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Sport ist Mord - Tödliche Kilometer
Sport ist Mord - Tödliche Kilometer
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eBook217 Seiten2 Stunden

Sport ist Mord - Tödliche Kilometer

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Über dieses E-Book

Der erste Fall von Matschek und dessen Freund Korber spielt sich rund um den alljährlichen Wien-Marathon ab. Thomas Matschek ist ein durchtrainiertes Mitglied der WEGA, der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung, einer Spezialabteilung der Polizei. Tom, wie er von seinen Freunden genannt wird, will den Marathon in bestmöglicher Zeit beendet, und er hat auch eine kleine Wette mit den Kollegen laufen. Obwohl die Profis der Spitzengruppe, fast ausschließlich Schwarzafrikaner, einige Minuten früher starten, um nicht von der Masse der Hobbysportler behindert zu werden, ist es Matscheks Ziel, zumindest an einen heranzukommen.
Die Euphorie Matscheks, schon bald an den Fersen eines Kenianers zu kleben, macht dem Horror Platz. Der Afrikaner strauchelt, verdreht die Augen, stürzt zu Boden - und stirbt in den Armen des WEGA-Mannes. Ein Schatten legt sich über die Veranstaltung. Noch überlegt die Rennleitung die weitere Vorgangsweise, da ereignet sich eine weitere Tragödie. Dieses Mal trifft es eine äthiopische Athletin. Auch für sie kommt jede Hilfe zu spät. Schlechte Nachrichten lassen sich nicht aufhalten. Bald sind die wildesten Gerüchte im Umlauf, und nun muss der Organisator handeln und bricht den Marathon ab. Immerhin liegen schon zwei Tote auf dem Asphalt. Doch damit nicht genug. Der Dritte, den es trifft, ist ein junger Wiener Stadtrat.
Tom kann nicht glauben, was da gerade passiert. Ein Toter ist schlimm genug. Doch dass drei Menschen in derart kurzen Zeitabständen sterben - das kann nicht mit rechten Dingen einhergehen. So tauscht er sich mit seinem Freund, dem Sportmediziner Arthur Korber, aus. Gemeinsam decken sie einen internationalen Komplott auf und verhelfen dem Wien-Marat
SpracheDeutsch
HerausgeberEgoth Verlag
Erscheinungsdatum22. Feb. 2015
ISBN9783902480262
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    Buchvorschau

    Sport ist Mord - Tödliche Kilometer - Günther Zäuner

    TV-Nachrichtensendung

    Nur noch vierundzwanzig

    Stunden

    Thomas Matschek fühlt sich prächtig, ausgeruht und bereit, sich den extremen Anforderungen zu stellen. Inzwischen zählt er längst zu den erfahrenen Hobbymarathonläufern. Einen großen Anteil an seiner Topform hat er seinem Schulfreund Arthur Korber zu verdanken. Der Sportmediziner und Dopingspezialist, der in Fachkreisen trotz seines jungen Alters als Koryphäe gilt, sorgt wie schon bei den vergangenen Läufen für Toms optimale Vorbereitung. Heuer ist es noch dazu ein besonderer Marathon. Tom will unbedingt die Wette mit seinen Kollegen gewinnen.

    Im Grunde eine Schnapsidee, entstanden in der Kantine der Rossauer Kaserne, wo die WEGA stationiert ist. Ein paar Kollegen zogen Tom wegen seines sportlichen Ehrgeizes auf, bis es ihm zu bunt wurde und er selbst diesen verrückten Einfall präsentierte. Da er im ersten Block der bestqualifizierten Hobbyläufer und somit knapp nach den Afrikanern und den anderen Profis starten darf, behauptet er, sich mindestens fünfhundert Meter lang an die Fersen eines dieser favorisierten Spitzenathleten heften und mitzuhalten zu können. Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt, ist egal. Sollte Tom scheitern und die Wette verlieren, wird er drei Monate lang für seine Kollegen Bereitschaftsdienste übernehmen. Das Gleiche gilt im umgekehrten Fall.

    Selbstverständlich verschweigt Tom gegenüber Manu diesen Wetteinsatz. Ansonsten wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wirkliche Krise die Folge. Wegen des Marathons dann noch zusätzliche Dienste übernehmen oder einspringen – das wäre ihr mit Sicherheit zu viel.

