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Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren
Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren
Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren
eBook328 Seiten2 Stunden

Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren

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Über dieses E-Book

Von den Autorinnen von "So sag ich's meinem Kind" kommt ein Ratgeber, der speziell auf die Probleme zwischen Geschwistern eingeht.
Adele Faber und Elaine Mazlish erklären anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele und Comics:
Wie Sie durch einfache Gesprächs- und Umgangsregeln Rivalitäten zwischen Kindern abbauen können.
Wie Sie Ihren Kindern helfen unangenehme Gefühle auszudrücken.
Wie Sie Selbstbewusstsein und Motivation jedes einzelnen Kindes stärken, ohne ungerecht zu sein

Praxisnah und leicht verständlich, erklären Adele Faber und Elaine Mazlish Ihren Erziehungsanasatz, der ganz auf gelingende Kommunikation setzt. Ohne Missverständnisse und voller Wertschätzung füreinander - so lernen Geschwister einander zu respektieren und wachsen gemeinsam zu selbstbewussten, einfühlsamen Erwachsenen heran!
SpracheDeutsch
HerausgeberOberstebrink
Erscheinungsdatum20. Aug. 2018
ISBN9783963047022
Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren
Autor

Adele Faber

Adele Faber ist eine international anerkannte Expertin für Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Sie absolvierte ihr Studium am Queens College mit einem BA in Theater, erwarb ihren Master in Erziehungswissenschaften an der New York University und unterrichtete acht Jahre lang an den New Yorker High Schools.

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    Buchvorschau

    Hilfe, meine Kinder streiten - Adele Faber

    133,1

    DANKSAGUNG

    Wir möchten unseren Ehemännern danken, für ihre fortwährende Unterstützung und Förderung dieses Projekts. Sie waren unsere tägliche Quelle der Kraft, besonders, wenn wir nicht voran kamen.

    All unseren Kindern, die uns in ihrer Kindheit viel Rohmaterial für dieses Buch geliefert haben und uns als junge Erwachsene wertvolle Anregungen dazu gaben, was wir hätten anders machen können.

    Den Eltern in unseren Gruppen, für ihre Bereitschaft mit uns Erziehungsmöglichkeiten zu erkunden und diesen „neuen Ansatz" mit ihren Kindern auszuprobieren. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse bereichern diese Seiten.

    All jenen, die ihre vergangenen und heutigen Erfahrungen mit ihren Geschwistern mit uns geteilt haben.

    Kimberly Ann Coe, unserer Illustratorin, die die Fähigkeit besaß, genau zu erkennen, was wir uns für die Cartoons vorgestellt haben, und eine liebenswürdige Gruppe von Eltern und Kindern erschaffen hat.

    Linda Healey, dafür, dass sie eine Traum-Lektorin ist, welche die Botschaft und den Stil ihrer Autoren nach Kräften unterstützt, sanft, aber hartnäckig in ihrem Streben nach Perfektion.

    Robert Markel für seine unerschütterliche Unterstützung während unserer ganzen Karriere und für seinen Geschmack und sein Urteil, auf die wir uns stets verlassen können.

    Und schließlich unserem Mentor, dem verstorbenen Dr. Haim Ginott, der uns eine erste Vorstellung davon gab, wie die Flammen der Rivalität zwischen Geschwistern auf ein kleines, ungefährliches Flackern verringert werden könnten.

    WIE DIESES BUCH ENTSTANDEN IST

    Während wir „So sag ich’s meinem Kind" schrieben, gerieten wir in Schwierigkeiten. Das Kapitel über Geschwisterrivalität geriet außer Kontrolle. Wir waren erst bei der Hälfte angelangt, und doch war es schon über hundert Seiten lang. Verzweifelt machten wir uns ans Kürzen, Straffen, Streichen – wir versuchten alles, um es ins richtige Verhältnis zum restlichen Buch zu bekommen. Aber je mehr wir strichen, desto unglücklicher wurden wir.

