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Reise zum Mittelpunkt des Universums: Eine astronomische Interpretation der Bibel
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Reise zum Mittelpunkt des Universums: Eine astronomische Interpretation der Bibel
eBook594 Seiten6 Stunden

Reise zum Mittelpunkt des Universums: Eine astronomische Interpretation der Bibel

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Über dieses E-Book

Dies ist eine einzigartige Entdeckungsreise durch die Weiten des Universums und durch die Jahrtausende der Bibelgeschichte. Dieses Sachbuch schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und christlichen Glauben, indem es astronomische Ereignisse in der Bibel systematisch beschreibt und erklärt. Aus diesem interdisziplinären Ansatz entstehen neue Impulse für die Interpretation der Bibel. Das Buch vermittelt zugleich die Grundlagen der Theologie und der Astronomie.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition GmbH
Erscheinungsdatum23. Juni 2025
ISBN9783384637895
Reise zum Mittelpunkt des Universums: Eine astronomische Interpretation der Bibel
Autor

Peter Köchling

Der Physiker Peter Köchling, geboren 1981, arbeitet als Qualitätsmanager und Entwickler. Seine Passion seit Kindheit an ist die Astronomie. Seit Jahren ist er in der deutschlandweiten Szene der Hobbyastronomen aktiv durch Veröffentlichungen, Vorträge und Internetblogs rund um Sonne, Mond und Sterne. Mit diesem Buch macht Peter Köchling eine Idee wahr, die er auf einer Pilgerreise unter dem Sternhimmel des Berges Sinai kreierte.

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    Buchvorschau

    Reise zum Mittelpunkt des Universums - Peter Köchling

    1- Die Zeugung von Allem

    Am Anfang war …

    Was liegt näher, als am Anfang dieses Buches über den Anfang des Universums selbst zu schreiben. Sowohl die Religionen dieser Welt als auch die Wissenschaften treibt diese Frage an, was der Ursprung von allem war. Den Beginn des Universums zu beschreiben, ist in etwa so, als wolle man sich an seine eigene Zeugung erinnern. Natürlich weiß man, dass sich die Samenzelle des Vaters und die Eizelle der Mutter miteinander vereinigten, weil schließlich Wissenschaftler unter einem Mikroskop dies bei anderen schon beobachtet und sogar gefilmt haben. Doch erinnern kann man sich an seinen ganz persönlichen Moment nicht. Es scheint zwecklos zu fragen, wie man sich zum Zeitpunkt seiner Zeugung fühlte, oder was man gerade dachte, weil Gefühle und Gedanken sich erst nach der Zeugung entwickelten. Bei dem Universum ist es sogar umso schwieriger, weil Wissenschaftler die Entstehung eines anderen Universums nicht unter einem Mikroskop beobachten können. Schließlich ist uns nur dieses eine Universum bekannt und der Zeitpunkt seiner Entstehung ist längst vergangen.

    Viele Menschen, die ihre Mutter oder ihren Vater nicht kennen, fühlen sich unsicher. Sie beschreiben sogar, dass sie einen Teil von sich selbst nicht kennen würden. Sie fühlen sich einem Teil ihrer Identität beraubt. Die leiblichen Eltern sind also ein wesentlicher Teil unserer Identität. Denn schließlich sind ihre Erbanlagen die Grundlagen der physischen und psychischen Merkmale eines Menschen, auch wenn wir durch unsere Lebensweise und Erfahrungen unsere Identität selbst mitgestalten. Ganz ähnlich ist es auch mit unserem Universum. Anstatt unsere heutige Welt einfach nur zu beschreiben, zu entdecken und zu etwas Besseren zu führen, fragt sich die Menschheit nach dem Ursprung und den Ursachen, um die Welt besser zu verstehen und für die Zukunft daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

    Auf der Suche nach unserem Ursprung wünschen sich viele, dass sie etwas Besonderes sind und von jemand Besonderem abstammen. Gaius Julius Caesar behauptete von sich selbst, Sohn des höchsten Gottes Jupiters zu sein. Samenbanken werben damit, wie gesund und erfolgreich ihre Spender sind. Andersherum reagieren manche Menschen heute noch verletzt, erfahren zu müssen, dass sie sich mit einem Affen gemeinsame Vorfahren teilen. Dies zeigt, wie sehr die Suche nach unserem Ursprung und Identität emotional aufgeladen war und ist.

    Wenn wir uns nun im Folgenden mit der religiösen und wissenschaftlichen Sichtweise auf den Anfang dieses einen uns heute bekannten Universum beschäftigen, werden wir zunächst auf große Widersprüche treffen, die aber im Laufe dieses Kapitels zu einem gewissen Teil wieder aufgelöst werden können. Gerade in der Frage nach der Entstehung der Welt scheinen sich auf dem ersten Blick Wissenschaft und Religion unvereinbar gegenüber zu stehen. Während die Einen den Konflikt mit viel Engagement und Leidenschaft öffentlich austragen, versuchen die Anderen den Verantwortungsbereich von Religion und Wissenschaft durch eine deutliche Linie voneinander zu trennen, um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Religionsführer ermahnen regelmäßig Wissenschaftler, die Frage nach der Existenz Gottes nicht in einem Experiment oder einer wissenschaftlichen Theorie zu prüfen. Im Gegenzug fordern Wissenschaftler religiöse Menschen auf, sich aufgrund ihres Glaubens den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Urknall oder zur Evolution des Lebens nicht zu verschließen. In diesem Buch wollen wir beide Sichtweisen zur Entstehung unserer Welt gleichberechtigt einnehmen.

