gebildet, der andere vom Altar. Die Eröffnung der Eucharistiefeier war als Prozessionsweg gestaltet: Alle Symposiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer versammelten sich im Foyer vor dem Saal (der „Straße" des Wilhelm-Kempf-Hauses). Dort stand ein geschmückter Tisch, darauf eine große Schale mit Wasser. Hier begann die Eucharistiefeier mit einem Taufgedächtnis. Schließlich ist die Taufe die Basis unserer gemeinsamen Feier. Nach dem vom Priester und von der Gottesdienstgemeinde gesprochenen Gebet (siehe Kasten) bekreuzigte oder benetzte sich jede und jeder in Erinnerung an die eigene Taufe mit dem Wasser und betrat den Gottesdienstraum.

    – Im weiteren Verlauf der Eucharistiefeier lud der Priester nach einer kurzen Homilie die Mitfeiernden ein, spontan aus dem Erleben des Kongresses heraus ein kurzes Glaubenszeugnis zu geben.

    Neben diesen spirituellen Elementen hatten wir für den Aspekt eines von Partizipation und kommunikativem Miteinander geprägten Kongresses, der Form und Inhalt zusammenbringen sollte, folgende Elemente geplant, die für sich genommen nicht neu oder ungewöhnlich waren, aber durch ihre Kombination eine Atmosphäre schufen, durch die Beteiligung ermöglicht wurde:

    Im Vorfeld des Symposiums:

    – Nach der ersten Ideensammlung im Rahmen eines Treffens des Nationalteams Kleine Christliche Gemeinschaften/ Lokale Kirchenentwicklung im Jahr 2014 hatten wir über einen breiten E-Mail-Verteiler (Teilnehmende früherer Veranstaltungen und Interessierte) und über die Website www.kcg-net.de dazu eingeladen, an der Planung des Symposiums mitzuwirken und per E-Mail oder über die Kommentarfunktion der Website inhaltliche oder methodische Ideen und Vorschläge einzubringen.

    Beim Symposium selbst:

    – Wir hatten uns dafür entschieden, nur wenige und kompakte Vorträge einzuplanen, denen immer eine längere Austauschrunde in kleinen Murmelgruppen sowie die Möglichkeit zu Fragen bzw. Diskussion folgten.

    – Großen Wert haben wir darauf gelegt, immer wieder Austauschrunden in verschiedenen Gruppengrößen und -konstellationen vorzusehen.

    – Das gesamte Programm wurde von uns im Vorfeld mit „Zwischenräumen" geplant, so dass noch kurzfristige Veränderungen möglich waren. Schon bei der Eröffnung des Symposiums hatten wir die Teilnehmenden dazu eingeladen, uns auch während des Symposiums Anregungen und Feedback zu geben – als eine Möglichkeit der Partizipation an der Gestaltung des Tagungsdesigns.

    – Wichtig war uns, eine Atmosphäre der Gastfreundschaft und des Willkommenseins zu gestalten. Dazu bot das Wilhelm-Kempf-Haus als Tagungshaus gute Möglichkeiten durch den hellen und geräumigen Foyerbereich, in dem ausreichend Stehtische und Sitzgruppen zum informellen Gespräch einluden.

    – Die Pausenzeiten waren relativ großzügig geplant.

    – Das Symposium wurde begleitet von zwei Akteurinnen des Improvisationstheaters „Improzess". Sie sorgten zum einen dafür, dass nicht nur dem Geist, sondern auch dem eigenen Körper, den Sinnen und dem Nachbarn/der Nachbarin Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sodass die Teilnehmenden ganzheitlicher präsent sein und leichter miteinander in Kontakt kommen konnten. Zum andern brachten die Akteurinnen als Prozessbeobachterinnen ihre Sicht der Dinge erfrischend quer-denkend und spielend ein und trugen so zur leichten und fröhlichen Arbeits- und Gesamtatmosphäre des Symposiums bei.

    – Während des gesamten Symposiums waren im Foyer des Tagungshauses große Papiere an Pinnwänden aufgestellt, auf denen die Teilnehmenden Feedback und Anregungen geben konnten, die vom Leitungsteam regelmäßig gelesen und in die Prozessplanung einbezogen wurden.

    – Das gemeinsame Singen zu Beginn und am Ende einiger Plenumsphasen sowie die erste Abendeinheit, „Auch mal den Mund aufmachen … Partizipation und Leitung musikalisch", sollten über das Wort hinaus Verbindungen schaffen und das Ins-Gespräch-Kommen erleichtern.

    – Wie schon erwähnt, wurde für die Eucharistiefeier die Sitzordnung im Plenumssaal von der gewohnten Reihenbestuhlung mit Ausrichtung zur Stirnseite zu einer Ellipse verändert, sodass sich die Teilnehmenden auf zwei Seiten gegenübersaßen und gemeinsam auf die beiden Brennpunkte der Ellipse schauen konnten. Diese Sitzordnung wurde für den Abend (mit „Kirchenkabarett") und für den folgenden Vormittag zur gemeinsamen Ergebnissicherung und Auswertung des Symposiums beibehalten.