    Allmählich dämmerte uns auch, wieso: Um dem Thema Geschwisterrivalität gerecht zu werden, mussten wir ihm ein eigenes Buch widmen.

    Als wir die Entscheidung erst einmal getroffen hatten, ergab sich der Rest fast von selbst. Wir würden in „So sag ich’s meinem Kind ausreichend Material über Konfliktlösung bereitstellen, um Eltern über die größten Probleme hinwegzuhelfen. Aber in unserem „Geschwisterbuch würden wir genug Raum haben, um weiter auszuholen; um über unsere eigenen frühen Frustrationen mit unseren streitenden Kindern zu berichten; um die aufschlussreichen Grundsätze zu erklären, die wir vom verstorbenen Kinderpsychologen Dr. Haim Ginott gelernt haben, während wir an seinen Elterngruppen teilnahmen; um die Erkenntnisse zu teilen, die wir durch unsere Familie, unser Studium und endlose Diskussionen miteinander gewonnen haben; und um die Erfahrungen der Eltern zu beschreiben, die an den Workshops über Geschwisterrivalität teilgenommen haben, die wir in der Folge geschaffen und geleitet haben.

    Wir dachten auch daran, dass wir durch unsere landesweiten Vorträge eine ungewöhnliche Möglichkeit hatten, herauszufinden, was Eltern im ganzen Land über Geschwisterprobleme dachten. Wir entdeckten bald, dass wir ein heißes Thema in Arbeit hatten. Egal, wo wir hinkamen, die bloße Erwähnung von „Geschwisterrivalität" löste sofort eine starke Reaktion aus.

    „Ich gehe an die Decke, bei dem Gestreite."

    „Ich weiß nicht, was zuerst passieren wird. Entweder bringen sie sich gegenseitig um. Oder ich bringe die beiden um."

    „Ich komme mit jedem Kind einzeln bestens zurecht, aber wenn die beiden zusammen sind, kann ich sie einfach nicht ertragen."

    Offenbar war das Problem weit verbreitet und sehr belastend. Je mehr wir mit Eltern über das Verhältnis ihrer Kinder zueinander sprachen, desto mehr wurden wir an das Kräftespiel erinnert, das diesen hohen Stresspegel in der Familie erzeugt. Man nehme zwei Kinder, die um die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern konkurrieren. Fügen Sie den Neid hinzu, den ein Kind, angesichts der Erfolge des anderen empfindet, die Feindseligkeit, die jedes Kind aufgrund der Vorrechte des anderen spürt, die persönliche Frustration, die sie an niemandem auszulassen wagen, außer an ihrem Bruder oder ihrer Schwester, und es ist nicht schwer zu verstehen, wieso in Familien auf der ganzen Welt die Beziehung zwischen Geschwistern genug emotionalen Sprengstoff enthält, um täglich Explosionen auszulösen.

    Wir fragten uns: „Gibt es irgendetwas, das man zugunsten der Geschwisterrivalität sagen kann? Sie ist sicherlich nicht gut für Eltern. Gibt es etwas daran, was gut für Kinder sein könnte?"

    In der Literatur, die wir zu Rate gezogen haben, heißt es, dass ein gewisses Maß an Konflikt förderlich für die Kinder sei: Im Ringen um die Vorherrschaft über den anderen werden Geschwister stärker und widerstandsfähiger. Durch die endlosen Raufereien entwickeln sie Schnelligkeit und Geschicklichkeit. Durch ihre Wortgefechte lernen sie, was den Unterschied zwischen pfiffig sein und verletzend sein ausmacht. Von den alltäglichen Ärgernissen des Zusammenlebens lernen sie, sich zu behaupten, zu verteidigen und Kompromisse einzugehen. Und manchmal werden sie durch den Neid auf die besonderen Fähigkeiten des anderen motiviert, sich mehr anzustrengen, hartnäckig zu sein und ihre Ziele zu erreichen.

