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Einfach Shakespeare: Szenen, Sentenzen und Sonette
Einfach Shakespeare: Szenen, Sentenzen und Sonette
Einfach Shakespeare: Szenen, Sentenzen und Sonette
eBook540 Seiten5 Stunden

Einfach Shakespeare: Szenen, Sentenzen und Sonette

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Über dieses E-Book

Ein modernes Shakespeare Lesebuch – versehen mit zahlreichen Kommentaren, Anekdoten und interessanten Hintergrundinformationen zu Szenen und Stücken. Dieser Band versammelt romantische, tragische und lustige Dialoge, eine Auswahl der berühmten Monologe, Sonette und prägnanten Sottisen aus dem Gesamtwerk des großen englischen Dichters.
SpracheDeutsch
Herausgebermarixverlag
Erscheinungsdatum24. Feb. 2014
ISBN9783843804349
Einfach Shakespeare: Szenen, Sentenzen und Sonette
Autor

William Shakespeare

William Shakespeare was born in April 1564 in the town of Stratford-upon-Avon, on England’s Avon River. When he was eighteen, he married Anne Hathaway. The couple had three children—an older daughter Susanna and twins, Judith and Hamnet. Hamnet, Shakespeare’s only son, died in childhood. The bulk of Shakespeare’s working life was spent in the theater world of London, where he established himself professionally by the early 1590s. He enjoyed success not only as a playwright and poet, but also as an actor and shareholder in an acting company. Although some think that sometime between 1610 and 1613 Shakespeare retired from the theater and returned home to Stratford, where he died in 1616, others believe that he may have continued to work in London until close to his death.

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    Buchvorschau

    Einfach Shakespeare - William Shakespeare

    wurde.

    DEN AUGENBLICK,

    DA ICH EUCH SAHE...

    Wer liebte je und nicht beim ersten Blick?

    Who ever loved that loved not at first sight?

    (Wie es euch gefällt, III, 5)¹

    Verkleidung, du bist eine Schalkheit

    In Was ihr wollt ist Orsino, Herzog von Illyrien, in Olivia verliebt, die jedoch um ihren verstorbenen Bruder trauert und Orsinos Liebe nicht erwidert. Viola wird durch einen Schiffbruch an die Küste Illyriens gespült, verkleidet sich als Mann und tritt als Page unter dem Namen Cesario in Orsinos Dienst. In seinem Auftrag wirbt sie bei Olivia für Orsino. Das hat jedoch zur Folge, dass Olivia sich in die als Cesario verkleidete Viola verliebt, während Viola selbst sich in Orsino verliebt. Wenn man dabei im Hinterkopf behält, dass zu Shakespeares Zeit alle Frauenrollen mit männlichen Schauspielern besetzt waren, nimmt die Mehrdeutigkeit zu: Ein männlicher Schauspieler spielt eine Frau, die sich wiederum als Mann verkleidet. Viola und Olivia begegnen sich das erste Mal, als Orsino Viola zu ihr schickt, um für ihn zu werben.

    VIOLA

    Ich seh euch, wie ihr seid: ihr seid zu stolz;

    Doch wärt ihr auch der Teufel, ihr seid schön.

    Mein Herr und Meister liebt euch; solche Liebe

    Kann nur vergolten werden, würdet ihr

    Als Schönheit ohne Gleichen auch gekrönt. [...]

    O liebt’ ich euch mit meines Herren Glut,

    Mit solcher Pein, so todesgleichem Leben,

    Ich fänd in euerm Weigern keinen Sinn,

    Ich würd es nicht verstehn.

    OLIVIA

    Nun wohl, was tätet ihr?

    VIOLA

    Ich baut’ an eurer Tür ein Weidenhüttchen,

    Und riefe meiner Seel’ im Hause zu;

    Schrieb’ fromme Lieder der verschmähten Liebe,

    Und sänge laut sie durch die stille Nacht;

    Ließ’ euern Namen an die Hügel hallen,

    Daß die vertraute Schwätzerin der Luft

    »Olivia« schrie. O ihr solltet mir

    Nicht Ruh genießen zwischen Erd’ und Himmel,

    Bevor ihr euch erbarmt! [...]

    Steckt euern Beutel ein, ich bin kein Bote;

    Mein Herr bedarf Vergeltung, nicht ich selbst.

    Die Liebe härte dessen Herz zu Stein,

    Den ihr einst liebt, und der Verachtung nur

    Sei eure Glut, wie meines Herrn geweiht!

    Gehabt euch wohl dann, schöne Grausamkeit! geht ab

    OLIVIA

    Wie ist eure Herkunft?

    »Obschon mir’s wohl geht, über meine Lage:

    Ich bin ein Edelmann.« Ich schwöre drauf;

    Dein Antlitz, deine Zunge, die Gebärden,

    Gestalt und Mut sind dir ein fünffach Wappen.

    Doch nicht zu hastig! Nur gemach, gemach!

    Der Diener müßte denn der Herr sein. Wie?

    Weht Ansteckung so gar geschwind uns an?

    Mich däucht, ich fühle dieses Jünglings Gaben

    Mit unsichtbarer leiser Überraschung

    Sich in mein Auge schleichen. Wohl, es sei! [...]

