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Tintenkiller: Acht Kriminalgeschichten aus der Düsseldorfer Werbeszene
Tintenkiller: Acht Kriminalgeschichten aus der Düsseldorfer Werbeszene
Tintenkiller: Acht Kriminalgeschichten aus der Düsseldorfer Werbeszene
eBook231 Seiten3 Stunden

Tintenkiller: Acht Kriminalgeschichten aus der Düsseldorfer Werbeszene

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Über dieses E-Book

Der grausame Mord an einer jungen Frau aus ihren Reihen erschüttert die Düsseldorfer Werbewelt.

Es gibt die üblichen Verdachtsmomente, die kreativen Könner und Freaks, die burnout-bedrohten Manager auf Agentur- und Kundenseite, jede Menge abstrus-irriger Klischees, Geld und Gier im Überfluss, politisch mehr oder weniger korrekte und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts, heimliche Verführer und den rumschnüffelnd-investigativen Journalisten.
Also an sich nichts Besonderes.

Sehr speziell und eigen wird es aber dann, wenn man diesen tödlichen und brisanten Fakten- und Indiziencocktail einmal kräftig durchrührt und dem Kreativkader Düsseldorf serviert, dessen talentierte Texter als feine Edelfedern arbeiten wollen und wohl auch werden.

So entstanden acht neue, packende Crime Scenes, an deren Anfang ein gewaltsam herbeigeführter Tod steht, die sich bei den gleichen Figuren und Protagonisten jedoch in unerwartete Richtungen entwickeln und mit völlig unterschiedlichem Ausgang überraschen. Begleitet wurde dieses literarische Projekt von der Exlibris Publish Redaktion.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Sept. 2015
ISBN9783739259079
Tintenkiller: Acht Kriminalgeschichten aus der Düsseldorfer Werbeszene

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    Buchvorschau

    Tintenkiller - Books on Demand

    Tell me something I don‘t know.

    Van Morrison

    Die Stories

    ZEREBRUM

    Alexander Crosland

    WENN DER FÄHRMANN EINFACH NEIN SAGT

    Delvi (P)

    BABYBLUES

    Karoline M. Martre (P)

    KEIN EMPFANG

    Philip Keens

    DIREKTOR MORD

    Henrik Bernard (P)

    KEINE HOCHZEIT UND 4 TODESFÄLLE

    Hauke Lindstädt

    MORD UM JEDEN PREIS

    Andreas Stanitzek

    DESTINATION

    Thomas Seybold

    Drei der Autoren bevorzugten unter einem Pseudonym zu veröffentlichen, gekennzeichnet mit (P). Auf Anfrage und nach Rücksprache mit den Autoren informiert Exlibris Publish gern über die wahre Identität des Mannes, bzw. der Frau hinter der Geschichte.

    Vorwort

    Man nehme einen grausamen, tückischen Mord in der Düsseldorfer Werbeszene, gebe die üblichen Verdächtigen plus Klischees, eine Prise Sex, Geld und Gier dazu, schüttele das Ganze einmal gehörig durch und serviere diesen tödlichen Cocktail den Probanden des Kreativkaders Düsseldorf, die als Texter und Konzeptioner arbeiten wollen und werden.

    Vor diese spannende Aufgabe gestellt, lieferten acht Absolventen des 9. Jahrgangs bemerkenswerte Crime Scenes ab; geprägt von Fantasie und Fabulierkunst. Acht spannende Krimis, an deren Anfang der gewaltsam herbeigeführte Tod steht, die sich jedoch in alle Richtungen entwickeln und mit völlig unterschiedlichem Ausgang aufwarten.

    Die Texter mixten alle Komponenten gekonnt miteinander, fügten etwas Lokalkolorit und eigene Erfahrungen hinzu, schrieben unter anderem aus Sicht des Täters oder aus dem Blickwinkel des Opfers und entwickelten elegische Dramen oder kompakte Short Stories, die sich als Hörspiel genau so gut eignen wie als Drehbuchvorlage.

