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Die Töchter der Elemente: Teil 2 - Das Böse kehrt zurück
Die Töchter der Elemente: Teil 2 - Das Böse kehrt zurück
Die Töchter der Elemente: Teil 2 - Das Böse kehrt zurück
eBook287 Seiten3 Stunden

Die Töchter der Elemente: Teil 2 - Das Böse kehrt zurück

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Über dieses E-Book

Eigentlich ist alles gut, das Böse scheint besiegt, die Festung Etugs ist zerstört. Die Töchter der Elemente - die jungen Magierinnen Flamina, Sandessa, Windröschen und Welline - wenden sich im zweiten Band der Serie neuen Zielen zu, die jeweils ihren doch sehr unterschiedlichen Charakteren entsprechen. Nur ihr alter Lehrmeister Balising ahnt, dass der alte Gegner auf eine günstige Gelegenheit für einen erneuten Schlag lauert.

Die jungen Magierinnen wenden sich nach dem Kampf gegen Etug, dem Bösen, ihren persönlichen Interessen zu. Sandessa und Windröschen bleiben in der großen Siedlung bei den Mapas, um sich dort mit ihren Liebsten ein Leben aufzubauen. Flamina und Welline bereisen mit Jami das große Meer, auch um Kerdo und das abgetriebene Schiff zu suchen. Da schleicht sich erneut das Böse an. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft in der großen Mapasiedlung am Fuße des Vulkans zwangsläufig neu erfindet. Die vielen Flüchtlinge, die nach dem letzten Kampf in die Siedlung kamen, müssen nun mitversorgt werden, was das Leben der angestammten Bewohner sehr verändert. Wohnraum und Nahrung werden knapp und deshalb streng rationiert unter allen verteilt. Der Unmut wächst, sodass die hinterhältigen Einflüsterungen Etugs auf fruchtbaren Boden fallen.

Doch auch das Gute schläft nicht. Balising, der alte, weise Lehrer der jungen Magierinnen, ist ebenfalls in der Siedlung geblieben. Er bemerkt, dass etwas nicht stimmt, und warnt Sandessa und Windröschen. Doch schnell wird klar, dass die beiden magischen Schwestern allein wenig ausrichten können. Denn dieses Mal scheint es noch schlimmer zu kommen - Etug erhält machtvolle Unterstützung. Der Magier Ramos schickt sich an, nach Giaium zurückzukehren. Er ist Amalaswintas Bruder und damit der Onkel der vier Schwestern. Alle Mapas sind ihm ein Dorn im Auge, er liebt es, sie zu quälen und zu vernichten. Deshalb wurde er einst von Giaium verbannt. Und er ist sehr viel mächtiger als Etug.

Die vier jungen Magerinnen und ihre Gefährten müssen also gleich gegen zwei böse Mächte antreten. Dabei gibt es viel zu lernen für alle. Es gilt, erwachsen zu werden, zusammenzuhalten und über sich hinauszuwachsen. Aber reicht das alles, um Ramos und Etug aufzuhalten? Im zweiten Band "Die Töchter der Elemente - Das Böse kehrt zurück" stellen Etug und Ramos geschickt die Weichen, damit es einen Krieg gibt, der den Mapas Verderben und Elend bringt. Und die magischen Schwestern geraten an ihre Grenzen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. Juni 2018
ISBN9783752889383
Die Töchter der Elemente: Teil 2 - Das Böse kehrt zurück
Autor

Christiane Retzdorff

1956 geboren in Hamburg 1976 Abitur 1980 Abschluss der Ausbildung zur Diplomfinanzwirtin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Seit 1990 selbständige Immobilienverwalterin Schriftstellerisch tätig seit der Teenagerzeit. 2008 Hochzeit mit dem Künstler Alexander Retzdorff. 1985 Herausgabe des Gedichtbandes "Fußstapfen auf meiner Seele" im Selbstverlag. 2000 Veröffentlichung des Kurzgeschichtenbandes "Der tolle Typ und der häßliche Vogel" über bod 2016 Veröffentlichung des Liebesroman "Trug und Wahrhaftigkeit" über bod 2017 Veröffentlichung des Fantasy-Romans "Die Töchter der Elemente" Teil 1 über bod 2018 Veröffentlichung des Fantasy-Romans "Die Töchter der Elemente" Teil 2 über bod Diverse Veröffentlichungen in Literaturmagazinen, Anthologien, Zeitungen und Zeitschriften. Im Internet vertreten bei www.e-stories.de.

