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Im Einsatz für gefährdete Arten: Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt
Im Einsatz für gefährdete Arten: Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt
Im Einsatz für gefährdete Arten: Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt
eBook847 Seiten7 Stunden

Im Einsatz für gefährdete Arten: Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt

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Über dieses E-Book

Artenschutz

•Wie bedrohte Tierarten weltweit geschützt werden
•Die Rolle unserer Tiergärten im Artenschutz
•Faszinierende Geschichten, tolle Fotos

Der Tierpark Schönbrunn beteiligt sich weltweit an einer ganzen Reihe von Artenschutzprogrammen: Elefanten in Sri Lanka, Eisbären in Kanada, Meeresschildkröten in der Türkei, Wolf und Bär in Bulgarien, Schimpansen in Tansania und Gorillas in Ruanda, Süßwasserschildkröten in Bangladesch und Orang-Utans auf Borneo. Weitere Projekte widmen sich Felsenpinguinen, Afrikanischen Elefanten, Bartgeiern, dem Waldrapp, der arabischen Oryxantilope, dem Habichtskauz, der europäischen Sumpfschildkröte und dem Pandabären.

Alle diese Artenschutzprogramme werden in Bild und Text ausführlich vorgestellt, es gibt Infokästen mit Sachinformationen über jede Tierart und ihre Gefährdung sowie die Bedeutung des Zoos Schönbrunn für das Artenschutzprojekt.

Geschichten, Anekdoten und Berichte über die Arbeit der österreichischen und der heimischen Zoologen lockern das Buch auf. Auch Probleme werden geschildert, etwa wenn es zu Konflikten zwischen Eisbären oder Elefanten mit der örtlichen Bevölkerung kommt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum28. Aug. 2019
ISBN9783702018429
Im Einsatz für gefährdete Arten: Vom Tiergarten Schönbrunn um die ganze Welt

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    Buchvorschau

    Im Einsatz für gefährdete Arten - Gaby Schwammer

    machen.

    Einleitung

    von den Autoren

    Mit Tieren leben, für Tiere leben – vor allem aber für gefährdete Tierarten arbeiten und kämpfen, das beschreibt in Kurzfassung Hintergrund, Inhalt und Philosophie unseres bisherigen Lebens, das vollgestopft ist mit intensiver Arbeit und angereichert mit unvergesslichen Erlebnissen, beeindruckenden Reisen, außergewöhnlichen Abenteuern und Ereignissen – von all dem wir heute nichts, aber auch schon gar nichts missen möchten!

    Beide als Kinder auf dem Land mit Tieren aufgewachsen – früh erfahrend, dass Milch nicht aus dem Einkaufsladen kommt –, war ein wesentlicher Start für ein hohes Umweltbewusstsein und die Bemühungen für einen nachhaltigem Schutz von Natur und Tier. Humanistische Erziehung durch ein liebevolles Elternhaus und ein profundes Allgemeinwissen durch eine strukturierte Schulausbildung ermöglichten zudem eine offene Weltanschauung und eine unstillbare Neugier für die weite Welt!

    Eigentlich war bereits in der Jugendzeit alles intensiv verbunden mit Natur, Tieren und Pflanzen, wobei Haltung und Pflege schon frühzeitig eine große Rolle spielten. Hunde, Katzen, Hühner und Kühe waren die Begleiter aus frühester Kindheit, doch mit der Zeit gesellten sich noch Kaninchen, Eidechsen, Schlangen und jedwedes andere Getier hinzu. In der Studentenzeit waren es auch Dohlen, Käuze, Laborratten, Chinchillas und eine Frettchenzucht.

    Die erste gemeinsame große Reise führte uns 1978 als Zoologie-Studenten in die Rocky Mountains zu Gabys Verwandten und durch die Universität Colorado Boulder wurde uns die Arbeit mit Prärie- und Zwerg-Klapperschlangen ermöglicht, die später in unseren Forschungsterrarien in Wien sogar für Nachwuchs sorgten. Bereits damals galt unser Interesse den Wildtieren in menschlicher Obhut, weshalb wir während dieser Reise auch den Kontakt zu Zoologischen Gärten suchten. Unter anderem ermöglichte uns der damalige Direktor Clayton F. Freyheit vom Zoo in Denver einen interessanten Blick hinter die Kulissen. Er war es auch, der uns über seinen Kurator für Reptilien, Charles W. Radcliffe, den Kontakt zur Boulder-Universität herstellte. Bei einer Spezialführung erhielten wir nicht nur Informationen aus erster Hand, sondern es wurde uns auch ein Blick hinter die Zoo-Kulissen ermöglicht – nicht ahnend, dass wir beide einige Jahre später in einem Zoo tätig sein würden.

    Das Abenteuer hatte für uns als Studenten damals längst begonnen – vielfältig waren die Pläne, genauso wie deren Umsetzung! Mit wenig Geld, aber starkem Willen gelang es in den 1980er-Jahren irgendwie, ein kleines Boot mit Außenbordmotor anzuschaffen, und so starteten wir – neben dem Zoologiestudium – in der Kvarner-Bucht im damaligen Jugoslawien ein Monitoring der Entwicklung von drei Möwen- und zwei Gänsegeier-Kolonien, die durch den menschlichen Einfluss nach wie vor in ihrem Bestand gefährdet sind.

    Damit begann unser Einsatz und die Arbeit mit und für bedrohte Tierarten und dies sollte uns unser weiteres Leben beschäftigen. Neben den Vogel-Kolonien kartierten wir auf der Insel Krk und den umliegenden Inseln in der oberen Adria das Vorkommen von Amphibien und Reptilien, untersuchten das Auftreten der Webspinnen – der „Schwarzen Witwe" –, wir arbeiteten wissenschaftlich an einer Krankheit der Irregulären Seeigel und untersuchten die Schädigung an Gelben Hornkorallen durch Eutrophierung des Mittelmeeres zwischen den Toskanischen Inseln und Sizilien.

    Damit verbunden war auch der Start unserer Taucher-Karrieren. Gaby baute eine eigene professionelle Tauchschule auf und war darüber hinaus in den frühen 1990er-Jahren am PADI European College in Cannes in der Ausbildung und Schulung von Tauchlehrern im Einsatz, darunter auch mit weiterführenden Spezialkursen für Interessierte zum Thema Biologie.

    Gaby bei der Ausbildung von Tauchschülern

    © Fotoarchiv Schwammer

    Harald beim wissenschaftlichen Taucheinsatz für die Entnahme von Bodenproben in der Donau bei starker Strömung von 2,5 m/sek.

    Ein für uns mehr als prägendes und interessantes Projekt umfasste die Gründung, Führung und Organisation unserer biologischen Station in Baska auf der Insel Krk im Zeitraum von 1986–1989. Schon bald kam ein zweites größeres und vor allem sturmfestes Boot für bis zu 15 Personen inkl. kompletter Tauchausrüstung hinzu, ein ausgedientes großes Militär-Schlauchboot mit einem 50 PS starken Außenbordmotor, womit wir nun auch bei oft kräftiger Bora, einem stark wehenden kalten und vor allem böigen Fallwind, gut ausgestattet waren.