    – Diese gemeinsame Ergebnissicherung haben wir methodisch als „Fischbowl" gestaltet. Im Innern der durch die Bestuhlung gebildeten Ellipse wurde ein Kreis mit 6 Stühlen gestellt, von denen anfangs vier von einem Moderator, dem Tagungsbeobachter und zwei dazu eingeladenen Teilnehmenden besetzt waren. Wer von den Teilnehmenden aus dem Plenum etwas beitragen wollte, konnte sich in diesen Kreis setzen und seinen Beitrag einbringen. Alle, außer der Moderation, konnten auch wieder aufstehen und Platz für andere machen.

    Nach dem Symposium:

    – Über die E-Learning-Plattform „missioXchange" von missio in Aachen wollten wir den Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, Fragen in einem geschützten und nur für die Teilnehmenden des Symposiums zugänglichen virtuellen Raum weiterzudiskutieren, die im Verlauf des Symposiums entstanden waren.

    Was ist gelungen, was nicht ?

    Bei der Umsetzung unserer Pläne haben wir viele gute Erfahrungen gemacht, sind aber auch an Grenzen gestoßen. Manche dieser Grenzen sind durch das Format „Symposium" gesetzt, manche durch die Teilnehmenden, andere durch die Referent/inn/en beziehungsweise Workshopleitenden. Andere Begrenzungen ergaben sich in der Umsetzung des Programms, wenn wir merkten, dass wir bei der Planung Dinge unter- beziehungsweise überschätzt hatten.

    Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigten, dass einzelne Aspekte (Länge der Vorträge, Pausenzeiten, Workshopgestaltung …) unterschiedlich wahrgenommen und bewertet wurden. Nach Auswertung der Rückmeldungen und nach unseren eigenen Beobachtungen scheint Folgendes gelungen zu sein:

    – Die Atmosphäre während des Symposiums wurde als sehr gut, offen und fröhlich erlebt. Für viele war das Symposium eine intensive Erfahrung von kirchlicher Gemeinschaft und des Gemeinsam-Kirche-Seins. Viele Menschen kamen miteinander ins Gespräch, verstärkten bestehende und knüpften neue Beziehungen.

    – Das gemeinsame Beten, Bibel-Teilen und die weiteren liturgischen Feiern wurden als stimmiger Teil des Gesamten mit der Möglichkeit zur Partizipation empfunden.

    – Die Beiträge und Interventionen des Improvisationstheaters Improzess haben eine Vielfalt an Wahrnehmungsmöglichkeiten angeboten, sie haben zur Interaktion angeregt und wurden als sehr wichtig und förderlich empfunden.

    – Mit der Gestaltung des letzten Vormittags im Plenum in der Form des „Fischbowl" wurden die thematische Fokussierung und die Ergebnissicherung in die Hände der Teilnehmenden gelegt.

    – Viele Teilnehmende empfanden die von uns als Organisatoren vorbereiteten Elemente als der Thematik „Partizipation" angemessen und als deren anschauliche Realisierung.

    Nicht (gut) gelungen ist aus unserer Sicht:

    – Die Einladung, sich per E-Mail oder Websitekommentar mit Ideen und Vorschlägen an der Planung des Symposiums zu beteiligen, wurde nur von einer einzigen Person angenommen.

    – Bei der Referentin Estela Padilla hat die Übersetzung ihres Vortrages mehr Zeit als gedacht beansprucht. Dadurch verkürzte sich die Austauschzeit im Plenum sehr.

    – In einigen Workshops war der Bedarf an Informationen so hoch, dass der Vortrag des Workshopleitenden einen Großteil der Zeit einnahm. Workshops, die primär im Vortragsstil durchgeführt wurden, wurden zwar als informativ und anregend, aber als zu wenig partizipativ empfunden.

    – Die am Ende des Symposiums angebotene Möglichkeit, Fragen auf einer Internet-Plattform weiterzudiskutieren, wurde nicht genutzt. Die Tafeln für Vorschläge von Diskussionsthemen blieben – bis auf einen Themenvorschlag – leer und auch an dieser Diskussion hat sich anschließend niemand beteiligt.

    Fazit:

    Eine Lernerfahrung, die wir gemacht haben, ist ebenso zentral wie trivial: Partizipation findet nur statt, wenn Menschen auch partizipieren wollen und wenn sie darauf eingestellt sind. Wer „nur aufnehmend partizipieren möchte, wird das tun – und muss das auch tun dürfen. Partizipation kennt unterschiedliche Formen und unterschiedliche Intensitätsgrade. Über die Intensität oder Qualität können und dürfen wir nicht urteilen. Teilhabe und Teilnahme werden unterschiedlich erlebt und gelebt. Ein Zwang, bestimmte Partizipationsformen zu nutzen, ist kontraproduktiv. Andererseits ist Partizipation auch ein Gemeinschaftsgeschehen. Wenn jede/-r sich darauf beschränkt, „aufnehmend teilzunehmen, geschieht wenig auf der Beziehungsebene und es wird kaum das Potential einer Gruppe erfahrbar. Wir sind davon überzeugt, dass die meisten Menschen Teil einer jeweiligen Gemeinschaft oder „community" sein wollen – ob im Gottesdienst oder auf einem wissenschaftlichen Kongress. Planer von Veranstaltungen, die partizipativ angelegt sein sollen, müssen daher den Raum und die (technischen, zeitlichen, organisatorischen …) Möglichkeiten schaffen, dass die Teilnehmenden sich wirklich teil-nehmend und teil-gebend verhalten können. Da ist Phantasie gefragt – bei Symposien wie im kirchlichen Leben generell.

