Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Gabor Gay
Gabor Gay
Gabor Gay
eBook173 Seiten2 Stunden

Gabor Gay

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Hier ´rüber! Flanke! Gib ab!"

Der Morgen beginnt fair -
bis diese blöde Bemerkung fällt
... und dann die Sache unter dem Torbogen.

Mit wem kann er darüber reden?
Warum weiß seine Schwester davon?
Was weiß sie genau?

Je mehr Gabor darüber nachgrübelt,
desto mehr verstrickt sich sein Umfeld.

Was ist,
wenn man anders ist,
als andere meinen?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Okt. 2018
ISBN9783748152460
Gabor Gay
Autor

Anja Rosok

Anja Rosok, ein Kind der 70er, ist verheiratet, in zwei Bundesländern zuhause und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 2008 ist sie dem magischen Bann der Schreiberei verfallen, überträgt diese Faszination in Workshops auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie hat bereits Kurzgeschichten bei verschiedenen Verlagen, Sprachprojekte mit Kindern und Jugendlichen, ebenso bilinguale Bilderbücher und Romane veröffentlicht. 2015 erschien ihr Jugendroman ´Gabor Gay`, 2018 das Adventskalenderbuch ´Eldemirs magische Weihnachtsbäume` . Weitere Veröffentlichungen sind in Arbeit. Näheres unter: www.anja-rosok.de

Mehr von Anja Rosok lesen

Ähnlich wie Gabor Gay

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Gabor Gay

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Gabor Gay - Anja Rosok

    Gabor Gay ist einer der Wettbewerbsbeiträge zum Peter-Härtling-Preis 2015.

    Dies ist eine fiktive Geschichte.

    Alle Charaktere, Namen, sämtliche Orte, Handlungen und Dialoge sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und ihren Reaktionen sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt. Beabsichtigt ist das „Drüber-Nachdenken".

    Gabor Gay ist der erste Jugendroman der Serie „Sprich-drüber". Der zweite folgt bald.

    Was ist,

    wenn man anders ist,

    als andere meinen?

    Inhaltsverzeichnis

    Flanke

    Frau Rubberneck

    Fachsimpelei

    Fotoalben

    Finstere Stimmung

    Frikadellen statt Kuchen

    Foulspiel

    Feiertagsgäste

    Freier Montagmorgen

    Ferngespräche

    Friedrich Eugen Spet

    Fake

    Freistunde statt Mathe

    Frosch im Hals

    Freunde

    Flanke

    „Hier ´rüber! Flanke! Gib ab!" Tim rannte neben ihm und wartete auf den Pass.

    Anstatt seinem Klassenkameraden zuzuspielen, preschte Gabor vor.

    Einer schnaubenden Dampfwalze wollte sich niemand in den Weg stellen.

    Mit einem Bluff trieb er seine Gegenspieler zur Seite und schoss.

    Der Ball flog genau zwischen dem Torwart und den Schulrucksäcken hindurch.

    „TOOOR! TOOOR! Unser Held!"

    Auf der Bank unter dem Baum jubelten die Mädchen. Sie trampelten mit ihren Füßen auf das Holz der Sitzfläche. Wie Hühner auf der Stange gackerten sie.

    „Peinlich." Gabors Gesicht lief rot an. Bei dummen Sprüchen über seine Verlegenheit hätte er sein Aussehen mit Anstrengung begründet.

    Aufgrund seiner hellen Haut mutierte er bei kleinster Gelegenheit zur Tomate. Das merkte er nun und war angespannt. Doch keiner hänselte ihn.

    Stattdessen kamen die Jungen seiner Mannschaft herangestürmt, klopften ihm auf die Schulter und umarmten ihn. „Ausgleich. Endlich!"

    „Gab´, give me five!" Tim streckte ihm die Hand hin und Gabor schlug ein. Es klatschte laut.

    „Aber beim nächsten Mal gibst du ab, okay?"

    „Geht klar", versprach Gabor.