    Wie wird die Entstehung von Allem in der Bibel beschrieben?

    Genesis, Kapitel 1

    1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;

    2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.

    3 Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.

    4 Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis

    5 und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.

    6 Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser.

    7 Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es

    8 und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag.

    9 Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es.

    10 Das Trockene nannte Gott Land und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.

    11 Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.

    12 Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war.13 Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.

    14 Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen;

    15 sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es.

    16 Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne.

    17 Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten,

    18 über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war.

    19 Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag.

    20 Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen.

    21 Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war.

    22 Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren.

    23 Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag.

    24 Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es.

    25 Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war.

    26 Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land.

    27 Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.

    28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.

    29 Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.

    30 Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es.

    31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

    Führen wir uns den oben erwähnten Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft konkret an dieser Stelle vor Augen. Die Einen legen die Bibel streng wortgetreu aus und halten dies für die exakte Beschreibung der Entstehung der Welt und lehnen heutige wissenschaftliche Erkenntnisse ab. Im Allgemeinen werden diese auch „Kreationisten genannt, weil sie lieber von der „Schöpfung (englisch creation) der Welt anstatt der „Entstehung der Welt sprechen, um Gottes Rolle als tätigen Schöpfer zu betonen. Die Anderen halten die Beschreibungen der Bibel für eine nette fiktive Geschichte ohne einen wissenschaftlichen Wert. Selbst manche Theologen gehen sogar so weit, dass sie meinen, dem Autor ging es gar nicht darum, die Entstehung der Welt zu beschreiben, sondern nur darum, die Rolle Gottes und des Menschen in der Welt klarzustellen. Ich glaube, dass alle Deutungsweisen etwas Wichtiges aufzeigen. Der Autor der Genesis möchte das Verhältnis Gottes zum Menschen und der Welt als Schöpfer beschreiben. Gleichzeitig gibt er sich aber auch große Mühe, die Welt nach dem damaligen „wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erklären. Die Bibel darf also sowohl als religiöses als auch wissenschaftliches Zeugnis verstanden werden, was ich in diesem Kapitel und den folgenden Kapiteln belegen werde.

    Die alternative Schöpfung

    Der Autor beschreibt die Entstehung der Welt und die Entstehung des Lebens zeitlich sortiert in einem Zuge, an dessen Ende der Mensch steht. Für ihn gehört dies zusammen, während die heutige Wissenschaft einen gedanklichen Schnitt zwischen den Disziplinen Astrophysik, also der Entwicklung des Universums, und Biologie, also der Entwicklung des Lebens, macht. Ob der Autor tatsächlich der Meinung war, dass die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde oder ob der Begriff Tage aus einer falschen Übersetzung herrührt und tatsächlich sechs längere Epochen gemeint sind, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Viel bemerkenswerter ist, dass gleich im Anschluss ein anderer Schöpfungsmythos beschrieben wird.

    1. Buch Mose, Kapitel 2

    4 Zur Zeit, als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte,

    5 gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen; denn Gott, der Herr, hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen und es gab noch keinen Menschen, der den Ackerboden bestellte;

    6 aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens.

    7 Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.

    Verwirrender Weise beschreibt die Genesis nun, dass der Mensch zeitlich schon vor einigen Pflanzen und dem Regen erschaffen wurde. Viele Theologen deuten dies als Hinweis, dass der Autor verschiedene Schöpfungserzählungen miteinander verband, um deutlich zu machen, dass ihm nicht die wissenschaftliche Beschreibung der Entstehung der Welt, sondern allein die religiöse Bedeutung wichtig war. Der biblische Autor hatte aber wohlmöglich gute Gründe, beide sich widersprechenden Mythen schriftlich festzuhalten, was ich an einem kleinen Ausflug in die Physik verdeutlichen möchte.

    Der englische Astrophysiker, Martin Rees, wurde in einem Interview gefragt, wie es sein könne, dass er mehrere Theorien zum Urknall, also zur Entstehung der Welt verfolge. Seine Antwort war verblüffend einfach. „Es ist gefährlich, wenn man seinen Theorien zu großem Glauben schenkt." Es macht eben keinen guten Wissenschaftler aus, nur einer Theorie zu folgen. Solange eine Theorie einer wissenschaftlichen Beobachtung oder einem Experiment nicht widerspricht, ist es absolut richtig und zweckmäßig, diese aufrecht zu erhalten, auch wenn es dazu führt, dass man mehrere Theorien im Auge behalten muss. Viele sind fälschlicherweise der Meinung, Wissenschaft bedeutet, nur an das zu glauben, was man auch beweisen, also verifizieren kann. Erkenntnisphilosophische Tatsache ist jedoch, dass man an alles glauben und alles postulieren kann und darf, was nicht widerlegt wurde. Selbstverständlich sollte man aber die Zweckmäßigkeit und den Sinn jeder Theorie für sich prüfen.