    Unglaublich und faszinierend zugleich war für uns, mit welcher Begeisterung unsere kleine private biologische Station angenommen wurde. So gab es neben unseren eigenen Exkursionen vom Biologiezentrum auch Lehrveranstaltungen der Universitäten für Bodenkultur und der Allgemeinen Biologie der Medizinischen Fakultät in Wien wie auch der Universitäten Graz und Salzburg. Zu unserer großen Freude nutzten auch Kollegen von den Universitäten in Ljubljana und Zagreb unsere Station gerne für ihre Exkursionen und Forschungstätigkeiten ebenso wie Freunde und Kollegen vom Naturhistorischen Museum in Wien.

    1988 gründeten wir die ARDB (Association of Research Diving Biologists) und bildeten Forschungstaucher an der Wiener Universität aus, mit einer Zweigstelle an der Stuttgarter Universität. Ziel dieser Gruppierung aus Limnologen, Meeresbiologen, Geologen, Medizinern und interessierten Sporttauchern war es, für wissenschaftliche Untersuchungen effektive Datenerhebungen anzubieten bzw. weiterzuentwickeln.

    Unsere Ambitionen, andere Menschen ebenso für den Schutz von Natur, Tier und Umwelt zu begeistern, hatten schon immer einen besonders hohen Stellenwert. Als eine der ersten Tauchlehrer in Österreich engagierten wir uns intensiv dafür, Sporttaucher darauf zu trainieren, ihr Hobby möglichst umweltbewusst und -schonend auszuüben, z. B. die Korallen im Meer beim Fotografieren nicht zu beschädigen oder das Bodensubstrat im Süßwasser nicht durch Unachtsamkeit aufzuwühlen oder gar Fisch-Laichplätze zu belasten und vieles andere mehr – Respekt vor der Natur auch unter Wasser. Diese wichtige Lehrtätigkeit wurde von Harald in der Arbeit im Österreichischen Tauchsportverband mit der Kommissionsleitung für Umwelt (1991–2008) und später in der aktiven Präsidentschaft dieses Dachverbandes (2008–2011) weitergeführt.

    Tiere in freier Wildbahn waren ebenso wie Tiere in Menschenhand dennoch immer unser zentrales Arbeitsthema. Mit der Anstellung als Leiterin der Zooschule im Tiergarten Schönbrunn im Jahre 1983 konnte Gaby die Zoopädagogische Abteilung im Wiener Zoo aufbauen, wobei ihr von Beginn an die Förderung des Naturschutzgedankens und das Schaffen eines erhöhten Natur- und Umweltbewusstseins bei sämtlichen zoopädagogischen Angeboten ein großes Anliegen war und ist. Schon als Zoologie- und Botanik-Studentin arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Naturhistorischen Museum in Wien in den Abteilungen für Fisch- und Insektenkunde sowie Herpetologie, am Institut für den wissenschaftlichen Film und als pädagogische Betreuerin bei Ferienveranstaltungen im Tiergarten Schönbrunn. Von 1986–1993 war sie neben ihrer Tätigkeit im Tiergarten Schönbrunn für den praktischen Unterricht der Tierpfleger-Lehrlinge aus Wien, Niederösterreich und Burgenland verantwortlich.

    Als Universitätsangestellter am Zoologischen Institut der Universität Wien veranstaltete Harald tiergartenbiologische Vorlesungen und Exkursionen. Bereits während seiner Studienzeit, wo er im Tiergarten Schönbrunn über mehrere Jahre hinweg als Ferial-Tierpfleger arbeitete, aber auch während seiner Forschungsarbeit über Orang-Utans in vielen europäischen und einigen amerikanischen Zoos konnte er wichtige Kenntnisse in der Tierhaltung von Grund auf lernen ebenso wie die Techniken der Tierpräparation. Viele Jahre später entwickelte sich daraus die Berufsschullehrer-Tätigkeit für Tierpfleger und Tierpräparatoren.

    Helmut Pechlaner, der 1992 die Geschäftsführung der privatisierten Schönbrunner Tiergarten GmbH übernommen hat, warb Harald 1993 von der Universität ab, wonach er im Tiergarten zunächst als Kurator für Bau und Forschung zuständig war und als Stellvertretender Direktor und zoologischer Leiter nach wie vor im Einsatz ist. Die allerersten Aufgaben damals waren die Zoologische Planung vieler neuer Tieranlagen, wie z. B. für Elefanten, Großkatzen etc., und der Aufbau von Forschungsarbeiten. Helmut hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Wiener Zoo zu einer modernen Institution mit Schwerpunkt Engagement für Artenschutz aufzubauen, also genau unser Lieblingsthema.

    Als Visionär bewahrte Helmut Pechlaner nicht nur den Tiergarten Schönbrunn vor seinem Niedergang, sondern machte den ältesten Zoo zum Erfolgszoo Europas. Der Öffentlichkeit war er als Direktor des Alpenzoos Innsbruck und durch die beliebten Fernseh-Sendungen „Universum" im ORF bekannt, wo er die Gefährdung von Natur und selektiv spezifischen Tierarten dokumentierte, deren Überleben bedroht ist. Diese erfolgreichen Tier-Dokumentationen multiplizierten noch den Erfolg von Helmuts Zoo-Wiederaufbau. Mit seinem Team entwickelte sich der Tiergarten Schönbrunn immer mehr zum Herzeige-Zoo und durch hervorragende Zuchterfolge auch zum internationalen Kompetenzzentrum für Tierhaltung, Artenschutz, aber auch Edukation und Volksbildung. Das war auch der Zeitpunkt, wo zahlreiche Aktivitäten in der Unterstützung und im Aufbau von Artenschutzprojekten in freier Wildbahn von Wien aus gestartet werden konnten. Und so wurden wir auf Mission geschickt, um Projekte vor Ort zu überprüfen, aber auch neue zu diskutieren und zu starten.

    Schon als Studenten waren wir nicht nur in ganz Europa unterwegs, sondern haben weltweit in zahlreichen Ländern Natur und Kultur in Nahost, Nordafrika und USA kennengelernt. Doch vervielfachten sich damals durch Helmut nun auch die Möglichkeiten, viele Zoos auf allen Kontinenten zu besuchen und auch in exponierte Regionen und Lebensräume zu kommen, um Tiere in der freien Wildbahn beobachten zu können, viel Neues zu lernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln – und nicht zuletzt internationale Kontakte zu knüpfen!

