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Amerika ist weit: Roman aus der Eifel
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eBook216 Seiten2 Stunden

Amerika ist weit: Roman aus der Eifel

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Über dieses E-Book

Jeden Abend lehnt er an Marthas Tresen, unterhält sich, sieht fern, raucht. Vor allem trinkt er. Bier und Schnaps und alles, was Martha so anbietet. Meist lässt er anschreiben. Deckel voller Striche. Regelmäßig kommt seine Mutter, bezahlt die Deckel, weil sie es nicht aushalten kann, wenn er Schulden hat. Jedes Mal, wenn er nach Hause kommt, beklagt sie sich, wirft ihm vor, nicht zu arbeiten und schreit herum, dass er ihr mit seiner Sauferei noch die Haare vom Kopf frisst.
Dieser Roman wurde erstmals 2006 unter dem Titel »Der Boden dunkel« veröffentlicht. Die vorliegende überarbeitete Fassung trägt den Titel »Amerika ist weit«.
SpracheDeutsch
HerausgeberRhein-Mosel-Vlg
Erscheinungsdatum19. Apr. 2018
ISBN9783898018623
Amerika ist weit: Roman aus der Eifel
Autor

Ute Bales

1961 in Borler/Eifel geboren und in Gerolstein/Eifel aufgewachsen. Studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Kunst in Giessen und Freiburg/Breisgau, wo sie als freie Schriftstellerin lebt. Sie ist Mitglied im Literaturwerk Rheinland-Pfalz-Saar e.V., im Literarischen Verein der Pfalz, im Literatur Forum Südwest e.V. Freiburg und gehört dem Symposion Weißenseifen/Eifel an.

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    Buchvorschau

    Amerika ist weit - Ute Bales

    Nichts ist zu Ende

    Vogelherz, leicht, über den Mond gelaufen,

    Schlangen gebändigt, die Sphinx angelächelt, wo bist du?

    Vom Trittbrett eines fahrenden LKWs herab

    lachtest du an mir vorbei.

    Das war, als ich dich zum letzten Mal sah.

    Amerika wäre was gewesen.

    Winnetou, der Mississippi, die Rockys,

    die Saloons von Nevada.

    Aber nichts gesucht und nichts gefunden.

    Jetzt lehnst du am Himmel,

    lässig, Zigarette im Mundwinkel,

    Hände in den Hosentaschen.

    Bauschig die Wolken.

    Pferde dort oben, schnaubend,

    mit verwehten Mähnen.

    Der Himmel über deinem Berg

    immer noch voller Krähen.

    Winterlang die Krähen.

    Im Hof deiner Mutter rote Geranien.

    Nichts ist zu Ende.

    Aber du kommst nicht mehr.

    Für Klaus. Versprochen.

    Unter dem Himmel

    Als Junge hat Klaus diesen Traum. Da ist das Dröhnen der Aufklärer, die abendlich am Himmel erscheinen. Schlagartig leeren sich die Straßen und nur er, als Einziger, bleibt in einem leuchtenden Schneegestöber zurück. Ins Heranjagen des Flugzeugs breitet er seine Arme aus, hält den Kopf ganz nach oben, streckt die Zunge heraus und sieht für einen winzigen Moment das Blaue im Auge des Bordschützen.

    Mit der Kälte kommen die Luftangriffe. Die Leute in Talfang wissen nicht, wie sie die widersprüchlichen Nachrichten, die im Umlauf sind, verstehen sollen, fürchten sich vor den täglichen Attacken der Tiefflieger und Bomber, die unvermittelt auftauchen, mit Höllenlärm heranrasen und auf alles zielen, was sich bewegt.