    Ich tu, ich weiß nicht was; wofern nur nicht

    Mein Auge mein Gemüt zu sehr besticht.

    Nun walte, Schicksal! Niemand ist sein eigen;

    Was sein soll, muß geschehn: so mag sich’s zeigen!

    (I, 5)

    Da Viola/Cesario für Orsino wirbt, muss Olivia »ihn« zurückweisen. Und doch will sie Cesario wiedersehen und schickt ihren Diener Malvolio hinter »ihm« her. Malvolio soll Cesario einen Ring geben, von dem Olivia behauptet, dass Cesario ihn Olivia als Geschenk von Orsino überbracht hätte. Außerdem soll Malvolio Cesario ausrichten, dass er sich nicht mehr blicken lassen soll, außer um Olivia zu berichten, wie Orsino die Zurückweisung des Ringes aufgenommen hätte. Viola entschlüsselt diese komplizierte Liebesbotschaft mühelos.

    VIOLA

    Ich ließ ihr keinen Ring. Was meint dies Fräulein?

    Verhüte, daß mein Schein sie nicht betört!

    Sie faßt’ ins Auge mich, fürwahr so sehr,

    Als wenn ihr Aug’ die Zunge ganz verstummte:

    Sie sprach verwirrt in abgebrochnen Reden.

    Sie liebt mich – ja! Die Schlauheit ihrer Neigung

    Lädt mich durch diesen mürr’schen Boten ein.

    Der Ring von meinem Herrn? Er schickt’ ihr keinen;

    Ich bin der Mann. Wenn dem so ist, so täte

    Die Arme besser einen Traum zu lieben.

    Verkleidung, du bist eine Schalkheit, seh ich,

    Worin der list’ge Feind gar mächtig ist.

    Wie leicht wird’s hübschen Gleißnern nicht, ihr Bild

    Der Weiber weichen Herzen einzuprägen!

    Nicht wir sind schuld, ach! Unsre Schwäch’ allein:

    Wie wir gemacht sind, müssen wir ja sein.

    Wie soll das gehen? Orsino liebt sie zärtlich;

    Ich armes Ding bin gleich verliebt in ihn;

    Und sie, Betrogne, scheint in mich vergafft.

    Was soll draus werden? Bin ich Mann, so muß

    Ich an der Liebe meines Herrn verzweifeln;

    Und wenn ich Weib bin: lieber Himmel, ach!

    Wie fruchtlos wird Olivia seufzen müssen!

    O Zeit! Du selbst entwirre dies, nicht ich:

    Ein zu verschlungner Knoten ist’s für mich.

    (II, 2)

    Und nicht bloß Trieb zu euch

    Violas eineiiger Zwillingsbruder Sebastian hat den Schiffbruch ebenfalls überlebt, aber Viola weiß nichts davon. Sebastian wird von dem Seemann Antonio gerettet. Antonio fühlt sich trotz der kurzen Zeit, die er Sebastian kennt, so sehr zu ihm hingezogen, dass er ihm nach Illyrien folgt, obwohl er mit Orsino wegen eines Kampfes auf See verfeindet ist und es daher für ihn sehr gefährlich ist, illyrischen Boden zu betreten.

    ANTONIO

    Mög’ aller Götter Milde dich geleiten!

    Ich hab’ am Hof Orsinos viele Feinde,

    Sonst ging ich nächstens hin, dich dort zu sehn.

    Doch mag’s drum sein! Du liegst mir so am Herzen,

    Ich will zu dir und mit Gefahren scherzen.

    (II, 1)

    SEBASTIAN

    Es war mein Wille nicht, euch zu beschweren,

    Doch da ihr aus der Müh’ euch Freude macht,

    Will ich nicht weiter schmälen.

    ANTONIO

    Ich konnt’ euch so nicht lassen; mein Verlangen,

    Scharf wie geschliffner Stahl, hat mich gespornt:

    Und nicht bloß Trieb zu euch (obschon genug,

    Um mich auf einen längern Weg zu ziehn,)

    Auch Kümmernis, wie eure Reise ginge,

    Da ihr dies Land nicht kennt, das einem Fremden,

    Der führerlos und freundlos, oft sich rauh

    Und unwirtbar erzeigt. Bei diesen Gründen

    Der Furcht ist meine will’ge Liebe euch

    So eher nachgeeilt.

    SEBASTIAN

    Mein güt’ger Freund,

    Ich kann euch nichts als Dank hierauf erwidern,

    Und Dank, und immer Dank; oft werden Dienste

    Mit so verrufner Münze abgefertigt:

    Doch wär’ mein Gut gediegen wie mein Sinn,

    Ihr fändet bessern Lohn.

    (III, 3)

    Antonio leiht Sebastian seinen Geldbeutel, da Sebastian nach dem Schiffbruch mittellos ist. Später verwechselt Antonio Viola in ihrer Verkleidung als Cesario mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian und bewahrt sie vor einem Duell mit Junker Andreas, einem Hausgast Olivias. Antonio wird daraufhin verhaftet und bittet Viola/Cesario, ihm den geliehenen Geldbeutel zurückzugeben. Viola hat natürlich keine Ahnung, wovon er redet – für sie ist es ja ihre erste Begegnung.

