Vertrauen und Vertrautheit in Organisationen: Beziehung gestalten zwischen Stabilität und Wagnis
Von Olaf Geramanis
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Über dieses E-Book
In diesem Buch erfahren Sie, dass der Weg zur Vertrautheit über Fremdheit und Bekanntheit führt. Wer als Beratungs- oder Führungsperson auf Vertrauen angewiesen ist, oder eine Vertrauenskultur implementieren möchte, sollte eine verlässliche Umgebung schaffen. Dabei ist Vertrauen an zwei Bedingungen geknüpft: Einer anderen Person zu vertrauen ist riskant und nur freiwillig möglich – andernfalls haben wir es nicht mit Vertrauen zu tun. Und selbst unter optimalen Voraussetzungen ist es dennoch nicht garantiert. Denn: Vertrauen lässt sich nicht festlegen, aber ohne Festlegungen geht gar nichts.
Olaf Geramanis
Prof. Dr. (phil.) Olaf Geramanis, Diplom-Pädagoge, ist seit 2004 Dozent an der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW) in Muttenz (CH) sowie Coach, Supervisor, Organisationsberater (BSO) und ausbildungsberechtigter Trainer für Gruppendynamik (DGGO). Zudem ist er in der Weiterbildungs- und Dienstleistungsbranche in den Bereichen Beratung, Coaching, Teamentwicklung und Organisationsberatung tätig. Als Studienleiter verantwortet er den Master of Advanced Studies Change und Organisationsdynamik an der FHNW Muttenz (www.organisationsdynamik.ch).
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Buchvorschau
Vertrauen und Vertrautheit in Organisationen - Olaf Geramanis
1Vertrauen zwischen Struktur und Prozess
Vertrauen handlungstheoretisch und in seiner inneren Eigenlogik beschreiben zu wollen, das heißt unabhängig von den subjektiven und psychologischen Voraussetzungen, ist nicht unproblematisch. Das Unbehagen besteht darin, dass wir uns im Glauben an diese positiv besetzte Wärmemetapher ungern durch eine wissenschaftliche Analyse irritieren lassen wollen. Weil Vertrauen eine so basale Angelegenheit ist, hat jede und jeder von uns ein ganz eigenes Bild davon, und je vertrauter dieses Bild ist, desto schwerer fällt es uns, davon Abstand zu nehmen und uns auf eine andere und möglicherweise fremde Lesart einzulassen. Gemäß dem Diktum »Man hat die Fehler seiner Tugenden« gibt es auch im Vertrauensdiskurs »dunkle Seiten« – zu viel Vertrauen kann blind machen. Von daher kann dieses Buch in Konflikt mit Ihrem bisherigen Bild von Vertrauen geraten und dieses zum Wanken bringen.
Ein Modell, das auf die Art und Weise, wie Beziehungen unter Vertrauen entstehen, Antworten geben will, muss erklären können, wann und unter welchen Bedingungen ein verlässliches soziales Miteinander erreicht werden kann. Wie können zwei oder mehrere Personen vertrauensvolle Erwartungen ausbilden und absichern, und über welche Fähigkeiten und Interessen müssen sie verfügen?
Um diese Fragen zu beantworten, muss zunächst geklärt werden, was genau gemeint ist, wenn von »Vertrauen« die Rede ist. Ein zentraler Aspekt wurde bereits angesprochen: Vertrauen ist eine riskante Entscheidung. »Riskant« bedeutet, dass wir immer dann, wenn wir auf Vertrauen angewiesen sind, Gefahr laufen, dass unsere Erwartungen nicht erfüllt, dass wir enttäuscht und geschädigt werden. Aber was ist dann ausschlaggebend für die Entscheidung dafür oder dagegen? Macht das eine Person ganz für sich allein im stillen Kämmerchen aus oder verbirgt sich dahinter eine grundlegende Beziehungsdimension?
Von Georg Simmel (1908) stammt das folgende Diktum: »Der völlig Wissende braucht nicht zu vertrauen, der völlig Unwissende kann vernünftigerweise nicht einmal vertrauen« (S. 346). Damit wäre Vertrauen nicht nur eine individuelle Entscheidung im Hier und Jetzt, denn eine solche ist voraussetzungsreich. Um die Entscheidung treffen zu können, braucht es einen »Zustand«, der zwischen Wissen und Nichtwissen angesiedelt ist.
Ein weiterer Schlüsselsatz für die Vertrauensthematik stammt von Niklas Luhmann (2001): »Vertrautheit ist eine unvermeidbare Tatsache des Lebens; Vertrauen ist eine Lösung für spezifische Risikoprobleme« (S. 144). Demnach besteht die Komplexität der Vertrauensthematik darin, Vertrauen einerseits als einen Prozess des Entscheidens zu verstehen, um als Person ein spezifisches Risikoproblem zu lösen. Andererseits gilt es, von dieser Entscheidung den »Zustand« zu unterscheiden, in dem die Entscheidung getroffen wird. Das bedeutet, die strukturellen Voraussetzungen innerhalb derer die Entscheidung stattfindet. Im Sinne einer solchen Strukturdimension, beschreibt Luhmann »Vertrautheit« als eine »unvermeidbare Tatsache des Lebens«. Ob mir etwas vertraut ist oder nicht, ob ich als Stammkunde wahrgenommen werde oder nicht, steht mir nicht als Entscheidung zur Verfügung, sondern ist eine »unvermeidbare Tatsache«. In diesem Sinne können wir auch den Satz von Simmel verstehen, in dem der Zustand des Wissens oder der Unwissenheit ebenfalls als eine Voraussetzung bzw. als »unvermeidbare Tatsache« angesehen werden