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Mama zahlt!: Familienernährerinnen berichten
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eBook193 Seiten2 Stunden

Mama zahlt!: Familienernährerinnen berichten

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Über dieses E-Book

In Deutschland gibt es immer mehr Familienernährerinnen: als Alleinerziehende oder weil sie deutlich mehr verdienen als ihre Männer. Und immer mehr Paare entscheiden sich bewusst für diese neue Rollenverteilung. Wie unterschiedlich Frauen – und Männer! – damit umgehen, zeigen die Porträts in diesem Buch. Neun Frauen erzählen von den Herausforderungen, die sie jeden Tag neu zu meistern haben, um Familie und Beruf gerecht zu werden.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum5. Juni 2013
ISBN9783451346972
Mama zahlt!: Familienernährerinnen berichten

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    Buchvorschau

    Mama zahlt! - Verlag Herder

    Annegret Kramp-Karrenbauer

    Kristina Schröder (Hgg.)

    »Mama zahlt!«

    Familienernährerinnen berichten

    Impressum

    © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

    Alle Rechte vorbehalten

    www.herder.de

    Idee und Konzeption: Eva M. Welskop-Deffaa und Rocco Thiede

    Projektleitung / Buchkoordination: Rocco Thiede

    Umschlaggestaltung: Christian Langohr, Freiburg

    Fotos: Sebastian Asmus (32, 58, 70, 110), Andreas Pohlmann / E.ON (84) und Rocco Thiede (6, 18, 46, 98, 122, Cover hinten)

    ISBN (E-Book) 978-3-451-34697-2

    ISBN (Buch) 978-3-451-30675-4

    Inhalt

    Ursula Lehr, Annegret Kramp-Karrenbauer, Kristina Schröder

    Ein Gespräch zur Einführung

    »Manchmal zweifle ich, ob die Kraft noch reicht«

    Peggy Bartl – porträtiert von Tonio Postel

    »Irgendwann muss man sich auch von Simone de Beauvoir verabschieden«

    Gabriele Jakschies – porträtiert von Kai Adler

    »Uns ist am wichtigsten, dass es den Kindern gut geht«

    Jolantha Jurjahn – porträtiert von Jenni Roth

    »Zu einer emanzipierten Frau gehört ein emanzipierter Mann«

    Nicole Peter – porträtiert von Sandra Kegel

    »Wir Betriebsräte haben das Thema Familienernährerinnen schon lange auf dem Plan«

    Rita Rodenbücher – porträtiert von Joachim Barmwoldt

    »Geld war bei uns nie so wichtig«

    Regine Stachelhaus – porträtiert von Margaret Heckel

    »Wir werden die Gewichte weiter verschieben«

    Dorothea Staniczek – porträtiert von Ursula Weidenfeld

    »Bei diesem Modell braucht man ein dickes Fell«

    Katrin Steffens – porträtiert von Katja Bigalke

    »Hast du ein Problem damit, dass ich mehr verdiene?«

    Anna Wieland – porträtiert von Mark Obert

    Carsten Wippermann

    Familienernährerinnen: Wechselfälle im Lebenslauf – Vielfalt gesellschaftlicher Wirklichkeit

    Verzeichnis der Autoren

    S006_1.jpg

    Ursula Lehr, Annegret Kramp-Karrenbauer und Kristina Schröder

    Ein Gespräch zur Einführung

    Es war ein Austausch unter Fachfrauen. Mit der Wissenschaftlerin und ehemaligen Bundesministerin Prof. Dr. Ursula Lehr (82) tauschten sich in Berlin die beiden Herausgeberinnen, Annegret Kramp-Karrenbauer (50), Ministerpräsidentin des Saarlandes, und Dr. Kristina Schröder (35), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, darüber aus, was es für sie politisch bedeutet, dass im Laufe eines Lebens Frauen zu Hauptverdienern in der Familie werden können. Entstanden ist ein Gesprächsprotokoll, das aus dem Blickwinkel dreier verschiedener Frauengenerationen dem nur scheinbar neuen Phänomen der »Familienernährerin« nachspürt.