    Nehmen wir das Beispiel der Schwerkraft. Die älteste Theorie zur Schwerkraft besagte, dass alle Gegenstände nach unten fallen. Mit dieser prägnanten Beschreibung unserer Erfahrung kann man seinen Alltag gut bestreiten und tun es viele noch heute. Problematisch an dieser Formulierung ist jedoch, dass „unten" nicht genau definiert wurde. So diskutierten seit dem Altertum Gelehrte darüber, ob auf der anderen Seite unserer kugelförmigen Erde überhaupt Menschen leben können, weil diese ja herunterfallen müssten. Spätestens als jemand die Südhalbkugel bereiste, bedurfte es einer Anpassung der Theorie und man formulierte: Alle Dinge werden zum Mittelpunkt der Erde gezogen. Durch die Beobachtung des Laufs der Planeten und spätestens mit der Mondlandung muss jedem klar geworden sein, dass auch diese Theorie unhaltbar ist, denn sonst wären die Astronauten vom Mond auf die Erde gefallen. Also formulieren wir die Theorie neu: Massen üben eine gegenseitige Kraft aufeinander aus. Diese Kraft nennen wir Schwerkraft oder Gravitation. Die Schwerkraft des Mondes hält die Astronomen auf dem Mond. Sie fallen nicht auf die Erde, weil diese zu weit entfernt ist und ihre Schwerkraft gegenüber dem Mond auf die Astronauten somit zu gering ist. Diese Theorie formulierte der Physiker Sir Isaac Newton im 17. Jahrhundert. Etwas mehr als 200 Jahre später führten neue Beobachtungen, die seiner akzeptierten Theorie widersprachen, zu einer Anpassung durch Albert Einsteins Allgemeine und Spezielle Relativitätstheorie. Aktuell arbeiten Wissenschaftler daran, Einstein durch eine Theorie der Quantengravitation zu verbessern.

    Welche Theorie zur Schwerkraft ist nun richtig? Genau genommen alle und keine. Denn jede Theorie beschränkt sich darauf, auf prägnante Weise die aktuellen Erfahrungen und Beobachtungen zu beschreiben. Jede weitere neue Theorie beschreibt die Erfahrung der Schwerkraft etwas besser. Vollständig erklären vermag es aber keine. Es gibt sogar unterschiedliche physikalische Theorien, von denen Wissenschaftler wissen, dass sie nie in der Lage sein werden, durch ein Experiment festzustellen, welche nun richtiger ist, weil beide Theorien dieselben experimentellen Vorhersagen treffen. Genau genommen kann man auch keine der oben beschriebenen Theorien zur Schwerkraft mit hundertprozentiger Sicherheit beweisen also verifizieren. Man müsste seit Anbeginn der Zeit bis in alle Ewigkeit jeden Gegenstand beobachten, ob er auch tatsächlich der favorisierten Theorie der Schwerkraft exakt gehorcht.

    Nach dem kleinen erkenntnisphilosophischen Exkurs zur Schwerkraft widmen wir uns wieder den Hypothesen zur Entstehung des Universums. Die aktuellen Beobachtungen und Experimente der Wissenschaftler zum Urknall werden alle mehr oder weniger zufriedenstellend durch die verschiedenen aktuellen Theorien von Martin Rees und anderen Astrophysikern beschrieben, soll heißen, man hat noch keinen Widerspruch entdeckt. Findet man einen Widerspruch, so passt man die Theorie an. Genauso verfährt auch der Autor in den ersten beiden Kapiteln der Genesis. Er präsentiert uns aus seiner Sicht zwei Theorien seiner Zeit zur Entstehung der Welt und des Lebens. Keine dieser Theorien widersprach zum damaligen Zeitpunkt einer Beobachtung in der Natur, somit hatten beide ihre berechtigte Gültigkeit. Und es scheint dem Autor ausgesprochen wichtig gewesen zu sein, seine wissenschaftlichen Theorien in ein Buch religiöser Bedeutung mit aufzunehmen. Für den Autor gab es keine trennende Linie zwischen Wissenschaft und Religion. Die biblische Formulierung, dass Gott den Menschen formte, unterscheidet sich in ihrer Qualität nicht von der Formulierung eines heutigen Wissenschaftlers, der sagt, dass die biologische Evolution des Menschen Ausdruck göttlichen Willens sei. Schließlich gehorcht die Evolution physikalischen Gesetzten des Universums, an dessen Ursprung man Gott als Ursachenhypothese annehmen darf.

