Winnenden und wir alle
Von Peter Behncke
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Über dieses E-Book
Das Buch arbeitet die Geschehnisse von Winnenden kompakt, übersichtlich, anschaulich und allgemeinverständlich auf und stellt diese Wahnsinnstat in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang: In was für einer Gesellschaft leben wir, dass ein junger Mensch so etwas Furchtbares tut?
Was in Winnenden passiert ist, betrifft uns alle. Jeder Einzelne ist gefragt und gefordert, sich in diese Gesellschaft einzubringen, sich an Debatten zu beteiligen, damit es besser, schöner, gewaltfreier, menschlicher und gerechter unter uns zugeht. Demokratie ist kein in Fels gehauenes, feststehendes und unveränderliches System, sondern ein lebendiges und Wandlungen unterworfenes Gefüge - und deshalb fortlaufend kritik- und korrekturbedürftig. Das ist die Botschaft des Buches.
Peter Behncke
Jahrgang 1956, lebt in Berlin, Autor, Journalist und Texter. Viele Jahre als Öffentlichkeitsreferent einer sozialen Einrichtung tätig.
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Buchvorschau
Winnenden und wir alle - Peter Behncke
Peter Behncke
Winnenden
und wir alle
Books on Demand
Allen Menschen gewidmet,
die unter den Folgen von Amokläufen
zu leiden haben.
Zum Buch
Am 11. März 2009 brach für viele Menschen in dem schwäbischen Städtchen Winnenden eine Welt zusammen. Bei einem Amoklauf erschoss ein 17-Jähriger in der Albertville-Realschule acht Schülerinnen, einen Schüler, eine Referendarin, zwei Lehrerinnen, auf der Flucht einen Handwerker, einen Autoverkäufer und einen Kunden. Des Weiteren verletzte er fünfzehn Menschen zum Teil schwer. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei tötete sich der Täter selbst. Das Buch stellt diese Wahnsinnstat in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang: in was für einer Gesellschaft leben wir, dass ein junger Mensch so etwas Furchtbares tut? Was in Winnenden passiert ist, betrifft uns alle.
Winnenden und wir alle meint: jeder Einzelne ist gefragt und gefordert, sich in diese Gesellschaft einzubringen, sich an Debatten zu beteiligen, damit es besser, schöner, gewaltfreier, menschlicher und gerechter unter uns zugeht. Demokratie ist kein in Fels gehauenes, feststehendes und unveränderliches System, sondern ein lebendiges und Wandlungen unterworfenes Gefüge - und deshalb fortlaufend kritik- und korrekturbedürftig. Das ist die Botschaft des Buches.
Autor
Peter Behncke, Jahrgang 1956, lebt in Berlin, Autor, Journalist und Texter. Viele Jahre als Öffentlichkeitsreferent einer sozialen Einrichtung tätig.
Inhalt
Amok laufen
Ablauf
Tatmotive
Die Verwandlung
Täterprofil
Amokläufer
Was ist hier passiert?
Daten zum Amoklauf von Winnenden
Chronologie
Ein Tag der Opfer
Zerstörte Träume
Warum? Wieso? Weshalb?
Wer ist schuld?
Zur Schuldfrage
Gott, wo warst du?
Deutschland trauert
Das Leben muß weitergehen
Von Helfern und Helden
Eine ganz normale Familie
Und die Medien sind dabei
Allgegenwärtige Gewalt
Anderen Gewalt zufügen
Gewaltdelikte nehmen zu
Tatort Schule
Woher kommt bloß die Gewalt in mir?
Killerspiele wirken enthemmend
Medien sind mitverantwortlich
Das heimliche Gewissen der Nation
Gewaltvolle Sprache
Gewalt überwinden
Ist nach Winnenden vor Winnenden?
Sind Amokläufe zu verhindern?
Ist ein Amokläufer vorher erkennbar?
Wie hilflos sind wir?
Es bleibt ein ungewisser Rest
In was für einer Gesellschaft leben wir?
Es geht alles
Wir leben in einer freien Gesellschaft
Die größere Freiheit
- einer widersprüchlichen Gesellschaft
Status quo
- in einer Hochleistungs-Gesellschaft
Wohlstandsfahrt
- in einer Überforderungs-Gesellschaft
Manch einer
- in einer »bedrohten« Gesellschaft
Litanei des guten Willens
- in einer überwachten Gesellschaft
Orwells Augen
- in einer bilderüberfluteten Gesellschaft
Zwischen
- in einer Kaufrausch-Gesellschaft
Besitztümer
- in einer krisengeschüttelten Gesellschaft
Ein Opfer für den Gott der Zivilisation
- in einer verlorenen Gesellschaft
Die Stars von gestern
- in einer politikgefrusteten Gesellschaft
In der Politik
Auf der sicheren Seite
- in einer wert-orientierten Gesellschaft
Stimmungskanone
- in einer demokratischen Gesellschaft
Dämokratie
- in einer erfolgreichen Gesellschaft
So oder so
Und wir alle
Ich bin gefragt
Deine Welt
Miteinander statt nebeneinander
Ort des Lernens und sich Kennenlernens
Redeweise
Wir brauchen einander
Solidarität
RESPECT
Mitmischen - Mitreden - Mitentscheiden
Aufgepasst!