    Die (technische) Form der Partizipation muss der Gruppe entsprechen. Hauptamtliche Theologen aus dem gemeindlichen Kontext mit einem knappen Zeitbudget und einem Durchschnittsalter von 50–60 Jahren haben – so unsere Erfahrung – kaum die von uns angebotenen internet-gestützten Beteiligungsformen angenommen. Es ist möglich, dass wir nicht die passenden Interaktionsformen der neuen Medien für die Teilnehmenden gefunden haben. Möglich ist aber auch, dass die hier vertretene Zielgruppe entweder nicht im notwendigen Maße internetaffin ist (es ist nicht ihr Medium) oder dass sie nicht genügend Profit für sich darin sieht, etwas von ihrer knappen Zeit konkret in dieses Projekt zu investieren.

    Partizipationsformen, die Beziehungsaufnahme fördern und positive Erfahrungen als Gruppe ermöglichen, werden gern wahrgenommen – auch wenn es sich um ungewohnte Formen handelt und besonders, wenn es fröhlich zugeht.

    Zum Schluss sei noch ein Punkt erwähnt, der auf dem Symposium lebhaft diskutiert wurde: Es ging um die Anwesenheit – oder hier besser Abwesenheit – von kirchlichen Leitungsverantwortlichen. Sie war ursprünglich anders geplant gewesen; die relativ kurzfristige Terminänderung des nun zeitgleich stattfindenden Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe in Rom verhinderte – anders als bei den Vorgängersymposien – die Teilnahme der eingeladenen Bischöfe. Leitung und Partizipation sind zwei Brennpunkte einer Ellipse. Sie sind einander zugeordnet und bedürfen einander. Was geschieht, wenn Leitungsverantwortliche fehlen, während sich „die Geleiteten über Partizipation unterhalten? Das Fehlen von „Leitung, konkret: von Bischöfen, wurde in verschiedenen Varianten thematisiert: „Bischöfen ist zu wünschen, dass sie häufiger selbst einmal eine so positive Erfahrung von Kirche, wie sie beim Symposium zu erleben war, machen. „Die Bischöfe haben Pech gehabt, dass sie nicht dabei waren … „Natürlich ist die Anwesenheit eines Bischofs ein Zeichen der Wertschätzung. Aber sind wir und das, was wir diskutieren, nur wichtig, wenn Leitung dabei ist?"

    Richtig ist, dass Partizipation in einem kirchlichen Kontext in der zweipoligen Ellipse des Leitungsamtes und aller Getauften ausgehandelt, ausprobiert, vielleicht erkämpft, am Evangelium gemessen, aus dem Glauben heraus entwickelt und auf jeden Fall als Kirche gemeinsam gelebt werden muss.

    Partizipation, Teil-haben und Teil-geben sind für uns Grundvollzug von Kirche, weil es Nachvollzug des Christusgeschehens ist: Hineingenommensein in das trinitarische Leben und Sein Gottes.

    1 Die Beiträge dieses Symposiums sind erschienen in: Christian Hennecke (Hg.), Kleine Christliche Gemeinschaften verstehen – Ein Weg, Kirche mit den Menschen zu sein, Würzburg 2009.

    2 Die Beiträge dieses Symposiums sind erschienen in: Christian Hennecke/ Mechthild Samson-Ohlendorf (Hg.), Rückkehr der Verantwortung – Kleine Christliche Gemeinschaften als Kirche in der Nähe, Würzburg 2011.

    3 Die Beiträge dieses Symposiums sind erschienen in: Christian Hennecke/ Dieter Tewes/Gabriele Viecens (Hg.), Kirche geht … Die Dynamik lokaler Kirchenentwicklung, Würzburg 2013.

    4 vgl. z. B. LG 9–17.

    Taufgedächtnis zu Beginn

    der Eucharistiefeier

    Zu Beginn der gemeinsamen Eucharistiefeier während des Symposiums am Freitag, 20. November 2015, stand ein Taufgedächtnis, das hier dokumentiert wird .

    Die Gottesdienstgemeinde versammelt sich im Foyer, das den Vorraum des Saales bildet, in dem die Eucharistie gefeiert wird. Dort stehen eine große Schale mit Wasser und eine Osterkerze, an der später alle vorbeigehen, bevor sie den Gottesdienstraum betreten.

    Der Priester geht zur Wasserschale und lädt mit folgenden Worten zum Taufgedächtnis ein⁵:

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