    Bei der Begutachtung der Arbeiten konnte festgestellt werden, dass der spannende Plan funktionierte und sich die Vermutung, dass mancher Texter auch eine literarische Ader und das entsprechende Edelfeder-Talent hat, bewahrheitete.

    Das Ergebnis ist der Tintenkiller, ein feines Crime Compendium der besonderen Art.

    Spannende Unterhaltung. Gut überlegt, klug geschrieben, packend getextet. So soll es sein.

    Jörg Krogull (Hrsg.)

    Alexander Crosland

    ZEREBRUM

    Das Erste, was Sami Kaya sah, als er an diesem regnerischen Herbsttag in seinem kleinen, aber ausreichenden Appartement im 5. Stock eines Mehrfamilienhauses aufwachte, war die ergraute Raufasertapete der Wand, an der er lehnte.

    Ohne auch nur daran zu denken sich umzusehen, torkelte er mit kleinen, schleppenden Schritten und halb geöffneten Augen durch den mit Bierdosen nahezu gepflasterten Raum ins Bad. Den rechten Mittel- und Ringfinger streckte er aus und schob sich beide gemeinsam tief in den Hals. Er war Rechtshänder. Sofort beugte er sich über das Klo und kotzte sich mit lautem Gestöhne die Seele aus dem Leib. Fast hätte er es noch geschafft den Deckel hochzuklappen, aber es war zu spät.

    „So ‚ne Scheiße!", zischte er und wusste nicht, ob er es nur gedacht oder auch ausgesprochen hatte. Das passierte ihm hin und wieder. Viele Kollegen und Freunde kamen deshalb schon zu ihm. Sie dachten ihm helfen zu können. Aber Sami war schon immer ein Dickkopf, der sich nicht gerne helfen lies, wenn es nicht notwendig war. Und überhaupt war für ihn nie etwas notwendig.

    Im nächsten Moment sackte er zusammen. Erschöpft. Katerstimmung. Die Fliesen auf dem Boden waren so kalt, dass er sich schüttelte und prompt versuchte seinen Körper mit den Händen warmzurubbeln. Er bildete sich ein, seinen eigenen Atem zu sehen. So wie bei einer Expedition in der Antarktis, wo unfassbare Minusgrade herrschen. Natürlich konnte es in seiner Wohnung nicht so kalt sein, aber Sami war in Sachen Einbildung wirklich Weltklasse.

    Nach kurzem Zögern nahm er schließlich die von einem Film aus Erbrochenem überzogene Fußmatte und deckte sich damit zu, um nicht komplett zu erfrieren. Prompt schlief er im Sitzen ein und begann zu träumen. Sami träumte gerne und viel. Das kam auch schon mal tagsüber vor. Und ohne, dass er dabei schlief. Oft fiel es ihm auch gar nicht auf, weil ihm seine Träume so echt erschienen, dass er sogar Schwierigkeiten hatte, Traum und Wirklichkeit auseinander zu halten...

    ..... er war draußen. Leicht bewölkter Himmel. Milder Wind blies ihm um die Ohren. Er bekam Gänsehaut. Den Ort kannte er nicht, aber er spürte, dass er schon Mal hier gewesen war. Weite Felder, viel Natur, reichlich Laub auf dem Boden. Schön hier, wenn da nicht dieser schrille Ton wäre, der ihm allmählich in den Ohren wehtat. Ein Klingeln, wie von einem Telefon. Sami drehte sich wild umher, um diesen störenden Ton zu lokalisieren. Schließlich konnte nirgends ein Anschluss sein, da draußen.

    Dann entdeckte er das große, hölzerne Haus. Er stand direkt davor. Von dort musste es kommen. Die weiße Farbe blätterte schon ein wenig ab, es musste sehr alt sein. Davor ragte ein mächtiger Baum in die Höhe. Viel höher als das Haus es war. Einer, der so alt schien, dass man meinen konnte, er stünde schon seit der Entstehung der Erde dort. Als könne er jede Geschichte der Welt erzählen. Als sei er allwissend über alle Dinge. Aber er sah auch traurig aus. Vielleicht gerade weil er alles wusste?