    Natürlich ist ihr klar, dass sein Beruf niemals ein Nine-to-Five-Job sein kann. Seit sie zusammen sind, musste sie mehrmals in den sauren Apfel beißen und gemeinsame Pläne wurden verschoben, weil sein Dienst dazwischenfunkte, was ihr verständlicherweise nicht behagte. Und jetzt auch noch so eine durchgeknallte Wette! Doch Tom ist hervorragend motiviert und dementsprechend siegessicher. Diese Einstellung verdankt er auch Korber, der von der Wette weiß, aber dichthält.

    Der Sportmediziner hat für seinen Freund einen genauen Halbjahrestrainingsplan ausgearbeitet und Tom bemüht sich, diesen strikt einzuhalten, soweit es sein Dienst zulässt. Da Tom berufsbedingt ständig im Training steht, konnte er ohne konditionelle Probleme alle zwei Wochen das Laufpensum erhöhen, das mit fünf Kilometern begann und als Abschluss mit der Marathondistanz in der hervorragenden Zeit von 3:10:28 endete.

    Seit drei Wochen ist Tapering, die Phase der Reduzierung, in seinem Programm vorgesehen. Das Wochenpensum der Laufeinheiten wurde auf rund die Hälfte heruntergeschraubt. Auch längere Pausen in einem Ausmaß von ein bis zwei Tagen waren nötig, um dem Körper die Möglichkeit einzuräumen, sich zu erholen.

    In den letzten Tagen vor dem Wettkampf nimmt Tom verstärkt Kohlenhydrate zu sich. Dieses in Fachkreisen sogenannte Carboloading verschafft dem Körper vermehrt Glykogen, das mittelfristig dafür sorgt, dass mehr vom Energieträger Glucose produziert wird. Deshalb organisieren viele Veranstalter am Vorabend des Marathonstarts Pastapartys. In Wien wird traditionellerweise zu Kaiserschmarren³ ins Rathaus geladen. Tom ist sich nicht sicher, ob er dieses Jahr hingehen wird. Einerseits reizt es ihn, ein bisschen Erfahrungsaustausch im Großen Rathaussaal zu betreiben, andererseits schadet es sicher auch nicht, rechtzeitig ins Bett zu kommen. Er ist registriert, das Nenngeld bezahlt. Seine Teilnehmerunterlagen mit dem Wichtigsten, der Startnummer, hat er sich bereits abgeholt.

    Manu ist noch nicht nach Hause gekommen. Daher wird Tom noch ein Weilchen im Bett bleiben.

    Im Gegensatz zu Tom kann es sich Stadtrat Rudi Pawlicek nicht aussuchen. In einer Sitzungspause lässt er sich bei der sehr gut besuchten Kaiserschmarrenparty im Rathaussaal blicken. Sein Sekretär und Pressesprecher Pokorny muss ihn mehrmals leise ermahnen, sich nicht zu verzetteln. Doch das ist leichter gesagt als getan. Es ist das tägliche Geschäft des Politikers. Wer für Volksnähe steht, darf sich nicht plötzlich abschotten. Smalltalk hier, Selfies dort, ein Fototermin für die Presse, Interviews für Radio und Fernsehen und zwischendurch ein paar Bissen von dem köstlichen Kaiserschmarren.

    Niemand nimmt von dem jungen Mann in seinem unauffälligen grauen Jogginganzug Notiz, der sich unaufdringlich in der Nähe Pawliceks aufhält und fleißig Handyfotos schießt.

    ³Eine der bekanntesten Süßspeisen in der österreichischen Küche

    Sonntag, 12. April

    Der große Tag

    Volksfeststimmung im 22. Wiener Gemeindebezirk vor der Reichsbrücke neben dem Vienna International Centre. Eine vieltausendköpfige Menge aus aller Herren Länder wartet auf den ersehnten Startschuss, den, wie jedes Jahr, ein prominentes Mitglied der Stadtregierung abfeuern wird. Ein Kordon von Footballspielern in ihrer martialischen Ausrüstung bildet ein menschliches Absperrband. Sobald der Schuss gefallen ist, sprinten sie los, laufen einige Meter mit und weichen dann zur Seite aus, um dem Marathonheer freie Bahn zu geben.

    Zeitlich etwas vorverlegt startet die Profispitzengruppe mit den schwarzafrikanischen Athleten, die auch in diesem Jahr wieder sehr stark vertreten sind. Ihnen sollen keine Hobbyläufer in die Quere kommen und sie behindern. Außerdem könnte keiner dieser Freizeitsportler auch nur annähernd bei diesem rasanten Tempo der Afrikaner mithalten. Nur einer, WEGA-Mann Thomas „Tom" Matschek, will versuchen, ein wenig an dem Mythos dieser Laufmaschinen zu kratzen. Wäre diese aberwitzige Idee publik, würde sie wohl für erhebliche Heiterkeitsstürme sorgen.

