Freut euch und jubelt: Apostolisches Schreiben "Gaudete et exsultate" über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute
Von Papst Franziskus und Stefan von Kempis
()
Über dieses E-Book
Papst Franziskus
Papst Franziskus, Jorge Mario Bergoglio, geb. 1936, ist seit dem 13. März 2013 Bischof von Rom. Der argentinische Jesuit ist Sohn einer siebenköpfigen Familie italienischer Auswanderer und war von 1973 bis 1979 Provinzial der argentinischen Jesuiten. Von 1998 bis 2013 war er Erzbischof von Buenos Aires, er wurde 2001 zum Kardinal ernannt.
Mehr von Papst Franziskus lesen
Von Lastern und den Tugenden: Die Balance des Lebens finden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Freiheit befreien: Glaube und Politik im dritten Jahrtausend Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe Gottes lehren und lernen: Priestersein heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreut euch und jubelt: Das Schreiben GAUDETE ET EXSULTATE über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeinsam gehen: Die wichtigsten Texte zur Zukunft der Kirche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPredigten aus den Morgenmessen in Santa Marta Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu bist wundervoll: Vom Mut, seine Träume zu leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreude!: Durch den Advent mit Papst Franziskus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChristsein und die Corona-Krise: Das Leben bezeugen in einer sterblichen Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch trage euch in meinem Herzen: Meine Antworten auf die Fragen der Armen dieser Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeditationen von Papst Franziskus: bei den Frühmessen in Santa Marta 2013 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFratelli tutti: Enzyklika über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreude sei in euren Herzen: Ein Begleiter für jeden Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Freut euch und jubelt
Ähnliche E-Books
Schlüsselworte der christlichen Botschaft: Grundthemen des Glaubens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBernhard Häring: Kirche im Zeichen der Barmherzigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott ist größer als unser Herz: Eine Pastoral des Erbarmens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Ich träume von einer Kirche als Mutter und Hirtin": Die neue Pastoralkultur von Papst Franziskus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLebendige Seelsorge 4/2016: Die Freude der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Jesus-Buch des Papstes: Die Antwort der Neutestamentler Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Spaltung unter uns Christen ist ein Skandal! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntweltlichung der Kirche?: Die Freiburger Rede des Papstes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott macht unruhig: Die Dynamik meines Glaubens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGottes Erster Name: Ein islamisch-christliches Gespräch über Barmherzigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachdenken der Gedanken Papst Benedikt XVI. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeitGeist?!: Heutige Lebenswelten als heilsame Provokation für Theologie und Kirche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPapst Franziskus: Mensch des Friedens: Zum friedenstheologischen Profil des aktuellen Pontifikats Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Wagnis der Torheit: Christliche Antworten - philosophische Fragen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThomas von Kempen: Nachfolge Christi. Textauswahl und Kommentar von Gerhard Wehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErlösung - wie und wovon?: Was Christen unter Heil verstehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden und Schandflecke der Kirchengeschichte: Licht- und Schattenseiten in 36 Episoden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen… und zeig uns deinen Sohn: Rosenkranzandachten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott ist barmherzig: Die wichtigste Botschaft des Heiligen Vaters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKirchengeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpiritualität für die Gegenwart: Zeitgemäße Impulse für Christen heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPriestertum Christi und priesterlicher Dienst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKultur der Begegnung: Papst Franziskus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf alles Fleisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOrationen: Die Gabengebete im Jahreskreis neu übersetzt und erklärt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeistesgaben oder Schwärmerei? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Jesus-Trilogie Benedikts XVI.: Eine Herausforderung für die moderne Exegese Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Downgrade-Kontroverse: Wenn biblischer Glaube verloren geht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott in mir: Geist, der Leben weckt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeid fröhlich in der Hoffnung: Ermutigung zum Christsein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Vom innersten Grunde - Mystische Schriften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephen Hawking, das Universum und Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBasisBibel. Die Kompakte. eBook: Die Bibel lesen wie einen Roman. Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Pardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gemeinsames Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum Gott?: Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit? Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die flache Erde oder Hundert Beweise dafür, daß die Erde keine Kugel ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kinderbibel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachfolge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen99 neue Weihnachtsgeschichten: Zum Vorlesen in Familie, Kindergarten, Schule und Gemeinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott oder nichts: Ein Gespräch über den Glauben Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Bibel trifft Koran: Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnsere schönsten Weihnachtslieder: Wie sie entstanden, was sie verkünden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bibel und der Quran: Eine thematische Gegenüberstellung der zwei heiligen Bücher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüße, Fotos, Paprika: Kinder von 7 bis 12 Jahren machen biblische Geschichten. 15 kreative Methoden – 30 fertige Entwürfe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNein sagen ohne Schuldgefühle: Gesunde Grenzen setzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAugustinus: Die Bekenntnisse - Confessiones: Eine der einflussreichsten autobiographischen Texte der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElberfelder Bibel - Altes und Neues Testament: Revision 2006 (Textstand 26) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Von der Freiheit eines Christenmenschen: Einer der bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Freut euch und jubelt
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Freut euch und jubelt - Papst Franziskus
INHALT
Eine Anleitung zum Glücklichsein
Einführung von Stefan von Kempis
Vorbemerkungen von Papst Franziskus
ERSTES KAPITEL
DER RUF ZUR HEILIGKEIT
Die Heiligen, die uns ermutigen und begleiten
Die Heiligen von nebenan
Der Herr ruft
Auch für dich
Deine Sendung in Christus
Heiligmachendes Tun
Lebendiger, menschlicher
ZWEITES KAPITEL
ZWEI SUBTILE FEINDE DER HEILIGKEIT
Der gegenwärtige Gnostizimus
Ein Geist ohne Gott und ohne Fleisch
Eine Lehre ohne Geheimnis
Die Grenzen der Vernunft
Der gegenwärtige Pelagianismus
Ein Wille ohne Demut
Eine oftmals vergessene Lehre der Kirche
Die Neopelagianer
Die Zusammenfassung des Gesetzes
DRITTES KAPITEL
IM LICHT DES MEISTERS
Gegen den Strom
»Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.«
»Selig die Sanftmütigen;
denn sie werden das Land erben.«
»Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.«
»Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.«
»Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.«
»Selig, die rein sind im Herzen;
denn sie werden Gott schauen.«
»Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.«
»Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihnen gehört das Himmelreich.«
Der große Maßstab
Aus Treue zum Meister
Die Ideologien, die den Kern des
Evangeliums entstellen
Der Gottesdienst, der Gott mehr gefällt
VIERTES KAPITEL
EINIGE MERKMALE
DER HEILIGKEIT IN DER WELT
VON HEUTE
Durchhaltevermögen, Geduld und Sanftmut
Freude und Sinn für Humor
Wagemut und Eifer
In Gemeinschaft
In beständigem Gebet
FÜNFTES KAPITEL
KAMPF, WACHSAMKEIT UND UNTERSCHEIDUNG
Der Kampf und die Wachsamkeit
Mehr als ein Mythos
Wach und vertrauensvoll
Die geistliche Korruption
Die Unterscheidung
Eine dringende Notwendigkeit
Immer im Licht des Herrn
Eine übernatürliche Gabe
Rede, Herr
Die Logik des Geschenks und des Kreuzes
Anmerkungen
Eine Anleitung
zum Glücklichsein
Ein Büchlein über die Heiligkeit – wirklich? Das Wort »Wunder« kommt hier nur einmal vor, eher marginal, und dasselbe gilt für das Wort »Heiligsprechung«. Stattdessen geben in dem neuen Lehrschreiben andere Begriffe den Ton an: »Humor« zum Beispiel viermal; oder, immer wieder, das Wort »Freude«, insgesamt ganze dreißigmal.
Papst Franziskus setzt uns damit auf eine Fährte. Denn Freude spielt in allen großen, eigenen Lehrschreiben, die er in den bisher fünf Jahren seines Pontifikats verfasst hat, die entscheidende Rolle: Freude des Evangeliums (2013), Laudato si’, »Gelobt seist du« (2015), Die Freude der Liebe (2017).
Und jetzt also Gaudete et exsultate, Freut euch und jubelt. Natürlich geht es hier um Heiligkeit – aber auf eine ungewohnte Weise, auf eine Franziskus-like Weise. Denn diese Heiligkeit hat viel mit Freude zu tun.
»Freut euch und jubelt« ist ein Jesus-Zitat, es steht am Ende der biblischen Seligpreisungen, und Franziskus setzt es ein, um von vornherein zu klären, was Heiligkeit aus seiner Sicht ist: Freude eben, »wahres Leben«. Oder noch einmal anders gesagt: »Glück« (Nr. 1).
Wer will, kann sich hier an das pursuit of happiness erinnert fühlen, das die US-Unabhängigkeitserklärung einst zum Menschenrecht erklärte. Jedenfalls geht es dem ersten amerikanischen Papst der Geschichte tatsächlich um eine »Demokratisierung des Heiligkeitsbegriffs« (Jan-Heiner Tück); »glücklich« erklärt Franziskus mit Blick auf die Seligpreisungen ohne Umschweife »zum Synonym für ›heilig‹« (Nr. 64). Damit dreht sich sein Schreiben nicht um etwas Entrücktes, das nur einige wenige anginge, sondern um das, was wir alle wollen und suchen: das Glück.
Das bedeutet: Franziskus, der geniale Vereinfacher auf dem Stuhl des Petrus, hat einen Glücksratgeber geschrieben. Nicht einfach einen weiteren für das Bücherregal »Ratgeber / Wellness / Esoterik«, sondern ein »Handbüchlein, wie es immer wieder geistliche Lehrer verfasst haben« (Kardinal Christoph Schönborn OP). Auf einige dieser Vorbilder (Bernhard von Clairvaux, Ignatius, Franz von Sales, den russischen Pilger) bezieht sich der Papst ausdrücklich. Sein Text liest sich deshalb an vielen Stellen wie eine Aktualisierung der spätmittelalterlichen »Nachfolge Christi«, eine Imitatio 2.0.