    Die Entwicklung der Schöpfung

    Zur näheren Deutung der Beschreibungen des Autors im ersten Buches Moses werden in der Regel andere Quellen hinzugezogen, auf die wir an dieser Stelle verzichten möchten, weil diese in anderen Kulturkreisen oder zu anderen Zeiten entstanden sind und sich somit zu sehr von diesem Text entfernen. Bleiben wir also ganz nah bei diesem Text. Und dabei spielt es auch keine Rolle, ob wir uns im hebräischen Original oder in der deutschen Übersetzung bewegen. Wir müssen uns lediglich vor Augen führen, dass der Ausdruck „Himmel im Deutschen entweder den transzendenten Ort, an dem Gott wohnt, beschreiben kann oder den Raum über der Erdoberfläche, also die Atmosphäre oder das Weltall. Im ersten Kapitel der Bibel ist dem hebräischen Wort „eshmim aber ausdrücklich der transzendente Ort gemeint. Im Englischen wird dies mit „heaven" übersetzt.

    Gleich im ersten Satz wird beschrieben, dass Gott Himmel und Erde getrennt voneinander schuf (Gen 1,1). Es gibt also eine transzendente Welt und eine irdische Welt. Diese Vorstellung ist im Altertum ganz und gar nicht selbstverständlich, lebten die Götter oder Geister anderer Religionen doch meist an irdischen Orten auf einem Berg oder einem anderen besonderen Ort in der Natur auf unserer Erde. Dieser erste Gedanke der Bibel ist revolutionär, weil nun über eine Realität hinter unserer irdischen, sichtbaren und erlebbaren Realität nachgedacht werden kann. Diese transzendente Realität existiert außerhalb unseres Universums. Aus dieser Realität heraus schafft und betrachtet Gott die irdische Welt.

    Die Welt besteht zunächst nur aus chaotischem Wasser, genauer der Urflut (Gen 1,2). Es besteht keinerlei materielle Ordnung. Die erste Ordnung, die Gott in der irdischen Welt schafft ist das Licht, welches er von der Finsternis trennt (Gen 1,3-4). Interessanterweise nennt Gott das Licht Tag und die Finsternis Nacht (Gen 1,5), während die Sonne erst am vierten Tag erschaffen wird (Gen 1,16). Die Sonne kann also nicht die Ursache für den hier beschrieben Tag am Himmel sein. Es wird bereits am ersten Tag Morgen und Abend, ohne dass die Sonne existiert. Dies ist ein Hinweis, dass der Autor mit Tag und Nacht und Morgen und Abend etwas anderes meint als den täglichen Rhythmus von Aufgang und Untergang der Sonne in unserer irdischen Welt. Vielmehr ist es ein transzendenter Rhythmus Gottes, der selbst nur tagsüber schafft und sich nach sieben Tagen sogar eine Auszeit gönnt (Gen 2,2).

    Am zweiten transzendenten Tag schafft Gott einen Ort, der frei ist von dem chaotischen Wasser, indem er ein Gewölbe innerhalb des Wassers schafft (Gen 1,6). Bildlich kann man sich dies wie einen ebenen Ozean vorstellen, über dem sich halbkugelförmig das Wasser hinter einem festen Gewölbe befindet, sofern man von einer ebenen, also flachen Erde ausgeht. Bei einer kugelförmigen Erde stellt sich dies dreidimensional vielleicht wie eine Luftblase im Wasser dar, in der wiederum ein kleinerer kugelförmiger Wasserball ruht aus dem sich stellenweise die Landmassen der Erde erheben. Auch in späteren Textstellen des Alten Testaments wird dieses Gewölbe als etwas Festes beschrieben, ähnlich einem Spiegel (Hiob 37,18). Dass der Autor als Grenze der irdischen Welt Wasser heranzieht, ist nicht überraschend. Schließlich stellt der Ozean ein unüberwindliches Hindernis im Altertum dar. Außer den Kontinenten Europa,

    Afrika und Asien sind keine weiteren Kontinente hinter den Ozeanen bekannt. Alle Reisenden, aus welcher Himmelsrichtung sie auch kamen, berichteten übereinstimmend, dass am Ende des Landes immer nur ein Ozean zu finden war. Zudem besitzt der Ozean dieselbe Farbe wie der Himmel, sodass beides offensichtlich aus demselben Stoff bestehen muss. Die Trennung zwischen dem Himmelsgewölbe oben (hebräisch: schamajim) und den Wassertiefen unten (hebräisch: tehôm) wird im Buch Hiob sehr eindrücklich beschrieben.

    Das Buch Hiob, Kapitel 26

    9 Er verschließt den Anblick seines Throns und breitet darüber sein Gewölk.

    10 Eine Grenze zieht er rund um die Wasser bis an den Rand von Licht und Finsternis.

    11 Die Säulen des Himmels erzittern, sie erschrecken vor seinem Drohen.

    Am dritten Tag erfahren wir, dass das Land bereits geschaffen war, allerdings von Wasser überflutet war (Gen 1,9). Dieses Meer zieht sich nun zurück und das trockene Land wird sichtbar. Das Universum der Genesis ist somit in drei Sphären unterteilt, die nacheinander in drei Tagen erschaffen wurden. Die erste Sphäre ist die des Lichtes. Drunter ist die der Atmosphäre und des Wassers, aus der schließlich die dritte Sphäre der festen Erde ersteht. Und diese drei Sphären werden nun in den nächsten drei Tagen von Lebewesen besiedelt, die diese beherrschen sollen.

