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Konzentrative Bewegungstherapie: Körperorientierte Psychotherapie bei psychosomatischen und psychischen Störungen
Konzentrative Bewegungstherapie: Körperorientierte Psychotherapie bei psychosomatischen und psychischen Störungen
Konzentrative Bewegungstherapie: Körperorientierte Psychotherapie bei psychosomatischen und psychischen Störungen
eBook175 Seiten2 Stunden

Konzentrative Bewegungstherapie: Körperorientierte Psychotherapie bei psychosomatischen und psychischen Störungen

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Über dieses E-Book

Die Konzentrative Bewegungstherapie (KBT®) ist durch ihre Verbreitung in sechs europäischen Ländern und ihre Mitgliedschaft in EAKBT und EAP eine „europäische Körperpsychotherapie“.

Lernen Sie die KBT kennen und lesen Sie über die geschichtliche Entwicklung und die Breite ihrer praktischen Anwendung sowie über den Stand der empirischen Forschung.

Die theoretischen Artikel positionieren die Methode in Bezug auf Ausbreitung, Ausbildungsmodalitäten und Evaluation. In den praxisnahen Artikeln mit anschaulichen Fallbeispielen wird die „handfeste“ therapeutische Arbeit mit der Konzentrativen Bewegungtherapie deutlich nachvollziehbar.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum19. Nov. 2014
ISBN9783738683103
Konzentrative Bewegungstherapie: Körperorientierte Psychotherapie bei psychosomatischen und psychischen Störungen

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    Buchvorschau

    Konzentrative Bewegungstherapie - Books on Demand

    vorstand@dakbt.de

    Anemone Carl

    Zur Geschichte der KBT – Von der „Gindlerarbeit" zur Körperpsychotherapie

    Einleitung

    Um die Konzentrative Bewegungstherapie zu beschreiben, wird oftmals der Begriff des „Weges oder des „Auf-dem-Weg-Seins verwendet. Damit soll angedeutet werden, dass im Mittelpunkt dieser Methode die Bewegung steht, und zwar im doppelten Wortsinn: als körperlicher Vorgang ebenso wie ein Prozess der Entwicklung auf ein jeweils ganz persönliches Ziel hin. Und wenn Prof. Stolze, einer der Wegbereiter der KBT im heutigen Verständnis, am Ende seines persönlichen Lebensweges von dem Wunsch sprach, die KBT möge immer „auf dem Weg bleiben", so unterstreicht auch dies die Bedeutung dieses Begriffs für die KBT. Somit erscheint es nun auch folgerichtig, die Entwicklungsgeschichte der Methode als eine Art Weg darzustellen, dessen Stationen im Folgenden geschildert werden sollen.

    Der Weg beginnt

    mit der Berliner Gymnastiklehrerin Elsa Gindler. Sie wurde 1885 in Berlin geboren und starb dort 1961. Ihren Wunsch, Ärztin zu werden, konnten ihre Eltern ihr aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfüllen, sie blieb jedoch interessiert an allen Themen, die den Körper betrafen, was sie schließlich in Kontakt mit der Gymnastikarbeit Hedwig Kallmeyers brachte. Diese auf „harmonische und schöne Bewegung ausgerichtete Ausbildung entsprach jedoch schon bald nicht mehr Gindlers eigenen Vorstellungen, denn sie erkannte, „dass die Bewegungs-, Denk und Ausdruckshemmungen des modernen Menschen nicht durch Körperübungen allein zu beheben seien und wir nur aus einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen dahingeführt werden können, uns unmittelbar mit der Wirklichkeit auseinandersetzen zu können (v. ARPS-AUBERT, 2010). 1926 sprach Gindler in einem Vortrag davon, dass ihre Arbeit „nicht in der Erlernung bestimmter Bewegungen bestehe, sondern in der Erreichung von Konzentration. Neben der Konzentration war ihr aber auch die Förderung der Wahrnehmungsfähigkeit für den eigenen Körper wichtig. Damit entwickelte sie ein völlig neues Verständnis von Körperarbeit, in der es vorrangig darum ging, sich selbst genauer wahrnehmen zu lernen und nicht vorgegebenen Übungen zu folgen. Hieraus entstand der später oftmals verwendete Begriff des „Übens ohne Übungen. Voraussetzung für ihre Arbeit war für sie vor allem „Erfahrungsbereitschaft", die sie immer wieder von ihren Schülerinnen einforderte. Im Gegensatz zum heutigen Vorgehen in der KBT war Gindler jedoch eine Versprachlichung der Erfahrungen nicht wichtig und fand in ihren Kursen auch kaum statt. Vermutlich vertraute sie einfach auf die Wirkung dieser Form der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und verstand ihre Arbeit auch bis zuletzt nicht als Psychotherapie.

