Nebulosa
Von Lorenz Aggermann, Oliver Dimbath, Andreas Becker und
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Über diese Serie
In den Beiträgen der aktuellen Ausgabe von Nebulosa wird nach dem Motiv des Hungers in der Praxis von NGOs gefragt. Es wird das Erleben von Hunger in der Anorexie betrachtet und das Verhältnis von Hunger, Not und Armut in der Habsburger Monarchie analysiert. Ferner fokussieren die Beiträge u. a. die ikonische Repräsentation des Hungers auf dem Live Aid Festival 1985, Hunger als literarische Figur bei Goethe und Diktonius sowie die filmische Inszenierung von Hunger in The Walking Dead.
Titel in dieser Serie (8)
- Wahrnehmung und Erscheinen: Nebulosa. Zeitschrift für Sichtbarkeit und Sozialität 01/2012
1
Wie wird das, was erscheint, wahrgenommen – und was erscheint überhaupt? Diese Frage steht am Anfang von Nebulosa. Die erste Ausgabe der Zeitschrift nimmt sich ihrer mit einigen theoretischen und ästhetisch-experimentellen Reflexionen über Sichtbarkeit sowie mit genauen Lektüren des Sichtbaren an. Es geht um abstrakte Formulierungen, das Wahrgenommene und Wahrnehmbare zur Sprache zu bringen, darüber Aussagen zu treffen, genauso wie um konkrete Phänomene, die etwas sichtbar machen oder an denen etwas sichtbar wird – je nachdem, wie jemand auf sie blickt. In den Blick rücken soziale Sichtbarkeitsregimes, Husserls Auffassung des Bildbewusstseins, die Grenzen der Sagbarkeit an den Anfängen der Philosophie, diskrete Algorithmen, Mindmaps, Fotografien des Tatorts, das Stereotyp der 'schönen Jüdin', Walid Raads Blicke auf den libanesischen Bürgerkrieg und schließlich Stadtsichtbarmachung durch Street Art.
- Gespenster: Nebulosa. Zeitschrift für Sichtbarkeit und Sozialität 03/2013
3
Gespenster – Akteure an der Schwelle von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit geistern in der dritten Ausgabe von Nebulosa umher; und ebenso ihre Bezeugenden, die erstere als Diskursfigur in Besitz nehmen, funktionalisieren, als (para-)psychologisches Phänomen vermitteln oder künstlerisch inszenieren. Das Vereinen von üblicherweise als Gegensatz Angesehenem wie Persistenz und Absenz, Ordnung und Unordnung, Sinn- und Übersinnlichem, Tod und Leben scheint die Spezialität der Figuren zu sein, um die es den Beiträgen geht, welche die Vielfalt an spukenden Wesen zu erschließen suchen. So wird Spukphänomenen in einem Schwarzwälder Traditionshotel ebenso nachgegangen wie der Tragweite der Gespenster- Metapher, etwa als philosophische Denkfigur und Emblem des Poststrukturalismus oder als sich dem hermeneutischen Zugriff entziehende Poetik von textuellen Zeichen im Kontext strukturalistischer Theoriebildung. Das Potential des Gespensts als sozialtheoretisches Konzept wird befragt, sowie Intersexualität als soziales Phänomen von Weltlosigkeit. Das Verhältnis zwischen Gespenstern und dem 'Medium' Theater scheint ein besonderes zu sein – wie mehrere Zugänge im Hinblick auf Theater und Performance nahelegen: der Wiedergänger der Märtyrerin und die Probleme seiner szenischen Darstellung; das Gespenst als Figur des (Schau-)Spiels zwischen Verkörperung und Körperlosigkeit; Spuren auditiver Gespenstigkeit. Im Forum der vorliegenden Nebulosa-Ausgabe reagieren zwei Beiträge auf das vorangegangene Heft, welches Subversion zum Schwerpunktthema hatte.
