You Really Got Me!: Music 1947 - 1970
Von Christian Schmid
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Über dieses E-Book
Ein kleines Stück Musikgeschichte mit zahlreichen farbigen Fotos, Zeichnungen und Postern, vor allem auch aus der St. Galler Szene der 1960er Jahre, mit ihrem Höhepunkt 1968 - persönlich erlebt und hippiebunt beschrieben.
Christian Schmid
Christian Schmid wurde 1947 in Zürich geboren. Seine ersten vier Jahre lebte er im Kanton Uri, danach im Kanton Glarus. Seit 1958 ist er in St. Gallen wohnhaft. Er ist geschieden und Vater von zwei erwachsenen Töchtern.
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Buchvorschau
You Really Got Me! - Christian Schmid
Eine Liebeserklärung an die Musik
ganz allgemein - und speziell an jene der 1960er Jahre.
für
Walter «Cral»
Hazi
Marlen
(in der Reihenfolge ihres Erscheinens
in meinem Leben)
«Musik machen ist schöpferisch.
Aber auch Musik hören kann ein kreativer Akt sein.»
(frei nach Ian Anderson, Bandmitglied von Jethro Tull)
Inhalt
Einführung: You Really Got Me!
Gedanken zum 70sten Geburtstag
Die ersten zehn Jahre: 1947-1957
Von Operetten, Schlagern und Rock‘n’Roll
1947 Geburt unter heidnischen Vorzeichen
1952 Da wo der Aar noch haust
1953 Vilja, das Waldmägdelein
1955 Rock Around The Clock, Bill Haley & his Comets
1956 Musikbox-Fan und Ober-Auto-Späher
Die 1960er Jahre in St. Gallen: 1958-1970
Hallo Teenager und die bunten 68er
1958 Hallo Teenager mit Duane Eddy
1959 Lonely Boy und meine drei Cousinen
Regen Regen
1960 Apache – Indianerfaszination
1961 American Love Songs
Johnny Hallyday – la France arrive!
1963 Beat-Time: Mersey-Beat, Beatles, Yeah-Yeah!
The 4 Flippers: St. Gallens erste Beat-Band
1964 Stones, Kinks und Searchers: die Beat-Szene explodiert
Musik aus der Juke-Box: Goliath-Stübli, Iris und City
Linsebühl: Walfisch im Nebel
You Really Got Me! The Kinks
1965 Mitte der Sechziger Jahre in der Ostschweiz
The Baracudas, Sevens, Slavesund andere regionale Bands
Les Sauterelles in St. Gallen:
Die Eröffnung des Musikclubs Africana
1966 Wild Thing, Dylan et Dutronc
The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore
Der französische Sänger Antoine und Walter «Cral»
1967 Der Summer of Love und Flower Power
Les Saintes Marie-Madeleine von Stes Maries-de-la-Mer
Väterchen Franz/Franz Josef Degenhardt:
Mit Gitarre und Poesie gegen das Spiessertum
The Shiver, St. Galler Rockband (1964-1969)
Der Musik-Club Africana und seine legendären Konzerte
Pink Floyd in Abtwil (1968)
Unser «Disc-Club» im Turm an der Mülenenschlucht
Treffpunkt Spanische Weinhalle
1968 Mai 68 – Jugend im Aufbruch
Proteste in St. Gallen gegen den Vietnam-Krieg
Das Monsterkonzert im Hallenstadion Zürich (Mai 68), Jimi Hendrix etc.
Procol Harum, Shine On Brightly:
Hohe Kunst des Progressive Rock
Boutique Yestermorn: Swinging London in St. Gallen
1969 Meine Zeit in London:
Schule, Gandalfs Garden und Schottland
Atlantis: von Donovan
und vom Schlafenden Propheten Edgar Cayce
Get Back von den Beatles live in London
Gratis-Konzert der Rolling Stones im Hyde Park am 5. Juli
Rückkehr nach St. Gallen - die Hippiezeit
In the Year 2525 und George Orwells 1984
Deaf - St. Galler Rock-Band
Umma Gumma – Klänge der Pink Floyd für einen Trip
Erlebnis an der Sitter: die Musik der Natur
Jean Ferrat, Sänger von politischen und Liebesliedern
1970 Sitter-In in St. Gallen
Roter Gallus, linke St. Galler Untergrundzeitschrift
Teestübli – Ein neues Lokal im «Kreis»
Südfrankreich: 2-CV, Les Baux und Gauloises
Danksagung
Bildnachweis
Weitere Publikationen des Autors
Über den Autor
Einführung
You Really Got Me!
Yeah – You really got me! You Bands and Singers, you Beatles and Stones, Yardbirds and Kinks mit eurer Musik von Rebellion, Gefühl und Aufbruchstimmung!