    Was 1984 bescheiden mit 794 Teilnehmern, darunter 25 Frauen, als Frühlingsmarathon Wien begann, steigerte sich von Jahr zu Jahr kontinuierlich. Nach einem Jahr hatte sich die Läuferzahl bereits verdoppelt. Schnell sprach sich dieser Marathon in internationalen Läuferkreisen herum. Heute steht der Vienna City Marathon, wie die Laufveranstaltung seit 1993 offiziell heißt, auf einer Stufe mit den renommierten Bewerben in New York, Boston oder Berlin und ist aufgrund seiner hochprofessionellen Abwicklung äußerst beliebt.

    Längst ist der Marathon zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden. Im Zuge der Umwegrentabilität fließt einiges an Geld in die Kassen, fördert das Image der Stadt und den Tourismus. Da diese Großveranstaltung für internationale Aufmerksamkeit sorgt, ist sie auch für Sponsoren sehr interessant.

    Eigentlich besteht der Wiener Marathon aus mehreren Bewerben. Natürlich steht an oberster Stelle die Königsdisziplin, diese gefürchteten 42,195 Kilometer. Wer sich diese Distanz nicht oder noch nicht zutraut, kann sich im Halb- oder Staffelmarathon bewähren. Besonders letzterer ist bei Firmen als Motivationstraining sehr beliebt. Auch für Kinder gibt es einen eigenen entsprechend verkürzten Lauf.

    Die Veranstalter bemühen sich Jahr für Jahr, internationale Läuferasse für einen Start in Wien zu engagieren. Haile Gebrselassie aus Äthiopien oder die Britin Paula Radcliffe ziehen die Massen an. Marathonstars wie die Äthiopier Getu Feleke, Henry Kemo Sugut und John Kiprotich aus Kenia, die Deutsche Anna Hahner, die Kenianerinnen Flomena Cheyech Daniel und Hellen Jemaiyo Kimutai aus Äthiopien sind Zuschauermagneten.

    Die Wiener Laufstrecke gilt als sehr attraktiv und abwechslungsreich. Nach dem Start beim Vienna International Centre überqueren die Athleten die Donau über die Reichsbrücke, passieren den Praterstern und laufen über die Hauptallee vorbei am Prater. Danach geht es weiter entlang am linken Ufer des Donaukanals hinauf bis zur Schwedenbrücke und bei der Urania erreicht der riesige Läuferstrom die Ringstraße, die er allerdings bei der Staatsoper verlässt, um in die Linke Wienzeile einzubiegen. Vorbei am Schloss Schönbrunn geht es über die Mariahilfer Straße zurück auf den Ring. Während die Halbmarathonläufer bis zum Ziel am Heldenplatz hier ihre letzten Kräfte mobilisieren, ist für die Marathonathleten noch lange nicht Schluss. Sie laufen am Rathaus vorbei, kommen in den Alsergrund, überqueren den Donaukanal über die Friedensbrücke und kehren über das linke Donaukanalufer ein zweites Mal in den Prater zurück. Vorbei am Ernst-Happel-Stadion und dem Lusthaus rückt langsam das Ziel in greifbare Nähe. Über die Franzensbrücke erneut zurück auf die Ringstraße und nun ist bereits jeder Meter eine Qual, bis endlich der Heldenplatz erreicht ist.

    Entlang der Strecke feuern Zuschauermassen die Sportler an. Natürlich stehen die meisten Menschen an der Ringstraße und der Jubel für jeden einzeln, der das Ziel am Heldenplatz erreicht, ist frenetisch. Profiläufer schaffen diese Distanz in einer Zeit von knapp über zwei Stunden. Während sie bereits geduscht und umgezogen ihre Interviews geben, quält sich das Gros der Teilnehmer meist noch immer im ersten Drittel.

    In der Geschichte des Wiener Marathons konnten sechs neue österreichische Rekorde aufgestellt werden. Drei von Gerhard Hartmann sowie jeweils einer von Dagmar Rabensteiner, Susanne Pumper und Andrea Mayr.

    Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Hubschrauber kreisen über dem Vienna International Centre und der Reichbrücke. Die Veranstalter haben wieder ganze Arbeit geleistet. Für die medizinische Versorgung und die Verpflegung der Läufer ist bestens gesorgt. In Kooperation mit der Stadt und der Polizei ist die Strecke bestmöglich gesichert. Dennoch spukt in den Köpfen der Verantwortlichen der Anschlag während des Boston-Marathons herum. Optimalen Schutz gibt es nicht. Vor Verrückten und skrupellosen Attentätern ist niemand gefeit.

    Tom Matschek hat sich im ersten Block bis in die erste Reihe durchgekämpft und beobachtet die Afrikaner, die sich aufwärmen und mit kurzen Sprints auf der Reichsbrücke auf den Lauf vorbereiten. Manu wartet auf ihrem Mountainbike unter den Zuschauern. Sie ist seine moralische Unterstützung, wird ihn anfeuern, mit Getränken und speziellen Vitaminriegeln versorgen und somit nach Möglichkeit vor dem gefürchteten Hungerast zu bewahren versuchen, der doch unweigerlich kommen wird. Jene Phase, in der der Körper nicht mehr will und zu streiken beginnt, doch die Psyche das nicht akzeptieren will.

    Tom überprüft zum wiederholten Male die Schnürung seiner Laufschuhe. Das Wetter ist perfekt. Strahlende Frühlingssonne, kaum Wind. Zur Sicherheit hat er den alten Läufertrick angewandt und sich die Brustwarzen mit Heftpflaster abgeklebt, um während des Laufens ein Scheuern durch das Trikot zu verhindern. Einige dienstfreie Kollegen winken als Zaungäste, warten gespannt, ob er tatsächlich sein nahezu unmögliches Vorhaben realisieren kann.

    Tom ist klar, sollte es ihm gelingen, wird er für einige Minuten die Sensation in der Live-Berichterstattung sein. Der ORF überträgt mit der besten Technik, die derzeit möglich ist. Ob von Hubschraubern aus oder verschiedenen markanten Kamerapositionen an der Strecke. Mobile Reporter und Kameramänner sitzen auf den Soziussitzen von Motorrädern, um den Läufern ganz nah sein zu können. Jedes Keuchen und jeder Schweißtropfen werden live übertragen, jeder Kilometer genau dokumentiert.

    Heute früh hat Tom nochmals mit seinem Freund Arthur Korber die Taktik und die Strategie durchgesprochen. Um seine Wette zu gewinnen, muss der Polizist mit einem enormen Tempo starten, damit er überhaupt eine Chance hat, in die Nähe der Afrikaner zu kommen. Zwar ist das gegen alle Regeln des Marathons, doch die Wette ist vorrangig. Daher wird der Sportmediziner für Tom den Schrittmacher spielen. Beide haben so oft wie möglich gemeinsam trainiert und Korber ist guter Dinge, dass ihr Plan problemlos umgesetzt werden kann. Nachdem gleichsam die Wette gewonnen ist, wird das Tempo radikal reduziert, bis sich der Körper wieder erholt hat, um dann wieder zuzulegen. Die Endzeit am Heldenplatz ist zweitrangig, nur das Durchkommen zählt.

    Wie viele andere verzichtet Tom Matschek auf ein Frühstück, zumindest in fester Form, um eventuelle Verdauungsprobleme zu vermeiden. Noch letzte leichte Streckübungen, jetzt wird es gleich losgehen. Viele ältere Menschen sind im Starterfeld. Andere nehmen den Marathon nicht so ernst, haben sich abenteuerlich und skurril verkleidet. Doch sowohl Zuschauer als auch Läufer zollen etlichen Rollstuhlfahrern und Handbikern besondere Bewunderung.

    Die Spannung ist inzwischen ins Unerträgliche gestiegen. Die Profis haben Aufstellung genommen, konzentrieren sich. Dahinter haben die Footballer ihre Positionen bezogen. Die Masse der Läufer lauert. Nur noch wenigen Sekunden bis neun Uhr. Eine eigentümliche Ruhe hat sich eingestellt. Phasenweise ist nur das Knattern der Hubschrauberrotoren zu hören.

    Punkt neun Uhr, der Startschuss ist gefallen.

    Mit einer unglaublichen Anfangsgeschwindigkeit setzt sich das Profifeld in Bewegung und muss, wie gleich alle anderen danach, die erste Hürde meistern, denn die Reichsbrücke ist leicht ansteigend. Erst ungefähr in der Mitte flacht sie wieder ab. Jetzt toben die Zuschauermassen, das Laufspektakel ist eröffnet.

