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Der islamische Terror: Wie der IS unsere Weltordnung gefährdet
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eBook344 Seiten3 Stunden

Der islamische Terror: Wie der IS unsere Weltordnung gefährdet

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Über dieses E-Book

Wie der islamische Staat (ehemals ISIS) unsere Weltordnung bedroht

Der Islamische Staat (IS) versetzt nicht nur die Menschen in Deutschland in Angst und Schrecken. Und das nicht ohne Grund:
Videobotschaften von Enthauptungen kursieren im Internet, islamkritische Medien werden mit Anschlägen bedroht, und Jugendliche reisen nach Syrien, um dort in den Krieg gegen die Ungläubigen zu ziehen und kehren teils schwer geschädigt an Leib und Seele wieder zurück.

Doch was ist der IS eigentlich? Eine religiöse Gruppierung oder eine kriminelle Organisation, die den Islam als Deckmäntelchen für ihre Gräueltaten verwendet? Ist der IS ein regionales Phänomen oder hat er tatsächlich die Absicht, auch die westliche Welt zu erobern? Tritt der IS die Nachfolge von al-Qaida an oder ist er sogar viel gefährlicher auch für uns in Europa? Der Journalist Lukas Diringshoff hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht. Sein Buch soll aufklären über die wahren Beweggründe der Terrororganisation, ihre Eroberungspläne und ihre Geldquellen.

Er zeigt auf, dass der IS den Islam zwar für seine Zwecke nutzt, aber seine radikale Auslegung mit dem Glauben der meisten Muslime nichts gemeinsam hat. Doch die Radikalisierung besonders von jungen Menschen nimmt weiter zu. Und unter ihnen können sich tickende Zeitbomben befinden, die nur darauf warten, für Allah in den Krieg zu ziehen. Auch hier in Deutschland.
SpracheDeutsch
HerausgeberCBX Verlag
Erscheinungsdatum18. Mai 2015
ISBN9783945794616
Der islamische Terror: Wie der IS unsere Weltordnung gefährdet

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    Buchvorschau

    Der islamische Terror - Lukas Diringshoff

    Lukas Diringshoff

    Der islamische Terror

    Wie der IS unsere Weltordnung gefährdet

    Mit einem Vorwort von Hamed Abdel-Samad

    Originalausgabe

    1. Auflage 2015

    © 2015 CBX Verlag, ein Imprint der Singer GmbH

    Frankfurter Ring 150

    80807 München

    info@cbx-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf in keinerlei Form – auch nicht auszugsweise – ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Umschlaggestaltung: Nina Knollhuber

    Umschlagabbildung: Depositphotos | Olesha

    Buchsatz: text-wird-buch.de

    Druck und Bindung: Druckerei Theiss, St. Stefan

    Printed in Austria

    ISBN: 978-3-9816801-2-6

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort von Hamed Abdel-Samad

    Vorzeichen: Die schwarze Flagge des Dschihad

    Was ist der „Islamische Staat" (IS)?

    Wie IS entstand

    2000–2006: Ursprünge und Gründung

    Exkurs: das Verhältnis zu al-Qaida

    2006–2010: Neue Führung und Niederlagen

    Exkurs: IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi

    Ab 2011: Terror im syrischen Bürgerkrieg

    Von der Terrorgruppe zum „Islamischen Staat im Irak" (ISI)

    Was hat der „Islamische Staat" mit dem Islam zu tun?

    Der Wahhabismus

    Exkurs: Wahhabiten und Salafisten

    Konfliktträchtige Mischung

    Saudi-Arabien im Visier des IS

    Die Charidschiten – Inspiration für den IS?

