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Ein schizophrenes Gesundheitswesen ist unheilbar
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eBook241 Seiten3 Stunden

Ein schizophrenes Gesundheitswesen ist unheilbar

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Über dieses E-Book

Endlich wagt es ein Hausarzt, die Missstände im deutschen Gesundheitswesen
beim Namen zu nennen. Endlich spricht einer das aus, was
die Patienten immer schon mit Unbehagen bemerkt und beklagt haben.
Vieles ist faul im Staate Deutschland! Die Krankenkassen knebeln die
Hausärzte, die Bürokratie steigt ins Uferlose, die Politik versagt und der
Patient bleibt auf der Strecke.
Wer dieses Buch liest, der wird künftig mit ganz anderen Augen eine
Hausarzt- oder Facharztpraxis oder ein Krankenhaus betreten (Vorsicht!
Infektionsgefahr!). Das deutsche Gesundheitswesen ist krank
und braucht dringend eine Rosskur!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Dez. 2013
ISBN9783837213546
Ein schizophrenes Gesundheitswesen ist unheilbar
Autor

Simon Grübel

Dr. Simon Grübel ist als Bereitschaftsarzt in einer Notfallpraxis tätig. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und fünf Enkelkinder, die er über alles liebt und verwöhnt.

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    Buchvorschau

    Ein schizophrenes Gesundheitswesen ist unheilbar - Simon Grübel

    dafür!

    „Wo Mäßigung ein Fehler ist, da ist GLEICHGÜLTIGKEIT ein Verbrechen."

    Georg Christoph Lichtenberg

    Inhalt

    „Wo Mäßigung ein Fehler ist, da ist GLEICHGÜLTIGKEIT ein Verbrechen."

    Einleitung

    Der aussterbende Hausarzt und die Übermacht der Fach-(„Vollblut"-)Ärzte

    Regress als Damoklesschwert für die Hausärzte – Eine delegierte Bestrafung durch Fachärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen

    Krankenhäuser im Hamsterrad (oder: „Geldgieritis" der Klinikverwaltungen auf Kosten der Patienten, Hausärzte und Reha-Einrichtungen)

    Ein fairer Wettbewerb zwischen 134 gesetzlichen Krankenkassen? Oder ein programmiertes Chaos im gesamten Gesundheitswesen und unnötige Geldverschwendung.

    Feldscher – Assistent des Landarztes – Ein Mediziner, welchen das Gesundheitswesen heute dringend braucht.

    Demütigung des Hausarztes durch 9-jährige Zwangsarbeit als 10-Euro-Eintreiber für die gesetzliche Krankenkassen

    Diabetes-DMP (DMP: Dieses – Monster – „perspektivlos, „Die – Money – Propali) – Ein Programm, um den Diabetes zu bekämpfen, oder eine Belohnung für unsolidarische Patienten und empathielose Ärzte.

    Das GKV-Versorgungsstrukturgesetz – das wichtigste Gesetz in der jüngeren Gesundheitspolitik, oder die nächste verschleierte Attrappe

    IGel – ein Gesundheitselexier für die Patienten oder ein Zwang zur Beipflichtung von unnötigen Untersuchungen und Behandlungen der Patienten

    Die Chipkarteneinführung – Ein Megaprogress bei der Behandlung und Betreuung der Patienten, oder ein Milliardenverlust für die Beitragszahler

    Neugründung von hochgeschätzten, erfolgreichen medizinischen Versorgungszentren (oder Wiederaufbau von Einrichtungen mit Strukturen der verdammten und zerstörten Polikliniken)

    Die Politik als Führer der Entwicklung des Gesundheitswesens, oder als Marionette der Lobbyisten

    Verzögerung des Zugeständnisses von Fehlentscheidungen als Wissensmangel, oder als Absichtsmissbrauch der Selbstverwaltungen mit Duldung der Politik

    Vorschläge zur Umstrukturierung des kranken Gesundheitswesens (oder: utopische Gedanken zur Änderung der Selbstbedienungsmedizin)

