Global- und Kolonialgeschichte
Von Cornelia Soldat, Jürgen Kilian, Claas Henschel und
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Über diese Serie
Titel in dieser Serie (18)
- Weltzeit im Kolonialstaat: Kolonialismus, Globalisierung und die Implementierung der europäischen Zeitkultur in Senegal, 1880-1920
1
Sebastian-Manès Sprute untersucht die soziokulturellen Auswirkungen der Implementierung der standardisierten Weltzeit im kolonialen Senegal. Er diskutiert dabei den Transfer von Zeitnormen in einem vielschichtigen Arrangement von temporalen Ordnungspolitiken, Synchronisierungs- sowie Standardisierungsanstrengungen, das auf allen Ebenen der gesellschaftlichen und staatlichen Organisation wirksam wurde. Seine Pionierarbeit setzt sich in umfassender Weise mit dem Stellenwert von zeitlichen Ordnungen in Globalisierungsprozessen auseinander und leistet einen reichhaltigen Beitrag zur Untersuchung des bisher nur wenig erforschten Phänomens der Globalisierung der westlichen Zeitordnung.
- Representations of Global Civility: English Travellers in the Ottoman Empire and the South Pacific, 1636-1863
5
Perhaps unexpectedly, English travel writing during the long eighteenth century reveals a discourse of global civility. By bringing together representations of the then already familiar Ottoman Empire and the largely unknown South Pacific, Sascha Klement adopts a uniquely global perspective and demonstrates how cross-cultural encounters were framed by Enlightenment philosophy, global interconnections, and even-handed exchanges across cultural divides. In so doing, this book shows that both travel and travel-writing from the seventeenth to the nineteenth centuries were much more complex and multi-layered than reductive Eurocentric histories often suggest.
- Arabische Präsenzen in Deutschland um 1900: Biografische Interventionen in die deutsche Geschichte
3
Die Präsenz arabischer Menschen in Deutschland ist kein neues Phänomen. Personen wie Sayyida Salme (Emily Ruete) oder Hassan Taufik waren schon vor 1900 Teil der deutschen Gesellschaft. Orientalistische, nationalistische und koloniale Projektionen umfangen ihre Biografien. Aischa Ahmed stellt diskursiv marginalisierte Lebensgeschichten ins Zentrum ihrer Untersuchung und gibt Einblick in den Alltag arabischen Lebens in Deutschland zwischen 1871 und 1933. Es gelingt ihr, aus sensiblem historischen Quellenmaterial ein Narrativ arabisch-deutscher Geschichte zu erstellen, das eigensinnige Akteur*innen zeigt und belegt: Die Vorstellung einer homogenen deutschen Nation war bereits um 1900 hinfällig.
- Die »Nachrichtenstelle für den Orient« im Kontext globaler Verflechtungen (1914-1921): Strukturen - Akteure - Diskurse
2
Das politische Interesse in Deutschland am Islam hat seinen Ursprung im Ersten Weltkrieg, als das Kaiserreich zusammen mit dem Osmanischen Reich die »Revolutionierung« der islamischen Welt gegen die Entente-Mächte anstrebte. Eine zentrale Organisation im Feld der Dschihadisierung und der Kriegspropaganda war die 1914 gegründete »Nachrichtenstelle für den Orient«. Mit der Neukontextualisierung dieser Einrichtung unter Einbeziehung der Vorkriegs- und Kolonialgeschichte sowie der Agency einzelner Akteure gelingt es Samuel Krug, die Geschichte der Nachrichtenstelle für den Orient aus dem bisherigen Narrativ des Scheiterns als Kriegs- und Propagandainstrument zu befreien und eine spannende Geschichte globaler Netzwerke und Diskurse aufzudecken.