    Das ist das Beste an Geschwisterrivalität. Das Schlimmste daran ist, wie uns die Eltern schnell berichten konnten, dass sie die Kinder schwer belasten und sogar bleibende Schäden hinterlassen kann. Da wir uns in unserem Buch damit befassen wollten, jeglichen Schaden zu vermeiden oder wieder gutzumachen, schien es uns wichtig, die Gründe für die ständige Konkurrenz zwischen Geschwistern noch einmal zu untersuchen.

    Womit fängt es an? Die Experten auf dem Gebiet scheinen sich einig zu sein, dass die Eifersucht zwischen Geschwistern in dem tiefen Wunsch jedes Kindes nach ausschließlicher Liebe der Eltern wurzelt. Woher kommt dieses Verlangen nach Ausschließlichkeit? Weil von Mutter und Vater, dieser wundersamen Quelle, all die Dinge fließen, die das Kind braucht, um zu leben und zu gedeihen: Nahrung, Unterkunft, Wärme, Zärtlichkeit, Gefühle der Identität, der Wertschätzung und Besonderheit. Nur durch das Sonnenlicht der elterlichen Liebe und Ermutigung gewinnt das Kind die Fähigkeit, sich zu entwickeln und sich langsam in seiner Umwelt zurechtzufinden.

    Wie könnte die Anwesenheit von Geschwistern da keinen Schatten auf sein Leben werfen? Sie bedrohen alles, was lebensnotwendig für es ist. Die bloße Existenz eines oder mehrerer weiterer Kinder in der Familie könnte ein WENIGER bedeuten. Weniger Zeit mit den Eltern. Weniger Aufmerksamkeit für Schmerz und Enttäuschungen. Weniger Lob für Erfolge. Und am bedrohlichsten von all dem, der Gedanke: „Wenn Mama und Papa meinen Geschwistern so viel Liebe, Aufmerksamkeit und Begeisterung entgegenbringen, bedeutet das vielleicht, dass sie mehr wert sind als ich. Und wenn sie mehr wert sind, bin ich weniger wert. Und wenn ich weniger wert bin, dann bin ich in echten Schwierigkeiten."

    Kein Wunder, dass sich Kinder so verbissen darum bemühen, die Ersten oder Besten zu sein. Kein Wunder, dass sie all ihre Energie aufwenden, um mehr oder am meisten zu bekommen. Oder noch besser: ALLES. Es bedeutet ein Gefühl der Sicherheit, alles von Mama und Papa zu bekommen, alle Spielsachen, all das Essen, all den Raum.

    Die Eltern stehen dabei vor einer unglaublich schweren Aufgabe! Sie müssen Möglichkeiten finden, jedem einzelnen Kind klar zu vermitteln, dass es geliebt wird, sicher und etwas Besonderes ist. Sie müssen den kleinen Widersachern deutlich machen, welche Vorteile es bringt, zu teilen und zusammenzuarbeiten. Und auf irgendeine Weise müssen sie die Grundlagen dafür schaffen, dass sich die kampfeslustigen Geschwister eines Tages als Quelle von Freude und Unterstützung sehen.

    Wie gehen Eltern mit dieser schweren Verantwortung um? Um das herauszufinden, entwarfen wir einen kurzen Fragenkatalog:

    Gibt es etwas, das Sie als Eltern tun, was die Geschwisterbeziehung Ihrer Kinder zu verbessern scheint?

    Gibt es etwas, was sie zu verschlechtern scheint?

    Erinnern Sie sich an etwas, was Ihre eigenen Eltern getan haben und das die Feindseligkeit zwischen Ihnen und Ihren Geschwistern vergrößert hat?

    Erinnern Sie sich an etwas, was sie verringert hat?

    Wir fragten auch, wie die Eltern mit ihren Geschwistern auskamen, als sie Kinder waren, wie sie heute, als Erwachsene, miteinander auskommen und welche Themen sie in einem Buch über Geschwisterrivalität besonders wichtig fänden.

    Zur selben Zeit führten wir auch persönliche Interviews. Wir nahmen viele hundert Stunden an Gesprächen auf, mit Männern, Frauen und Kindern. Der familiäre Hintergrund war dabei ganz verschieden und das Alter reichte von drei Jahren bis 88.

