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I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y: Veränderte Fassung der Masterarbeit in Europäischer Medienwissenschaft
I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y: Veränderte Fassung der Masterarbeit in Europäischer Medienwissenschaft
I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y: Veränderte Fassung der Masterarbeit in Europäischer Medienwissenschaft
eBook179 Seiten1 Stunde

I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y: Veränderte Fassung der Masterarbeit in Europäischer Medienwissenschaft

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Über dieses E-Book

Seit dem 16. Jahrhundert heißt es: Wer in der Gesellschaft teilhaben möchte, braucht (Lohn-) Arbeit. Jahrhunderte später hat sich daran nichts geändert, nur ist die Abfolge von Zeiten des Schaffens mittlerweile zu einem komplizierten Gebilde geworden: die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen. Die Arbeitswelt ändert sich rasant und stellt vielfältige Bedingungen an den Leistungsmenschen des 21. Jahrhunderts. Damit ändert sich auch die Sicht auf Arbeit. Hier kommt die Sprache immer wieder auf eine Gruppe: die sogenannte Generation Y. Als Karriereverweigerer werden sie in den Medien oft beschrieben. Doch entspricht dies den Tatsachen? Worum geht es ihnen, warum streben einige nach anderen Formen von Arbeit? Wir sind oder wir sind eben nicht, was wir arbeiten! Hauptsache anders. Dieses Buch möchte Inspiration liefern, Mut aufzeigen – und dazu anregen, tradierte Strukturen zu überdenken. Ich möchte lieber nicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Juni 2015
ISBN9783739290386
I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y: Veränderte Fassung der Masterarbeit in Europäischer Medienwissenschaft
Autor

Jo Graff

Freigeist, Medienjunkie und Design Thinkerin: Jo Graff liebt kreative Ideen und internationale Herausforderungen. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Journalistin und verbrachte die letzten Jahre damit, den Globus zu erkunden. So zog es sie nach Skandinavien zum Studieren, für Jobs und Freiwilligenarbeit nach New York, Indien und Vietnam. Neben ihrem Bachelorstudium der Kommunikationswissenschaft & Komparatistik sowie der Europäischen Medienwissenschaft im Master begleitete Jo Medienprojekte in Europa und Afrika. Selbst der sogenannten Generation Y angehörend und inspiriert von ihrem Zusatzstudium an der HPI School of Design Thinking, setzte sie sich im Rahmen ihres Abschlussprojektes am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam sowie am Fachbereich Design der Fachhochschule mit der Arbeitsphilosophie dieser viel diskutierten Generation auseinander. Die Wahlberlinerin regt in ihrem Projekt „I would prefer not to.“ dazu an, bestehende Arbeitsmodelle zu hinterfragen. Jo ist Gründungsmitglied der Innovationsagentur „Kill Your Darling“. In einem vierköpfigen internationalen Team arbeitet sie als Innovationscoach daran, unsere Welt nachhaltiger zu gestalten.

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    Buchvorschau

    I would prefer not to. Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y - Jo Graff

    Ein Buch über das Nein-Sagen

    Inhalt

    Das Wort zum Anfang

    I. Kapitel

    I would prefer not to

    Der Bartleby-Effekt: Wir besetzen die Wall Street

    II. Kapitel

    Das Problem mit der Generation Y

    Ein erster Versuch der Einordnung: Die Generation Y als Medienbegriff

    Die Mediendebatte zur Generation Y: Ein Stimmungsbild

    Anklagende Berichterstattung

    Appellierende Berichterstattung

    Idealisierende Berichterstattung

    Zur Generationenfrage: Unsinn mit Y

    Das Problem mit den Generationen: Der Generationenbegriff

    Das Zusammenspiel der Generationen

    Ein zweiter Versuch der Einordnung: Was sind GenY-Pioniere?

    Der Weg ist das Ziel: Anders arbeiten

    III. Kapitel

    Die Ausgangssituation der GenY-Pioniere: Survival of the Fittest

    Schluss mit Lebensprokrastination Wir sind nicht, was wir arbeiten

    Wir sind, was wir arbeiten

    Neue Arbeit braucht das Land

    Das Wort zum Schluss: Ich arbeite. Wer bin ich?

    „Without work, all life goes rotten. But when work is, soulless, life stifles and dies."

