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Die neue Macht der Öffentlichkeit: Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich
Die neue Macht der Öffentlichkeit: Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich
Die neue Macht der Öffentlichkeit: Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich
eBook354 Seiten3 Stunden

Die neue Macht der Öffentlichkeit: Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich

Von avBuch

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Über dieses E-Book

Werfen Sie gemeinsam mit uns einen Blick auf das neue, digitale Österreich. Wie wird öffentliche Meinung gemacht? Wie verändert sie sich? Was beeinflusst sie im neuen digitalen Zeitalter der Kommunikation? Wie schafft die digitale Transformation in unserer Gesellschaft neue Formen von Öffentlichkeit und eie werden damit die Prägung öffentlicher Meinung und die Rolle von Medien und Meinungsmachern verändert? Diese und ähnliche Fragen werden in diesem Buch von namenhaften Expertinnen und Experten der Medien- & Kommunikationswelt Österreichs ausführlich analysiert.
SpracheDeutsch
HerausgeberavBuch
Erscheinungsdatum23. Nov. 2015
ISBN9783840463570
Die neue Macht der Öffentlichkeit: Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich

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    Buchvorschau

    Die neue Macht der Öffentlichkeit - avBuch

    Autoren

    Vorwort der Herausgeber

    Unsere These lautet: Die digitale Transformation schafft neue Formen von Öffentlichkeit, verändert den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung und damit auch die Rolle der klassischen Medien und Meinungsmacher. Antworten auf die Frage, in welchem Ausmaß diese These stimmt und welche Auswirkungen sich daraus für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt ergeben, gibt dieses Buch in Form von Beiträgen und Interviews mit führenden Persönlichkeiten aus diesen Bereichen. Wir wollen ganz bewusst damit ein durchaus heterogenes Bild der Einschätzungen der Herausforderungen, Chancen und Gefahren dieser Entwicklung präsentieren.

    Wie ist das Verhältnis zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung, wie stellen sich die Aufgaben für öffentlichen und privaten Rundfunk dar, kann Print weiter einer der dominierenden Meinungsmacher bleiben, bekommen regionale Medienkanäle in der Kombination aus lokaler Kompetenz und überregionaler Vernetzung mehr Macht? Wer wird das Rennen um Ohr, Auge und Herz der Menschen gewinnen und wie sehen die Strategien der großen Player dazu aus? All diesen Fragen wollen wir uns in diesem Buch aus österreichischer Sicht stellen.

    Veröffentlichte Meinung versus öffentliche Meinung

    Früher haben die Titelseiten der großen Medien, die Schlagzeilen der Hauptabendsendungen und die Kommentare der Leitartikler des Landes auch die öffentliche Meinung beherrscht. Einen Meinungsumschwung zu bewirken bedeutete, die großen „Gatekeeper" des öffentlichen Bewusstseins auf seine Seite zu bringen. Heute können virtuelle Shitstormes, Facebook- oder Twitter-Einträge einflussreicher Redakteure und Blogger und die #Hashtag-orientierte Kumulation öffentlichen Ärgernisses schnelle Umschwünge von Meinung, Wahrnehmung und Bewusstsein bewirken. Früher hat die veröffentlichte Meinung die öffentliche Meinung geprägt. Ist es heute eher umgekehrt? Gibt es die „großen, dominanten Gatekeeper noch und wer sind sie? Die klassischen Medien haben eine ganz besondere Form des „öffentlichen Raums geschaffen, der in einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar ist: Verlieren wir diesen „öffentlichen Raum, weil heute jeder maßgeschneidert das vermittelt bekommt, was Algorithmen als für ihn besonders interessant analysieren? Ist die individuelle Nachrichtenbedienung das Ende dieses „öffentlichen Raums? Auf welcher Basis wird in Zukunft gesellschaftlicher Konsens gebildet?