    Wenige Blätter hingen nur noch daran. Sami spürte eine enge Verbundenheit mit diesem etwas gruseligen Ort. Vor allem den Baum konnte er nicht aus den Augen lassen. Indes war das Klingeln unerträglich geworden und Sami wurde fast wahnsinnig davon....

    Als schlug ihn jemand mit der Faust ins Gesicht, wachte er plötzlich wieder in seinem Bad auf dem Boden auf. Schweißgebadet. Überall Kotze. Das Telefon hatte ihn geweckt. Der gleiche störende Ton wie aus seinem Traum. Eine gute Stunde hatte er nun dort geschlafen, zugedeckt mit einer Fußmatte, die vollgekotzt war.

    Wie ein Penner, nein, viel schlimmer! Und immer noch das Klingeln in den Ohren. „Wer ist da so penetrant?, dachte er und versuchte aufzustehen, doch sein Nacken schmerzte. Steinhart. Er sank wieder auf die kalten Fliesen. Aus mit der Klingelei. Der Anrufbeantworter ertönte und eine ihm sehr bekannte Stimme kreischte lauthals aus der Anlage: „Sami, ich glaub‘, du hast sie nicht mehr alle! Wo bist du? Verdammte Scheiße! Wenn du hier nicht gleich auftauchst, dann ...ich schwöre dir, Freund. Das alles bringt dich noch um. Wenn das nicht schon passiert ist.

    Es war Rebecca, seine baldige Ex. Sie wird Schluss machen und damit die Krise des Sami Kaya abrunden. Aber vorher musste Sami noch Rebeccas Abfuhr kassieren. Auf der Stelle stand er auf. Die Schmerzen waren wie durch Zauberhand verschwunden.

    Und die ersten Erinnerungen wurden wach. Die beiden waren verabredet, und zwar seit zwei Stunden. Sami putzte sich fix die Zähne, kämmte durch sein pechschwarzes Haar, wischte kurz über die fettigen Brillengläser, steckte das knittrige Hemd in die Hose und verschwand aus der Wohnungstür. Bald darauf kam er niedergeschlagen wieder herein. Trotzig wie ein kleiner Junge, der beim Einkaufen nicht das eine tolle Spielzeug, das er unbedingt haben wollte, bekommen hatte. Als Sami sich auf seinen Lieblingssessel fallen ließ, der schon ordentlich alt und durchgesessen war, quoll Staub aus den mit braunem Leder überzogenen Polstern. Ein zerknülltes Stück Papier piekte ihn in den Rücken. Augenblicklich holte er es hervor und wollte es eigentlich direkt zu dem anderen Schmutz auf den Boden werfen, wenn da nicht dieses Polizeilogo auf dem Briefkopf gewesen wäre.

    Sami faltete das Blatt auseinander und las nur die Betreffzeile, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. „Sofortige Freistellung vom Polizeidienst. Mit offenem Mund und starrem Blick erhob er sich aus dem Sessel und ließ dabei den Brief fallen. Immer mehr erinnerte er sich. „Das war kein Selbstmord., flüsterte er und begann mitten in den Raum zu schreien: „Das war kein Selbstmord! ...Nein. Sie hat es nicht getan ..." Er rannte zur Tür, um das Licht einzuschalten. Klick. Da war es. Das letzte Stück, das gefehlt hatte, damit sich Sami komplett erinnerte.