    ANTONIO

    Nun bringt die Not mich meinen Beutel wieder

    Von euch zu fordern; und es schmerzt mich mehr

    Um das, was ich nun nicht für euch vermag,

    Als was mich selbst betrifft. Ihr steht erstaunt,

    Doch seid getrost. [...]

    Ich muß um etwas von dem Geld euch bitten.

    VIOLA

    Von welchem Gelde, Herr?

    Der Güte wegen, die ihr mir erwiesen,

    Und dann durch eure jetz’ge Not bewegt,

    Will ich aus meinen schmalen, armen Mitteln

    Euch etwas borgen: meine Hab’ ist klein,

    Doch will ich teilen, was ich bei mir trage:

    Da! Meine halbe Barschaft.

    ANTONIO

    Leugnet ihr mir ab?

    Ist’s möglich, braucht denn mein Verdienst um euch

    Der Überredung! Versucht mein Elend nicht,

    Es möchte sonst so tief herab mich setzen,

    Daß ich euch die Gefälligkeiten vorhielt,

    Die ich für euch gehabt.

    VIOLA

    Ich weiß von keiner,

    Und kenn euch nicht von Stimme noch Gesicht.

    Ich hasse Undank mehr an einem Menschen

    Als Lügen, Hoffahrt, laute Trunkenheit,

    Als jedes Laster, dessen starkes Gift

    Das schwache Blut bewohnt. [...]

    ANTONIO

    Sebastian, du entehrest edle Züge.

    (III, 5)

    Junker Andreas und Olivias Vetter Tobias verwechseln wenig später Sebastian mit Viola/Cesario und attackieren den nichtsahnenden Zwilling. Olivia, die Sebastian ebenfalls für ihren geliebten Cesario hält, geht dazwischen und entschuldigt sich für Tobias und Andreas. Wenig später macht sie Sebastian einen Heiratsantrag. Er ist natürlich komplett verwirrt, nimmt den Antrag aber ohne zu zögern an.

    OLIVIA, zu Sebastian, den sie für Cesario hält

    Ich bitt’ dich, lieber Freund,

    Gib deiner Weisheit, nicht dem Zorn, Gehör

    Bei diesem wilden ungerechten Ausfall

    Auf deine Ruh. [...] Verwünscht sei er von mir,

    Eins meiner Herzen kränkt’ er ja in dir.

    SEBASTIAN

    Wo weht dies her? Wie dünkt es meinem Gaum?

    Bin ich im Wahnsinn, oder ist’s ein Traum?

    Tauch meinen Sinn in Lethe, Phantasie!

    Soll ich so träumen, gern erwach ich nie.

    (IV, 1)

    SEBASTIAN

    Dies ist die Luft, dies ist die lichte Sonne,

    Dies Kleinod gab sie mir, ich fühl’, ich seh’ es;

    Und ob mich schon Bezauberung umstrickt,

    Ist’s doch kein Wahnsinn. Wo ist wohl Antonio?

    Ich konnt’ ihn nicht im Elefanten finden.

    Doch war er da; man gab mir den Bescheid,

    Er streife durch die Stadt, mich auszusuchen.

    Jetzt eben wär sein Rat mir Goldes wert:

    Denn überlegt mein Geist schon mit den Sinnen,

    Daß dies ein Irrtum sein kann, doch kein Wahnsinn,

    So übersteigt doch diese Flut von Glück

    In solchem Grade Beispiel und Begriff –

    Ich hätte Lust, den Augen mißzutrauen,

    Und die Vernunft zu schelten, die ein andres

    Mich glauben machen will, als ich sei toll,

    Wo nicht, das Fräulein toll; doch wäre dies

    Sie könnte Haus und Diener nicht regieren,

    Bestellungen besorgen und empfangen,

    Mit solchem stillen, weisen, festen Gang,

    Wie ich doch merke, daß sie tut. Hier steckt

    Ein Trug verborgen.

    (IV, 3)

    Den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben

    Als Romeo und Julia sich zum ersten Mal begegnen, ist Romeo noch in Rosalinde verliebt, die seine Liebe jedoch nicht erwidert. Als er Julia trifft, ist es hingegen von beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick. Ihre erste Begegnung findet bei einem Ball statt, zu dem Julias Familie, die Capulets, eingeladen haben, und auf den Romeo und seine Freunde maskiert als ungebetene Gäste eindringen. Das Familienoberhaupt der Capulets toleriert das wohlwollend, obwohl er Romeo als Familienmitglied der Montagues, seiner Todfeinde, erkennt. Julia erfährt von seiner Verwandtschaft erst, nachdem sie sich bereits in ihn verliebt hat. Die Verszeilen der ersten Unterhaltung zwischen Romeo und Julia ergeben zusammen ein Sonett.

    ROMEO

    O, sie nur lehrt den Kerzen, hell zu glühn!

    Wie in dem Ohr des Mohren ein Rubin,

    So hängt die holde Schönheit an den Wangen

    Der Nacht; zu hoch, zu himmlisch dem Verlangen.

