Alles Windhauch: Kohelet - ein Querdenker in der Bibel
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Buchvorschau
Alles Windhauch - Franz-Josef Ortkemper
Ortkemper
1.Das Buch Kohelet
Das ist alles Windhauch
Die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir schließt den dritten Band ihrer Lebenserinnerungen so:
Manchmal ist mir der Gedanke, mich in nichts aufzulösen, genauso abscheulich wie früher. Voller Melancholie denke ich an all die Bücher, die ich gelesen, an all die Orte, die ich besucht habe, an das Wissen, das sich angehäuft hat und das nicht mehr da sein wird. Die ganze Musik, die ganze Malerei, die ganze Kultur, so viele Bindungen. Plötzlich bleibt nichts mehr … Wenn man meine Bücher liest, wird der Leser bestenfalls denken: Sie hat aber viel gesehen! Aber dieses einzigartige Ganze, meine persönlichen Erfahrungen mit ihrer Folgerichtigkeit und ihren Zufällen – das alles wird niemals wieder auferstehen … Nichts wird stattgefunden haben. Ich sehe die Haselstrauchhecke vor mir, durch die der Wind fuhr, und höre die Versprechungen, mit denen ich mein Herz berauschte, als ich diese Goldmine zu meinen Füßen betrachtete, ein ganzes Leben, das vor mir lag. Sie wurden erfüllt. Aber wenn ich jetzt einen ungläubigen Blick auf dieses leichtgläubige junge Mädchen werfe, entdecke ich voller Bestürzung, wie sehr ich geprellt worden bin.
(Der Lauf der Dinge, © Rowohlt Verlag, Reinbek 1970)
Das ist ein Text voller Melancholie und Traurigkeit. Ein reiches und erfülltes Leben – umso bitterer ist der Abschied, umso schmerzlicher die Einsicht, dass es unaufhaltsam dem Ende entgegengeht, umso unerträglicher die Vorstellung, dass der riesige Schatz an Lebenserfahrung und gesammelten Eindrücken einfach spurlos verschwinden soll, sich in Nichts auflöst. Simone de Beauvoir erinnert sich an ihre Zeit als junges Mädchen, wo sie in einer ganz intensiven religiösen Welt gelebt hatte, wo sie im Glauben an Gott tiefe Geborgenheit und Sicherheit erfahren hatte. Im ersten Band ihrer Lebenserinnerungen (»Memoiren einer Tochter aus gutem Hause«) erzählt sie eindrucksvoll davon. Sie erzählt darin auch, wie ihr der Glaube immer fraglicher wurde, immer mehr aus ihrem Leben verschwand, nicht ganz ohne Schuld derer, die ihr den Glauben ziemlich eng vermittelt hatten. Nun spürt sie, in die Jahre gekommen, das Grauen vor dem Ende. Nichts wird stattgefunden haben. Wozu ist das nun alles gut gewesen?
Verblüffend ähnlich ist die Problemlage des biblischen Buches Kohelet: Auch hier ist das große Thema der Tod, der am Ende alles zerstört, was menschliches Leben reich und lebenswert gemacht hat. Das Abschiednehmen vom »Fest des Lebens« fällt auch ihm unendlich schwer. »Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?«(Koh 1,2 f.). »Windhauch«: 37 Mal kommt dieses Wort im Buch Kohelet vor – ebenso oft übrigens wie das Wort »Gott« – wohl kaum ein Zufall! In 1,2 steht dreimal der Singular hebel, zweimal der Plural habalim. Entsprechend übersetzt die Vulgata: O vanitas vanitatum vanitas. Übrigens hat der Name »Abel« die gleichen Konsonanten: hebel – der Flüchtige, der Windhauch …
Norbert Lohfink hat in der Einheitsübersetzung das Bildwort »Windhauch« aus dem hebräischen Original stehen lassen. Er begründet das so:
Das Wort ist bei Kohelet fast ein philosophischer Begriff. Doch behält es auch stets etwas von seinem ursprünglichen Bildgehalt: Windhauch, der verweht, vorüber ist, hinterher wie eine Täuschung, ja wie Lüge und Nichts erscheint. Soll man das Wort also im Deutschen ›auf den Begriff bringen‹ – etwa mit ›vergänglich‹, ›nichtig‹, ›Wahn‹, ›sinnlos‹, ›absurd‹? Oder soll man das Bild stehen lassen und darauf vertrauen, dass auch heute noch das Bild den Leser selbst zur Sache führt?