    Der kaum stattfindenden sprachlichen Bearbeitung der Körpererfahrungen entspricht es auch, dass Elsa Gindler es vermied, ihrer Arbeit einen eigenen Namen zu geben oder sie gar in einen größeren theoretischen Rahmen einzuordnen. Und selbst ihre zahlreichen Schülerinnen wie Charlotte Selvers, Elfriede Hengstenberg, Gertrud Heller u.a. sprachen stets von „Gindler-Arbeit".

    Es geht weiter

    Elsa Gindlers Arbeit verbreitete sich zunächst nur innerhalb relativ enger Grenzen, doch ihre Schülerin Gertrud Heller begann nach dem 2. Weltkrieg in einer psychiatrischen Klinik in Schottland, in Zusammenarbeit mit dem während der NS-Zeit emigrierten Psychiater Mayer-Gross, Gindler-Arbeit bei Patienten einzusetzen und schließlich auch in Deutschland Kurse anzubieten. Ein Teilnehmer an einem dieser Kurse war Prof. Helmut Stolze, Neurologe und Psychiater, der sich 1952 als Psychotherapeut in München niedergelassen hatte. Stolze war fasziniert und versuchte schon bald selbst, diese Arbeit einzusetzen. Für ihn als Psychotherapeut war es jedoch selbstverständlich, die über Körpererfahrungen ausgelösten Gefühle und Assoziationen sprachlich aufzugreifen und damit die Methode zu ergänzen.

    1958 stellte er sie schließlich erstmals in einem Vortrag bei der Lindauer Psychotherapiewoche als „Konzentrative Bewegungstherapie vor (STOLZE, 1984a). Zwar sprach er dort noch von einer vorläufigen Bezeichnung, doch es blieb dabei, allen späteren Änderungswünschen zum Trotz. Die Vorstellung der KBT in Lindau hatte nun eine deutliche Verbreitung zur Folge. Es herrschte große Nachfrage nach diesen Kursen, die als Selbsterfahrungsgruppen von unterschiedlichen Kursleitern und -leiterinnen angeboten wurden, zumal in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts Gruppenarbeit im Bereich Psychotherapie ohnehin sehr verbreitet war. Eine dieser Kursleiterinnen war die Israelin Miriam Goldberg. Sie hatte in Israel bei Lotte Kristeller, einer Gindlerschülerin, diese Methode kennengelernt. Ihre kreative und intuitive Arbeitsweise, die sie bei den Lindauer Psychotherapiewochen bald sehr bekannt machte, war allerdings nichts, was man „irgendwie lernen konnte, doch gerade um die Frage der Lehr- und Lernbarkeit wurde in kleineren Gesprächsrunden zunehmend diskutiert. Die Frage war, ob es für die KBT nicht wichtig wäre, ein theoretisches Fundament zu schaffen, mit dem erklärbar und verstehbar würde, was hier Neues entstanden war.

    Daneben gab es jedoch auch viele, die einem theoretischen Erklärungsansatz gegenüber skeptisch waren aus Sorge, damit der KBT ihre Kreativität und Flexibilität zu nehmen.