    Albert Camus

    Das Wort zum Anfang

    Ich arbeite – also bin ich. Der Grundrhythmus der Arbeit gehört seit jeher zum Leben des Menschen und wurde von zahlreichen Schriftstellern, Publizisten, Philosophen und Politikern betrachtet und diskutiert. Ob als Jäger und Sammler, der ältesten Wirtschaftsform der Menschheit, oder heute als Unternehmer mit MacBook und Coffee-to-Go gewappnet – über die eigene Tätigkeit wird die Verteilung des (Volks-) Einkommens reguliert: Wer teilhaben möchte, muss sich kümmern – und braucht demnach: Arbeit. Oder um es in den Worten der Bibel zu sagen: „So jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen."¹

    Arbeit in Europa ist seit dem 16. Jahrhundert mit Lohnarbeit gleichgesetzt; die Enteignung der Gemeindeflächen durch die Feudalherren markiert den Beginn. Mit dem Calvinismus kam die Radikalisierung des lutherischen Gedankenguts: unbändiger Arbeitsfleiß wurden zum Selbstzweck des Lebens und der Müßiggang zur schlimmsten Sünde stilisiert, die den Menschen verdirbt.²

    War Arbeit in der Antike noch regelrecht verpönt, wurde mit der Reformation die Zeit des Nichts-Tuns endgültig für beendet erklärt und in der Folge hart gegen Arbeitsverweigerer vorgegangen. Strafen, Verbote und Zwangsmaßnahmen sah der protestantische Arbeitsethos vor für jene, die sich nicht beteiligten: Bettler wurden in Arbeitshäuser gesperrt, um kuriert zu werden, der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. verordnete Prügelstrafen für unproduktive Arbeiter(innen)³, die sich zu lange unterhielten, im NS-Faschismus wurden sogenannte Arbeitsscheue verfolgt und in Konzentrationslager gebracht. Mit dem Asozialen-Paragraf wurde zu DDR-Zeiten gegen Untätige vorgegangen und bis 1974 durften Arbeitsunwillige auch in der Bundesrepublik in geschlossene Anstalten eingeliefert werden.⁴ Mittlerweile gilt das Recht auf Arbeit als elementar:⁵ es ist ebenso wie das Recht auf freie Berufswahl, gerechte Arbeitsbedingungen und Schutz vor Arbeitslosigkeit in Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert, welche auch Deutschland unterzeichnet hat. In der Bundesrepublik ist das Recht auf Arbeit dennoch nicht im Grundgesetz verankert. Heute scheint jedoch so oder so alles zur Arbeit geworden zu sein, wie der Jungphilosoph Patrick Spät schreibt: seien es Trauerarbeit, Blowjob oder Work-Out.⁶

    In der Gesellschaft der Moderne ist die Abfolge von Zeiten des Schaffens zu einem komplizierten Gebilde geworden. Neben den Terminus Arbeit trat jener der Freizeit – ein Begriff, der mit der Pflege des eigenen Wohls und sozialer Kontakte einhergeht; jene Mitte der Existenz, die „als Muße im Sinne geistiger Orientierung"⁷ bezeichnet wurde. In der heutigen Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben immer mehr – ein Grund, warum die Work-Life-Balance verstärkt in der medialen Berichterstattung zur Sprache kommt und von immer mehr Menschen gelebt werden möchte. Dabei wird vor allem auf eine Gruppe verwiesen: Die Generation Y, die ein anderes Verständnis von Arbeit entwickelt zu haben scheint.

    Die folgende Projektarbeit setzt sich mit der Sicht auf Arbeit dieser Generation auseinander. Als Ausgangspunkt dient Herman Melvilles Kurzgeschichte Bartleby, the Scrivener: A Story Of Wall Street von 1853, die noch heute dazu anregt, über das Konstrukt Arbeit nachzudenken. Bartlebys Arbeitsverweigerung wird im ersten Kapitel analysiert und liefert Impulse, um die Arbeitsphilosophie der Generation Y zu untersuchen und zu hinterfragen. Handelt es sich tatsächlich um Karriereverweigerung? Worum geht es der Generation Y? Und warum streben einige unter ihnen neue Formen von Arbeit an?

    Um Rückschlüsse auf den Terminus Generation Y und charakteristische Elemente der sogenannten Ypsiloner⁸ zu ziehen, erfolgt eine Betrachtung des medialen Stimmungsbildes und des Generationsbegriffs als solchen. Für eine detailliertere Betrachtung wird ein eigener Begriff – GenY-Pionier – geschaffen. Gesinnung und Situation der GenY-Pioniere werden betrachtet, Potenziale und Schwierigkeiten dieser Denkweise herausgestellt. In den weiterführenden Kapiteln kommen Persönlichkeiten aus der Gruppe dieser Arbeitsavantgarde auf Exkursseiten und in Interviews zu Wort: Ihre Aussagen sollen als Inspiration dienen, tradierte Strukturen zu überdenken und den Lesern neue Impulse an die Hand geben.

    Letztlich wird eine Verbindung zwischen der Denkfigur Bartleby und den selbstbestimmt Arbeitenden gezogen. Im abschließenden Kapitel wird die Thematik aus der Ich-Perspektive reflektiert. Als Autorin selbst der Generation Y angehörend, kann und möchte die Arbeit I would prefer not to.| Zur Arbeitsphilosophie der Generation Y weder Anspruch auf Vollständigkeit noch Objektivität erheben. Es handelt sich bei dieser Arbeit um ein exploratives Experiment zum Thema – eine Synthese aus Theorie und Praxis, Wissenschaft und Kommentar, Kultur- und Medienwissenschaft, Philosophie, Soziologie und Wirtschaftsaspekten. Am Ende steht der Leser, der seine eigene Arbeitsphilosophie hinterfragen soll.