    Die erste Sphäre wird durch Sonne, Mond und Sterne beherrscht (Gen 1,14), die am vierten Tag erschaffen werden. Tatsächlich betrachteten viele Kulturen des Altertums die Gestirne des Himmels als Lebewesen, Engel oder sogar Götter, weil diese sich schließlich am Himmel auch bewegen. Am fünften Tag werden die Pflanzen geschaffen (Gen 1,11) und dann die Tiere des Meeres und die Vögel (Gen 1,20), die die zweite Sphäre beherrschen. Und schließlich dürfen am sechsten Tag der Schöpfung die Lebewesen des Landes (Gen 1,24) und der Mensch (Gen 1,27) die Welt beherrschen. Diese klare Strukturierung der Welt setzt sich auch später im Alten Testament fort. Man beachte dazu, den Psalm 148, der in etwa dieselbe Reihenfolge der Schöpfung nutzt, wie die Genesis.

    Lobpreis auf den Herrn, den König des Kosmos

    1 Halleluja! Lobt den HERRN vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen:

    2 Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Heerscharen,

    3 lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne,

    4 lobt ihn, ihr Himmel der Himmel, ihr Wasser über dem Himmel!

    5 Loben sollen sie den Namen des HERRN; denn er gebot und sie waren erschaffen.

    6 Er stellte sie hin für immer und ewig, ein Gesetz gab er - und nie vergeht es.

    7 Lobt den HERRN von der Erde her: ihr Ungeheuer des Meeres und alle Tiefen,

    8 Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht,

    9 ihr Berge und all ihr Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern,

    10 ihr Tiere alle, wilde und zahme, ihr Kriechtiere und ihr gefiederten Vögel,

    11 ihr Könige der Erde und alle Völker, ihr Fürsten und alle Richter der Erde,

    12 ihr jungen Männer und auch ihr jungen Frauen, ihr Alten mit den Jungen!

    13 Loben sollen sie den Namen des HERRN, denn sein Name allein ist erhaben, seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel.

    14 Er hat erhöht die Macht seines Volks, zum Lob für all seine Frommen, für die Kinder Israels, das Volk, das ihm nahe ist. Halleluja!

    Es wird also nicht die Erschaffung der Welt geordnet nach historischen Ursachen und Wirkungen beschrieben, sondern geordnet nach ihrem vermeintlichen Zweck. Das Land entsteht, damit später die Pflanzen darauf wachsen können. Die Pflanzen entstehen, damit später die Tiere sich davon nähren können. Der Verlauf der Schöpfung geschieht also nicht zufällig, sondern folgt einem Plan, dessen Fortschritt Gott regelmäßig am Abend prüft. „Gott sah, dass es gut war!" Heute würden wir sagen, dass es sich bei Gott um einen sorgfältigen Projektmanager handelt, der sich regelmäßige Meilensteine zwischen den Phasen im Projektverlauf gesetzt hat, an denen er innehält und das Ergebnis jedes Meilensteins prüft, bevor er mit dem nächsten beginnt. Die Reihenfolge der Projektphasen ist so gewählt, dass jede auf der nächsten zweckmäßig aufbaut.

    Diese Zweckgebundenheit der Schöpfung wird im Mythos des zweiten Kapitels noch deutlicher am Beispiel eines risikoreichen Projektmanagers. Dort schafft er den Menschen aus dem Ackerboden, ohne dass dieser sich selbst ernähren kann (Gen 2,7), weil noch keine Feldpflanzen vorhanden sind. Damit der Mensch nun nicht verhungert, wird anschließend der Garten Eden geschaffen (Gen 2,9). Beide Schöpfungsmythen zielen auf den einen Zweck, den Menschen, der somit in den Mittelpunkt der Schöpfung gestellt wird.

    Viele bewundern die ersten Zeilen der Bibel für ihre tiefe Bedeutung und literarische Schönheit. Die Stelle Genesis 1,3, „Es werde Licht" können viele Menschen auswendig und zitieren diese Stelle in bedeutsamen oder erhabenen Augenblicken oder humoristisch beim Betätigen eines Lichtschalters. Ich persönlich empfinde diesen Text auch als inspirierend. Beim Lesen habe ich das Gefühl, bei dem wohl wichtigsten Augenblick des Universums, nämlich seiner Zeugung, dabei zu sein. Den literarischen Stil halte ich aber nicht für sonderlich einfallsreich. Der Eindruck einer hochwertigen literarischen Ästhetik rührt meiner Meinung nach aus einem Ringschluss her. Die Worte sind literarisch so wertvoll, nicht weil der biblische Autor zuvor jahrelang Homer, Shakespeare und Schiller studierte, die heute als hohe Literatur gelten. Es ist genau umgekehrt. Dieser wohl älteste Text der Welt ist die Grundlage aller heutigen westlichen Literatur. Alle bedeutenden Literaten kannten die Geschichte der Genesis und haben sich von ihr bewusst oder unbewusst beeinflussen lassen. Bei genauer Betrachtung ist der Text sogar erstaunlich einfach und schlicht. Es werden fast nur Hauptsätze ohne jedes Adjektiv verwendet. Ich möchte Ihnen, werte Leserin oder werter Leser, nicht die Schönheit der Zeilen nehmen. Ich möchte Sie aber an dieser Stelle einladen, noch einmal das erste Kapitel der Genesis zu lesen und es dieses Mal mehr als eine nüchterne wissenschaftliche Beschreibung der Entstehung der Welt zu sehen. Anschließend dürfen Sie mit diesem Buch fortfahren und die Schönheit der wissenschaftlichen Erkenntnis an sich entdecken.