- Subversion: Nebulosa. Zeitschrift für Sichtbarkeit und Sozialität 02/2012
2
Sichtbarkeit und Subversion – die zweite Ausgabe von Nebulosa nimmt sich vor, dieses Verhältnis zu untersuchen. Subversion soll dabei als Praxis verstanden werden, die im Verborgenen agiert, jedoch auf die Herstellung von Sichtbarkeit abzielt. Es wird gefragt, welche Qualitäten Subversion als widerständiges Denken und Handeln besitzt, besitzen kann und könnte. Inwieweit ist sie dazu fähig und muss es sein, produzierte Grenzen und die daraus entstehenden Grenzräume im zeitgenössischen Politischen, im Diskurs des Sozialen und in künstlerischer Theorie und Praxis sichtbar zu machen, zu verschieben, zu dekonstruieren und vielleicht sogar aufzulösen? Eine zentrale Rolle spielen in dieser Ausgabe subversive Potentiale von Kunst und Aktion im Kapitalismus. Es geht um Nachträglichkeit und Wirksamkeit in Sprachgebräuchen des Subversiven, um Integration als Subversion eines spaltenden Differenzbegriffs, um Karen Eliot, um subversive Affirmation als Strategie widerständiger Kunst, um politische Aussagekraft von Chor und menschlichem Mikrofon, um subversive Praxen von Berliner Hauptschülern und um den Untergrund der US Army. Der Kommentar zum Thema der vorherigen Ausgabe vertieft die Frage nach spezifischen Indices und den zu ihrer Herstellung angewandten Verfahren, die den ,Raum der Sichtbarkeit' konstituieren.
- Subjekte der Geschichte: Nebulosa. Figuren des Sozialen 05/2014
5
Beginnend mit der fünften Ausgabe, mit dem Thema Subjekte der Geschichte, verschiebt und konkretisiert Nebulosa ihre thematische Ausrichtung: In den Blick rücken soziale Akteur*innen mit ihren Praxen und Funktionen, seien es politische, kulturelle, künstlerische, diskursive oder andere. Die einzelnen Ausgaben widmen sich von nun an und weiterhin interdisziplinär einzelnen sozialen Figuren und ihren Erscheinungsformen. Mit der ersten dieser Figuren eröffnen sich zwei Stränge, die immer wieder zueinander finden, einander überkreuzen, ohne doch notwendig in der einen oder anderen Form miteinander verbunden gedacht zu werden: Geschichte und Subjekte. Theoretische Fassungen dessen, was Geschichte sei und was ein Subjekt, bestimmen Wahrnehmungen von Geschichte und Gegenwart, von den Möglichkeiten sozialen und politischen Handelns und damit von Zukunft. Geschichte ist nicht (nur) Vergangenheit, schon gar keine abgeschlossene, vielmehr gilt es, "das Problem der Gegenwart als geschichtliches Problem [zu] betrachten" (Georg Lukács). Die vorliegende Ausgabe setzt sich mit einem vielfältigen Spektrum historischer Figurationen, die sich aus den Überkreuzungen von 'Subjekt' und 'Geschichte' ergeben, auseinander. Dabei werden u.a. das mögliche Erwachen der Geschichte in unserer 'Zeit der Aufstände', Formen des Denkens und Schreibens (historischer) Subjekte sowie von Geschichte, Ethnisierungsprozesse der Indigenenbewegung Ecuadors, die Stadt als historische Akteurin und die historische Verortung von 'Aufschreibesystemen' untersucht. [GALAKTIKON] lädt in die Welt einzigartiger Torsohüllen ein und im Forum geht es um die vorangegangenen Ausgaben zu Maßnehmen / Maßgeben und Gespenster.
- Maßnehmen / Maßgeben: Nebulosa. Zeitschrift für Sichtbarkeit und Sozialität 04/2013
4
Die vierte Ausgabe von Nebulosa fragt danach, welche Qualitäten und Quantitäten das Maßnehmen bzw. das Maßgeben in der Gegenwart erreicht haben, wie und welche Sichtbarkeiten durch Anwendung welcher Verfahren und Strategien zu welchem Zweck erzeugt werden, also wie Maße des Sichtbaren gegeben werden, und wer sie gibt. Die Beiträge rekurrieren auf die Geschichte sozialer, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Diskurse des Maßnehmens und Maßgebens und fragen beispielsweise nach der Rolle von Maßen als Analysetechniken in den Konstitutionsprozessen des Sozialen, so in der 'Selbstoptimierung' oder beim 'Ethno-Marketing'. Aus philosophischer Perspektive wird das Maß in der Wahrnehmung des Kunstwerks bei Heidegger und Blanchot und andererseits als Selbstmaß von Geist bzw. Gesellschaft bei Hegel bzw. Marx untersucht. Im Feld der Kunst wird das Entwerfen von Maßgeblichem sowohl auf der Produktionsseite in Formen der Projektarbeit als auch der Rezeptionsseite in den Maßgaben erscheinender und dargestellter Körper betrachtet. Im künstlerischen Beitrag wird ein bisher unbekanntes Manifest nach Walter Benjamin gegeben. Das Forum verhandelt den Themenschwerpunkt der vorangegangenen Ausgabe: Gespenster aus vier kritischen und neue Gedanken eröffnenden Perspektiven.
