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Das Kombinat
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eBook110 Seiten1 Stunde

Das Kombinat

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Über dieses E-Book

Durch meine berufliche Tätigkeit kam ich für 12 Wochen nach Rumänien. Meine Aufgabe war, eine Chemieanlage in Betrieb zu setzen. In dieser Zeit lernte ich das Land und die Menschen kennen. In diesem Buch erzähle ich diese Erlebnisse welche in mancher Hinsicht anders waren als in den Medien wiedergegeben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Dez. 2023
ISBN9783756266982
Das Kombinat
Autor

F. Mischonkel

Ich machte eine Ausbildung als Maschineningenieur in der Fachrichtung Verfahrenstechnik. In dieser Funktion verbrachte ich zur Zeit von Ceausescu in Rumänien. In meiner Freizeit beschäftige ich mich schon viele Jahre mit der Ahnenforschung und habe so schon mehrere Bücher verfasst.

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    Buchvorschau

    Das Kombinat - F. Mischonkel

    Inhaltsverzeichnis

    Etwas anderes

    APC

    Die Reise

    Erster Flug nach Făgăraş

    Im Kombinat

    Unser Büro

    Besuch von Nelson

    Besuch von Dani

    Das Protokoll

    Zweiter Flug nach Făgăraş

    Ausflug nach Braşov

    Unser Appartement

    Die Elektrolysezellen

    Die Störungen

    Besondere Erlebnisse in Rumänien

    Dritter Flug nach Făgăraş

    Die Beule oder der Spachtel

    Besuch meiner Frau

    Die Ersatzteile

    Der Akzeptanztest

    Die Heimreise und die Tage danach

    Die Ausschreitungen in Braşov

    Nachwort

    Etwas anderes

    Nach meinem Studium als Verfahrensingenieur liess ich mich in einer chemischen Fabrik anstellen, welche Produkte herstellte, deren Ausgangsmaterial Kochsalz war. Diese Produkte waren vor allem Salzsäure, Natronlauge und Natriumhypochlorit mit dem Handelsnamen «Javelle». Die weiteren Produkte waren diverse Chlorate und Perchlorat (APC). In dieser Firma hatte ich 1987 die Möglichkeit, für einige Wochen nach Rumänien zu gehen, wo ich die Aufgabe hatte, eine Elektrolyseanlage und die Produktionsanlage für APC in Betrieb zu setzen. Obwohl in den Medien immer wieder über grosse Probleme in Rumänien berichtet wurde, interessierte mich diese Aufgabe in einem kommunistischen Land sehr. Dieser Aufenthalt ermöglichte mir, die tatsächlichen Verhältnisse in diesem Land kennen zu lernen. Es war nicht nur die Lebensweise der Menschen und ihr Verhalten, das mich interessierte, auch die Organisation in der Firma und die Überwachung und Kontrolle durch den Staat, wie es in den westlichen Medien verbreitet wurde, weckten mein Interesse.

    APC

    Unsere Firma beschäftigte sich schon seit Ende des 20. Jahrhunderts mit der Herstellung von Chlorprodukten. Strom als wichtiges Element für die Herstellung war reichlich vorhanden. Hatte doch Peter Zai-Kappeler eine Turbine aus der nahen Spinnerei seines Schwiegervaters, Kappeler-Bebié, in die Schiffmühle mitgenommen und Strom produziert. Zusammen mit dem Chemiker Hans Landolt begannen sie, mit Salz, das in der Nähe reichlich vorkommt, Salzsäure, Natronlauge und Javelle herzustellen. Später kamen Chlorate und Perchlorate hinzu. Die Firma produzierte bereits mehrere Jahrzehnte diese Produkte, hatte so reiche Erfahrung gesammelt und war weltweit bekannt. Einerseits brauchte man Natriumchlorat und abgewandelte Chlorate für die Feuerwerkerei, deren Abnehmer bekannte Schweizer Unternehmen waren. Aber auch als Unkrautvertilgungsmittel wurde Natriumchlorat, mit dem Handelsnamen «Tursal», jahrzehntelang von der SBB eingesetzt. Ein anderes Anwendungsgebiet war die Raketenantriebstechnik. Hierfür wurde das weiterverarbeitete Ammoniumperchlorat (APC) benötigt. Dieses Produkt stellte unsere Firma jahrzehntelang für die NATO her sowie für die Amerikaner, die diese für den Antrieb von Weltraumraketen verwendeten. Als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Ammoniumperchlorat dient, wie bereits erwähnt, Kochsalz. In einem ersten Schritt wird diesem Kochsalz mit Hilfe elektrischen Stroms in einer Elektrolysezelle Natriumchlorat hergestellt. Aus dieser Lösung wird das Natriumchlorat kristallisiert. Dieses gereinigte Natriumchlorat wird nun in einer zweiten Elektrolyse, wieder mit Hilfe elektrischen Stroms, zu Natriumperchlorat. Nach einer weiteren Kristallisation wird es wieder aufgelöst und mit Ammoniumchlorid zu Ammoniumperchlorat umgesetzt und daraufhin wieder kristallisiert. Zum Abschluss wird das Kristall getrocknet und auf die gewünschte Korngrösse gemahlen. Alle diese Vorgänge sind mit einem Risiko verbunden, angefangen bei der Elektrolyse, bei der freier Wasserstoff entsteht, und später bei der Verarbeitung des Natrium- und Ammoniumperchlorat kann es bei unvorsichtigem Handling oder bei der Verarbeitung zu einer Selbstentzündung kommen. Um die Zeit, als ich in Rumänien weilte, ereignete sich in Amerika eine schwere Ammoniumperchloratexplosion. Die Gefährlichkeit des Produktes und moralische Bedenken veranlassten unsere Firma, die Produktion von Ammoniumperchlorat aufzugeben.