    Die neuen virtuellen Stammtische

    „Lufthoheit über den Stammtisch war bisher ein Ziel von Politikern und Boulevardmedien gleichermaßen. Was das Gasthaus, die Sektion, das Kaffeehaus oder die Bauernschnapser-Partie bisher leisten mussten, kann heute virtuell schnell und unkompliziert „groupiert werden. Facebook-Gruppen, Twitter-Follower, Blog-Abonnenten etc. – zum physischen Miteinander von Menschen ist das virtuelle gekommen, dabei muss die unmittelbare Nachbarschaft nicht mehr vorhanden sein, es reichen gemeinsame Interessen.

    Die Barrieren eines virtuellen „Stammtisches, also eine digitale Gruppe zu bilden bzw. ihr beizutreten, sind extrem niedrig, sie wieder zu verlassen noch niedriger. Welche Macht haben diese neuen Konfigurationen? Sind sie in ihrer Summe die „neue Öffentlichkeit? Der „Long Tail an Meinungen in virtuellen Dörfern kennt kein Ende und folgt gleichzeitig neuen Regeln. Gut organisierte Meinungsfabriken schaffen neue Leuchttürme an Argumenten, Austausch und Identifikation. Werden sie von der Politik und den „Meinungsmachern Schritt für Schritt vereinnahmt werden oder wird daraus eine dynamische, aber auch kurzfristig und wankelmütig agierende neue Kraft?

    Regionalität und Öffentlichkeit

    Viele unserer klassischen Systeme, ob große Konzerne, Vereine oder Parteien, sind weitgehend „top-down organisiert. Die neuen digitalen Systeme stellen in erster Linie Funktionalitäten zur Verfügung, die „Bottom-up-Bewegungen erleichtern. Ist das auch eine Chance für mehr Regionalität? Denn es scheint zu gelten: Je globaler die Welt wird, desto höher ist die Sehnsucht nach Nähe. Kulturelle Identität, regionale Wurzeln und das „Zuhause-Gefühl gewinnen stark an Bedeutung. Das „Regional-Regal in Lebensmittelketten, Medienpreise für „Servus in Stadt & Land oder das TV-Format „ÖsterreichBlick zeigen, dass der Trend längst in der Medien- und Marketingrealität angekommen ist. Wie kann hier Glaubwürdigkeit bestehen und hat sie eine wirtschaftliche Zukunft? Gibt die Chance, den Blick auf das eigene Dorf genauso zu ermöglichen wie den in die weite Welt – und das von überall in der Welt –, Regionalität und vor allem regionaler Öffentlichkeit mehr Macht? Welche Herausforderungen und Möglichkeiten ergeben sich daraus?

    Die neuen Bewegtbild-Marktplätze: TV/YouTube/Netflix und die anderen

    Unsere Kommunikation wird immer visueller. Das Bewegtbild ersetzt immer öfter das Wort, YouTube ist bei jungen Menschen die gebräuchlichste Suchmaschine – egal ob es um Entertainment, Bildung oder schlicht um ein Rezept oder eine Gebrauchsanleitung geht. Die bewegten Bilder schaffen neue „Lagerfeuer" – dominieren Websites, mobile Apps und inzwischen auch Warteräume, Schaufenster und selbst Flatscreens in Kathedralen. Der neue Umgang mit dem Bewegtbild – wer hätte noch vor zehn Jahren geglaubt, dass ein Businessplan in Form eines 2-Minuten-Videos dargestellt werden kann? – verändert auch die Marktplätze für Bewegtbild. Was treibt die Reichweiten, wie können diese zerklüfteten Kanäle der Zeitökonomie heutiger Digitalnomaden kategorisiert werden? Wie relevant sind die neuen Bewegtbild-Marktplätze für Kommunikatoren im Kampf um öffentliche Wahrnehmung und welche Rolle werden in Zukunft die traditionellen spielen?

    Ein aktueller Marktforschungskompass gibt dazu Aufschluss über die derzeitige Rolle der unterschiedlichen Kanäle und Kommunikatoren in der Meinungsbildung der Öffentlichkeit.