(Von Windhauch, 26)
Diese wörtliche Übersetzung, die das Bild einfach stehen lässt und seine Interpretation dem Leser überlässt, halte ich für besser als eine Interpretation, bei der die Gedanken des Lesers gleich in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Völlig daneben ist meines Ermessens die Übersetzung in der Neuausgabe der Guten Nachricht gewesen: »Völlig sinnlos ist alles, pflegte der Philosoph zu sagen, völlig sinnlos. Was auch geschieht, es hat alles keinen Sinn.« Das ist in der Neuauflage glücklicherweise korrigiert worden: »Vergeblich und vergänglich!, pflegte der Lehrer zu sagen. Vergeblich und vergänglich! Alles ist vergebliche Mühe.« Wer das Koheletbuch als Ganzes liest, wird nicht zu dem Schluss kommen, für den Verfasser sei alles sinnlos. Schief finde ich auch die Übersetzung der »Hoffnung für alle«: »Alles ist vergänglich und vergeblich, sagte der Prediger, nichts hat Bestand, ja, alles ist völlig sinnlos.« Offener ist die Lutherübersetzung: »Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.« Thomas Krüger übersetzt in seinem Koheletkommentar (2000): »Nichtig und flüchtig, sprach Kohelet, nichtig und flüchtig, das alles ist nichtig.« Damit wird jedenfalls ein Bedeutungsspielraum offengehalten. Das Motto des Buches kehrt in 12,8 noch einmal wieder. 1,2 und 12,8 bilden einen (redaktionellen) Rahmen um das Buch. Elsa Tamez meint, in diesen Rahmenversen komme eine totale Frustration zum Ausdruck. Wir werden sehen.
»Welchen Vorteil hat der Mensch …« Im hebräischen Text steht jitron, wörtlich »Gewinn«, ein Ausdruck aus der Kaufmannssprache. Das Wort begegnet im Alten Testament nur bei Kohelet, und zwar zwölf Mal. Es ist »ein spät entstandenes Wort, das damals allgemein für Handelsgeschäfte gebraucht wurde, bei denen Buch geführt und über Verlust oder Gewinn Bilanz gezogen wird« (Tamez, »Da hasste ich das Leben«, 53). Es geht also um den Überschuss, um das, was am Ende herauskommt. Die Frage ist: Was bleibt als Ertrag des Lebens? Was ist sein Sinn? Das zweite hebräische Wort in 1,3 ist amal. Im Buch Kohelet kommt es auffallend häufig vor (57 Mal im AT, 35 Mal in Kohelet). Ursprünglich meint das Wort »Unheil, Schaden, Bedrückung, Unrecht«. Später nimmt es die Bedeutung »Arbeit« an. Es betont also eher den negativen Aspekt der Arbeit, ihre entfremdende Wirklichkeit. »Kohelet relativiert den Reichtum (5,9), denn die Gewinnsucht verhindert ja, dass der Mensch sein Leben zu genießen vermag (vgl. 4,8)« (a. a. O.). Dieser gesellschaftskritische Aspekt des Buches Kohelet ist oft wenig beachtet worden. Nicht von ungefähr kommt er gerade in dem Kommentar von E. Tamez zur Sprache, der auf dem Hintergrund der verfahrenen wirtschaftlichen Situation Lateinamerikas entstanden ist.
Der zeitgeschichtliche Hintergrund
Das Buch Kohelet gehört zu den ungewöhnlichsten Texten des Alten Testaments. Es entstand etwa um 250 v. Chr., als Jerusalem griechische Provinz unter den Ptolemäern war.
Da dem Verfasser des Buches Jesus Sirach das Buch Kohelet offensichtlich schon bekannt ist, muss es vor 190 v. Chr. entstanden sein. In Qumran haben sich Fragmente von Kohelet-Handschriften gefunden, die ins 2. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Kohelet muss also vor 200 entstanden sein. Dass Kohelet offensichtlich schon die beiden Schöpfungstexte der Genesis verarbeitet, also wohl die Endredaktion der Genesis voraussetzt, spricht eher für eine späte Datierung. Allgemein hat man sich auf eine Datierung um die Mitte oder das Ende