    Einleitung

    Auch die beste Medizin der Welt kann man zerstören, wenn alle Beteiligten nur an sich selbst denken und für den eigenen Profit arbeiten – um sich zu bereichern oder eine bessere berufliche Position zu schaffen, ohne Rücksicht auf das, was in der nächsten und fernen Zukunft mit ihr passieren wird. Es wird aus Wissensmangel falsch gehandelt, aber in vielen Fällen auch mit Absicht. Man weiß es im Voraus, dass nach manchen Entscheidungen ein Schaden entstehen würde für die Mehrheit der Beteiligten in dieser unheimlich langen und sehr komplizierten Kette dieses Wesens und trotzdem werden sie getroffen und dann, wenn es schon offensichtlich wird, dass diese Entscheidungen falsch waren, werden sie jahrelang nicht behoben und nur deswegen, weil sie jemanden nützlich sind. Das Schlimmste dabei ist, dass alles, was man falsch macht, einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Menschen hat, auf Jung und Alt, noch Gesunde oder schon Kranke, die hilflos sind, die sich gegen die gigantische „Gesundheitsmaschinerie" nicht wehren können und wenn sie es tun, ist es meistens erfolglos.

    Das Deutsche Gesundheitswesen ist so überbürokratisiert und übermüllt mit unzähligen unnötigen, widersprüchlichen Gesetzen und Vorschriften, die den Zustand und die Entwicklung der Medizin in die falsche Richtung steuern, immer teurer machen, sie immer mehr in das totale Chaos versetzen und langsam aber sicher zugrunde richten. Aus Fehlern wird nichts gelernt, sie werden meistens mit Ausreden jahrelang schön geredet, anstatt sie zu erkennen und frühzeitig zu beseitigen.

    Eine große Schuld bei der Verteuerung der Medizin haben auch die Patienten selbst. Viele Patienten nutzen aus Egoismus, aus Faulheit, Gleichgültigkeit gegenüber den andern die unbegrenzte Solidarität grenzenlos aus. Diese Kranken (und auch nicht Kranken) denken nur an sich selbst, sie möchten alle ihre Bedürfnisse (und auch noch weit darüber hinaus) befriedigt haben, egal was für die Mitmenschen übrig bleibt. Die Kassenmitglieder, die Jahrzehnte Beiträge zahlen und keinen einzigen Cent von ihrem bezahlten Geld für die Behandlung nutzen, weil sie sich jeden Tag anstrengen gesund zu bleiben (dazu gehört vernünftiges Essen und Trinken, Nikotin-, Alkohol- und Drogenabstinenz, optimale Bewegungstherapie, normaler Schlaf und eine gesunde Umgebung, die man bewusst mit Geduld, viel Mühe und Toleranz schaffen muss) und auch wenn Kleinigkeiten in ihrer Gesundheit entstehen, nicht sofort zum Arzt rennen, sind benachteiligt.

    Weil der Hausarzt von Anfang des menschlichen Lebens (manchmal schon ab der ersten Woche) bis zum letzten Tag und auch danach (Untersuchung des Verstorbenen) die Patienten begleitet, und weil ich auch mit Leib und Seele viele Jahre Hausarzt gewesen bin und seine Lage gut beurteilen und nachvollziehen kann, will ich das Buch hauptsächlich über diesen Arzt – über seine Probleme, Hilfsbedürftigkeit, Nachteile und Ausgrenzung in der Ärztehierarchie – schreiben, um vielleicht etwas beizutragen, damit er bewahrt wird.

    Dem Widerspruch – „Der Arzt der ersten ärztlichen Linie … Je dichter beim Patienten, desto weniger Geld", möchte ich in meinem Buch auf die Spuren kommen mit Analysen und Erklärungen, warum so eine irreführende Situation überhaupt zustande kommen konnte. Ich werde wenig über Geld sprechen, obwohl Geld auch relativ wichtig ist, sondern mehr über die Anerkennung des Hausarztes, über seine Benachteiligung seitens der Gesundheitsfunktionäre und Politiker, sowie über den Krebs der Medizin – die Bürokratie und den Lobbyismus.

