Schnittstellen
Von Darina Volf, Marina Klyshko, Annelie Bachmaier und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (7)
- Migration und kulturelles Erbe: Das Beispiel der deutschen Minderheiten in und aus Rumänien
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Kulturelles Erbe ist als soziokulturelle Praxis zu verstehen, die aufgrund vielfältiger Austauschprozesse im Laufe der Zeit einem Wandel unterworfen ist. Dementsprechend verändert sich das Kulturerbe stetig. Migrationen tragen in erheblichem Maß zu solchen Veränderungen bei, wie das Beispiel der deutschen Minderheiten in und aus Rumänien zeigt. Ihre fast vollständige Emigration nach 1945 vor allem in die Bundesrepublik wirft die Frage nach der Weiterentwicklung ihres materiellen und immateriellen Erbes im Herkunftsgebiet und Zielgebiet auf. Wer sind die Erben des kulturellen Erbes der deutschen Minderheiten nach ihrem fast vollständigen Verschwinden aus Rumänien und wie wird es tradiert, weiterentwickelt und verändert? Der Band setzt aus transnationaler Perspektive die Migrationsgeschichte der deutschen Minderheiten aus Rumänien nach 1945 und ihr kulturelles Erbe zueinander in Beziehung und greift damit ein Desiderat der Forschung auf.
- Nationale Helden und jüdische Opfer: Tschechische Repräsentationen des Holocaust
Wurde der Holocaust in der Tschechoslowakei tatsächlich mit einem offiziellen »Tabu« belegt und die jüngste Geschichte von den kommunistischen Machthabern »konfisziert«? Viele Beobachter erklären so die nur zögerlich einsetzende und mangelnde selbstkritische Auseinandersetzung mit der Verfolgung und Ermordung der Juden in der tschechischen Gesellschaft: Die Geschichtspolitik des kommunistischen Staates trüge demnach zusammen mit dem Schweigen der jüdischen Opfer Schuld an diesem »Tabu«. Die vorliegende Studie stellt beide Vorstellungen in Frage und geht stattdessen von den jüdischen Repräsentationen des Holocaust aus. Sie untersucht so die sich wandelnden Möglichkeiten, Formen und Grenzen einer Erinnerung an die Shoah in einem kommunistischen Staat von 1945 bis in die 1990er Jahre.Die Analyse der mannigfaltigen jüdischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg widerlegt die oft vertretene Formel vom »Tabu des Holocaust in der Tschechoslowakei« und trägt damit zu einem differenzierteren Blick auf die tschechoslowakische Erinnerungskultur bei. Dieser wirft notwendigerweise Fragen an die Mehrheitsgesellschaft in der Tschechoslowakei auf: Sind nicht – mehr als die staatliche Politik oder die kommunistische Ideologie – gesellschaftliche Einstellungen und Wahrnehmungen der Grund für die Marginalisierung des Holocaust und seine Ausklammerung aus der tschechischen Nationalgeschichte? Welche Konsequenzen haben der tschechische Nationalismus, antisemitische Stereotype und das anachronistische Festhalten an einem heroischen Geschichtsverständnis für die Erinnerung an die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkrieges?
- Der Mann im Untergrund: Zu einem Männlichkeitstypus in der russischen Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die Arbeit konstituiert einen Männlichkeitstypus in der russischen Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und verfolgt dessen Entwicklung von mitleidserregenden, insektenartigen Figuren (Gogol´s »Der Mantel«, Čechovs »Der Mann im Futteral«, Andreevs »Am Fenster«) zu selbstbewussten Mördern (Dostoevskijs »Die Sanfte«, Tolstojs »Kreutzersonate«, Tolstajas »Wessen Schuld«, Andreevs »Im Nebel«). Eine zentrale Stellung nimmt dabei Dostoevskijs »Untergrundmensch« (»Aufzeichnungen aus dem Untergrund«) ein, dessen Variationen sich durch zahlreiche Texte der Zeit ziehen. Die Studie zeigt, welche Rolle die pathologische Einsamkeit der Figuren auf der narrativen Ebene spielt, und welche Funktion dabei Geschlechterverhältnisse und sozialhistorische Rangordnungen einnehmen. Methodisch orientiert sie sich an den Geschlechter- und Männlichkeitsstudien des Poststrukturalismus. Die Analyse der Texte zeigt die Hilflosigkeit eines einsamen, verunsicherten männlichen Subjekts auf, das gegen eine gesellschaftliche Ordnung rebelliert
- Umkämpfter Weg zur Bildung: Armenische Studierende in Deutschland und der Schweiz von der Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts
Wie gewinnt ein Land, das über keine eigenen höheren Bildungsinstitutionen verfügt, nationale Eliten? Das Buch untersucht die akademische Migration armenischer Bildungseliten, den darauf erfolgten Wissenstransfer sowie den Wandel, den die armenische Gesellschaft bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs durchlief. Das Buch fragt nach den akademischen, sozialen und gesellschaftlichen Erfahrungen, die armenische Studierende im Ausland machten, den daraus hervorgegangenen Reforminitiativen sowie nach deren Resonanz in der armenischen Gesellschaft. Die Studienbedingungen in Deutschland und in der Schweiz sowie die Bildungspolitik dieser Länder stehen ebenso im Fokus wie die Frage, in welchem Ausmaß unter den gegebenen sozialpolitischen Voraussetzungen im Russländischen, aber auch im Osmanischen Reich eine Bildungsmigration der Armenier stattfinden konnte. Begünstigt wurde sie maßgeblich durch die von der armenischen wirtschaftlichen Elite bereitgestellten finanziellen Mittel. Diese Politik zielte vor allem darauf ab, eine erste Generation hochgebildeter Lehrer zu schaffen, die die Ausbildung künftiger Studierenden in der Heimat gewährleisten würde. Die Ideen, die im Zuge dieses Wissenstransfers zurück gelangten, waren jedoch hinsichtlich der möglichen Akkulturation nicht unproblematisch. Die gewollte und geförderte Bildungsmigration mündete oft in einem grundlegenden Dilemma: Wie sollte die Modernisierung der armenische Gesellschaft gestaltet werden, ohne den Verlust der nationalen Identität herbeizuführen?