    Islamische Elemente beim IS

    IS als Kalifat

    Tradition und Interpretation des Kalifats

    Regeln und Werte

    Strategie gegen Feinde und Abtrünnige

    Was man über das IS-Kalifat wissen sollte

    Die Strategien von IS

    Brutalität als Strategie

    Irak 2006 und 2014: ein Vergleich

    Die Situation in Syrien

    Psychologische Kriegsführung mittels Social Media

    Dabiq – das Magazin des IS

    Harte Fakten: Zahlen und Daten rund um den IS

    Der IS-Jahresbericht „al-Naba" – mehr als nur Statistik

    Der IS in zehn Zahlen auf den Punkt gebracht

    Geldquellen und Geldflüsse: So wird der Terror finanziert

    IS gegen den Rest der Welt

    Die islamischen Länder

    Irak

    Syrien

    Jordanien

    Libanon

    Israel

    Die Palästinensischen Autonomiegebiete

    Türkei

    Die PKK (Kurdische Arbeiterpartei)

    Saudi-Arabien

    Warum sind die Länder so machtlos?

    Reaktion gemäßigter Muslime

    Muslime in Europa

    Die USA

    Starke Führerschaft statt „Checks and Balances"

    Hoffnung auf demokratischen Wandel

    Das Scheitern Obamas

    Der Einfluss der Neokonservativen

    Die USA und die Krise im Irak

    Der Irakkrieg und die Folgen

    Das Zögern der USA

    Militärisches Engagement gegen IS

    Russland: Kritik an den Einsätzen

    Großbritannien: begrenzte Beteiligung

    Frankreich: IS-Terror und Bombardements

    Australien: größter Anti-Terror-Einsatz der Geschichte

    Deutschland und IS

    Die Verantwortung von Politik und Gesellschaft

    Ist Deutschland auch in der Pflicht?

    Was kann die Gesellschaft tun?

    Können auch kleine Gemeinden etwas tun?

    Medien und Meinungsbildung

    Religionsfreiheit und ihre Grenzen

    Die Folgen für Deutschland

    Abschiebung im Fall Erhan A.

    Die Macht der Medien

    Soziale Netzwerke und ihre Gefahr

    Die Wuppertaler Scharia-Polizei

    Exkurs: Der deutsche Salafist Bernhard Falk

    Der Lockruf des Terrors

    Aus den Ghettos in den Krieg

    Welche Rolle spielt der Glaube?

    Auf der Seite der Stärkeren

    Die Geschichte wiederholt sich

    Die Werber des Todes

    Wer trägt die Schuld?

    Gezielte Anwerbung – live und online

    Exkurs: Vom Gangsta-Rapper zum IS-Propagandisten – die Geschichte von Denis Cuspert

    Kindheit und Jugend

    Der Gangsta-Rapper

    Radikalisierung

    Kampflieder

    Cuspert schließt sich „Millatu Ibrahim" an

    Deutschland als Kriegsgebiet

    Cuspert und der IS

    Musik-Tantiemen zur Terror-Finanzierung

    Die UN-Terrorliste

    Vorwort

    von Hamed Abdel-Samad

    Eine Theologie von Terror und Gewalt breitet sich aus. Sie stellt nicht nur eine Bedrohung für die westliche Welt dar, sondern vor allem für die Mehrheit friedlicher Muslime. Der Begriff „Islam" bedeutet wörtlich die Unterwerfung, die völlige Hingabe an Gott. Im Glauben, dass die Religion Gewalt toleriert, ja sie geradezu fordert, lässt sich jegliche Art von militantem Vorgehen rechtfertigen.

    Diese folgenschwere Unterwerfung beginnt mit dem Irrglauben „So will es Gott, und ich habe keine andere Wahl. Allzu viele Muslime leben im Glauben, dass Gott nicht nur ihre Gedanken permanent überwacht und jedweden Fehltritt abstraft, sondern dass sie geradezu dazu verpflichtet sind, ihre Religion mit Gewalt zu verteidigen. Ungläubige und Andersgläubige zu töten ist keine Sünde, sondern wird u.a. mit Sure 48 aus dem Koran gerechtfertigt: „tötet sie, wo auch immer ihr sie findet. Aus Angst vor der Strafe Gottes geraten immer mehr Anhänger des Islam in eine fatale innere Abhängigkeit, die dazu führt, dass einige von ihnen bedingungslos den Heilsversprechungen des IS folgen. Dass dahinter nicht nur religiöse, sondern oft rein politische oder kriminelle Absichten stecken, ist vielen Anhängern des IS nicht bewusst.