    Zahlreichen Nachwuchs gibt es auch bei unseren Bergschafen in Niederösterreich.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Schon vor dieser Zeit gab es interessante und herausragende Personen, denen wir begegnet sind – im Studium oder auf unseren privaten Reisen – und die als unsere Lehrer fungierten, wie die Wiener Universitätsprofessoren Rupert Riedl (Meeresbiologe), Wilhelm Kühnelt (Ökologe) und allen voran natürlich Friedrich Schaller, viele Jahre Vorstand vom Institut für Zoologie, Mentor für diverse unserer wissenschaftlichen Projekte und schließlich Dissertationsbetreuer von Harald bei seiner Arbeit über das Verhalten von Orang-Utans in Zoologischen Gärten. Er war es auch, der unsere ersten wissenschaftlichen Filmprojekte über das Verhalten von Orang-Utans und die artspezifische Nahrungsaufnahme von Jungtieren des Löffelstöres ermöglichte. Natürlich gehören wir auch noch zu der Generation Zoologen, die mit Konrad Lorenz faszinierende und endlose philosophische Gespräche miterleben durften und die höchst-aktiv bei der Besetzung der Hainburger Au 1984 für den Erhalt dieses besonderen Lebensraum-Juwels vor den Toren Wiens mit vollem Einsatz mitwirkten.

    Andere wiederum, wie Bernhard Grzimek, Jane Goodall, Dian Fossey, Birute Galdikas, Richard Leakey, Robert Buchanan, Otto König und Hans und Lotte Hass, lernten wir auf Tagungen oder im Zuge von Projekten persönlich kennen. Durch unsere Arbeit im Tiergarten Schönbrunn kamen viele weitere in aller Welt dazu, wie z. B. Cynthia Moss, Iain Douglas und Oria Hamilton – um nur einige zu nennen. Sie alle waren es, die uns inspirierten und uns lehrten, niemals aufzugeben – auch wenn es noch so viele Hindernisse und Personen gibt, die einem ausschließlich klar machen wollen, wie etwas nicht gehen kann! Lösungen von Problemen muss man immer selbst finden und erarbeiten. Mit vielen von ihnen entwickelte sich in den Folgejahren eine ehrliche und aufrichtige Freundschaft, wobei mit Jane Goodall und Iain Douglas-Hamilton uns wohl die engste und längst andauernde verbindet.

    Es folgten viele Studenten-Generationen, die wir nun seit 1984 bei zahlreichen Universitätslehrtätigkeiten mit Vorlesungen, Seminaren und Exkursionen, im Tiergarten Schönbrunn, aber auch im Freiland lehrten und unterrichteten, um schließlich zu erkennen, dass man selbst dabei nie auslernt! Durch Lehraufträge zum Thema Elefanten-Management an verschiedenen Universitäten in Kerala (Trissur), Thailand (Bangkok) und Sri Lanka (Kandy) entstanden weitere Kontakte.

    Neben dem Interesse und dem Schutz bedrohter Wildtierarten gilt unser Engagement aber auch dem Erhalt und Fortbestand heimischer gefährdeter Haustierrassen. Ab Mitte der 1990er-Jahre widmeten wir uns über 15 Jahre lang der erfolgreichen Nachzucht unserer eigenen Noriker-Pferde, einer Kaltblutpferderasse, die seit 1575 in Reinzucht erhalten ist, und einer weiteren gefährdeten Haustierrasse, den Tiroler Steinschafen, deren Bestand in den 1950er-Jahren stark zurückgegangen ist.

    Unterwegs auf dem Schneeberg

    © Fotoarchiv Schwammer

    Zu unserer kleinen, aber feinen privaten Tierhaltung zählte damals auch eine 7-köpfige Lama-Gruppe, mit der wir Lama-Trekking in unserem Heimatort, aber auch über mehrere Jahre hindurch auf dem Schneeberg bis über 2.000 m Seehöhe veranstalteten. Damit ist es uns gelungen, vielen Menschen einen außergewöhnlichen Tierkontakt in der wunderschönen Bergwelt zu ermöglichen.

    Bezüglich Lehre wurde bisher ein weiter Bogen gespannt und so kommen neben den Tauchschülern in Gabys Tauchschule weitere Personengruppen durch ihre komplexen Bildungsprojekte in den Colleges Sri Lankas hinzu, wo eine gewisse Bewusstseinsbildung im Sinne eines nachhaltigen Artenschutzgedankens verankert werden konnte.

    Viele weitere projektbezogene Fortbildungskurse, beginnend über Giftige und Gefährliche Tiere für Amtstierärzte, Zollbehörde, Polizei und UNO-Soldaten, aber auch Elefantentrainings-Workshops und Zoomanagement-Kurse, wie die von der WAZA beauftragten Workshops in Sri Lanka, richten sich weltweit an Zoologen, Tiergartenbiologen, Zoopädagogen, Freilandforscher, Wildlife Ranger, Mahouts und Tierpfleger und daraus ergaben sich ebenfalls langjährige Freundschaften.

    Immer wieder aber finden wir neben all diesen kompakten Projekten Zeit, um als Reiseleiter auf Abenteuer- oder Studienreisen gemeinsam mit Tierfreunden die entlegensten Regionen dieser Welt, inklusive Antarktis und Arktis, zu besuchen und Mitreisende für die Natur pur zu begeistern. Seit dem Jahr 2000 ist das Wiener Reisebüro Windrose unter der Leitung von Birgit Pigard und heute als WFT Reiseservice unter Ursula Grafeneder mit ihren Teams verlässlicher Organisator unserer exklusiv zusammengestellten Naturreisen. Silversea ist unser bewährter Expedtions-Kreuszfahrtschiff-Partner. Im Mittelpunkt steht die Wissensvermittlung über die vielen außergewöhnlichen biologischen Leistungen im Tierreich – eine Tätigkeit, die wir seit über 20 Jahren mit großer Faszination ausüben. Auch aus diesem Kreis entwickelten sich zahlreiche neue Freundschaften – mit Schiffskapitänen, Nautikern, Lektoren auf Expeditions-Kreuzfahrtschiffen, Wildlife Rangern und Guides.

    Mit unglaublich vielen dieser Wegbegleiter, Lehrer oder Schüler aus unserem vielfältigen Netzwerk sind wir in ständigem Kontakt geblieben, was allerdings erst durch die moderne Technik, wie z. B. das Internet und seine Social-Media-Kanäle, in dieser Intensität möglich ist. So gehen bei uns rund um die Uhr Nachrichten ein, zuweilen sehr gehäuft aufgrund der hohen Anzahl – zugegeben, das bedeutet manchmal einen hohen Zeitaufwand und ist äußerst anstrengend zugleich, gilt es Informationen oder wichtige Anfragen ja schnellstmöglich abzuarbeiten. So erhalten wir Informationen aus erster Hand zum Beispiel von einem aufgefundenen Elefanten-Kadaver in Sri Lanka oder von einer neu gesichteten Adélie-Pinguin-Kolonie in der Antarktis oder es gibt spezifische Anfragen zur Tierhaltung aus den USA u. v. a. m.