    Sie stellt sich unter den Gespielen dar,

    Als weiße Taub’ in einer Krähenschar.

    Schließt sich der Tanz, so nah ich ihr: ein Drücken

    Der zarten Hand soll meine Hand beglücken.

    Liebt’ ich wohl je? Nein, schwör es ab, Gesicht!

    Du sahst bis jetzt noch wahre Schönheit nicht.

    [...]

    Entweihet meine Hand verwegen dich,

    O, Heil’genbild, so will ich’s lieblich büßen.

    Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich,

    Den herben Druck im Kusse zu versüßen.

    JULIA

    Nein, Pilger, lege nichts der Hand zu Schulden

    Für ihren sittsam-andachtvollen Gruß.

    Der Heil’gen Rechte darf Berührung dulden,

    Und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.

    ROMEO

    Hat nicht der Heil’ge Lippen wie der Waller?

    JULIA

    Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller.

    ROMEO

    O, so vergönne, teure Heil’ge, nun,

    Daß auch die Lippen wie die Hände tun.

    Voll Inbrunst beten sie zur dir: erhöre,

    Daß Glaube nicht sich in Verzweiflung kehre.

    JULIA

    Du weißt, ein Heil’ger pflegt sich nicht zu regen,

    Auch wenn er eine Bitte zugesteht.

    ROMEO

    So reg dich, Holde, nicht, wie Heil’ge pflegen,

    Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht. Er küßt sie.

    Nun hat dein Mund ihn aller Sünd’ entbunden.

    JULIA

    So hat mein Mund zum Lohn sie für die Gunst?

    ROMEO

    Zum Lohn die Sünd’? O, Vorwurf süß erfunden!

    Gebt sie zurück. Er küßt sie wieder.

    JULIA

    Ihr küßt recht nach der Kunst. [...]

    Geh, frage, wie er heißt. Ist er vermählt,

    So ist das Grab zum Brautbett mir erwählt. [...]

    So ein’ge Lieb’ aus großem Haß entbrannt!

    Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt.

    O, Wunderwerk! Ich fühle mich getrieben,

    Den ärgsten Feind aufs Zärtlichste zu lieben.

    (I, 5)

    Nach dem Ball verabschiedet Romeo sich eilig von seinen Freunden und kehrt zu Julias Haus zurück. Von Julia unbemerkt hört er, wie sie ihre Liebe zu ihm offenbart. Es folgt die berühmte »Balkonszene«, die unter dieser Bezeichnung bekannt geworden ist, obwohl Julia nach den Original Regieanweisungen Shakespeares »oben an einem Fenster« (»above at a window«) erscheint. In Verona gibt es heute sogar einen Julia-Balkon, in der Via Capello 23.

    ROMEO

    Doch still, was schimmert durch das Fenster dort?

    Es ist der Ost, und Julia die Sonne!

    Geh auf, du holde Sonn’! Töte den Mond,

    Der neidisch ist und schon vor Grame bleich,

    Daß du viel schöner bist, obwohl ihm dienend.

    O, da er neidisch ist, so dien’ ihm nicht.

    Nur Toren gehn in seiner blassen, kranken

    Vestalentracht einher: wirf du sie ab!

    Sie ist es, meine Göttin! Meine Liebe!

    O, wüßte sie, daß sie es ist!

    Sie spricht, doch sagt sie nichts: was schadet das?

    Ihr Auge red’t, ich will ihm Antwort geben. –

    Ich bin zu kühn, es redet nicht zu mir.

    Ein Paar der schönsten Stern’ am ganzen Himmel

    Wird ausgesandt und bittet Juliens Augen,

    In ihren Kreisen unterdes zu funkeln. [...]

    O, wie sie auf die Hand die Wange lehnt!

    Wär ich der Handschuh doch auf dieser Hand

    Und küßte diese Wange!

    JULIA

    Weh mir!

    ROMEO

    Horch! Sie spricht. O sprich noch einmal, holder Engel! [...]

    JULIA

    O Romeo, Romeo! Warum denn Romeo?

    Verleugne deinen Vater! Deinen Namen!

    Willst du das nicht, schwör dich zu meinem Liebsten,

    Und ich bin länger keine Capulet!

    ROMEO

    Hör ich noch länger oder soll ich reden?

    JULIA

    Dein Nam’ ist nur mein Feind. Du bliebst du selbst,

    Und wärst du auch kein Montague. Was ist

    Denn Montague? Es ist nicht Hand, nicht Fuß,

    Nicht Arm noch Antlitz, noch ein andrer Teil.

    Was ist ein Name? Was uns Rose heißt,

    Wie es auch hieße, würde lieblich duften.

    So Romeo, wenn er auch anders hieße,

    Er würde doch den köstlichen Gehalt

    Bewahren, welcher sein ist ohne Titel.

    O Romeo, leg deinen Namen ab,

    Und für den Namen, der dein Selbst nicht ist,

    Nimm meines ganz!

    ROMEO

    Ich nehme dich beim Wort!

    Nenn Liebster mich, so bin ich neu getauft,

    Und will hinfort nicht Romeo mehr sein.