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    Buchvorschau

    Die Töchter der Elemente - Christiane Retzdorff

    ist.

    1. Kapitel

    Nachdem die Befreiung der Mapas aus Etugs Festung gebührend gefeiert worden war, galt es nun Unterkünfte für die Befreiten zu finden. Im Steinhaus des Häuptlings der großen Siedlung fanden zuerst Balising, Emalia, ihr Sohn Cormo und dessen Gefährtin Mimiti eine Bleibe. Auch Lirno, der Vater der Zwillinge Sorbas und Kerdo, wurde eingeladen, zögerte aber zunächst in seiner ihm eigenen Bescheidenheit und ließ sich dann doch überreden. Damit waren alle Räume belegt.

    Auch die anderen Bewohner der großen Siedlung bewiesen Gastfreundschaft, doch bald stellte sich heraus, dass es unmöglich war, alle Geflohenen aufzunehmen. In allen Ecken der Gassen hausten nun Mapas. Und auch die üppigen Nahrungsmittel gingen bald zur Neige. Der Häuptling sah sich gezwungen, die Lebensmittel sorgfältig einzuteilen. Ein Umstand, der für viele ungewohnt war und Unzufriedenheit nährte. Nach vielen Jahren stellte sich der Häuptling deshalb zum ersten Mal wieder auf den großen Platz vor seinem Haus und hielt eine Rede: »Liebe Freunde und Bewohner unserer Siedlung, wir stehen vor großen Herausforderungen, die wir mit Zuversicht und Freude meistern können. Nach den Zeiten des Überflusses müssen wir nun lernen zu teilen. Immer schon hat unsere Gemeinschaft gern anderen gegeben und geteilt, doch jetzt sollte es mit Sinn und Verstand erfolgen. Wenn jeder gibt, was er entbehren kann, werden wir alle noch mehr zusammenwachsen. So wird es für die Zukunft notwendig, dass alle mit ihrem Einsatz dazu beitragen, Nahrung zu beschaffen, Felder zu bestellen und Häuser zu bauen. Das mögen ungewohnte Tätigkeiten für eine Gemeinschaft sein, die sich um nichts zu sorgen brauchte. Aber in dem Schaffen für sich und andere wächst auch der Stolz auf das Erreichte. Wenn wir diese Aufgaben gemeinsam anpacken, wird es nicht lange dauern und wir leben wieder in einer Gemeinschaft, die nichts entbehren muss. Also möge sich jeder nach seinem Wollen und Können für unsere Siedlung einsetzen.«

    Einige Zuhörer jubelten und klatschten begeistert in die Hände. Doch anderen war deutlich anzusehen, dass ihnen der Vorschlag wenig behagte. Sie trauerten dem Müßiggang hinterher und bereuten es insgeheim, die befreiten Mapas aufgenommen zu haben. Nun kam es auf die Flüchtlinge an, als Erste mit ihrer Tatkraft die anderen Bewohner der großen Siedlung zu überzeugen.

    Sandessa und Urso hatten sich gleich einen Platz hinter der Grenzmauer am Rande der großen Ebene gesucht. Dort wollten sie ein Haus für sich bauen. Das war umso leichter, weil sich herausstellte, dass keine Nachtdrachen mehr die Gegend unsicher machten. Urso wusste, wie er ein Haus aus Holz zu bauen hat, und war sich der Hilfe seiner Freunde gewiss. Doch es gab zu wenige Bäume in der Siedlung und es war verboten, diese wenigen abzuhacken. Feuer wurde mit trocknem Gras und braunen Steinen gemacht, die die Kleinster lieferten. Hinter der großen Ebene lockten riesige Wälder, aber das Holz musste über einen weiten Weg bis zur Siedlung transportiert werden. Sandessa und Urso beschlossen, einen Erkundungsritt auf den Hortas zu unternehmen. Wie die meisten Tiere vertrauten die gehörnten Wesen der jungen Magierin. Schnell wie der Wind trugen sie Sandessa und Urso über die Ebene. Und dort entdeckten sie bald die großen, zottigen Tiere, die einst von Etugs Schergen dorthin gebracht worden waren, um auf ihnen die große Siedlung anzugreifen. Nun lebten sie friedlich zusammen und labten sich am Gras.