Dieses Buch ist so etwas wie eine persönliche Hit-Parade. Ich versuche, meine Musikwelt anhand von einzelnen Liedern zu beschreiben, die ich im Lauf meines Lebens hörte. Es beginnt mit meiner Geburt im April 1947, führt über die Operetten der 1940er Jahre, die Schlager und den Rock ‘n Roll der Fünfziger, bis zum ausführlichsten und wichtigsten Teil des Werkes: der 1960er Jahre, die mich und meine Generation geprägt haben. Das war damals eine regelrechte Musikrevolution, die 1963 von den Beatles und den Rolling Stones ausgelöst wurde, und ebenso von zahlreichen anderen britischen Beat- und R&B-Bands wie den Searchers, Kinks, Pink Floyd, Small Faces usw. Ich beschreibe die einzelnen Stücke und auch die Bands, die mich damals begeistert haben.
Diese Arbeit war ursprünglich lediglich für meine Familie und ein paar Freunde gedacht, als «Aufhänger» zu meinem 70sten Geburtstag im April 2017. Aber irgendwie, fast unmerklich, ist dieses Werklein nun angewachsen zu einem kleinen Stück Musikgeschichte mit vielen Bildern, Zeichnungen, Posters und persönlichen Erlebnissen, vor allem auch aus der St. Galler Szene der 1960er Jahre.
Übrigens:
Ich hatte lange keinen geeigneten Titel für dieses Buch gefunden. Bruder Walter schlug dann You Really Got Me vor – so hiess ein Stück der Kinks aus dem Jahr 1964. Das passte!
Gedanken zum 70sten Geburtstag:
Liebe Leser, Freunde, Weggefährten - meine liebe Familie!
Als ich merkte, dass ich bald an meinem Siebzigsten landen würde, habe ich mir überlegt: was machen? Eine Rückschau? Oder nichts machen? Da Musik mich von meinem ersten Atemzug an begleitet hat, habe ich mir vorgenommen, meine Biographie anhand von Musik zu erschliessen. Dazu habe ich Anfang 2017 begonnen, meine persönlichen Schallplatten und Lieder, die mich geprägt haben, auf CDs aufzunehmen, und zwar chronologisch: angefangen mit dem Sechseläuten-Marsch, der gespielt wurde, als ich zur Welt kam, am 17. April 1947 in Zürich. An einem heidnischen Fest - wo der böse Geist des Winters, der Böögg, verbrannt wird.
Anhand dieses Musik-Gerüsts habe ich dann meine Erinnerungen angefügt. Vor allem die Sechziger Jahre haben ein rechtes Volumen angenommen. Das war auch eine reiche und bunte Zeit gewesen. Da Musik immer eine wichtige Rolle spielte in meinem Leben, ist mein Kopf voll von Liedern, die sich immer wieder einmal melden, auch ungefragt. Das ist übrigens nicht immer nur schön: so ein Lied kann sich dann Stunden, ja Tage immer wieder hervordrängen. Es nützt auch nichts, wenn ich sage: Geh weg! Dann bleibt es eh da, denn es ist ja inzwischen zu einem Teil von mir geworden…
Mehr und mehr kamen im Laufe der Zeit auch die Bücher ins Spiel, da ich einen grossen Teil meines Arbeitslebens als Buchhändler gearbeitet habe. So ist daraus etwas entstanden, was keine Biographie im üblichen Sinne ist. Am ehesten vielleicht ein ausführlicher Lebenslauf mit dem Schwerpunkt Musik. Man könnte es auch ein Zeitdokument nennen - ein sehr persönliches zwar – oder so etwas wie eine Chronik. Sie umfasst zunächst einmal rund die Hälfte unseres vergangenen Jahrhunderts: die Zeit seit dem Jahre 1947. Ich bin ein Kind der Nachkriegsgeneration. Das sind die, von denen ein Gutteil die sogenannten 68er geworden sind, politisiert die einen, Hippies die anderen. Als wir zwanzig waren, haben wir keine Sekunde an Pensionierung und Rente gedacht. Es war die Zeit des «Hier und Jetzt» und zwar sofort. Die 60er und 70er waren auch die Zeit der Hochkonjunktur, Vollbeschäftigung, niedriger Arbeitslosenquoten etc. Aber all dies wandelte sich, so wie alles immer sich wandelt… Dann kamen die 80er und mit ihnen unsere Töchter, was uns eine ganz andere, aber wunderbare Art von Leben bescherte! Danach - parbleu! - folgten die 90er, und schon bald ging es auf das Ende eines Jahrtausends zu. Was wird da alles passieren? fragten wir uns. Zeitenwende, Millenniums-Ängste, der Maya Kalender, Computerprobleme und was noch alles. Aber wir passierten die «Grenze», und schon schrieb man 2001. Nun befinden wir uns schon seit 17 Jahren in diesem neuen 3. Jahrtausend seit Christi Geburt. Alles ok? Nun ja…
Love & Peace
Chris
P.S.