    Seit 2007 leitet Dagmar Schratter, die Nachfolgerin von Helmut Pechlaner, den Tiergarten Schönbrunn und hat diesen in der Folge zeitgemäß ständig weiterentwickelt – und dahin gebracht, dass der Wiener Zoo heute nachhaltig und auf hohem Niveau wirtschaften kann und mehr denn je zuvor seine internationale Kompetenz verstärkt hat. Artenschutz steht mit Dagmar auch heute ganz oben im Aktivitätspotential des Tiergartens, so wurde eine eigene Kuratorenstelle für Artenschutz mit Mag. Regina Kramer geschaffen und das Betreuungpotential für externe Schutzprojekte erweitert.

    Lama-Trekking im Heimatdorf Landschach

    © Fotoarchiv Schwammer

    Als zoologischer Reiseleiter in der Südsee

    © Fotoarchiv Schwammer

    Das gesamte Tiergarten-Team arbeitet erfolgreich zum Thema Artenschutz und die Vielfalt der Themen wächst ständig. Besonders im Bereich von Anton Weissenbacher, dem Abteilungsleiter des Aquarium, Terrarium und Regenwaldhauses, gibt es eine unglaublich hohe Erfolgsrate an Erstnachzuchten und einen Populationsaufbau äußerst gefährdeter Tierarten.

    Von vielen Reptilienarten, die nur eine geringe Verbreitung haben, gibt es überhaupt nur noch wenige Individuen, aber auch Arten, die extrem gefährdet sind. Dazu zählen die Batagur-Fluss-Schildkröte (Batagur baska), die Plattechse (Platysaurus broadley), die Südamerikanische Schlammschildkröte (Chelida acutirostris), die neben anderen Tieren im Tiergarten Schönbrunn zur Welt-Erstnachzucht gebracht werden konnten. Auch beim Kleinen Antillen Leguan (Iguana delicatissima) oder dem Fidschi Leguan (Brachylophus fasciatus) ist es gelungen, eine erfolgreiche Nachzucht aufzubauen.

    Daneben gibt es zahlreiche Tierarten, die nicht spektakulär aussehen – manche davon erscheinen sogar ganz unscheinbar. Dazu zählen viele Arten der Zahnkärpflinge, kleine Süßwasserfische aus den verschiedensten Regionen, die eine äußerst geringe Verbreitung haben. Einige davon kommen weltweit nur in einer einzigen Oase vor, als lebende Überreste aus einer Zeit, wo völlig andere Vegetationsgemeinschaften die heutigen Wüstenareale belebten. Aber auch diese unscheinbaren Fische sind ein wesentlicher ökologischer Bestandteil – verschwinden sie aus einer Oase, so ist die Art unwiederbringlich ausgestorben. Einer davon ist der Azraq-Kärpfling (Aphanius sirhani), der in einer Oase in Azraq, östlich von Amman in Jordanien lebt. Kurz bevor diese Spezies aufgrund Verschmutzung der Oase verschwand, gelang es, diese Tierart im Tiergarten Schönbrunn und der Universität Wien erfolgreich zu züchten. Ein Projekt gemeinsam mit der Royal Society for the Conservation of Nature (RSCN) in Jordanien ermöglichte die Renaturierung der Oase, der Kärpfling wurde wieder angesiedelt und gilt heute als gerettet.

    Artenschutz in fremden Ländern ist grundsätzlich sehr sensibel zu betrachten. Keinesfalls dürfen weder Kultur und Tradition noch Spiritismus und Glaube der lokalen Bevölkerung unterschätzt oder gar missachtet werden. Nur wenn man das Gedankengut aufnimmt und versucht, nachhaltig zu helfen, kann Artenschutz erfolgreich sein – und zwar ohne den geringsten kolonialistischen Anspruch.

    Tierschutz ist in den letzten 10 Jahren bei vielen NGOs zu einem großen Geschäft geworden und inzwischen wird damit mehr Geld erwirtschaftet als mit Tierschmuggel. Vor einigen Jahren haben wir recherchiert, wie viele Tierschutz-Organisationen für das Elefanten-Waisenhaus Pinnawala per Internet Geld sammeln – es waren 16 NGOs, die das 12 Monate lang jedes Jahr tun. Dazu gehören auch namhafte, weltweit bekannte Organisationen. Wie uns verschiedene Direktoren von Pinnawala allerdings glaubhaft versicherten, kommt kein einziger Dollar davon an! Deshalb gilt es, im Artenschutz mit größter Korrektheit zu arbeiten und jede Investition auch genau zu dokumentieren.

    Mit der Silver Explorer von Silversea als Lektor in Spitzbergen im Einsatz

    © Fotoarchiv Schwammer

    King Coconuts – Erfrischung in den Tropen

    © Fotoarchiv Schwammer

    Für dieses Buch haben wir lange überlegt, welche Projekte wir in den einzelnen Kapiteln vorstellen, und die Auswahl dieser nun vorliegenden Beiträge ist uns alles andere als leicht gefallen, da zum einen die Vielfalt unserer Arbeit, Erlebnisse, Geschichten und deren Fakten so groß ist, zum anderen weil wir tatsächlich über jedes einzelne Artenschutzprojekt ein eigenes Buch füllen könnten.

    Unsere Verbundenheit zu diesen Projekten ist unterschiedlich. So agierte der Verein der Freunde des Schönbrunner Tiergartens seit 1992 als „Tochter-Institution des Wiener Tiergartens und finanzierte die ersten Artenschutz-Projekte, wie z. B. das Meeresschildkröten-Projekt, das Eisbärenprogramm etc. Bei anderen Projekten fungierte der Verein als eine Art „Start-up-Hilfe, wie z. B. für die Batagur-Fluss-Schildkröte, eines der heute erfolgreichsten Artenschutz-Programme. Zahlreiche andere wiederum hat der Tiergarten seit vielen Jahren direkt finanziert, wie das Panda-Projekt, wohl die Königsdisziplin in der Wildtierhaltung.

    Schwerpunktthema in diesem Buch sind die Grauen Riesen und so findet sich ein umfangreicher Beitrag über das große Elefantenschutzprojekt in Sri Lanka. Dieses von den beiden Autoren selbst aufgebaute und ausgeführte Artenschutzprojekt wurde primär durch Spenden über den Verein der Freunde und schließlich vom Tiergarten Schönbrunn und privaten Sponsoren finanziert. Es umfasst Elefantenschutz in menschlicher Obhut und in der freien Wildbahn und beinhaltet ein hohes Maß an Edukation und Bildung. Zugleich ist die einheimische Bevölkerung stark eingebunden – das eigentliche Erfolgsrezept und die Notwendigkeit von Freilandprojekten.

