Das Herz der Geschichte: Die Geschichte Gottes mit uns besser verstehen.
Von Fred Ritzhaupt
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Buchvorschau
Das Herz der Geschichte - Fred Ritzhaupt
© 2013 by Gerth Medien GmbH, Dillerberg 1, 35614 Asslar
Sofern nicht anders angegeben, wurden die Bibelverse entnommen aus: Fred Ritzhaupt/Randy Frazee: „Die Geschichte". Asslar:
Gerth Medien GmbH, 2012.
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-96122-167-7
Bearbeitung: Nicole Schol
Umschlaggestaltung: Michael Wenserit
Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.
Inhalt
Gleich zu Anfang
Kapitel 1: Der Anfang vom Anfang
Die Schöpfung, die Sintflut und der Turmbau
Kapitel 2: Gott begründet eine Nation
Die Geschichte der Väter des Volkes Israel
Kapitel 3: Vom Gefängnis zum Palast
Josef oder: Wie Gott für sein Volk sorgte
Kapitel 4: Befreiung
Wenn Gott das Joch der Sklaverei zerbricht
Kapitel 5: Neue Gebote und ein neuer Bund
Gott verpflichtet durch Mose sein Volk zur Treue
Kapitel 6: Wüste Wanderung
Vierzig Jahre Entbehrung und Wunder
Kapitel 7: Der Kampf beginnt
Das glorreiche, dunkle Kapitel der „Landnahme"
Kapitel 8: Einige gute Männer … und Frauen
Wenn Richter auch Feldherren sind
Kapitel 9: Der Glaube einer Immigrantin
Wie der Urgroßvater Davids zu seiner Mutter kam
Kapitel 10: Königswahl wider besseres Wissen
Samuel, der Prophet Gottes, erfüllt den Willen des Volkes
Kapitel 11: Vom Hirtenjungen zum König
Der Aufstieg einer einzigartigen Persönlichkeit – David
Kapitel 12: Mehr als ein Skandal
Ein König wird zum Ehebrecher und Mörder
Kapitel 13: Märchenkönig ohne Happy End
Der weise Salomo vergisst den einen wahren Gott
Kapitel 14: Wenn Arroganz das Sagen hat
Ein eingebildeter Königssohn zerstört die Einheit
Kapitel 15: Gottes Botschafter
Elija und Elischa – Männer außerordentlicher Taten
Kapitel 16: Ein Volk manövriert sich ins Aus
Die Treulosigkeit Israels ist der Anfang seines Endes
Kapitel 17: Ein Königreich zerbricht
Auch Gottes große Geduld hat mal ein Ende
Kapitel 18: Daniel im Exil
Gottes Wirken wird unter Heiden sichtbar
Kapitel 19: Das Wunder der Rückkehr
Ein heidnischer Herrscher gehorcht Gott
Kapitel 20: Die Königin der Schönheit und des Mutes
Das Buch Ester
Kapitel 21: Zweiundfünfzig Tage Zittern und Schuften
Der Wiederaufbau der Mauern Jerusalems
Kapitel 22: Ein König für die ganze Welt
Die Geburt Jesu
Kapitel 23: Jesus
Die Anfänge seines öffentlichen Wirkens
Kapitel 24: Mehr als ein Mensch?
Göttliche Vollmacht hautnah erlebt
Kapitel 25: Jesus, Sohn Gottes
Jesus weiß, wer er ist, und das macht seine Gegner wütend
Kapitel 26: Dunkelheit und Entsetzen
Von den schwärzesten Stunden der Menschheitsgeschichte
Kapitel 27: Die Auferstehung Jesu
Angekündigt und doch unfassbar
Kapitel 28: Ein neuer Anfang
Gottes Geist überwindet Schranken und Hindernisse
Kapitel 29: Die Mission des Paulus
Die Frohe Botschaft erreicht Europa
Kapitel 30: Mission in Ketten
Paulus und Rom – Schiffbruch, Gefangenschaft und Tod
Kapitel 31: Das Ende der Zeit
Hören, was der Geist den Gemeinden sagt
Gleich zu Anfang …
… muss gesagt werden, dass Sie es bei diesem Buch nicht mit einem (in jeder Hinsicht) „erschöpfenden Kommentar zu tun haben. Nehmen Sie es einfach als Begleiter auf dem Weg durch „Die Geschichte
, der Ihnen vielleicht über den einen oder anderen Stolperstein hinweghilft oder Sie mit einem Augenzwinkern auf etwas aufmerksam macht, das Sie sonst vielleicht aus Gewohnheit übersehen hätten.