    Schließlich trugen wir all unser Material zusammen und leiteten mehrere Gesprächsgruppen mit je acht Sitzungen, die sich nur mit dem Thema Geschwisterrivalität befassten. Manche Eltern in diesen Gruppen waren von Anfang an begeistert. Manche waren skeptisch („Klar, aber Sie kennen meine Kinder nicht!"). Und manche waren am Ende ihrer Weisheit angelangt und bereit, jeden Vorschlag auszuprobieren.

    Sie alle nahmen aktiv an den Gruppen teil, machten sich Notizen, stellten Fragen, nahmen an Rollenspielen teil und stellten die Ergebnisse ihrer Experimente im „Heimlabor" in der Gruppe vor.

    Aus all diesen Sitzungen, wie auch aus unserer jahrelangen Arbeit zuvor, entstand dieses Buch: Es ist Ausdruck unserer Überzeugung, dass wir als Eltern wirklich etwas bewirken können.

    • Wir können den Konkurrenzkampf entweder verstärken oder abschwächen.

    • Wir können dafür sorgen, dass die Kinder ihre feindseligen Gefühle in sich hineinfressen, oder ihnen Möglichkeiten zeigen, wie sie auf ungefährliche Weise Luft ablassen können.

    • Wir können die Kämpfe verstärken oder die Gemeinsamkeit ermöglichen.

    Unsere Einstellung und unsere Worte haben Kraft. Wenn die Schlacht zwischen den Geschwistern beginnt, müssen wir uns nicht frustriert, entnervt oder hilflos fühlen. Mit neuen Fähigkeiten und Einsichten ausgerüstet, können wir die Kontrahenten in den Frieden führen.

    ANMERKUNG DER AUTORINNEN

    Um die Darstellung einfacher zu gestalten, unterscheiden wir im Buch nicht zwischen uns beiden, sondern treten als eine Person auf. Statt von unseren sechs Kindern, sprechen wir von zwei Jungen. Die vielen Workshops und Gesprächsgruppen, die wir zusammen oder einzeln geleitet haben, fassen wir zu einer Gruppe zusammen. So viel zur Umgestaltung der Realität. Alles Übrige in diesem Buch – die Gedanken, die Gefühle, die Erfahrungen – entspricht genau der Realität.

    Adele Faber

    Elaine Mazlish

    1

    BRÜDER UND SCHWESTERN – DAMALS UND HEUTE

    In diesem Kapitel erfahren Sie, …

    wie die Beziehung zu den Geschwistern das Leben als Erwachsene beeinflussen kann.

    wie vielfältig die Probleme zwischen Geschwistern sein können.

    dass wir als Eltern unseren Kindern helfen können, sich zu respektieren.

    Insgeheim war ich davon überzeugt, dass Geschwisterrivalität nur bei den Kindern anderer Leute auftritt. Irgendwo in meinem Kopf steckte der selbstgefällige Gedanke, dass ich den Neid, dieses grünäugige Monster, überlisten könnte, indem ich all die offensichtlichen Dinge vermied, mit denen andere Eltern ihre Kinder eifersüchtig aufeinander machten. Ich verglich meine Kinder nicht miteinander, ergriff nicht Partei und bevorzugte keines. Wenn beide Jungen wüssten, dass sie gleichermaßen geliebt werden, würde es hin und wieder eine Kabbelei geben. Aber was gab es schon für einen Grund für einen ernsthaften Streit?

    Was auch immer dieser Grund gewesen sein mag, sie fanden ihn.

    Von morgens bis abends schienen sie nur eine einzige Aufgabe zu haben – dafür zu sorgen, dass sich der jeweils andere elend fühlte. Es verwirrte mich. Ich konnte einfach keinen Grund für die Intensität, Grausamkeit und endlose Fortdauer des Streits zwischen den beiden sehen. Stimmte etwas nicht mit ihnen? Stimmte etwas mit mir nicht?