Wenn auch alle, ich nicht
Gemeinwohl statt Eigeninteresse
Die da oben - wir hier unten
Orientierung und Hoffnung geben
Bitte
Die Chance meines Lebens
Entwöhnungslektion
In welcher Zukunft wollen wir leben?
Keine Zeitfrage
Worauf es ankommt
Anmerkung und Hilfreiche links
Amok laufen
Der Begriff Amok kommt aus dem Malaiischen und heißt übersetzt Wut oder wütend. Die Einwohner des Malaiischen Archipels in Südostasien beschrieben damit das Phänomen eines plötzlichen, aggressiven und willkürlichen Gewaltausbruchs. Amoklaufen bedeutet also in blinder Wut angreifen und töten, wobei auch Unbeteiligte betroffen sind.
Dass es Amoklaufen schon seit Jahrhunderten gibt und gerade auch in ärmeren Ländern, zeigt, dass es nicht nur ein Produkt westlicher Kulturen ist. Jedoch ist schon bemerkenswert, dass die so genannten Amokläufe an Schulen geographisch beschränkt sind auf Nordamerika, sowie Mittel- und Nordeuropa.
Legt man diese Bedeutung zugrunde, zeigt sich, dass es viele Arten von Amokläufen gibt, Gewalttaten, die allerdings nicht immer als solche bezeichnet werden. Beispielsweise, was in den letzten Jahren öfters vorkam: wenn ein Mann, nachdem seine Frau ihm die Trennung mitgeteilt oder die Scheidung eingereicht hat, die ganze Familie auslöscht, dann wird das in der Presse als Familientragödie bezeichnet, ist aber auch ein Amoklauf. Der Unterschied ist, dass er nicht wahllos um sich schießt, sondern gezielt auf bestimmte Menschen.
Auch das haben die Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit gezeigt: ein Amoklauf ist nicht auf Schusswaffen beschränkt. Grundsätzlich kann alles zur Waffe werden. Beispielsweise Amokfahren, wie die Tragödie in Holland im April 2009 zeigte, bei der sechs Menschen getötet und viele verletzt wurden.
Oder wie der mit einem Messer wild um sich stechende Mann auf dem Berliner Hauptbahnhof im Mai 2006, bei dem 28 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Dass man auch ohne Waffen Amoklaufen kann, zeigt die äußerst brutale Gewaltattacke im Juli 2009 in München. Auf der Suche nach einem »Kick« prügelten mehrere angetrunkene Jugendliche bei einer Klassenfahrt ohne Anlass auf Passanten ein und schlugen einen 46-jährigen Mann dabei fast tot. Motiv: »Spaß« und »Leute wegklatschen«, so ihre Begründung. In »welt.de« war die Überschrift zu lesen: »Entsetzen über ‚Amoklauf mit Faustschlägen’.«
Dann der Amoklauf in Ansbach am 17. September 2009, bei dem ein 18-Jähriger mit einer Axt und mehreren Messern in eine Schule stürmte und Molotow-Cocktails (Brandbomben) auf Mitschüler warf und mehrere von ihnen zum Teil schwer verletzte.
Und Komasaufen ist im Grunde genommen Amok laufen gegen die eigene Person. Sich selbst Gewalt antun, indem man sich hemmungslos volllaufen lässt, bis zur Bewusstlosigkeit und dabei den Tod billigend in Kauf nehmen.
Ablauf
Fachleute haben herausgefunden, dass es so etwas wie einen Ablaufplan bei Amokläufern gibt, der von Fall zu Fall variieren kann und der sich in drei Phasen zusammenfassen läßt:
1. Phase
Ganz am Anfang stehen viele Grübeleien. Der potentielle Amokläufer nimmt seine Umwelt nur noch durch die dunkle Brille eines Menschen wahr, der alles als Bedrohung empfindet. So tritt er den inneren und äußeren Rückzug an, isoliert sich mehr und mehr, kappt soziale Kontakte und zieht sich in seine innere und eine virtuelle Welt zurück. Die erlernten Regeln des Lebens in einer Gemeinschaft lösen sich langsam aber sicher auf, er verliert den inneren Halt. Zunehmende Gewaltphantasien- und Gedanken, die gespeist sind durch Videos und PC-Killerspiele.
2. Phase
Vollgesogen mit Gewalt lässt ein Auslöser ihn zur Waffe greifen. Zu der Zeit ist er in einem psychischen Ausnahmezustand der inneren Erstarrung und Leere. Er ist für nichts und niemanden mehr zugänglich und zur absoluten, grenzenlosen Gewalt bereit.
Das schon lange verinnerlichte Amok-Programm läuft ab, jegliche Kontrollmechanismen sind außer Kraft gesetzt. Er geht bei seiner Tat