    Ursula Lehr: Ein Buch, dass sich dem Thema Familienernährerin widmet, ist ein tolles Zeichen dafür, dass wir in Deutschland bei der Gleichberechtigung recht gut vorangeschritten sind – auch wenn natürlich noch einiges zu tun ist. Aber wir sind schon weit gekommen, wenn man in die jüngere Geschichte zurückschaut.

    Um 1900 gab es eine Publikation mit dem Titel »Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes« von Paul Julius Möbius. Er versuchte damals die anatomisch-physiologischen Grundlagen für die Minderbegabung der Frauen darzulegen, weil sie »kleinere Gehirne oder unterentwickelte Denkorgane« hätten sowie einen »Mangel an Urteilsfähigkeit oder Unselbstständigkeit gegen alles Neue« besäßen. Möbius schrieb weiter über die Frauen: »Was jenseits der Familie ist, interessiert sie nicht. Wäre das Weib nicht körperlich und geistig schwach, so wäre es höchst gefährlich. Man solle vom Weib nichts verlangen, als dass es gesund und dumm sei.«

    Bis zum 1. Juli 1958 hatte in der Bundesrepublik der Mann das letzte Entscheidungsrecht in der Ehe. Frauen mussten ihren Mann um Erlaubnis fragen, wenn sie einen Beruf ergreifen wollten und der Ehemann konnte das Dienstverhältnis seiner Frau auch fristlos kündigen. Der Mann verwaltete bis dahin auch das von seiner Frau in die Ehe eingebrachte Vermögen und verfügte allein über das Geld seiner Ehefrau – auch wenn diese erwerbstätig war. Wenn man sich diese Entwicklungen klarmacht, dann hat sich bei der Gleichberechtigung wirklich viel getan.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Dieser historische Rückblick ist aber auch ein Beleg dafür, dass das Thema Frauen als Familienernährerinnen ein neues Licht auf Lebenswirklichkeiten in Deutschland wirft. Bisher galt bewusst oder unbewusst der Mann als Hauptverdiener und die Fraunur als Zuverdienerin. Hier wollen wir mit dem Buch zwei unterschiedliche Aspekte ansprechen: die Partnerschaften, in denen die Frau sich ganz bewusst für dieses Modell entschieden hat, aber auch jene Partnerschaften, wo die Frau durch äußere Faktoren und wirtschaftliche Bedingungen dazu gezwungen ist, Familienernährerin zu werden.

    Kristina Schröder: Ein weiterer Grund für dieses Buchprojekt ist die wachsende Zahl von Frauen als Familienernährerinnen in Deutschland. In jedem fünften Familienhaushalt in Deutschland ist die Frau Familienernährerin – das heißt: sie verdient mehr als 60 Prozent des Familieneinkommens; davon ist die Hälfte alleinerziehend. Für alle Formen der Familienernährerinnen gilt es, in der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit und damit ein Bewusstsein zu schaffen. Seit gut ein bis zwei Jahren ist die Lebenssituation von Familienernährerinnen bereits ein Thema in interessierten Kreisen.¹

    In unserem Ministerium identifizieren wir gerade die Maßnahmen, die Familienernährerinnen besonders unterstützen können. Dazu gilt es, ihr Umfeld genau zu kennen: von prekären Arbeitsverhältnissen über Minijobs, dem Thema Zeitsouveränität im Job, haushaltsnahen Dienstleistungen oder das Grundbewusstsein, dass jede Frau mit Kindern zu jeder Zeit zur Familienernährerin werden kann. Auch die damit verbundene Verantwortung ist nicht zu unterschätzen. Was ist, wenn sie mit ihrer Arbeitskraft ausfällt? Hier müssen wir dann Lösungsmöglichkeiten als nächsten Schritt parat haben.

    Ursula Lehr: Wie die Reportagen und Porträts in diesem Buch zeigen, sind Frauen als Familienernährerinnen in ganz unterschiedlichen Formen tätig. Zum Beispiel die freiwilligen Familienernährerinnen, die ihren Beruf gern ausüben und bei denen der Mann seine Karriere hinten anstehen lässt und seine Frau unterstützt. Es gibt ja so ein Sprichwort: hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau …

    Kristina Schröder: Ich glaube, umgekehrt ist es fast auch immer so. Allein schon deshalb, weil man nur dann in einem anspruchsvollen Beruf stark sein kann, wenn der private Rückhalt stimmt.