    Sie trotteten in ihre Hälfte des Schulhofs zurück und stellten sich auf, um den Gegenangriff abzuwehren. Das Spiel ging weiter.

    Den Ball abgeluchst stürmte Gabor wieder vor.

    „Seht euch unseren Gabor Ronaldo an", kommentierte Natalie sein Dribbling. Gekonnt spielte er den Ball durch seine eigenen Beine an Klaus vorbei.

    „Sie werden dich entdecken und für die Nationalmannschaft aufstellen." Die Mädchen grölten.

    „Blöde Weiber", schimpfte Tim, als er zu Gabor aufrückte und parallel lief.

    „Lass sie! Das sind Kichererbsen. Gabor zwinkerte ihm zu. „Achtung, das wird deiner. Er schoss hinüber. Im Doppelpass passierten sie das Spielfeld und näherten sich dem Tor. Wie versprochen gab Gabor den Ball ab. Tim holte zum Schuss aus und knallte das Ding direkt in die Arme von Chet. Dieser zog den Bauch ein, krümmte sich und fiel hart auf die Knie.

    „Ouh, das tat weh." Dem Mädchenchor verging das Kichern, als sie sein Gesicht sahen. Jedoch nur für einen Moment. Dann tuschelten sie wieder.

    „Hey, schrie Gabor Tim an, „habe ich gesagt, du sollst ihn gleich abschießen? Entrüstet lief er zu Chet. Dieser saß auf dem Boden und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Zuerst hielt er seine Knie ganz fest. Dann löste er die Hände vorsichtig. Blut kam aus dem Riss seiner Jeans.

    „Was wird mein Vater dazu sagen, wenn ich schon wieder eine neue Hose brauche?"

    „Das ist nur eine Hose. Die Knie sind schlimmer.

    Darf ich mal sehen? Gabor fasste ihn an. Chet zuckte zurück. „Sorry. Tut es sehr weh?

    „Geht so."

    „Soll ich deinen Bruder suchen?"

    „Bloß nicht. Der wartet irgendwo auf seine Freundin."

    „Freundin? Wer? Erzähl? Kenn ich die?" Tim war ganz Ohr.

    „Ist ganz frisch und wohl noch top secret. Hab´ keine Ahnung." Chet winkte ab.

    „Kannst du aufstehen?", fragte Gabor.

    „Weiß nicht."

    „Komm, ich helfe dir. Gabor griff ihm unter die Arme und wollte ihn hochziehen. Chet stöhnte leise auf, was der Mädchenchor überhörte. Sie waren zu sehr mit ihrem neuen Singsang beschäftigt: „Gabor, unser Sani. Gabor, unser Sani. Gabor, unser …

    „Hört auf zu gackern! Macht euch nützlich und holt Klopapier", rief Gabor ihnen zu. Irina stupste Natalie an. Diese rannte sofort ins Schulgebäude.

    Mit einem Schwung Papierhandtücher kam sie zurück.

    „Hier. Ich habe einige nass gemacht. Die hier sind trocken." Sie gab Gabor die Tücher. Er schaute sie dankbar an. Als er ihr die nassen abnahm, berührten sich ihre Hände. Nun errötete Natalie.

    Gabor überging es und wandte sich Chet zu.

    „Tut mir leid. Konnte ja nicht ahnen, dass Tim dich gleich abknallt."

    „Was soll das heißen?" Tim stand jetzt neben ihnen. „Das wäre ein glatter Durchschuss geworden, wäre er mit dem Ball nach hinten geflogen und nicht so dumm nach vorn´. Mann!

    Das hätte uns die Führung gebracht."

    Gabor legte den Kopf schief.

    „Guck´ nicht so giftig!, sagte Tim, „der einzige Vorwurf, den du mir machen kannst, ist der, dass ich nicht fest genug durchgezogen hab´.

    „Dran vorbei gibt es für dich nicht, was?" Natalie sprach aus, was Gabor und Chet dachten.

    Zwischenzeitlich hatte sich Chet die Hosenbeine hochgekrempelt und verarztete seine Knie mit den Tüchern, die sie ihm reichten.