    Zusammenfassend mutet unsere Vielfalt an Aktivitäten, Themen, Engagement und damit verbundenen Reisen in all diesen Jahren völlig verrückt an und irgendwie können wir beim Erstellen der einzelnen Beiträge es selbst fast kaum fassen, was wir bisher alles gemacht haben und erleben durften. Nur eines ist ganz sicher – und das gilt für alle, die im Artenschutz im Einsatz sind: Wir dürfen nicht aufgeben oder im Engagement nachlassen, nur weil erfreulicherweise bereits vieles erreicht werden konnte. Die Bedrohungen unserer Natur und Umwelt gehen weiter und wir sind verpflichtet, die Welt für die nächsten Generationen lebenswert zu erhalten!

    Asiatischer Elefant

    und ASERC Austrian Sri Lankan Elephant Research and Conservation Project

    © Fotoarchiv Schwammer

    Der Asiatische Elefant gilt als einer der meist gefährdeten Großsäuger der Welt. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch rund 160.000 Exemplare, heute ist er mit weniger als 35.000 Tieren in seinem Bestand „stark gefährdet". 15.000 dieser Elefanten leben weder in der Wildnis noch in Naturreservaten, sondern als Arbeitselefanten in menschlicher Obhut. Das ist nur ein Zehntel der Population des Afrikanischen Elefanten. Ist Elfenbein-Wilderei die Hauptbedrohung des Afrikanischen Elefanten, so ist es für den Asiatischen Elefanten der Lebensraumverlust durch den Druck der menschlichen Bevölkerung. Elefanten waren für Menschen schon immer etwas Mystisches und Faszinierendes. Sie spielen deshalb im Laufe der menschlichen Kulturgeschichte als Symboltiere, aber auch als Arbeitstiere eine bedeutende Rolle. Auf Sri Lanka lebt eine Unterart des Asiatischen Elefanten (Elephas maximus maximus), die eine enorme kulturelle und religiöse Bedeutung für Buddhisten hat. So findet zum Beispiel in der alten Königsstadt Kandy jedes Jahr im Juli oder August zur Zeit des Esala-Vollmonds ein religiöses Fest zu Ehren des Zahns des Buddhas statt. Bei der großen Prozession, bekannt als Esala Perahera, werden Elefanten in prächtige, handbestickte Kostüme gehüllt und einer der großen Elefantenbullen trägt auf dem Rücken den Schrein mit einer Buddha-Reliquie.

    Früher wurden die Elefanten als Kriegselefanten genützt, später als Arbeitselefanten. Das systematische Abschlachten von Elefanten begann mit der Ankunft der Kolonialmächte und der Einführung der Feuerwaffen. Die Elefantenpopulation in Sri Lanka sank in den letzten 200 Jahren um über 67 %. Im Jahr 1937 erhielten die Tiere umfassenden rechtlichen Schutz. Lebten Elefanten ursprünglich auf der gesamten Insel, findet man sie heute nur noch im Tiefland in trockeneren Gebieten.

    Da die Zählungen der letzten Jahre methodisch immer wieder unterschiedlich geführt wurden, gibt es keine wirklich verlässlichen Zahlen. Jedenfalls wird der Bestand in Sri Lanka mit 3.000–5.000 Tieren geschätzt, von denen allerdings nur etwa die Hälfte in den Schutzgebieten lebt. Und so kommt es ständig zu einem Mensch-Elefant-Konflikt, wenn Elefanten in die Anbauflächen der Landwirtschaft einwandern oder die Korridore zwischen den Schutzgebieten nutzen, wo es viele Siedlungen gibt.

    Aufgrund ihrer Größe und ihrem großem Nahrungsbedarf können Elefanten den gesamten Anbau einer Reisplantage in nur einer einzigen Nacht zerstören, was eine persönliche Tragödie für eine ganze Familie ist. Doch die Elefanten machen das nicht ohne Grund. Nahezu 80 % des ursprünglichen Waldes in Sri Lanka sind zerstört, das Areal für die Elefanten wird durch die fast 20 Millionen Menschen immer mehr eingeengt. So ist der Konflikt zwischen Mensch und Elefant zum schwerwiegendsten Problem der Bestandserhaltung auf Sri Lanka geworden, wo eine Kombination von Entwaldung, landwirtschaftlicher Expansion und dem enormen Wachstum der menschlichen Bevölkerung den Lebensraum erheblich reduziert hat, der einst den Elefanten zur Verfügung gestanden ist.

    Steckbrief: Asiatischer Elefant

    © Fotoarchiv Schwammer

    Erst in jüngster Vergangenheit ist der Konflikt eskaliert – im letzten Jahrzehnt wurden insgesamt 1.369 Elefanten getötet. Immer wieder kommt es zu tödlichen Zwischenfällen, mit Opfern auf beiden Seiten. Jährlich werden rund 80 Personen bei derartigen Konflikten getötet und durchschnittlich 150 Elefanten sterben durch Menschenhand.

    Auszug aus dem Tagebuch von Gaby & Harald Schwammer

    Mitten in der Nacht werden wir plötzlich durch laute Stimmen und hektisches Treiben aus dem kleinen hell erleuchteten Raum nebenan geweckt. Ein Blick auf die Uhr, es ist kurz nach 2:00 Uhr früh, bei angenehm warmer Temperatur um die 27 °C und sehr dunkler Nacht. Unsere Schlafstatt, einfache Holzbetten mit harten Matratzen, befindet sich auf einer neben dem kleinen Haus überdachten Terrasse im Freien, in der Nähe von Pokunutenna, am nördlichen Rand des Udawalawe Nationalparks.

    Die Feldstation von Lalith und Ayanthie Seneviratne in Pokunutenna

    © Fotoarchiv Schwammer

    Lalith und Ayanthie, unsere verlässlichen Partner und Freunde

    © Fotoarchiv Schwammer

    Vorzüglicher Tee aus der „Outdoor-Küche" der Feldstation

    © Fotoarchiv Schwammer

    Nach einer schier endlos langen und anstrengenden Fahrt durch Sri Lankas Hinterland haben wir erst vor wenigen Stunden Laliths private Feldstation erreicht. Als besonders naturverbundene Menschen haben sich Ayanthie und Lalith dieses Kleinod in einer atemberaubenden Landschaft geschaffen und so verbringen er und seine Familie hier gerne ihre Freizeit und sind in der Region auch mit sozialen Projekten aktiv.

    Neben einer Küche mit angrenzendem Essraum inklusive einer „open-fire"-Kochstelle gibt es zwei Zimmer, einfache Dusch- und WC-Anlagen und eine überdachte Terrasse. Dieses Wochenend-Domizil könnte an keinem schöneren Platz liegen, befindet es sich doch am Rande des Nationalparks, nicht weit entfernt von einem wunderschönen Wasserreservoir, das die hier lebende Bevölkerung mit Wasser versorgt.

    Mit einer Fläche von 30.821 ha erstreckt sich der 1972 gegründete Nationalpark rund um den Stausee Uda Walawe im südlichen Landesinneren von Sri Lanka, die nächstgelegene Stadt Ratnapura ist rund 80 km entfernt. Neben einer großen Artenvielfalt weist dieser Nationalpark eine hohe Populationsdichte an freilebenden Elefanten auf, die im offenen Grasland gut zu beobachten sind. Gerade deshalb ist dieser Park auch bei Touristen äußerst beliebt, denn das Gebiet mit seiner Vegetation ist ein Garant für einzigartige Tier-Erlebnisse bei geführten Safari-Touren im Geländewagen.