    Ursula Lehr: Doch was ist dann mit den Alleinerziehenden, den verwitweten, den geschiedenen Frauen oder jenen, die gar nicht heiraten wollen?

    Kristina Schröder: Genau das ist ein sehr wichtiger Punkt, da zu den Familienernährerinnen auch die Alleinerziehenden gehören. Sie machen zahlenmäßig fast die Hälfte aus. Wer Alleinerziehende nur über die Sorge für Kinder definiert, negiert den ökonomischen Aspekt …

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Klar, da gibt es große Unterschiede. Frauen, die allein die Familie gut ernähren können, und eben auch jene Frauen, die mit einem kleinen Einkommen versuchen müssen, sich und die Kinder über die Runden zu bringen. Ich sehe derzeit einen engen und recht eindimensionalen Blick auf die Alleinerziehenden – nach dem Motto »die Armen und Hilfsbedürftigen«.

    Kristina Schröder: Deshalb ist es klar, Alleinerziehende sind immer Familienernährerinnen, weil sie in täglicher ökonomischer Herausforderung ihre Familie souverän und selbstbewusst ernähren. Sie sind entgegen mancher Klischees nicht die ständigen Opfer!

    Schon die Umdeutung von Alleinerziehenden zu Familienernährerinnen kann in der familien- und gleichstellungspolitischen Debatte viel bewegen.

    Es gibt aber auch ganz unterschiedliche Paarkonstellationen, in denen die Frau die Familienernährerin ist. Das zeigen die Reportagen dieses Buches: wo der Mann zum Beispiel arbeitslos geworden ist oder in Kurzarbeit arbeitet. Andere Männer verdienen generell mit ihrer Arbeit wenig. Bei anderen – gutsituierten – Paaren ist es schlicht so, dass sie halt schon immer mehr verdiente als er.

    Ursula Lehr: Das Buch zeigt Beispiele auf, die jede junge Frau darin bestärken sollten, ihre Lebensplanung so auszurichten, dass sie auch jederzeit – alleinerziehend oder mit Partner – Familienernährerin sein könnte. Das ist der große Unterschied zu den 50er Jahren, als es noch hieß: Das Mädchen braucht nicht unbedingt einen Beruf, sondern vor allem eine gute Aussteuer. Heute pfeifen die jungen Frauen auf die Aussteuer, aber einen Beruf wollen alle haben! Ein anderer Aspekt ist auch: Ein großer Teil der Frauen, die heute Familienernährerinnen sind, arbeitet im Niedriglohnsektor und hat Minijobs. Das ist schon ein Problem.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Da gibt es Unterschiede auch in den Biografien bei Ost- und Westdeutschen. Gerade in den westlichen Bundesländern sind es Familien, wo der Mann erst der Hauptverdiener war und die Frau zum Beispiel auf 400 EuroBasis etwas dazu verdiente. Dann fiel plötzlich der Alleinernährer oder der Haupternährer aus. Es entstand so ein Druck auf Frauen in ihrem Job, der eigentlich gar nicht dazu geeignet ist, die ganze Familie zu ernähren. Sie hatten plötzlich die ökonomische Gesamtverantwortung für die Familie. Das ist sehr problematisch, weil hier zum Beispiel Minijobs vollkommen falsche Anreize setzen. Das widerspricht natürlich unserer Grundbotschaft, dass sich jede Frau heute so aufstellen muss, dass sie – wenn es darauf ankommt oder wenn sie es möchte – auch allein für die Familie sorgen kann.

    Kristina Schröder: Unter diesem Aspekt sehe auch ich die Minijobs sehr kritisch. Die meisten Frauen wollen nach der Babypause in Teilzeit arbeiten. Und sie landen dann in einem Minijob. Und dieser ist in den seltensten Fällen das, was er eigentlich auch sein könnte: eine Brücke in den Arbeitsmarkt. Stattdessen sehen wir Klebeeffekte: Einmal Minijob – immer Minijob.

    Ursula Lehr: Jedes junge Mädchen sollte deshalb bei seiner Lebensplanung unbedingt auf eine Berufsausbildung setzen. Ein Beruf, der Spaß macht und sie ernähren kann, ist für die jungen Frauen heute sehr wichtig.