    Die heutige wissenschaftliche Herangehensweise ist eine andere als die Zweckorientierung der Genesis. Sie beschreibt die Wirkung und sucht nach der Ursache. Der Zweck oder Sinn eines Ereignisses spielten keine Rolle. Durch eine Aneinanderreihung von Ursachen und Wirkungen wird die kosmologische und biologische Entwicklung des Universums beschrieben. Die erste Wirkung von Allem, die Zeugung des Universums, nennt die Wissenschaft Urknall.

    Um uns nun dem heutigen Stand der Wissenschaft zu nähern, ist es zweckmäßig genauso vorzugehen, wie im ersten Kapitel der Bibel. Als Erstes trennen wir gedanklich die irdische Welt von der Transzendenten. So können wir genauso wie Gott die Entwicklung der irdischen Welt von außen beobachten und beschreiben. Stellen Sie sich also eine Werkbank oder ein Labortisch vor, auf dem wir nun das Universum bauen. Damit der Tisch sauber bleibt und nicht beschädigt wird, entschließen wir uns, das Universum in einem tiefen Teller zu schaffen. Dieser Teller ist natürlich nicht Teil des Universums. Fangen wir also an und stellen uns den Zeitpunkt kurz vor der Entstehung des Universums vor. Was sehen Sie in dem Teller? Ich nehme an nichts, denn wir haben ja noch gar nichts geschaffen. Womit sollen wir also das Universum nun schaffen, wenn nichts da ist?

    Genau vor dem Problem stehen die Astrophysiker und Philosophen auch. Wenn mit dem Universum erst alles entstanden ist, dann muss es vorher nichts gegeben haben. Wie kann aber aus dem „Nichts, also weniger als dem absoluten Vakuum, etwas entstehen? Keine Teilchen, keine Energie, nicht einmal Raum. Einige machen es sich einfach, indem sie sagen, dass mit dem Urknall erst Zeit und Raum entstanden sind, somit gab es auch kein „Vorher. Dies hilft uns in unserem Gedankenexperiment aber nicht weiter und in unserem Labor leben wir nach der transzendenten Zeit und draußen neigt sich der erste Tag langsam dem Ende zu. Wir müssen uns beeilen. Da kam den Physikern eine geniale Idee, indem sie postulierten, dass es das „Nichts" gar nicht gibt. Und nicht nur das. Sie schafften es, dieses Postulat in unserem Universum sogar experimentell nachzuweisen.

    Vertiefung: Das Nichts existiert nicht

    Im folgenden Exkurs dieses Abschnittes werden ich erklären, warum es das „Nichts" in der Wissenschaft nicht gibt. An dieser Stelle müssen wir aber etwas ausholen, weil wir uns mit dem Begriff der Quantenphysik beschäftigen müssen. Quantenphysik ist keine außergewöhnliche Entdeckung wie die DNS oder die Radioaktivität, sondern lediglich eine neue Art der Mathematik, mit der man physikalische Vorgänge beschreiben kann, bei der die klassische Physik mit handfesten Teilchen und messbaren Feldern versagt. In den quantenphysikalischen Gleichungen werden Teilchen und ihre Eigenschaften wie etwa die Masse oder ihre elektrische Ladung durch Wellenfunktionen beschrieben. Dies klingt nicht nur sehr kompliziert, es ist aus so. Trotzdem wollen wir uns dies anschaulich mit Schwingungen klar machen.

    Schwingungen können wir uns am leichtesten, durch Töne und das Schwingen einer Gitarrenseite vorstellen. Ein sauberer Ton entsteht nur, wenn die abgegriffene Seite ein Vielfaches der halben Wellenlänge des Tones entspricht. Tiefe Töne haben sehr lange Wellenlängen, hohe sehr kurze. Schnell wird uns klar, des es einen tiefsten möglichen Ton geben muss, der durch die Gesamtlänge der Saite begrenzt ist. Diesen tiefsten Ton nennt man Grundton. Greift man diesen nun genau in der Mitte der Saite ab, halbiert sich die Wellenlänge und der Ton wird höher. Beim Licht ist dies ganz ähnlich. Licht, oder allgemeiner Strahlung ist eine Schwingung eines elektromagnetischen Feldes im Raum. Jede Farbe des Lichtes hat eine bestimmte Wellenlänge. Blaues Licht hat kurze Wellenlängen und rotes Licht lange Wellenlängen. Hohe Strahlungsenergie bedeutet wie bei den Tönen eine kurze Wellenlänge. Elektromagnetische Strahlung tritt mit Dingen vor allem dann in Resonanz, wird also absorbiert oder reflektiert, wenn die Größe des Objekts mindestens so groß ist wie eine halbe Wellenlänge. Sichtbares Licht hat eine Wellenlänge von etwa 400 bis 800 Nanometer (ein Milliardstel Meter). Somit kann man mit einem gewöhnlichen Lichtmikroskop nur Strukturen von 200 Nanometer oder größer erkennen. Dies entspricht der halben Wellenlänge von blauem Licht.