Wenn wir uns in die Welt der Bibel hineinbegeben – auch in der gestrafften Form von „Die Geschichte" –, dann ist es oft entscheidend, mit welcher Grundeinstellung wir es tun. Wenn für uns Altes und Neues Testament nichts anderes als antike Dokumente unter vielen anderen sind, dann werden wir uns zumindest mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass es in der ganzen Menschheitsgeschichte kein vergleichbares Werk gibt, das von mehr als sechzig Autoren über einen Zeitraum von wenigstens tausend Jahren geschrieben wurde. Und das trotzdem einen atemberaubend auffälligen roten Faden enthält.
Wenn wir dagegen in der Bibel ein Buch sehen, das uns genaue Anweisungen gibt, wie wir leben sollen, damit Gott mit uns auch zufrieden ist, dann werden wir mit Verblüffung feststellen: Auch das gibt dieses Buch nicht wirklich her.
Oder wir haben vielleicht bisher immer einen mehr oder weniger großen Bogen um die Bibel gemacht, weil wir instinktiv vermeiden wollen, dass man uns ständig unser Versagen vorhält. Denn so wie die Leute in der Bibel sind wir nun mal nicht und werden wir wohl niemals werden. Auch hier irren wir uns gewaltig! In der Bibel treffen wir nur Menschen wie du und ich. Es gibt einfach keine anderen. Dafür können wir aber in der Bibel einem Gott begegnen, der dieser manchmal ziemlich verdrehten Menschheit immer wieder mit Liebe und Erbarmen begegnet.
Darum eine Bitte: Begeben Sie sich auf Entdeckungsreise in „Die Geschichte, als wäre es unbekanntes Neuland für Sie. Ich selbst habe die ganze Bibel (nur) zwei Mal durchgelesen – und habe sie doch nicht wirklich gelesen. Erst durch diese auf ausgewählte Stellen des Alten und Neuen Testaments „kondensierte
Bibelausgabe gingen mir reihenweise Lichter auf. Mit einem Mal erlebte ich die Einheit zwischen beiden Bibelteilen, und das hat etwas mit mir gemacht. Bei all den vielen kostbaren geistlichen Büchern, die uns heute zur Verfügung stehen, ist die Begegnung mit unserem Gott in seinem Wort doch das Beste, was uns passieren kann. Und selbst in den für uns so „alten Geschichten" steckt so vieles, das uns ganz unmittelbar angeht. Unsere Hoffnung ist, dass Sie mithilfe des vor Ihnen liegenden Buches etwas davon entdecken.
Fred Ritzhaupt
DAS ALTE
TESTAMENT
krone-crown_frei_sw_Titel.psdkrone-crown_frei_sw.psdKapitel 1
Der Anfang vom Anfang
Die Schöpfung, die Sintflut und der Turmbau
Am Anfang schuf Gott
den Himmel und die Erde.
1. Mose 1,1
Schöpfung
Er kann es einfach nicht lassen – der Mensch. Seit Jahrtausenden stellt er sich die Frage, wie die Welt wohl entstanden ist. Was war ganz am Anfang, lange, bevor es uns Menschen überhaupt gab? Vielleicht entstand die Erde, weil sich einige Himmelsgötter fürchterlich gestritten haben (beim Blick auf unsere Welt könnte man versucht sein, den Ursprung unserer Erde so zu erklären …). Einer der großen Weisen der Antike, Platon, meinte, am Anfang müsse wohl eine Art Super-Handwerker gestanden haben. Viel weiter sind wir auch heute noch nicht, spricht man seit einigen Jahren doch gerne vom „Intelligent Designer".