    Die Konsequenzen aus diesen Entwicklungen sind für alle wichtig, die sich mit Kommunikation, Medien, Marketing und Werbung beschäftigen.

    Nichts hat die Notwendigkeit, darüber nachzudenken und zu hinterfragen, wie öffentliche Meinung heute entsteht bzw. beeinflusst wird, deutlicher gemacht als die Flüchtlingskrise, die Europa vor große Herausforderungen stellt. Vieles, das in den Beiträgen dieses Buches diskutiert wird, erscheint im Licht der Vorgänge der letzten Wochen wie durch ein Vergrößerungsglas. Die Auseinandersetzung der Politik und mit ihr der ganzen Gesellschaft mit den Fragen unseres Buches ist aktueller denn je!

    Wien, im Oktober 2015

    Rudi Klausnitzer

    Marcin Kotlowski

    Markus Pöllhuber

    Prolog

    Politik, Wirtschaft und die neue digitale Öffentlichkeit

    – Josef Ostermayer, Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und Medien –

    Die neue Macht der Öffentlichkeit

    Die digitalen Medien haben sich einen Stellenwert im Zeitbudget der Österreicherinnen und Österreicher erarbeitet. Facebook und Co. erreichen täglich Millionen Kontakte. Dennoch ist es so, dass der traditionelle Medienkonsum in Österreich auf hohem Niveau weiterhin stabil bleibt. So betrug der durchschnittliche Radiokonsum in Österreich im Jahr 2014 rund 190 Minuten pro Tag, also mehr als drei Stunden. 162 Minuten verbrachte die heimische Bevölkerung im Schnitt vor dem Fernsehgerät. Jüngere Menschen schauen weniger lang, bei älteren steigen die Zahlen in manchen Monaten. Der ORF hat 2014 zum fünften Mal in Folge positiv bilanziert. Die Mediaanalysen der letzten Monate und Quartale zeigen ein hohes, relativ stabiles Niveau bei Tageszeitungen und fallende Marktanteile bei Magazinen.

    Gleichzeitig steigen die Nutzerzahlen digitaler Medien, wie es auch in diesem Buch gezeigt wird, stark an. Insgesamt konsumieren wir also mehr Medien und bringen dafür mehr Zeit auf. Manche Medien werden parallel zu anderen Tätigkeiten konsumiert, das Radio im Büro neben einer Recherche im Internet, das Tablet als Second-Screen-Medium beim Fernsehen. Studien zeigen, dass es nach wie vor hauptsächlich Hauptabend-Events oder reale Sportereignisse mit Übertragungen im Fernsehen braucht, um nachhaltige Spitzen bei der Nutzung von Social Media auszulösen. Natürlich verbreiten sich Nachrichten insgesamt momentan um unseren Erdball schneller als jemals zuvor.

    Zusammenfassend bedeutet das, ja, es gibt Veränderungen im Medienkonsum und es gibt neue digitale Leuchttürme. Aber es braucht immer noch einen breiten Medienmix, um die Kommunikationsziele zu erreichen. Mit einer modernen Gesetzgebung bei Leistungsschutzrechten, Urheberrechten und Transparenz versuchen wir hier die Entwicklungen zu begleiten und zu unterstützen.

    Smartphones haben mittlerweile viele neue Kommunikationsebenen eröffnet. Nachrichtenplattformen nationaler, aber auch internationaler Medien haben einen sehr hohen Stellenwert eingenommen, vor allem solche, die für mobile Nutzung angepasst sind. Der ORF, aber auch viele Tageszeitungen haben hier viele Ressourcen investiert, um eine inzwischen sehr gute Nutzung zu ermöglichen. Große Medienhäuser reagieren auf die neuen Gegebenheiten mit der Einrichtung crossmedialer Newsrooms. Gleichzeitig wird deutlich in regionale Schwerpunkte investiert. Beispielsweise entfielen im Jahr 2014 auf die ORF-Landesdirektionen 14 Prozent der dem ORF insgesamt zur Verfügung stehenden Budgetmittel. Bei den Programmkosten betrug ihr Anteil über 17 Prozent. Für 2015 wird eine leichte Steigerung erwartet.