- Geschichte der Sklaverei in der niederländischen Republik: Recht, Rassismus und die Handlungsmacht Schwarzer Menschen und People of Color, 1680-1863
6
1776 wurde in der niederländischen Republik ein Gesetz erlassen, das ausschließlich für Schwarze Menschen und People of Color gelten sollte, die als Sklav*innen in die Niederlande kamen. Wie und warum geschah das? Was bedeutete das für die betroffenen Menschen und deren Lebensalltag? Anhand eines großen und in weiten Teilen bisher unerforschten Quellenkorpus geht Julia Holzmann diesen Fragen interdisziplinär und intersektional nach. Sie* untersucht die enge Verflechtung zwischen Kolonien und Metropole sowie rechtlichen, sprachlichen und sozialen Praktiken, darunter auch Rassismus. Ihre* biografischen Mikrostudien geben Einblick in die Geschichte Schwarzer Menschen und People of Color in den Niederlanden.
- Traditions Can Be Changed: Tanzanian Nationalist Debates around Decolonizing »Race« and Gender, 1960s-1970s
7
Whether and to what extent African states and societies have been able to break away from colonial impact is a still contentious issue. Harald Barre considers newspapers and academic activism in Tanzania as forums in which the project of an independent African nation was shaped through heated debates. Examining the changing discourses on race and gender in the 1960s and 1970s, he reveals that equating difference with inequality in the national narrative was fiercely contested. Pervasive images rooted in colonialism were thus challenged and in some cases fundamentally transformed by journalists, students, (inter)national scholars, (inter)national events and the promise of an egalitarian socialist state.
- Interwar Crossroads: Entangled Histories of the Middle Eastern and North Atlantic World between the World Wars
8
Studying the entangled histories of the areas conceptualized as Middle Eastern and North Atlantic World in the interwar years is crucial to understanding the two areas' respective and common histories until today. However, many of the manifold connections, exchanges, and entanglements between the areas have not received thorough scholarly attention yet. The contributors to this volume address this by bringing together various innovative and interdisciplinary approaches to the topic. They thereby further the understanding of the two areas' entangled histories and diversify prevailing concepts and narratives. Through this, the volume also offers enriching insights into the global history of the early 20th century.
- Gender und christliche Mission: Interkulturelle Aushandlungsprozesse in Namibia und Indonesien
11
Die christliche Mission war in mehrfacher Hinsicht ein geschlechterspezifisches Unternehmen, in dem Frauen und Männern klar definierte Rollen und Räume zugewiesen waren. Doch das fest umrissene Geschlechterbild stieß in der Praxis an Grenzen. So forderte die Bevölkerung in Namibia und Sumatra die Vorstellungen heraus und erzwang Veränderungen. Anhand ausgewählter Beispiele entfaltet Dorothee Rempfer die Dynamiken von Aneignung und Ablehnung religiös fundierter Geschlechterverhältnisse. Damit liefert sie wichtige Erkenntnisse zu Handlungsspielräumen und Gestaltungsmöglichkeiten europäischer und nichteuropäischer Akteur*innen im Kontext von Gender und Kolonialismus.
- Russland als Ziel kolonialer Eroberung: Heinrich von Stadens Pläne für ein Moskauer Reich im 16. Jahrhundert
9
Heinrich von Stadens Beschreibung und Angriffsplan auf Moskovien von 1579 greift auf die Vorlage der Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés zurück: das Muster-Narrativ für koloniale Eroberung im 16. Jahrhundert. In seiner Beschreibung Moskoviens stilisiert er seine Begegnung mit Zar Ivan IV. (»dem Schrecklichen«) nach der Begegnung Cortés` mit dem Aztekenherrscher Montezuma. Cornelia Soldat untersucht diese Texte über Russland, die Teil eines groß angelegten Planes des Pfalzgrafen Georg Hans von Veldenz sind, die Herrschaftsverhältnisse im Baltikum grundlegend zu ändern. Im Zentrum steht dabei die Einschreibung Russlands in die Kolonialismus-Erzählung.