    Wie immer, wenn wir in „Lalith’s Place sind, nächtigen wir im Freien – umgeben von einer unglaublichen Geräuschkulisse, die mit dem Zirpen von unzähligen Zikaden so typisch für diese trockene Busch- und Dornstrauchsavanne ist. Aber irgendwie ist heute alles anders. Kein Windhauch ist zu spüren und auch die bekannten Tierstimmen fehlen zur Gänze. Nun geht auch das Licht auf der anderen Hausseite an und schon vernehmen wir Laliths Stimme, der uns eindringlich zuruft: „Harry, Gaby – an elephant is broken into the rice-field. We have to chase him away.

    Oh mein Gott – von einer Sekunde auf die andere sind wir hellwach und auch schon blitzschnell auf den Beinen und eilen zu einer kleinen Gruppe von Leuten, die sich auf der anderen Hausseite zusammengefunden haben. Es sind Lalith, Ari, sein Nachbar und Reisbauer, Mohamed, ein äußerst erfahrener Senior Wildlife Ranger vom Department of Wildlife Conservation, und noch zwei weitere Freunde. Ein Elefant ist in eines der in etwa 100 m Entfernung vom Haus beginnenden Reisfelder eingebrochen, um sich an dem grünem Getreide mit milchigen Reiskörnern genüsslich zu tun – und das muss verhindert werden, zumal bei solchen Aktionen der Verlust der gesamten Jahresernte auf dem Spiel steht.

    Erst vor dem Abendessen hat uns Lalith das neu installierte elektronische Frühwarnsystem gezeigt, das helfen soll, die Zusammenstöße zwischen freilebenden Elefanten und Dorfbewohnern zu verringern. Wir haben uns dieses System von den Vietkong-Soldaten in Vietnam abgeschaut, die es im Krieg als tödliche Waffe benutzt hatten.

    Ari steht mit Taschenlampe und Axt ausgerüstet bereit, um den Elefanten aus seinem Reisfeld zu verjagen.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Auch wir verwenden Stolperdrähte - aber natürlich keinen Sprengstoff, vielmehr unterbricht ein Elefant beim Eindringen in die Plantage den Kontaktdraht und daraufhin schalten sich im Bauernhaus Licht und Hupe ein und warnen die Bewohner. Die Menschen versuchen dann, mit Lärm, Lampen und lauten Rufen den Eindringling zu verscheuchen, bevor dieser großen Schaden anrichten kann.

    Im Laufschritt eilen wir mit Taschenlampen ausgestattet auch schon weg vom Haus, hinaus in Richtung Reisfelder. Weit entfernt von größeren Ortschaften und Straßen gibt es keinerlei Licht und Aufhellung und so ist es stockdunkel. Eigentlich bewegen wir uns mehr stolpernd über einen schmalen Pfad durch den Busch und versuchen unsere vorauseilenden Freunde nicht zu verlieren. Noch dazu haben wir Neumond und so ist außerhalb des Lichtstrahles unserer Lampen kaum etwas zu erkennen. Wo also kann der Elefant sein? Immer wieder wird ein kurzer Stopp eingelegt, um angestrengt in alle Richtungen zu hören.

    Wir sind am Rande der Reisplantage angelangt und tatsächlich – jetzt vernehmen wir ganz deutlich ein tiefes Grummeln vom anderen Ende des Reisfeldes, wo es eine kleine Gruppe von Bäumen gibt. Genau hier – im Schutz der Bäume – hat der Elefant vermutlich den Meldedraht unterbrochen und im Reisfeld zu fressen begonnen.

    Trotz der Hektik des Aufbruchs haben wir dennoch das Nachtsichtgerät mitgenommen und so können wir nun den Elefanten in seiner vollen Größe erkennen. Eigentlich sind wir mehr als geschockt, als wir bei einem kurzen Anhalten sehen, wie nah wir dem Elefanten bereits gekommen sind und wie groß dieses Tier ist. Durch unser Erscheinen und den Lärm sichtlich mehr als beunruhigt, reagiert der Elefant äußerst nervös und trompetet.

    Auch unsere Freunde, die einen dieser nächtlichen Störenfriede heute erstmals mit so einem Gerät, dem Restlicht-Verstärker sehen, müssen selbst auch einmal ganz kräftig schlucken – so mächtig erscheint dieses Exemplar. Immer wieder schüttelt der Elefant seinen Kopf hin und her und wir erkennen ganz deutlich zwei imposante Stoßzähne – es ist also ein großer Elefantenbulle und die Situation kann ganz schnell gefährlich werden. Dennoch heißt es jetzt umgehend zu handeln, bevor der Elefant weiter im Reisfeld hin und her wandert und dabei durch Niedertreten einen Großteil der Ernte in wenigen Minuten vernichtet.

    Trotz der geringen Distanz zum Eindringling bewegen wir uns mit viel Lärm und Geschrei auf das Tier zu. Ari und seine Freunde trommeln dabei laut mit Stöcken auf Töpfe ein und mit den Taschenlampen versuchen wir zusätzlich, das Tier zum Rückzug zu „überreden". Glücklicherweise greift der Elefantenbulle nicht an, er fühlt sich sichtlich verunsichert, was er durch kräftiges Ohrenschlagen und vehementes Trompeten bekundet.

    Endlich entschließt er sich zum Rückzug, wendet sich mit einem letzten lauten Protest um und zieht sich im Schutz der Bäume zurück. Wir atmen tief und erleichtert aus und bemerken erst jetzt auch den typischen moschusartigen Geruch, den dieser Bulle verströmt. Offensichtlich war dieser Eindringling ein so genannter Musth-Bulle, der im Zustand höchster Erregung aus seiner Schläfendrüse ein nach Moschus riechendes Sekret ausscheidet. Wir haben wirklich Glück gehabt, dass der Bulle das Weite gesucht und es nicht darauf angelegt hat, uns zu verscheuchen. Es soll nicht verheimlicht werden, dass es immer wieder zu tödlichen Auseinandersetzungen in ganz Sri Lanka kommt. In dieser Region konnten wir helfen, weil wir die Reisfelder von 12 kleinen Ansiedlungen mit dieser einfachen Technologie ausgestattet haben, sodass es glücklicherweise nicht zu Unfällen gekommen ist.

    An anderen Orten wurden verschiedenste Abschreckungsmethoden ausprobiert, von Aufstellen von Bienenstöcken rund um die Reisfelder bis hin zur Anbringung von Chili-Geruchsstoffen. Methoden, die vielleicht in anderen Gebieten oder in Afrika funktionieren, versagen hier bei dem starken Monsun-Regen.

