Der Elfenprinz
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Über dieses E-Book
Am 3.11.2008 wurde das Buch in der Sednung Lese:Zeichen im Bayerischen Fernsehen vorgestellt: http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/lesezeichen/buchtipps-das-lesen-unsere-zuschauer-lesezeichen-2008-11-03-ID1232548382741.xml
Marcus von Moreau
Marcus Freiherr von Moreau wurde am 11.10.1950 auf Schloss Schönach/Oberpfalz geboren und lebt heute in München.
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Buchvorschau
Der Elfenprinz - Marcus von Moreau
Schluss
Ein kleiner Baum und eine tiefe Höhle
Es war einmal ein kleiner Baum in einem großen Wald. Im Sommer ließ die Sonne ihre Strahlen auf seinen Zweigen tanzen, und wenn es regnete, liefen dicke Tropfen an seinem Stamm herunter. Im Winter hatte er ein weißes Röckchen an, und er glitzerte dann, als sei er mit tausend Diamanten behängt.
Unter dem Bäumchen führte ein Erdloch hinunter in die Tiefe. Und wenn man tiefer und tiefer ging, dann gelangte man weit unter den Wurzeln des Waldes zu einer großen Höhle. In dieser Höhle lebten Zwerge – aber keine gewöhnlichen Zwerge, sondern eine ganz besondere Zwergenart, die es auf der Welt nur einmal gab. Der kleine unscheinbare Baum hütete also ein kostbares Geheimnis unter seinen Wurzeln. Diese Zwerge waren nicht nur sehr viel älter als andere Zwerge, sie konnten nicht nur sehr viel besser zaubern, sondern ... sie lebten gleichzeitig in verschiedenen Zeiten.
Stell dir einmal vor, du liegst im Sommer auf einer Wiese, und die Sonne scheint dir ins Gesicht, Bienen summen, und du siehst Käfer, Würmer und allerlei andere kleine Tiere zwischen den Blumen und Gräsern herumkrabbeln. Du liegst ruhig da und genießt den schönen Tag, und plötzlich fällt dir etwas ein: Heute wollte doch dein Freund zu Besuch kommen! Jetzt sitzt er traurig in deinem Zimmer und wartet auf dich. Du siehst alles genau vor dir, als wäre es wirklich. Dein Freund ist aufgestanden, geht zum Fenster und hält Ausschau nach dir. Dabei fragt er sich, wo du nur bleibst. Während du auf der Wiese liegst, siehst du vor deinem inneren Auge deinen Freund so deutlich, als wärest du mit ihm im Zimmer.
Nun konnten die Zwerge, von denen ich hier erzählen will, nicht nur zwei Orte gleichzeitig sehen, sie konnten sich auch gleichzeitig an zwei Orten aufhalten. Sie könnten neben dir auf der Wiese sitzen und gleichzeitig, im selben Moment, deinen Freund im Zimmer aufsuchen und ihn trösten. Eine solche Gabe ist doch wirklich etwas Außerordentliches! Für diese Zwerge gab es die Zeit und den Raum nicht so wie für uns.
»Warum kommst du denn so spät?« fragt die Mutter.
Da ist wieder einmal mehr Zeit vergangen, als du eigentlich wolltest.
»Ach, noch zehn Tage bis Weihnachten!« seufzt du ein anderes Mal. Auf Weihnachten musst du warten wie auf viele Dinge, auf die du dich freust. So ist es eben mit der Zeit. Manchmal ist sie zu kurz und manchmal zu lang.
Die Zeitzwerge, von denen ich hier erzähle, lebten nicht nur außerhalb der für uns so normalen Zeit, sondern sie waren auch sehr weise und gütige Zwerge. Sie verwendeten ihre wundervolle Gabe niemals, um anderen zu schaden oder ihnen Leid zuzufügen. Dennoch hatten sie mächtige und böse Feinde, denen das nicht gefiel und die immer wieder danach trachteten, Unheil anzurichten. Allen Wesen versuchten diese düsteren Schattenkreaturen – die Gilguds – zu schaden. Von den Gilguds werde ich noch erzählen.
Die Gesichter der Zeitzwerge wirkten sehr jung, obwohl sie von langen, weißen Bärten umrahmt waren. Wenn man ihnen in die Augen schaute, dann war man plötzlich auch außerhalb der Zeit. Es war wie das Versinken in einem tiefen See, von weichen Wellen umspült. Man vergaß alles um sich herum. Auch wir leben manchmal außerhalb der Zeit. Vielleicht erinnerst du dich, dass du einen Nachmittag lang mit deinen Freunden gespielt hast und so in dein Spiel vertieft warst, dass du gar nicht merktest, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ohne darauf zu achten, verbrachtest du diesen Nachmittag außerhalb der Zeit. Auch wir können also außerhalb der Zeit sein, aber nur, wenn wir es nicht wahrnehmen.
Ähnlich verhält es sich mit den Träumen. Wenn du träumst, weißt du nicht, dass du gerade träumst. So kannst du also deine Träume nicht steuern und nicht beeinflussen. Aber du weißt nicht, ob das, was im Traum passiert, nicht auch Wirklichkeit ist. Eine andere Wirklichkeit als das normale tägliche Leben. Im Traum empfindest du das, was du gerade erlebst, als wirklich. Die Angst, die du fühlst, wenn du vor einem Ungeheuer davonrennst, ist sehr wirklich. Und ein andermal hast du einen so schönen Traum, und nach dem Aufwachen bist du so glücklich, dass du gleich wieder einschlafen möchtest, um den Traum weiterzuträumen. Im Laufe des Tages beginnen die Bilder des Traums zu verblassen, und schließlich erscheinen sie dir nur noch als eine nebelhafte Vergangenheit, die du mehr und mehr vergisst. Manchmal