    Der alte Blonzen hat damit angefangen und dann sind es viele geworden, die die Wintermonate hindurch in aller Frühe ihre Häuser verlassen, in die Kyllwälder flüchten und im Dickicht Schutz vor den Bombern suchen. Im Morgendunkel hat das leer werdende Dorf noch keine festen Umrisse und die kleine Prozession, die sich in unterschiedlicher Gangart vorwärts bewegt und in dumpfem Schweigen Kinder, Frauen und Alte mitschleppt, wirkt entrückt und einsam vor der Schneelandschaft, die sie aufzusaugen scheint. Gehüllt in schwere Mäntel, die die Farbe der Erde haben, ziehen sie ihre Karren, die beladen sind mit Körben und Kisten, Kochgeschirren und Lebensmitteln. Spätestens bei Tagesanbruch wollen sie bei den Steinbrüchen sein, wo es Höhlen gibt, die sie mit Zweigen ausgekleidet haben.

    Über kahle Flächen geht es hinauf in verhangene, trübe Wälder, über harschen Schnee, durch Lehm und Schlamm, immer dem trüben Licht nach, das an der ersten Karre unter der hinteren Deichsel flackert.

    Klaus hat Mühe, die Augen offen zu halten. Am Morgen hat er den Tauben gemimt, so dass sein Großvater ihn mit Tritten und Püffen aus dem Haus buxieren musste. »Na los! Mach schon! Bald wird et hell.« Wie im Tran und mit vom Schlaf verklebten Augen läuft er mit seinen genagelten Schuhen den Geschwistern hinterher. Gerne würde er sich in den Schnee fallen lassen. Aber immer, wenn er langsamer wird und sich nach einem der Findlinge umsieht, spürt er die Hand seiner Mutter im Rücken, die ihn vorwärts drängt. »Bist fast acht. Ich werd dich wohl net tragen müssen«, murmelt Ina, und ihr Blick gibt Kraft für das letzte Stück.

    Meist hockt er sich gleich bei der Ankunft auf einen Baumstumpf, betrachtet durch das Geäst der Bäume den heller werdenden Himmel mit den leisen Rottönen, lauscht dem Raunen der Tannenspitzen, dem Glucksen der Lüfte und dem zischenden Flug der Wolken, während die Mutter mit dem Großvater den Platz für den Tag richtet. Das nimmt immer einige Zeit in Anspruch, vor allem wegen Ursel, der Schwester, die erst ein halbes Jahr alt ist und in dieser frühen Stunde, inmitten des Durcheinanders, gestillt und gewickelt werden muss.

    Das Warten und Zusehen gefällt ihm. Drei Murmeln kramt er aus der Hosentasche, wirft sie in die Luft, fängt sie wieder auf, wirft schneller und schneller, fängt und wirft und fängt und wirft, bis sich die Kugeln in der Luft im Kreis zu drehen scheinen. Eine ist aus Ton, zwei sind aus Glas mit grün-gelben Spiralen im Innern. Wenn er die Murmeln ans Auge hält, verändert sich das Licht. Wenn er sie auf dem Boden unter das Laub mischt, leuchten sie wie wilde Augen von Wölfen. Immer, wenn er sie dreht, schnippt und durch die Luft wirbelt und es aussieht, als könne er damit im Zirkus auftreten, scheucht der Großvater ihn auf. »Lass dat! Mach dich nützlich oder spiel mit den anderen.«

    Die anderen mag er nicht. Sie lassen ihn nicht mitspielen, nennen ihn einen Störer, sagen, dass er zu klein ist. Ein paar Mal hat er, wenn es losging mit ›Ochs am Berg‹ oder ›Räuber und Gendarm‹, die Ordnung des Versteckens und Fangens, des Abzählens und Ausscheidens durcheinander gebracht, die Einteilung in Gut und Böse, Freund und Feind, weshalb er zurück musste auf den Baumstumpf, wo er mit dem Absatz Muster in den Waldboden hackt.