    Die Zahlen im empirischen Teil des Buches zeigen, dass viele Menschen in Österreich mit dem digitalen Informations- und Partizipationsangebot politischer Parteien weniger zufrieden sind als mit jenem in der Wirtschaft oder den NGOs. Es ist deshalb für uns als Regierung und für jede politische Partei wichtig, die Kommunikation weiterzuentwickeln und gerade auch jungen Menschen neue Angebote zu machen. Anonyme Mailings und reine Postwurfsendungen sind es jedenfalls nicht mehr. Konkrete, regionalisierte Angebote und Reaktionen auf Probleme sowie starker persönlicher Einsatz wird von Menschen erwartet, wenn diese Zeit, Vertrauen und Ressourcen zur Verfügung stellen sollen. Es ist jenseits aller Kommunikationsrealitäten jedoch wichtig, unsere Bemühungen für den Medien-, Kultur- und Wirtschaftsstandort Österreich zu verstärken. Die Frage, wie man ein Ecosystem für Start-ups oder ein neues Silicon Valley in Europa errichten kann, beschäftigt nicht nur die Medienbranche. In diesem Zusammenhang sind Konferenzen wie das Pioneers-Festival in der Wiener Hofburg erfolgreiche Projekte; viele Bundesländer engagieren sich seit Jahren und auch erfolgreich für ihre Cluster, von Bio-Tech in Wien über die Holzverarbeitung in der Steiermark bis zur Wissenschaft, wie in Gugging in Niederösterreich.

    Österreich bietet hohe Lebensqualität, Ausbildung auf hohem Niveau und ist eine der erfolgreichsten Volkswirtschaften der Welt. Das geht manchmal unter in der alltäglichen politischen Diskussion. Zum einen, weil große internationale Entwicklungen momentan vieles überschatten, aber auch weil wir uns nicht genug Zeit nehmen, über das Positive und Erfolgreiche in der österreichischen Politik und Wirtschaft zu sprechen.

    Natürlich gibt es mit Metropolen wie Berlin und München Konkurrenz in der Region, aber ich bin überzeugt, dass wir uns dem Wettbewerb stellen und mithalten können. Start-ups mit Streaming-Technologie aus Klagenfurt, mit deren Lösungen nicht nur der ORF arbeitet, oder auch die Erfolge einer Lauf-App aus Oberösterreich, die über 110 Mio. Mal installiert und jetzt von einem großen Sportartikelhersteller gekauft wurde, beweisen das.

    Mit dem neuen Medienpaket und dem Leistungsschutzrecht, aber auch mit den Entwicklungen rund um Open Data und Verwaltungstransparenz versuchen wir konsequent den Medienstandort zu stärken, regionale Mitspieler, soweit das im EU-Rahmen möglich ist, zu unterstützen und damit vor allem eines zu erreichen: Arbeitsplätze in Österreich zu sichern und das Schaffen neuer zu erleichtern.

    Mit der Einführung einer transparenten Speichermedienabgabe wurde nach jahrelangen Diskussionen ein Kompromiss für Urheber, Konsumenten und Wirtschaft erzielt und im Nationalrat beschlossen. Mit der Weiterentwicklung der Leerkassetten- zur Speichermedienabgabe wurde in Österreich ein Modell gewählt, das sich nicht nur in vielen europäischen Ländern bewährt hat, sondern auch rasch umsetzbar ist. Außerdem werden mit dem Gesetz klare Kriterien für die Tarifbemessung festgelegt. Auch soll damit sichergestellt werden, dass dieses Geld bei den Künstlerinnen und Künstlern ankommt. Ebenso ein Mehr an Transparenz sieht die Gesetzesnovelle bei den Verwertungsgesellschaften vor: So wird die Aufsichtsbehörde der Verwertungsgesellschaften jährlich Berichte über Ausmaß und Verwendung der Einnahmen aus der Speichermedienvergütung zu veröffentlichen haben. Weitere wichtige Inhalte der Novelle, die am 1. Oktober 2015 in Kraft getreten ist, sind die Regelungen in Bezug auf die Zweitverwertungsrechte für die Wissenschaft und die Verlage sowie klarere Bestimmungen zur digitalen Fernleihe.