- Arbeiterinnen und Arbeiter: Nebulosa. Figuren des Sozialen 06/2014
6
Nicht zuletzt im Zuge der sogenannten Krise und der von ihr zugespitzten Frage nach den Möglichkeiten, Wirklichkeiten und Imaginationen von Wertschöpfung im zeitgenössischen Kapitalismus ist der Begriff der Arbeit wieder einmal in aller Munde. In zentralen gesellschaftlichen Debatten werden Subjekte des Arbeitsmarkts verhandelt und diskutiert, wie mit ihnen durch die Politik umzugehen sei; Konzepte der Arbeit selbst und Konsequenzen, die Arbeitskonzepte und -realitäten für die in sie verstrickten Subjekte haben, werden jedoch meist weniger kritisch untersucht oder verhandelt. Die sechste Ausgabe von Nebulosa rückt Arbeiter*innen im Spannungsverhältnis von Emanzipation und Ausbeutung in den Mittelpunkt; der Fokus liegt sowohl auf historischen wie zeitgenössischen Formen und Diskursen. Die Beiträge hinterfragen ein neues Klassenverständnis, den Zusammenhang von Volks- und Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert sowie Arbeiter*innen als Adressat*innen und Repräsentationen der 68er-Bewegung. Repräsentation wird zudem als Gegenstand des Menschenhandelsdiskurses in den Blick genommen. Des Weiteren sind der fröhliche Roboter als neues kapitalistisches Subjekt, eine entwerkte Gemeinschaft der Zombies, Arbeiter*innen als Figuren der Gegenwartsliteratur und als probende Kreative Gegenstand des Hefts.
- Prinzessinnen: Nebulosa. Figuren des Sozialen 07/2015
7
Auch heute noch genießt die Prinzessin eine herausgehobene Stellung, die ursprünglich aus einem feudalen System stammt. Als soziale Figur und kulturelles Vorstellungsbild hat sie sich in das bürgerliche Zeitalter 'hinübergerettet'. An ihr lässt sich sehr deutlich sehen, dass die Definition einer sozialen Figur in Abhängigkeit und Abgrenzungen von anderen erfolgt. In diesem Fall resultiert, Prinzessin zu sein, aus einem dynastischen Verhältnis: eine Prinzessin ist die Tochter von jemandem, ihre Stellung ist damit zunächst immer eine ererbte, keine erworbene. Letzteres sollte sie eigentlich mit bürgerlichen Vorstellungsbildern in Konflikt bringen, dennoch erscheint die Prinzessin auch im bürgerlichen Zeitalter oftmals positiv konnotiert. Die Beiträge der siebten Nebulosa-Ausgabe nehmen vor diesem Hintergrund Prinzessinnen als historische Figuren und Figuren der Gegenwart in den Blick. Der Prinzessin wird sich aus genderspezifischer sozialisationstheoretischer Perspektive genähert, sie wird in Literatur, Theater und Kultur verortet. Bettelprinzessinnen und Prinzessinnen der Unterwelt spielen eine Rolle. Ferner wird die Prinzessin u. a. als Identifikationsangebot untersucht.
- Hunger: Nebulosa. Figuren des Sozialen 08/2015
8
Die vorliegende Ausgabe von Nebulosa setzt sich mit dem Thema Hunger auseinander. Hunger lässt sich als biologisches und als soziales Phänomen begreifen, das für den einzelnen Menschen als Aspekt seines Körpers eine lebenswichtige Rolle spielt, allerdings aufgrund der sozialen und historischen Verhältnisse, in denen er/sie lebt, ganz unterschiedliche Formen annehmen kann. Hunger ist ein Begleiter des Menschen durch die Geschichte in zahlreichen historischen und künstlerischen Darstellungen, eine Folge von Katastrophen, eine Waffe im Krieg und in der Gegenwart zu einem chronischen und konstitutiven Bestandteil der kapitalistischen Weltverhältnisse geworden. In den Beiträgen der aktuellen Ausgabe von Nebulosa wird nach dem Motiv des Hungers in der Praxis von NGOs gefragt. Es wird das Erleben von Hunger in der Anorexie betrachtet und das Verhältnis von Hunger, Not und Armut in der Habsburger Monarchie analysiert. Ferner fokussieren die Beiträge u. a. die ikonische Repräsentation des Hungers auf dem Live Aid Festival 1985, Hunger als literarische Figur bei Goethe und Diktonius sowie die filmische Inszenierung von Hunger in The Walking Dead.
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