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Reine Seelensache
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eBook447 Seiten6 Stunden

Reine Seelensache

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Über dieses E-Book

Der Schwarze Schrecken ist erwacht. Ein mächtiges, böses Geistwesen, das sich nach Jahrhunderten des Schlafes erhoben hat, um das Königreich von Teros mit Tod und Leid heimzusuchen.
König Zerdan sendet nach einem kühnen Recken, den Schwarzen Schrecken niederzustrecken.
Doch wer will sein Leben im Kampf für ein Königreich riskieren, das von einem hinterhältigen Tyrannen regiert wird, dessen Bevölkerung habgierig, egoistisch und feige ist und in dem nur Kartoffeln angepflanzt werden?
Geldan Tar, ein heruntergekommener Kriegsheld, will es auf jeden Fall nicht.
Es stellt sich aber heraus: Das Ganze ist eine reine Seelensache!
Und schlussendlich bleibt Geldan keine Wahl.
Gegen seinen Willen zieht er also los um die Menschen des Königreichs zu retten.
Begleitetet wird er von seinen wackeren Soldaten, dem Hofzauberer des Königs, einem griesgrämigen Orakel und einer überaus naiven, jungen Frau, die zu allem anderen auch noch blond ist!
Und so muss Geldan Berge erklimmen, Halunken unter die Erde bringen, die Handlanger des Bösen bezwingen und das Herz einer Dame gewinnen.
Was für ein verfluchter Kartoffelsalat!
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Mai 2014
ISBN9783957039668
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    Buchvorschau

    Reine Seelensache - Boris Rothmund

    Epilog

    Prolog

    »Wieso bist du nicht auf deinem verfluchten Posten?!«, zischte Grangar und fletschte seine langen, spitzen Zähne. Sein Gegenüber war zwar einen Kopf größer als er selbst, doch Grangar besaß eine Aggressivität und Selbstsicherheit, an der es anderen Goblins mangelte. Außerdem war ihm bewusst, wie furchterregend er mit seiner schwarzen Augenklappe auf sein Gegenüber wirkte.

    »Ich wollte nur...«, stotterte der Größere.

    »Zurück auf deinen Posten, Fragir! Jemand muss die verfluchte Straße im Auge behalten.«

    »Aber...«

    »Kein Aber! Zurück auf deinen verfluchten Posten!« Drohend machte Grangar einen Schritt auf den zögernden Fragir zu. Dieser knirschte mit den Zähnen, wandte sich träge nach der Landstraße um und schlenderte zurück von woher er gekommen war.

    Grangar blickte ihm nach und kratzte sich über seine grüne, vernarbte Haut an seinem Arm. Die ersten Sonnenstrahlen vertrieben allmählich das Dunkel der Nacht und tauchten die über weite Strecke verödete, grünlich braune Ebene in ein rötliches Licht. Das ganze Land war durch die vielen Kriege der Menschen verheert worden. Und alles, was diese langen, blassen Wesen hier großflächig anpflanzten, waren Kartoffeln. Kartoffeln so weit das Auge reichte. Grangar rümpfte die Nase bei dem Gedanken an die bitteren, öden Knollen. Langsam drehte er sich um und schaute zu dem kleinen mit Tierhäuten bespannten Zelt hinüber, das er mit seinen drei Gefährten, versteckt hinter ein paar dornigen Büschen, errichtet hatte. Verkisch und Xaron saßen neben dem erloschenen Feuer vom Vorabend und musterten ihn stumm.

    »Wir können uns keine Schlampereien leisten«, sagte Grangar in die Richtung der beiden anderen Goblins. «Ich will unser Ziel endlich erreichen. Wenn wir weiter so langsam vorankommen werde ich euch die verkrüppelten Beine abhacken! Wir sind kurz davor, uns das Land zurückzunehmen, das uns verflucht noch mal gehört. Die Schamanen haben es lange vorhergesagt und nun ist der große Meister zurückgekehrt.« Der Einäugige schritt gemächlich zu seinen zwei Gefährten, trat Xaron unsanft in die Rippen damit dieser zur Seite rückte und setzte sich neben ihn. Mit der Hand langte er in die hölzerne Vorratskiste, angelte daraus ein zähes Stück getrocknetes Fleisch und biss genüsslich hinein. Seine scharfen Reißzähne hatten keine Mühe, die festen Sehnen zu zerteilen.

    Verkisch nickte zustimmend. »Unsere Zeit ist gekommen. Sie werden dafür bezahlen, was sie uns angetan haben. Ich werde ihre Schädel spalten und ihre Häuser plündern.«

    »Ja!«, kreischte Xaron, »Und ich... ich werde ihnen... etwas ganz schlimmes sagen.«

    Grangar spuckte ein Stück Fleisch aus, schaute den drahtigen Xaron an und schüttelte den Kopf.

    Was für ein verfluchter Idiot!