Ein paar Freunde haben Interesse bekundet an meinen Erinnerungen im Spiegel der Musik (So habe ich die Broschüre anfänglich genannt). Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, die Chronik der ersten 23 Jahre, von 1947 bis 1970 als kleines Buch herauszugeben, vervollständigt mit vielen Fotos aus meinem persönlichen Fundus. Beim Einen oder Anderen werden sicher beim Blättern und Betrachten der Fotos eigene Erinnerungen wieder lebendig werden.
Die weiteren (fast fünfzig) Jahre bis 2017 sind auch schon geschrieben, doch sehe ich aus persönlichen Gründen zurzeit von einer Veröffentlichung ab.
Der brennende Böögg, Sechseläuten in Zürich (17. April 1947/15. April 2013)
Die ersten zehn Jahre: 1947 - 1957
Zürich, Altdorf, Glarus, Netstal
Vom Zauber der Musik -
und manchmal recht seltsmen Texten.
17. April 1947: Zürich
Die frischgebackene Mutter liegt im Balgrist-Spital, durch das offene Fenster hört sie die Kirchenglocken von Zürich läuten. «Welch ein Empfang, aber natürlich angemessen», denkt da der Säugling. Später dann Marschmusik, der Sechseläutenmarsch, und das Verbrennen des Böögg. Sechseläuten, ein heidnisches Spektakel. «Auch dies passt», wie der noch namenlose Baby-Bub denkt. Eigentlich wollte ihn sein Mami Thomas taufen, doch dieser Name sei schon vergeben, habe es geheissen in der Schmid-Familie. «Dann halt Christian. Christian-Marc», sagt die Mama.
«Hoppla, kein heidnischer Name. Passt aber auch zu meiner Vergangenheit», antwortet der nun nicht mehr namenlose Kleine.
Februar 1951: fast vier Jahre. Altdorf
Es ist Fasnacht, Schnee auf den Strassen, kalt. Da, jetzt kommen sie! Lärm, Krach! D’ Chatzemusig.
«De Papi trummlet!» Leuchtende Augen vom kleinen Christi. Heischon wieder ein Heiden-Spektakel.
Sommer 1952: fünf Jahre. Glarus
Scheidung der Eltern - Altdorf und Papi in einem schwarzen Loch verschwunden. Umzug in eine Wohnung am Landsgemeindeplatz in Glarus. Mami bügelt, Christi schaukelt auf seinem Holzpferd. Aus dem Radio tönt Musik:
Heinerle, Heinerle, hab kein Geld… «Heinerle, komischer Name. Und wie der redet und was der alles will: Kasperl laufen, Ringelspiel…» Das Lied gefiel dem Christi nicht, es war halt einfach da. «Hab kein Geld» traf allerdings auf unsere Verhältnisse, auf meine nun alleinerziehende Mutter absolut zu.
Im Kindergarten, bei Fral’n Nelly, sangen wir vor dem Znüni jeweils ein Lied. Da lernte der Bub, dass es einen Spiis-Gott und einen Trank-Gott gab:
«Spiis-Gott, Trank-Gott, all’ne arme Chind, wo uf Erde sind. Amen.»
Öfters spielte das Radio auch ein seltsam schönes Lied:
Sei gepriesen, du lauschiiege Nacht, hast zwei Herzen so glücklich gemacht
Die Melodie, der Text rührten ans Herz, prägten sich ein im Buben, zusammen mit dem Schaukeln und dem Duft der frisch gebügelten Wäsche. Fragen aber blieben: wer hat zwei Herzen so glücklich gemacht? Die lauschige Nacht? Und was meint:
Zwei mal 25 Jahre
Und der Lenz grüsst am Altare?
Diese Melodien, diese Momente waren auf eine unbestimmte Art stets auch unterlegt von einem Gefühl von Traurigkeit und Schmerz. Im Rückblick verständlich…
Lippen schweigen, ‘s flüstern Geigen, hab mich lieb. All die Schritte, sagen: Bitte, hab mich lieb
Auch dies ein Lied, das er oft hörte, aus einer Operette von Franz Lehàr. Diesen Text verstand er sehr gut, nur das mit den schweigenden Lippen - was mochte das bedeuten…?
Hoch am Dachstein, da, wo der Aar noch haust
Dachstein, Aar und haust