- Wasserträume und Wasserräume im Staatssozialismus: Ein umwelthistorischer Vergleich anhand der tschechoslowakischen und rumänischen Wasserwirtschaft 1948–1989
Die Träume der kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei und Rumänien zur Wassernutzung für die Modernisierung beider Staaten stehen im Mittelpunkt dieser umwelthistorischen Studie. Wie wurde die Wasserwirtschaft im Staatssozialismus zwischen 1948 und 1989 genutzt und was sagt dies über das Mensch-Natur-Verhältnis in beiden Ländern aus? Mittels Henri Lefebvres Ideen zur Raumproduktion werden der Bau von Staudämmen und der Themenkomplex Wasserverschmutzung untersucht und verglichen. Dieser Zugang erlaubt es, nicht nur eine Baugeschichte der Infrastrukturen selbst zu schreiben, sondern auch deren Verschränkung mit der Umwelt zu betrachten. Dadurch ergibt sich ein plastisches und facettenreiches Bild der Konjunkturen und Veränderungen im Verhältnis von Mensch und Natur. Die Arbeit nimmt sich somit einem wichtigen Desiderat der umwelthistorischen Forschung zu Osteuropa an und relativiert die weit verbreitete Vorstellung vom naturzerstörenden Staatssozialismus. Die Regime beider Länder bemühten sich durchaus ernsthaft um den Schutz der Umwelt. Allerdings zeigt die Arbeit auch, wie diese Bemühungen letztendlich am politischen System mit seiner Wachstumsfokussierung und fehlenden Gewaltenteilung scheiterten. Dies wird umso deutlicher an den von mir gezogenen weltweiten Vergleichen zur Wasserwirtschaft. Bis in die 1970er war das Verhältnis von Mensch und Umwelt bis in die 1970er Jahre in allen Industriestaaten vergleichbar. Erst die Zivilgesellschaft und die erstarkten Umweltbewegungen in liberalen Demokratien stoppten die zunehmende Umweltverschmutzung.
- Das politische Imaginäre eurasischer Fiktionsräume: Imperiale (Gegen-)Diskurse im postsowjetischen Russland
Die Studie befasst sich mit den eurasischen Repräsentationen der politischen Einheit und ihrer Reflexion in der russischen Literatur der postsowjetischen Zeit. Die Vorstellungen von einem einheitlichen eurasischen Raum werden anhand des klassischen Eurasismus der 20er- und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts sowie seiner zeitgenössischen Version am Beispiel von Aleksandr Dugin, Aleksandr Panarin und Michail Titarenko betrachtet. Des Weiteren wird analysiert, wie die Literatur der postsowjetischen Zeit Bezug zu dem eurasischen imperialen Diskurs nimmt und welche Entwürfe und Gegenentwürfe eines eurasischen Imperiums sie hervorbringt. Alternative eurasische Imperien werden am Beispiel der Werke von Pavel Krusanov, Chol'm van Zajčik und Vladimir Sorokin in den Blick genommen. In literarischen Alternativgeschichten und Zukunftsversionen des russischen Staates decken sich die vielfältigen Widersprüche der eurasischen Ideologie selbst in ursprünglich affirmativ angelegten Werken auf.
- Über Riesen und Zwerge: Tschechoslowakische Amerika- und Sowjetunionbilder 1948–1989
Waren Amerika- und Sowjetunionbilder in der sozialistischen Tschechoslowakei so einseitig und schwarz-wei«, wie ein erster Blick in die offizielle Zeitung der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSC) Rudé Právo vermuten lässt? Dieser Frage geht das Buch nach und analysiert visuelle und textuelle Repräsentationen der USA und der UdSSR in der tschechoslowakischen Öffentlichkeit von 1948 bis 1989 sowie ihren Wandel. Dabei zeigt es erstens, dass die KSC bei dem Versuch, eine polarisierte Sichtweise auf die beiden Länder zu etablieren, auf Schwierigkeiten stie«. Dazu zählten die Kontinuität von bestehenden Vorstellungen, die mangelnde Effektivität der Zensur, Zäsuren wie der Einmarsch des Warschauer Paktes 1968, aber auch das Misstrauen eines kleinen Landes gegenüber den Weltmächten – den »Riesen« wie es in einigen zeitgenössischen Debatten heißt. Zweitens liegt der Fokus auf den Funktionen der Amerika- und Sowjetunionbilder in tschechoslowakischen Debatten. Während die KSC die Bilder zur Legitimierung des Sozialismus und zur Delegitimierung der kapitalistischen Alternative einsetzte, verschafften sich verschiedene Akteure Handlungsspielräume, um von den offiziellen Bildern abzuweichen und ihnen andere Funktionen – darunter auch Kritik an Missständen in der Tschechoslowakei – zuzuschreiben. Damit hinterfragt die Arbeit die oft unterstellte passive Rolle der Gesellschaft im Staatssozialismus und leistet einen Beitrag zur Medien- und Kulturgeschichte der Tschechoslowakei.
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