    In dem Moment erschallte Fragirs Stimme. »Da kommt jemand!«

    Im Nu war Grangar auf den Beinen, zog seinen rostigen Krummsäbel, schnappte sich einen verbeulten Schild und eilte Richtung Straße. »Mir nach!«

    Die Landstraße verlief durch eine einsame Gegend, mit trockenen Wiesen und Feldern und gelegentlich ein paar dürren Bäumen und Sträuchern an der Straßenseite. Nur am Horizont säumten vereinzelte kleine Wälder die wenigen Hügel. Hinter einem Gebüsch an der Straßenseite lauerte Frangir und deutete mit dem Finger die Straße entlang, als seine drei Gefährten zu ihm stießen. Grangar schaute in die gezeigte Richtung und sah einen einsamen Reiter vor der aufgehenden Sonne. Ein großer und kräftiger Mann mit kurzem, schwarzem Haar, an den Schläfen schon ein wenig grau geworden. Seine linke Wange war durch eine feine Narbe gezeichnet und aus seinen tiefen Augenhöhlen funkelten braune, furchtlose Augen. Er trug einen flammend roten Umhang und einen braunen Waffenrock, über dem er eine schimmernde Rüstung mit goldenen Verzierungen an hatte. Über seinen breiten Rücken war ein großes Schwert geschnallt. Bis auf das lange Heft wurde es aber von dem roten Umhang bedeckt.

    Der Mann blickte mit stolzem, ein wenig verärgertem Gesichtsausdruck die Straße entlang. Er schien wie in Trance zu sein und Grangar vermochte nicht zu erahnen, welch trübsinnige Gedanken dem hünenhaften Kerl durch den Kopf gingen.

    Der einäugige Goblin grinste. Was für eine reiche Beute. Er überprüfte den Sitz seiner Lederrüstung und begutachtete dann seine Mitstreiter. Fragir hatte Pfeil und Bogen in der Hand, Xaron seine beiden Kurzschwerter, und Verkisch stützte sich auf seine Doppelblattaxt. Alle zusammen sollten sie den Reiter überwältigen können, auch wenn dabei vermutlich mit Verlusten zu rechnen war. Dieser Gedanke ließ Grangar kurz zögern, aber irgendetwas an dem Reiter schien ihn anzuziehen, als würde die Macht des großen Meisters danach rufen, dass der Mann mit dem roten Umhang unbedingt sterben musste. Zudem war seine Ausrüstung im Tauschhandel bestimmt ein Vermögen wert.

    »Fragir, du schießt ein paar Pfeile auf den Reiter, während Xaron ihn von vorne angreift. Verkisch und ich attackieren ihn beide von der Seite.«

    »Ich weiß nicht«, meldete sich Xaron, »Er ist ziemlich... groß. Vielleicht... Ich weiß nicht.«

    Grangar schnaubte. »Nutzloser Feigling! Ich werde dir zeigen wie's geht.« Der Einäugige kauerte sich neben der Straße hin und wartete auf den sich nähernden Reiter. Die anderen Goblins legten sich ebenfalls auf die Lauer und gaben keinen Laut mehr von sich. Es herrschte angespannte Stille, nur das Zirpen einiger verwegener Grillen war von der trockenen Wiese aus zu hören.

    Der Reiter kam näher und näher, bis sein Schatten auf das Gestrüpp fiel, hinter dem sich die vier Goblins versteckten. Grangar hob die Hand und gab das Zeichen zum Angriff. Noch ehe der erste Pfeil durch die Luft schwirrte, stiess Grangar einen schrillen, ohrenbetäubenden Kampfschrei aus und stürmte in blitzschnellen Sprüngen auf den Reiter zu. In wenigen Sätzen war er bei ihm, bereit, diesem die Kehle aufzuschlitzen. Da hieb ihm eine mächtige schwarze Klinge den Kopf von den Schultern. Seine Schlagadern pumpten noch eine Fontäne Blut in die leere Luft, dann sackte der Rumpf des Goblins erst auf die Knie und dann langsam auf den gepflasterten Boden. Sein Kopf rollte ein paar Schritte auf der holprigen Straße weiter, das eine Auge vor Entsetzen weit aufgerissen und die Zunge aus dem Maul hängend.

    Der Reiter, der die Schwarze Klinge in der Hand hielt, würdigte erst den toten Körper und dann das abgetrennte Haupt mit einem angewiderten, geringschätzigen Blick und brummte genervt.

    »Schrei nicht so 'rum, du dumme Kartoffel!«

    Fragiers Pfeile prallten wirkungslos an der Rüstung ab, Verkischs Axt wurde am Heft abgehackt, als er sie hob, und  Xaron konnte sich vor lähmender Furcht nicht einmal bewegen. Sie alle teilten das Schicksal ihres Anführers, woraufhin der Reiter mit der schwarzen Klinge seinen Weg fortsetzte, ohne auch nur einen Blick zurück zu werfen.

    1. Der König und der Kartoffelheld

    Das Königreich Teros hatte eine lange und blutige Vergangenheit. Sie war von zahllosen Kriegen mit dem Nachbarkönigreich Reondor geprägt. Kaum noch jemand wusste, wie diese Kriege einst begonnen hatten. Der Streit ging, soweit sich die Gelehrten richtig erinnerten, um ein Stück Land, Indarion genannt, das beide Königreiche für sich beanspruchten. Und auf diesem umstrittenen Landstück befand sich schon seit jeher die Akademie der Zauberer. Wem dieses Land ursprünglich gehört hatte, an das konnten sich nicht einmal mehr die Gelehrten erinnern und es hätte wohl auch keinen Unterschied gemacht. Aber weil der Flecken Erde in den letzten Jahrzehnten vom Königreich von Teros besetzt war, wurde das Königreich immer wieder von seinen eifersüchtigen Nachbarn angegriffen.