    Ich habe mich bemüht, Antworten zu finden auf folgende Fragen: Warum der Hausarztmangel, besonders auf dem Dorf, entstanden ist und wer dafür verantwortlich ist. Was und wer dem Hausarzt das Leben so schwer macht. In diesem Buch teile ich Ihnen meine Gedanken mit, wie man auf dem Dorf, trotz des Landarztmangels, die medizinische Versorgung verbessern kann, wie und wo man echt viel Geld sparen kann, um die Beiträge zu senken oder mindestens auf Dauer zu stabilisieren (Geld ist genügend da, es ist nur falsch und ungerecht verteilt.), wie man bei Ärzten wieder den Willen und die Freude auf dem Land zu arbeiten zurückgewinnen kann, welche Ungerechtigkeiten die gesetzlichen Krankenkassen treiben, wie sie eine Zweiklassenmedizin geschaffen haben und dass die Krankenversicherung gar keine Versicherung ist. Ich habe es gewagt, über empathielose Ärzte und die unzulässige Macht der Kirche in der Medizin zu schreiben.

    Wir alle, vom Patienten bis zum Gesundheitsfunktionär, müssen uns von der Gleichgültigkeit und dem Streben zur Selbstbedienung in der Medizin befreien und der Empathie ihren freien Lauf lassen.

    Wenn es mir nur einigermaßen gelungen ist, die wichtigsten Aspekte des kranken Gesundheitswesens Deutschlands zu übermitteln und bei der Bewahrung und Weiterentwicklung der Medizin teilzunehmen, bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Interesse geweckt habe, würde ich mich sehr freuen.

    Der aussterbende Hausarzt und die Übermacht der Fach-(„Vollblut"-)Ärzte

    Die neueste, auf der Medica (2012) vorgestellte Umfrage, zeigt, „dass die Deutsche Ärzteschaft ihr Ansehen dem Arzt der ersten ärztlichen Linie, dem Hausarzt, verdankt. Im alltäglichen Leben sieht es ganz anders aus. „Hausärzte sehen sich in Sonntagsreden gelobt, in der Praxis aber vernachlässigt, sagte ein Professor. Die Politiker werden nicht müde, den Hausarzt wortreich zu erheben: „Der Hausarzt wird der Kapitän des Gesundheitswesens. Wir werden alles tun, dass der Hausarzt die Lotsenfunktion in der Medizin übernehmen wird. „Der Hausarzt ist … und so weiter. Diese Äußerungen von hohen Tribünen über den Hausarzt kann man seit Jahrzehnten hören und in Titeln von Zeitschriften lesen, die von Politikern vor der Wahl gesagt und geschrieben werden, aber nach der Wahl bleibt alles beim alten, und nicht nur das, die Lage verschlechtert sich von Jahr zu Jahr.