    »Das ist die Lösung«, rief Urso zuversichtlich. »Die Tiere sind es gewohnt, Lasten zu tragen, und sie sind gehorsam. Mit ihnen können wir genug Holz für den Bau der Häuser herbeischaffen.«

    Sandessa war derweil in die Betrachtung der freundlichen Riesen versunken. Kein Argwohn schien ihre Sinne zu trüben. Sie waren sehr stark und mussten keine Bedrohung durch andere Tiere fürchten. So schlenderten sie gemächlich fressend vor sich hin. Ganz in der Nähe sprudelte ein Fluss, in dem sich einige von ihnen suhlten. Das Wasser war nicht sehr tief und so konnten sie sich einfach hineinlegen. »Das ist ein prächtiger Vorschlag«, stimmte die junge Magierin schließlich zu.

    Urso freute sich über die Zustimmung und plante sofort eifrig weiter. »Ich werde gleich nach unserer Rückkehr einige Männer zusammentrommeln, um Bäume zu fällen, die Tiere zu beladen und das Holz zur Siedlung zu bringen.«

    So geschah es. Sandessa hielt sich von diesem Treiben fern, weil jeder getötete Baum sie traurig stimmte, doch sie sah die Notwendigkeit ein. So wuchs vor den Mauern der großen Siedlung bald ein Haus für sie und Urso. Aber wie sollte es mit ihnen beiden weitergehen? Die junge Magierin wusste, dass der Mapa an ihrer Seite ihr sehr zugetan war und sich wünschte, sie für immer seine Frau nennen zu dürfen. Zwar wusste er um Sandessas besondere Fähigkeiten, doch maß er diesen keine besondere Bedeutung bei. Magie und Zauberkraft kamen in seinem Denken nicht vor. Er war ein Mann der Tat, eingebunden in das bodenständige Leben der Mapas.

    Die junge Magierin ahnte, dass Etug nicht für immer besiegt war, sondern sich nur zurückgezogen hatte und nun geduldig auf eine günstige Gelegenheit wartete, um wieder zuzuschlagen. Sie spürte seine Gegenwart in der großen Siedlung. Aber es missfiel ihr, dass sie anders war als die Mapas. Sie wollte mit Urso ein normales Leben mit Kindern führen. Doch dann würde sie ihre Unsterblichkeit und ihre Kräfte für immer verlieren. Durfte sie so selbstsüchtig sein? Schließlich war es ihre Aufgabe, die Mapas und ihre Großmutter, die Planetin Giaium, zu schützen.

    Windröschen lebte derweil mit Tore und etlichen Musikern und anderen schillernden Gestalten in einem Steinhaus mitten in der Siedlung. Sie spielten verschiedene Instrumente und sangen. Einige Frauen gestalteten kunstvollen Schmuck und bunte Kleidung. Andere kümmerten sich darum, dass immer reichlich Essen und Getränke vorhanden waren. An der Decke des Zimmers, das alle gemeinsam bewohnten, gab es einen Ausstieg, der über eine Leiter aus Holzstücken zwischen zwei Seilen auf das Dach des Hauses führte. Dort bereiteten sie Fleisch über einer Feuerstelle zu und ließen ihre Musik erklingen. Oft suchten sie auch die Plätze zwischen den Gassen auf, wo andere Bewohner ihnen lauschten, tanzten und sie mit Leckereien belohnten.

    In dieser Gruppe kreiste oft ein Trank mit berauschender Wirkung. Er steigerte die gute Laune, minderte die Hemmungen sowohl bei der Musik als auch im gegenseitigen Umgang. Selbst die Mapas ohne magische Kräfte fühlten sich dann leicht wie Federn und glaubten, fliegen zu können. So meinte Windröschen, in ihnen verwandte Seelen zu treffen. Die Sorgen und Probleme der anderen in der großen Siedlung waren weit weg.