    JULIA

    Wer bist du, der du, von der Nacht beschirmt,

    Dich drängst in meines Herzen Rat?

    ROMEO

    Mit Namen

    Weiß ich dir nicht zu sagen, wer ich bin.

    Mein eig’ner Name, teure Heil’ge, wird,

    Weil er dein Feind ist, von mir selbst gehaßt.

    Hätt’ ich ihn schriftlich, so zerriss’ ich ihn.

    JULIA

    Mein Ohr trank keine hundert Worte noch

    Von deinen Lippen, doch es kennt den Ton.

    Bist du nicht Romeo, ein Montague?

    ROMEO

    Nein, Holde; keines, wenn dir eins mißfällt. [...]

    Der Liebe leichte Schwingen tragen mich;

    Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren;

    Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann:

    Drum hielten deine Vettern mich nicht auf.

    JULIA

    Wenn sie dich sehn, sie werden dich ermorden.

    ROMEO

    Ach, deine Augen drohn mir mehr Gefahr

    Als zwanzig ihrer Schwerter; blick du freundlich,

    So bin ich gegen ihren Haß gestählt. [...]

    Liebst du mich nicht, so laß sie nur mich finden,

    Durch ihren Haß zu sterben wär’ mir besser

    Als ohne deine Liebe Lebensfrist. [...]

    JULIA

    Gut, schwöre nicht. Obwohl ich dein mich freue,

    Freu ich mich nicht des Bundes dieser Nacht.

    Er ist zu rasch, zu unbedacht, zu plötzlich;

    Gleich allzu sehr dem Blitz, der nicht mehr ist,

    Noch eh man sagen kann: es blitzt. Schlaf süß!

    Des Sommers warmer Hauch kann diese Knospe

    Der Liebe wohl zur schönen Blum entfalten,

    Bis wir das nächste Mal uns wiedersehn.

    Nun gute Nacht! So süße Ruh und Frieden,

    Als mir im Busen wohnt, sei dir beschieden.

    ROMEO

    Ach, du verlässest mich so unbefriedigt?

    JULIA

    Was für eine Befriedigung begehrst du noch?

    ROMEO

    Gib deinen treuen Liebesschwur für meinen.

    JULIA

    Ich gab ihn dir, eh du darum gefleht.

    Und doch, ich wollt’, er stünde noch zu geben.

    ROMEO

    Wollt’st du ihn mir entziehn? Wozu das, Liebe?

    JULIA

    Um unverstellt ihn dir zurückzugeben.

    Allein ich wünsche, was ich habe, nur.

    So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe,

    So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe,

    Je mehr auch hab’ ich: beides ist unendlich.

    (II, 2)

    Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand

    Othello und Desdemona begegnen sich zum ersten Mal im Haus von Desdemonas Vater in Venedig. Othello erzählt ihrem Vater seine Kriegserlebnisse. Desdemona hört mit und verliebt sich in Othello. Die beiden heiraten heimlich. Als Desdemonas Vater davon erfährt, beschuldigt er Othello, seine Tochter »verhext« zu haben. Othello schildert ihm daraufhin, wie es dazu kam, dass Desdemona sich in ihn verliebt hat.

    OTHELLO

    Ihr Vater liebte mich, lud mich oft ein,

    Erforschte fleißig meines Lebens Lauf,

    Von Jahr zu Jahr, die Schlachten, Stürme, Schicksalswechsel,

    So ich erlebt.

    Ich ging es durch, vom Knabenalter her,

    Bis auf den Augenblick, wo er gefragt.

    So sprach ich denn von manchem harten Fall,

    Von rührender Gefahr zu See und Land;

    Wie ich ums Haar dem drohnden Tod entrann;

    Wie mich der stolze Feind gefangen nahm,

    Und mich als Sklav’ verkauft, wie ich erlöst,

    Und meiner Reisen wundervolle Fahrt:

    Wobei von weiten Höhlen, wüsten Steppen,

    Steinbrüchen, Felsen, himmelhohen Bergen

    Zu melden war im Fortgang der Geschichte;

    Von Kannibalen, die einander schlachten,

    Anthropophagen, Völkern, deren Kopf

    Wächst unter ihrer Schulter: Das zu hören

    War Desdemona eifrig stets geneigt.

    Oft aber rief ein Hausgeschäft sie ab.

    Und immer, wenn sie eilig dies vollbracht,

    Gleich kam sie wieder, und mit durst’gem Ohr

    Verschlang sie meine Rede. Dies bemerkend,

    Ersah ich einst die günst’ge Stund’, und gab

    Ihr Anlaß, daß sie mich recht herzlich bat,

    Die ganze Pilgerschaft ihr zu erzählen,

    Von der sie stückweis Einzelnes gehört,

    Doch nicht mit rechter Folge. Ich begann,

    Und oftmals hatt’ ich Tränen ihr entlockt,

    Wenn ich ein leidvoll Abenteu’r berichtet

    Aus meiner Jugend. Als ich nun geendigt,

    Gab sie zum Lohn mir eine Welt von Seufzern.

    Sie schwur: In Wahrheit seltsam! Wunderseltsam!