    Die ewige Fehde hatte die Bevölkerung von Teros tiefgehend geformt. Die Menschen waren misstrauisch, geübt mit dem Schwert und ziemlich rau. Sie hatten ihr Land immer wieder behauptet und den Feind zurückgeschlagen. Dies verdankte das Volk vor allem seinem Helden Geldan Tar, dem Todesbringer mit der Schwarzen Klinge und ihrem König Zerdan dem Ersten von Teros. Der eine war der größte und brutalste Kämpfer auf dem Schlachtfeld und der andere der gerissenste und schlauste Tyrann, den das Königreich je hervorgebracht hatte.

    Die Zwei kannten sich schon gut und lange und waren mit der Zeit zu Erzfeinden geworden. Seit Ende des letzten Krieges versuchten sie, sich immer wieder gegenseitig umzubringen. Aber obwohl sie bittere Kontrahenten waren, hatten beide immer eine gewisse Achtung voreinander bewahrt.

    Und trotz all ihrer Streitigkeiten hatte der König vor Kurzem einen auserlesenen Boten in die Eransburg geschickt. Die sogenannte Rabenfeste war das Heim, welches sich der Große Krieger Geldan nach dem letzten Krieg gegen das Königreich von Reondor angeschafft hatte. Bewohnt wurde diese Festung von Geldan Tars eigener kleinen Armee, den Sturmkrähen. Ein Großteil der dort ansässigen Soldaten hatte Geldan damals im Krieg gedient und sich nach dem Sieg gegen Reondor vom Heer des Königs von Teros abgespalten und sich ihrem Befehlshaber angeschlossen, der nichts mehr mit dem König zu tun haben wollte. Geldan besass sein eigenes Revier, in dem nach seinen eigenen Regeln gespielt wurde. Er hatte einen Ruf und Namen als Retter von Teros, aber auch als schrecklicher Mörder und Unheilsbringer.

    Der Bote des Königs war auf seinem kühnen Botengang schon fast bis zur Burg gekommen, bevor ihm einer von Geldans Soldaten einen Pfeil in den Rücken geschossen hatte. Die Uniform der königlichen Boten war in der Umgebung der Eransburg nicht gerne gesehen. Trotzdem kam die wichtige Nachricht an, denn der Soldat der Sturmkrähen entdeckte den  Brief mit königlichem Siegel, als er die Leiche des toten Boten fledderte.

    Und obwohl Geldan den König nicht mochte, bewegte ihn die Botschaft dazu, eine Waffenruhe zwischen seinen Leuten und den königlichen Soldaten von Teros auszurufen und sich auf den Weg zu machen, den König in dessen Schloss in Turn, der Hauptstadt des Reiches, aufzusuchen.

    Als sich das Gerücht verbreitete, dass Geldan Tar wieder durch das Reich ziehen würde, beschlossen die meisten Bürger, sich in nächster Zeit nicht auf der Straße blicken zu lassen.

    Während Jahrzehnten des Krieges entwickelte man einen herausragenden Überlebensinstinkt.

    Nach vielen langen Stunden kam Geldan Tar an den letzten Kartoffelfeldern vorbei und sah die steinernen Mauern der großen Hauptstadt immer näher rücken. Es gab nicht die Spur einer Menschenseele auf der weiten Straße. Doch als Geldan an den ersten Häusern vorbeiritt, welche sich noch außerhalb der Stadtmauern befanden, entdeckte er verunsicherte und ängstliche Gesichter, die ihn aus den engen Fenstern verstohlen beobachteten und sich so schnell wie möglich wegduckten, sobald Geldan auch nur andeutete, in ihre Richtung zu blicken.

    Was für ein jämmerliches Pack, dachte sich der große Krieger. Und für solche feigen Menschen hatte er früher seine kostbare Zeit und Kraft verschwendet. Er war ein vollkommener Narr gewesen, jung, voller blauäugiger Zuversicht und Hoffnung. Er hatte den Elan und den Glauben gehabt, die Welt verändern zu können. Lächerlich! Er war damals nur ein Junge mit einem Schwert in der Hand und der Überzeugung, die Welt verändern zu können. Wie naiv und töricht er gewesen war. Hatte er doch ernsthaft geglaubt, dass die Menschen eine bessere Welt verdient hätten. Die feigen Leute hier waren nicht einmal die Kartoffeln wert, die sie anpflanzten. Und Geldan Tar hasste Kartoffeln. Während des Krieges hatte es kaum etwas anderes zu Essen gegeben und das hatte seinen Appetit auf diese dreckigen Knollen nachhaltig verdorben.

    Der verbitterte Krieger kam an die gewaltige Stadtmauer. Sie war aus massivem Felsgestein errichtet. Mindestens drei Mann hoch. Ein mächtiges, stahlbeschlagenes Eichenholztor versperrte Geldans Weg. Doch Geldan hatte schon ganz andere stattliche Tore durchschritten. Meistens, nachdem er die Mauern darum herum hatte niederreißen lassen.