    Schritte zur Theoriebildung

    Den ersten und wahrscheinlich entscheidenden Schritt verdankt die KBT wiederum Prof. Stolze, der sich intensiv mit der Frage nach einer theoretischen Fundierung beschäftigte und schließlich im Gestaltkreis Viktor v. Weizäckers eine Möglichkeit fand, durch die Erweiterung dieses Modells das methodische Vorgehen in der KBT zu erklären. So konnte er zeigen, wie die beiden Gestaltkreise „Bewegen und Wahrnehmen (in der KBT das nonverbale Erfahrungsangebot) und „Denken und Sprechen (in der KBT die verbale Bearbeitung) miteinander verbunden sind durch den übergeordneten Begriff des „Begreifens". Diese Verbindung der beiden Regelkreise verweist auf den engen Zusammenhang zwischen körperlich Erlebtem und Reflexion dieser Erfahrung (STOLZE, 1984b).

    Einen etwas anderen Aspekt bei der Suche nach einem theoretischen Modell für die KBT verfolgte Hans Becker in seinem 1997 erschienenen Buch über einen „Integrationsversuch von Körperlichkeit und Handeln in den psychoanalytischen Prozeß". Becker gründete darin als Erster die KBT konsequent auf die Entwicklungspsychologie, sowohl von Erik Erikson wie auch von Margret Mahler. In einer anschaulichen Tabelle beschrieb er, welche Erfahrungsmöglichkeiten die KBT für die einzelnen Entwicklungsphasen bei Erikson und Mahler bereitstellt. Während die Säuglingsforschung die Theorie von Mahler später teilweise revidierte, gilt Eriksons Modell bis heute für die KBT als ein gut brauchbares System. Die Bezugnahme auf entwicklungspsychologische Theorien erwies sich – ebenso wie der erweitere Gestaltkreis – als ein sehr tragfähiges theoretisches Fundament. Hierzu zählt auch das entwicklungstheoretische Konzept Jean Piagets wie die psychoanalytische Phasenlehre nach Freud.

    In den 1980er Jahren revolutionierte die moderne Säuglingsforschung die Entwicklungspsychologie. Damit einher ging auch eine weitere theoretische Untermauerung der KBT. Wenn nämlich in der neuen Sichtweise der Säugling als „kompetentes" und zum aktiven Dialog mit der Umwelt befähigtes Wesen gilt, so gewinnen die Erfahrungsmöglichkeiten im Rahmen der Konzentrativen Bewegungstherapie große Bedeutung. Gerade weil die Körpersprache der Bewegungen, Gesten und Gesichtsausdrücke die Sprache ist, die der Säugling versteht und auf die er reagiert, besteht die Möglichkeit, den Erwachsenen im Rahmen nonverbaler Kommunikation und Interaktion auch auf einer sehr frühen Ebene zu erreichen, auf der seine Mangelerfahrungen und Traumatisierungen stattgefunden haben mögen.

    Objektbeziehungstheorien gewannen zunehmend Beachtung bei den mit der KBT arbeitenden Therapeutinnen und Therapeuten, insbesondere Winnicott und Kernberg. Später wuchs dann auch das Interesse an den Ergebnissen der Hirnforschung, die insbesondere im Zusammenhang mit der Entdeckung der Spiegelneuronen wichtige Erklärungen für die Wirksamkeit der KBT liefern konnten (BAUER, 2006).

    Der nächste Schritt: die Vereinsgründung

    Wie oben schon erwähnt, gab es in den 1970er Jahren durchaus unterschiedliche Meinungen bei der Frage nach der Institutionalisierung der KBT. Doch schließlich setzte sich die Erkenntnis durch, dass ohne einen solchen Schritt die Lehr- und Lernbarkeit der Methode und letztlich ihre wissenschaftliche Anerkennung nicht möglich sein würde. Die Reutlinger Psychotherapeutin Dr. Ursula Kost war hier die treibende Kraft zur Gründung des Deutschen Arbeitskreises für Konzentrative Bewegungstherapie (DAKBT) 1975. Damit war der Weg frei für die Erarbeitung von Weiterbildungsrichtlinien und einem geordneten Curriculum. Wesentliche Beiträge zu diesem Schritt lieferten Christine Gräff mit ihrem 1983 erstmals erschienen Buch „Konzentrative Bewegungstherapie in der Praxis" und viele andere, die sich bei dem Aufbau des Vereins engagierten (siehe hierzu den Beitrag „Die Fort- und Weiterbildung im Deutschen Arbeitskreis für Konzentrative Bewegungstherapie [DAKBT] von Christine Breitenborn).