    Die Lotsen und die Kapitäne des Gesundheitswesens in Deutschland sind heutzutage die Fachärzte und aus dem Hausarzt ist ein Matrose geworden. Sie haben das Sagen, wie und mit welchen Medikamenten (aus welcher Firma) man den Patienten behandeln muss, was und wie oft man den Patienten zu ihnen (Fachärzte) überweisen muss. Das ist teilweise auch in Ordnung so, wenn es nicht übertrieben ist, wenn es den Patienten zugute kommt, wenn man den Hausarzt nicht unter Druck setzt, wenn man den Hausarzt nicht für dumm hält, wenn man ihn als Kollegen wahrnimmt und nicht nur als Überweisungsverschreiber benutzt. Viele Patienten kommen am Anfang des Quartals nur, um Überweisungen zu Fachärzten abzuholen. Ohne über irgendwelche Beschwerden zu reden, sagen sie schon beim Betreten des Sprechzimmers, dass sie Überweisungen brauchen, weil der Facharzt schon im vorigen Quartal mit ihm oder ihr einen Termin vereinbart hat. Ich hatte einige Patienten, die schon seit Jahren jedes Quartal vom Augenarzt einen Termin zugeteilt bekommen, um einen grauen Star zu prüfen, ob er schon reif ist für die Operation oder ob man noch ein bisschen warten kann, bis er „reif wird. Das bisschen dauerte jahrelang, weil niemand am Anfang der Beobachtung operationsmäßige Beschwerden hatte. Einige davon sind trotzdem irgendwann operiert worden. Kein einziger Patient wehrte sich dagegen und ging brav und schweigend in die Facharztpraxis und wir, Hausärsche (Ich hatte Mal einen Kollegen, der sich zu Recht selbst so genannt hat.) sind gezwungen, schweigend mitzumachen, weil der Patient den Termin schon vor drei Monaten in die Hand gedrückt bekommen hat und wenn er ihn nicht wahrnimmt, kriegt er von seinem „DMP Augenarzt eine Mahnung. Ich hatte auch einige Patienten, die alle drei Monate vier bis sechs Überweisungen gleichzeitig geholt haben. Der Grund, den Facharzt zu besuchen, ist in vielen Fällen identisch: „Bei allen diesen Fachärzten habe ich in diesem Quartal Termine, die ich unbedingt wahrnehmen muss. Wenn ich nicht komme, rufen sie mich mehrmals an und fragen, warum ich nicht gekommen bin, und das will ich halt nicht. So unnötig werden auch einige Patienten nach der Entlassung vom Krankenhaus (das eine Genehmigung zur Behandlung ambulanter Patienten hat) weiter zur Sprechstunde bestellt. Oder, nach einer Furunkel-Eröffnung oder anderen ambulanten OPs werden die Patienten wochenlang zum Verbandswechsel weiter bestellt, da der Chefarzt der Chirurgischen Abteilung jedes Mal durchgeführte Maßnahmen unterschreibt, obwohl er den Patienten nur fünf Sekunden gesehen hat. Wenn auch der Hausarzt nur drei Verbände bezahlt bekommt (eine Abzocke seitens der Kassen), wird er von den Fachärzten noch erniedrigt (für dumm gehalten) und die Kranken werden benachteiligt. Die Patienten fragen, warum sie 15 Kilometer ins Krankenhaus oder zum niedergelassenen Chirurgen (auch nach einer OP) nur wegen eines Verbandswechsels fahren müssen, den sowieso die Arzthelferin macht. „Und außerdem müssen wir dort auch noch jedes Mal bis zu zwei Stunden Wartezeiten in Kauf nehmen, klagen die Patienten. Weil sie „Geldgieritis" haben und weil es viel zu viele Chirurgen sind, habe ich immer offen die Wahrheit gesagt, mit dem Gedanken, dass sie irgendwann erfahren würden, was ein Hausarzt von ihren aufgedrängten Terminen hält, um ihre Einstellung zu ihm zu ändern. Aber Geldgier und die Einbildung, der Größte zu sein, ist stärker als die Vernunft und wenn man nichts zu tun hat, ist das auch eine Maßnahme zum Überleben.

    Die Verwaltung der Ärzte besteht hauptsächlich aus Fachärzten (Selbstverwaltung der Fachärzte), die, mit Unterstützung der Politiker, die Hausärzte immer wieder mit irgendwelchen Versprechen vernebelt, die in Wirklichkeit nur Maßnahmen sind, um dem Publikum zu zeigen, wie lieb sie den Hausarzt haben und wie hoch sie seine Tätigkeit schätzen.

    Ein Beispiel, als würde eine „Sensation verkündet: „Plus für Hausbesuche! …, schreibt man in allen Zeitschriften und gibt es noch zusätzlich im Fernsehen in den Nachrichten bekannt, sodass es auch die Patienten wissen, die es nicht gelesen haben, dass der Hausarzt mehr verdienen würde. „Honorar: Das ändert sich für sie (Hausärzte) ab 1. Juli. „Forderungen nach höheren GKV-Honoraren für Hausärzte sind endlich gehört worden, hatte man vor anderthalb Jahren groß geschrieben und laut geschrien, so laut, dass einige Patienten mir gratuliert hatten zur Lohnerhöhung, so wie bei der Einführung der Praxisgebühr. Das Versprechen von den allerhöchsten Tribünen sieht in der Wirklichkeit ganz anders aus.

