Sterben - der Höhepunkt des Lebens: Eine medizinisch-biblische Betrachtung
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Buchvorschau
Sterben - der Höhepunkt des Lebens - Hartmut Maier-Gerber
Diese kühne Behauptung, Sterben sei der Höhepunkt des Lebens, kann der Mensch, wenn er ehrlich ist, aus sich heraus nie aufstellen. Keiner entkommt der Todesangst, solange er nur auf sich selbst vertraut. Sie ist die allen Menschen in der Gottferne gemeinsame quälende Geißel. Wie von einer unsichtbaren Macht werden sie von dieser Angst beherrscht und gelähmt – bewusst, unterbewusst oder unbewusst. Selbst David bezeugt:
Mein Herz bebte in meinem Innern, und Todesschrecken haben mich befallen.
Psalm 55,5
Und der Apostel Paulus ruft anfänglich noch verzweifelt aus:
Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?
Römer 7,24
Wir Ärzte kennen nur zu gut die oft nur leise und zaghaft vorgebrachte Frage: »Herr Doktor, muss ich sterben? Bitte helfen Sie mir, ich habe schreckliche Angst.« Viele, die diese Frage in kritischen Stunden nicht stellen, haben nur nicht den Mut dazu. Welche Hilfe – außer gewissenhaftester ärztlicher Versorgung – erwartet der Patient eigentlich, wenn nicht die seines Schöpfers?
Johannes 14,2.3 · Gebet
Ich durfte vor Jahren Initiator und verantwortlicher Gestalter eines Spezialkrankenhauses für chronisch Kranke sein. Darin ordnete ich eine große Abteilung für Tumorkranke an. In ihr wurden viele junge und ältere Menschen auf ihrer letzten Wegstrecke medizinisch, menschlich und geistlich begleitet. Schon in der ersten Zeit waren es über 300 Sterbende, die mit dem jungen Team von Ärzten, Pflegern und Schwestern zu betreuen waren.
Ein jüngerer, mir befreundeter Kollege von außerhalb sagte mir einmal: »Ihr seid ja nur ein Sterbekrankenhaus; wie entsetzlich, zu euch eingewiesen zu werden.« Ich habe ihm geantwortet: »Für uns glaubende Christen ist Sterben der Höhepunkt des Lebens. In solcher Situation könntest sogar du dich einmal entscheiden, zu uns zu kommen, gerade weil wir so denken.« Übrigens werden nicht nur unheilbar Kranke und plötzlich betroffene Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Patienten von einem raschen Tod bedroht. In der heutigen Zeit ständig zunehmender Gefahr eines Terroranschlags schwebt diese Drohung ständig über uns allen.
Kann man die Todesangst wirklich überwinden? Wenn ja, dann sollten wir – wie meine Patienten der letzten Wegstrecke – nichts unversucht lassen, dieser heimlichen Macht zu entrinnen. Nur dann können wir wirklich von Herzen froh, in aller Gefahr unbelastet sein und wahre Lebensfreude für uns und unsere Familien erleben.
Paul Gerhardt (1656)
Das Thema Sterben und Tod wird in den letzten Jahren in zunehmendem Maße öffentlich diskutiert. Dabei fällt auf, dass dies mehr in der säkularen Publizistik als im christlichen Raume der Fall ist.
Über dieses Thema wurde in jüngerer Zeit auch wissenschaftlich viel gearbeitet. Es waren Ärzte, Psychologen und Theologen, man darf sagen Wissenschaftler, die fleißig, gründlich und vorurteilslos, allerdings bewusst ohne jede Glaubensvoraussetzung, über das Phänomen des Sterbens nachdachten, forschten und schrieben. Den Anstoß dazu boten vor einigen Jahrzehnten erstmalige Veröffentlichungen aus dem Bereich der sogenannten Reanimation, das heißt Wiederbelebung von Menschen, welche die Schwelle des klinischen Todes überschritten hatten, aber vor Erreichen der Schwelle des biologischen Todes durch apparative Maßnahmen wieder ins Leibesleben zurückgeholt werden konnten.
Es liegen in der Zwischenzeit schon viele Tausend Befragungsprotokolle von Patienten vor, welche solcherart wiederbelebt, befragt und untersucht werden konnten. Aus der wissenschaftlich exakten Auswertung dieser Berichte ist eine neue Sterbephysiologie und Sterbepsychologie mit entsprechender Fachliteratur entstanden; ja, es sind wissenschaftliche Lehrstühle für psychologische Sterbehilfe zunächst in Chicago und dann in anderen Universitäten der Welt eingerichtet worden. Man hat gelernt, nicht nur von »Erster Hilfe«, sondern auch von »Letzter Hilfe« zu sprechen, ganz ohne Tendenz oder irgendeiner Schwärmerei zu verfallen.
Ich persönlich begrüße diese Diskussionen und die daraus resultierenden Publikationen über das Sterben und den Tod auch im weltlich-wissenschaftlichen Raume. Die Gefahr einer Verharmlosung des Todes halte ich für weit geringer als