    Seine Wand war fast wie tapeziert davon: kopierte Polizeiakten, Bilder und Zeitungsberichte. Immer ging es ihm um die eine Sache. Um den Fall Ridder. Sami war bis vor kurzem noch die rechte Hand von Oberkommissar Thomas Eppen. Wie Blitze trafen die vielen Gedanken sein Großhirn. Es schmerzte regelrecht. „Erst mal ein Glas Wasser., dachte er, nahm sich aber Whiskey. Um dann entlang seiner Ermittlungswand zu schleichen. Noch einen Whiskey. Immer wieder blieb er stehen, um kurz inne zu halten und in Denkerpose zu gehen. Doch er konnte keinen Gedanken wirklich greifen und festhalten. Murmelnd las er einige Überschriften der Zeitungsartikel vor, die allesamt aus der Feder des Boulevardblattes Klartext stammten: „Unnachahmliche Polizeiarbeit von Thomas Eppen! ...Gotham hat Batman. Wir haben Thomas Eppen. ...Thomas Eppen, die Lösung für alle Fälle. ...Wer braucht schon Sherlock Holmes? Wir haben Thomas Eppen.

    Sofort hustete er klebrigen, gelben Schleim in sein Glas. Sein ehemaliger Vorgesetzter war unheimlich beliebt bei den Medien. Allen voran aber bei „Klartext". Sami hatte schon immer das Gefühl, dass zwischen Willy Rosenkranz, einem Klartext-Journalisten, und Eppen irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Offensichtlich war er damit der einzige.

    Aber nie war er sich so sicher, wie beim Fall „Ridder". Eppen konnte beweisen, dass es Selbstmord war, aber Sami wusste, dass die Beweise gefälscht gewesen sein mussten. Er hatte es irgendwie im Urin. Nadja Ridders Leiche fand man nur mit einem Designer-Kleidchen bekleidet am Rande des Stadtgrabens. Sami schaute sich immer und immer wieder die Bilder aus den Akten an seiner Wand an. Nun, der Fall wurde ad acta gelegt und Klartext berichtete mal wieder vom großen Helden, Thomas Eppen. Die Leute glaubten ihm.

    Die leicht beeinflussbare Gesellschaft glaubte allen voran immer dem schnellsten aller Boulevardblätter, Klartext, die immer dicht an Eppens Fersen arbeiteten und ihre Infos so aus erster Hand bekamen. Die falschen, wie Sami das sah. Klartext bekam immer die fettesten Stories und Thomas Eppen wurde von Mal zu Mal berühmter. Keiner bemerkte, dass sie den in Samis Augen hoffnungslos überschätzten Ermittler Eppen unwahrscheinlich in den Himmel lobten. Fast so, als wäre er ein Popstar. Und die Menschen nahmen das an. Sie akzeptierten oft Dinge, bei denen sie kein besonders kompliziertes Verständnis benötigten. „Mieser Hochstapler.", fluchte Sami. Er wollte die Leute wissen lassen, dass mehr hinter dem Fall steckte und die Wahrheit aufdecken. Also rollte er den Fall nochmal komplett aus. Auf eigene Faust und natürlich ohne jegliche Befugnisse.

    Durch seinen guten Freund Jan, der im Polizeiarchiv tätig war, kam er an die Unterlagen zum Fall Ridder und richtete sich Zuhause sein eigenes kleines Ermittlungsbüro ein. Jan unterstützte Samis Meinung beim Mordfall Ridder und half ihm sowieso immer, wenn er ihn brauchte. Dass die beiden sich damit strafbar machten, war ihnen bewusst, aber auch die Sache wert. Bald schon drehte sich Samis Leben nur noch um diesen Fall. Er war wie besessen und tat nichts anderes mehr. Wurde beurlaubt und jetzt trennte sich auch noch seine Freundin von ihm.

    Er versank immer mehr in diesem Strudel. Nadja Ridder arbeitete vor ihrem Tod in der Werbeagentur BW&H als Assistentin von Benedikt Homberg, dem Creative Director und Cheftexter der Agentur. Nach Polizeiinformationen war Nadja eine stets vorbildliche und lebensfrohe Mitarbeiterin, die sehr viel zum guten Arbeitsklima beigetragen hatte. Es gab viele Fragen, zu denen Sami Antworten brauchte. Nadja konnte er natürlich nicht fragen, obwohl sie diese Fragen am aller besten und ehrlichsten beantworten könnte. Aber vielleicht, so dachte er, bekam er Informationen aus ihrem näheren Umfeld. Deshalb beschloss er am Abend zu BW&H zu gehen.