    Erst als ich meine Ängste mit anderen Eltern aus Dr. Ginotts Gruppe teilte, begann ich mich zu entspannen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich entdeckte, dass viele meinen Kummer teilten. Nicht nur durch meinen Tag zog sich eine Folge von Beschimpfungen, Lästereien, Schlägen, Kneifereien, Gekreische und bitteren Tränen. Ich war nicht die einzige, die schweren Herzens, nervlich angeschlagen und mit Gefühlen der Unzulänglichkeit herumlief.

    Nachdem wir selbst einmal junge Geschwister gewesen waren, könnte man glauben, wir hätten wissen müssen, was uns erwartete. Doch die meisten Eltern in der Gruppe waren auf die Feindseligkeiten zwischen ihren Kindern ebenso unvorbereitet wie ich. Sogar heute noch bemerke ich in meinen Kursen zur Geschwisterrivalität, wie wenig sich geändert hat. Die Leute können es gar nicht erwarten, ihrer Enttäuschung über das Missverhältnis zwischen ihren rosigen Erwartungen und der rauen Wirklichkeit Ausdruck zu verleihen:

    „Ich habe ein zweites Kind bekommen, weil ich wollte, dass Christie eine Schwester hat, jemanden zum Spielen, eine Freundin fürs Leben. Nun, jetzt hat sie eine Schwester und sie hasst sie. Ihr einziger Wunsch ist es, sie ‚wieder zurückzuschicken.‘"

    „Ich dachte immer, meine Jungs würden füreinander einstehen. Auch wenn sie zu Hause stritten, war ich sicher, sie würden draußen zusammenhalten. Ich bin fast gestorben, als ich herausgefunden habe, dass mein älterer Sohn Teil einer Bande an der Bushaltestelle war, die sich gegen den jüngeren verbündet hatte."

    „Als einer von mehreren Brüdern wusste ich, dass Jungen streiten. Aber irgendwie hatte ich mir vorgestellt, dass Mädchen miteinander auskommen würden. Nicht meine drei. Das Schlimmste daran ist, dass sie alle das Gedächtnis von Elefanten haben. Sie vergessen nie, was ‚sie mit mir gemacht hat‘, egal ob das letzte Woche, letzten Monat oder letztes Jahr war. Und sie vergeben niemals."

    „Ich bin als Einzelkind aufgewachsen und dachte, ich täte meiner kleinen Dara einen großen Gefallen, als ich Gregory bekam. Ich war so naiv zu glauben, sie würden ganz von alleine miteinander auskommen. Das taten sie auch – bis Gregory anfing zu laufen und zu sprechen. Ich habe mir immer wieder gesagt: ‚Wenn sie älter werden, wird es besser.‘ Wenn überhaupt, dann ist es schlimmer geworden. Gregory ist mittlerweile sechs und Dara ist neun. Alles, was Gregory hat, will Dara haben. Alles, was Dara hat, will Gregory haben. Sobald einer auch nur in die Nähe des anderen kommt, treten oder schlagen sie sich. Und beide fragen mich ständig ‚Wieso musstest du ihn bekommen?‘, ‚Wieso musstest du sie bekommen?‘, ‚Wieso konnte ich nicht dein einziges Kind sein?‘"

    „Ich wollte Geschwisterrivalität vermeiden, indem ich die Kinder im richtigen Abstand bekam. Meine Schwägerin empfahl mir, sie kurz hintereinander zu bekommen, sie wären dann wie Hundewelpen, die miteinander spielen. Also tat ich das und sie stritten die ganze Zeit. Dann habe ich in einem Buch gelesen, der perfekte Abstand betrüge drei Jahre. Ich habe auch das probiert und der Große hat sich mit dem Mittleren gegen den Kleinen verbündet. Ich habe bis zum nächsten Kind vier Jahre gewartet und nun kommt die ganze Horde auf einmal schreiend zu mir gelaufen. Die Jüngeren beschweren sich, dass der Älteste ‚gemein und rechthaberisch‘ sei. Und der Älteste beschwert sich, dass die Kleinen nicht auf ihn hören würden. Es gibt einfach keine richtige Methode."