    Heute, wo es endlich auch in abgelegenen Regionen des Landes elektrischen Strom gibt, werden erfolgreich elektrische Impuls-Weidezäune angefertigt. In Gebieten, wo ganze Elefantenherden ihren Korridor von einem Schutzgebiet zum anderen haben, werden inzwischen sogar ganze Dörfer eingezäunt – und das aus Sicherheitsgründen.

    Der „Tank" – ein Wasserreservoir in Pokunutenna, aber auch Vogelparadies und Tiertränke

    © Fotoarchiv Schwammer

    Ohne derartige Absicherungen sind früher Elefanten sogar bis zu den Wohnhütten vorgedrungen, durch die Wände eingebrochen und haben die Reislager geplündert, die die Tiere riechen können. Dass deshalb die Bevölkerung Angst vor Elefanten hat, ist mehr als verständlich, besonders wenn man, wie wir selbst, den Tieren in dunkler Nacht hautnah gegenübersteht.

    Bei dieser Grundstimmung innerhalb der Bevölkerung, war und ist es immer noch eine Herausforderung, für den Schutz der Elefanten zu plädieren. Um hier eine nachhaltige Änderung herbei zu führen, führt dieser Weg eben erfahrungsgemäß in sensiblen Schritten nur über die Kinder und deren Schulbildung.

    Wir bleiben noch eine Weile bei Ari und seinen Freunden im Reisfeld, aber nach einiger Zeit machen wir uns gemeinsam mit Lalith wieder auf den Rückweg, denn der bevorstehende Tag hält ein ganz besonderes Programm für uns parat und wir wollen doch noch etwas Schlaf finden. Um sicher zu sein, dass der Elefant in dieser Nacht nicht noch einmal zurückkommt, bleibt der Rest der Gruppe zur Wache in der Reisplantage zurück. Während der Trockenzeiten, oft im September, kommen während einer Nacht zuweilen mehrmals einzelne Elefanten hintereinander am Reisbüffet vorbei. Die Bauern fixieren dann frühmorgens bei Tageslicht den Stolperdraht und machen damit das Meldesystem für die nächste Nacht wieder aktiv, sollte ein anderer ungebetener Gast im Reisfeld vorbeischauen!

    Durch lautes Vogelgezwitscher werden wir frühmorgens geweckt und genießen noch für einen kurzen Moment die warmen Sonnenstrahlen, die den Weg zwischen den Bäumen auf unsere Schlafstatt finden. Unsere Gedanken wandern noch einmal zurück zu unserem nächtlichen Abenteuer – aber nur kurz, denn es gilt noch einiges für das heutige Programm vorzubereiten und so heißt es „heraus aus den Federn" … obwohl, so weich waren wir eigentlich gar nicht gebettet.

    Es steht der Besuch einer Schule auf dem Programm, die wir bereits von unseren früheren Aufenthalten gut kennen und wo ein von Gaby etabliertes Bildungsprogramm seit 2006 sehr erfolgreich läuft. Die Schule, das Laginagala Junior College für 6–15-Jährige, liegt nur eine knappe Dreiviertel-Auto-Fahrstunde von Lalith’s place entfernt und dort findet heute im Rahmen einer Festveranstaltung die Prämierung der besten Illustrationen aus einem Zeichenwettbewerb statt.

    Heute, am 29. Juli 2009, ist es nachmittags soweit und die Gewinner werden bei einem großen Fest bekannt gegeben – unter Anwesenheit vieler Familienmitglieder aus den umliegenden Dörfern. Aus diesem Grund haben wir noch am Vortag nach unserer anstrengenden Fahrt alle Zertifikate und Preise vorbereitet. Jetzt aber heißt es für uns, sich zu beeilen, denn am Vormittag treffen wir uns mit den anderen Jurymitgliedern im College, um die besten Werke auszuwählen.

    Das Schlafen im Freien unter dem Moskitonetz am Puls der Natur ist immer wieder ein besonderes Erlebnis.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Unter dem Titel „elephant, the big grey and his environment" haben 220 Schüler in fünf verschiedenen Altersstufen an diesem ersten ASERC-Zeichenwettbewerb teilgenommen und ihre besonderen Eindrücke äußerst kunstvoll und gekonnt zu Papier gebracht. Trotz Verstärkung der Jury durch Lehrer benachbarter Schulen haben wir bei dieser großen Menge an Teilnehmern eine nicht ganz leichte Aufgabe zu meistern, zumal alle Zeichnungen auf irgendeine Weise außergewöhnlich sind und einige Schüler und Schülerinnen mehr als nur ein Gemälde angefertigt haben.

    Nach intensiver Suche und Beratung stehen die Gewinner fest und pünktlich um 14:00 Uhr beginnt der Festakt. Begleitet von der Schüler-Musikkapelle in ihren farbenprächtigen Uniformen werden wir auf das Festgelände im College geführt, wo zuallererst feierlich die Fahne Sri Lankas hochgezogen wird. Danach bekommen wir als typischen Willkommensgruß Betelblätter von den Kindern überreicht und wir werden einige Stufen hinauf in den großen Veranstaltungsraum geführt, wo bereits viele Schüler Platz genommen haben. Dieser Raum ist eine riesengroße überdachte Halle mit großen Fensteröffnungen, an denen unzählige Familienmitglieder mit ihren Geschwistern drängeln, um die beste Sicht zu ergattern, und bereits ungeduldig warten, dass es endlich losgeht.

    Bewertung der Ergebnisse aus dem ASERC-Zeichenwettbewerb im Laginagala Junior College

    Eines der prämierten Gemälde aus dem Wettbewerb, das von W P Yamuna Udayangan angefertigt wurde

    Die Jüngsten bei einer Vorführung über die Arbeit der Bäuerinnen. Dahinter ein Poster vom österreichischen Künstler Gottfried Kumpf.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Wir sind mehr als gerührt, nicht nur vom herzlichen Empfang, sondern auch darüber, dass nicht nur das neue Schultor, sondern auch die von uns gesponserten grünen Sesselreihen mit einem weißen Schriftzug „Vienna Zoo" versehen sind. Erst vor wenigen Wochen kam die große Bitte, ob das restliche Geld, welches wir für den Wettbewerb zur Verfügung gestellt haben, zur Anschaffung eines neuen Schultores verwendet werden darf. Dabei ging es übrigens um 80 Dollar – so genau und korrekt werden von unseren Partnern die Finanzen dokumentiert und abgerechnet.