    Es geht um die Hausbesuche, die der Hausarzt fast jeden Tag bei seinen akut erkrankten Patienten auf Anforderung macht oder auch bei chronischen Patienten, die nicht mehr in die Praxis kommen können und eine regelmäßige Kontrolle seitens des Arztes brauchen, um die Verschlimmerung des Zustandes und um die Einweisung ins Krankenhaus so lange wie möglich zu vermeiden. Eine optimale Betreuung eines chronisch kranken Patienten ist nicht nur eine humane Geste des Arztes in Bezug auf den Kranken, um ihm das von der Krankheit eingeschränkte Leben zu erleichtern, sondern auch ein riesige Möglichkeit, Geld für das Gesundheitswesen zu sparen. Wenn ein Patient zu Hause gut betreut wird, kommt er seltener ins Krankenhaus. Und eben das haben die Politiker und die Funktionäre endlich „begriffen und um den Beruf als Hausarzt „attraktiver zu machen, haben sie sich entschieden ein „plus für Hausbesuche" zu gewähren.

    Ein Hausbesuch wurde vorher mit 15,42 Euro honoriert und der Mitbesuch mit 7,54 Euro. Jetzt, nach den neuen Regeln wird der Besuch aufgewertet auf 21,03 und der Mitbesuch auf 10,50 Euro. Da schlägt das Hausarztherz gleich höher. Endlich mal was Positives für den aussterbenden Äskulap. Und dann plötzlich wieder eine Täuschung (das wievielte Mal schon?). Für den Besuch wurde vorher eine Zeit von 15 und für den Mitbesuch von 10 Minuten gegeben und jetzt 20 und 12 Minuten. Das heißt, vorher wurden vier Hausbesuche pro Stunde bezahlt und jetzt nur noch drei. Die neue Regelung bringt dem Hausarsch ein „Plus für die Hausbesuche pro Stunde von 1,41 Euro. Der Fleißige wurde wieder bestraft. Ein Abrechnungsexperte kommentierte diese Entscheidung der Gesundheitsfunktionäre lakonisch so: „Wer bei seinen Hausbesuchen schneller ist, kann sich überlegen, zwischendurch Pausen zu machen. Die neue Regelung ist im Grunde genommen zum Vorteil der Krankenhäuser gemacht worden. Wenn man die multimorbiden Patienten zu Hause schlechter betreut, werden sie öfters ins Krankenhaus eingewiesen. Auf dem Papier steht, dass man die prophylaktische Medizin fördern muss, dass sich der Zustand der chronischen, zu Hause und in den Altenheimen versorgten, alten Patienten so weit wie möglich nicht verschlimmert, weil man die Zahl der Krankenhäuser in der Zukunft fast halbieren will. Und in der Tat erzielt diese Regelung gerade das Gegenteil. Sie bestraft die Hausärzte, die ihre Patienten zu Hause gut betreuen, um die Krankenhäuser zu füllen. Geht das nicht in die Irre? Und wenn man jetzt den Hausarzt ins Dorf zurückgewinnen und Geld sparen will und gleichzeitig die Betreuung der Patienten verbessern möchte, war diese Entscheidung (außer, dass der Hausarzt und das Publikum angelogen wurden) eine Aktion, um „dem Arzt der ersten ärztlichen Linie" den Sauerstoffhahn noch weiter zuzudrehen und die Bettenreduzierung in den Krankenhäusern zu verhindern. Ich finde dafür keine andere Erklärung