    »Macht auf, ihr Kartoffeln! Geldan Tar hier! Wird's bald!«, rief er gereizt.

    Er konnte sich nicht mehr an einen Tag erinnern, an dem er nicht gereizt oder verärgert gewesen war. Es musste eine Ewigkeit her sein. Oder mindestens eine halbe Ewigkeit.

    Das Tor öffnete sich tatsächlich, doch niemand gab ihm eine Antwort. Vermutlich fürchteten sich die Torwächter so sehr vor ihm, dass sie es nicht wagten, unter seine Augen zu treten.

    So ist’s Recht, sagte sich der hünenhafte Krieger. Fürchtet den alten Geldan nur.

    Bis zum Königsschloss war es noch eine gute Strecke zu reiten. Auch hier, in der Stadt, war kein Mensch auf der Straße und die Stadtbürger verhielten sich genau so, wie die Kartoffelbauern vor den Mauern.

    Was für ein trauriger Haufen von Nichtsnutzen! Geldan konnte es kaum fassen. Würden sich die Leute auf seiner Burg so respektlos verhalten, würde er sie von der Burgmauer hinunterwerfen. Es war sogar möglich, einen solchen Sturz zu überleben, wenn man nicht allzu viel Pech hatte.

    Der Wall um den Königspalast war noch um einiges eindrucksvoller, als es die Stadtmauern gewesen waren. Es wäre nicht einfach, dieses solide Bollwerk niederzureißen. Es war doppelt so hoch wie die Stadtmauer und wirkte noch kräftiger. Überall gab es Schießscharten und Löcher, um heißen Teer oder Steine auf Angreifer niederregnen zu lassen, und obwohl Geldan niemanden sehen konnte, ahnte er, dass durch die Schießscharten mit Armbrüsten auf ihn gezielt wurde.

    Netter Empfang, dachte sich der Krieger. Als er näher kam, öffnete sich das gigantische Tor wie von selbst.

    Eine große Schar herausgeputzter Soldaten in schimmernden Rüstungen nahm ihn in Empfang. Sie hatten sich der Straße entlang bis zum Königspalast aufgestellt. Es waren mindestens hundert Mann auf beiden Seiten. Und alle waren sie schwer bewaffnet. Neben der Prunkrüstung trugen sie Schwerter, Speere und Armbrüste.

    Geldan musterte die Soldaten misstrauisch, die stumm Spalier standen. Dann trabte er mit seinem Pferd langsam der Straße an den strammstehenden Soldaten entlang, bis er beim Palasteingang ankam. Keiner der Soldaten machte einen Mucks oder rührte sich auch nur ein bisschen. Eine disziplinierte Haufen von Idioten!

    Als er beim königlichen Palast ankam, gab er sein treues Pferd einem bereitstehenden Diener ab, der sich vor Angst beinahe in die Hosen machte, unfähig auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen. Auch Geldan wollte kein Wort an diesen elenden Schwachkopf verlieren, sondern nickte dem am ganzen Körper zitternden Bediensteten einfach nur zu. Ein anderer königlicher Diener, der beim Zugang bereitstand, bat Geldan hinein. Direkt vor dem Palasteingang stand eine mannshohe Statue des Königs aus dunklem Marmor. Der König mochte angeblich keine Statuen, aber diese war ein Geschenk der Reondorianer zur Anerkennung ihrer Niederlage gegen den König von Teros gewesen und galt als ein Symbol für die Kapitulation Reondors und den Waffenstillstand, den die beiden Reiche vereinbart hatten. Eigentlich war der ganze Sieg Geldans Verdienst gewesen, doch das einzige Geschenk, das er je von den besiegten Reondorianern bekommen hätte, wäre ein vergifteter Dolch in den Rücken gewesen. Immerhin hatte er damals dem Gegner die bittersten Niederlagen seit Beginn ihrer Geschichtsschreibung zugefügt.

    Von außen sah der Palast eher wie eine Festung aus, an der sich Belagerer jahrelang die Zähne ausbeißen könnten. Insgeheim stellte sich Geldan die Freude vor, die es ihm bereiten würde jeden einzelnen Stein davon niederzureißen und zu Staub zu zermalmen. Allem voran würde er diese lächerliche Statue zerstören.

    Das Innere des Palastes war etwas ganz anderes. Die Wandgänge waren aus weißem und der Boden aus schwarzem, edlem Marmor. Auf den Marmorplatten am Boden lag ein farbenprächtiger Teppich und überall gab es prunkvolle, mit Gold und Silber verzierte Vasen. An der Decke hingen prachtvolle, kristallene Kronleuchter und elegante Spiegel. Bilder berühmter Künstler säumten die weißen Wände. Geldan stellte sich vergnügt vor, wie das Ganze in zehrenden Flammen und Rauch aufgehen würde, falls er einmal mit seinen Männern den Palast stürmte. Es war ein erheiternder Gedanke.