    ¹ Apostel Paulus, 2 Thess 3.10, zit. nach Spät, 2014, S. 14

    ² vgl. Faßmann, 2014; Spät, 2014, S. 52

    ³ Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit im weiteren Verlauf auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Personenbezeichnungen gelten für beiderlei Geschlecht.

    ⁴ vgl. Spät, 2014, S. 52-58; Stegemann, 2013

    ⁵ Oder sollten wir fragen: Ist es eher eine Pflicht?

    ⁶ vgl. Spät, 2014, S. 70

    ⁷ vgl. Müller-Schmidt, 2007, S. 3

    ⁸ Eine gängige Bezeichnung für Vertreter der Generation Y

    1

    I would prefer not to

    In Kunst und Literatur kommen wiederholt kritische Stimmen zum Thema Arbeit zu Wort – wenngleich es, insbesondere zu Zeiten der Industrialisierung, nicht möglich erschien, einen Ausdruck zu finden, ohne „der kommunistischen Missionierung oder umgekehrt des bürgerlichen Elitismus geziehen zu werden"⁹. Dem Realist Herman Melville ist diese Balance gelungen. Nach dem mäßigen (vor allem finanziellen) Erfolg der Romane Moby Dick und Pierre entschied sich der amerikanische Schriftsteller, ab 1853 drei Jahre lang für Zeitschriften zu schreiben und sich ein geregeltes Einkommen zu sichern. Die erste Kurzgeschichte, die er veröffentlichte, war Bartleby, the Scrivener: A Story of Wall Street, die vor allem ab 1920, fast dreißig Jahre nach Melvilles Tod, breite Beachtung fand und vielfältig interpretiert wurde.¹⁰ Die parabelhafte Kurzgeschichte, die sich durch eine Fülle an rhetorischen Figuren, historisch und religiös geprägten Referenzen, Antithesen, Parallelismen und Metapherngeflechten auszeichnet, spielt Mitte des 19. Jahrhunderts an der Wall Street in New York City – dem Herzstück des nationalen Finanzwesens. Die Handlung dreht sich um Bartleby, der als Kopist für einen Notar, den Erzähler der Geschichte, arbeitet und sich nach einer Zeit gewissenhafter Arbeit entscheidet, nichts mehr zu tun.

    Diese allmähliche Klimax der Verweigerung vollzieht sich in einer begrenzten Zeitspanne von circa einem Monat langsam bis ins Groteske und ist zeitlich sowie im Umfang gestaffelt.¹¹ Bartleby beginnt seine Tätigkeit in der Kanzlei des Erzählers mit Fleiß und Ausdauer bis er nach und nach Aufgaben mit dem Satz „I’d prefer not to ablehnt, seinen Lebensraum immer mehr beschränkt, schließlich jegliche Arbeit verweigert und am Ende gar das Leben als solches zurückweist. Bartleby wird als „a motionless young man […] - pallidly, neat, pitiably respectable, incur-able forlorn¹² beschrieben, der es anfangs nicht erwarten kann, neue Dokumente in die Hände zu bekommen und ohne Pause arbeitet – still und mechanisch: „He ran a day and night line, copying by sunlight and by candlelight." ¹³ Der erste Moment der Verweigerung wird vom Erzähler als einmalige Angelegenheit eingestuft, doch bald zeigt sich, dass er sich geirrt hat und Bartleby zwar die Dringlichkeit seiner Aufgaben versteht, sie aber dennoch verweigert und sich gegen die starren Reglementierungen der Kanzlei stellt. Bartleby wird als unschuldiger Marius Gaius (der sein Leben lang zwischen einfacher Herkunft und Oberschicht, die ihn nicht anerkannte, hin- und hergerissen war) verglichen, während das Finanzgebäude mit den Ruinen von Karthago betitelt wird.¹⁴ Der Schreiber scheint vor dem Trott des Alltags und seinem Berg an Aufgaben zu resignieren.

    Bartlebys Verweigerung steigert sich als er auch persönliche Fragen nur noch mit seinem Satz beantwortet und schließlich jegliche Schreibarbeit niederlegt. Bartleby zieht sich in den weiteren Ereignissen immer mehr zurück und wehrt jeden Annäherungsversuch ab. Er verweigert jegliche Sozialisation, ist offensichtlich lebensunwillig. Die Tombs¹⁵, die als einziger Ausweg scheinen, nimmt der Schreiber ohne Widerstand hin. Schweigend willigt er in sein Schicksal ein. Den Höhepunkt der Geschichte bildet die völlige Ablehnung seines Essens und damit der Grundlage seiner Existenz im Gefängnis. Sein Tod ist gewollt und bedeutet die Flucht aus der Realität: Bartleby kann nicht mehr vom Leben überzeugt werden. Er entzieht sich der Gesellschaft und lehnt eine Welt ab, in der er keinen Sinn

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