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Des Kindes Ruf: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Des Kindes Ruf: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Des Kindes Ruf: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
eBook47 Seiten37 Minuten

Des Kindes Ruf: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke

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Über dieses E-Book

Eduard Fährmann sitzt wegen Diebstahl und Unterschlagung im Gefängnis. Sein Sohn Paul, der von seiner Mutter vernachlässigt wird, möchte ihn daraus befreien. Doch vor Ort angekommen, wird Paul von einem Wächter angeschossen. Als Eduard Fährmann von dem angeblichen Tod des Jungen erfährt, kann er außer sich vor Kummer fliehen. Doch wohin?
"Des Kindes Ruf" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Aus dunklem Tann" (Band 43 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarl-May-Verlag
Erscheinungsdatum26. Okt. 2020
ISBN9783780213303
Des Kindes Ruf: Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Des Kindes Ruf - Karl May

    Des Kindes Ruf

    Die Nachmittagsschule war aus, und die kleinen acht- bis neunjährigen Abc-Schützen rutschten fröhlich von ihren Bänken, um die unliebsame Gefangenschaft mit der goldenen Freiheit zu vertauschen.

    Der Lehrer hatte sich an die Tür gestellt, um sich die schüchternen Händchen zum Abschied reichen zu lassen.

    „Fährmanns Paul, deine Hand mag ich nicht!", wies er einen strammen, schwarzäugigen Lockenkopf zurück, der ihm mit offenem Lächeln die Finger der ausgespreizten Rechten entgegenstreckte.

    Der Kleine zog die Hand zurück und sah den Lehrer fragend an.

    „Hast du dich heut gewaschen?", fragte ihn dieser.

    „Nein."

    „Gestern auch nicht?"

    „Nein."

    „Wann denn?"

    „Gar nicht."

    „Und gekämmt auch nicht?"

    „Nein."

    Er schüttelte dabei langsam den Kopf und machte eine Miene, die deutlich besagte, dass er sich gar nicht erklären könne, warum irgendjemand gewaschen und gekämmt sein müsse.

    „Sieh einmal deine Finger an, Paul; die kleben ja vor Schmutz; an deine Füße ist der Schlamm gebacken, und in den Haaren hängt Heu und Stroh. Schläfst du denn auch so?"

    „Ja."

    „Im Bett?"

    „Nein."

    „Wo denn?"

    „Im Kuhstall und – und auf dem Heuboden."

    „Was! Der Fährmanns Paul schläft im Kuhstall?"

    Der junge Mann konnte nicht begreifen, warum der reichste Junge im Dorf kein anderes und besseres Lager habe. „Und schau, wie deine Hosen zerrissen sind, und die Jacke auch! So darfst du mir nicht wiederkommen; so bist du ja der echte Struwwelpeter! Sag’s deiner Mutter! Sie soll dich reinlicher in die Schule schicken!"

    Die roten Wangen des Getadelten färbten sich jetzt noch tiefer, und seine hellen Augen wurden feucht. Mit gesenktem Kopf schlich er auf die Straße, wo die anderen sich mit teilnehmender Miene um ihn scharten. Nur einer schien sich über den Verweis zu freuen.

    „Der Fährmanns Paul ist der Struwwelpeter, rief er, „er darf nimmer so in die Schule!

    Im nächsten Augenblick hatte der Beleidigte seine Schiefertafel auf die Erde gelegt, packte den Spötter, warf ihn zu Boden und gab ihm ein paar Ohrfeigen, dass es schallte.

    „Da hast du deinen Lohn, du Galgendieb!, meinter er dann ruhig, indem er seine Habseligkeiten wieder an sich nahm. „Du bist ein Schimpfmaul und darfst nimmer mit uns spielen!

    Der kleine Goliath erhielt weder Abwehr noch Gegenrede, und das hatte seine Gründe. Der Fährmanns Paul war gar hoch angesehen bei seinesgleichen; er fürchtete sich vor keiner Gans und vor keinem Hund; er riss sogar vor keinem Pferd aus, und was das Beste war, er konnte so unbeschreiblich schön spielen und ersann immer neue Dinge, an die selbst der Herr Lehrer gar nie gedacht hätte. Darum war er der Hauptmann von der Löffelgarde, und es gab kein größeres Unglück, als wenn er einem das Mittun verbot.

    Heut ging es gar nicht so lustig wie sonst auf dem Nachhauseweg her. Der Paul war ganz tiefsinnig und gab fast gar keine Antwort auf die Reden seiner Kameraden. Erst am Tor seiner elterlichen Wohnung schien er sich auf das Versäumte zu besinnen.

    „Geht heim, und holt euch euer Vesperbrot, befahl er. „Nachher kommt ihr nach dem Sandloch und bringt die Gewehre mit; wir spielen Räubers!

    Langsam, als sei der Weg ein schwerer für ihn, ging er nach der Stube. Das Gesinde saß beim

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