    Der selbst ernannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi drückt es in einer Ansprache an seine Anhänger so aus: „Ich verspreche euch nicht, was andere Herrscher ihren Untertanen versprechen: keine Sicherheit, keinen Wohlstand. Nein, ich verspreche euch, was Allah den Gläubigen im Koran versprach: dass Er sie zu seinen Stellvertretern auf Erden werden lässt. […] Ein islamischer Staat kann nur bestehen, wenn das Gesetz Allahs vollstreckt wird. Dazu brauchen wir Macht und Stärke: ein Buch, das den Weg weist, und ein Schwert, das der Religion zum Sieg verhilft."

    Besteht Grund zur Angst vor dem IS? Ja, denn der Terror im Namen Allahs breitet sich immer weiter aus, der militante Islamismus findet mittlerweile seine Anhänger auch im Westen. Warum aber ist der IS so erfolgreich und was versprechen sich junge Kämpfer davon, ihr Leben dem Kampf für den Glauben zu verschreiben?

    Um begreifen zu können, was den IS auch hierzulande so gefährlich macht, müssen wir uns mit dem religiösen und weltanschaulichen Hintergrund genauer beschäftigen. Nur wer die Gefahren und die Verlockungen des radikalen Islamismus kennt, hat auch eine Chance, sich – und die Jugendlichen in seinem Umfeld – zu schützen.

    Das vorliegende Buch gibt einen Einblick in die Entwicklung einer Terrororganisation, die sehr wahrscheinlich noch gefährlicher ist als al-Qaida. Denn anstelle von Rachefeldzügen gegen den unterdrückerischen und ausbeuterischen Westen strebt der IS ein weltweites Kalifat an – einen islamistischen Staat. Für die Errichtung dieses Staates sind alle Mittel recht, die man sich irgendwie aus dem Koran oder seinen Auslegungen herleiten kann. So bleiben die Anhänger in dem Glauben, sie würden das Richtige tun, wenn sie sich nicht gegen die Menschenrechtsverletzungen auflehnen, die durch den IS begangen werden. In dem Wunsch, ein gottgefälliges Leben zu führen, werden sie für den Terror instrumentalisiert.

    Der IS hat im Gegensatz zu al-Qaida nicht nur vor, den Westen anzugreifen, um ihn zu erschüttern. Vielmehr geht es den Anführern um konkrete Eroberungspläne, um die Errichtung eines weltweiten Kalifats. Dies ist eine Kampfansage nicht nur an die Denkweise des Westens, sondern auch an die gemäßigteren Muslime – doch von ihnen kommt (noch) zu wenig Widerstand. Und oft genug findet der Traum vom Kalifat als einer neuen Lebensordnung in ihnen Widerhall.

    Besonders junge Muslime und Konvertiten sind gefährdet, den radikalen Ansichten zu folgen – nicht ohne Grund gehen Tausende junger Männer aus dem Westen nach Irak und Syrien, um sich dem selbsternannten Kalifen anzuschließen. Sie sind bereit zu kämpfen – und zum ersten Mal in ihrem Leben haben sie wirklich etwas zu gewinnen: Ruhm und Ehre (im Diesseits wie im Jenseits) genauso wie die Macht, sich als Herr über Leben und Tod zu gebärden. Die Wut über die soziale Benachteiligung und die Chancen, die ihnen im Westen verwehrt wurden, dies alles können sie nun kompensieren. Endlich führen sie ein Leben, in dem sie Aufstiegschancen haben – auch wenn dies andere Menschen das Leben kostet. Für die Errichtung des islamischen Staates sind sie sogar bereit, ihr eigenes Leben zu geben.

