Die langsame Serie
Geschrieben von Friedrich Schiller, Rainer Maria Rilke, Friedrich Schlegel und Johann Wolfgang Goethe
Erzählt von Kevin Sodekamp
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (3)
- Notizen zur Melodie der Dinge
2
Rainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag-Neustadt geboren. Er ist, wie neon-text media meint, zwischen Hölderlin und Celan jener Dichter deutscher Sprache im Höhenzug der Menschheit, an dem kein Vorbei ist. Rilkes Prosatext ›Notizen zur Melodie der Dinge‹ entstand vermutlich im Herbst 1898. Er besteht aus 40 Teilen, die mit römischen Zahlen nummeriert sind. "Ich kann mir kein seligeres Wissen denken, als dieses Eine: daß man ein Beginner werden muß. Einer der das erste Wort schreibt hinter einen jahrhundertelangen Gedankenstrich." (Nr. 2) Uns Menschen, die wir uns fast die Arme ausrenkten, um uns zu erreichen (Nr. 10), habe die Kunst – die Liebe Gottes – allein die Verwirrung gezeigt, in der wir uns meistens befänden (Nr. 8, Nr. 11). Zu tun ist es Rilke um die ›mächtige Melodie des Hintergrundes‹, von der wir mehr oder weniger vernähmen, machte nicht ein schwerer Schmerz uns gleich still (Nr. 20). Wollten wir Eingeweihte des Lebens sein, müssten wir die große Melodie, in der Dinge, Düfte, Gefühle, Vergangenheiten, Dämmerungen und Sehnsüchte mitwirkten, bedenken (Nr. 21). Habe man sie gefunden, sei man nicht mehr ratlos in seinen Worten und dunkel in seinen Entschlüssen (Nr. 36). Gerade die Einsamsten hätten den größten Anteil an der Gemeinsamkeit (Nr. 40). René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke (dies sein katholischer Taufname) starb am 29. Dezember 1926 in Montreux an Leukämie.
- Über epische und dramatische Dichtung
3
Veranlasst durch eine Rezension von August Wilhelm Schlegel zeigte Goethe sich im Dezember 1797 zuversichtlich, die Regeln des Epos und des Dramas herauszuarbeiten. "Seit der Erscheinung der Schlegelschen Recension meines Herrmanns habe ich die Gesetze der Epopée und des Dramas wieder durchgedacht und glaube auf gutem Wege zu seyn. Die Schwierigkeit bey diesen theoretischen Bemühungen ist immer die Dichtarten von allem zufälligen zu befreyen. Nächstens erhalten Sie wohl einen kleinen Aufsatz darüber und ich mag daher nichts weiter voraussagen." (Goethe an Schiller, 20.12.1797) Drei Tage später bittet er Schiller: "In der Beylage erhalten Sie meinen Aufsatz, den ich zu beherzigen, anzuwenden, zu modificiren und zu erweitern bitte." (Goethe an Schiller, 23.12.1797) Wie unterscheiden sich die Dichtarten ›Epos‹ und ›Drama‹? Wie gehen sie mit der Wirklichkeit um? Welcher Motive bedienen sie sich? Welche Menschen stellen sie dar? Derartige Fragen werden angegangen, nicht jedoch, ohne die Grenzen des propositionalen Wissens zu betonen: Diese Materie sei eigentlich theoretisch unaussprechlich. Was das Genie geleistet habe, sähen wir allenfalls (ebd.). Im Jahr 1827 publizierte Goethe seinen Aufsatz und vier Briefe (zwei von ihm, zwei von Schiller) unter dem Titel ›Ueber epische und dramatische Dichtung‹ in der Zeitschrift ›Ueber Kunst und Alterthum‹ (Bd. 6, Heft 1, S. 1–26). Der, wie neon-text media meint, äußerst lesenswerte Briefwechsel von Goethe und Schiller zeigt auf einnehmende Weise den Workflow und die Freundschaft beider Dichter. Das von ntm produzierte Hörbuch vertont auszugsweise elf Briefe aus den letzten beiden Wochen des Jahres 1797 (sieben von Goethe, vier von Schiller) sowie Goethes berühmten Aufsatz. Johann Christoph Friedrich von Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Er starb am 9. Mai 1805 in Weimar vermutlich an Tuberkulose. Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Er starb am 22. März 1832 in Weimar vermutlich an einem Herzinfarkt.
- Über die Unverständlichkeit
4
Die adjektivische Passiversatzform ›unverständlich‹ ist transformierbar in den Ausdruck ›kann nicht verstanden werden‹. Das Modalverb ›können‹ hat typischerweise drei Funktionen: Kompetenz, Möglichkeit, Erlaubnis. An jeder schriftlichen Kommunikation sind (sehr einfach ausgedrückt) mindestens drei Momente beteiligt: ein Produzent, Zeichen, ein Rezipient. Wenn ein Zeichen, ein Wort, ein Satz, ein Text als ›unverständlich‹ bewertet wird, ist fragbar: Warum? "Die Fragmente von Friedrich Schlegel sind unverständlich." Mögliche Gründe: (1) Der Autor hat nicht die Kompetenz, sich verständlich mitzuteilen. (2) Der Rezipient hat nicht die Kompetenz, den Autor zu verstehen. (3) Autor und Rezipient verwenden das Verb ›verstehen‹ unterschiedlich. (4) Jemand will jemanden nicht verstehen. (5) Jemand will nicht verstanden werden. Friedrich Schlegel, jener Frühromantiker, dessen schriftlichen Äußerungen es an Verständlichkeit mangelt (so wirkmächtiger Zeitgenossen Urteil), führt den Leser im Aufsatz ›Ueber die Unverständlichkeit‹ vor die Entscheidungsfrage, ob denn die Unverständlichkeit etwas so durchaus Verwerfliches und Schlechtes sei (Athenäum, Bd. 2, St. 3, S. 348). Es (dies sei jedem ans Herz gelegt) geht nicht darum, dass man Extreme wie Heideggers ›Sein und Zeit‹, Wittgensteins ›Tractatus‹ oder eben ein frühromantisches Fragment schwer oder unverständlich findet. Man findet seinen Partner, seine Eltern, sein Kind, den Nachbarn, diesen oder jenen Freund, mithin sich selbst oder die ›lesbare‹ Welt beizeiten in toto unverständlich. Es ist, wie ntm meint, sprachphilosophisch-autotherapeutisch sinnvoll, sein Verständnis von ›Verstehen‹ einmal daraufhin zu prüfen, inwiefern es Unplausibles impliziert, wie etwa das Ideal vollständiger Verständlichkeit. Dass im Zuge dessen zu durchdenken ist, was es mit der (sokratischen, frühromantischen) Ironie auf sich hat, kann kaum schaden. Karl Wilhelm Friedrich Schlegel wurde am 10. März 1772 in Hannover geboren. Er starb am 12. Januar 1829 in Dresden an einem Schlaganfall.
Friedrich Schiller
Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar), war ein Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker, Lyriker und Essayisten.
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