    Weiterführend müssen wir Themen, bei denen wir globale Wahrnehmung für Österreich erreichen können, vorantreiben. Beispielhaft will ich hier Sport und Kultur nennen. Ich werde die Anstrengungen verstärken, noch in dieser Legislaturperiode einen Entwurf für ein Medien-Gesetzespaket vorzulegen. Österreichische Regionalität, Vielfalt der Kultur sowie die digitale Entwicklung mit den damit verbundenen Auswirkungen sollen dabei besonders berücksichtigt werden.

    Ich danke deshalb allen Beteiligten an dieser wichtigen Diskussion und freue mich auf einen weiteren, fruchtbringenden und zukunftsorientierten Dialog.

    Autor

    DR. JOSEF OSTERMAYER

    wurde am 16. Dezember 2013 von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer als Kanzleramtsminister angelobt. In den Jahren 2008 bis 2013 fungierte Ostermayer als Staatssekretär im Bundeskanzleramt und deckte die Bereiche Medienangelegenheiten und Regierungskoordination ab. Vor seinem Wechsel ins Bundeskanzleramt war er Kabinettschef im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Ab Mai 2004 bis zu seinem Wechsel ins BMVIT im Jahre 2007 war er Geschäftsführer des wohnfonds_wien (früher: Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds). Josef Ostermayer wurde am 12. März 1961 in Schattendorf im Burgenland geboren. Nach seiner Matura am Bundesrealgymnasium in Mattersburg begann Ostermayer das Studium der Rechtswissenschaften, das er 1985 abschloss. Ab dem Jahr 1987 arbeitete er als Rechtsberater und Rechtsvertreter bei der Mietervereinigung Österreichs und wurde 1988 deren leitender Jurist. Diese Funktion hatte er inne, bis er im Jahr 1994 als Angestellter des Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds ins Büro des amtsführenden Stadtrates für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung wechselte. Josef Ostermayer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    – Harald Mahrer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft –

    Wir brauchen mehr Mut in unserer Medienwelt

    Medien sind ein integraler Bestandteil unserer Kultur. Sie spielen für eine verantwortungsvolle Gesellschaft eine wichtige Rolle. Als moderne, demokratische Gesellschaft leben wir in Österreich vom konstruktiv kritischen Diskurs – und davon, dass Politik und Gesellschaft etwas zugetraut wird. Ist das nicht der Fall, dann droht eine demokratiepolitisch gefährliche Abwärtsspirale, in der sich nur die Populisten nach oben schwingen können.

    Unsere derzeitige Medienkultur kommt den Populisten und Vereinfachern mit ihrer „Only bad news are good news-Logik weniger intentional als vielmehr systemisch entgegen. Sie fordert und fördert den weitverbreiteten Alarmismus als gesellschaftliche Grundstimmung. Diese „Bad news-Maschinen funktionieren leider im Gegensatz zu den „Good news"-Maschinen erschreckend gut.

    Begünstigt wird diese Entwicklung vor dem Hintergrund der digitalen Entwicklungen durch das Verschwimmen der traditionellen Rollen von Medienproduzenten und Konsumenten. Die Highspeed-Strecken der Medienwelt haben sich von „One-way"-Kanälen hin zu interaktiven Netzwerken entwickelt. Kommunikationsprozesse sind Partizipationsprozesse geworden. Zwischen Bürgern und Politik, zwischen Konsumenten und Unternehmen mit den Medien als neu geforderte und neu gestaltende Drehscheiben und Verstärker. Mit neuen Möglichkeiten, Potenzialen, aber auch mit einer neuen Form von Verantwortung für Journalisten und Medienmacher.