    Nach dem Durchwandern etlicher Korridore wurde Geldan in eine große Halle geführt. Dies war der Audienzsaal des Königs und erinnerte wieder mehr an eine Festung als an ein schönes Schloss. Der Saal war weit und hoch, viel größer als die große Halle der Eransburg, in welcher Geldan, wenn er sich ganz streckte, vermochte, mit der Fingerspitze die Decke zu berühren. Die genauen Ausmaße des Saales im Königsschloss waren jedoch schwer abzuschätzen, da sich der Raum in Dunkelheit verlor. Es gab nur einen schmalen Gang aus Licht, der von einer Reihe eiserner Kronleuchter erzeugt wurde und vom Eingang der Halle bis vor den Thron führte. Der Rest der Halle lag in düsteren Schatten. Der Thron war aus schwarzem Ebenholz mit silbernen Verzierungen und ruhte auf einem Podest aus schwarzem Marmor, zu dem einige steinerne Stufen hinaufführten.

    Zwei Personen warteten hier geduldig auf Geldan Tar. Einer davon war der König. Er saß auf seinem schwarzsilbernen Thron und lächelte kaltherzig. König Zerdan von Trun war schlicht aber vornehm gekleidet. Er trug eine halblange Tunika aus edler, schwarzer Seide und dazu schwarze Baumwollhosen. Er war ein Mann mittleren Alters, und seine einst schwarzen Haare waren inzwischen grau meliert, genauso wie sein Kinnbart. Doch seine dunkelblauen, listigen Augen waren immer noch dieselben wie früher. Einst hatte Geldan diesen Mann bewundert und verehrt, nun hatte er nur noch ätzende Verachtung für den herzlosen Tyrannen übrig. Der zweite Mann stand gleich neben dem Thron. Wie ein Maskottchen oder ein jämmerlicher Hofnarr. Er war in die weiten und mit seltsamen Symbolen verzierten Roben eines Magiers gehüllt. Sein Gewand war von dunkelblauer Farbe, wie der Himmel bei Dämmerung. Er hatte langes dunkelbraunes Haar und einen ansehnlichen Bart. Es musste sich bei ihm um Feron Kudaran handeln, den berüchtigten Hofmagier des Königs. Außer den beiden schien die große Halle leer zu sein, jedoch hätte Geldan darauf nicht einmal einen müden Kreuzer verwettet. Bestimmt lauerten irgendwelche zwielichtigen Gestalten in den Schatten ringsum. Wenigstens der Bedienstete, der Geldan hierher gebracht hatte, verneigte sich höflich und verließ den Raum.

    Für einige Momente sagte niemand etwas, dann beendete Geldan die drückende Stille.

    »Ihr habt mich gerufen, mein König«, wobei seine Stimme voller Verachtung war, »aber wenn Ihr wirklich mit mir reden wollt, dann müsst Ihr schon von Eurem hübschen Podest da runter kommen.«

    Der König lächelte kurz freudlos und erhob sich dann geschmeidig. Er kam, begleitet von seinem mystischen Zauberer, die kurze Throntreppe herunter, bis er direkt vor Geldan stand.

    Geldan blickte seinem König unverhohlen in die Augen. Diesen schien die Forderung des Kriegers höchstens zu amüsieren.

    »Geldan, mein alter Freund. Seid willkommen!«, sprach er, nicht ohne einen gewissen Hohn. »Ihr habt nicht zufälligerweise den Boten mitgebracht, den ich zu Euch gesandt habe?«

    »Verzeiht, mein König, aber ich wollte keine Leiche den ganzen Weg hierher schleppen«, antwortete der Krieger.

    Der König blickte ihn bei dieser Schilderung verdutzt an, was Geldan sichtlich genoss.

    Der Krieger fuhr erheitert mit seinem Bericht fort.

    »Es tut mir fast Leid, aber der Schielende Willie war auf Patrouille. Er hat die weiße Flagge nicht gleich erkannt und schoss Eurem Boten einen Pfeil in den Rücken. Er sorgte aber pflichtbewusst dafür, dass mich die Botschaft erreichte.«

    »Ich sehe schon …«, sagte der König aufmerksam. »Erschossen vom Schielenden Willie …«

    »Was wollt ihr!«, warf Geldan ein und schnaubte. Unterdrückte Wut kochte in ihm. »Waffenstillstand! Nachdem Ihr jahrelang versucht habt, mich umzubringen? Wie Ihr gemerkt habt, bin nicht so leicht zu töten … Wieso bin ich hier? Wozu braucht Ihr mich jetzt plötzlich?«

    Der Krieger fletschte die Zähne. Er hatte Mühe, sein Temperament zu zügeln, am liebsten hätte er sein Schwert gezogen und den König gleich hier und jetzt aufgespießt. Nur hätte das bestimmt ein verborgener Scharfschütze zu verhindern gewusst.

    »Ihr habt alles Recht dazu, empört zu sein«, gestand der König mit beschwichtigender Stimme. »Aber eine große Gefahr lauert über der Zukunft dieses Königreiches die bald alle Bewohner von Teros bedrohen wird, wenn wir nicht unverzüglich handeln.«

    »Was meint Ihr damit?«, knurrte Geldan.

    »Ganz einfach«, fuhr der König fort, »Ihr seid ein großer Krieger, schwer zu töten, wie Ihr selbst sagtet. Ihr habt Euer militärisches Geschick immer wieder bewiesen. Ihr wisst wie kein anderer mit einem Schwert umzugehen, seid muskelbepackt und habt diese beeindruckende Narbe auf der Wange, die Euch richtig furchteinflößend erscheinen lässt … Ihr seid genau der Richtige, um den Schwarzen Schrecken niederzustrecken.«

    König Zerdan grinste und Geldan hätte ihm am Liebsten mit der Faust die arrogante Fresse poliert.