    Lukas Diringshoff nimmt den Leser in diesem Buch mit auf eine Reise in die Welt des islamistischen Terrorismus. Die Terrororganisation wurde zu Beginn unterschätzt, sie galt als lediglich regionales Phänomen. Dass der IS jedoch eine kriminelle Vereinigung ist, die über umfangreiche finanzielle Mittel und über Tausende von Kämpfern verfügt, die zu allem bereit sind, ist vielen Menschen nicht klar.

    Die Enthauptungen vor laufender Kamera schockieren zwar, doch dass wir in Deutschland in Gefahr sind, glauben nur wenige. Lukas Diringshoff zeigt jedoch auf, warum dieses Thema gerade jetzt auch in Deutschland brandaktuell ist – und warum wir unsere Jugend vor den Einflüssen islamistischer Propaganda schützen müssen. Denn nicht nur ist Deutschland ebenfalls Teil des Gebietes, das für das Kalifat „erobert" werden soll, die Jugendlichen, die in den Kampf ziehen, kehren auch in unser Land zurück – tickende Zeitbomben, die jederzeit gezündet werden können. Sie predigen, bekehren und rekrutieren. Und sie sind nach wie vor bereit, Gewalt anzuwenden. Niemand weiß, welche Verbrechen sie bereits im Namen Allahs begangen haben – und welche sie noch begehen werden.

    Hier ist nicht nur Prävention vonnöten. Ein Eingreifen ist nötig, bevor die Situation eskaliert. Und auch die gemäßigten Muslime sind gefragt. Sie können Radikalisierung schon weitaus früher erkennen und entgegenwirken. Denn Religion ist – wie so vieles – Auslegungssache. Man kann sie also auch als friedenstiftend auslegen. Um die Jugendlichen davon zu überzeugen, braucht es jedoch einer neuen Perspektive für sie. An dieser Stelle sind Gesellschaft und Politik gefragt – schlussendlich wir alle.

    Vorzeichen: Die schwarze Flagge des Dschihad

    Am 12. Oktober 2014 wurde eine schwarze Flagge am Zwehrenturm in Kassel gehisst. Wie die Hessische Niedersächsische Allgemeine berichtet, meldeten sich einige Bürger beunruhigt bei der Zeitung. Die schwarze Flagge mit den in Weiß gehaltenen, arabischen Schriftzeichen erinnere sie an die schwarze Flagge des Dschihad.

    Dass es sich dabei nicht um die schwarze Flagge des „Islamischen Staates" gehandelt hat, wird die Bürger wohl in diesem Fall beruhigt haben. Die Flagge sollte nämlich auf eine aktuelle Kunstausstellung des persischen Künstlers Farhad Fozouni im Museum Fridericianum aufmerksam machen und hatte nichts mit IS zu tun. [1]

    Doch durch solche Verwechslungsaktionen wird deutlich, wie erschreckend die schwarze Flagge des Dschihad selbst hierzulande bereits wirkt. Spiegel Online schreibt zu diesem Phänomen: „Die Dschihadisten wollen mit dem Symbol Angst verbreiten – und haben Erfolg." [2] Sie nutzen die schwarze Flagge offenbar gezielt, um Ängste zu schüren und ihre Propaganda zu verbreiten.

    Nahezu immer, wenn der „Islamische Staat" (kurz IS, manchmal auch ISIS) öffentlich auftritt oder etwas veröffentlicht, ist die schwarze Flagge des Dschihad auf den Bildern zu sehen. Wegen der Dauerpräsenz dieses Symbols schreibt Spiegel Online ein wenig ironisch: „Stoffproduzenten gehören zu den großen Gewinnern im ‚Islamischen Staat‘. Wo immer IS-Milizionäre vorrücken, haben sie riesige schwarze Flaggen im Marschgepäck, die sie über eroberten Dörfern und Städten hissen." [3] Doch was genau symbolisiert die schwarze Flagge des Dschihad eigentlich und welche Bedeutung hat sie für den „Islamischen Staat"?