    Dieser Befund zeigt, dass Selbstreflexion innerhalb der Medien wichtiger ist denn je. Daher: Wir brauchen ganz sicher mehr Mut in der Medienwelt, weil politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten die Rolle von Medien als unabhängige Plattformen für den öffentlichen Diskurs unterminieren. Die Inseratenaffäre der österreichischen Innenpolitik hat gezeigt, wie Politik von gestern agiert: Medien zupflastern und möglichst „kaufen" – damit für die relevanten Fragen unserer Zeit weniger Platz ist. Doch gerade heute ist es wichtiger denn je, dass Medien objektiv auf den Punkt bringen, vor welchen Herausforderungen wir stehen und welche Lösungen es dafür gibt.

    Die „vierte Macht im Staat muss mehr machen, als „bad news zu verbreiten. Sie muss kritisch sein, ohne Zerrbilder einer Wirklichkeit zu produzieren, die uns entmutigen, vom Handeln abhalten und letztlich apathisch machen. Objektive Qualität und echte Diskursorientierung müssen sich bezahlt machen – in allen Medien und Verbreitungskanälen. Das ist auch die große Herausforderung für die Medienförderung, die im Zeitalter der Digitalisierung ohnehin radikal neu zu denken ist.

    Mutige Medien, mutige Journalisten und mutige Medienmacher haben es mit in der Hand, dass Zukunft mit einer positiven Konnotation geschrieben wird.

    Autor

    DR. HARALD MAHRER

    ist seit 1. September 2014 Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Der Absolvent der Wirtschaftsuniversität Wien sammelte erste politische Erfahrung als Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft und schloss danach sein Doktorat der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Forschungsassistent startete er als Geschäftsführer die Legend Consulting GmbH, leitete später Österreichs führende PR & Lobbyingagentur Pleon Publico und war über 15 Jahre als Unternehmer und Business Angel aktiv. Als Kodirektor des Metis Instituts für ökonomische & politische Forschung beschäftigte er sich intensiv mit unternehmerischer Verantwortung und der Freiheit des Bürgers. Seit 2011 ist Harald Mahrer ehrenamtlicher Präsident der Julius Raab Stiftung.

    – Im Interview[1]:

    Dorothee Ritz, die neue Generalmanagerin von Microsoft Österreich, und Walter Rothensteiner, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes –

    Wirtschaft und die neuen Formen der Meinungsbildung – Ein Plädoyer für Qualität, der man vertrauen kann!

    Wie stark haben Social Media und die digitale Kommunikation die öffentliche Meinungsbildung beeinflusst, was hat sich geändert?

    Ritz: Social Media und die digitale Kommunikation haben die Möglichkeiten der Meinungsäußerung, Informationsbeschaffung und -vermittlung demokratisiert und nachhaltig verändert. Ungefiltert vermischen soziale Netzwerke heute persönliche, lokale und öffentliche Informationsquellen in unglaublicher Menge und verbreiten diese Informationen quasi in Echtzeit.

    Das Entscheidende dabei ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der sie es tun, weniger die Qualität und Werthaltigkeit der einzelnen Meldung. Während man noch vor 15 Jahren auf die Seriösität einer journalistischen Quelle vertrauen konnte, fordert die heutige Flut an Nachrichten eine völlig neue Medienkompetenz, die in den einzelnen Generationsbändern nur sehr unterschiedlich vorhanden ist. Der Quellenkritik kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Kann ich der Quelle der Information vertrauen? Welche Absicht verfolgt der Absender der Nachricht? Kommt die Information von jemandem, den ich selbst kenne? Ist der Absender eine vertrauenswürdige Person, etwa ein Journalist?