    Die Mädchentraube unterm Baum löste sich auf.

    „Nataliiiie. Kommst du mit? Oder kann dein heldenhafter Sani nicht ohne seine Assistenzärztin sein? Schwester Nattiiie, Tupfer bitte."

    Mit entschuldigendem Blick verabschiedete sich Natalie, klatschte Tim die restlichen Papiertücher vor die Brust und folgte den Mädchen zum Schultor hinaus. Bevor sie in der kichernden Mädchentraube unterging, blickte sie kurz zurück.

    „Weiber." Tim sammelte eins der Tücher auf, das zu Boden gefallen war.

    Gabor schnaufte. „Sollen wir noch einmal versuchen, dich aufzurichten?"

    Der zierliche Chet nickte. In seinen dunkelbraunen Augen standen Tränen.

    „Tim, fass mit an!"

    Tim gehorchte und sie stellten Chet auf die Beine.

    Leicht eingeknickt stand er da.

    „Wird es gehen? Schafft ihr es alleine?"

    Da beide ihm zunickten, hob Tim die Rucksäcke auf und schulterte diese. Zu den Anderen gewandt sprach er: „Jungs, das war´s für heute. Klaus, Micha, Tobi und die Übrigen hoben ihre Hand an die Stirn und verabschiedeten sich im militärischen Gruß. „Bis morgen, Leute, sagten sie im Chor. Schon waren sie samt Lederball verschwunden.

    Ein Schwung Zehntklässler kam um die Ecke und bog in den Schulhof ein. Sie kickten sich einen Kronkorken zu. Dann sahen sie die drei Jungen.

    „Was macht ihr denn noch hier? Meine Schwester ist schon längst zu Hause. Bei euch ist nach dem ersten Block der Unterricht ausgefallen. Seid ihr Streber? Oder was?", fragte Bernd der Bärtige. So nannten sie ihn, seitdem der erste Flaum an seinem Kinn erschienen war.

    „Sieh, doch. Zu blöd zum Laufen, hänselte sein Kollege, „ist der Kleine hingefallen? Hat er Aua gemacht? Ups.

    „Hey, trag es wie ein Mann. Rauch´ dir eine auf den Schreck … und dann geh´ anständig vom Schlachtfeld." Der große Dunkelhaarige der Clique sah aus wie ein Schrank. Hinter dem Ohr zog er eine selbstgedrehte Zigarette hervor und wollte sie Chet zustecken. Dieser schüttelte ab und duckte sich hinter Gabor weg. „Was ist, bist du noch zu klein dafür? Ohh.

    Jammer-Jammer-schade."

    „Lass ihn in Ruhe. Du siehst doch: Er ist alle Stufen hinuntergerauscht."

    „Das hättet ihr mal sehen sollen!", ergänzte Tim.

    Beide deuteten mit dem Kopf zum Schulgebäude hin.

    „Also gib den Stängel her, bevor es jemand mitkriegt. Er raucht ihn später." Gabor griff nach der Zigarette und winkte den Zehntklässlern zum Abschied, als wären sie seine dicksten Kumpel.

    Seinen beiden Freunden grinste er verschmitzt zu. Schon setzten die drei Fußballspieler ihren Weg fort.

    „Danke", hauchte Chet, als sie außer Hörweite waren.

    „Wofür?" Gabor lächelte.

    „Kennst du die Typen?"

    „Die wohnen bei ihm, gleich im Nachbarblock.

    So dicke ist er mit denen." Tim kreuzte, soweit das Tragen der Rucksäcke es zuließ, seine Zeigefinger ineinander. Er zwinkerte Chet zu.

    „Aber nur, wenn ich mal nicht kann."

    „Ach, was. Glaub´ ihm nicht." Gabor winkte ab.

    „Früher haben wir oft zusammen Fußball gespielt. Seit einem halben Jahr haben die nur noch Weiber, Partys und Mist im Kopf. Nicht mein Ding, ehrlich."