    Zwar hatte Sandessa ihre Schwester ein-, zweimal besucht, stellte aber bald fest, dass diese von vollkommen anderen Gedanken bewegt wurde und ein Leben ohne Zwang und Verantwortung führen wollte. Sie schwebte in Sorglosigkeit und scherte sich wenig um die Bedenken anderer. Einmal wollte Sandessa mit Balising über dieses merkwürdige Verhalten sprechen, doch dieser war gerade zu sehr damit beschäftigt, den Häuptling der großen Siedlung dabei zu unterstützen, seinem Volk wieder den gewohnten Wohlstand zu bieten. Als sie schon wieder gehen wollte, hörte sie dann zufällig ein Gespräch zwischen Mimiti und Cormo, weil diese die Tür ihres Zimmers nicht ganz geschlossen hatten.

    »Mir ist es hier zu eng«, maulte Mimiti. »Nie sind wir allein. Dabei hat Etug uns doch versprochen, dass wir als Herrscher in diesem Haus leben werden, umgeben von Bediensteten, aber nicht von lauter Leuten, die uns vorschreiben, wie wir uns zu verhalten haben. Nun erwartet man auch noch Feldarbeit von uns. Aber ich will nicht meine zarte Haut an den Händen verlieren. Wann tust du endlich etwas?«

    Sandessa spähte durch den kleinen Spalt und sah, wie Cormo schwieg und hilflos zu Boden schaute.

    »Kerdo und Flamina sind wir los«, fuhr Mimiti unbeirrt fort. »Nun wird es langsam Zeit, dass du der rechtmäßige Häuptling dieser Siedlung wirst. Viele ihrer Bewohner sind sowieso nicht mehr zufrieden mit der Lage. Einer muss jetzt die Macht übernehmen und eine klare Linie ziehen zwischen den Arbeitern und den gehobenen Bürgern.«

    »Aber wie soll das gelingen?«, fragte Cormo erschrocken über Mimitis Forderung.

    »Hast du denn nichts von Etug gelernt? Du musst eine dir bedingungslos folgende Kampftruppe aufbauen, am besten unter dem Vorwand, sie diene der Verteidigung der Siedlung. Die meisten Männer üben sich sowieso lieber an Waffen, als dass sie auf dem Feld ackern. Urso kommt dir da auch nicht in die Quere, denn der hat genug damit zu tun, Bäume heranzuschaffen und Häuser zu bauen.«

    Der Gedanke gefiel Cormo, denn auch er hatte wenig Lust auf Feldarbeit. »Das ist ein guter Plan, meine Liebe. Ich werde mich gleich mal nach Verbündeten umsehen.«

    Sandessa konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. So also würde Etug seinen Einfluss wieder ausbauen. Doch was sollte sie tun? Grüblerisch ging sie zurück zu ihrem Haus und schaute auf die weite Ebene mit dem Gras. Sie vermisste Welline und Flamina, die mit Jamis Boot auf dem Meer unterwegs waren. Welche neuen Orte würden sie entdecken? Welche unbekannten Pflanzen und Tiere kreuzten dabei ihren Weg? Gab es auch in der Ferne Mapas und wie lebten diese? Plötzlich bekam Sandessa große Sehnsucht danach, ebenfalls die Planetin zu erkunden. Sie fühlte sich wie angekettet an diesen Ort und seine Bewohner. Ein vorhersehbares Leben an der Seite von Urso erschien ihr plötzlich langweilig. Wollte sie tatsächlich nur den Mapas und Giaium dienen? Sollten ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten im Alltag verkommen? Während Windröschen ihre Bestimmung in der Musik und dem Müßiggang gefunden hatte und ihre anderen beiden Schwestern das Abenteuer suchten, teilte Sandessa das Leben der Normalität. Aber war sie auch mutig genug, allein einen neuen Weg zu gehen, Urso und die Gemeinschaft zu verlassen? Sie fand keine Antwort.

    Schließlich verband sie sich mit der Erde und sank hinab. Sandessa sehnte sich nach Ruhe und dem Beistand ihres Vaters. Er war wie die Väter ihrer Schwestern überall auf der Planetin zu Hause. Wo mochte ihre Mutter sein und warum half sie ihren Töchtern nicht? War Amalaswinta wirklich so selbstlos gewesen und hatte ihre Kraft für Giaium und die Mapas geopfert? Oder hatte ihr Vater Zlemar sie zu sich in die unendlichen Weiten des Universums geholt? Warum durften alle glücklich sein, nur sie nicht?