    Und rührend war’s! Unendlich rührend war’s!

    Sie wünschte, daß sie’s nicht gehört; doch wünschte sie

    Der Himmel habe sie als solchen Mann

    Geschaffen, und sie dankte mir und bat mich,

    Wenn je ein Freund von mir sie lieben sollte,

    Ich mög’ ihn die Geschicht’ erzählen lehren,

    Das würde sie gewinnen. Auf den Wink

    Erklärt’ ich mich.

    Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand;

    Ich liebte sie um ihres Mitleids willen.

    Das ist der ganze Zauber, den ich brauchte.

    (I, 3)

    Noch farbenstrahlender, als jene Venus

    Als Antonius und Kleopatra sich kennenlernen, hat Kleopatra bereits Liebesbeziehungen zu Julius Cäsar, Pompejus und anderen hinter sich – was Antonius ihr in Wut auch einmal vorwirft:

    ANTONIUS

    Ihr wart halb welk, eh ich euch kannte: Ha! [...]

    Ich fand euch, einen kaltgeword’nen Bissen

    Auf Cäsars Teller, ja ein Überbleibsel

    Gnaeus Pompejus: and’rer heißer Stunden

    Gedenk ich nicht, die eure Lust sich auflas,

    Und nicht der Leumund nennt: denn ganz gewiß,

    Wenn ihr auch ahnen mögt, was Keuschheit sei,

    Ihr habt sie nie gekannt!

    (III, 11)

    Aus der Sicht von Antonius’ Gefolgsmann Enobarbus hört sich die erste Begegnung zwischen Antonius und Kleopatra jedoch ganz anders an. Die Textstelle ist berühmt, weil sie eng auf Shakespeares Quelle, einer Übersetzung von Plutarch, basiert. An den kleinen Veränderungen, die Shakespeare vorgenommen hat, sieht man gut, was an seinen Texten so besonders ist: Bei Shakespeare sind Wind und Segel, Wasser und Ruder ineinander verliebt und können nicht voneinander lassen, während sie miteinander kämpfen, so wie Antonius und Kleopatra.

    ENOBARBUS

    Die Bark’, in der sie saß, ein Feuerthron,

    Brannt’ auf dem Strom: getrieb’nes Gold der Spiegel,

    Die Purpursegel duftend, daß der Wind

    Entzückt nachzog: die Ruder waren Silber,

    Die nach der Flöten Ton Takt hielten, daß

    Das Wasser, wie sie’s trafen, schneller strömte,

    Verliebt in ihren Schlag: doch sie nun selbst –

    Zum Bettler wird Bezeichnung: sie lag da,

    In ihrem Zelt, das ganz aus Gold gewirkt,

    Noch farbenstrahlender, als jene Venus,

    Wo die Natur der Malerei erliegt.

    Zu beiden Seiten ihr holdsel’ge Knaben,

    Mit Wangengrübchen, wie Cupido lächelnd,

    Mit bunten Fächern, deren Weh’n durchglühte

    (So schien’s) die zarten Wangen, die sie kühlten;

    Anzündend statt zu löschen. [...]

    Die Dienerinnen, wie die Nereiden,

    Spannten nach ihr, Sirenen gleich, die Blicke,

    Und Schmuck ward jede Beugung: eine Meerfrau

    Lenkte das Steuer: seid’nes Tauwerk schwoll

    Dem Druck so blumenreicher Händ’ entgegen,

    Die frisch den Dienst versahn. Der Bark’ entströmend

    Betäubt’ ein würz’ger Wohlgeruch die Sinne

    Der beiden nahen Ufer: sie zu sehn

    Ergießt die Stadt ihr Volk: und Mark Anton,

    Hochthronend auf dem Marktplatz, saß allein,

    Und pfiff der Luft, die, wär’ ein Vakuum möglich,

    Sich auch verlor, Kleopatra zu schau’n,

    Und einen Riß in der Natur zurückließ. [...]

    Als sie gelandet, bat Antonius sie

    Zur Abendmahlzeit; sie erwiderte,

    Ihr sei willkommner ihn als Gast zu sehn,

    Und lud ihn. Unser höflicher Anton,

    Der keiner Frau noch jemals Nein gesagt,

    Zehnmal recht schmuck barbiert, geht zu dem Fest,

    Und dort muß nun sein Herz die Zeche zahlen,

    Wo nur sein Auge zehrte. [...] Nicht kann sie Alter

    Hinwelken, täglich Sehn an ihr nicht stumpfen

    Die immerneue Reizung; andre Weiber

    Sätt’gen die Lust gewährend: sie macht hungrig,

    Je reichlicher sie schenkt; denn das Gemeinste

    Wird so geadelt, daß die heil’gen Priester

    Sie segnen, wenn sie buhlt.