    Tom fiebert dem Massenstart entgegen. Wann geht es endlich los? Noch bewegen sich die Footballer keinen Millimeter. Das Hauptfeld startet mit einer dreiminütigen Verzögerung.

    Endlich!

    Der WEGA-Mann startet dermaßen impulsiv, dass sein Schrittmacher Mühe hat, mit ihm gleichzuziehen. Tom selbst muss aufpassen, dass er nicht einem der Footballer, der eben zur Seite ausweichen will, unabsichtlich auf die Ferse tritt und sich gleich selbst außer Gefecht setzt, bevor es überhaupt richtig begonnen hat.

    Der Applaus der Zuseher ist Tom gewiss. Wenn auch einige Stimmen laut werden und meinen, diese Geschwindigkeit hält der nie durch. Spätestens in der Lassallestraße, nach der Reichsbrücke, geht der Typ ein.

    Arthur Korber läuft neben Tom, deutet ihm mit Handzeichen, es nicht dermaßen wild angehen zu lassen. Dann überholt er Tom und gibt, wie es seine Aufgabe als Schrittmacher ist, das Tempo vor. Die Entfernung zwischen den beiden und dem Hauptfeld vergrößert sich Meter um Meter. Manu muss kräftig in die Pedale treten, um die beiden einzuholen.

    Arthur Korber läuft wie ein präzises Uhrwerk und Tom findet rasch in seinen Rhythmus. Die Schreie und der Jubel des Publikums lassen ihn nahezu von Meter zu Meter fliegen. Schon jetzt haben die beiden die Aufmerksamkeit der Journalisten auf sich gezogen. Ein Kameramotorrad fährt neben ihnen her. Der Kameramann schwenkt auf Tom und Arthur. Ein weiteres Motorrad nähert sich. Der Reporter von Wien heute spricht hektisch in sein Mikrophon, ist ebenso wie die Zuschauer verwundert über die beiden Läufer, die bei diesem hohen Anfangstempo noch keinerlei Anzeichen von Schwäche zeigen.

    „Da scheint sich gleich zu Beginn eine kleine Sensation bei diesem Vienna City Marathon abzuzeichnen, schildert Martin Lang vom ORF-Landesstudio Wien vom Rücksitz des Motorrades aus. „Den beiden gelingt es tatsächlich, das Hauptfeld derzeit weit hinter sich zu lassen. Jetzt ist der Reporter auf gleicher Höhe mit Tom und Arthur. „Meine Herren, was haben Sie vor?"

    „Ins Ziel zu kommen, spricht Tom knapp in das hingestreckte Mikro. „Was sonst?

    „Und Sie meinen, dieses Höllentempo durchhalten zu können?"

    Als Antwort erhält Lang nur Toms hochgestreckten Daumen, während Arthur abwinkt und zu keinerlei Aussagen bereit ist.

    Noch klappt Arthur Korbers ausgeklügelte Strategie hervorragend. Lang erhält über Kopfhörer von der Regie die Anweisung, an den beiden dranzubleiben. Der Regisseur im Übertragungswagen ahnt, dass hier etwas ganz Besonderes im Busch zu sein scheint. Über die Startnummern weiß man inzwischen, wer die beiden sind, doch ihre Namen sind völlig unbekannt. Manu haben bereits die Kräfte verlassen. Inzwischen ist sie mit ihrem Mountainbike weit zurückgefallen.

    Bislang hat Tom keine Probleme, das Tempo zu halten, das sein Freund vorlegt. Inzwischen steigt die Begeisterung des Publikums für diese beiden Läufer von Kilometer zu Kilometer. Nach und nach spricht es sich herum, dass die beiden Amateure sind. Selbstverständlich bleiben gewisse Unkenrufe nicht aus. Einige meinen, dass hier wohl Doping im Spiel sei.

    Neben der Spitzengruppe sind Tom und Arthur derzeit die Attraktion der Live-Berichterstattung. Unzählige Handyfotos und Videoclips der Zuschauer landen umgehend im Netz. Die professionellen Fotografen richten ihre Objektive auf die beiden Amateure, die drauf und dran sind, die internationale Marathonwelt auf den Kopf zu stellen.

    Tom hat sein Ziel bereits vor Augen. Nach den ersten fünfhundert Metern in der Prater Hauptallee ist die Spitzengruppe in realistische Nähe gerückt. Sportreporter

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