    Zur Wellenlänge ein Beispiel aus der Biologie. Die Schmetterlingsart Morpho Menelaus hat auf ihren Flügeln kleine lamellenartige Strukturen im exakten Abstand von 200 Nanometern, die dafür sorgen, das kurzwelliges blaues Licht zurück reflektiert wird, während Farben größerer Wellenlängen, wie grün, gelb oder rot absorbiert werden. Die Farbe Blau geht in Resonanz mit den Strukturen des Flügels. Durch diesen Interferenzeffekt schimmern die Flügel intensiv blau, ohne dass irgendwelche Farbstoffe vorhanden sind.

    Nun kann man in der Quantenphysik einem Teilchen abhängig von seiner Masse und Geschwindigkeit auch eine Wellenlänge oder anders gesagt eine Farbe des Lichtes zuordnen. Berechnen kann man dies über die so genannte De-Broglie-Gleichung. Mit Hilfe von Interferenzeffekten wie beim Morpho Menelaus kann man beobachten, dass sich ein Teilchenstrahl prinzipiell genauso verhält wie ein Lichtstrahl. Materie verhält sich mit zunehmender Geschwindigkeit immer ähnlicher wie Licht, was eine Beschreibung von Zuständen der Materie über die Wellenfunktionen, wie es die Quantenphysik macht, nahelegt. Teilchen mit hoher Masse haben eine hohe Energie, was sehr kurzen Wellenlängen in der De-Broglie-Gleichung entspricht, was wiederum einem hohen Ton in unserem Gleichnis der Musik entspricht.

    Eine elektromagnetische Welle braucht in allen Raumrichtungen Platz, um schwingen zu können. Dieser Mindestplatz entspricht seiner Wellenlänge. Das gilt für eine Lichtwelle genauso wie für eine Materiewelle (De-Broglie-Welle). Stellen Sie sich nun zwei quadratische Stahlplatten vor, die sich sehr eng flächig gegenüberstehen, aber nicht berühren. Solange der Spalt zwischen den Platten größer ist als eine Wellenlänge des Lichts, kann es sich zwischen den Platten nahezu ungestört ausbreiten und den Spalt durchdringen. Wird der Spalt allerdings kleiner als die Wellenlänge, ist es für den Lichtstrahl so, als wäre der Spalt ganz geschlossen. Er kann den Spalt nicht mehr durchdringen, obwohl dort noch etwas Raum ist. Das gleiche gilt auch für einen Materiestrahl aus schnellen Teilchen. Nur Materiestrahlen mit einer großen Masse oder großen Geschwindigkeiten und somit kleinen Wellenlängen können den engen Spalt ungestört durchdringen. Teilchen kleinerer Massen können in dem Spalt nicht existieren. In unserem nächsten Experiment entfernen wir den Strahl nun, stellen die Platten in eine Vakuumkammer und saugen die Luft um sie herum ab, bis wir ein Vakuum erreichen, was dem „Nichts" im Universum sehr nahekommt.

    Nun kann man ein Phänomen beobachten, das Casimir Effekt genannt wird. Auf die Platten wird von außen Druck, also eine Kraft pro Fläche, ausgeübt, sodass sie sich annähern. Bei einem Abstand von 190 Nanometern entspricht der Druck 1 Pascal. Zum Vergleich; auf die Außenwände der Vakuumkammer drücken 100.000 Pascal oder 1 bar der umgebenden Luft unserer Erdatmosphäre. Was drückt nun auf die Platten in der Kammer, die im Vakuum, also im nahezu „Nichts", sind? Die einzige plausible Erklärung ist, dass die Platten im scheinbaren Vakuum doch von Teilchen umgeben sind, von denen zwischen den Platten aber weniger Teilchen sein müssen. Der Überschuss der Teilchen um die Platten herum prallt auf die Platten von außen und drückt diese leicht zusammen. Woher kommen diese Teilchen im Vakuum und warum sind weniger davon zwischen den Platten im Spalt zu finden? Man nimmt an, dass die Teilchen spontan ohne jeden Grund entstehen. Man nennt sie auch virtuelle Teilchen, weil sie nur sehr kurz auftreten und nicht real beobachtbar sind. Nicht nur, dass die Teilchen spontan nach Belieben entstehen und sich wieder auslöschen. Zu allem Überfluss besitzen diese Teilchen auch keinerlei Masse aber trotzdem Impuls und Energie, wie man es auch von den Photonen, den Lichtteilchen, kennt.