    (II, 2)

    Schöne neue Welt

    In dem späten Stück Der Sturm wird Prospero, Herzog von Mailand und Magier, von seinem Bruder Antonio aus seinem Reich vertrieben und mit seiner dreijährigen Tochter Miranda in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt. Vater und Tochter werden an eine einsame Insel gespült. Zwölf Jahre später fährt Antonio zusammen mit dem König von Neapel, Alonso, dessen Sohn Ferdinand und Gefolge mit dem Schiff nah an der Insel vorbei, auf der Prospero mit Miranda lebt. Mithilfe seines Luftgeists Ariel inszeniert Prospero einen Sturm, der die Schiffsbesatzung auf seine Insel spült. Er will späte Rache üben. Ariel trennt Ferdinand von den anderen und führt ihn zu Prospero. Dort begegnet Ferdinand Miranda, und Ariels Zauber sorgt dafür, dass die beiden sich auf den ersten Blick ineinander verlieben. Obwohl diese Entwicklung in Prosperos Sinne ist, tut er zunächst so, als wäre er gegen die Beziehung, um zu testen, wie standhaft die junge Liebe ist.

    FERDINAND

    Schönes Wunder,

    Seid ihr ein Mädchen oder nicht?

    MIRANDA

    Kein Wunder,

    Doch sicherlich ein Mädchen. [...] Dies ist

    Der dritte Mann, den ich gesehn; der erste,

    Um den ich seufzte. [...]

    PROSPERO

    Eins ist des andern ganz; den schnellen Handel

    Muß ich erschweren, daß nicht leichter Sieg

    Den Preis verringere. [...]

    Du denkst, sonst gäb’ es der Gestalten keine,

    Weil du nur ihn und Caliban gesehn.

    Du töricht Mädchen! Mit den meisten Männern

    Verglichen, ist er nur ein Caliban,

    Sie Engel gegen ihn.

    MIRANDA

    So hat in Demut

    Mein Herz gewählt; ich hege keinen Ehrgeiz,

    Einen schöner’n Mann zu sehn.

    (I, 2)

    Prospero setzt Ferdinand gefangen und lässt ihn Holz stapeln. Miranda versucht, ihm die Arbeit abzunehmen.

    FERDINAND

    Es gibt mühevolle Spiele, und die Arbeit

    Erhöht die Lust dran: mancher schnöde Dienst

    Wird rühmlich übernommen, und das Ärmste

    Führt zu dem reichsten Ziel. Dies nied’re Tagewerk

    Wär’ so beschwerlich als verhaßt mir; doch

    Die Herrin, der ich dien’, erweckt das Tote,

    Und macht die Mühn zu Freuden. O sie ist

    Zehnfach so freundlich als ihr Vater rauh,

    Und er besteht aus Härte. Schleppen muß ich

    Und schichten ein paar tausend dieser Klötze,

    Bei schwerer Strafe. Meine süße Herrin

    Weint, wenn sie’s sieht, und sagt: so knecht’scher Dienst

    Fand nimmer solchen Täter. Ich vergesse;

    Doch diese lieblichen Gedanken laben

    Die Arbeit selbst; ich bin am müßigsten,

    Wenn ich sie tue.

    MIRANDA

    Ach, ich bitte, plagt

    Euch nicht so sehr! Ich wollte, daß der Blitz

    Das Holz verbrannt, das ihr zu schichten habt.

    Legt ab und ruht euch aus! Wenn dies hier brennt,

    Wird’s weinen, daß es euch beschwert. Mein Vater

    Steckt tief in Büchern: bitte, ruht euch aus.

    Ihr seid vor ihm jetzt auf drei Stunden sicher.

    FERDINAND

    O teuerste Gebieterin! Die Sonne

    Wird untergehn, eh ich vollbringen kann,

    Was ich doch muß.

    MIRANDA

    Wenn ihr euch setzen wollt,

    Trag’ ich indes die Klötze. Gebt mir den!

    Ich bring’ ihn hin.

    FERDINAND

    Nein, köstliches Geschöpf!

    Eh sprengt’ ich meine Sehnen, bräch den Rücken,

    Als daß ihr solcher Schmach euch unterzögt,

    Und ich säh’ träge zu.

    MIRANDA

    Es stände mir

    So gut wie euch, und ich verricht’ es

    Weit leichter, denn mich treibt mein guter Wille,

    Und eurem ist’s zuwider. [...] Ihr seht ermüdet aus.

    FERDINAND

    Nein, edle Herrin,

    Bei mir ist’s früher Morgen, wenn ihr mir

    Am Abend nah seid. Ich ersuche euch

    (Hauptsächlich um euch im Gebet zu nennen)

    Wie heißet ihr?

    MIRANDA

    Miranda. O mein Vater!

    Ich hab’ euer Wort gebrochen, da ich’s sagte. [...]

    Was für Gesichter anderswo es gibt,

    Ist unbewußt mir; doch bei meiner Sittsamkeit,

    Dem Kleinod meiner Mitgift! wünsch ich keinen

    Mir zum Gefährten in der Welt, als euch;

    Noch kann die Einbildung ein Wesen schaffen,

    Das ihr gefiele, außer euch. [...]

    FERDINAND

    Den Augenblick, da ich euch sahe, flog

    Mein Herz in euern Dienst; da wohnt es nun,

    Um mich zum Knecht zu machen; euretwegen

    Bin ich ein so geduld’ger Tagelöhner.

    MIRANDA

    Liebt ihr mich? [...]