    Seine Gedanken rasten. Beeindruckende Narbe? Du verfluchte Kartoffel! Du weißt genau, wem ich diese Narbe zu verdanken habe! Doch Geldan konnte sich noch einmal beherrschen.

    »Was für ein Schwarzer Schrecken?«, erkundigte er sich deshalb.

    Nun ergriff zum ersten Mal der Zauberer das Wort.

    »Es scheint mir unfassbar, dass Ihr nie die Geschichte des Schwarzen Schreckens vernommen habt, gehört sie doch zur allgemeinen Folklore. Jedes Kind weiss über Xaradun, den Dämonenmeister, der in den finsteren Felsenklüften haust.«

    Der Magier schaute Geldan ungläubig an. »Und Ihr von allen solltet der Realität und Wahrhaftigkeit dieser Geschichte am ehesten gewahr sein. Tragt Ihr doch die verhängnissäende Schwarze Klinge, die Xaradun selbst schuf.«

    Geldan funkelte den dreisten Magier zornerfüllt an, so als wollte er ihm mitteilen, dass dieser mit einem weiteren Wort sein Leben besiegelt hätte. Es half wohl, denn der vorlaute Zauberer hörte auf der Stelle auf, ihn vollzulabern. Der Krieger ignorierte Kudaran wieder und richtete seinen Blick auf den König, den einzigen Gegner im Königreich – und Geldan hatte viele Gegner – der seiner Aufmerksamkeit würdig war.

    »Natürlich kenn' ich die Geschichten, aber es heißt, Xaradun liegt in einem tiefen Schlaf eingesperrt hinter einer magischen Barriere, vor tausend Jahren durch König Bewanan und seine Zauberer errichtet. Wie kann der Schwarze Schrecken dann eine Bedrohung für alle lebenden Seelen im Königreich sein?«

    »Ich sehe Ihr habt Eure Geschichtslektionen ernst genommen«, sagte König Zerdan. »Doch meine Boten berichten mir, dass Xaradun erwacht ist und anfängt, die Scharen der Willensschwachen um sich zu sammeln. Und vielleicht ist Euch ebenfalls schon aufgefallen, dass sich die Goblins in letzter Zeit verdächtig weit aus dem Gebirge wagen.«

    Geldan dachte über die Worte des Königs nach und musterte ihn misstrauisch. Inzwischen hatte er ein Gespür dafür entwickelt, ob Leute ihn anlogen und er kannte den König gut genug, um Gewissheit zu haben. Dummerweise log sein langjähriger Rivale nicht.

    »Was geht mich das Schicksal der Bewohner dieses Königreiches an«, bemerkte Geldan abwehrend. »Die Menschen hier haben nie 'was für mich getan und ich hab' schon lange beschlossen, nichts mehr für sie zu tun. Und für Euch, mein König, werd' ich am Allerwenigsten tun.«

    »Mein lieber Freund,» begann der König vorwurfsvoll, »von dieser Einstellung kommt nichts Gutes.«

    »Ich will auch nichts Gutes«, entgegnete der Krieger. «Alles was ich will, sind haufenweise Leichen von Königssoldaten, die meinen Weg pflastern und Euch als nächstes Opfer vor meiner Schwertklinge.«

    »Habe ich solchen Hass verdient?«, fragte der Herrscher mit traurigem Blick.

    Geldan starrte den Monarchen vorwurfsvoll an.

    »Vielleicht habe ich das«, gab der König zu, begann dann aber wieder hämisch zu grinsen.

    »Bedenkt aber, mein alter Freund, dass es hierbei um weit mehr geht.«

    Zerdan trat etwas näher an Geldan Tar heran, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. »Ihr kennt die Geschichten. Ihr wisst, dass sie wahr sind. Den Beweis dafür habt Ihr seit Jahren selbst im Kampf geführt … Ihr habt den Hunger der schwarzen Klinge verspürt und ihre Macht. Sie ist es, die den Schwarzen Schrecken aus seinem Schlaf geweckt hat. Mit jedem Gegner, den Ihr erschlugt, habt Ihr die Kraft des Schwarzen Schreckens genährt … Seine erstarkte Präsenz ist das, was Euch in letzter Zeit in den Nächten wach hält. Und Ihr fühlt ganz genau, dass Xaradun sein Schwert zurückhaben will. Es ist der Ausdruck seiner Macht. Und wenn er soweit ist, wird er das Schwert holen und nicht einmal Ihr werdet ihn dann noch aufhalten können, Geldan Tar. Niemand wird mehr sicher sein. Ihr wisst, dass es so ist.«