In den Hochkulturen in der Nachbarschaft des Völkchens der Israeliten gab es götterreiche Mythen, wie es zu dieser Welt kam. Manche Wissenschaftler weisen mit Genuss auf altbabylonische und assyrische Texte hin, die zeigen sollen, wie sehr der biblische Schöpfungsbericht doch nur ein Plagiat der viel älteren Schöpfungsmythen darstellt. Keine Frage, dass es da Parallelen gibt, aber ebenso faszinierende Eigenheiten. Denn im Alten Testament ruft Gott einfach durch sein Wort alles ins Dasein (das hebräische Wort bara ist allein für das „Schaffen Gottes reserviert). Gerne leiteten die Theologen daraus die „Creatio ex nihilo
ab, die „Schöpfung aus dem Nichts". Gott brauchte kein Material, das er bekneten und gestalten musste. Offensichtlich haben die gläubigen Juden das Schöpfungswerk Gottes so verstanden, wie sich in dem spät entstandenen biblischen Buch 2. Makkabäer 7, Vers 28* zeigt.
Aber auch sonst „entmythologisiert" die Bibel konsequent alles Geschaffene. Sonne, Mond und Sterne werden nicht zu untergeordneten Gottheiten erhoben, sondern zu Lampen degradiert. Und das, obwohl in dem nahe gelegenen Ägypten ein ausgeprägter Sonnengott-Kult herrschte!
So nüchtern und in manchen Punkten auch faszinierend nah an den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit der Schöpfungsbericht der Bibel auch ist, eines kann keiner leugnen: Es war niemand dabei, als die Welt entstand! In einer Rückschau – man könnte sie durchaus „prophetisch" nennen – haben inspirierte Männer (sorry, nur die konnten damals schreiben …) das Unvorstellbare des Anfangs beschrieben, und zwar in dem Verständnis ihrer Zeit, aber auch in ihrer tiefen Erkenntnis von Gott.
Das ist bei Weitem mehr, als wenn man die mühsamen und aufwendigen Versuche der modernen Wissenschaft betrachtet, an den Anfang des Anfangs zu gelangen. Weil sich das Universum ausdehnt, lässt sich rein rechnerisch ein Zeitpunkt annehmen, an dem es sich – von einem einzigen Energieknubbel ausgehend – in einem „Big Bang" ausbreitete (vor etwa 13,8 Milliarden Jahren). Da ist er, der Anfang von allem. Bleiben nur ein paar Fragen: Woher kam denn der Energieknubbel und was brachte ihn dazu, nicht mehr länger nur ein Punkt sein zu wollen? Mittlerweile gibt es auch schon eine Antwort darauf: Es gab vorher schon mal ein Universum, das sich nach seiner Ausdehnungsphase wieder auf einen Punkt zusammenzog. Um dann wieder zu explodieren. Was die erste Frage jedoch nur um ein paar Hundertmilliarden Jährchen nach hinten verschiebt.
Noch eine Frage, auf die bisher eine Antwort fehlt: Warum gab es nur einen Urknall? Wenn von allein eine so ungeheuerliche Kettenreaktion in Gang gesetzt wurde, warum urknallt es nicht die ganze Zeit im Universum? Ein antikes Allroundgenie wie Aristoteles, der auf der einen Seite die Erschaffung aus dem Nichts ablehnte („Von nix kommt nix – schwäbische Version), könnte hier einen hilfreichen Tipp geben. „Jede Bewegung
, so sagt er, „braucht einen Beweger, der selbst nicht bewegt wird." Eine Billardkugel bleibt bis zum Jüngsten Tag auf ihrem grünen Filz liegen, wenn niemand sie anstößt. Irgendwie leuchtet das ein.
Gerade weil kein Mensch am Anfang des Anfangs dabei war, können wir heute sagen: Die Urknalltheorie ist mitsamt ihren bisher gewonnenen Erkenntnissen bewegend und erweitert unseren Blick auf die Großartigkeit der Schöpfung!
Am Anfang schuf Gott einen Punkt im Nichts und sprach zu ihm: „Entfalte deine Energie und dehne dich zu unendlichen Räumen aus!" Und so entstanden Raum, Zeit und Materie. Und Gott sah, dass es sehr, sehr gut war …
(zu: „Die Geschichte", S. 17)
Menschenskinder
So wenig unsere geistgeführten Schriftsteller (gerne auch „Hagiographen" – heilige Schreiber – genannt) bei der Schöpfung der Welt dabei waren, so waren sie auch keine Augenzeugen der Erschaffung des Menschen. Wie sollten sie auch, da es ihre Spezies ja noch gar nicht gab … Spätestens bei ihren unterschiedlichen Berichten wird uns deutlich, dass es ihnen nicht um eine historische Dokumentation über das Ehepaar A. und E. ging, sondern um grundsätzliche Aussagen über den Menschen überhaupt – und damit auch über uns.