    FERDINAND

    Weit über alles, was die Welt sonst hat,

    Lieb’ ich und acht’ und ehr’ euch.

    MIRANDA

    Ich bin töricht,

    Zu weinen über etwas, das mich freut. [...]

    FERDINAND

    Warum weint ihr?

    MIRANDA

    Um meinen Unwert; daß ich nicht darf bieten,

    Was ich zu geben wünsche [...] Fort, blöde Schlauheit!

    Führ’ du das Wort mir, schlichte, heil’ge Unschuld!

    Ich bin euer Weib, wenn ihr mich haben wollt;

    Sonst sterb ich eure Magd; ihr könnt mir’s weigern,

    Gefährtin euch zu sein, doch Dienerin

    Will ich euch sein, ihr wollet oder nicht.

    (III, 1)

    Gegen Ende des Stücks begegnet Miranda zum ersten Mal Ferdinands Vater und seinem Gefolge. Dabei spricht sie die berühmten Worte »Schöne, neue Welt«, die der Schriftsteller Aldous Huxley als Titel für seinen 1932 veröffentlichten Roman Brave New World verwendete, der das Szenario einer totalitären Dikatur entwirft:

    MIRANDA

    O Wunder!

    Was gibt’s für herrliche Geschöpfe hier!

    Wie schön der Mensch ist! Schöne, neue Welt,

    Die solche Bürger trägt!

    (V, 1)

    In typischer Shakespeare-Manier wird ihre Sicht der Dinge sofort durch eine andere relativiert. Ihr Vater Prospero kommentiert ihren Ausruf trocken: »Es ist dir neu.«

    Wo zwei wüt’ge Feuer sich begegnen

    In Der Widerspenstigen Zähmung sucht Petruchio eine Frau. Hauptsache, sie – beziehungsweise ihr Vater – ist reich und ihre Mitgift groß genug. Petruchio lässt sich daher nicht von Katharinas schlechtem Ruf als zänkische, widerspenstige Frau abschrecken. Er legt sich einen genauen Plan zurecht, wie er sich bei ihrer ersten Begegnung verhalten will.

    PETRUCHIO

    Ist sie unbändig, bin ich toll und wild:

    Und wo zwei wüt’ge Feuer sich begegnen,

    Vertilgen sie, was ihren Grimm genährt:

    Wenn kleiner Wind die kleine Flamme facht,

    So bläßt der Sturm Feuer und alles aus.

    Das bin ich ihr, und so fügt sie sich mir,

    Denn ich bin rauh und werbe nicht als Kind. [...]

    Schmält sie, erwid’r ich ihr mit festem Ton,

    Sie singe lieblich gleich der Nachtigall.

    Blickt sie mit Wut, sag ich, sie schau so klar

    Wie Morgenrosen, frisch vom Tau gewaschen.

    Und bleibt sie stumm und spricht kein einzig Wort,

    So rühm ich ihr behendes Sprechtalent,

    Und sag, die Redekunst sei herzentzückend.

    Sagt sie, ich soll mich packen, dank ich ihr,

    Als bäte sie mich, Wochen da zu bleiben:

    Schlägt sie mich aus, so frag ich nach dem Tag

    Des Aufgebots, und wann die Hochzeit sei?

    Da kommt sie schon! Und nun, Petruchio, sprich.

    Guten Morgen, Käthchen, denn so heißt ihr, hör ich.

    KATHARINA

    Ihr hörtet recht, und seid doch hart geöhrt,

    Wer von mir spricht, nennt sonst mich Katharina.

    PETRUCHIO

    Mein Seel, ihr lügt, man nennt euch schlechtweg Käthchen [...].

    Erfahre denn, du Käthchen Herzenstrost:

    Weil alle Welt mir deine Sanftmut preist,

    Von deiner Tugend spricht, die reizend nennt,

    Und doch so reizend nicht als dir gebührt:

    Hat mich’s bewegt, zur Frau dich zu begehren.

    KATHARINA

    Bewegt? Ei seht! So bleibt nur in Bewegung

    Und macht, daß ihr euch baldigst heimbewegt;

    Ihr scheint beweglich.

    PETRUCHIO

    So! Was ist beweglich?

    KATHARINA

    Ein Feldstuhl.

    PETRUCHIO

    Brav getroffen! Sitzt auf mir.

    (II, 1)

    1Shakespeare zitiert diese Zeile aus Christopher Marlowes Gedicht Hero und Leander. Marlowe starb am 1. Juni 1593, Wie es euch gefällt hat Shakespeare aller Wahrscheinlichkeit nach 1599 verfasst.

    WILLST DU SCHON GEHN?

    Fort! Ist die Trennung schon ein ätzend Mittel,

    Sie dient für eine Wunde voller Tod.

    Away! Though parting be a fretful corrosive,

    It is applied to a deathful wound.

    (König Heinrich VI, Teil 2, III, 2)

    O tödliche Verbannung!

    Valentin, aus Die beiden Veroneser, ist in Silvia, die Tochter des Herzogs von Mailand, verliebt. Doch ihr Vater möchte, dass sie einen anderen heiratet. Valentins bester Freund Proteus ist ebenfalls in Silvia

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