    „Was bekomme ich für die Behandlung von Ulzera und diabetischen Füßen", fragte ein Hausarzt einen Experten. Die Antwort ist ganz einfach – nichts. „Die Behandlung des diabetischen Fußes hat eine eigene Gebührenordnungsposition (GOP) 02311. Diese setzt einen Qualifikationsnachweis und die Genehmigung durch die KV voraus: „Die GOP 02311 kann nur dann berechnet werden, wenn der Vertragsarzt – im Durchschnitt der letzten vier Quartale vor Antragstellung – je Quartal die Behandlung von mindestens 100 Patienten mit Diabetes mellitus durchgeführt hat und die Qualifikation zur Durchführung von programmierten Schulungen für Diabetiker nachweisen kann. Fachärzte für Chirurgie, Orthopädie und Dermatologie können diese Leistung auch dann berechnen, wenn sie die Qualifikation zur Durchführung von programmierten Schulungen für Diabetiker nicht nachweisen können. Ist das nicht eine Diskriminierung eines hilfsbereiten, ehrlichen, der KV treuen Hausarztes? Die Hürde von hundert Diabetikern ist nur von einem Diabetologen zu erreichen, der den Hausarsch beauftragt, die Patienten jedes Quartal labormäßig zu untersuchen und mit der Überweisung und den Laborwerten in der Hand zu ihm zu schicken, da schon vor drei Monaten ein Termin vereinbart wurde. Die Arzthelferin, die schon für alle Fälle im PS fertige Briefe gespeichert hat, druckt sie dann mit kleinen Änderungen aus und schickt sie dem kostenlosen „Mitglied (dem Hausarzt) der diabetologischen Praxis zu. Die Schulungen von Diabetikern macht eine andere Arzthelferin. Die Patienten, die kein Wort Deutsch verstehen, müssen auch in einer Liste unterschreiben, dass sie an der Schulung teilgenommen haben (Es müssen nicht weniger als 100 pro Quartal sein). Das alles ist eine „Genehmigung", um die Kosten im Gesundheitswesen zu erhöhen. Die Regelung wurde mit Absicht gemacht, um den Hausarzt zu benachteiligen und den Fachärzten einen Vorteil zu verschaffen, um die Patienten mit Ulzera zu ihnen zu überweisen.

    Ein Patient mit einem diabetischen Fuß kam bis zu 30 Mal im Quartal zu mir zur Behandlung, weil er in der Nähe der Praxis wohnte und nicht zum hohen Spezialisten in die Stadt fahren konnte und auch nicht wollte. „Da machen Sie, Herr Doktor, den Verband jedes Mal persönlich und dort (wo 100 Patienten pro Quartal kommen und ein Qualifikationsnachweis vorhanden ist) sehe ich den Arzt nur selten", sagte er. Der Patient war auch schon in einer Wundambulanz zur Behandlung und hat von dort den Behandlungsplan mitgebracht und trotzdem ging ich mit meinem guten Willen und meiner humanen Einstellung gegenüber dem Patienten und vielleicht auch noch besseren Behandlung als in einer orthopädischen Praxis, leer aus (Da die Behandlung ohne Schulung bezahlt wird, da man zwei Stunden warten muss, 7 Kilometer entfernt ist und da der Patient, der kaum gehen kann, 200 Meter vor der Praxis parken muss).

    Übrigens, die Wundambulanz (die sich 10 Kilometer vom Wohnort des Kranken entfernt befand) übernahm dann irgendwann die Behandlung dieses Patienten und eine Schwester kam regelmäßig zum Patienten und machte den Verband zu Hause und ich musste (wurde in die Regressfalle für Heilmittel getrieben!) das Verbandsmaterial verschreiben. So erniedrigend zäunt die Selbstverwaltung der Fachärzte den Hausarzt mit Regeln ein, nur um ihm die GOP 02311 nicht zu bezahlen. Das kann man doch nur mit Absicht machen – den Hausarzt unterdrücken, um sich Vorteile zu verschaffen, trotz Verschlechterung der Betreuung der Patienten und Erhöhung der Kosten.

    Der Hausarzt ist sogar in den Altenheimen, die mittlerweile für manche Fachärzte auf Dauer eine sichere Einnahmequelle sind, ein Laufbursche geworden. Ein Beispiel: Ein Neurologe wird zu einem bettlägerigen Patienten ins Altenheim bestellt, weil er schon seit einer Woche Schwindel hat. Der Kollege untersucht ihn und wenn er schon im

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