Das ist ihnen in ihrer Lehrerzählung mehr als gelungen.
Erinnern wir uns: Nach dem großartigen Schöpfungshymnus, in dem Gott immer wieder sein Werk begutachtete und es Tag um Tag für gelungen hielt, am letzten „Schöpfungstag sogar für sehr gut, standen unsere Hagiographen vor der Frage, wie sie ihren Zeitgenossen die Misere der gegenwärtigen Welt erklären sollten, wenn doch alles „sehr gut
war. Noch heute fragen Hobby-Atheisten gerne, wieso die Welt so ist, wie sie ist, wenn Gott doch angeblich gut ist und sie nur gut geschaffen haben soll.
Und die Antwort liegt in Gottes „unverantwortlicher" Risikofreude. Er hätte es so schön haben können: Er hätte bloß ein Wesen schaffen müssen, das auf ihn programmiert ist, das zu allem lächelnd Ja und Amen sagt und sich pflegeleicht (aber ein bisschen beschränkt) im Garten Eden tummelt. Es gibt tatsächlich Menschen, nach deren Vorstellung Gott es auch eigentlich so gewollt hat. Aber dann sei ja der böse Sündenfall dazwischengekommen, das heißt unter diesem Blickwinkel: Die Marionette hat ihre Fäden selbst abgeschnitten. Kein Wunder, dass sie in sich zusammenklappte …
Eines aber zeigt uns die ganze Heilige Schrift: Gott schuf sich keine Marionetten, er wollte von Anfang an ein echtes Gegenüber. Ein freies Gegenüber. Mit allen Konsequenzen für ihn selbst und dieses Geschöpf.
Das müssen die inspirierten Schreiber erkannt haben, denn um allen moraltriefenden Auslegungen des sogenannten Sündenfalls zuvorzukommen, lassen sie wenige Zeilen später Gott sagen (übrigens interessanterweise in der Mehrzahl): „Jetzt ist der Mensch wie unsereins! Und wir können frei hinzufügen: „Und für dich, mein freies Geschöpf, wird nichts mehr so sein wie vorher. Für mich allerdings auch nicht.
Als die Menschen dann irgendwann zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten, begann auch der Leidensweg Gottes. Denn diesen „undankbaren Zweibeiner", den er aus Liebe in diese Welt gesetzt hat, würde er von da an umwerben und von ihm nur zu oft die kalte Schulter gezeigt bekommen. Dieses Risiko ist Gott mit seiner Menschheit eingegangen, und wenn man die Geschichte anschaut, war es ein extrem hohes Risiko. Aber die mögliche freie Zuwendung seines Geschöpfes zu ihm scheint ihm sein Leiden – bis hin zu dem, was Jesus am Kreuz aus Liebe zu uns auf sich nahm – wert zu sein. Aber davon später mehr.
So erzählen die Hagiographen in der Geschichte von Adam – dem Menschen – und Eva – der Mutter aller Lebenden – unsere eigene Geschichte: Hoffentlich können Sie zustimmen, dass Ihre Kindheit etwas „Paradiesisches hatte, Sie lebten in einem ungebrochenen Vertrauen zu Ihren Eltern, hatten nicht die Lasten des Erwachsenenlebens zu tragen und so weiter. Doch irgendwann erlebten Sie einen Bruch, Sie „durchschauten
die Erwachsenenwelt, die Pflicht wurde stärker und die Verantwortung drückender. Gleichzeitig begann die Auseinandersetzung bzw. Absetzung von Ihren Eltern, schmerzlich und doch notwendig, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sie erhielten immer mehr Freiheiten und mussten öfter erleben, dass Ihre eigenen Entscheidungen ziemlich harte Konsequenzen nach sich zogen. Einerseits erleben Sie die Freiheit als etwas Großartiges, aber auch als etwas, das Sie mehr und mehr herausfordert.
Wundert es uns da, dass viele Angst vor der Freiheit haben, die Gott ihnen zumutet? Sie ziehen sich lieber ein enges Korsett aus religiösen Regeln und Vorschriften an, das ihnen Halt zu geben verspricht. Sie passen sich den Erwartungen der Gruppe an, in der sie gerade sind, und meinen, dass Gott genau das von ihnen erwartet. Aber die Sehnsucht Gottes geht in eine völlig andere Richtung. Seit es Menschen mit Herz und Verstand auf dieser Erde gibt, wartet er auf den einen Satz, den er sich nicht selbst sagen kann: „Du bist mein Vater, ich liebe dich und bin glücklich, zu dir zu gehören!"