    Journalisten kommt daher auch im Social-Media-Bereich eine weiterhin wichtige Funktion zu, insbesondere, wenn es um die effektive Meinungsbildung geht. Es sind hingegen immer öfter deren Quellen, die aus dem Social-Bereich stammen, wie es beispielsweise im Arabischen Frühling der Fall war oder als WikiLeaks Geheimdokumente veröffentlichte. Erst durch die Veröffentlichung im klassischen Bereich wie TV und Tageszeitungen erreichten die Themen ihre effektive Breite.

    In der Meinungsbildung ist Social Media daher mehr als eine komplementäre und interaktionsreiche Variante der Kommunikation und Information zu verstehen und nicht etwa als revolutionärer Ersatz vorhandener Medienformen.

    Rothensteiner: Social Media hat in der Medienbranche den „Turbo aktiviert. Informationen werden heutzutage unmittelbar verbreitet. Mittlerweile teilen sich klassische Medien und Nutzer sozialer Netzwerke die Gatekeeper-Funktion. Informationen und Meinungen zu verbreiten und zu konsumieren steht nun einer Vielzahl von Personen offen. Andererseits wird man vermutlich auch differenzieren müssen nach Altersgruppen, sozialen Schichten, technologischer Anbindung etc. Unterm Strich hat aber in gewisser Weise ein Demokratisierungsprozess der Medien eingesetzt. Auch wir bei Raiffeisen verschließen uns diesem Trend nicht, sondern sind sogar Vorreiter. Mit rund 270 000 Facebook-Fans (Stand Mai 2015), 1,53 Mio. Onlinekunden (Mai 2015) und bis zu 750 000 Log-ins täglich sind wir Spitzenreiter. Das heißt, auch unsere Kunden können sich ihre Meinung über uns mittels digitaler Kommunikation bilden. Allerdings setzen wir nicht auf einen einzigen Kommunikationskanal. Für uns bleibt das „Sowohl-als-auch zentral. Somit steht der persönliche Kundenkontakt weiter im Vordergrund. Digitale Kommunikation ermöglicht es uns auch, mit Kunden in Kontakt zu bleiben, die ihre Heimatgemeinde vielleicht schon verlassen haben (z. B. Auspendlergemeinden). Im Zusammenhang mit der Meinungsbildung durch Social Media sollte man auch das Thema „Anonymität diskutierten. Unter dem Deckmantel eines „Nicknames schreibt sich manches leichter. In einer modernen Demokratie sollte man sich aber nicht verstecken müssen! Außerdem muss man aufpassen, wie repräsentativ bestimmte, auf sozialen Netzwerken vorhandene Meinungen überhaupt sind. Bei manchen Blitzumfragen unter der Onlinecommunity stellt sich dann schon die Frage nach dem Beteiligungsausmaß. Meinungsforscher haben das bestimmt schon tiefgehend analysiert. Wir dürfen nicht vergessen, mit der digitalen Freiheit auch ein Maß an Verantwortung als Nutzer (Poster, Blogger etc.) und Konsument zu entwickeln.

    Haben die klassischen Medien ihre Gatekeeper-Funktion verloren? Und, wenn ja, welche Medien am meisten?

    Rothensteiner: Die Schnelligkeit, mit der Informationen via Onlinekanäle verbreitet werden, stellt die News-Sparte klassischer Medien vor eine große Herausforderung. Morgen haben die Nachrichten von heute ihren Neuigkeitswert zumeist verloren. Die klassischen Medien sind daher gefordert, ihre Stärken bewusst einzusetzen. Hintergrundinformationen, Analysen und Kommentare brauchen Zeit und häufig fundierte Recherchen. Das schätzen die Konsumenten auch nach wie vor. Der Konsument hat heute ein sehr breites Angebot und wählt sehr genau aus, woher er seine Informationen bezieht und welcher Medien er sich bedient. Allerdings wird man auch hier differenzieren müssen nach Altersgruppen, sozialen

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