    Die anderen sind ihm egal. Auch die Kälte kümmert ihn nicht, genauso wenig wie der hungrige Magen. Er hat auch keine Angst vor Fliegerangriffen und heimlich genießt er das Getöse der Sirenen, das von Gerolstein herübertönt und die Tannen vibrieren lässt. Eilig verkriechen sich dann alle in den Höhlen, Mütter mit Säuglingen zuerst, dahinter die schiebenden Alten mit Töpfen, Koffern und Taschen. Das Gedränge und Stimmengewirr übertönt, zunächst weit weg, dann näher und näher kommend, das Dröhnen der Luftgeschwader, dem grelles Pfeifen, Krach und Schüsse folgen. Zusammengekauert hocken sie. Die alte Schringer Got mit ihrem schwarzen Tuch um den Kopf betet den Rosenkranz und bekreuzigt sich bei jedem Einschlag. Unruhig lässt sie die Holzperlen durch die dürren Finger gleiten, bewegt die vertrockneten Lippen ohne einen Laut.

    Der Großvater, den alle Pat¹ nennen, hält Wache. Er steht vor den Höhlen und späht in Richtung des Dorfes. Eine Tante strickt und zuckt dabei nervös mit den Augen. Dann plötzlich: Tack-tack-tack. »Habt ihr gehört?« Von der Lay her sind Geschützfeuer zu hören. Dann, zunächst weit weg, wie verhallender Donner, ein dumpfes Dröhnen und Brausen, schließlich das Einschlagen von Bomben. Noch enger kriechen sie zusammen, horchen gebannt ins Dorf hinunter.

    Erst wenn es eine Weile still bleibt und Pat sich wieder rührt, werden die Worte lauter. Manchmal dauert der Alarm endlose Stunden und es bleibt den Kindern nichts übrig, als in der Nähe der Höhlen zu bleiben und den Alten zuzuhören, deren Erzählungen sich allzu oft um den Krieg, die Verletzten, Vermissten oder Gefallenen drehen. Die stockenden und traurigen Worte der Frauen scheren Klaus wenig. Sie sind ihm zu klagend, zu rührend und es ist grässlich mit anzusehen, wie sie die Taschentücher herausziehen, um sich die vom Heulen und von der Kälte geröteten Nasen zu wischen.

    Da sind die Erzählungen der wenigen Männer, die sich mit ihnen verschanzen, viel spannender. Bei den Männern geht es um echte Gefahr, um Anarchie und Rache, um Waffen und Feinde und manchmal auch um Frauen. Da sitzt Klaus dann, versunken in die Worte, gepresst an die Felsenwand, jedes Mal berührt und in Bann gezogen von Welten, die so verschieden sind von seiner und kann sich nicht satt hören. Vor allem, wenn der alte Blonzen loslegt. Der hat angeblich Hindenburg in den Hintern getreten und ist als Fremdenlegionär in abenteuerliche Schlachten verwickelt worden, was ihn zwei Finger gekostet hat. Er ist fast überall herumgekommen und kennt Geschichten aus aller Herren Länder, die er schwärmerisch von sich gibt und jedes Mal schärfer würzt. Blonzen, mager, mit strähnigem, grauem Haar und gelbem Bart, flucht auf den Krieg, kennt schweinische Lieder und hört nicht auf zu betonen, dass die Einzigen, denen es in diesen Zeiten gut geht, immer und überall die Weiber sind.

    Klaus bewundert den Alten, der von sich behauptet, ein Anarchist zu sein. Schon als 14-Jähriger ist Blonzen zum Arbeiten nach Köln gegangen, dann nach Frankreich und später nach Italien. Besonders von den Jahren, die er in der Nähe von Paris zugebracht hat, spricht er gerne und oft, obwohl niemals klar herauskommt, welcher Art von Arbeit er dort nachgegangen ist und von was er gelebt hat. Mit derben Kraftausdrücken zieht er über die Partei her, über die Regierung im fernen Berlin, über Gott und die Pfaffen, sodass er immer wieder von den Frauen aufgefordert wird, sein Geschwätz zu lassen und die Kinder nicht zu verhetzen.

    Blonzen ist für das Feuer zuständig, das er aus Gründen der Tarnung im hinteren Teil der Höhle anzündet. Ist es besonders kalt, umringen ihn die Kinder, jedes bemüht, etwas von der verströmenden Wärme abzubekommen. Klaus sitzt immer ganz vorne, dafür sorgt Blonzen. »Du und ich«, sagt Blonzen und nennt ihn seinen Kompagnon. Er behaucht ihm die blau gefrorenen Hände, hebt sie gegen die Flammen, reibt ihm die Füße, was kitzelt und zum Lachen reizt und einmal fast dazu führt, dass eine Jacke Feuer fängt.