    Es war ein kalter Herbstabend. Sami kaufte sich unterwegs ein Päckchen Zigaretten. Eigentlich rauchte er nie, aber er hatte mal gehört, dass das die Nerven beruhigen solle. Und aufgeregte Nerven hatte er viele. Bald stand er vor dem großen Gebäude der Werbeagentur. Der Glas-Metall-Holz gewordene Traum eines extrem ambitionierten Architekten.. Imposant, aber Geschmackssache.

    „Komischer Haufen, diese Werbeleute., sagte er, obwohl er es nur denken wollte. Genau betrachtete er die Fassade und versuchte durch die Fenster ein paar Details zu erhaschen. Viele Leute waren nicht mehr da, die meisten Lichter schon aus. Etwas unbehaglich trat er die Zigarette auf dem Boden aus und ging trotzdem rein. Drinnen, im sehr großzügigen und modern minimalistisch eingerichteten Foyer begrüßte ihn die Empfangsdame recht herzlich: „Willkommen bei BW&H, was kann ich ihnen antun?, und lachte dabei piepsig.

    Sami fühlte sich, als stieß ihn der Schall des Lachers um. Er wippte mit dem Körper dagegen um nicht rückwärts zu fallen, und fiel fast nach vorne um. „Hast Du das auch Nadja gefragt, Du verdammte Mörderin? Grins nicht so verschissen!", dachte er und wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob sie eine Reaktion zeigt. Das hätte sie auch sicher getan, wenn Sami das ausgesprochen hätte.

    Tat sie aber nicht, also antwortete er gelassen: „Guten Abend, mein Name ist ..., kurz überlegte er, ob er sie anlügen sollte, ließ es aber dann doch bleiben, „Sami. Kannten Sie eine Frau Nadja Ridder? Sie hat hier gearbeitet. Kaum hatte Sami das letzte Wort ausgesprochen, fing die Gute an zu weinen. Mit lautem Gejaule heulte sie ihm vor, was für eine tolle Mitarbeiterin Nadja war und dass alles, was passierte, ganz schrecklich für sie ist.

    Doch Sami, ganz Polizist, blieb cool. Er dachte daran, dass Nadja vielleicht gar nicht so beliebt war und die Empfangsdame jetzt nur so ein Theater machte, um ihn abzulenken. Dass die Frau vielleicht etwas witterte. Und dass dann vielleicht sogar die Polizeiakten getürkt wurden. Inzwischen schien alles möglich. Als sie merkte, dass Sami keine Reaktion zeigte, wischte sie sich die letzten herausgepressten Kullertränen aus dem Gesicht und schluchzte noch ein wenig.

    „Alles in Ordnung?, fragte Sami. Sie schaute ihn ernst an. „Muss ja. Entschuldigen Sie. Nun, ich kannte Nadja. Warum fragen Sie? Auf die klassische Warumfrage war er sichtlich nicht vorbereitet. „Ich – ähh – bin ein alter Schulfreund von ihr. Der Schweiß lief ihm in Bächen herunter. Er wusste, dass es heftige Probleme gäbe, wenn seine privaten Ermittlungen öffentlich würden. Doch Sami bäumte sich auf, ganz nach dem Motto: Augen zu und durch. „Also – ähh – wie gesagt, klar? Ich habe jetzt auch keine Zeit für ein Kaffeekränzchen. Sind noch Sachen von Nadja hier? „Nee, die sind alle von der Polizei abgeholt worden. Thomas Eppen, haaach, ein toller Mann und der tollste Kommissar der Welt. Der hat sich dem Fall höchstpersönlich angenommen. Den kennen Sie doch, oder nicht?"

