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Die Geschichte der Atomkraft (stern eBook)
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eBook93 Seiten1 Stunde

Die Geschichte der Atomkraft (stern eBook)

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Über dieses E-Book

Von Marie Curie bis Fukushima: 110 Jahre Spiel mit dem Höllenfeuer. Das stern eBook "Die Geschichte der Atomkraft" erzählt den Wettlauf um die Atombombe bis zum verheerenden Abwurf auf Hiroshima 1945 und beschreibt das atomare Kräftemessen im Kalten Krieg. Es gibt Einblick in den Widerstand der Deutschen gegen Atomkraftwerke und den Schock nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sowie in die internationale Atom-Kriminalität, das verdrängte Endlagerproblem und die weltweiten Folgen von Fukushima. Zeitgeschichte und aktuelle Ereignisse - beleuchtet in bekannter stern-Qualität.
SpracheDeutsch
HerausgeberStern
Erscheinungsdatum25. Jan. 2013
ISBN9783652002646
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    Buchvorschau

    Die Geschichte der Atomkraft (stern eBook) - Tilman Müller

    Der Wettlauf um die Bombe

    Kaum ist um 1900 die Radioaktivität entdeckt und bald darauf die Kraft, die in Atomen schlummert, grübeln Forscher und Politiker, welch mächtige Waffen sich nun herstellen ließen. Ausgerechnet Albert Einstein gibt das Signal zum Endspurt in der nuklearen Rüstung. Bis 1945 Hiroshima ein Inferno erlebt

    von Tilman Müller

    Als der Countdown beginnt, kauert Robert Oppenheimer mit bleichem Gesicht auf dem Boden, 9000 Meter südlich vom sogenannten Ground Zero in der Wüste New Mexicos. „Herr, diese Dinge liegen schwer auf dem Herzen", murmelt er noch in äußerster Anspannung, dann dringt blitzendes Licht durch seine Augenlider. Ein gewaltiger Feuerball steigt empor, darunter eine Wolke, die sich rasend schnell über dem Testgelände ausbreitet. Sekunden später erreicht ihn eine enorme Druckwelle, kurz darauf ein ohrenbetäubendes Donnern aus dem weit entfernten Gebirge.

    Der Star-Physiker erschrickt. Die auflodernde Hitze ist kaum auszuhalten. Einen Moment lang befürchtet er gar, von „dieser glänzend purpurroten Wolke, die schwarz war von radioaktivem Staub", verschlungen zu werden. Immer höher steigt die Feuersäule, gleißend hell und viele Male intensiver als die Mittagssonne. Es ist 5.30 Uhr, als sie in mehreren Tausend Meter Höhe die Form eines blauviolett glühenden Pilzes annimmt. An diesem Morgen des 16. Juli 1945 beginnt das Atomzeitalter – und die Menschheit ist an einem Punkt angelangt, von dem aus es keine Umkehr mehr gibt.

    Oppenheimer ist unmittelbar nach dem geglückten Test zu aufgewühlt, um eine Erklärung abzugeben. Seit drei Jahren bereits leitet er dieses nervenaufreibende Projekt. Fast hätte der Test noch verschoben werden müssen, weil ein Regenschauer angekündigt war, der den radioaktiven Fallout in unverantwortlich hoher Konzentration in die nahe gelegenen Städte getragen hätte. Doch dann zog das Unwetter vorbei, und die auf einem 30 Meter hohen Stahlturm platzierte Bombe mit dem apfelsinengroßen Plutoniumkern wurde gezündet. Minuten später gibt es Freudentänze in der Wüste. Berühmte Kernphysiker wie Enrico Fermi, Hans Bethe oder Edward Teller klopfen sich auf die Schultern.

    Am späten Vormittag dieses 16. Juli spricht Oppenheimer mit einem Reporter der „New York Times. Die Wirkung der Explosion, sei „erschreckend gewesen, sagt er, „nicht ohne Bedrückung. Und nach kurzer Pause fügt er – Amerika steht im Krieg – patriotisch hinzu: „Viele Jungs, die noch nicht erwachsen sind, werden ihr das Leben verdanken.

    Der erste Atombombentest der Welt ist eine Show der Superlative, Resultat einer Geheimaktion namens „Manhattan Project, für das insgesamt 125 000 Menschen tätig sind. Die Zentrale, der etwa 100 Zulieferbetriebe zuarbeiten, befindet sich in Los Alamos, einem abgelegenen Ort auf einem 2100 Meter hohen Plateau im Gebirge New Mexicos, den die Wissenschaftler „Standort Y nennen. Tausende arbeiten dort hinter Stacheldraht in hastig aufgebauten Laborbaracken, später in einer riesigen Industrieanlage. Atomaren Sprengstoff – Uran 235 und Plutonium – beziehen sie aus dem „Standort X in Oak Ridge am Tennessee- Fluss sowie aus einem Nuklearkomplex mit dem Codenamen „W nahe Richland im Bundesstaat Washington.