    Nun kochte Geldan innerlich vor Wut. Die ersten der vom König beschriebenen Anzeichen hatte er schon lange wahrgenommen und stets als belanglos abgetan. Doch sie wurden immer häufiger und intensiver. Er hasste es, dass sein Rivale recht hatte. Und dabei war das Ganze so absurd. Damals, als er noch im Dienste des Königs gestanden hatte, um als Heerführer die Armeen von Reondor zurückzuschlagen, war er von König Zerdan auf eine Queste geschickt worden, um die Klinge Xaraduns zu finden. Keine gewöhnliche Klinge, nein, ein magisches Relikt von ungeheurer Macht. Und in der Tat, er hatte die Klinge finden können und war unter schwierigsten Umständen in ihren Besitz gekommen. Seither führte er dieses Schwert stets. Er hatte damit die Armeen von Reondor zurückgeschlagen und Hunderte von Gegnern damit erschlagen. Und jedes Mal war zu spüren gewesen, wie diese Klinge nach Leben hungerte und einen gewissen eigenen Willen zu besitzen schien. Am Anfang hatte ihm das seltsame Gefühl beim Führen der Klinge noch einen kalten Schauder über den Rücken laufen lassen, doch das war schon lange her. Nun kostete er schon über Jahre hinweg beständig von der Macht des Schwertes und konnte es sich kaum vorstellen, ohne diese Macht zu sein. Kein Wunder, wollte der Schwarze Schrecken dieses Schwert zurückhaben. Es war ein Teil von ihm.

    Geldan fand sich unweigerlich in der Mitte des ganzen aberwitzigen Schlamassels. Durch einen Auftrag des Königs hatte er das Schwert damals erlangt und seine eigenen Taten hatten dieses uralte Wesen aus dem Schlaf geweckt. Die selben Taten, die zu jener Zeit das Königreich gerettet hatten, brachten es jetzt in allergrößte Gefahr. Welch Ironie.

    Nach einer Weile bemerkte Geldan, wie der König ihn erwartungsvoll und mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen beobachtete.

    Ich hasse diesen Mistkerl!, dachte sich der Krieger. Es war es nicht wert, sich für diesen verlogenen König und dieses erbärmliche Königreich einzusetzen. Aber Geldan kannte den Hunger der Schwarzen Klinge, der ein Spiegel des Hungers war, der Xaradun antrieb. Der Schwarze Schrecken würde versuchen, alles zu vernichten, und vor nichts Halt machen. Geldan musste an seine Soldaten auf der Eransburg denken und an ihre Familien, die sich um die Burg herum in kleinen Dörfern angesiedelt hatten. Er hatte seinen Männern geschworen, über sie zu wachen und sie zu verteidigen. Es wurde ihm klar, dass ein Feind wie der Schwarze Schrecken aufgehalten werden musste. Der große Krieger rang mit sich selbst und überwand mühsam seine innere Aufmüpfigkeit. Geldan Tar gewann jeden Kampf, auch den gegen sich selbst. So entschloss er sich widerstrebend, einzuwilligen. Aber er würde seine Dienste dem verschlagenen König nicht umsonst darbieten. Geldan fixierte den Regenten mit seinen furchtlosen Augen.

    »Ich verlange zwanzig Truhen voller Gold als Unterhalt für meine Ländereien und das Recht auf Unabhängigkeit dieser Länder von der Krone.«

    Der König lächelte. »Gewährt!«

    »Und ich will in der Angelegenheit das Kommando führen«, fügte Geldan hinzu.

    »Gewährt«, sagte der König erneut.

    Der Krieger blieb stumm. Es fielen ihm keine weiteren Forderungen mehr ein. Das war zu einfach gewesen. Viel zu einfach. Etwas unsicher blickte er in das grinsende Gesicht seines Rivalen.

    »Sonst noch etwas?«, fragte König Zerdan.

    »Verfluchter Kartoffelsalat!«, schimpfte Geldan Tar.

    »Gewährt«, erwiderte Zerdan, »Und ein Fass Kartoffelschnaps dazu.«

    Der Krieger funkelte den Monarchen böse an und schüttelte langsam den Kopf.

    König Zerdan deutete ein verlegenes Lächeln an und winkte ab. »Dann eben nicht.«

    Geldan räusperte sich, darauf sagte er mit mutiger, nach Taten drängender, Stimme: »Nun gut, ich werde Xaradun sein kostbares Schwert zurückbringen«, er lächelte finster, »indem ich es durch sein verfluchtes Herz bohre!«

    »Wie wollt ihr das anstellen, mein Freund?« hakte der König nach, »Der Schwarze Schrecken hält sich tief in den Finsterbergen verborgen und sammelt seine Macht. Wollt ihr etwa versuchen mit einem ganzen Heer  in diese unwirtlichen Berge zu ziehen?« Zerdan lächelte überlegen, »Ich wünsche Euch viel Glück bei einem solch tollkühnen Unterfangen.«

    »Ich geh' mit ein paar auserwählten Männern!«, schnaubte Geldan den König an.

    »Der Schwarze Schrecken soll sich ruhig in seiner Felsenkluft verstecken. Ich werd' mein Schwert mit seinem Blut beflecken, diese Missgeburt soll elendig verrecken!«

    »Kühne Worte, aber Ihr hört nicht zu«, mischte der Zauberer sich ein. »Wir sprechen hier von einem übernatürlichen, magischen Geistwesen, einem uralten Dämon. Es ist kaum möglich ihn zu töten. Vor allem nicht mit seinem eigenen, von seinem Geist beseelten Schwert. Zudem würdet Ihr ihm durch Euer übereiltes Handeln nur genau jenes Relikt in die Hände spielen, durch das er noch mächtiger werden würde. Die Schwarze Klinge würde wieder in seinen Besitz gelangen.«

    Der Zauberer musterte Geldan vorsichtig und schien bereit zu sein, einen Schritt zurückzuweichen, falls er den Krieger mit diesen Worten zu sehr gereizt hatte. Doch Geldan blieb gefasst.