    Auf der Flagge sind vor einem komplett schwarzen Hintergrund in der Regel zwei Zeilen eines Schriftzugs in weißer Farbe ersichtlich. [4] Dieser ist meist in arabischer Sprache verfasst. [5] Auf dem oberen Teil der Flagge kann man die Hälfte der Schahāda lesen, dabei handelt es sich um das islamische Glaubensbekenntnis. [6] Die Schahāda bildet gemeinsam mit Salat, dem Gebet, Zakat, der Almosensteuer, Saum, dem Fasten, sowie Haddsch, der Pilgerfahrt, die fünf Säulen des Islam. [7] Wörtlich übersetzt steht folglich auf der schwarzen Flagge des Dschihad: „Es gibt keinen Gott außer Allah.[8] Auch der zweite Schriftzug, der sich darunter befindet, ist auf die Schahāda zurückzuführen. Dort steht: „Mohammed ist der Prophet Gottes. [9]

    Der Schriftzug hat im Islam eine große Bedeutung, was vor allem in seiner Geschichte begründet liegt. So fand man ihn unter anderem auf einem Siegel Mohammeds. [10] Der IS nutzt die schwarze Flagge nicht ohne Grund. Die Symbolik des Glaubensbekenntnisses auf schwarzem Grund taucht an wichtigen Schlüsselstellen in der Geschichte des Islam auf – und dass es sich auf den Propheten beruft, will IS seinen Anhängern wie auch seinen Feinden suggerieren.

    Woher genau die schwarze Flagge stammt, ist nicht eindeutig belegbar; dennoch finden sich zahlreiche Legenden und Überlieferungen, in denen die schwarze Flagge eine symbolträchtige Bedeutung hat. Diese sind im Bewusstsein vieler Muslime präsent. Darauf bezieht sich der IS, wenn er vorgibt, die Interessen des Islam weltweit zu vertreten: „Wer gegen das Banner des Propheten kämpft, kann schließlich kein rechtschaffener Muslim sein – das ist die Botschaft, die der IS verbreiten will." [11] Die historischen Bezüge dienen also mehr der Propaganda, als dass sie geschichtlich korrekt wären. Doch selbst wenn man die Legenden nicht kennt, so dienen die schwarzen Flaggen dem Wiedererkennungswert. Der Vorfall in Kassel zeigt, dass nicht nur bei Werbung funktioniert, etwas immer und immer wieder auf die gleiche Weise zu zeigen: Der weiße Schriftzug auf schwarzem Grund funktioniert mittlerweile als Auslöser von Angst vor dem Terror.

    Doch IS ist nicht die erste terroristische Vereinigung, welche das schwarze Banner verwendet: 1996 wurde es zur Staatsflagge der Taliban in Afghanistan nach deren Machtübernahme. Auf diese Weise löste die Farbe Schwarz, die erst in den 1990er-Jahren unter Salafisten wiederentdeckt wurde, das Grün der Muslimbrüder und der Hamas ab. [12]

    Schon früh in der Geschichte des Islam soll die schwarze Flagge im Zusammenhang mit Kämpfen gestanden haben, die der Islam auszufechten hatte. Zwar gab es auch die weiße Flagge, die als „Al-Liwaa bekannt ist und als Zeichen des muslimischen Armeeführers galt. Doch die schwarze Flagge unter dem Namen „Ar-Raya soll ebenfalls bei der muslimischen Armee zum Einsatz gekommen sein. [13] Bekannt ist die Flagge auch unter dem Namen „Die Flagge des Djihad. Sie gilt als Symbol des Kampfes, mit ihr zog man in die Schlacht. [14] In Überlieferungen heißt es, dass Mohammed bei seinem Einzug in seine Heimatstadt Mekka nach acht Jahren im Exil als Eroberer zurückkehrte und von muslimischen Soldaten begleitet wurde. Sie trugen die schwarzen Flaggen, das Wort „Bestrafung soll auf einer dieser Flaggen erkennbar gewesen sein. [15]