- Die Ordnung der Lappmarken: Herrschaft und Praktiken des Vergleichens im Zuge schwedischer Expansion in der Frühen Neuzeit
10
Die Etablierung von Herrschaft in Nordskandinavien durch das schwedische Königreich im 16. bis 18. Jahrhundert hat sowohl kolonialisierenden wie auch vergleichenden Charakter. Andreas Becker fokussiert auf die von den zentralen Akteuren verwendeten Vergleichspraktiken und stellt deren Produktivität als zentralen Mechanismus von Herrschaftsorganisation heraus. Dabei fasst er die dort entstehenden Beziehungen weder als einseitig-übermächtigend, noch zeichnet er Schweden als einen »guten Kolonisator«. Stattdessen hebt er die Notwendigkeit von Aushandlung in einer innereuropäischen kolonialen Kontaktzone hervor, die bisher nicht auf diese Art untersucht wurde.
- Eine postkoloniale Flüchtlingskrise: Die Aufnahme kambodschanischer Flüchtlinge im Spannungsfeld von Menschenrechten und Rassismus in Frankreich
13
Die südostasiatische Flüchtlingskrise schockierte in den 1970er und 1980er Jahren die Weltbevölkerung und führte zu riesigen Aufnahmeprogrammen. Von den europäischen Staaten nahm Frankreich in dieser Zeit die meisten Flüchtlinge auf. Für diese Initiative waren die Verflechtungen von humanitären Aktivisten und Aktivistinnen, dem französischen Nationalstaat sowie innenpolitische Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Linken von zentraler Bedeutung. Laura Wollenweber stellt das historische Zusammenwirken dieser Aspekte heraus und legt zugleich dar, welche herausragende Stellung humanitäre Empathie und globale Menschenrechtsdiskurse sowie rassistische Denkmuster aus der Kolonialzeit für den Aufnahmeprozess besaßen. Darüber hinaus wird deutlich, wie die Aufnahme der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Indochina die heutige französische Wahrnehmung von Flucht und Migration prägte.
- Finding a Path for China's Rise: The Socialist State and the World Economy, 1970-1978
12
The rise of China is ever-present in debates on globalisation and ongoing power shifts. In a time of rising international tensions, understanding the interdependencies between China's course and the world economy is ever more important. Often, the economic reforms under Deng Xiaoping after 1978 are emphasised. They initiated dramatic changes in China's economy and contributed to its ascent as a world power. In contrast, less attention has been given to the context in which these reforms were implemented. Philippe Lionnet analyses important adjustments in China's agricultural, industrial and foreign trade policies in the course of the 1970s as well as their origins. He shows how policy experiments and their limits shaped the path of the socialist state.
- Epidemics and Othering: The Biopolitics of COVID-19 in Historical and Cultural Perspectives
14
The COVID-19 pandemic has affected the lives of many people around the globe and has brought to the fore discussions about the ways in which relations of power have shaped human biology and the health of populations. Focusing on these biopolitics, this collection brings together a number of historical and cultural perspectives on processes of othering in the long transnational human history of epidemics and pandemics. Contributors explore the intertwinement of biopolitics and othering with regard to specific bodies, people, and places, in relation to COVID-19 and beyond, as they discuss othering dynamics in the context of post/colonialism and with reference to a number of different cultural, political, medical and media discourses.
- Christliche Moral und koloniale Herrschaft in Togo: Die Missionskonzeption Franz Michael Zahns (1862-1900)
15
Das Verhältnis von Christentum und Kolonialismus ist vielschichtig und häufig undurchsichtig. Ohiniko M. Toffa entwickelt eine neue epistemische Lesart der deutschen Missions- und Kolonialgeschichte in Togo. Anhand der Missionskonzeption des Missionsinspektors Franz Michael Zahn wirft er einen diskursanalytischen Blick auf die unterschiedlichen Ordnungen, Entscheidungen und persönlichen Überlegungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den daraus abzuleitenden Werten und Normen. Diese Herangehensweise bringt eine neue Kolonialmoral hervor und liefert somit wichtige Anstöße für eine Dekolonialisierung des Wissens.