    Oft verkriecht sich der Rauch in den dicht übereinander liegenden Zweigen, mit denen die Höhlen verkleidet sind, findet keinen Abzug, brennt in den Augen und verursacht Husten. Kommen die Frauen mit den zerbeulten Aluminiumtöpfen, müssen die Kinder samt Blonzen Platz machen. Dann lassen sie sich neben den Flammen nieder, verwandeln den Schnee in den Töpfen in Wasser, schälen Kartoffeln und backen Eier in schwarzgebrannten Pfannen. Die Jüngeren schmieden Pläne, träumen vom Heiraten, kichern und stecken die Köpfe zusammen. Manchmal macht ein Foto oder ein Brief die Runde. Die Alten dösen und schicken die Kinder Brennholz sammeln und Schnee für das Waschwasser holen.

    Klaus sammelt kein Brennholz. Lieber streunt er in seiner zu kurz gewordenen Lederhose und dem an mehreren Stellen gestopften Pullover durch den Wald. Seine Mutter hat ihm eingeschärft, in ihrer Nähe zu bleiben. Trotzdem zieht es ihn magisch ins Dickicht, ins Unterholz, zu den Tieren und den entfernteren Höhlen.

    Mit Stöcken dringt er in den Bau der Hasen ein und hat Spaß, wenn es im Inneren der Höhle fiept und piepst. Er lauert den Mäusen auf und den Füchsen; ein Schauer läuft ihm über den Rücken, wenn er sich vorstellt, dass sein Urgroßvater, just an diesem Ort, den letzten Eifelwolf geschossen hat. Selbst bei Eiseskälte und wenn der Wind Schneeregen vor sich her treibt, läuft er allein über bemooste, gefrorene Pfade, klettert auf Buchen und Eschen, reißt an den Ästen der Tannen und Haselsträucher, springt über Farne, überquert Dreesbach und Hundsbach. Gerade wenn der Sturm die Wolken zerrt und der Wind die Wipfel biegt und beugt, wenn es über den Himmel blitzt und die Wut eines Sturmes über ihm dröhnt, ist er am liebsten draußen und wartet darauf, dass gegen Abend Nebel und Dunkelheit heraufziehen und Hecken und Sträucher verschlingen.

    Sein schmaler Mund verbreitert sich beim Lachen bis zu den Ohren, wenn er Neues entdeckt. Es gibt viel zu entdecken, denn alles interessiert ihn. Verwundert betrachtet er die Schneeflocken auf seiner Hand, die alle verschieden sind wie Tausende von Sternen. Wenn es regnet, beobachtet er, wie die Rinnsale die Erde weichen und kleine Läufe bilden, die sich wie Schlangen vorwärtsbewegen. Lustig ist es, wenn er mit seinen Schuhen auf der glibberigen Erde wegrutscht.

    Er ist Robin Hood, der die Armen rächt und Robinson Crusoe, der auf seiner einsamen Insel wilde Tiere zähmt. Er ist stark wie Garibaldi, von dem ihm Giuseppe, einer der Kriegsgefangenen, erzählt hat. Mit den vom Herbst noch liegengebliebenen Nüssen und Tannenzapfen stellt er die Schlacht von Gibraltar nach, Einmärsche Napoleons und die Völkerschlacht bei Leipzig. Aufgeregt verfolgt er die Bemühungen der Ameisen beim Bau eines Hügels, greift mit seinem Stock ins Geschehen ein und muss lachen, wie sich die emsigen Krabbler abplagen, eine Tannennadel oder ein Stück Rinde zum Gipfel zu transportieren.