    So in ihre Gedanken versunken, bemerkte Sandessa auf einmal, dass die Erde um sie herum durchzogen war von kleinen Wasseradern. In diese hinein ragten die langen Wurzeln vieler Gräser der großen Ebene. Und sie entdeckte ein Krabbeltier, das sich durch die Erde zu den noch jungen Pflanzen mit kurzen Wurzeln, die die Wasseradern nicht erreichen konnten, bewegte. Diese wühlten sich sogleich in den gewölbten Rücken des Tieres, in dem sie Wasser fanden. Nun erinnerte Sandessa sich, dass ihnen Balising von einem Wasserträgerkäfer berichtet hatte, der Pflanzen unter der Oberfläche mit dem lebensnotwendigen Nass versorgte. Das erklärte auch, warum die große Ebene von saftigem Gras übersät war, obwohl kein Fluss sie durchkreuzte und es selten regnete.

    Sandessa kehrte zurück an das Licht. Ihre Großmutter, die Planetin Giaium, hatte wirklich an alles gedacht. Nun war sie wieder stolz darauf, dieser Schöpfung dienen zu dürfen. Aber es war an der Zeit, ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Sie musste vermehrt die Magie in sich entdecken, die ihre Mutter ihr vererbt hatte. Nur so konnte sie den Mapas helfen.

    Sie machte sich auf den Weg zu den ersten neu angelegten Feldern. Die Körner waren im Boden verscharrt worden, aber es zeigten sich noch keine grünen Keimlinge. Sie traf einen Mann, der missmutig auf die karge Fläche schaute. »Das wird nichts«, sagte er niedergeschlagen. »Wir brauchen Wasser, damit die Pflanzen gedeihen. Aber die Quellen in der Siedlung reichen gerade aus, um unseren Durst zu löschen. Mit Regen ist auch nicht zu rechnen. Die ganze Arbeit war vergeblich und wir werden bald hungern müssen.« Mit hängenden Schultern zog er davon.

    Sandessa dachte nach. Sie könnte ein Heer von Wasserträgerkäfern herbeirufen, um die Keimlinge zu tränken. Doch dann würden die jungen Gräser auf der Ebene bald verdursten und damit würde die Nahrung für die vielen Tiere, die sich an ihnen labten, knapp werden. Es musste also eine andere Lösung her. Sie überlegte angestrengt, dann hatte sie eine Idee: Wenn die noch kurzen Wurzeln der Keimlinge schneller zu den Wasseradern wachsen würden, hätten sie genug zu trinken. Die junge Magierin sammelte ihre Kräfte. Sie wollte mit einem Zauber das Ziel erreichen. Es dauerte eine Zeit, bis sie spürte, wie etwas aus ihrem Körper in den Boden floss. Es war nicht zu sehen, doch sie fühlte, wie sie eins wurde mit ihrem Element, der Erde, und wie etwas von ihr in dieses hineinströmte. Schließlich brach sie erschöpft zusammen.

    Als sie sich wieder stark genug fühlte, richtete sie sich auf. Noch immer lag das Feld graubraun vor ihr, ohne ein Anzeichen von Leben. Enttäuscht kehrte sie in ihr Haus zurück. Dort wohnte sie seit einiger Zeit mit Urso, aber jeder hatte sein eigenes Zimmer. Solange sie noch nicht mit dem Segen des Häuptlings verbunden waren, war es ungehörig, das Bett zu teilen. Und Sandessa war froh darüber, denn sie wusste noch nicht, ob sie ihre magischen Kräfte für ein Leben als Mapa opfern wollte. Sie liebte Urso, wusste aber, dass er sich Kinder wünschte. Manchmal glaubte sie sogar zu ahnen, dass es ihm missfiel, dass seine Partnerin sich von seinesgleichen unterschied. Vielleicht machte es ihm Angst, weil er es nicht verstand. Doch er behandelte sie stets sehr fürsorglich. Es standen sogar Blumen von ihm auf dem Tisch.

    Sandessa genoss seine Umarmungen und Küsse. Sie weckten ein unbestimmtes Verlangen in ihr. Jede Trennung von Urso schmerzte sie, auch wenn sie die Notwendigkeit einsah. Und wenn er von der Holzbeschaffung zurückkehrte, fühlte sie, wie sehr auch er sie vermisst hatte. Das waren die Momente, in denen jeder Zweifel in Sandessa verflog und sie sich wünschte, endlich das Leben einer normalen Mapa zu führen. Aber in der Einsamkeit spürte sie wieder, dass sie eine Aufgabe hatte, die weit darüber hinausging.