»Auch für dich«
Mit den Handbüchlein des geistlichen Lebens aus zwei Jahrtausenden der Kirchengeschichte hat Franziskus’ Glücksratgeber vor allem die direkte Apostrophe gemeinsam: Er duzt seine Leser. »Auch für dich« heißt eine Zwischenüberschrift, sie markiert den Punkt, an dem der Autor sich auf einmal direkt an seinen Leser wendet. Bis hierhin verwendet er mmer wieder »man« und »wir«. Jetzt auf einmal heißt es: du. Das stellt Augenhöhe her zwischen uns und dem Heiligen Vater aus Rom. »Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst … Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst … Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen.« (Nr. 14)
Franziskus spricht »nicht über etwas, sondern zu jemandem« (Bernd Hagenkord SJ): zu dir und zu mir. Er »ändert die Allerheiligenlitanei«, wie eine Nachrichtenagentur nach der Veröffentlichung von Gaudete et exsultate formulierte, um mich und dich darin einzutragen. Doch das ist keine Masche, keine captatio benevolentiae, sondern dahinter steckt eine tiefe theologische Überzeugung: »Der Heilige Geist verströmt Heiligkeit überall, in das ganze heilige gläubige Gottesvolk hinein« (Nr. 6).
Das heißt zunächst einmal, dass jeder heilig-glücklich werden kann und zur Heiligkeit, zum Glück berufen ist. Es bedeutet aber noch mehr: Heiligkeit als christliche Höchstform von Glück ist keine Leistung Einzelner, sondern eine gemeinschaftliche Sache. Eine Sache des ganzen Gottesvolkes, und damit ist nicht nur die katholische Kirche gemeint, sondern ausdrücklich alle Christen (Nr. 9). Auch Orthodoxe, Anglikaner und Protestanten – sie werden dezidiert genannt – partizipieren an dieser flächendeckenden, alles durchdringenden Heiligkeit.
Hier zeigt sich die perspektivische Weite dieses Papstschreibens – eine Weite, die auch im häufigen Bezug auf Äußerungen von Bischofskonferenzen aus aller Welt, aus Kanada zum Beispiel oder aus Indien, deutlich wird.
Wenn der Papst über die »Heiligen von nebenan«, so ein weiterer Zwischentitel, räsoniert und »Hab keine Angst vor der Heiligkeit« (Nr. 32) fordert, geht es ihm allerdings nicht um eine Banalität des Guten. Wir sind nicht alle irgendwie und nahezu automatisch heilig, wenn wir uns nur einigermaßen benehmen – im Gegenteil, gutes Benehmen ist für Franziskus geradezu das Gegenteil von Heiligkeit. Der Weg zum Glück des Glaubenden, den der Papst aus Argentinien skizziert, ist anspruchsvoll und steinig. Das macht das zweite Kapitel deutlich, das unvermittelt vor »subtilen Feinden« warnt, vor den elitären Vorstellungen von Heiligkeit nämlich.
Gegen elitäre Absonderung vom Kirchenvolk
Mit scharfen Worten macht derselbe Franziskus, der eben noch so werbend für ein inklusives Gottesvolk eintrat, hier Front gegen alle, die glauben, durch Wissen oder Willenskraft perfekt werden zu können, die sich also auf dem Weg des Christlichen für etwas Besseres halten und sich vom »gemeinen« Kirchenvolk absondern. Die Verve des Papstes hat streckenweise sogar fast etwas Verstörendes; die Du-Apostrophe fehlt in diesem Kapitel, der Ton erinnert eher an Kirchenlehrer, die in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung gegen Häretiker polemisierten.
Es ist nicht der einzige stilistische Umschwung in diesem Apostolischen Schreiben. Gerade hier aber wird deutlich, wie hoch Franziskus’ Anleitung zum Glücklichsein zielt. Dass es eine Art »Mittelschicht der Heiligen« (Nr. 7) gibt, hat in seinen Augen nichts mit Mittelmäßigkeit zu tun, Heiligkeit zu demokratisieren, bedeutet keine Senkung des Niveaus.
Dabei birgt ausgerechnet dieses zweite Kapitel auch ein ökumenisches Kleinod: »Die Kirche hat wiederholt gelehrt, dass wir nicht durch unsere Werke oder unsere Anstrengungen gerechtfertigt werden, sondern durch die Gnade des Herrn, der die Initiative ergreift« (Nr. 52), führt der Papst in einiger Breite aus.
In diesem Zusammenhang fällt zwar nicht der Name Martin Luthers (schade eigentlich!), aber das »sola gratia« des Reformators klingt doch deutlich an, zumal sich Franziskus bei der Erläuterung dieser laut Zwischenüberschrift »oftmals vergessene(n) Lehre der Kirche« zur Rechtfertigung des sündigen Menschen vor Gott ausdrücklich, wie einst der Wittenberger, auf den heiligen Augustinus beruft. Hier zeigt sich, wie recht der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat, wenn er hinter Franziskus’ häufigem Insistieren auf der göttlichen Barmherzigkeit eine Aktualisierung des »wesentliche(n) Kern(s) der Rechtfertigungslehre« ausmacht, die vor 500 Jahren zum Urknall der Reformation geführt hat