    Chet sah zu Gabor auf und drückte sich leicht an seine Schulter. Alle drei staksten die Hauptstraße hinunter. An der Bushaltestelle warf Chet die nassen Papiertücher in den Mülleimer. Beim heutigen Heimweg schafften sie es, jede Fußgängerampel bei Rot zu erreichen und waren dankbar für die Humpelpausen. Nach drei Kreuzungen bemerkten sie, dass die Clique ihnen folgte.

    „Bei denen wird sicher auch nur Unterricht ausgefallen sein", beruhigte Gabor die aufkeimende Nervosität seines verletzten Freundes.

    Der Straßenverkehr wurde ruhiger. Es war deutlich zu spüren, dass sie den Randbezirk der Stadt erreichten. An einer T-Kreuzung blieben sie stehen. Die Zehntklässler waren nicht mehr zu sehen.

    „So, Jungs. Hier verdrücke ich mich. Kommst du mit, Gab´? Da Gabor verneinte, gab Tim ihnen die Rucksäcke und verabschiedete sich. „Dann bemuttere ihn mal schön weiter, unseren kleinen Chet-Champion. Er klopfte Chet auf die Schulter und sagte: „Narben machen dich interessanter.

    Glaub´mir: Stehen die Weiber voll drauf. Bis morgen, Jungs." Dann bog Tim nach links ein.

    Die Allee begrenzte den Park. Sie war gesäumt von Platanen und für Autos nur in einer Richtung befahrbar.

    Bis die beiden Jungen die Rucksäcke geschultert hatten, blickten sie Tim nach. Dann drehten sie sich um und nahmen die Straße, die nach rechts vom Park wegführte.

    Chet hatte sich bei Gabor wieder eingehakt und humpelte vorwärts. „Du musst das nicht machen."

    „Ob ich nun so oder so herum laufe. Ist doch peng. Hab´ Zeit. Keine Schule, keine Hausaufgaben. Das Essen wartet auch noch nicht auf mich."

    „Aber ..."

    „Lass gut sein."

    Schweigend gingen sie nebeneinander her.

    Gabor musste seine Schritte anpassen. Er war groß, größer als seine Klassenkameraden. Chet reichte ihm gerade einmal bis zur Schulter. Seine Haare dufteten nach Gel.

    Irgendwann fanden die beiden einen gemeinsamen Rhythmus, der Chet das Humpeln erleichterte.

    Dann durchbrach Gabor das Schweigen.

    „Möchtest du jetzt die Zigarette haben?"

    Chet schaute sich erschrocken um. Als er niemanden ihnen folgen sah, blickte er fragend zu Gabor auf.

    „Naja, ich meine: Ich könnte dir auch …" Nun blickte sich Gabor um.

    Die Häuserreihen standen in diesem Teil der Stadt dichter als auf der Seite, auf der er wohnte.

    Mehrstöckige Altbauten säumten die Gehwege.

    Zur Straße waren vereinzelt Rabatten bepflanzt worden, die nach Hundekot und Narzissen dufteten. Neben ihnen wuchs ein Strauch, der wohl von den Bewohnern dieses Altbaus eingepflanzt worden war.

    „Also … ich kann dir auch …" Er griff zur Seite.

    „… diesen Stängel Weidenkätzchen geben … anstatt der stinkenden Zigarette." Unter Mühe pfriemelte er an dem jungen Zweig herum, bis er ihn abreißen konnte.

    Währenddessen dachte er an seinen Vater, der Mutter immer Blumen mitbrachte, wenn er das Gefühl hatte, sie trösten zu müssen. Rauchen tat niemand in seiner Familie. Außer Opa. Gabor erinnerte sich an Opas gelbe Finger. Die dunklen Haare auf seinen Unterarmen hatten immer nach Tabak gerochen. Jedes Mal, wenn sie vom Besuch der Großeltern nach Hause kamen, musste seine Mutter die Kleidung sofort in die Waschmaschine stopfen. Seit Opa fort war, war der Kontakt abgerissen. Gabor wusste nicht, ob er noch rauchte oder in der

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1