Transfer
Von Terry M. West
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Über dieses E-Book
Seid darauf gefasst, gar nicht mehr aufzuhören zu schreien! Howie Payne und Nick Enlow arbeiten in der Nachtschicht bei Big Carl’s Video-Transfer- und Mediendiensten. Ein komischer AVI-Clip fängt an, jede Nacht in ihrem öffentlichen Laufwerk aufzutauchen. Zunächst gehen Howie und Nick davon aus, dass es sich hierbei um Teile eines Arthaus-Horrorfilms handelt, die ihnen jemand von der Tagesschicht heimlich schickt. Im Laufe der Zeit werden die beiden immer besessener davon, in den Videos etwas Tieferes und Dunkleres zu finden. Der Horrorautor Terry M. West möchte euch den grünen Raum und seinen Hauptbewohner vorstellen, den Schreier. Transfer ist eine neue Novelle absoluten Horrors von Terry M. West.
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Buchvorschau
Transfer - Terry M. West
1.
Die Welt ist eine brennende Müllhalde, Howie
, sagte Nick Enlow, als er den Hauptbearbeitungsraum von Big Carls Video-Transfer- und Mediendiensten betrat.
Howard Payne sah seinen jugendlichen Kollegen an, nachdem er auf die Wanduhr geschaut hatte. Der Junge war schon wieder zu spät. Howard (seine Freunde nannten ihn Howie) war das egal. Wenn Big Carl darauf scheißen konnte, warum sollte er es dann nicht auch tun? Aber seine Augen wanderten jedes Mal zur Uhr, wenn der Junge auftauchte. Pavlovs Howie. Nick betrat Big Carls dunkle Gebärmutter gewöhnlich mit einer Motztirade auf den Lippen. Howie hätte es nerven sollen, aber er fand es meistens eigentlich ganz unterhaltsam. Abgesehen von gelegentlich falsch beschrifteten Heimpornobändern gab es im Schnittloch ansonsten auch nicht viel Unterhaltsames.
Ist das eine plötzliche Offenbarung?
, fragte Howie. Er babysittete gerade ein Band im Beta-Deck, das auf das öffentliche Laufwerk übertragen wurde. Howie betete, dass es nicht gefressen werden würde. Er war nicht in der Stimmung, Klebeband zu spleißen. Es gab ein leichtes Jammern von sich, das sich anhörte, als würde der Riemen am Lademotor des Decks laufen. Er würde es aufbrechen müssen, wenn das Geräusch schlimmer werden würde.
Nick stellte die Tasche mit seinem Essen auf den Tisch und steckte seine Schlüssel ein. Dann stöpselte er sein Ladekabel in sein Handy. „Es ist schlimmer als je zuvor. Wir sind gearscht, Alter. Bald wird es nicht mal mehr möglich sein, ohne einen mit Teflon beschichteten Strahlenanzug rauszugehen, sagte Nick, als er sich schließlich auf seinen Stuhl setzte und seinen Computer weckte. „Diese reichen Wichser terraformieren heimlich einen Planeten.
„Weißt du, ich habe mir unterwegs eine konservative Talkshow angehört. Der Moderator meinte tatsächlich, dass der Klimawandel in Wirklichkeit eine große Verarschung ist, die von einer sozialistischen Kabale angeführt wird, die die Menschheit kontrollieren will", neckte ihn Howie. Er glaubte keinen Moment lang an diese Scheiße, aber er wusste, dass sie Nick unter die Haut gehen würde.
„Verdammt, Howie, sagte Nick. „Hör auf, mich zu verarschen.
„Die Welt da draußen war schon immer voller Angst und Schrecken, Junge. Es hängt über uns allen. Besonders, wenn man jung ist. Man gewöhnt sich daran. Der einzige Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich nicht jedes Mal eine Tüte zum Reinatmen brauchte, wenn ich mir die Nachrichten angesehen habe."
Nick runzelte die Stirn. Er fuhr sich mit der Hand durch sein störrisches, dunkles Haar – ein Haarschopf, um den der immer kahler werdende Howie ihn sehr beneidete. „Du trägst doch dein medizinisches Alarmarmband, stimmt’s, alter Mann? Ich müsste dich mal so für dreißig Sekunden allein lassen, um zu pissen. Und Leute in deinem Alter können ja schon abkratzen, wenn sie nur zu stark niesen" sagte er mit einem kleinen verschmitzten Lächeln.
Howie lachte und warf das Band aus. Er legte es in den Aufwickler. Er mochte den Jungen. Sie hatten inzwischen seit sechs Monaten zusammengearbeitet. Howie hatte keine Kinder – jedenfalls keine, von denen er wusste (wie er zu scherzen pflegte).
Er war zweimal geschieden. Beim ersten Mal war er Anfang Zwanzig und es lief etwas weniger als ein Jahr. Sie hieß Melissa Ronald. Abgesehen von ihrer bipolaren Persönlichkeitsstörung war sie eine höllisch heiße Blondine, die süchtig nach Diätpillen war. Dass sie ihn im Schlaf hätte umbringen können, machte den Sex nur noch heißer. Er setzte dem Ganzen ein Ende, nachdem er sich die dritte Narbe zugezogen hatte. Bei Dolores Noble war er Ende Dreißig. Diesmal dauerte es elf Jahre. Dolores war ein Fels in der Brandung und ein absoluter Schatz. Er hasste es, sie zu verletzen. Aber sie wollte Kinder und ihr Zeitfenster wurde immer kleiner. Howie wollte keine Kinder. Sie stellte ihm ein Ultimatum und das war’s. Dolores bekam nie ein Kind. Sie gab Howie die Schuld daran, dass ihre biologische Uhr abgelaufen war.
Howie hatte schon immer gewusst, dass er zu sehr von sich selbst eingenommen war, um ein guter Vater zu sein. Aber aus irgendeinem Grund inspirierte Nick, dieser pickelige kleine Sockenficker der er war, so etwas wie einen Anflug väterlicher Gefühle in ihm.
Zunächst hatte Howie in Nick dasselbe gesehen wie in den meisten Jungs in seinem Alter: er war sanft, sensibel und hatte das Gefühl, dass ihm alles zusteht. Aber Nick war scharfsinniger als die meisten. Er konnte genauso gut einstecken, wie er austeilte. Er hatte einen Sinn für Humor, und das war Howie wichtig. Wenn er ein Kind gehabt hätte, von dem er wusste, hätte er es um einiges schlechter treffen können als Nick Enlow.
Howie erinnerte sich an den letzten Jungen, der in Nicks Sitzkissen gefurzt hatte. Der Name dieser Spermaverschwendung wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen. Percy. Perry. Parker. Irgendwie so etwas, obwohl Pussy am besten zu ihm gepasst hätte. Der kleine Vollhonk hatte seine gesamte Zeit bei Big Carl nur damit verbracht, sich zu beschweren. Und zwar auf keine unterhaltsame Weise. Er war ein trübseliges kleines Stück Scheiße mit einem Lippenring, blauen Haaren und diesen beschissenen gedehnten Ohrläppchenringen. Howie hätte seinen Schwanz da durchstecken können.
Ihm fiel ein, dass P-Irgendwas tatsächlich mal gefragt hatte, weshalb Howie der Chef der Nachtschicht war und nicht er. Es mochte ihm schwerfallen, auf den Namen des Jungen zu kommen, aber seine Antwort würde er nie vergessen. Ach du meine