    Bereits Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts interessierte sich eine südafrikanische Firma für das zum Herstellen von APC notwendige Know-how. Nachdem man sich geeinigt hatte, reiste eine Delegation aus Südafrika mit einem Spezialflugzeug hierher. Die Südafrikaner durften zu dieser Zeit nicht über den afrikanischen Kontinent fliegen, was viel näher gewesen wäre. Nein, sie mussten mit einem Flugzeug, das Zusatztanks für den Treibstoff mit sich trug, aussen herum über das Meer fliegen, nonstop von Johannesburg bis London, von wo aus sie mit einem anderen Flieger weiter nach Kloten reisten.

    In dem Gespräch fragten wir die Südafrikaner: «Weshalb bezahlen Sie die Schwarzen so schlecht, dass sie davon kaum leben können?»

    Da antworteten sie: «Wenn wir ihnen mehr Lohn gäben, würden sie am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit kommen. Sie arbeiten nur so viel, wie sie zum Leben benötigen, bekommen sie mehr, arbeiten sie einfach weniger.»

    Mit dieser Aussage mussten wir uns zufriedengeben und sie hatte, aus Sicht der Südafrikaner, auch eine bestimmte Logik. Wir konnten dies ja nicht überprüfen. Zudem verbreiteten die Medien ja dauernd Berichte über Afrikaner, die lieber feierten als arbeiteten. Ob dies in jedem Fall zutraf, weiss ich nicht. Es waren auch keine Weissen, die mit dem, was sie haben, nie zufrieden sind.

    Es kam ausserdem zu einer interessanten Begebenheit aus Unkenntnis der Sprache. In den Rührbehältern baute man sogenannte Stromstörer ein. Wörtlich übersetzt, hiess dies im Englischen «current breaker». So kam ein Telex mit der Frage ob dies auch stimme, was das denn mit dem elektrischen Strom für einen Zusammenhang hätte, sie vermuteten, dies sei ein Baffle, ein Umlenkblech, was natürlich auch zutraf. Aber in unserer Deutschschweizer Mundart waren dies eben Stromstörer, weil sie den Flüssigkeitsstrom störten. Ob und wie die Anlage in Südafrika funktionierte, haben wir nie erfahren.

    Einige Jahre später erreichte die Firma eine Anfrage der Firma Nobel Chematur Bofors aus Karlskoga für die Lieferung von Know-how zur Herstellung einer Anlage von Ammoniumperchlorat. Mit gemischten Gefühlen willigte man ein und verkaufte das Know-how, das für eine Anlage in Rumänien bestimmt war. Für welche Zwecke Rumänien eine Anlage zum Herstellen von Ammoniumperchlorat brauchte, wussten wir nicht und haben uns auch nicht danach erkundigt. Obwohl es modernere Anlagen gab, entschied sich der Kunde für unsere. Es war eine alte Technik, aber sehr einfach in der Handhabung. Neue Anlagen werden mit Membrantechnik ausgeführt, sind aber viel heikler und aufwändiger im Betrieb. Vor allem bei Kleinanlagen lohnt sich eine Elektrolyseanlage mit Membrantechnik nicht. Auch die nachfolgende Kristallisation wird heute meist kontinuierlich ausgeführt, aber diese ist mit noch mehr Schwierigkeiten verbunden.

    Wir hatten eine Versuchsanlage für die kontinuierliche Kristallisation gebaut, diese Technik aber wegen grosser Schwierigkeiten wieder aufgegeben. Stattdessen wurde die diskontinuierliche Kristallisation verbessert. In der Folge gab es in unserer Firma etliche Besuche von Ingenieuren von Nobel Chematur zur Besprechung der Abwicklung des Projektes. Einmal kamen die Ingenieure mit Detailplänen. Der Kunde wollte den Antrieb der Rührwerke mittels einer Transmission ausführen, einer Antriebsart, die man schon Mitte des letzten Jahrhunderts kaum mehr antraf. Wir hatten ein zwiespältiges Gefühl, wie die Anlage am Schluss funktionieren sollte. Gegen Ende der Projektierung weilte dann eine Delegation aus Rumänien bei uns. Es waren dieselben Leute, die ich später in Rumänien treffen sollte. Sie wohnten in einem nahegelegenen Hotel, von wo

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