    Kaum haben wir Platz genommen, betreten auch schon der Principal mit seinem Lehrkörper und ein Priester die Bühne, wo auf einer Stellwand ein großes Elefantenplakat vom Tiergarten Schönbrunn montiert ist. Mittlerweile ist es mucksmäuschenstill und der Priester hält eine kurze Ansprache und segnet die Veranstaltung. Mit einem anschließenden religiösen Brauchtum, in das wir eingebunden sind – einer Lichterzeremonie –, wird von jedem Lehrer und jedem VIP-Gast ein mit Kokosöl versehener Docht an einer Messinglampe angezündet, bis diese im vollem Licht erstrahlt. Das ist der Ausdruck der höchsten Verehrung und Bitte um Erleuchtung, dann erst beginnt der eigentliche Festakt. Einzelne Schülergruppen haben besondere Überraschungen vorbereitet, und obwohl wir leider kein Sinhala verstehen, können wir dennoch die Inhalte der fröhlichen Tänze, der humorvollen Theaterstücke und der traditionellen Lieder erkennen. Mit viel Gestik und Dramatik präsentieren die engagierten Künstler und Künstlerinnen in ihren liebevoll angefertigten Kostümen und Saris eine bunte Platte an Darbietungen aus dem täglichen Leben, die allesamt im tosenden Applaus enden.

    Unser Empfang ist traditionell jedes Mal ein großes und fröhliches Ereignis.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Natürlich gibt es auch viele Festansprachen, sogar von Vertretern der angrenzenden Dorfgemeinschaften und Lehrern der benachbarten Schulen. Brigadier HANT Perera, der Direktor des Zoologischen Gartens in Colombo, ist heute ebenfalls mit dabei und hält eine kurze Festrede, denn in den nächsten Monaten ist ein von ASERC finanzierter Ausflug für das gesamte College in den Zoo und das Naturkundemuseum von Colombo geplant – für viele, eigentlich für fast alle Schüler, wird dies der erste Besuch in Sri Lankas Hauptstadt sein.

    Auch Gaby, die sich mit einem Bildervortrag entsprechend vorbereitet hat – wir haben auf dieser Reise deshalb Beamer und Laptop im Gepäck –, informiert anschaulich über die wichtigen Schutzbemühungen für Elefanten mit einem kniffligen Frage-Antwort-Quiz, das den Ehrgeiz der Kinder weckt. Selbstverständlich präsentiert sie auch Bilder von Österreich und dem Tiergarten Schönbrunn. Einmal mehr ist Lalith bei der Übersetzung eine große Unterstützung. Bei der Vorstellung der Schönbrunner Elefantengruppe „Jumbo und Co" wirken die jüngeren Kinder besonders aufgeregt, zumal die Afrikanischen Elefanten ganz anders aussehen als die ihnen bekannten asiatischen Vertreter. Bei der Vorstellung der Orang-Utan-Lady Nonja, die für ihre Zeichenkünste weltbekannt ist, gibt es kaum mehr ein Halten auf den Sitzen – alle wollen mehr über die Schönbrunner Tierwelt erfahren.

    Nach einer kurzen Pause, wo es viele Hände zum Schütteln gibt, noch mehr Fragen beantwortet werden und kleine Snacks zur Stärkung bereit stehen, werden die Gewinner unter tosendem Applaus bekannt gegeben. Die Preisträger erhalten ein spezielles ASERC-Zertifikat inklusive eines ASERC-Buttons und ein Bank-Sparbuch mit einer kleinen Einlage. Zusätzlich gibt es für den ersten Platz innerhalb einer Altersstufe jeweils eine 5-Euro-Silbermünze mit dem Kaiserpavillon im Tiergarten Schönbrunn als Motiv.

    Die Freude der Kinder ist enorm und nicht aufgesetzt, sie freuen sich ehrlich über die Anerkennung und Wertschätzung, die ihnen von allen Seiten entgegengebracht wird. Hier in dieser abgelegenen Region, weitab von der Großstadt, gelten noch andere Werte. So erzählen Schüler z. B. auch berührende kurze Geschichten über den Wert der Bäume oder die Bedeutung des Lebensraumes für Mensch und Elefant in den regelmäßigen Jahresberichten, welche wir über unsere gesponserten Bildungsprogramme erhalten.

    Noch lange nach Ende der Veranstaltung sind wir von unzähligen Kindern und ihren Familien umringt. Sie alle wollen uns ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen, vor allem aber sind sie an unseren Artenschutzbemühungen höchst interessiert. Wissbegierig, wie Kinder nun einmal sind, hinterfragen sie alles ganz genau und zeigen uns voller Stolz auch ihren Schulhof, wo sie gemeinsam mit ihren Lehrern einen Gemüse- und Gewürzkräutergarten angelegt haben. Andere wiederum entdecken wir etwas schüchtern hinter ihren Familienangehörigen, die jedoch selbst vordrängen und uns ebenfalls unbedingt über Pläne, aber auch Sorgen berichten, was die Zukunft ihrer Kinder betrifft.

    Gaby ist von der Schauspieler-Truppe umzingelt.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Die Burschen haben als Überraschung eine Schachtel gebastelt, die beim Öffnen eine Feder in Form einer Schlange herausschnellen lässt.

    © Fotoarchiv Schwammer

    Rasend schnell vergeht der Nachmittag und so wird es allmählich ziemlich spät, die Sonne steht schon sehr tief und es wird Zeit, Abschied zu nehmen. Für uns geht damit ein unvergesslicher Tag zu Ende, der uns wieder einmal zeigt, wie wichtig es ist, bei der Bewusstseinsbildung für einen nachhaltigen Schutz von Natur und Umwelt unter dem Motto „gemeinsam stark" bereits bei den Kleinsten zu beginnen.

    Wir bewegen uns hier in Pokunutenna wie in einer völlig anderen, imaginären Welt. Fast ist es unvorstellbar, zu sehen und zu erleben, mit welcher Begeisterung die Schüler jeden Alters hier lernen und immer noch mehr lernen wollen. In Österreich wurden kürzlich sogar neue Gesetze ratifiziert, um das Schulschwänzen zu bestrafen. Hier besuchen die Kinder freiwillig zusätzliche Unterrichtsstunden, die durch unser Projekt finanziert werden – und dafür kommen sie sogar am schulfreien Samstag ins College!

    Alles Wissen wird nahezu aufgesogen. Bereits nach wenigen Monaten des von uns induzierten Englischunterrichts, verfassen die Kleinen sogar selbstständig englische Sätze und senden uns kurze Geschichten darüber, was sie gelernt haben! Aufgrund der Unterstützung durch ASERC ist die Anzahl der positiven Jahresabschlüsse schon nach dem ersten Schuljahr signifikant gestiegen. Das ist von großer Bedeutung für die Kinder aus dieser ländlichen Region, die nun Zugang zu höherer Schulausbildung bekommen und das auch ausnutzen. Damit hat sich in diesem entlegenen Gebiet eine neue Zukunft eröffnet und wir sind stolz und glücklich, dazu den Start ermöglicht zu haben!

    Übersicht des vielschichtigen ASERC-Programms

    Im Jahre 2005 wurde das innovative Artenschutzprogramm ASERC (Austrian Sri Lankan Elephant Research and Conservation Project) gegründet, mit dem Ziel, Artenschutz- und Forschungsarbeiten auf Sri Lanka

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