Dao De Jing: Das Buch vom Weg und Wandel
Von Lao Zi
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Über dieses E-Book
Meine Kenntnisse der chinesischen Sprache sind nur gering. Jedoch merkte ich bei älteren Übersetzungen, dass die literarische Qualität meist auf Kosten der hinein interpretierten bzw. heraus gelesenen „Weisheiten“ verloren ging.
Meine Arbeit orientiert sich folglich an der Sprache. Die einzelnen Schriftzeichen werden dabei nicht unbedingt „wörtlich“ übersetzt, sondern mitunter ethymologisch untersucht und ein entsprechendes Pendant gewählt. Das Fehlen von Interpunktion wird beibehalten und die gelegentliche Undeutlichkeit, ob das Zeichen z.B. Substantiv oder Verb ist, wird durch konsequente Kleinschreibung zumindest angedeutet.
Hierbei bleibt die Vielfalt der Deutungsmöglichkeiten in hohem Maß erhalten.
Alle Photos in diesem Band wurden in den Wudang Bergen aufgenommen. Um die Texte in ihrer Ruhe und Ursprünglichkeit stehen zu lassen, habe ich darauf verzichtet, Kommentare und Erklärungen abzugeben. In dem Blog daolaozi.blogspot.com werden nach und nach alle Verse und ihre Übersetzungen erläutert.
Lao Zi
Lao Zi (Lao Tse) war Archivar in der königlichen Bibliothek am Hofe der Zhou, im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Als er den Untergang des Reiches vorhersah, verließ er das Land. Am Shan-Gu Pass, 70 Kilometer westlich der damaligen Hauptstadt Xi‘an, traf er den Gelehrten Yin Xi, der dort einen Turm zur Beobachtung des Wetters und der Gestirne errichtet hatte. Die beiden Gelehrten fanden wohl Gefallen aneinander und Yin Xi forderte Lao Zi auf, sein Wissen nieder zu schreiben. Diese Vers-Sammlung wurde als Dao De Jing (Tao Te King) bekannt. Yin Xi legte alle Ämter nieder und folgt der Lehre des Lao Zi. Letztlich, so sagt die Legende, sei er in die Wudang Berge gekommen. Unterhalb des Gipfels, hinter dem Dritten Himmlischen Tor, wird Yin Xi in einer kleinen Höhle verehrt.
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Buchvorschau
Dao De Jing - Lao Zi
1
der weg den wir weisen
ist kein dauernder weg
der name den wir nennen
ist kein dauernder name
unbenannt ist anfang von himmel und erde
benannt ist die mutter aller dinge
ohne verlangen offenbart sich das geheime
voller verlangen offenbaren sich die formen
beide erscheinen wie eins
doch mit verschiedenen zeichen
erscheinen im dunkel
verscheiden im dunkel
dem tor aller geheimnisse
2
nennen wir schönes schön, ist es darum nicht schön
nennen wir gutes gut, ist es darum nicht gut
sein und nicht-sein bedingen sich
schwer und leicht beheben sich
lang und kurz messen sich
hoch und tief entfernen sich
stille und stimme erklingen in sich
vorn und hinten folgen sich
daher kann der weise wandeln ohne zu handeln
und lehren ohne zu reden
alles entsteht und vergeht ohne unterlass
zeugen doch nichts bewahren
wirken doch nichts fordern
das werk vollenden ohne verweilen
ohne verweilen weilt ohne ende
3
die weisen nicht preisen verhindert den streit
die schätze nicht werten verhindert den raub
angenehmes nicht nehmen verhindert fassungslosigkeit
weises herrschen leert herzen und füllt bäuche
schwächt das verlangen und stärkt die knochen
befreit das volk von sinnen und sinnlichem
wer versteht steht zur seite
alles fügt sich ohne tun
4
der weg ist wie ein leeres gefäß
genutzt doch nicht gefüllt
unfassbare quelle allen seins
schärfe nehmen
knoten entwirren
glanz mildern
eins mit dem staub
in sich gekehrt doch stets gegenwärtig
ich weiß nicht wo es entspringt
der ursprung unserer ahnen
5
himmel und erde ohne wohlwollen
betrachten die wesen wie opfer
die weisen ohne wohlwollen
betrachten die geschlechter wie opfer
der raum zwischen himmel und erde gleicht einem blasebalg
leer doch nicht matt
bewegt bringt er hervor
mehr worte wiegen nichts
vertraue der mitte
6
die seele der senke kennt kein sterben
legenden umwobene weibliche lenden
ihr heim ist keim von himmel und