    »Und wozu braucht ihr neunmalklugen Kartoffeln mich dann?«, fragte er eiskalt und zähneknirschend.

    Feron Kurdaran setzte zu einer Antwort an, doch der König gebot ihm mit einem Handzeichen Einhalt und erklärte selbst.

    »Wir wollen, dass Ihr die einzige Waffe findet, die den Schwarzen Schrecken vernichten kann und diese Waffe mit einem kleinen Trupp, zusammengesetzt aus Euren … und meinen Leuten, in die Finsterberge bringt, wo ihr Xaradun vernichten werdet.« Der Monarch lächelte und fuhr mit gespielter Begeisterung fort. »Ihr seid der Einzige, dem ich zutraue, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Aber Ihr werdet einen Berater der Zauberkünste brauchen, deshalb wird der gute Feron Euch begleiten … Wenn wir zusammenarbeiten, können wir diese Gefahr für alle Zeiten bannen.«

    Die ganze Sache gefiel Geldan überhaupt nicht. Er sollte mit königlichen Soldaten und einem arroganten Zauberkünstler zusammenarbeiten, die im Auftrag eines betrügerischen Bastards von König standen? Tief in sich jedoch wusste der Krieger, dass er keine andere Wahl hatte. Und immerhin besaß er sein Medaillon, seinen Glücksbringer, der ihn vor Zauberkräften schützte. Vielleicht half es ihm sogar gegen diesen Schwarzen Schrecken. Und bestimmt half es, falls diese arrogante Witzfigur von einem Hokuspokusmann im Dienste des Königs irgendwelche faulen Tricks versuchen würde.

    »Na, toll!«, schnaufte er missbilligend, »Um was für eine Geheimwaffe handelt es sich? Wie kann Xaradun getötet werden?«

    »Es gibt nur Etwas, das, den Überlieferungen nach, fähig ist, den bösen Geist des Schwarzen Schreckens endgültig zu vernichten«, antwortete der König und seufzte. Sein Blick wandte sich dem Hofmagier zu und er nickte.

    »Xaradun kann nur durch eine vollkommen reine Seele zerstört werden«, erklärte der Magier.

    »Eine reine Seele?«, Geldan war sich nicht sicher, ob er verstand.

    Der Zauberer schien das zu genießen. »Korrekt! Nur ein Mensch mit reiner Seele kann den vernichtenden Streich gegen dieses dämonische Geistwesen führen.«

    Geldan gefiel die Sache immer weniger. Was war das für ein mystischer Humbug.

    »Wo in aller Welt soll ich hierzulande eine reine Seele finden?«, fragte er entrüstet.

    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen Menschen mit solch einer Seele in unserem Königreich gibt.«

    Der König blickte ihn nachdenklich an.

    »Hmmm ... Eine reine Seele zu haben gehört nicht zu den Kriterien, die ich für die Auswahl meiner eigenen Männer berücksichtige. Bei Euch und Euren Männern dürfte das wohl ähnlich sein ... Vielleicht habt Ihr mit Eurer Befürchtung sogar Recht.«

    Der Zauberer hüstelte um auf sich Aufmerksam zu machen. »Mein König, es muss unter dem ganzen Volk von Teros, an irgendeinem Ort, eine Person im Besitz einer reinen Seele vorhanden sein«, Kudaran runzelte die Stirn, »Womöglich in einer der abgesonderten Provinzen... Ich habe Kenntnis von einer Methode solch eine Person auffinden zu können. Geldan Tars Aufgabe soll darin bestehen uns sicher in die Umgebung des Schwarzen Schreckens zu geleiten.«

    Wie konnte man sowas von ihm verlangen? »Ich bin ein Krieger und keine Magd, die auf dumme und hilflose Kinder aufpasst!«, antwortete Geldan wütend.

    »Und es ist ein Krieger, den ich brauche, Geldan«, warf der König ein, »Früher habt Ihr das Königreich beschützt, heute beschützt Ihr die Familien Eurer Leute und Morgen werdet Ihr die Person mit der reinen Seele beschützen und sie begleiten, bis sie den entscheidenden Streich gegen den Schwarzen Schrecken führen kann.« Der Monarch begann hämisch zu grinsen, »Und somit werdet Ihr uns wieder einmal alle retten … Ist das nicht schön?«

    Geldan wusste, dass er das schlussendlich wohl wirklich tun würde. Und das war es, was ihn am meisten ärgerte. Er verachtete den König, aber er würde ihm wieder einmal widerwillig die Haut retten. Wenigstens vorerst.

    »Also gut!«, erhob Geldan seine Stimme. »Ich mach’s. Sagt mir nur, wie ich diese reine Seele finde.«

    »Großartig!«, meinte König Zerdan mit unecht wirkendem Übereifer. »Der gute, alte Feron weiß, wie

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