    Am nächsten Morgen wurde Sandessa früh von lautem Trubel geweckt. Schreie der Begeisterung waren zu hören. Flink eilte sie zu dem Ort, von wo die Geräusche kamen. Mapas lagen sich in den Armen. Und dann sah die junge Magierin, dass überall auf den Feldern grüne, saftige Keimlinge sprossen. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Überglücklich nahm sie an der Freudenfeier teil.

    2. Kapitel

    Cormo fiel es nicht schwer, Männer für eine Kampftruppe zu gewinnen. Viele hatten tatsächlich mehr Spaß daran, sich an Waffen zu üben, als auf dem Feld zu arbeiten. Nun galt es nur noch, den Häuptling zu überzeugen, dass so eine Truppe dringend für die Verteidigung der Siedlung nötig war. Dieser zeigte sich sofort einsichtig. Sein Volk sollte merken, dass er sich um dessen Sicherheit sorgte. Selbst Balising fiel kein überzeugender Grund ein, warum er diesem Vorhaben nicht zustimmen sollte. Trotzdem suchte er nach der Zustimmung des Häuptlings ein Gespräch mit diesem in dessen Zimmer. Beide saßen sich mit einem Gesichtsausdruck großen Vertrauens gegenüber.

    »Es mag wichtig sein«, begann er, »dass die Siedlung sich im Falle eines Angriffs verteidigen kann. Doch sehe ich im Augenblick nicht die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung. Etug bedient sich anderer Mittel und stellt erst Truppen auf, wenn er eine große Gruppe von Mapas zu seinen Handlangern gemacht hat. Vordringlicher erscheint es mir also, den Frieden in der großen Siedlung zu bewahren.«

    »Aber der ist doch gar nicht gefährdet«, erwiderte der Häuptling.

    »Wenn die Nahrungsmittel und das Wasser knapp werden, kann sich das leicht ändern.«

    »Da kann ich dich beruhigen, lieber Freund, mein Volk arbeitet hart daran, das zu vermeiden. Es ist allerdings traurig, dass Amalaswinta, als sie einst diese Siedlung mit einem Schutzschild und dem Segen von reichlich Nahrung und Wasser versah, diese Entwicklung nicht vorhergesehen hat. Jede Woche füllen sich unsere Speicher wie von Zauberhand, doch eben nur für die Zahl an Mapas, die seit jeher diesen Ort bewohnten. Nun sind es mehr als doppelt so viele. Doch mit Fleiß und Zuversicht können wir allen Problemen begegnen.«

    »Das mag sein, aber sehnen sich nicht viele von denen, die schon immer hier hausten, nach den sorglosen Zeiten ohne notwendige Arbeiten zurück? Wollen sie vielleicht sogar die befreiten Mapas wieder vertreiben?«

    »Niemals!«, empörte sich der Häuptling. »Mein Volk besteht aus anständigen Männern und Frauen mit großer Gastfreundschaft. Es teilt gern und sorgt sich um andere. Ich verwahre mich gegen diese Unterstellungen.«

    Zwar zeigte die Wut des Häuptlings, dass dieser die Bedenken des alten, weisen Mannes selbst schon in Erwägung gezogen hatte, aber er weigerte sich offensichtlich, diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht zu ziehen. Er wollte seinem so friedliebenden Volk keine Bösartigkeit unterstellen. Also lenkte Balising ein, nahm sich aber vor, die Entwicklungen weiter im Auge zu behalten.

    Alle Bewohner des Hauses trafen sich zum gemeinsamen Essen. Es gab beinahe täglich Fisch, denn dank der vielen Boote, die mit der Flucht der Mapas in die Siedlung gekommen waren, konnten sie reichlich Meerestiere fangen. Doch Gemüse war knapp. Die Frauen gaben sich zwar redlich Mühe, das Essen schmackhaft zu gestalten, aber ihre Mittel waren begrenzt. Und die Mienen der Anwesenden zeigten, dass sie den Fisch langsam leid wurden. Sie sehnten sich nach Fleisch, Obst und Gemüse, gewürzt mit den Kräutern aus den Gärten. Doch das bekamen sie nur vorgesetzt, wenn sich die Speicher wie von Geisterhand wieder gefüllt hatten. Aber diese Vorräte reichten eben nicht für die nun zahlreichen Bewohner der Siedlung.

