Igor, Malle & Ich: Über das Glück, fliegen zu lernen...
Von Karen Tangermann
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Über dieses E-Book
Karen Tangermann
Die Autorin war viele Jahre Texterin und Kreativdirektorin in einer renommierten Werbeagentur. Durch ihre Arbeit mit Kindern erstand der Wunsch, ihnen ein Buch zu schreiben. Ihre Leidenschaft für Tiere und unberührte Natur fließen in diesem Text zusammen.
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Buchvorschau
Igor, Malle & Ich - Karen Tangermann
Schluss
Ein vergessener Ort
Kennt ihr den alten Louisenpark? Nein? Kein Wunder!
Da geht ja auch niemand von euch Menschen mehr hin.
Seit Ewigkeiten. Alle Mauern, Gitter, Tore sind total grün vor lauter Pflanzen. Guckt einmal ganz genau hin!
Dann seht ihr, dass es hier mal Wege, Bänke und einen Spielplatz gegeben hat.
Früher glänzte ein prachtvolles Eisentor in der Sonne.
Weit geöffnet lud es alle Kinder zum Toben und sich Verstecken ein. Heute hängen von seinen verrosteten Verzierungen meterlange Efeuranken wie Schleier herunter. Schiebt sie beiseite – dann könnt ihr das kleine Gartenhäuschen sehen: verfallen, die Fenster ohne Glas, die Mauern eingestürzt, das Dach eingesunken. Es sieht aus, als hätte es die Kraft verlassen, aufrecht zu stehen. Längst haben Wurzeln begonnen, sich um die Trümmer zu schlingen. Ein bisschen unheimlich wirkt das.
Vor langer Zeit hat vielleicht einer Eurer Opas in diesem Park Räuber und Gendarm gespielt, sich an Rosendornen die Hosen aufgerissen, Eidechsen und Käfer gefangen, ist auf Bäume geklettert oder hat versucht, durch verrückte Taten Eurer Oma zu zeigen, wie cool er ist…
Nachdem die Menschen den Park vergessen hatten, verwandelte er sich allmählich in einen richtigen Dschungel. Wir, die Tiere, konnten aufatmen. Endlich ungestört! Keine Gärtner, kein Krach, keine gestutzten Büsche, kein Unkraut-Vernichter, keine Schmetterlings-Kescher… das Paradies war zurück! Toll!
Wenn ihr aber glaubt, wir leben hier hinter dem Mond, so habt ihr euch schwer getäuscht! Nehmen wir zum Beispiel Igor Igel, der sich zwischen den Wurzeln der uralten Eiche, dicht an der hinteren, völlig mit Moos überzogenen Mauer, eine große Höhle eingerichtet hat:
„Mist! Oh! Ja! Fast! Jaaaahhhh – jetzt hab' ich dich!
Zack, zack! Ha - das war's, mein Freund!!! OH NEEIINN!!! Na, warte! Oh Gott! Uuhhhh….….beinah'.
Das war knapp…"
Seht ihr die Sammlung von Igor? Die vielen Regale voller Baller-Spiele? Den riesigen Monitor, die Boxen, den ultramodernen Rechner? Gigantisch! Er liebt nur eins: Computer, Computer, Computer. Seit Monaten schon hat er keinen Freund mehr besucht. Und niemand ihn. Hat er überhaupt jemanden?
Doch - seine Mutter, Ida Igel, die nebenan wohnt. Sie schüttelt nur noch traurig den Kopf, weil Igor sie scheinbar völlig vergessen hat. All' ihre Stacheln sind vor lauter Sorge um ihren Sohn grau geworden.
Aber Igor ist in seinem Element: Solange der Rechner nicht abstürzt, ist er glücklich. Wenn er seine Pfoten schonen muss, weil die vom vielen Knöpfe drücken angeschwollen sind, surft er mit Turbo-Geschwindigkeit im Internet. Knurrt der Magen, zupft er sich einen Wurm vom Rücken (getrocknet sind sie ihm am liebsten). Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, wackelt er zu einem uralten Komposthaufen, den die Gärtner vor mehr als 70 Jahren angelegt haben. Dort wimmelt es nur so von fetten Regenwürmern. Einmal wälzen – und schon sind die Armen aufgespießt. Igitt!!!
Es scheint, als wäre der Computer ein ultrastarker Magnet und Igor ein Nagel aus Eisen. Eigentlich ist er noch sehr jung - aber schon so steif, dass er sich nicht mehr richtig zu einer Stachelkugel zusammenrollen kann! Sogar wenn er Pipi machen muss, steht er nicht auf! Dafür benutzt er eine schöne Porzellantasse mit Rosenmuster. Igitt, igitt!!! Bestimmt hat eine eurer Omas die hier beim Picknick vergessen.
Ihr fragt, wie denn die Kabel für die Internetverbindung zu dieser schönen alten Eiche kommen konnten. Das war auch mir ein Rätsel, bis ich vor zwei Wochen auf Malle Maulwurf traf, der – das ist sehr, sehr selten - seinen schwarzen Kopf aus der Erde streckte. Ihn zierte eine riesige Beule!
„Was ist denn mit dir passiert?" Ich war entsetzt, Malle Maulwurf so zu sehen. Sein linkes Auge war total zugeschwollen, aus seinem rechten schossen böse Blicke.
„So eine Gemeinheit! Ich habe doch meinen längsten und geradesten Tunnel bis zur Straße gebaut – dahin, wo diese stinkenden Kisten einen Höllenlärm machen.
Für die fünfzig Meter habe ich fast drei Wochen gebraucht! Weil ich den auch noch vier mal breiter und höher haben musste als alle anderen. Für Purzelbäume.
Als ich gestern dort Jogging machen wollte, habe ich mich total doll gestoßen! Irgend so ein Mistkerl hat MEINEN schönen Gang benutzt, um doofe Kabel darin zu verlegen!!!"
Aha – so war das also: Igor Igel hatte in einem Anfall von Arbeitswut – natürlich nur, weil das Internet sonst nicht funktioniert hätte – einfach einen Teil von Malle Maulwurfs Bau für sich und sein Computerkabel in Beschlag genommen! Zum Glück ist Malle unglaublich fleißig und Herr über unzählige Gänge. Jeden Tag baut er welche dazu und die fertigen klopft er liebevoll mit seinen Schaufelhänden immer wieder fest und fester. Er ist unheimlich stolz auf sein Meisterwerk – ein echter Künstler, ein perfekter Statiker. Ich wäre an seiner Stelle RICHTIG sauer auf Igor!
Ich mag Malle sehr gern, auch wenn ich ihn selten sehe.
Aber verstehen kann ich ihn nicht so ganz. Für ihn gibt es nur buddeln, buddeln, buddeln – ohne Sonne, Blumenduft, Sommerwind… und fressen, fressen, fressen – schleimige Regenwürmer auch noch! Igitt!!!
Aber eins muss man Malle lassen: er ist ein echt sportliches Arbeitstier. Manchmal beobachte ich, wie frische Erde zu einem kleinen Berg getürmt wird und gleich danach – nur ein paar Meter weiter - schon wieder! So schnell und stark wie er ist kein anderer Maulwurf.
Malle wird „oberirdisch"
Wenn ihr glaubt, wir Tiere im Louisenpark hätten ein total langweiliges Leben, so täuscht ihr euch schon wieder. Durch meine spezielle Fähigkeit kann ich fast