    Wir haben bei den De-Broglie-Wellen gesehen, dass sehr leichte und langsame Teilchenstrahlen eine große Wellenlänge brauchen und dass in einem engen Spalt nicht genug Platz ist, dass dort solche energiearmen Teilchen existieren können. In dem Spalt fehlen also die energieärmsten virtuellen Teilchen. Und umso enger der Spalt wird, desto weniger von den energiearmen Teilchen können dort existieren bzw. spontan entstehen. Dies erklärt, warum im Spalt weniger Teilchen sind als um die Platten. Das mehr an energiearmen Teilchen außen übt einen Druck auf die Platten aus. Kurz gesagt; wenn der Spalt zwischen den Platten nur eng genug ist, so passen Teilchen einer gewissen Größe bzw. Energie nicht mehr dazwischen. Die Tatsache, dass etwas von außen auf die Platten drückt, beweist, dass dort Teilchen sein müssen. Dies ist ein Glanzstück der naturwissenschaftlichen Methodik. Das „Nichts konnte man zwar nicht messen, nachweisen oder beweisen, also widerlegte man durch Messungen die Existenz des „Nichts und konnte so die Existenz der postulierten virtuellen Teilchen auch im scheinbaren absoluten Vakuum nachweisen. Das „Nichts kann also in unserem Universum nicht existieren. Das so genannte Quantenvakuum ist immer von „schwingenden Teilchenwellen eben diesen virtuellen Teilchen gefüllt. Somit kann auch ein Vakuum, also ein Raum aus dem alle Luft und andere Moleküle abgesaugt wurden, niemals frei von jeder Energie sein. Die virtuellen Teilchen füllen jeden Raum mit ihrer Vakuumenergie. Leider kann man diese ständig vorhandene Vakuumenergie nicht als unerschöpfliche Energiequelle anzapfen, weil es sich um den niedrigsten Energiezustand im Universum handelt. Analog kann man in einem weiten und ruhigen Ozean wie der Sargassosee im Atlantik keine Wassermühle betreiben, weil es dort kaum Wellen und keine Strömung gibt. Der Vergleich der Vakuumenergie mit dem Ozean ist durchaus angebracht, weil die Vakuumenergie um viele Potenzen höher ist als Energien, die wir alltäglich nutzen. Ich bitte um Verzeihung, sollte ich an dieser Stelle mit der Beschreibung des Casimir Effektes, zweier Platten in einer Vakuumkammer und der Vakuumenergie etwas abschweifen. Ich selbst bin aber von der Einfachheit des experimentellen Aufbaus und seiner Bedeutung für die Beschreibung des Universums stets aufs Neue beeindruckt und möchte Ihnen dies somit nicht vorenthalten.

    Ein sich ausdehnender Tropfen

    In unserem transzendenten Labor müssen wir also bei genauem Hinsehen feststellen, dass unser Teller gar nicht leer ist, sondern, dass dort eine „Urflut spontan entstehender virtueller Teilchen wild auf und ab schwingt. Wissenschaftler nennen diese „Urflut während des Urknalls „primordiales Quantenvakuum". Überwiegend kann man nur langsame große Wogen mit langer Wellenlänge sehen, dies entspricht den leichten und langsamen virtuellen Teilchenwellen. Hin und wieder aber zeigen sich die schwereren und schnellen virtuellen Teilchen durch kurze Wellenstöße mit steilen Flanken.

    Diese Umschreibung der komplexen Mathematik, die sich dahinter verbirgt, ist ein verzweifelter Versuch, die Zeugung des Universums aus physikalischer Sicht in Bilder und Worte zu fassen. Unweigerlich macht man durch diese Vereinfachungen und Vergleiche grobe Fehler. So muss man sich klar machen, dass dieses Quantenvakuum nicht nur in den uns bekannten drei Raumrichtungen Länge, Breite und Höhe schwingt, sondern in mehrdimensionalen Richtungen, die sich vielleicht als Formel an die Tafel schreiben lassen, aber geistig kaum fassbar sind. Trotzdem können wir mit diesem primordialen Quantenvakuum also den Grundzustand des Universums ohne die Existenz von heute uns bekannter Materie und Energie grob beschreiben, die unser Universum ausmacht. Nun stelle man sich vor, dass dieser vergleichsweise ruhige Ozean im Teller unseres Labors plötzlich an einer Stelle für einen kurzen Moment so stark aufgewühlt wird, dass sich ein winziges Tröpfchen von der Wasserfläche trennt. Gott könnte dabei etwas nachgeholfen haben, indem er einmal kräftig darüber pustete, oder biblisch formuliert „Gottes Geist schwebte über dem Wasser" (Gen 1,2). Das Tröpfchen hat in unseren Raumdimensionen nur einen Umfang von 10 hoch -33 Zentimeter, der Planck’schen Länge, die die kleinste physikalisch sinnvolle Ausdehnung

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