    Scheint die Sonne, hält er Grashalme gegen das Licht, dreht sie zwischen den Fingern und freut sich am Wechsel der schillernden Grüntöne. Er malt mit Spucke auf die Felsen, ritzt Zeichen in Baumstämme, ahmt Vogelstimmen nach. Er sammelt seltene Blätter, Knochen und Glasscherben, besitzt einen toten Raben, der in einem Versteck begraben liegt, wo er außerdem leere Schneckenhäuser und eine Zigarrenkiste mit schwarzen Kötteln von Rehen verwahrt, die wie Lakritz aussehen.

    Spannend ist es, wenn Blonzen von den Urzeiten der Heimat erzählt. Die Vorstellung, dass, genau wo sie jetzt stehen, aus einst feuerspeienden Bergen glühende Lavaströme geflossen sind, die unaufhaltsam, unter Donnern und Zischen, alles Lebendige unter sich begraben haben, ist schaurig. Gruselig, dass der nahe Wöllersberg mit seinen Höhlen ein Vulkan ist, der jederzeit wieder ausbrechen und glühende Magma auswerfen kann. Manchmal, wenn das Getöse der Bomben laut wird, stellt sich Klaus vor, dass es der Berg ist, in dem es wieder angefangen hat zu brennen und zu brodeln.

    Dann und wann findet er Beweise für Blonzens Geschichten: urzeitliche Versteinerungen von Schnecken, Muscheln, Seesternen und Seelilien. Jedes Mal, wenn er eines der bizarren Gebilde ausbuddelt und zwischen den Fingern dreht, kommt ihm das riesige und tiefe Meer in den Sinn, das Blonzen so schillernd beschreiben kann, das Meer, das lange vor den Vulkanen die Eifel überflutet und mit Tieren bevölkert hat, die längst zu Stein geworden sind. Wenn er aus dem Wald heraustritt und Tal und Schneeflächen überblickt, sieht er statt der massigen Felsen und der kargen und rauen Gegend eine ausgedehnte Meereslandschaft mit Korallenriffen vor sich. Genau das sind die Felsen laut Blonzen einst gewesen: Korallenriffe und blaues, herrlich warmes Wasser voll seltsamer Lebewesen hat es hier gegeben, Tintenfische und Quallen, Algen und Seesterne, die in Buchten lebten, auch furchterregende Kraken in tückischen Untiefen.

    Gerne würde Klaus nachts in den Höhlen bleiben. Aber das erlaubt die Mutter nicht. Dass sie ihre Kinder vor allem nachts bei sich haben will, sagt sie und sieht ärgerlich nach Blonzen, dem sie vorwirft, dass er die Kinder auf dumme Ideen bringt. Dass man von ihm einiges lernen kann, weiß sie nicht. Beispielsweise wie man mit Reisig und Stroh Feuer entfacht, wie man Hasen das Fell abzieht und Hühner schlachtet. Längst hat Klaus gelernt, wann die Wolpern² reif sind, in welchen Ecken des Buchenwaldes im Herbst Stinkmorcheln und Steinpilze wachsen. Ein Baumhaus will er bauen, so wie Blonzen es in Afrika gemacht hat. Aus Bambus soll es sein und in einem Dschungelbaum hängen. Da, wo die Hyänen lachen und die Löwen brüllen. Wie Tarzan will er leben. Pat hat Seile, die wie Lianen aussehen. Damit will er durch den Busch fliegen. Nur Jiggs, der Affe, fehlt. »Dat geht auch mit ner Katze«, beruhigt Blonzen und ist sich da ganz sicher.

    Katharina und Richard, die älteren Geschwister, hassen die Höhlen. Ständig fürchten sie sich. Katharina verträgt die Nässe nicht, die ihr auf die Lungen schlägt. Immerzu hustet sie. Außerdem hat sie sich Frostbeulen geholt, die entsetzlich jucken und brennen. Jeden Morgen reibt Ina Katharinas auf das Doppelte geschwollenen Zehen mit einer halbierten Zwiebel ein. Gemeinsam pressen sie dann die bläulich verfärbten Füße Zentimeter für Zentimeter in die engen Schnürschuhe. Das Aufstehen und Gehen ist das Schlimmste. Mit zusammengebissenen Zähnen und Tränen in den Augen verlässt Katharina

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