    Das 2,5 Milliarden Dollar teure Kernwaffenprogramm ist das bis dahin größte Industrie- und Wissenschaftsprojekt der Welt. Sein Finanzvolumen entspricht 1945 dem der gesamten Automobilindustrie der USA. Stolz spricht der amerikanische Präsident Harry Truman gar von „der größten Leistung organisierter Wissenschaft in der Geschichte". Die Amerikaner feiern Oppenheimer als ihren Prometheus, nach dem Titan der griechischen Mythologie, der den Menschen das Feuer gab.

    Begonnen hatte die Entschlüsselung der neuen, weltbewegenden Kraft in einem einfachen Labor. Genauer: in der Schublade von Henri Becquerel. In die hinein hatte der Physiker 1896 eine lichtdicht verpackte Fotoplatte gelegt und dazu einige kleine Brocken Urangestein. Einige Tage später stellte er fest, dass die Platte da, wo die Mineralien lagen, geschwärzt war. Becquerel war überrascht: Gibt es außer Licht noch eine andere, geheimnisvolle Strahlung?

    Zur Zeit seines Zufallsfundes sind von den heute 118 bekannten Elementen des Periodensystems erst 72 entdeckt, ihre Atomstruktur wird erst viel später entschlüsselt. Doch Becquerel ist sofort klar, dass er auf eine bislang unbekannte Strahlung gestoßen sein musste. Er führt noch einige Experimente durch, dann überlässt er die Strahlenforschung einer jungen, aus Polen stammenden Physikerin an der Pariser Sorbonne-Universität namens Marie Curie. Sie findet die Materie spannend, zumal sie auf der Suche nach einem Thema für ihre Doktorarbeit ist. Mit ihrem Mann, dem Physiker Pierre Curie, entdeckt sie 1898 in einem Mineral namens Pechblende (Uraninit) zwei bislang vollkommen unbekannte Elemente, die noch wesentlich intensiver strahlen als die Uranbrocken Becquerels. Zudem gelingt es ihr, die Strahlung zu messen. Dabei verwendet sie erstmals einen Begriff, der bis heute in aller Munde ist: Radioaktivität.

    Eines der neuen Elemente nennt die damals 31-Jährige nach ihrem Heimatland „Polonium, das andere „Radium (von lateinisch radius, Strahl). Polonium belegt im Periodensystem Rang 84. Radium, Ordnungszahl 88, ist noch um ein Vielfaches radioaktiver als Polonium, gibt Wärme ab und besitzt eine starke Leuchtkraft. Als die Forscherin einmal nachts in ihr Labor im Pariser Quartier Latin kommt, merkt sie, dass es „ein bläuliches Licht ausstrahlt".

    Die Curies machen ihre bahnbrechenden Experimente unter jämmerlichen Bedingungen in einem Schuppen, der zuvor von Studenten für Obduktionen genutzt wurde. „Eine Kreuzung zwischen Stall und Kartoffelkeller, nennt ein Besucher ihr Labor nahe der Sorbonne, „wenn dort keine chemischen Apparate auf dem Arbeitstisch gewesen wären, hätte ich das Ganze für einen Witz gehalten. Im Hof lagern Tonnen von Pechblende aus den Bergwerken im tschechischen Jáchymov (Sankt Joachimsthal). In jahrelanger Knochenarbeit gelingt es dem Paar, daraus ein Zehntel Gramm reines Radium zu gewinnen und dessen Atomgewicht zu bestimmen. „Die Unmittelbarkeit, mit der die Strahlung auftritt, ist ein Rätsel, Gegenstand höchsten Erstaunens", schreiben Marie und Pierre Curie, die sich dem Ideal der Aufklärung verpflichtet fühlen und fest davon ausgehen, mit ihrer Arbeit dem Wohl der Menschheit zu dienen.

    1903 erhält das Paar zusammen mit Becquerel für die Erforschung der Radioaktivität den Nobelpreis für Physik. Die Curies zählen nun zu den Berühmtheiten ihrer Zeit. Journalisten aus aller Welt interessieren sich plötzlich für ihre sechsjährige Tochter Irène und den Hauskater Didi. In einem Brief an die Familie in Polen berichtet Marie Curie: „Gestern hat mich ein Amerikaner schriftlich um die Erlaubnis gebeten, ein Rennpferd nach mir zu benennen."

    Auch in anderer Hinsicht fordert der Erfolg seinen Tribut. Nach einem Selbstversuch, bei dem er eine Stelle seines Unterarms zehn Stunden der Strahlung einer Radiumprobe aussetzt, notiert Pierre Curie: „Nach 52 Tagen bleibt eine Wunde zurück, die einen ins Graue spielenden Ton annimmt, der darauf

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