    „Ich habe es nie verstanden, warum Menschen sich solche Sorgen über Geschwisterrivalität machten, weil ich keine Probleme hatte, so lange mein Sohn und meine Tochter jung waren. Nun, mittlerweile sind sie Jugendliche und holen alles nach. Sie können keine Minute zusammen sein, ohne dass die Fetzen fliegen."

    Als ich ihrem gemeinsamen Kummer lauschte, fragte ich mich: „Wieso sind sie so überrascht? Haben sie vergessen, wie es in ihrer eigenen Kindheit war? Wieso stützen sie sich nicht auf die Erfahrungen, die sie mit ihren eigenen Brüdern oder Schwestern gesammelt haben? Und ich selbst? Wieso waren meine eigenen Erfahrungen mit meinen Geschwistern nicht hilfreicher, als ich meine Kinder großzog? Vielleicht, weil ich die Kleinste in der Familie war, mit einer viel älteren Schwester und einem viel älteren Bruder. Ich konnte nie beobachten, wie zwei Jungen miteinander aufwachsen."

    Als ich meine Gedanken mit der Gruppe teilte, bestätigten mir alle sogleich, dass ihre Kinder sich, was Anzahl, Altersabstand, Geschlecht und Persönlichkeit betraf, sehr von den Geschwistern unterschieden, mit denen sie selbst aufgewachsen waren. Sie wiesen auch darauf hin, dass die Perspektive sich unterschied. Wie ein Vater ironisch bemerkte: „Es ist eine Sache, als Kind in einen Streit verwickelt zu sein. Es ist etwas ganz anderes, der Vater oder die Mutter zu sein, die den Streit schlichten muss."

    Doch selbst während dieser gelassenen Diskussion über die Unterschiede zwischen unseren früheren und heutigen Familien stiegen alte und starke Erinnerungen an die Oberfläche. Jeder hatte eine Geschichte zu erzählen und Stück für Stück füllte sich der Raum mit den Brüdern und Schwestern der Kindheit und den starken Gefühlen, die die Geschwisterbeziehungen gekennzeichnet hatten:

    „Ich erinnere mich, wie wütend ich wurde, wenn mein ältester Bruder mich verspottet hat. Meine Eltern haben mir immer wieder gesagt: ‚Wenn du nicht auf ihn reagierst, wird er dich in Ruhe lassen‘. Aber ich habe immer reagiert. Er hat mich unaufhörlich gehänselt, um mich zum Weinen zu bringen. Er hat gesagt: ‚Nimm deine Zahnbürste und geh! Hier liebt dich sowieso niemand.‘ Das hat immer funktioniert. Ich habe deswegen jedes Mal geweint."

    „Mein Bruder hat mich ebenfalls gehänselt. Einmal, als ich ungefähr acht war, wurde ich so zornig auf ihn, als er versuchte mich zu Fall zu bringen, während ich Rad fuhr, dass ich mir sagte: ‚Jetzt ist es genug. Das muss aufhören.‘ Ich ging dann ins Haus und wollte die Polizei anrufen. Und dann kam meine Mutter herein und sagte, ich solle den Hörer auflegen. Sie hat mich nie angeschrien, aber sie sagte: ‚Darüber werde ich mit deinem Vater sprechen müssen.‘

    Als er an diesem Abend von der Arbeit nach Hause kam, tat ich so, als ob ich schliefe, aber er weckte mich auf. Er sagte nur: ‚So kannst du mit deinem Zorn nicht umgehen.‘ Meine erste Reaktion war Erleichterung darüber, dass ich nicht bestraft werden würde. Aber ich erinnere mich, wie ich anschließend dalag und mich wieder so fürchterlich wütend fühlte – und so hilflos."

    „Mein Bruder durfte nicht gemein zu mir sein, egal was ich mit ihm anstellte. Ich war ‚Papas

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