    Der Weg führt auch ins Ausland

    Bedingt durch die räumliche Nähe zu München, wo durch Prof. Stolze, Christine Gräff, Renate Schwarze u.a. eine hohe Dichte an Lehrtherapeutinnen bestand, entstand in Österreich schon bald ein wachsender Kreis an Interessenten, angeführt von Sylvia Cserny, die 1980 für die Gründung des österreichischen Schwestervereins ÖAKBT sorgte. Ihr ist es auch zu verdanken, dass mit ihrer Dissertation „Das Leib-Seele-Problem (CSERNY, 1989) und später mit ihrem gemeinsam mit Christa Paluselli verfassten Buch „Der Körper ist der Ort des psychischen Geschehens (CSERNY & PALUSELLI, 2006) wichtige Schritte bei der Theoriebildung für die KBT getan wurden. Wie erfolgreich dieser Verein im Dienste der KBT war, zeigt die 2001 erfolgte Anerkennung durch das Bundesministerium für Gesundheit als wissenschaftlich eigenständiges Verfahren. Damit war in Österreich der in Deutschland bisher noch nicht erreichte Schritt geschafft, die KBT auch als Kassenleistung zu etablieren.

    Auch in anderen Ländern fasste die KBT Fuß, so z.B. in der Schweiz mit der Gründung des CHKBT, in der Slowakei, wo 2001 der SSKPT gegründet wurde sowie 2001 durch den Europäischen Arbeitskreis für KBT (EAKBT). Darin vertreten sind Belgien, Deutschland, Österreich, Italien, die Schweiz und die Slowakei (zur Weiterbildung in Österreich und zur Einführung der KBT in die Slowakei siehe auch die Artikel von Dr. Elisabeth Oedl-Kletter und Heide Häcker).

    Der Weg verbreitert sich

    Kannte man die KBT zunächst vor allem als wirksame Selbsterfahrungsmethode, so sahen einige schon bald ihre Bedeutung in der Psychosomatik. Vor allem die Universitätskliniken Freiburg und Heidelberg waren hier die Pioniere. In Freiburg fand sich unter der Leitung des damaligen Oberarztes Dr. S.O. Hoffmann eine Gruppe von Therapeuten, die sich für das Zusammenwirken von KBT und Analytischer Gruppentherapie in der Psychosomatik interessierten und hierzu eine der ersten Studien zu diesem Thema veröffentlichten (CARL, FISCHER-ANTZE, GAEDTKE, HOFFMANN & WENDLER, 1982). Ebenfalls in Freiburg entwickelte der damalige Oberarzt Dr. Thomas Herzoggemeinsam mit der Autorin und anderen Therapeuten ein Behandlungskonzept für Anorexia nervosa, das später auch auf Bulimie und Adipositas ausgeweitet wurde (CARL & HERZOG, 1996).

    Schon bald gehörte die KBT in zahlreichen psychosomatischen Kliniken zum selbstverständlichen Therapieangebot. Denn gerade bei psychosomatischen Störungen erwies sich die KBT als äußerst wirksam, was auch bei Patientenbefragungen, z.B. in Heidelberg, immer wieder seine Bestätigung fand.

    In der Psychiatrie dauerte es etwas länger, bis auch hier die KBT Einzug halten konnte. Da sich die KBT jedoch entsprechend dem Strukturniveau des Patienten unterschiedlich methodisch einsetzen lässt, entstanden auch hier erfolgreiche Behandlungsansätze (HEUER & KRIETSCH, 1997; BAYERL, 2002). Weitere Indikationsbereiche kamen im Lauf der Jahre hinzu, wie z.B. Schmerzbehandlungen, Depression (GRÄFF, 2005) oder Trauma

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