    Sich darauf zu verlassen, ich werde heiraten und bin dann versorgt – diese Zeiten sind für immer vorbei.

    Mein nächster persönlicher Rat an Frauen, die wegen der Geburt eines Kindes ihren Job unterbrochen haben, wäre ganz klar: nicht zu lange aus dem Berufsleben auszusteigen. Wer beispielsweise im Hochschulbereich zwei oder mehr Semester unterbricht, der ist quasi draußen. Ich halte es für einen Fehler, wenn Menschen motiviert werden, drei Jahre oder länger ihren Job zu unterbrechen. Das tut auch vielen persönlich nicht gut.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Hier ist es wichtig, darauf zu schauen, wie die Anreize und Rahmenbedingungen gesetzt werden. Wer schnell nach der Geburt eines Kindes wieder in den Beruf zurück möchte, darf nicht vor die Wahl gestellt werden: schnell zurück oder gar nicht. Hier sind auch die Arbeitgeber gefordert. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind eben auch soziale Wesen mit Familienanhang. Es gilt sich also Gedanken zu machen, wie kann ich in einer Übergangsphase versuchen – wenn zum Beispiel die Kinder noch kleiner sind –, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass es die nötige Flexibilität gibt.

    Kristina Schröder: Wenn beide Partner arbeiten, sind die Arbeitszeiten der Taktgeber eines jeden Familienlebens. Der Dreh- und Angelpunkt eines gelingenden Familienlebens ist die Souveränität über die Arbeitszeit. Das gilt existenziell besonders für unsere Familienernährerinnen.

    Hier ist mittlerweile mehr möglich als noch vor zehn Jahren: Teilzeitarbeit – zum Beispiel 30-Stunden-Jobs in Führungspositionen – gehören heute dazu. Aber da ist sicher noch mehr machbar.

    Zeit lässt sich nicht komplett mit Geld kompensieren. Umfragen belegen: Die jungen Mütter und Väter wollen heute mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.

    Ursula Lehr: Das ist richtig. Aber ich denke an Gespräche, die ich damals für meine Habilitation zu Frauen im Beruf führte. Da kam heraus, dass Teilzeitbeschäftigte die ganze Last des Berufes hatten und im Vergleich zu ihren Kollegen in den wenigeren Stunden im Betrieb mehr arbeiteten. Die angenehmen Seiten der Berufstätigkeit aber, sich zum Beispiel in der Mittagspause mit den anderen auszutauschen, die hatten sie nicht.

    Kristina Schröder: Viele Paare sagen auch, wenn beide zu 75 Prozent arbeiten und man hat eine gute Kita und eventuell noch engagierte Großeltern, dann kann man partnerschaftlich etwas daraus machen. Das sind übrigens Teilzeitjobs, die großes Zukunftspotential haben. Auch hat sich bei den Unternehmern viel verändert. Kaum jemand wird heute Teilzeitarbeitende noch als Minderleister sehen – im Gegenteil. Oft sind das die effizientesten und hochkonzentrierten Mitarbeiter.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Ich habe hier meine eigenen Erfahrungen gemacht. Sowohl mein Mann als auch ich haben in Teilzeit gearbeitet. Oft waren wir von Informationsflüssen abgeschnitten. Die besondere Affinität der Deutschen zur Präsenz am Arbeitsplatz hat bei in Teilzeit arbeitenden Frauen zu Vorurteilen geführt, wenn es darum ging, Führungspositionen in Teilzeit zu besetzen. Hier kommt es stark auf die Unternehmensphilosophie an. Internet und Telearbeit machen ja heute vieles leichter.

    Kristina Schröder: Was uns derzeit noch fehlt, ist ein Abschied von den Präsenzritualen. Mitarbeiter sind davon noch so eingeengt, dass sie nicht selbstbewusst zu ihren familiären Verpflichtungen stehen. Da haben uns die skandinavischen Länder schon einiges voraus, denn nicht derjenige ist der beste Mitarbeiter, welcher am längsten hinterm Schreibtisch sitzt. Es fehlt in Deutschland noch oft eine Kultur des Respekts vor familiärer Verantwortung. Hier ist die Vorbildwirkung von Vorgesetzten enorm wichtig.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Und da schließt sich der Kreis zu den Alleinerziehenden, weil besonders sie in einem hohen

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