    Eine weitere Überlieferung besagt, dass die Flaggen auf die Schlacht von Mutâ zurückzuführen sind. [16] Demnach soll der Herrscher von Basra einen Abgesandten getötet haben, was Allahs Gesandter nicht hinnehmen konnte. Mit 3000 Kämpfern zog er in einen Krieg gegen eine Übermacht von 200 000 feindlichen Römern. Der Prophet soll drei Kämpfern eine Flagge gegeben und genau bestimmt haben, wer die Führung der Kämpfer übernimmt, solle einer von ihnen sterben – die Flagge steht also hier auch für die direkte Nachfolge des Propheten. [17] Nach und nach starben die Führer und Flaggenträger den Märtyrertod. Erst als ein „Schwert der Schwerter" (ein Krieger Gottes) die Flagge übernahm, ermöglichte Allah den Sieg. [18]

    Der Islam-Wissenschaftler Sheikh Kabbani sieht einen Bezug der Flaggen zum Erscheinen des „Mahdi (ein Nachkomme des Propheten, der die Endzeit einleitet und das Unrecht in der Welt beseitigt): „Im Hadith [also nicht im Koran, sondern in den Überlieferungen, Anm. d. Red.] gibt es den Hinweis, dass schwarze Flaggen aus dem Gebiet Khorasan kommend das baldige Erscheinen des Mahdi bedeuten. Khorasan befindet sich im heutigen Iran, und manche Gelehrte haben (schon) gesagt, dieser Hadith bedeute das bevorstehende Kommen des Mahdi, wenn die schwarzen Flaggen aus Zentralasien, d. h. aus Richtung Khorasan, in Erscheinung treten. [19] In einer anderen Tradition heißt es ähnlich: „Der Gesandte Allahs sprach: Die schwarzen Banner werden aus Osten kommen und ihre Herzen werden so hart wie (aus) Eisen sein. Wer auch immer sie (kommen) hört, sollte sich ihnen anschließen und ihnen Treue erweisen, auch wenn es heißt, durch den Schnee zu kriechen." [20]

    Immer dann, wenn es um den geschichtlichen Zusammenhang geht, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen dem Koran und dem Hadith zu kennen. Der Journalist Yassin Musharbash erklärt im Zeit-Blog, warum das so ist: „Erstens, weil man nach gängiger Lehre Koran und Hadith nicht vermischen darf. Zweitens, weil der Koran-Inhalt Muslimen als ewig richtig und wahr gilt, der Hadith-Kodex hingegen zeitgebunden zu interpretieren ist." [21] Um das zu verdeutlichen, gibt er ein Beispiel, das auch im so genannten „Brief an Baghdadi wiederzufinden ist. Es handelt sich dabei um einen Brief, den 126 Islamgelehrte aus verschiedenen Ländern der Welt unterzeichnet haben, um gegen die IS-Führung zu protestieren. Yassin Musharbash greift das Beispiel wie folgt auf: „In einer Rede erklärte al-Baghdadi, der Prophet Mohammed sei mit dem Schwert als eine Gnade in die Welt gekommen. Tatsächlich steht im Koran, der Prophet sei als eine Gnade in die Welt gekommen. Dass er mit dem Schwert gekommen sei, findet sich aber im Hadith – im Kodex der überlieferten Aussagen und Aussprüche und Handlungen des Propheten. [22]

    Dies bedeutet, dass diese gewalttätige Auslegung des Koran eine Interpretation ist, die der Großteil der Muslime nicht mit den radikalen Islamisten teilt. Einige Experten betonen sogar, dass die schwarze Flagge, wie al-Qaida, der IS oder die Nusra-Front sie verwenden, mit den schwarzen Flaggen aus der Überlieferung, die den Mahdi ankündigen, nichts zu tun haben. Vielmehr sei es im Sinne des Propheten, sich den verschiedenen „Sekten" nicht anzuschließen und sich vor ihnen in Sicherheit zu bringen. [23]