(zu: „Die Geschichte", S. 19ff.)
Wassermassen
Eigentlich sollten wir einem Forscher für seine unglaubliche Fleißarbeit danken: Johannes Riem, der Anfang des vorigen Jahrhunderts 268 Sintflutberichte von Völkern aller Erdteile gesammelt und untersucht hat. 157-mal löschten darin Wassermassen alles Leben aus. Wie gesagt: in den Mythen der unterschiedlichsten Völker.
Bestätigt das nicht unseren biblischen Bericht von der Sintflut auf eindrucksvolle Weise? Ja und nein. Ja, weil diese Berichte – vor allem erwähnen knapp die Hälfte die Rettung durch ein „Schiff" – es schwer machen zu leugnen, dass es wohl so etwas wie eine kosmische Katastrophe gegeben haben muss, die beinahe das Leben auf der ganzen Erde ausgelöscht hätte.
Nein, weil im großen Chor all dieser Mythen unser Bericht eben auch nur einer unter vielen ist. Vor allem die Deutung des Geschehens bereitet so manchem Leser echte Kopfschmerzen. Gott soll es bereut haben, den Menschen überhaupt erschaffen zu haben?! Auch in vielen anderen Mythen ist irgendeine Gottheit sauer auf die immer schlechter werdenden Zweibeiner. Kann es nicht sein, dass solche Denkmuster einfach von den Hagiographen übernommen wurden, diese aber herzlich wenig mit dem Gott zu tun haben, der sich uns in der Bibel offenbart hat?
Gott bereut es, den Menschen geschaffen zu haben, und kaum ist er diesen undankbaren Verein dank der Flut endlich los, bereut er, die vielen Lebewesen ertränkt zu haben. Wessen Gottesbild hier ein wenig ins Schleudern gerät, muss deswegen kein schlechtes Gewissen bekommen. Vielleicht hilft es ihm, dass hier aus dem Verständnis der damaligen Zeit sehr menschliche Erfahrungen auf Gott übertragen wurden. Niemand muss an einen Gott glauben, der nicht weiß, was er tut, dafür aber Besserung verspricht.
Doch vielleicht hat der Hagiograph wirklich etwas beschreiben wollen, das eine völlig neue Sicht auf diese – nicht nur – biblische Geschichte eröffnen könnte? Wie wäre es, wenn Gott sich wirklich selbst in den Zeitablauf der Menschheit „eingeklinkt hätte, nicht wissend, was sein Geschöpf vorhat, und vor allem: selbst ständig „dazulernend
? Ich weiß, dass den allermeisten diese Idee als unüberbietbarer theologischer Nonsens vorkommen muss. Aber als gedanklicher Ausflug in undenkbare Gefilde kann sie durchaus einiges bringen. Wäre doch auf diese Weise zumindest der Vorrat an Überraschungen für Gott unerschöpflich …
(zu: „Die Geschichte", S. 27ff.)
Turmbau
Warum reden so viele Menschen so unterschiedlich? Warum gibt es nicht eine einheitliche Sprache? Irgendwann haben sich in Israel sicher einige diese Frage gestellt, war ihr Land doch von einer ganzen Reihe unterschiedlichster Völker und Stämme umgeben. Vielleicht „schmorte" diese Frage schon lange im Herzen des einen oder anderen, bis man ihm die Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählte. Das war es und das leuchtete auch ein! Die gewaltige Turmruine im ohnehin nicht gerade geliebten Babel war ein beredter Hinweis auf die allgemeine Sprachverwirrung!
Originelle Story, geistlicher Nährwert allerdings minimal – warum steht diese kurze Episode also im Alten Testament? Das haben sich fromme Juden vielleicht auch schon gefragt.
Ja, es wäre eine reichlich fremdartige Episode, gäbe es nicht das Neue Testament!
Es ist religionsgeschichtlich eine unumstrittene Tatsache, dass sich bei allen Religionen „oben und „unten
nicht einfach austauschen lassen. Darum sind Berge mit ihren hohen Gipfeln Throne der Götter und glücklich das Volk, das solche hohen Berge in seinem Land hat. Was aber macht