    Natürlich kannte Sami ihn. Besser sogar als sonstwer. „Also, kannste vergessen hier., sagte Sami leise und wollte das wieder einmal nur denken. Die Frau guckte ganz entsetzt. „Wie bitte?, fragte sie. Sami erwiderte: „Ach, ja na klar. Wenn das so ist, dann wird das schon alles seine Richtigkeit haben. Ich muss dann auch mal wieder, schönen Abend!" Frech grinsend, näherte er sich langsam dem Ausgang. Doch bevor sich Sami vollends umdrehte, sah er noch einen Mann aus dem Fahrstuhl kommen.

    Der verabschiedete sich ebenfalls von der Empfangsdame und stürmte an Sami vorbei nach draußen. Das alles passierte in wenigen Sekunden, doch Sami sah es wie in Zeitlupe. Dabei entdeckte er das Logo der Klausen GmbH auf einem kleinen Schild, das der Mann bei sich trug.

    Auf dem Heimweg machte Sami noch einen kleinen Abstecher zu „Maggo’s", der Kneipe eines Freundes. Hin und wieder konnte Sami dort mal einen umsonst heben, weil er dem Wirt mal einen Gefallen getan hatte. Er setzte sich direkt an die Bar. Ohne zu bestellen, stand schon nach einer Minute ein frisch gezapftes Bier vor seiner Nase. Das Maggo’s war an diesem Abend, wie so oft, sehr gut besucht. Trotzdem kannte Sami hier niemanden. Also saß er weiter alleine an der Bar und träumte vor sich hin. Wie ein kleiner Junge, der nicht bei den großen mitspielen durfte, schaute er hinüber zu einer Gruppe Menschen. Schon leicht angetrunken lachten sie und hatten eine Menge Spaß. Spaß hatte Sami schon lange nicht mehr. Dann wurde er plötzlich heftig angerempelt.

    Er drehte sich und sah eine Frau. Sami nahm sie blitzschnell unter die Lupe: Augen verheult, Schminke verwischt, sturzbetrunken. Eigentlich wollte sie nur zur Bar, um zu bestellen. „Swwei tooppelde Koan ...büdde. Ihre Fahne war ekelerregend. Während der Barmann ihr die Schnäpse auf die Theke bretterte, schaute sie zu Sami. Sie lehnte sich zu ihm und sagte: „Ih blas dir einn - für einhundert. Doch bevor Sami überhaupt reagieren konnte, zog sie einer der Männer weg. „Komm jetzt! Fragend schaute Sami zum Barkeeper. „Kennst du die?, fragte er ihn. „Oh ja. Glaub mir Sami, lass dich nicht auf die ein. Wenn ihr Alter davon erfährt, bist du dran. „Wer ist ihr Alter? „Sami, das ist Mira Gentheim, die Alte vom Kaiser. Vom jungen Kaiser – Felix Kaiser. Der übernimmt doch bald diese Klausen Dingens., flüsterte er Sami noch zu, bevor er hinter dem Tresen verschwand. „Ähh, damit das klar ist, ich wollte nichts von ihr. Sie kam auf mich zu., sagte Sami perplex und über dem Tresen lehnend.

    Der Barkeeper tauchte wieder auf und sagte mit hochgezogenen Augenbrauen: „Yo, schon klar. Sami beließ es dabei und schaute Mira hinterher. „Natürlich!, dachte er, als er ihn sah. Mira war die Freundin von demjenigen, dem er noch vor kurzem über den Weg gelaufen war. Der mit dem Klausen GmbH-Schild. In einer der hinteren Ecken saß er und wartete darauf, dass er seinen von seiner Freundin bestellten Korn bekam. Offenbar gab es etwas zu feiern.

    Sofort machte sich Sami auf nach Hause. Dort recherchierte er ein wenig im Internet. Da hatte er es schwarz auf weiß: Die Klausen GmbH war ein Beratungsunternehmen und Kunde bei BW&H. Der dynamische junge Mann war Felix Kaiser,

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