    Der IS hingegen nutzt die Überlieferung zur Selbstinszenierung, vor allem um jungen Menschen zu imponieren, die für seine Zwecke rekrutiert werden sollen. Wie Focus Online mitteilte, ist Rom nun ins Visier der Terrormiliz geraten: „Der neueste Videoclip der Terrorgruppe untermauert die bizarren Welteroberungspläne – es zeigt, wie IS die italienische Hauptstadt Rom erobert. In einer Animation prangt eine Flagge der Terroristen auf einer Säule, direkt neben dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Roms: dem Kolosseum." [24] Die Szenen könnten an die Schlacht von Mutâ angelehnt sein, da es auch in dieser Schlacht gegen die Römer ging. [25]

    Dass bereits echte Flaggen auf dem Petersplatz in Rom gesichtet wurden, ist für viele erschreckend. Ein Bild, das auf der Webseite katholisches.info veröffentlicht wurde, zeigt einen jungen Mann mit fast kahl geschorenem, schwarzem Haar. Er trägt einen relativ langen schwarzen Bart und lächelt in die Kamera, neben ihm ein schwarzer Koffer. In den Händen hält er die schwarze Flagge des Dschihad, die so groß ist, dass sein Oberkörper davon bedeckt wird. Stolz hält er die schwarze Flagge, und es hat fast den Anschein, als wäre es ein normales Touristenfoto. Doch ganz so harmlos ist das Bild nicht. [26] Denn wie der Imam Bilal Hussein Bosnic der italienischen Tageszeitung La Repubblica gegenüber offenbart, hegt der IS Eroberungsabsichten: „Ich spreche zu den Moslems, damit sie eines Tages den Vatikan erobern können." [27]

    Einer der ersten Deutschen, die über die IS-Propaganda angeworben wurden, war Kreshnik B. Als mutmaßlicher IS-Terrorist stand er im September 2014 vor einem deutschen Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 19-Jährigen vor, für den „Islamischen Staat" gekämpft zu haben. Zuvor hatte er bereits mehrere Schwüre geleistet, einen davon auf die schwarze Flagge. [28] Das zeigt deutlich, wie wichtig den IS-Kämpfern die schwarze Flagge des Dschihad ist.

    Der „Islamische Staat versucht die schwarze Flagge des Terrors stets prominent zu platzieren – sei es in Propaganda-Videos oder bei öffentlichen Auftritten und in Publikationen. Auch wenn Gewalttaten verübt werden, ist die Flagge stets mit dabei: „Inzwischen ist die schwarze Flagge zu einem Symbol geworden, mit dem die IS-Dschihadisten ihre Gegner bewusst einschüchtern wollen. [29] Kein Wunder also, dass die schwarze Flagge auch immer wieder in den Hinrichtungsvideos des IS zu sehen ist. Die BILD-Zeitung schreibt hierzu: „Mit erhobener IS-Flagge steht einer der Terroristen da, als die Gefangenen ankommen. Mit über dem Kopf erhobenen Händen müssen sie zu ihrer eigenen Hinrichtung gehen. [30] Das grausame Ereignis selbst wird mit folgenden Worten beschrieben: „Dutzende junge Männer werden auf Lkws zusammengepfercht, möglicherweise Deserteure der schiitischen irakischen Armee. In ihren Gesichtern steht die Panik geschrieben, sie müssen gewusst haben, was geschieht. Irgendwo in der Wüste halten die Fahrzeuge an, die Terroristen brüllen sie an, einer der IS-Kämpfer hält stolz die Flagge der Gruppierung hoch. In einer flachen Mulde müssen sich die Männer hinlegen, Arme über dem Kopf, eng nebeneinander. Unerträglich: Einer der ISIS-Männer erschießt scheinbar in aller Ruhe einen nach dem anderen. [31]

    Doch nicht nur die schwarze Flagge allein besitzt eine besondere Symbolik für den IS, sondern auch ganz generell die

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