- Kolonialismus im Krieg: Die Kriegserfahrung deutscher Wehrmachtsoldaten im Nordafrikafeldzug, 1941-1943
17
Der Kolonialismus prägte die deutsche Gesellschaft nachhaltig. So schlug er sich auch in der Erfahrungsbildung der Menschen zur NS-Zeit nieder. Im Fokus der Studie steht die Kriegserfahrung deutscher Soldaten in Nordafrika, wo die Wehrmacht über zwei Jahre Krieg in einem kolonialen Raum führte. Sabine Küntzel zeichnet anhand von soldatischen Briefen, Tagebüchern, Bildern und anderen Zeugnissen ein vielfältiges Bild von exotistischen und kolonial geprägten Wahrnehmungen des nordafrikanischen Raums und seiner Menschen, die lange Zeit keinen Platz in der Erinnerung hatten. Zugleich wird deutlich, wie rassistische Fremd- und Weltbilder das gewaltvolle Handeln der Soldaten anleiteten. Die Studie liefert damit einen wichtigen Beitrag zu einer Kulturgeschichte des deutschen Militärs an der Schnittstelle von europäischem Kolonialismus und Weltkrieg.
- Des Kaisers Gouverneure: Sozialprofil, Deutungsmuster und Praktiken einer kolonialen Positionselite, 1885-1914
21
Als »Stellvertreter des Kaisers« standen die Gouverneure an der Spitze der kolonialen Verwaltungsapparate in Afrika und Ozeanien. Sie waren somit eine der wichtigsten Akteursgruppen bei der Konsolidierung der europäischen Herrschaft und der Realisierung imperialer Zielsetzungen. Jürgen Kilian nimmt 25 Gouverneure im Rahmen eines kollektivbiographischen Ansatzes in den Blick. Dabei untersucht er ihre während der Sozialisation im Kaiserreich erzeugten Denkweisen und Handlungsdispositionen, ihre Deutungsmuster angesichts der Landschaften und Menschen in den Kolonien sowie die Bandbreite gouvernementaler Herrschaftspraktiken im Kontext von kolonialer Staatlichkeit - ein einzigartiger Einblick in die Elite der deutschen Kolonialverwaltung.
- Studenten und Alte Herren im kolonialen Rausch: Burschenschaften und Kolonialismus vom Vormärz bis zur Gegenwart
19
Die Hoch-Zeit des studentischen Korporationswesens und das Bestehen des deutschen Kolonialreichs von 1884 bis 1919 fielen zeitlich zusammen. Trotzdem hat sich bis heute weder die Kolonialgeschichtsschreibung noch die Studentenforschung eingehender mit dem Verhältnis von Burschenschaften als bekanntester Korporationsform und Kolonialismus beschäftigt. Andreas Bohne ändert das und definiert burschenschaftliche Verbände als imperiale pressure groups ohne expliziten kolonialen Auftrag. Er stellt fest: Burschenschafter agierten aktiv in kolonialen Arenen - gleichzeitig stehen sie exemplarisch für die bürgerlichen Rezipienten der kolonialen Agitation und Popularisierung, die bis heute nachwirkt.
- Weltbildkonstruktion über den Wolken: »Inflight Magazines« als Quelle für historische Selbst- und Fremdbilder
20
Was verraten »Inflight Magazines« über die Weltwahrnehmung ihrer Zeit? Claas Henschel lässt scheinbar banales Werbematerial, das auf Flugreisen für Information und Unterhaltung sorgt, in neuem Licht erscheinen, indem er Bordmagazine als Dokumente historischer Reiseerfahrungen zum Gegenstand wissenschaftlicher Analysen macht. Anhand von Prospekten aus 90 Jahren zeigt er auf, welche internationale Wahrnehmung Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Tourismus für ihre eigenen und andere Staaten anstreben. Dabei eröffnet er neue Einblicke in zeitgenössische Weltbilder - und stößt auf Ambitionen der Abgrenzung zwischen Nachbarstaaten, Legitimation von Imperialismus, koloniale Unabhängigkeitsbestrebungen sowie grenzüberschreitende Identitäten.
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