    Balising nahm nicht an dem Essen teil, da er durch einen Zauber von Amalaswinta wie seine Zöglinge, die vier jungen Magierinnen, auf Nahrung und Getränke verzichten konnte. Er streifte durch die Gassen der Siedlung, um sich ein Bild von der Stimmung des Volkes zu machen. Die Stände, früher gefüllt mit Obst und Gemüse, waren genauso verschwunden wie die Feuerstellen, über denen einst reichlich Fleisch gegart wurde.

    »Mama, wo sind die ganzen Leckereien?«, fragte ein Kind enttäuscht.

    Die Frau antwortete traurig: »Es ist eben nicht genug für alle da. Wir müssen unsere Vorräte mit den Gästen teilen.«

    »Warum?«, wollte der Kleine wissen.

    »Weil sie sonst verhungern.«

    Diese Feststellung war zwar folgerichtig, aber es hörte sich nicht so an, als wäre die Frau zufrieden mit der Situation. Und Balising hörte noch andere Unmutsäußerungen, die nicht für sein Ohr bestimmt waren. Es wurde geflüstert: »Wie lange soll das noch so weitergehen?«

    »Das hat doch nichts mehr mit Gastfreundschaft zu tun.«

    »Warum hauen die Fremden nicht einfach wieder ab. Mir sind sie nicht willkommen.«

    »Wir sollten sie vertreiben, dann könnten wir endlich wieder unser gewohntes Leben führen.«

    Balising war alarmiert. Etug war schneller zurückgekehrt, als er erwartet hatte. Und das mit einer gefährlichen Waffe, die Balising sehen und hören konnte. Auch diese Fähigkeit hatte ihm Amalaswinta geschenkt. In seiner Wut über die Flucht der Mapas aus seiner Festung hatte Etug seine Kraft genutzt, um gefährliche, kleine, unsichtbare Wesen zu schaffen, die durch die Luft flogen und die Missgunst schürten, indem sie Worte in die Ohren ihrer Opfer hauchten, die diese dann für ihre eigenen Gedanken hielten. Diese Wesen, Amalaswinta hatte sie Ugs genannt, weil sie aus Etug entspringen, hatten schon einmal versucht, alle Mapas auf die Seite des Bösen zu ziehen. Deswegen hatte sich Giaium in Kälte und Dunkelheit gehüllt und Amalaswinta hatte sich mit den Geistern der Erde, des Wassers, der Luft und des Feuers gepaart. Daraus waren ihre vier Töchter der Elemente hervorgegangen. Und diese sollte verhindern, dass Etug erneut die Macht an sich riss. Doch die jungen Frauen waren der Verantwortung noch nicht gewachsen und suchten ihren eigenen Weg. Welline und Flamina hatte es mit einem Schiff in die Ferne gezogen. Sandessa haderte mit ihren magischen Kräften und Windröschen genoss ungezwungen ihr Leben. Hell und klar schwebte ihr Gesang über die Dächer der Siedlung. Balising war ratlos, wie er sich dem erneuten Angriff Etugs entgegenstellen sollte. Er musste wenigstens Sandessa und Windröschen von seinen Beobachtungen unterrichten. Da hörte er, wie ihn ein Ug umschmeichelte: »Geh fort mit deinen beiden verbliebenen Zöglingen«, flüsterte er in sein Ohr.

    Balising schüttelte sich. Der Gedanke war verführerisch. Aber er musste seinen Einfluss auf Sandessa und Windröschen so weit ausweiten, dass beide sich für das Wohl der Mapas, Giaium und den Frieden auf der Planetin einsetzten.

    »Suche einen anderen Ort«, säuselte es in seinem Ohr.

    Doch Balising war zu stark und weise, um sich beeinflussen zu lassen. Wenn Etug wünschte, dass er und die beiden jungen Magierinnen die große Siedlung verlassen, dann musste er genau das Gegenteil tun. Aber er ahnte, dass Etug nur auf Hilfe aus dem Universum wartete. Würde etwa Ramos, der abtrünnige und mächtige Bruder Amalaswintas, zurückkehren? Zlemar, der Vater der beiden, hatte ihn einst von Giaium verbannt.

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